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Der zweibandige Codex Eberhardi Marburg Hessischen Staatsarchiv K425 und K426 ist als Kartular ein von dem Monch Eberhard angelegtes zusammenfassendes Verzeichnis der zahlreichen Guter und Einkunfte des Reichsklosters Fulda im Umfang von 178 Blatt Bd 1 und 196 Blatt Bd 2 aus der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts Widmungsbild aus dem Codex Eberhardi Marburg Hessisches Staatsarchiv K426 fol 6r Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Inhalt 2 Rezeption 3 Buchschmuck 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksEntstehung und Inhalt BearbeitenEtwa zwischen 1150 und 1160 fertigte der Monch oder Konverse Eberhard genannt Eberhard von Fulda der wahrscheinlich einer thuringischen Ministerialenfamilie entstammte Abschriften der im Kloster gesammelten Besitzurkunden aus fruherer Zeit an Er gliederte das Material nach dem Rang der Aussteller in jeweils meist mit eigenem Vorwort eingeleitete Abschnitte 1 privilegia apostolicorum Papste 2 praecepta regum Kaiser und Konige 3 tradiciones fidelium Traditionsurkunden 4 descriptiones Einzelschenkungen 5 concambia Tauschurkunden 6 reditus prediorum Verzeichnis der Einkunfte Urbare 7 familiae Horige und Hintersassen 8 monasteria Nebenkloster 9 beneficia Lehen 10 oblationes fratrum Seelgerate 11 bona infirmorum Guter des Krankenhauses 12 gesta Marcvardi Biographie Abt Markwards Den Auftrag ein Kopialbuch archivierter Urkunden und Regesten zu schaffen vergab Abt Markward I 1150 65 der die Benediktinerabtei in der Mitte des 12 Jahrhunderts in einem wirtschaftlich desolaten Zustand vorfand Die Anregung und das erforderliche Pergament kamen von dem Cellerar Duto Als Kopist setzte dieser es sich zum Ziel moglichst viel verlorenes Klostergut zuruckzugewinnen und griff dabei auch zum Mittel der Verfalschungen und Falschungen Mit den so geschaffenen Rechtstiteln sollten Fuldaer Besitzrechte an Gutern bewiesen werden die dem 744 gegrundeten Kloster aber teilweise nie vermacht worden waren Der Versuch die wirtschaftliche Situation durch die Aufzeichnung der Besitztumer und deren Einforderung von Lehenstragern oder Ministerialen zu verbessern hatte zum Teil Erfolg Die Quellen Eberhards waren neben den noch vorhandenen Originalurkunden die karolingischen Kartulare aus der Zeit des Abtes Hrabanus Maurus von deren ursprunglich acht Banden heute nur mehr einer existiert Marburg Hessisches Staatsarchiv K424 Rezeption BearbeitenDas Urteil der Forschung hat sich von radikaler vor der Zugrundelegung moralischer charakterlicher 1 und sogar juristischer 2 Kategorien nicht haltmachenden Kritik des 19 Jahrhunderts zu einer differenzierteren die Zeitumstande und die Intentionen Eberhards berucksichtigenden Betrachtungsweise fortentwickelt Wahrend die scharfe Kritik der Diplomatiker noch bei Thomas Vogtherr nachhallt der den Codex Eberhardi als eine der grossten Falschungsaktionen die im Mittelalter jemals in einer einzigen Werkstatt erfolgten Vogtherr S 47 bezeichnet urteilte bereits Edmund E Stengel der Editor der Fuldaer Urkunden bis 802 wesentlich differenzierter Der Codex Eberhardi ist bei weitem die umfassendste Uberlieferungsform der alteren Fuldaer Urkunden Stengel XXX und Diese Sammlung ist denn auch von jeher in der Abtei Fulda selbst das bequeme Nachschlagewerk gewesen und jahrhundertelang geblieben in dem man alle seine Rechtstitel geborgen glaubte wie in Abrahams Schosse Stengel XXX Grosse Teile der Sammlung sind durchaus frei von gravierenden Interpolationen und Falschungen 3 Die dem Monch Eberhard in der bisherigen Forschung unterstellten Falschungen wurden dahin revidiert dass die Falschungen in erster Linie auf die Kaiser und Konigsurkunden sowie die der Papste zu beziehen sind Auch Meyer zu Ermgassen stellt zwar fest der Kopist habe kaum eine der von ihm benutzten Urkunden getreu wiedergegeben