www.wikidata.de-de.nina.az
Norddeich Radio Rufzeichen DAN fruher KND KAV DAF war eine deutsche Kustenfunkstelle bei Norddeich heute Stadt Norden in Ostfriesland Nach der Errichtung im Jahr 1907 wurde rund 90 Jahre lang der Funkverkehr mit Schiffen in aller Welt durchgefuhrt Sie diente in der Zeit des Nationalsozialismus auch als Rundfunksender und verbreitete NS Propaganda fur das englischsprachige Ausland Am 31 Dezember 1998 wurde die Anlage endgultig abgeschaltet Norddeich RadioDANGebaude des Museums Norddeich Radio e V in NordenGebaude des Museums Norddeich Radio e V in NordenBasisdatenOrt NordenLand NiedersachsenStaat DeutschlandHohenlage 0 m u NHN53 604167 7 138611 Koordinaten 53 36 15 N 7 8 19 OVerwendung Fernmeldeanlage ZeitzeichensenderZuganglichkeit ja jein neinAbriss 1999Daten zur SendeanlageBauzeit 1907Betriebszeit 1907 1998Wellenbereiche LW Sender MW Sender KW SenderRundfunk LW Rundfunk MW Rundfunk KW Rundfunk UKW RundfunkSendetyp Mobiler SeefunkStilllegung 31 Dezember 1998PositionskarteNorddeich Radio Niedersachsen Norddeich Radio Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Von den Anfangen 1905 1906 1 2 Betriebsaufnahme 1907 und erste Verbindungen 1 3 Ab 1910 Telegraphenanstalt Norddeich 1 4 Erster Weltkrieg 1 5 1920er Jahre Vergrosserung der Reichweite Einfuhrung der Telefonie 1 6 1930er Jahre Umzug nach Utlandshorn weitere Betriebssteigerung 1 7 Zweiter Weltkrieg und Rundfunkpropaganda 1 8 1950er Jahre Wiederinbetriebnahme und weiterer Ausbau 1 9 1960er und 1970er Jahre Osterloog als neuer Senderstandort 1 10 1980er Jahre Aufkommender Satellitenfunk als Konkurrent zum Kurzwellenfunkdienst 1 11 1990er Jahre Schrittweise Abschaltung von Norddeich Radio 2 Norddeich Gonio DAQ 3 Seenotfalle mit Beteiligung von Norddeich Radio 4 Museen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVon den Anfangen 1905 1906 Bearbeiten Um die Grundung der Kustenfunkstelle ranken sich einige Legenden Die am weitesten verbreitete Version besagt dass auf Geheiss des Kaisers Wilhelm II eine eigene Kustenfunkstelle eingerichtet werden sollte nachdem sich die auf Borkum befindliche Kustenfunkstelle geweigert hatte ein Telegramm des Kaisers an seine Frau anzunehmen Zum damaligen Zeitpunkt etwa in der Mitte des ersten Jahrzehnts des 20 Jahrhunderts gab es zwei konkurrierende Funksysteme das eine rund um den Physiker Guglielmo Marconi das andere entwickelt und betrieben von der Firma Telefunken aus Berlin mit dem auch das Schiff der HAPAG Dampfer Hamburg ausgerustet war auf dem sich der Kaiser befand Durch die starke Konkurrenzsituation hatten die Funker Befehl keine Kommunikation mit dem jeweils anderen System durchzufuhren Diese Version um die Grundung von Norddeich Radio gilt inzwischen als unwahrscheinlich Die Kustenfunkstellen in Borkum und Borkumriff waren zwar im Gegensatz zur Hamburg mit Anlagen der Marconi Company ausgestattet standen aber unter der Fuhrung der Deutschen Reichspost und damit indirekt unter dem Kaiser Wilhelm II Eine Verweigerung der Telegrammbearbeitung ist also eher unwahrscheinlich Naheliegender ist die Variante dass die Bestrebungen nach einer eigenen Funkstelle bereits einige Jahre zuvor entstanden waren namlich um 1902 als die Entwicklung der Funktechnik durch Physikpioniere wie Ferdinand Braun rasant an Fahrt gewann Nachdem in der Grossfunkstelle fur drahtlose Telegraphie in Nauen die Versuchsreihen zu immer mehr Erfolgen fuhrten beschloss man die Errichtung einer Funkstelle die den westlichen Bereich der deutschen Bucht bis hin zum Armelkanal in erster Linie fur Kriegsschiffe sicher abdecken sollte