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Die Geschichte der Stadt Norden lasst sich bis ins Hochmittelalter zuruckverfolgen erste Besiedlungsspuren finden sich jedoch schon aus der Steinzeit Inhaltsverzeichnis 1 Fruhzeit bis Mittelalter 2 Norden unter den Cirksenas 3 Unter preussischer und hannoverscher Herrschaft 4 Norden im Kaiserreich 5 Weimarer Republik 6 Nationalsozialismus 7 Norden seit 1945 8 Entwicklung des Ortsnamens 9 Einwohnerentwicklung 10 Einwohnerzahlen der im Jahr 1972 eingegliederten Orte 11 Literatur 12 EinzelnachweiseFruhzeit bis Mittelalter BearbeitenFruheste Belege fur die Anwesenheit von Menschen auf dem Norder Stadtgebiet sind archaologische Funde aus der jungeren Steinzeit etwa 2000 v Chr Ab dem 6 Jahrhundert nach Christus wanderten Friesen in das zuvor von Chauken und Sachsen besiedelte Ostfriesland In der Folgezeit entwickelten sich regionale Marktorte darunter auch Norden Der Ort konnte dabei von seiner Lage am Schnitt und Endpunkt alter Handelsstrassen Emsweg von Munster und Kustenweg von Bremen profitieren und gewann schon sehr fruh an Bedeutung Vieh Muschelkalk und Salz waren die Haupthandelsguter Aus der Fruhzeit der Stadt liegen wenige Belege vor deren Deutung unsicher ist So wurde ein Ort namens Nordhunwig 884 von den Wikingern zerstort 1 Im selben Jahr wurden die Wikinger in der Schlacht bei Norditi von den Friesen vernichtend geschlagen In beiden Fallen ist eine Gleichsetzung des Namens mit der Stadt unsicher Bis 1150 war Norden ein Vorort des neben dem Norder auch das Auricher und Harlingerland umfassenden Gaues Nordendi der nach der Eingliederung Ostfrieslands in das Frankische Reich angelegt und einem auswartigen Grafen ubertragen wurde Im 11 und 12 Jahrhundert wurde die frankische Grafschaftsverfassung von den Friesen weitgehend ausgehohlt und der Grossgau Nordendi brach auseinander Norden wurde nach dessen Auflosung Hauptort des Norderlandes 2 Von der zentralen Bedeutung des Ortes zeugt dass sich hier neben zwei Kirchen auch zwei Kloster und eine Burg in enger Nachbarschaft befanden eine Konzentration die es im Norderland sonst an keinem anderen Ort gab Die Beziehungen zwischen Norden und seinem Umland sind allerdings umstritten 3 Spatestens fur die zweite Halfte des 13 Jahrhunderts kann von stadtischen oder stadtahnlichen Strukturen gesprochen werden Im Jahr 1255 wurde Norden in einem Vertrag erstmals gesichert urkundlich erwahnt 4 was vielfach irrtumlich mit der Verleihung des Stadtrechts verwechselt wird 5 Aus diesem Irrtum heraus erklart sich auch dass Norden sich bis in die jungste Zeit als alteste Stadt Ostfrieslands bezeichnet Emden wurde allerdings 1224 also 31 Jahre fruher erstmals urkundlich erwahnt als ein Emder Handelsschiff in London anlegte Gleichwohl hatte auch Norden schon damals einen stadtischen Charakter Die alteste Burg in Norden die Olde Borg wurde 1285 noch durch die Landesgemeinde zur Friedenssicherung errichtet Es folgten mehrere Burgen der vorherrschenden Hauptlingsfamilien des Ortes so etwa die Ennenburg der Attena am damaligen Hafen und die Idzingaburg der gleichnamigen Familie Idzinga aus deren Wappen die Stadt Norden spater die Sporenrader ubernahm Diese Burgen gehorten dem Typus der ostfriesischen Hauptlingsburgen an wie er noch heute am Steinhaus Bunderhee zu erkennen ist Zu den fruhesten bekannten Hauptlingsburgen zahlt die schon 1353 zerstorte Burg der Aldersna im Stadtteil Lintel 6 Das Wappen zeigt zudem den Apostel Andreas mit dem bekannten Andreaskreuz ein Hinweis auf die nicht mehr existierende Stadtkirche die dem Heiligen Andreas geweiht war Die Ludgeri Kirche war im Gegensatz zur Andreaskirche die Kirche des Norder Umlandes dessen Dorfer in der Stadt neben der Kirche Verwaltungsamter unterhielten Auch Klostergrundungen verzeichnet die Stadtgeschichte