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Die Reichsabtei Schuttern lat Abbatia Schotterensis Patrozinium St Maria und St Petrus und Paulus war ein Benediktinerkloster in Schuttern an der Schutter gelegen heute Ortsteil der Gemeinde Friesenheim im Ortenaukreis in Baden Wurttemberg Es ist eine der vier fruhen Monchsabteien in der Ortenau und gehorte einst zum Bistum Strassburg und heute zum Erzbistum Freiburg Territorium im Heiligen Romischen ReichReichsabtei SchutternWappenLinks heraldisch rechts das AbteiwappenKarteDie Abtei Schuttern im Westen an der Schutter nordlich von Lahr Lohr gelegenLage im Reichskreis Karte des Schwabischen Kreises nach David Seltzlin 1572 Alternativnamen ReichsklosterBestehen Fruhmittelalter als Konigs und Reichskloster Am Beginn der Fruhen NeuzeitEntstanden aus karolingischem und ottonischem Reichskloster bischoflichem EigenklosterHerrschaftsform WahlmonarchieHerrscher Regierung ReichsabtHeutige Region en DE BWReichstag Reichsfurstenrat 1 Kuriatsstimme auf der Schwabischen PralatenbankReichsmatrikel 3 zu Ross 13 Fusssoldaten 90 Gulden 1521 Reichskreis Schwabischer ReichskreisKreistag Kreisstandschaft 6 zu Ross und 26 Fusssoldaten 1532 Hauptstadte Residenzen SchutternKonfession Religionen romisch katholischSprache n deutsch LateinischAufgegangen in 1801 Herzogtum Modena 1803 Johanniterorden 1805 Kurfurstentum Baden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baudenkmaler 3 Liste der Abte und Reichsabte von Schuttern 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUber die Grundung des Klosters Schuttern gemass der eigenen klosterlichen Tradition im Jahre 603 liegen keinerlei Quellennachrichten vor Eine fruhmittelalterliche Zelle die nach einem nicht weiter zu identifizierenden Offo Offoniswilare oder Offonis Cella benannt ist durfte auf die vom Elsass ausgehende Christianisierung des rechtsrheinischen Landes im Vorfeld des Bistums Strassburg auf die Wirkung der iro schottischen Mission und damit auf das 7 wenn nicht schon auf das 6 Jahrhundert zuruckgehen Die weitere Geschichte des Klosterbesitzes in Ortenau und Breisgau legt eine Verflechtung mit dem elsassischen Herzogsgeschlecht der Etichonen und der ihnen verbundenen Adelssippen nahe auch wenn das Kloster selbst moglicherweise erst in karolingischer Zeit unter den Schutz des Reichs gestellt wurde Am Platz des Klosters selbst bestand eine romische Siedlung wohl eine grossere und reprasentativ ausgestattete Villa rustica des 4 nachchristlichen Jahrhunderts von der Spolien beim Bau der Klosterkirche und bei der Anlage der Graber wiederverwendet wurden Der Versuch den in der Klostertradition des 13 und 14 Jahrhunderts verehrten Klostergrunder Offo mit einer Memoria einer bereits in karolingischer Zeit mit einem Mosaik besonders ausgezeichneten Gedenkstelle in Verbindung zu bringen muss trotz ausfuhrlicher archaologischer Dokumentation des Baubefundes Spekulation bleiben Die Hochstilisierung des Offo als Klostergrunder steht im Zusammenhang mit der politischen Agitation des Spatmittelalters gegen die amtierenden Klostervogte aus dem Haus Geroldseck Das Kloster wurde zwischen 746 und 753 durch Pirmin der Benediktinerregel unterstellt und errang in karolingischer Zeit eine bedeutende wirtschaftliche Stellung so dass es 817 im Kapitulare Ludwigs des Frommen uber das Heeresaufgebot der Reichskloster Notitia de servitio monasteriorum nach Lorsch in der Liste der 14 vermogendsten Reichskloster an zweiter Stelle steht Gleichzeitig wurde hier eine hochqualifizierte Schreibschule gepflegt wie ein vom damaligen Abt Betrich in Auftrag gegebenes und von Diakon