Die in Borkum lokalisierte Marconi Station konnte mit selbigen nicht kommunizieren da sich die verwendeten Wellenlangen Borkum 156 m entspricht etwa 1 92 MHz dagegen Marine 365 m entspricht 821 kHz unterschieden und die Reichweite eine 30 km Linie um die Insel nicht uberschritt Die Marconi Gesellschaft sicherte ihr Monopol durch Exklusivvertrage mit deutschen Reedern demgegenuber entschied die Marine Telefunken Gerate einzusetzen Als Standort fur die Errichtung der festen Funkstelle war zunachst auch die Insel Borkum als nordwestlichster Punkt Deutschlands vorgesehen jedoch fuhrten strategische Uberlegungen des Reichsmarineamtes zu der Erkenntnis dass die Region um die Stadt Norden in Ostfriesland mit ihren Marsch Boden besser sei die die Ausbreitung elektrischer Wellen Bodenleitfahigkeit begunstigten Im Spatherbst 1905 wurden schliesslich die Vertrage mit der Telefunken Gesellschaft abgeschlossen in denen die Lieferung und Errichtung einer Anlage mit den folgenden Kriterien vereinbart wurde je eine Sende und eine Empfangsstation raumlich getrennter Aufbau Reichweite mindestens 1500 km beim Funkverkehr zu Zweimastern die wenigstens 35 m lange Antennen an Bord hatten Reichweite mindestens 500 km beim Funkverkehr zu anderen Funkstellen auf dem Land Telegraphiegeschwindigkeit mindestens 4 wpmAls erste Sendeantennenanlage von Norddeich 53 36 15 N 7 8 19 O 53 604166666667 7 1386111111111 wurde ein an vier 65 m hohen Turmen aufgehangtes trichterartiges Netz aus Bronzedrahten realisiert Die Bauarbeiten wurden vor allem durch den extrem sumpfigen Untergrund erschwert der die Verwendung von speziellen Holzbohlenkonstruktionen zum Befahren mit Pferdefuhrwerken erforderlich machte 1 Der verwendete Knallfunkensender mit 1 5 kW Leistung wurde in ein separates Gebaude gebaut das unter Zuhilfenahme dicker Filzplatten und schwerer Doppelturen gegen Larm gedammt war Die Funkentelegraphenstation Norddeich war fortan dem Postamt Norden Ostfriesland als Geschaftsstelle angeschlossen von der auch ein Postdirektor zur Koordination abgestellt wurde Die ersten Funkversuche datieren vom Sommer 1905 lange vor der offiziellen Inbetriebnahme der Station Norddeich Im April 1906 konnte dann die SMS Munchen die bakenartig ausgestrahlten Morsezeichen in bis zu 400 km Entfernung aufnehmen Im Juli desselben Jahres wurde dann die maximal mogliche Empfangsentfernung mit 600 km erprobt Betriebsaufnahme 1907 und erste Verbindungen Bearbeiten Nachdem tags zuvor die technischen Einrichtungen durch das Telegraphenversuchsamt inspiziert worden waren wurde der Betrieb am 1 Mai 1907 unter dem offiziellen Rufzeichen KND Kustenfunkstelle Norddeich aufgenommen Jeweils zwei Stunden am Morgen und Abend war man fur Kriegsschiffe verfugbar Vom 1 Juni an wurde auch Funkverkehr mit Handelsschiffen durchgefuhrt Damit gab es in Deutschland jetzt insgesamt sieben offentliche Kustenstationen Arcona kar Bulk kbk Cuxhaven kcx Helgoland khg Borkum kbm Marienleuchte kmr Weitere Reichweitentests durch die Herstellerfirma Telefunken ergaben dass die Morsezeichen der Knallfunkensender aus Norddeich selbst in uber 1600 Kilometer Entfernung noch zu vernehmen waren Verwendete Wellenlange 2000 m entspricht einer Frequenz von 150 kHz Die Stammbesatzung der Kustenfunkstelle betrug damals funf Personen pro 12 Stunden Schicht von denen vier die Telegraphie Arbeitsplatze besetzten und einer als Techniker den korrekten Betrieb der Sender uberwachte Ab 1908 kam eine zusatzliche Person als Antennenwarter hinzu Wenn die Marine Manover durchfuhrte ubernahmen Funker aus ihren eigenen Reihen den Betrieb