Im 11 Jahrhundert entstand am Zingel das Kloster Marienthal die spatere Grablege der ostfriesischen Adelsfamilie Cirksena die Dominikaner siedelten sich 1264 am Frauleinshof an In der Zeit der Ostfriesischen Hauptlinge von 1350 bis 1464 gehorte Norden mit seinem Umland zum Herrschaftsgebiet verschiedener Hauptlingsfamilien und gelangte dann in die Hande der tom Brok aus dem Brookmerland nach ihrem Ende an die Grafen und spateren Fursten von Ostfriesland aus dem Hause Cirksena Das bedeutete fur den Ort eine geringere politische Bedeutung da sich die Machtzentren Ostfrieslands in Aurich zunachst Sitz der tom Brok spater der Cirksena und Emden Cirksena bis zu ihrer Vertreibung 1595 entwickelten weshalb der Ort wohl auch nie mit einer Stadtmauer oder Ahnlichem befestigt wurde Norden war in der Folgezeit hauptsachlich Handelsort was im 14 Jahrhundert nach Sturmfluten durch eine Ausweitung der Leybucht begunstigt wurde Der Ort hatte nun direkten Zugang zum Meer So entstand im Sudbereich der Stadt ein Seehafen der bis weit ins 19 Jahrhundert hinein Bedeutung hatte und der Stadt uber einen langen Zeitraum eine wirtschaftliche Blute bescherte auch wenn sein Handel dem der Stadt Emden stets nachstand Norden besass eine eigene Handelsflagge unter der Norder Schiffe Nord und Ostsee befuhren Norden unter den Cirksenas Bearbeiten nbsp Norden um 1590 Ausschnitt aus einer zeitgenossischen DarstellungIm Jahr 1531 verwustete ein Heerhaufen des Hauptlings Balthasar von Esens die unbefestigte Stadt unter anderem wurden der Vorgangerbau des heutigen Alten Rathauses mehrere Kloster und die Andreaskirche zerstort Sie stand nordlich der Ludgerikirche auf dem Marktplatz Versuche die Andreaskirche wieder aufzubauen schlugen fehl und das Gebaude sturzte im 17 und 18 Jahrhundert allmahlich ein Die letzten Reste der Andreaskirche verschwanden 1756 Es ist unbekannt ob es in Norden jemals eine Stadtrechtsverleihung gab Nach dem Wiederaufbau Nordens gab Graf Enno II dem Ort mit den Instituta Nordana eine Stadtordnung 1535 Als Stadt hatte jedoch bereits Graf Edzard I Norden bezeichnet 1491 und 1498 Im 16 Jahrhundert liessen sich erstmals Juden in der Stadt nieder Der judische Friedhof ist der alteste in Ostfriesland Im 16 Jahrhundert wurden auch weitere Polder eingedeicht darunter 1551 das Westermarscher Altes Neuland 578 ha 1556 Suderneuland 633 ha 1583 das Westermarscher Neuland 585 ha und 1589 1593 das Addinggaster Neuland 229 ha Bis 1678 gab es forthin keine neuen Einpolderungen mehr Die Reformation erbrachte in Norden einen teilweise erbittert gefuhrten Streit zwischen calvinistischen Protestanten und Lutheranern Das Grafenhaus forderte die Reformation Die Sohne Edzards des Grossen Enno II und Johann I regierten 1528 1540 grossenteils gemeinschaftlich wobei Enno der lutherischen Lehre anhing Johann jedoch katholisch blieb Die kurze Zeit spater erlassene Regelung Cuius regio eius religio wurde in Ostfriesland nie in dem Sinne umgesetzt dass die Burger zur Annahme des Bekenntnisses des Landesherrn verpflichtet waren In dieser Gemengelage stritten in Norden lutherisch Gesinnte und Calvinisten Reformierte erbittert uber die Kirchenordnung Letztlich setzten sich die lutherischen Geistlichen durch Die Grundung einer reformierten Gemeinde Lutetsburg Norden erbrachte zunachst eine Befriedung der geistlichen Verhaltnisse Die Familie zu Inn und Knyphausen auf der Lutetsburg war calvinistisch orientiert und liess auf der Lutetsburg Gottesdienste zu Doch 1680 brach der Konflikt erneut aus als die Reformierten in Bargebur damals kurz vor den Toren der Stadt eine reformierte Kirche bauen wollten Aufgebrachte Norder Burger rissen den Bau wieder ein erst unter der Aufsicht militarischer Truppen wurde der Bau 1684 vollendet Ein weiterer Konfliktpunkt war die Steuerpolitik der