Luithar geschriebenes Evangeliar heute in der British Library in London belegt 1 Moglicherweise ist es den Wirren der spatkarolingischen Zeit zuzuschreiben dass das Kloster vollig verarmte und sein Besitz sich spater fast vollstandig in den Handen der Herren von Geroldseck wiederfindet Erst mit der Entmachtung der Etichonen als Herzoge des Elsass scheint sich der Einfluss der Konigtums wieder geltend machen zu konnen Kaiser Otto II verlieh dem Kloster 975 ein Immunitatsprivileg das es aus der Gerichtsbarkeit der regionalen weltlichen Gewalten befreite und gewahrte den Monchen die freie Abtswahl 1007 1009 schenkte der spatere Kaiser Heinrich II Schuttern zusammen mit Kloster Gengenbach dem von ihm neu gegrundeten Hochstift Bamberg und bei seinem Besuch in Schuttern im Jahr 1016 ubereignete er dem Kloster wegen seiner grossen Armut die benachbarte Pfarrkirche von Friesenheim Wenn jemals wirklich ein Bezug auf einen Klostergrunder Offo bestand wurde diese Tradition in dieser Zeit unterdruckt das Kloster erscheint ab 1025 unter den Namen Schuttern Scutera Ob ein inhaltlicher und traditionsmassiger Zusammenhang zwischen der Neuorientierung des Klosters als Bamberger Eigenkloster dem Namenswechsel und dem Motiv des Brudermords von Kain und Abel auf einem zu Beginn des 11 Jahrhunderts angelegten Bodenmosaik dem altesten seiner Art in Deutschland an der Stelle der Memoria besteht muss offenbleiben nbsp Reichsabtei Schuttern Radierung von Franz Xaver Schonbaechel Ende des 17 Jahrhunderts nbsp Schutterns Kloster und PfarrkircheZahlreiche Feuersbrunste setzten dem Kloster im 12 und noch im 13 Jahrhundert zu und vernichteten neben den romanischen Klostergebauden vermutlich auch den grossten Teil der urkundlichen Uberlieferung Mit dem Jahr 1235 beginnt die urkundliche Belegbarkeit der Klostervogtei uber die in der vorhergehenden Zeit nur spekuliert werden kann Belege dass die Herzoge von Zahringen als Inhaber der Ortenauer Grafschaft vor 1218 die Vogtei ausgeubt hatten bestehen nicht Andererseits liegt die Vermutung nahe dass die Herren von Geroldseck bereits vor 1235 Vogteirechte zur Aneignung von Klosterbesitz in nicht geringem Umfang missbraucht haben Nach dem Absterben der Herren von Geroldseck in der Diersburger Linie fiel die Vogtei 1277 78 an das Haupthaus Geroldseck in der Hohengeroldsecker Linie zuruck und stand von da an unter dem Einfluss der von hier ausgehenden politischen Wirrnisse Die Vogteirechte dienten den Geroldseckern als Basis in der mittlerweile zur Stadt erhobenen Siedlung Schuttern eine Burg zu errichten die sie in der Zeit des habsburgisch wittelsbachischen Thronstreits im fruhen 14 Jahrhundert als Stutzpunkt nutzten Als Reaktion darauf wurden Kloster und Stadt 1334 35 von den Burgern der Stadt Strassburg zerstort Die geroldseckischen Erbauseinandersetzungen im 15 Jahrhundert zogen das Kloster ebenso in Mitleidenschaft 1486 wurde das Gerolsecker Territorium von den Pfalzgrafen bei Rhein annektiert die nun auch 1486 1495 die Vogtei uber Schuttern ubernahmen wie der Bauernkrieg 1525 bis es schliesslich durch einen neuen Grossbrand 1548 in Schutt und Asche gelegt wurde Die Stadtrechte gingen in diesen Wirren wieder verloren Im Jahr 1521 wurde die Abtei Schuttern allerdings in Worms als altes Reichskloster und quasi reichsunmittelbare Abtei in die Reichsmatrikel aufgenommen 1532 wird Schuttern zudem als Mitglied des Schwabischen Reichskreises mit einem eigenen Kontingent in der Kreismatrikel gefuhrt Zur Erneuerung des klosterlichen Lebens trat die Abtei Schuttern 1490 dem reformorientierten benediktinischen Klosterverband der Bursfelder