der Station die dann zusatzlich durch Infanteristen aus Aurich geschutzt wurde Nachdem man noch im Jahr 1907 die Antennenmasten um zehn Meter aufgestockt hatte stellte man erneut neue Reichweitenrekorde mit Horempfang uber 2200 km auf Zum Ende des Jahres begann man bei knd damit Wetternachrichten sowie Sturmwarnungen und Presseinhalte auszustrahlen Die Wetterlage in der deutschen Bucht war vor allem fur die Hochseefischer und die Marineeinheiten interessant Ab 1910 Telegraphenanstalt Norddeich Bearbeiten Aufgrund der steigenden Bedeutung des drahtlosen Telegraphieverkehrs wurde die Kustenfunkstelle Norddeich im Jahr 1910 vom Kaiserlichen Postamt Norden abgegliedert und fortan als eigenstandige Telegraphenanstalt Norddeich weitergefuhrt Als technische Innovation wurden in Norddeich zwei der 1908 von Telefunken entwickelten Loschfunkensender installiert die mit 2 5 kW und 10 kW sowie nochmals um 20 Meter erhohten Antennen die maximale Reichweite auf mehr als 3000 Kilometer abermals steigerten 1912 wurde auf einer internationalen Konferenz in London ein Vertrag unterzeichnet der die allgemeine Verkehrspflicht ohne Rucksicht auf das benutzte System vorsah und somit das bis dato bestehende Marconi Monopol brach Beim Inkrafttreten 1913 wurde Norddeich das neue Rufzeichen kav zugeteilt Ebenfalls um diese Zeit herum begann man damit horizontal polarisierte Antennenformen auszuprobieren Nach erfolgreichen Versuchsreihen erganzte eine fest installierte Drahtantenne die vertikalen Antennensysteme Erste Versuche der drahtlosen Telefonie von knd aus brachten 1912 keine zufriedenstellenden Ergebnisse uber Entfernungen grosser als 50 Kilometer Im darauf folgenden Jahr wurden die ausgestrahlten Zeitungsmeldungen in uber 5000 Kilometer Entfernung aufgenommen Erster Weltkrieg Bearbeiten Als Deutschland am 1 August 1914 Russland den Krieg erklarte wurde die Kustenfunkstelle unter das Kommando der Kaiserlichen Marine gestellt und von Infanteristen zusatzlich hermetisch abgeriegelt Man befurchtete Sabotage und Spionage durch den Feind Nach Kriegsbeginn stieg die Auslastung der Station sprungartig an alle Sender arbeiteten nun nahezu ohne Pause Wahrend des Krieges wurden auch die im benachbarten Hage stationierten Luftschiffe von Norddeich aus mit Informationen versorgt In der spateren Kriegsphase wurde auch Funkverkehr zu deutschen U Booten abgewickelt Nachdem die Marine im November 1918 die Funkstelle geraumt hatte wurde diese durch Mitglieder des Arbeiter und Soldatenrates besetzt Erst im darauffolgenden Jahr fanden die Soldatenunruhen der Nachkriegsphase ein Ende und der Ausbau der Kustenfunkstelle wurde weiter vorangetrieben 1920er Jahre Vergrosserung der Reichweite Einfuhrung der Telefonie Bearbeiten nbsp Funker Treffen im Hotel Zur Post in Norden um 1920 Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt die Kustenfunkstelle einen leistungsfahigen Sender aus Marinebestanden Aufgrund steigender Telegrammzahlen wurde das Personal aufgestockt und die Station war 24 Stunden mit immer mindestens zwei Telegraphisten besetzt Ebenso wurden die Versuche in drahtloser Telefonie Sprechfunk fortgesetzt mittlerweile schon mit Prototypen von Rohrensendern mit Ausgangsleistungen zwischen 1 und 2 5 Kilowatt Im Sommer 1921 erteilte man der Kustenfunkstelle unter anderem die Genehmigung Telefonie Zusatzgerate in Betrieb zu nehmen fortan wurde der Wetterbericht nach der telegraphischen Aussendung auch gesprochen Nachdem die Rohrensender ihre Leistungsfahigkeit bei Reichweitentests uber 6000 Kilometer unter Beweis gestellt hatten fanden sie immer mehr Einzug