Grafen Der Streit eskalierte im Jahre 1602 als Graf Enno III die Stadt eroberte nachdem diese ihm die Huldigung verweigert hatte Enno erkannte der Stadt samtliche Privilegien ab und erteilte diese erst nach erfolgter Huldigung wieder In den Jahren 1597 98 und noch einmal 1611 brach in der Stadt die Pest aus Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurde Norden von Mansfelder 1622 bis 1624 kaiserlichen 1627 bis 1631 und hessischen Truppen 1637 bis 1650 bedrangt Im 18 Jahrhundert besass Norden eine bedeutende Seeflotte an der ostfriesischen Kuste Bei der Weihnachtsflut 1717 wurde das Norder Stadtgebiet wie das gesamte Ostfriesland schwer getroffen Die Ortschaft Itzendorf musste aufgegeben werden an sie erinnert die Itzendorfplate eine Untiefe vor der Norder Kuste in Hohe des Ortsteils Westermarsch Neue Eindeichungen erfolgten 1678 Charlotten Polder 602 ha und 1715 Kleiner Addinggaster Polder 76 ha Unter preussischer und hannoverscher Herrschaft Bearbeiten nbsp Norden um 1845Im Jahr 1744 fiel Ostfriesland und damit auch Norden durch eine Exspektanz an das Konigreich Preussen Der preussische Staat forderte in den folgenden Jahrzehnten den Landesausbau Ostfrieslands besonders durch Moorkolonisierung aber auch durch Eindeichungen Auch auf dem heutigen Norder Stadtgebiet wurden drei Polder eingedeicht 1769 der Leysander Polder 145 ha 1774 der Zuckerpolder 15 ha 1775 der Buscherpolder 48 ha 1781 der Schulenburger Polder 241 ha 1789 der Lorenz und Friederikenpolder 60 ha und schliesslich 1804 der Teltingspolder 28 ha Alle befinden sich sudlich des Stadtkerns und wurden aus der Leybucht gewonnen Im Jahr 1794 grundeten sieben Norder Kaufleute und Burger aus Hage die Fehnsiedlung Norderfehn die spater in Berumerfehn umbenannt wurde Sie bauten dort Torf ab Dazu gruben sie den heutigen Berumerfehnkanal der den Norder Hafen mit der neuen Fehnkolonie verband Er ist etwa 14 Kilometer lang Auf rund 1500 Hektar Flache wurde der Torf gestochen und erstmals 1797 mit kleinen Schiffen auf dem Kanal nach Norden transportiert Die Stadt wurde damit unabhangig von den zuvor notigen Importen des Brennmaterials das vor allem aus dem Groningerland und dem Saterland beschafft wurde Nach der napoleonischen Besatzungszeit 1806 bis 1813 als Norden dem Departement Ems Oriental angehorte fiel die Stadt 1815 an das Konigreich Hannover In den 1840er Jahren wurden in Ostfriesland mehrere Chausseen angelegt die die Stadte verbanden Dazu zahlte die 1844 fertiggestellte Chaussee von Norden nach Emden die zudem ab Georgsheil auch einen Anschluss nach Aurich sicherte Von 1844 bis 1846 wurde im Suden des heutigen Stadtgebiets der Ernst August Polder benannt nach dem Hannoverschen Konig eingedeicht Das Revolutionsjahr 1848 hinterliess auch in Norden Spuren Das politische Leben erwachte 7 Es kam zur Grundung eines Burgervereins dessen politisches Wirken allerdings nicht nachhaltig war Zudem wurde eine Burgerwehr zur Aufrechterhaltung der offentlichen Ordnung gegrundet Die erste Zeitung das Norder Stadtblatt erschien in jenem Jahr Weitere Verleger nutzten ebenfalls die neu gewonnene Pressefreiheit auch ihn war wirtschaftlich jedoch nur ein kurzes Leben beschieden Erst 1867 wurde der Ostfriesische Kurier gegrundet der bis zum heutigen Tag das Lokalblatt des Norderlandes bleibt Ostfriesland kam 1866 mit dem Ende des hannoverschen Konigreichs wieder zu Preussen zuruck Durch Eindeichungen war der Zugang der Stadt zum Meer stark eingeschrankt und wurde nur noch durch das Norder Tief aufrechterhalten Die Bedeutung Nordens als Handelsort sank dadurch wurde aber durch die beginnende Industrialisierung kompensiert In Norden entstanden die Norder Eisenhutte eine Schokoladen und eine Zuckerfabrik Tabak Zichorien Essig und Senffabriken Der Markt hatte weiterhin uberregionale Bedeutung