Kongregation bei und gehorte ihr bis zu dem 1623 vom Strassburger Furstbischof erzwungenen Austritt an Im Jahr darauf 1624 trat die Abtei auf Druck des Furstbischofs in die neu gegrundete Strassburger Benediktinerkongregation ein Reformansatze wurden unter Mithilfe der Abteien Weingarten Ochsenhausen und St Blasien verfolgt Mit der politischen Orientierung nach Osterreich wurde der Abt des weiterhin formell der Bamberger Kirche gehorenden Klosters zum Ende des 17 und Beginn des 18 Jahrhunderts praktisch Mitglied der vorderosterreichischen Landstande Der Turm der barocken Kirche wurde in den Jahren 1722 23 unter Abt Placidus II Hinderer 1708 1727 errichtet Sein Bau wird dem Vorarlberger Baumeister Peter Thumb zugeschrieben auch wenn es keine ausreichenden Belege dafur gibt Auch den barocken Klosterneubau errichtete ab 1722 Peter Thumb Osterreichisches Militar schlug 1743 Unruhen unter den Schutterner Bauern nieder Unter Abt Karl Vogel 1753 1786 erlebte das Kloster noch einmal eine Blute in welcher in den Jahren 1767 1772 die heutige spatbarocke Abteikirche durch den Baumeister Joseph Michael Schnoller errichtet wurde und 1772 konsekriert werden konnte Deren Innenausstattung fertigte der Stuckateur Christian Eitel 2 Anno 1770 ubernachtete hier Marie Antoinette Tochter Maria Theresias und zukunftige Gemahlin des franzosischen Thronfolgers Ludwig XVI auf ihrer Reise von Wien nach Versailles zum letzten Mal auf deutschem Boden Im Frieden von Luneville 1801 wurde Schuttern mitsamt dem osterreichischen Breisgau Besitz des Herzogs von Modena und kam dann im Frieden von Pressburg 1805 an Baden Das Benediktinerkloster selbst mit dem Monchskonvent unter seinem letzten Abt Placidus III Bacheberle 1786 1806 war seit 1803 im Besitz der Johanniter und wurde erst 1806 von Baden aufgehoben Auch die Klosterguter und besitzungen des ehemaligen Reichsklosters in der Ortenau im Breisgau sowie im Elsass in Schwaben und in Lothringen fielen damit an Baden Die barocken Klostergebaude die ihm noch kurz vorher den Glanz einer kleinen barocken Residenz gegeben hatten wurden abgebrochen die Klosterkirche wurde Pfarrkirche des Dorfes Schuttern Baudenkmaler BearbeitenEinziger Uberrest des alten Klosters ist die weithin sichtbare ehemalige barocke Abteikirche und heutige Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt in deren Untergeschoss die Reste des ottonischen Bodenmosaiks von Kain und Abel sichtbar gemacht sind Der Turm der Kirche entstand 1722 unter franzosischen Stileinflussen 1767 bis 1772 folgte das Langhaus Dessen Vierungskuppel wurde 1821 abgebrochen ein Brand vernichtete 1853 die barocke Ausstattung Das heutige Erscheinungsbild geht auf die Gesamtrestaurierung der Kirche Ende der 1970er Jahre zuruck wahrend der auch umfangreiche archaologische Untersuchungen durchgefuhrt wurden Liste der Abte und Reichsabte von Schuttern BearbeitenIm Reichenauer Verbruderungsbuch genannte Abte aus Offinwilare Beretrich Erchanpertus Wenibertus Adalbertus PetrusFolgende Abtliste wurde den Annalen von Schuttern entnommen Folkerus I Simon Dieboldus Thomas I Anselmus Hugo Berholdus I Johannes I Eberhardus I Landolphus I Adelhelmus I Erchenbertus I Willo Emicho Ernicho Gottfridus I Bertholdus II Rudmannus Gottfridus II Hubertus Wernerus Poppo Folkerus II Alberikus Rupertus Friedrich I Domnus Beretricus oder Beretrich um 817 Petrus 830 Berchtholdus II Anselmus II Albertus oder Alberikus Egilbertus oder Egibertus 881 Dieboldus oder Theobaldus II 938 Ewihardus oder Eberhardus Guthardus 939 Folkerus III 975 1550 Eckebertus 1008 1016 Reginboldus 1016 1027 Rustenus auch Abt in Gengenbach 1027 