in die Kustenfunkstellen und Schiffe Da man beim gleichzeitigen Senden immer ofter Probleme mit den Empfangern hatte beschloss man im Jahr 1923 im drei Kilometer entfernten Westgaste 53 35 58 N 7 10 55 O 53 599444444444 7 1819444444444 eine separate Empfangsstelle aufzubauen 2 Beide Anlagen waren uber eine Kabelverbindung miteinander verbunden 1925 brachte ein kraftiger Herbststurm drei im Aufbau befindliche Antennenturme zum Einsturz so dass die Inbetriebnahme weiterer geplanter Sender verzogert wurde Ende der zwanziger Jahre entdeckte man dann das vorteilhafte Ausbreitungsverhalten von Kurzwellen fur den internationalen Funkverkehr so dass 1929 ein 10 kW starker Kurzwellensender in Norddeich nebst Empfangern in Westgaste eingebaut wurden 1930er Jahre Umzug nach Utlandshorn weitere Betriebssteigerung Bearbeiten Weil sich auch in Westgaste der Empfang aufgrund zunehmender Storungen durch Elektrogerate verschlechterte wurde weitab jeglicher Siedlungen im funf Kilometer entfernten Utlandshorn 53 33 47 N 7 6 28 O 53 563055555556 7 1077777777778 eine neue Empfangsstation am 8 Dezember 1931 in Betrieb genommen 3 Utlandshorn wurde damit gleichzeitig Betriebszentrale fur alle Anlagen von Norddeich Radio 4 Die Ausrustung umfasste die fur damalige Zeiten modernsten Empfangssysteme fur Lang Mittel Grenz und Kurzwelle sowie mehrere Dipole mit Reflektoren Richtantennen und Drahtantennen Sendeseitig wurden 20 Kilowatt starke Kurzwellensender fur Telegraphie und Telefonie eingebaut Die Weltwirtschaftskrise am Anfang dieses Jahrzehntes liess auch die Telegrammzahlen via Norddeich einbrechen jedoch setzte sich die positive Entwicklung bereits in der Mitte der 1930er Jahre weiter fort Die Olympischen Sommerspiele 1936 in Deutschland brachten den hiesigen Funkstationen Rekord Telegrammzahlen ein Ebenfalls 1936 experimentierte man mit der Ankopplung des offentlichen Telegraphennetzes an die Sendeanlagen so dass Telegramme ohne Zwischenstation bei den Funkbeamten gegeben werden konnten Technische Weiterentwicklungen bei Sendern und Empfangern vergrosserten die Reichweite im Sprechfunkbetrieb betrachtlich Zweiter Weltkrieg und Rundfunkpropaganda Bearbeiten Wie im Ersten Weltkrieg war Norddeich Radio strategisch wichtig zur Koordination der Marineeinheiten und somit direkt bei Kriegsbeginn unter militarische Fuhrung und Schutz gekommen 5 Der offentliche Verkehr wurde alsbald eingestellt alle auf See befindlichen deutschen Schiffe erhielten offen oder versteckt Nachricht von der bevorstehenden Kriegsbedrohung Im Herbst 1939 bestand die Hauptfunkstelle Norddeich aus Betriebszentrale Utlandshorn Empfangsfunkstelle Utlandshorn Sendefunkstelle Norddeichund einem neuen Grossrundfunksender Osterloog 6 7 53 38 5 N 7 12 11 O 53 634722222222 7 2030555555556 der die englischsprachigen Propaganda Sendungen Germany Calling fur das Ausland abstrahlte unter dem Tarnnamen Reichssender Bremen bzw anfangs Studioanlage der Versuchssendeanlage N 8 Vor Ort war eine Marinenachrichtentruppe stationiert und uber eigens geschaltete Fernmeldeleitungen war Norddeich Radio direkt mit der Marinefuhrung verbunden Alle Anlagen der Hauptfunkstelle Norddeich waren mit leichter Flak 2 und 3 7 cm gegen Tieffliegerangriffe gesichert 9 Um im Falle einer Zerstorung der Anlagen sofort Ersatz zu haben liess die Wehrmacht bereits in den ersten Kriegstagen in den Niederlanden eine Empfangsfunkstelle in Muiderberg aan Zee sowie eine Sendefunkstelle in Kootwijk einrichten zu denen Mitarbeiter aus Ostfriesland regelmassig zur Sicherstellung der Betriebsfahigkeit abgeordnet wurden In den