im Handel mit Vieh Holz und Getreide Zum grossten Unternehmen am Ort entwickelte sich schon bald die 1806 von dem aus Groningen stammenden Mennoniten Jan ten Doornkaat Koolman gegrundete Schnapsbrennerei Doornkaat Norden im Kaiserreich Bearbeiten nbsp Osterstrasse in Norden um 1920 nbsp Gasthof Jerusalem in der Osterstrasse um 1920 nbsp Die Namen des judischen Gemeindevorstandes in den 1930er Jahren eingeritzt in die Wand des judischen GemeindehausesEin bedeutendes Ereignis war der Anschluss an das nationale Eisenbahnnetz 1883 die Strecke wurde 1892 bis zum Norddeicher Fahranleger genannt Norddeich Mole weitergefuhrt Dadurch gewann die Stadt auch fur den Durchgangsverkehr von Touristen nach Norderney und anderen Ostfriesischen Inseln an Bedeutung Im Zuge der preussischen Gebietsreform des Jahres 1885 losten auch in Ostfriesland die grosseren Landkreise die vorherigen Amter ab Norden wurde zum Sitz des gleichnamigen Landkreises der aus den fruheren Amtern Norden und Berum bestand Im Jahr 1889 begann der Bau der ersten Hafenmole in Norddeich wo 1905 die Kustenfunkstelle Norddeich Radio errichtet wurde 1914 wurde die Stadt an die Elektrizitatsversorgung angeschlossen Wahrend des Ersten Weltkrieges wurden in Norden und seinem Umland Kriegsgefangene auf den Bauernhofen eingesetzt Vor allem die Kustenfunkstelle hatte in den nachsten vier Jahren grosse Bedeutung fur die Kaiserliche Marine und wurde entsprechend geschutzt Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ubernahm auch in Norden ein Arbeiter und Soldatenrat fur kurze Zeit die Macht loste sich dann aber schnell auf Wie im ubrigen Ostfriesland blieben die Arbeiter und Soldatenrate eine kurze Episode was nicht zuletzt an der landlich konservativen Haltung in weiten Teilen Ostfrieslands lag Weimarer Republik BearbeitenAm 1 April 1919 wurde die bis dahin selbstandige Gemeinde Sandbauerschaft eingemeindet Das kleine Norder Stadtgebiet das bis dahin etwa 80 Hektar betrug erweiterte sich damit um ein Vielfaches Auch die Einwohnerzahl stieg um knapp 4000 Personen auf insgesamt 10245 8 Die Sandbauerschaft umfasste die historischen Dorfer Ekel Lintel Westgaste und Martensdorf sowie zahlreiche Wohnplatze und Einzelgehofte In den Folgejahren erholte sich der Tourismus in Norddeich wieder Fur das Jahr 1926 wurde berichtet dass jedes Fremdenzimmer besetzt sei 9 Die Stadt Norden und Norddeich damals noch Teil der Gemeinde Lintelermarsch grundeten einen gemeinsamen Kurverein zur Forderung des Tourismus Die 1917 gegrundete Fahrreederei Frisia deren Ursprunge allerdings bereits auf 1871 zuruckgehen baute ihre Flotte in den Folgejahren deutlich aus und setzte ab 1930 auch kombinierte Auto Personenfahren ein Im Jahr 1929 schrankte die Eindeichung des Leypolders verbunden mit dem Bau des Leybuchtsiels 10 den Zugang der Stadt zum Meer weitgehend ein Infolgedessen entwickelt sich der Hafen von Norddeich zunehmend zum wichtigeren des heutigen Stadtgebiets Nationalsozialismus BearbeitenBei den Kommunalwahlen vom 12 Marz 1933 konnten die Nationalsozialisten die bereits seit 1923 eine eigene Ortsgruppe hatten in der Stadt die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen Bereits wenige Tage spater setzten Verhaftungswellen gegen Kommunisten und Sozialdemokraten ein Wenige Wochen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam es zu Ubergriffen auf politische Gegner 27 Sozialdemokraten und Kommunisten wurden in der Gaststatte Zur Borse von Nazis brutal misshandelt Am 28 Marz liess die SA in der Stadt samtliche judische Geschafte schliessen und rief zu deren Boykott auf Diese Massnahme wurde am 5 April wieder beendet In der Folgezeit wurden Juden die mit arischen Norder Frauen Kontakt hatten durch die Hauptstrassen des Ortes gefuhrt um den Hals ein Schild mit der Aufschrift Ich bin ein