1034 Folkerus IV oder Folkbertus Anselm III zugleich Abt von Gengenbach 1069 Rupertus I oder Robertus zuvor Abt von Reichenau 1077 Poppo zugleich Abt von Gengenbach 1083 Hugo zugleich Abt von Gengenbach um 1100 Eberhardus II 1102 1127 Udalrikus Conradus I vom Kloster Michelsberg 1135 1162 Swigertus oder Swigerus 1162 1187 Dietricus oder Theodoricus 1187 1215 Henricus I 1215 1245 Bertholdus III von Uttenheim 1245 1252 Rudolphus I 1252 1256 Friedericus II 1256 1262 Hermannus de Burner ein Strassburger Patrizier 1262 1295 Rudolphus II 1295 1324 Leutphridus Lente Lempfrit Lenfrit Lentfrit entstammt einer Rheinauer Patrizierfamilie 1324 1337 Jsenbertus 1337 1350 Wilhelmus I aus Lahr 1350 1370 Henricus II Schnellinger 1370 1379 Wernherus II von Lutzelburg 1379 1409 Fridericus III de Widergrun von Stauffenburg 1409 1416 Johannes II Armbruster von Strassburg 1416 1439 Paulus Forster 1439 1442 und 1460 1466 Wilhelmus II Schaub 1442 1460 Johannes III Vill Full aus Schuttern 1466 1491 Johannes IV de Widel von Gernsbach 1491 1518 Conradus II Frick 1518 1535 Rudolphus III Garb 1535 1550 zuvor Prior in Kloster Hugshofen Thomas II Bodenwald 1550 1555 Stephanus Weitinger von Horb 1555 1557 Martinus Schimpfer 1557 1562 fruher Abt im Kloster Schwarzach Fridericus IV Burger von Alpirsbach 1562 1593 Jakobus I Rapp von Freiburg 1593 1600 Johannes IV Knorr 1600 1624 Tobias Rosch 1624 1638 Konradus III Fuchs 1638 1639 Benedictus II Bebel von Ensisheim 1639 1641 Vincenz Haug aus St Blasien postuliert 1641 1656 Benedictus II Fusier aus Breisach 1656 1658 Blasius Sarwey aus St Blasien postuliert 1658 1674 Placidus I Heuss aus Breisach 1674 1687 Jakobus II Vogler aus Engen 1688 1708 Bruder von Romanus Vogler von 1672 bis 1695 Abt zu St Blasien Placidus II Hinderer aus Baden Baden 1708 1727 Franziskus I Muntzer 1727 1751 Karolus Vogel von Baden Baden 1751 1786 Placidus III Bacheberle aus Oberkirch 1786 1806 letzter Abt des Klosters Ultimus Abbas Literatur BearbeitenLuisa Galioto Die Abtei Schuttern vom Stutzpunkt zur monastischen Durchdringung der Ortenau zum reprasentativen und kulturellen Zentrum In Die Ortenau 84 Bd 2004 S 253 266 Karl List Die fruhe Geschichte des Reichsklosters Schuttern Ergebnisse der Grabung 1972 1975 In Wolfgang Muller Hrsg Kloster der Ortenau In Die Ortenau 58 Bd 1978 S 96 115 Gerhard Kaller Kloster Schuttern In Wolfgang Muller Hrsg Kloster der Ortenau In Die Ortenau 58 Bd 1978 S 116 149 Hermann Brommer Joseph Michael Schnoller 1707 1767 Ein Tiroler Barockbaumeister am Oberrhein In Badische Heimat Heft 1 Marz 1979 Karl List Die Reichsabtei Schuttern Ergebnisse der Grabungen in den Jahren 1972 bis 1975 In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 4 Jg 1975 Heft 3 S 107 116 PDF nicht ausgewertet Ludwig Heizmann Benediktiner Abtei Schuttern in der Ortenau geschichtliche Beschreibung mit 4 Abbildungen 1915 Siehe auch BearbeitenJosua UffenheimerWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Schuttern Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Benediktinerabtei Schuttern in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden Wurttemberg Virtuelle Klosterbibliothek Schuttern Historischer Verein SchutternEinzelnachweise Bearbeiten London British Library Additional 47673 siehe auch Digitalisat der Universitatsbibliothek Heidelberg Hermann Brommer Joseph Michael Schnoller 1707 1767 Ein Tiroler Barockbaumeister am Oberrhein in Badische Heimat Heft 1 Marz 1979 S 17 ff 48 3819 7 8524 Koordinaten 48 22 54 8 N 7 51 8 6 O Normdaten Korperschaft GND 4203703 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Schuttern amp oldid 237398635