nicht wenige selbst erfunden beurteilt Eberhards Falschungen im Anschluss an Otto Roller aber als rein formal inhaltlich eher als geringfugig 4 Ein Beispiel der heutigen Betrachtung Eberhards bietet auch die Dissertation von Stefan Alles 5 Der Monch oder Konverse Eberhard sah seine Falschungen unter anderen Gesichtspunkten als moderne Juristen Historiker und Diplomatiker Was dieser Monch tat diente nicht seinem eigenen Vorteil sondern er falschte zum Wohle des Konvents dem er angehorte Vogtherr S 49 Heinrich Meyer zu Ermgassen der die Selbstzeugnisse Eberhards als erster systematisch untersucht hat resumiert Nach Eberhards zahlreichen Einlassungen ist sein Codex von ihm nicht als Kopiar im strengen Sinne gemeint nicht in erster Linie als internes Nachschlagewerk sondern vielmehr auf Aussenwirkung berechnet Seinem agitatorischen Zweck hat er sein Material untergeordnet Auf diplomatische Genauigkeit kam es ihm dabei nicht an Sein Werk ist eine Tendenzschrift Wie in anderen vergleichbaren Handschriften geht es um die Korrektur einer vermeintlich geschichtlichen Fehlentwicklung um die Wiederherstellung eines ursprunglichen Zustandes Die Schriftbander des Dedikationsbildes unterstutzen diese Interpretation Sie weisen die Stiftungen als Eigentum Christi aus der wiederum anerkennt durch sie genahrt worden zu sein Die beiden Hausheiligen und Patrone Bonifatius und Sturmi werden in der umlaufenden Rahmeninschrift prasentiert Fulda per egregios hos est suffulta patronos Ecce Bonifatius sacer et Sturmis pater almus Fulda wurde durch diese hervorragenden Patrone gestutzt Siehe der heilige Bonifatius und der liebevolle Vater Sturmi Ihr Wirken beschreibt der Vers des Schriftbandes das die himmlische von der irdischen Sphare scheidet Hi domino celi iungunt nos ore fideli Diese vereinigen uns mit dem Herrscher des Himmels durch ihr treues Wort Das Schriftband vom Initiator der Grundung des Klosters dem heilgen Erzbischof Bonifatius zur rechten Christi verlaufende Band tragt die Inschrift Accipe dona deus nobis collata rogamus Nimm die Gaben Gott die uns gestiftet wurden entgegen Das aus der Linken Christi zum Grunderabt dem Heiligen Sturmi herbfuhrende Schriftband tragt die Inschrift Me lactaverunt sua qui vobis tribuerunt Mir gaben Milch zu trinken die ihr Hab und gut euch zuwiesen Das den in demutiger Proskynese Bonifatius zu Fussen liegenden Eberhard begleitende Schriftband tragt die Inschrift Fratris Eberhardi miserere pater Bonifaci Des Bruders Eberhard erbarme dich Bonifatius 6 Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Eine Fulle von Detailangaben in der Handschrift gestattet Historikern Einschatzungen uber die Anfange von Siedlungen und Orten bis in die Zeit der Frankenkonige Buchschmuck BearbeitenDa der Codex Eberhardi neben praktischen vor allem auch reprasentativen Zwecken diente und insofern kein Kopiar im ublichen Sinne war sondern auf Aussenwirkung zielte 7 wurde er mit ausserordentlich reichem und qualitatvollem Buchschmuck ausgestattet darunter das hier abgebildete Dedikationsbild zum zweiten Band fol 6r zahlreiche historisierte Figureninitialen mit Papst Konigs und Kaiserdarstellungen sowie bewohnte Initialen mit Menschen Tieren Fabelwesen und Monstern florale Rankeninitialen Drolerieinitialen Lombarden kalligraphisch gestaltete Textzierseiten Arkaden als Architekturrahmen und Monogramme 8 In dieser Hinsicht lasst sich ihm keine andere Handschrift vergleichbaren Inhalts an die Seite stellen Literatur BearbeitenPistorius Niddanus Rerum Germanicarum veteres jam primum publicati scriptores Erstdruck aller vorhandenen Urkunden und Diplome Frankfurt 1583 1607 Johann Friedrich Schannat Corpus traditionum Fuldensium Leipzig 1724 Ernst Friedrich Johann Dronke Codex diplomaticus Fuldensis Fischer Kassel 1850 Konrad Wislicenus Die Urkundenauszuge Eberhards von Fulda Kiel 1897 Edmund Ernst Stengel Urkundenbuch des