Rasseschander Juli 1935 11 Im Verlauf des Jahres 1938 setzte eine verstarkte antijudische Hetze in der Norder Presse ein Norden besass viele Jahrzehnte hindurch eine judische Gemeinde mit Synagogen in Norden und auf Norderney Die Norder Synagoge wurde wahrend der nationalsozialistischen Pogrome in der Nacht vom 9 auf den 10 November 1938 zerstort Das Schulhaus und das Wohnhaus des Rabbiners stehen noch Die Synagoge in Norderney blieb von den Aktionen in Zusammenhang mit den Novemberpogromen verschont da sie zuvor an einen Eisenwarenhandler verkauft worden war der dort einen Lagerraum einrichten wollte Die in Norden lebenden Juden wurden zusammengetrieben und gemeinsam mit den anderen ostfriesischen Juden in das KZ Sachsenhausen gebracht von wo sie Wochen spater zuruckkehrten Nach den Novemberpogromen loste sich die judische Gemeinde in Norden auf Die letzten Juden wurden im April 1940 in Konzentrationslager abtransportiert Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus wurde fast die Halfte der judischen Norder umgebracht Im Zweiten Weltkrieg wurde Norden von Bomben getroffen die zu mehreren Todesopfern fuhrten Insgesamt uberstand die Stadt den Krieg von den Entbehrungen des Alltags abgesehen relativ glimpflich 12 Norden nahm wie andere Stadte und Gemeinden in Ostfriesland nach dem 6 September 1944 ausgebombte Emder auf nachdem die Seehafenstadt durch alliierte Luftangriffe schwer zerstort worden war 13 Nachdem aufgebrachte Norder Burger energisch bei Parteifuhrern und verantwortlichen Angehorigen der Wehrmacht vorgesprochen hatten wurde die Stadt am 4 Mai 1945 kampflos den Alliierten ubergeben Norden seit 1945 BearbeitenDurch den Fluchtlingsstrom der Nachkriegszeit nahm die Bevolkerung Nordens erheblich zu Im Stadtteil Tidofeld befand sich eines der grossten Barackenlager im Nordwesten 14 Von 1947 bis 1950 wurde der Leybuchtpolder eingedeicht auf dem spater der heutige Stadtteil entstand Die bislang letzte Eindeichung an der Leybucht geschah durch die Anlage des 4 75 Kilometer langen Stortebekerdeiches Die Deicharbeiter wurden mit einem Teil des eingedeichten Landes entlohnt teils als landwirtschaftliche Existenzgrundlage und teils zum Nebenerwerb Ich halte es fur eine Selbstverstandlichkeit dass bei der Verteilung des Siedlungslandes in der Leybucht in erster Linie die Arbeiter berucksichtigt werden sollen aus deren Arbeit dieses Land uberhaupt erst entstanden ist hatte der Regierungsprasident in Aurich dem Leiter des Norder Domanen und Bauamtes bereits vor Beginn der ersten Baumassnahme mitgeteilt 15 Es entstanden daruber hinaus 53 grossere Betriebe zu 10 bis 16 Hektar Ein neuer Stadtteil Norden Neustadt entstand in den 1950er Jahren Die Strassennamen erinnern bis heute an Stadte der ehemaligen deutschen Ostgebiete aber auch an Stadte der damaligen DDR Bis in die 70er Jahre hinein besass dieser Stadtteil ein gewerbliches und kulturelles Eigenleben Zentrum war der Ernst Reuter Platz um den herum verschiedene Laden gruppiert waren In seiner Blutezeit besass Norden Neustadt sieben Lebensmittelgeschafte eine Backerei ein Elektro Fachgeschaft einen Gemusehandel eine Buch und Schreibwarenhandlung zwei Milchgeschafte eine Kohlenhandlung die einer Muhle angegliedert war sowie eine Bau und Mobeltischlerei Auch gab es an der Nordseestrasse ein eigenes Postamt Verschiedene Fluchtlingsvereine ein Stadtteil Fussballclub Concordia Norden Neustadt sowie die Interessengemeinschaft Norden Neustadt sorgten mit zahlreichen Veranstaltungen fur ein breit gefachertes Kulturangebot Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft in der mit modernen Maschinen bessere Ertrage verzeichnet wurden durch die Zuwanderung von Vertriebenen und wegen des Mangels an alternativen Beschaftigungsmoglichkeiten jenseits der Landwirtschaft waren die 1950er