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Heinrich Ritter 18 Februar 1891 in Gau Odernheim 15 Marz 1966 in Russelsheim war ein nationalsozialistischer Funktionar und Politiker und zur Zeit des Dritten Reiches unter anderem Oberburgermeister von Giessen und Mainz sowie Mitglied des Reichstages Heinrich Ritter Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit Jugend Ausbildung und Militardienst 1891 1919 2 Beginn und fruhe Jahre der politischen Aktivitat 1920 1934 3 Oberburgermeister in Giessen 1934 1942 4 Oberburgermeister in Mainz 1942 1945 5 Weitere Mitgliedschaften und Amter 6 Flucht Neuanfang und Leben in der Nachkriegszeit 1945 1966 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseKindheit Jugend Ausbildung und Militardienst 1891 1919 BearbeitenHeinrich Ritter Sohn des Kaufmanns Jakob Ritter und seiner Ehefrau Auguste geborene Muller war evangelisch getauft Nach dem Besuch der Volksschule 1896 1899 sowie der Hoheren Burgerschule 1899 1904 seines Heimatortes absolvierte er eine Ausbildung an der Kaufmannischen Schule in Worms 1904 1907 und einen Kurs am Athenaum in Fussen am Lech Fernhochschule fur volkswissenschaftliche Staatskunde und Politik Im Ersten Weltkrieg diente er vom 18 August 1914 bis zum 23 Dezember 1918 im Infanterie Regiment 118 und im Feldartillerie Regiment 10 an der Westfront zuletzt im Rang eines Unteroffiziers Er wurde mit dem Eisernen Kreuz II Klasse ausgezeichnet Nach der deutschen Niederlage in die Heimat zuruckgekehrt ubernahm er 1919 den elterlichen Gemischtwarenhandel in Gau Odernheim Beginn und fruhe Jahre der politischen Aktivitat 1920 1934 Bearbeiten nbsp Ehrenurkunde fur Hitler von Ritter unterzeichnetHier betatigte sich Ritter bereits 1920 im volkischen Sinn Seit 1922 war er ehrenamtlich in der Gemeindeverwaltung tatig und auch kommunalpolitisch aktiv Er leitete offenbar bereits eine nationalsozialistisch gesinnte Gruppe die sich jedoch erst sechs Jahre spater offiziell als NSDAP Ortsgruppe grundete 1924 bildete er eine feste Kameradschaft mit den beiden lokalen nationalsozialistischen Arzten Karl Schilling und Reinhold Daum Ende des folgenden Jahres grundete er den Landwirtschaftlichen Spar und Kreditverein Gau Kongernheim eine NS Sparkasse und wurde Vorsitzender des Aufsichtsrates Am 25 August 1927 schloss er in Gau Odernheim die Ehe mit Katharina Ebling aus der spater ein Sohn hervorging Ritters Eintritt in die NSDAP Mitgliedsnummer 99 069 erfolgte am 1 September 1928 Bald versah er in der Partei die Amter des Provinzleiters ab Mai 1931 Bezirksleiter und Gauinspekteurs der Provinz Rheinhessen 1929 1932 sowie die Tatigkeit eines Gauredners 1930 wahlten ihn die Gau Odernheimer zum ersten nationalsozialistischen Burgermeister im Volksstaat Hessen ehrenamtliche Tatigkeit in seiner Amtszeit vom 6 November 1930 bis zum 1 Juli 1933 wurde am 25 Mai 1932 Adolf Hitler zum Ehrenburger ernannt 1 1931 wurde er kommissarischer NSDAP Kreisleiter von Mainz bis 1932 und errang ein Abgeordnetenmandat im Hessischen Landtag welches er bis 1933 ausubte Ausserdem amtierte er in jenen Jahren 1932 1934 erstmals als Gauamtsleiter fur Kommunalpolitik der Gauleitung Hessen Nassau Sud 1932 brach sein Gemischtwarenhandel in Gau Odernheim wegen Uberschuldung zusammen Am 1 Juli 1933 wurde Ritter zum hauptamtlichen Burgermeister von Bingen ernannt Noch in diesem Jahr wurde er auch NSDAP Kreisleiter des entsprechenden Parteikreises 1 Oktober 1933 bis 15 Mai 1934 danach Kreisleiter z b V zur besonderen Verwendung Man schlug ihn fur die Reichstagswahl im November 1933 vor doch seine Kandidatur blieb erfolglos Ab 1 Februar 1934 war er fur zwei Monate Kreisdirektor des staatlichen Kreises Bingen