Klosters Fulda Marburg 1953 1958 Heinrich Meyer zu Ermgassen Herausgeber Der Codex Eberhardi des Klosters Fulda Band 1 1995 Band 2 1996 Band 3 2007 und Band 4 Der Buchschmuck des Codex Eberhardi 2009 Marburg ISBN 3 7708 1044 9 Bd 1 ISBN 978 3 7708 1059 8 Bd 2 ISBN 978 3 7708 1313 1 Bd 3 ISBN 978 3 86354 137 8 Bd 4 Thomas Vogtherr in Fulda im Alten Reich hrsg von Berthold Jager Veroffentlichungen des Fuldaer Geschichtsvereins 59 Fulda 1996 ISBN 978 3 7900 0275 1 Enno Bunz Klosterliche Grundherrschaft in Hessen Wirtschaftliche Bedingungen monastischen Lebens im fruhen und hohen Mittelalter am Beispiel der Benediktinerabtei Fulda in Sebastian Zwies Hg Das Kloster Fulda und seine Urkunden Moderne archivische Erschliessung und ihre Perspektiven fur die historische Forschung Tagung zum Abschluss des Projektes Online Erschliessung des Urkundenbestandes der Reichsabtei Fulda 751 837 Fuldaer Studien 19 Herder Freiburg u a 2014 S 185 219 ISBN 978 3 451 30695 2Einzelnachweise Bearbeiten Zur Forschungsgeschichte und den Urteilen der Diplomatiker vgl Heinrich Meyer zu Ermgassen Der Buchschmuck des Codex Eberhardi sie unten Literatur S 26 28 Er hat damit den Dipolomatikern manchen bosen Streich gespielt kritisiert Karl Foltz Eberhard von Fulda und die Kaiserurkunden des Stifts in Forschungen zur deutschen Geschichte 18 1878 S 491 515 hier S 496 seine Sorglosigkeit und Willkur tadelt Eduard Heydenreich Das alteste Fuldaer Cartular im Staatsarchive zu Marburg Das umfangreichste Denkmal in angelsachsischer Schrift auf deutschem Boden Ein Beitrag zur Palaographie und Diplomatik sowie zur Geschichte des Hochstiftes Fulda Teubner Leipzig 1899 S 13 S 16f seine Unzuverlassigkeit Michael Tangl Die Fuldaer Privilegienfrage in Ders Das Mittelalter in Quellenkunde und Diplomatik Ausgewahlte Schriften Bd 1 Akademieverlag Berlin 1966 S 489 539 hier S 519 original 1899 vgl ebd S 506 Anm 78 S 523f von verschrobener Charakterbildung spricht Ernst Bernheim Lehrbuch der historischen Methode und der Geschichtsphilosophie Mit Nachweis der wichtigsten Quellen und Hilfsmittel zum Studium der Geschichte Duncker und Humblot 8 Aufl Leipzig 1908 S 521 Mangel an Gewissenhaftigkeit und Grundlichkeit seien fast das Geringste was man ihm vorwerfen muss urteilt Johannes Bauermann Kleine diplomatische Funde 1 Eine Urkunde aus Vessra 1132 33 und der Codex Eberhardi in Sachsen und Anhalt Jahrbuch der Historischen Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt 7 1931 S 474 482 hier S 482 Anm 33 Falschung und Betrug konstatiert Harry Breslau Handbuch der Urkundenlehre fur Deutschland und Italien Bd 1 De Gruyter 2 Aufl 1902 S 97 Otto K Roller Eberhard von Fulda und seine Urkunden Diss Marburg 1900 Zeitschrift des Vereins fur Hessische Geschichte und Landeskunde Neue Folge Supplement 13 1901 S 75f Meyer zu Ermgassen Codex Eberhardi Bd 1 S IXf Stefan Alles Lampert von Hersfeld und Eberhard von Fulda Zwei gelehrte Monche als kritische Reprasentanten ihrer benachbarten Reichsabteien in den Umbruchen des 11 und 12 Jahrhunderts Eine vergleichende Wurdigung von Umfeld Werk und Bedeutung aus landesgeschichtlicher Perspektive Marburg 2011 hier besonders S 128 209 der Lateinische Text ist ediert von Heinrich Meyer zu Ermgassen Der Codex Eberhardi siehe unten Literatur Bd 2 S 9 die Ubersetzung stammt von mir Brun Candidus Vgl Heinrich Meyer zu Ermgassen Der Buchschmuck des Codex Eberhardi siehe unten Literatur S 24 26 ders Der Codex Eberhardi siehe unten Literatur Bd 1 S XII XIV Vgl Heinrich Meyer zu Ermgassen Der Buchschmuck des Codex Eberhardi siehe unten Literatur S 33 100 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Codex Eberhardi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Digitalisate des Codex Eberhardi HStAM K 425 und HStAM K 426 Video uber den Codex Eberhardi Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codex Eberhardi amp oldid 232888411