Jahre ein Jahrzehnt das von hoher Arbeitslosigkeit gepragt war Ab diesem erfolgte auch ein grosszugiger Ausbau der Infrastruktur in der Stadt begonnen mit der Kanalisation im Stadtkern 1958 16 Zudem wurden neue Schulen gebaut Erste Rufe nach einer Ortsumgehung fur die Innenstadt wurden laut die immer starker durch den Tourismus Verkehr belastet wurde In den 1960er und 1970er Jahren wurde in Norden die Altstadt umfangreich saniert der eine grossere Zahl historisch bedeutsamer Gebaude zum Opfer fiel Sudlich des Marktes standen hauptsachlich aus dem 18 Jahrhundert stammende Hauser entlang der engen Strassenzuge von Kirch Siel Uffen und Heringstrasse die teilweise noch uber offene Feuerstellen und die fur Ostfriesland typischen Butzen verfugten Es wurden zahlreiche Hauser an den genannten Strassen abgerissen lediglich an der Ostseite der Uffenstrasse sowie am Burggraben wurden einige erhalten Die Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat errichtete auf dem nun freien Gelande Mehrfamilienhauser und drei Wohnhochhauser Als weitere Massnahme wurden mehrere Strassen rund um den Marktplatz verbreitert Fur die medizinische Versorgung der Einwohner Nordens und des Umlands ist 1966 ein neues Kreiskrankenhaus heute Ubbo Emmius Klinik eroffnet worden Es wurden als weitere Massnahme mehrere Strassen rund um den Marktplatz verbreitert Dieser Aktion fielen erneut alte Burgerhauser darunter die Tischlerei Nesso an der Einmundung Klosterstrasse zum Opfer auch entlang Burggraben Damm Schlachthausstrasse ausserdem mussten die Alleebepflanzungen der Bahnhof und Norddeicher Strasse weichen Das in den 1970er Jahren abgerissene dritte Haus der Drei Schwestern wurde 1993 wieder aufgebaut da sich inzwischen die stadtplanerischen Stromungen in Deutschland wieder zum Konservativen hin entwickelt hatten und man nun der historisch gewachsenen Innenstadt eine ganz andere Bedeutung beimass Man hatte etwa in den 1970er Jahren auch den Abriss des Schoninghschen Hauses und des Vossenhuus geplant In den 1960er Jahren war Meta Rogall eine Wegbereiterin der Beatmusik in Ostfriesland In ihrem Haus Waterkant traten ab 1961 Bands aus Grossbritannien den Niederlanden und Deutschland auf darunter auch Otto Waalkes mit seiner Beat Band The Rustlers In spateren Jahren war Otto dann fur Kurze Zeit DJ im Haus Waterkant Wurde Rogall von offizieller Seite die Anerkennung fur ihr Wirken lange Zeit verwehrt gibt es inzwischen Bucher und ein Musical uber ihr Leben Das Medienzentrum Norden plant zudem eine grosse Dokumentation 17 Durch die niedersachsische Kommunalreform 1972 gewann die Stadt eine Reihe von umliegenden Gemeinden als neue Stadtteile hinzu und wuchs betrachtlich in die Flache Bei der Kreisreform 1977 hingegen verlor die Stadt Norden den Sitz des gleichnamigen Kreises und gehort seither als Mittelzentrum zum Landkreis Aurich mit der Kreisstadt Aurich nbsp Blick auf NorddeichDie Infrastruktur der Stadt wurde seitdem kontinuierlich ausgebaut Im Jahr 1973 eroffnete die Pfingstgemeinde in Norddeich das Haus Nazareth in dem in den folgenden Jahren viele Fluchtlinge Aufnahme fanden darunter Boatpeople aus Vietnam Im Landkreis Aurich stellen Vietnamesen die zweitgrosste Gruppe an Auslandern 637 nach den Niederlandern Ein Grossteil von ihnen lebt in Norden 18 Zwischen 1969 und 1979 wurde im Stadtteil Norddeich insgesamt viel in die Infrastruktur investiert Es entstanden die Seehund Aufzuchtstation das Meerwasser Schwimmbad neue Promenaden und ein aufgespulter Sandstrand Dies fuhrte dazu dass Norddeich seit 1979 die offizielle Bezeichnung Nordseebad tragt Wirtschaftlich ging es Norden in den 1980er Jahren ausserordentlich schlecht Die Schliessung eines Zweigwerks des Buromaschinenherstellers Olympia und der langsame Niedergang der Doornkaat Brennerei sowie weiterer Betriebe