Oberburgermeister in Giessen 1934 1942 BearbeitenAufgrund seiner guten Beziehungen zum Gauleiter des neuen Gaues Hessen Oberhessen Rheinhessen und Starkenburg Friedrich Ringshausen folgte am 1 April 1934 seine Ernennung zum Oberburgermeister von Giessen Hier war er zunachst auch Kreisinspekteur und dann 1935 stellvertretender Kreisleiter der NSDAP Ab Marz 1936 war er zudem fur den Wahlkreis 33 Hessen Mitglied des in der Zeit des Nationalsozialismus bedeutungslosen Reichstages Auch in seiner Giessener Zeit stand Ritter im Rang eines Kreisleiters 1936 beziehungsweise Kreisleiters z b V 1938 der NSDAP Obwohl er am 29 Mai 1941 zum Prasidenten der Hessischen Brandversicherungskammer in Darmstadt ernannt wurde Ritter amtierte bis 24 Februar 1943 blieb er weiterhin Oberburgermeister von Giessen nun jedoch kommissarisch bestellt Wahrend seiner Amtszeit als Oberburgermeister wurden bis Ende 1942 uber 1 000 Giessener Juden aus dem Zwischenlager Goetheschule in die Vernichtungslager deportiert Oberburgermeister in Mainz 1942 1945 BearbeitenDa 1942 der bisherige Oberburgermeister der Stadt Mainz Robert Barth gefallen war galt es den vakanten Posten neu zu besetzen Ende August dieses Jahres entschied man sich fur Ritter Seine Wahl war die kurzeste in der ganzen Historie der Stadt Mainz Der Gauleiter von Hessen Nassau Jakob Sprenger schlug ihn den 13 Ratsherren von Mainz am 31 August 1942 als neuen Oberburgermeister vor Binnen neun Minuten war hieruber entschieden Die Ernennungsurkunde bestellte Ritter fur 12 Jahre also bis 1954 zum Oberburgermeister Sie wurde ihm am 3 September 1942 in Anwesenheit von Wilhelm Frick Reichsminister des Innern und dem Landrat des Landkreises Mainz der bis zu diesem Zeitpunkt das Amt vertretungsweise ausgeubt hatte Wilhelm Wehner uberreicht Am 16 September 1942 ubernahm der Oberburgermeister erneut die Leitung des Gauamtes fur Kommunalpolitik der Gauleitung Hessen Nassau fur die Dauer des Krieges 1944 wurde er zudem Ehren Mitglied der SA im Rang eines Hauptsturmfuhrers Ereignisse wahrend seiner Amtszeit Luftangriffe auf Mainz Zerstorung von Mainz am 27 Februar 1945 Sprengung der Mainzer Rheinbrucken am 17 Marz 1945 Strassenbrucke Kaiserbrucke Sudbrucke Weitere Mitgliedschaften und Amter BearbeitenMitglied im Aufsichtsrat der Hessischen Staatsbank 1931 Mitglied im Verwaltungsrat der Landeshypothekenbank 1931 Mitglied im Verwaltungsrat der Hessischen Versicherungsanstalt fur gemeindliche Beamte 1933 Mitglied im Verwaltungsrat der Hessischen Kommunalen Landesbank 1933 Mitglied des Deutschen Gemeindetages stellvertretender Vorsitzender der Landesdienststelle Hessen Nassau im Deutschen Gemeindetag zugleich Mitglied im Vorstand des Deutschen Gemeindetages Mai 1933 bis 1945 Mitglied im Kommunalen Elektro Zweckverband Kassel 1934 Leiter des Landesfremdenverkehrverbandes Rhein Main ab 13 Juni 1936 Vorsitzender des Energieausschusses Rhein Main 1939 Vorsitzender der Sparkassen und Verwaltungsschulen 1940 Vorsitzender des Prufungsausschusses fur gemeindliche Beamte 1940 Flucht Neuanfang und Leben in der Nachkriegszeit 1945 1966 BearbeitenNach einer letzten Durchhalterede vor den Dienststellenleitern der Stadtverwaltung floh Ritter am 20 Marz 1945 zusammen mit Dr Wehner vor den anruckenden Amerikanern per Boot uber den Rhein und schlug sich bis nach Burg in der sowjetischen Zone durch Im Sommer 1945 siedelte er in die britische Besatzungszone uber und tauchte im August desselben Jahres unter dem Pseudonym Heinz Moller in Deggendorf an der Donau unter wo er als Industrievertreter lebte und arbeitete Nach einem Gutachten der Prufungskommission Mainz wurde er am 11 August 1945 in Abwesenheit offiziell vom Dienst als Oberburgermeister