trieben die Arbeitslosigkeit in die Hohe Der Rekordstand wurde Anfang 1986 vermeldet 29 Prozent 19 Die Bahn stellte den Schienenverkehr Norden Esens 1983 ein Im Jahr 1996 offnete die neue Kurklinik in Norddeich ihre Pforten In den 1990er Jahren teils auch schon vorher siedelten sich zunehmend Betriebe in einem grossen Gewerbegebiet im Suden der Stadt Leegmoor an was die Arbeitslosigkeit sukzessive senkte auch wenn sie innerhalb Ostfrieslands noch die Hochste ist s Abschnitt Wirtschaft Die Geschichte der Kustenfunkstelle Norddeich Radio endete 1998 Schon in den 1980er mehr noch aber in den 1990er Jahren ist die Stadt dazu ubergegangen den Marktplatz Stuck fur Stuck attraktiver zu gestalten den Gebauden historische Details zuruckzugeben und historische Merkmale nachtraglich besonders hervorzuheben Auch umfassende Renovierungen wurden vorgenommen beispielhaft am Haus Vienna erbaut um 1600 Die starke Verkehrsbelastung in der Innenstadt wurde ebenfalls abgemildert Nach Jahrzehnten der Diskussion und des Bemuhens um Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan erhielt Norden 2009 seine Ortsumgehung Entwicklung des Ortsnamens BearbeitenEs wird vermutet dass es sich bei Norden um einen orientierenden Ortsnamen handelt Er wird als nach Norden hin liegend gedeutet Das bereits 885 genannte Norditi wird als Verkurzung von Nord widu gedeutet was Nordwald bedeuten konnte 20 Ob Norditi jedoch mit Norden identisch ist bleibt unklar Einwohnerentwicklung BearbeitenDie Stadt Norden hat heute gut 25 000 Einwohner war um 1900 aber noch eine uberschaubare Stadt mit etwa 7000 Einwohnern Durch die Eingemeindung der Gemeinde Sandbauerschaft die nahezu ringformig um die Kernstadt verlief wuchs Norden 1919 deutlich Ein wesentlicher Schub in der Einwohnerentwicklung ergab sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als viele Fluchtlinge aus den fruheren Ostgebieten des Deutschen Reiches aufgenommen wurden siehe dazu auch Vertriebenenlager Tidofeld Ein zweiter Schub ergab sich durch die Eingemeindung vieler kleiner Umlandgemeinden im Zuge der Niedersachsischen Kommunalreform 1972 21 22 Jahr Einwohner1804 35321826 57571861 61991867 59751871 60701885 6879 Jahr Einwohner1895 67941905 67171910 68851925 11 0251933 12 1501939 12 306 Jahr Einwohner1950 18 0121954 17 7851961 16 1441970 16 9861977 24 3341980 24 300 Jahr Einwohner1990 23 7002008 25 2222011 25 019Einwohnerzahlen der im Jahr 1972 eingegliederten Orte BearbeitenHier werden die im Jahr 1972 eingegliederten Orte mit ihren Einwohnerzahlen in den Jahren 1961 und 1970 Volkszahlungsergebnisse am 6 Juni bzw am 27 Mai aufgefuhrt 22 Ort 1961 1970Bargebur 551 423Leybuchtpolder 497 484Lintelermarsch 1181 1383Ostermarsch 409 421Suderneuland I 1425 1694Suderneuland II 900 851Westermarsch I 539 687Westermarsch II 673 694Anmerkung Bei der damaligen Gemeinde Lintelermarsch handelt es sich um den heutigen Ortsteil Norddeich Literatur BearbeitenUfke Cremer Johann Haddinga Norden Die Stadtchronik Verlag SKN Norden 2001 ISBN 3 928327 46 1 Der Band besteht aus zwei Werken zum einen dem unveranderten Reprint der Stadtchronik von Ufke Cremer aus dem Jahr 1955 zum anderen aus der Norder Stadtchronik des 20 Jahrhunderts aus der Feder von Johann Haddinga Der erste Teil ist durch Anmerkungen erganzt in solchen Fallen in denen der Stand von 1955 durch jungere Forschungen als uberholt angesehen wurde Johann Aeils Jan Smidt Martin Stromann Steinerne Zeugen erzahlen Geschichte Auf Spurensuche nach architektonischen Schatzen der Norder Bauhistorie Verlag SKN Norden 2001 ISBN 3 928327 47 X Dieses Werk beschreibt Norder Architekturschatze aus mehreren Jahrhunderten Fotos von Martin Stromann erganzen das Buch Johann Haddinga Martin Stromann Norden Norddeich Eine ostfriesische Kustenstadt stellt sich vor Verlag SKN Norden 2001 ISBN 3 928327 43 7 Uberblick uber die Stadt Norden mit aktuellen Ausfuhrungen zur Stadtgeschichte und zu Sehenswurdigkeiten Der Band enthalt grossteils auch Ubersetzungen ins Englische und ist durch Martin Stromann umfangreich bebildert Einzelnachweise Bearbeiten O von Heinemann Das Konigreich Hannover und das Herzogthum Braunschweig dargestellt in malerischen Originalansichten ihrer interessantesten Gegenden merkwurdigsten Stadte Badeorte Kirchen Burgen und sonstigen Baudenkmaler alter und neuer Zeit Nach der Natur aufgenommen und in Stahl gestochen von verschieden Kunstlern Bd 2 Darmstadt 1858 S 718 f Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 1122 So schreibt der Buchautor und Norder Heimatforscher Johann Haddinga In der Beurteilung der Alltagspraxis konkret der Beziehungen und Verflechtungen zwischen dem aufstrebenden landesgemeindlichen Zentrum Norden und dem ganzen Norderland stimmen die Meinungen und Thesen der Historiker jedoch nicht klar uberein In Johann Haddinga Martin Stromann Norden Norddeich Eine ostfriesische Kustenstadt stellt sich vor Verlag SKN Norden 2001 ISBN 3 928327 43 7 S 37 DER NORDER VERTRAG 1255 Memento des Originals vom 30 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www norden de Originaltext mit Ubersetzung von Gerd Dickers Norden PDF 73 kB Johann Haddinga Martin Stromann Norden Norddeich Eine ostfriesische Kustenstadt stellt sich vor Verlag SKN Norden 2001 ISBN 3 928327 43 7 S 30 Ufke Cremer Norden im Wandel der Zeiten In Norden Die Stadtchronik Norden 2001 S 1 130 hier S 29 So urteile der Buchautor und Lokalhistoriker Ufke Cremer in Ufke Cremer Johann Haddinga Norden Die Stadtchronik Verlag SKN Norden 2001 ISBN 3 928327 46 1 Teil I S 85 Gerda Fegter Hrsg Heinz Ramm Popke Fegter 1874 1946 Sein Leben und Wirken im Norderland Soltau Kurier Norden 1999 S 51ff Johann Haddinga Martin Stromann Norden Norddeich Eine ostfriesische Kustenstadt stellt sich vor Verlag SKN Norden 2001 ISBN 3 928327 43 7 S 52 entwaesserungsverband norden de Memento des Originals vom 24 Januar 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www entwaesserungsverband norden de Johann Haddinga Martin Stromann Norden Norddeich Eine ostfriesische Kustenstadt stellt sich vor Verlag SKN Norden 2001 ISBN 3 928327 43 7 S 46 So das Urteil des Buchautors und Norder Heimatforschers Johann Haddinga in Johann Haddinga Martin Stromann Norden Norddeich Eine ostfriesische Kustenstadt stellt sich vor Verlag SKN Norden 2001 ISBN 3 928327 43 7 S 46 Dietrich Janssen 6 September 1844 Emden geht unter Zerstorung und Kriegsende 1944 1945 Wartberg Verlag Gudensberg Gleichen 2004 ISBN 3 8313 1411 X S 24 26 Information auf der Seite der Gnadenkirche Tidofeld Memento des Originals vom 9 Januar 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kirchenkreis norden de gesehen 14 Dezember 2009 Helmut Fischer Land fur Arbeiter die es geschaffen haben In Ostfriesischer Kurier 8 Januar 2009 Seite 6 Johann Haddinga Norden im 20 Jahrhundert Norden 2001 S 66 f Medienzentrum Norden Meta Doku Medienzentrum Norden startet lokales Projekt Meta Doku Memento des Originals vom 9 Januar 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www meta doku de Ostfriesischer Kurier 28 August 2008 S 9 Ufke Cremer Johann Haddinga Norden Die Stadtchronik Verlag SKN Norden 2001 ISBN 3 928327 46 1 S 85 Namen die Ubersicht fur den Buchstaben N Bei ndr1niedersachsen de Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der Judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 1122 Einwohnerzahlen bis 1939 a b Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 5 1970 bis 31 12 1982 W Kohlhammer Stuttgart Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 264 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Stadt Norden Ostfriesland amp oldid 233664827