der Stadt suspendiert Erst zu Beginn der Amnestie meldete er sich am 4 Januar 1950 polizeilich unter seinem richtigen Namen im hessischen Kelsterbach wo er bei seiner Mutter lebte Das gegen ihn eingeleitete Spruchkammerverfahren wurde im Dezember 1950 von der Zentralspruchkammer Hessen eingestellt woraufhin er in den Folgejahren gegen die Stadt Mainz einen Anspruch auf Versorgungsbezuge als ehemaliger Beamter gerichtlich geltend machte Als letzter der drei Oberburgermeister von Mainz wahrend der NS Zeit starb er am 15 Marz 1966 in Russelsheim Literatur BearbeitenWolfgang Dobras Der Nationalsozialismus in Mainz 1933 45 Terror und Alltag Katalog zur Ausstellung des Stadtarchivs Mainz 6 Marz 26 April 2008 im Rathaus Mainz Beitrage zur Geschichte der Stadt Mainz Bd 36 Mainz 2008 Bruno Funk Wilhelm Jung Das Mainzer Rathaus Eigenverlag Stadtverwaltung Mainz Mainzer Verlagsanstalt und Druckerei Will amp Rothe 1974 Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 312 Franz Maier Biographisches Organisationshandbuch der NSDAP und ihrer Gliederungen im Gebiete des heutigen Landes Rheinland Pfalz Veroffentlichungen der Kommission des Landtages fur die Geschichte des Landes Rheinland Pfalz Bd 28 Hase amp Koehler Mainz 2007 ISBN 3 7758 1407 8 Klaus Dieter Rack Bernd Vielsmeier Hessische Abgeordnete 1820 1933 Biografische Nachweise fur die Erste und Zweite Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen 1820 1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919 1933 Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 19 Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd 29 Hessische Historische Kommission Darmstadt 2008 ISBN 978 3 88443 052 1 Nr 719 Weblinks BearbeitenHeinrich Ritter in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Heinrich Ritter in der Rheinland Pfalzischen Personendatenbank Ritter Heinrich Hessische Biografie Stand 15 Marz 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Heinrich Ritter Abgeordnete In Hessische Parlamentarismusgeschichte Online HLGL amp Uni Marburg abgerufen am 2 Juni 2023 Stand 18 Februar 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Ehrenburgerurkunde heute im Museum Alzey deponiertOberburgermeister von Giessen August Bramm 1875 1889 Feodor von Gnauth 1890 1901 Anton Mecum 1902 1914 Karl Keller 1914 1934 Heinrich Ritter 1934 1942 Heinrich Vogt 1942 1943 Philipp Hill 1942 1945 amtierend Karl Donges 1945 1946 Albin Mann 1946 1948 Otto Heinz Engler 1948 1954 Hugo Lotz 1954 1957 Albert Osswald 1958 1963 Bernd Schneider 1963 1977 1977 bis 1979 war Giessen Teil der Stadt Lahn Hans Gornert 1979 1985 Manfred Mutz 1985 2002 Heinz Peter Haumann 2003 2009 Dietlind Grabe Bolz 2009 2021 Frank Tilo Becher seit 2021 Oberburgermeister der Stadt Mainz in chronologischer Reihenfolge seit 1800Franz Konrad Macke Franz Gedult von Jungenfeld Franz Konrad Macke Stephan Metz Johann Baptist Heinrich Stephan Metz Nikolaus Nack Karl Schmitz Franz Schott Karl Racke Carl Wallau Alexis Dumont Georg Oechsner Heinrich Gassner Karl Gottelmann Karl Kulb Wilhelm Ehrhard Philipp Wilhelm Jung kommissarisch Robert Barth Heinrich Ritter Rudolph Walther Emil Kraus Franz Stein Jakob Jockel Fuchs Herman Hartmut Weyel Jens Beutel Gunter Beck kommissarisch Michael Ebling Gunter Beck kommissarisch Nino Haase Normdaten Person GND 130537896 lobid OGND AKS VIAF 52797878 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ritter HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP MdR Oberburgermeister von Giessen und MainzGEBURTSDATUM 18 Februar 1891GEBURTSORT Gau OdernheimSTERBEDATUM 15 Marz 1966STERBEORT Russelsheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Ritter Politiker amp oldid 235218957