letzten Kriegstagen erhielten alle Anlagen je eine Tonne Sprengstoff zur Selbstzerstorung die jedoch nie zur Anwendung kamen Die Alliierten versuchten wahrend des Zweiten Weltkriegs zu keinem Zeitpunkt die Hauptfunkstelle Norddeich zu zerstoren Die abgehorten Funksignale wurden gezielt ausgewertet denn sie gaben wertvolle Hinweise uber die Standorte deutscher Kriegsschiffe und U Boote auf See 8 1950er Jahre Wiederinbetriebnahme und weiterer Ausbau Bearbeiten nbsp Dieser Kurzwellen Tastfunk Arbeitsplatz diente von 1957 bis 1981 dem Telegrammaustausch mit Schiffen auf allen Weltmeeren ausgestellt im Museum fur Kommunikation Hamburg1945 sollten Teile der Sendeanlagen durch die Besatzungsmachte nach Grossbritannien verschifft bzw gesprengt werden Stattdessen gelangten die Englander schnell zu der Uberzeugung dass der Funkbetrieb in Norddeich und Utlandshorn durchaus der Sicherheit ihrer Schiffe dienen wurde Im selben Jahr wurden erstmals Hellschreiber eingesetzt und auf Kurz und Langwelle betrieben Nach Kriegsende wurden nach und nach alle zuvor angebotenen Dienstleistungen wieder aufgenommen dazu zahlen der Uberseefunkdienst nach Sudamerika kustennaher Seefunkdienst auf Grenzwelle Ausstrahlung von Wettermeldungen und Zeitzeichen etc Um den wieder stark steigenden Verkehrszahlen im Nachkriegsdeutschland gewachsen zu sein wurde Norddeich Radio entsprechend ausgebaut MAN lieferte etwa um 1950 herum zwei leistungsstarke Dieselgeneratoren dazu passend wurde ein Kuhlturm aus Holz gebaut Ein neuer Grenzwellensender sowie ein moderner Antennenumschalter mit dem alle 19 Sender beliebig auf die etwa zwanzig verschiedenen Antennen geschaltet werden konnten rundeten die Ausstattung ab Etwa Mitte des Jahrzehnts wurde erstmals die Sendung Gruss an Bord gesendet bei der Angehorige von gerade auf See befindlichen Personen Weihnachtsgrusse ubermitteln konnten sowie Gesprache mit den in weiter Ferne befindlichen Deutschen gefuhrt wurden Diese Sendung wurde direkt in Norddeich produziert und im Radioprogramm des NDR ubertragen 1957 wurde dann schliesslich in einem grossen Festakt das 50 jahrige Bestehen der Kustenfunkstelle begangen nbsp Alte Sendetechnik ausgestellt im Waloseum in Osterloog1960er und 1970er Jahre Osterloog als neuer Senderstandort Bearbeiten Das 50 jahrige Jubilaum der Zeitzeichenausstrahlung von Norddeich aus an Schiffe in aller Welt erregte auch weit uber die Grenzen der BRD hinaus das Interesse an der Kustenfunkstation Ebenso medientrachtig war die kurzzeitige Abwicklung von Flugfunkverkehr uber die Anlagen von Norddeich Radio dieses Angebot wurde aber bald wieder eingestellt Die Zahl der Mitarbeiter war auf etwa 150 Personen angestiegen was vor allem auf die steigende Nachfrage im Bereich der Telefonie zuruckzufuhren war Als nennenswerte technische Innovation ist die experimentelle Bildubertragung zu nennen Einige auf hoher See bei der Verabschiedung der britischen Konigin nach einem Deutschlandbesuch geschossene Bilder wurden drahtlos via Norddeich Radio schneller zur Redaktion der Welt am Sonntag nach Hamburg ubermittelt als es ein Hubschrauber zur gleichen Zeit bewerkstelligen konnte Nachdem die Deutsche Bundespost die Immobilien vom Norddeutschen Rundfunk zuruckgekauft hatte erfolgte ab Mitte der 1960er Jahre eine grundlegende Modernisierung der Kustenfunkstelle Dazu gehorte die Umsiedlung mehrerer Sendeanlagen von Norddeich nach Osterloog nordlich von Norden sowie die Errichtung zusatzlicher Sendeanlagen die dem damals neuesten Stand der Technik entsprachen Im November 1970 wurde der letzte Sender in der Sendefunkstelle Norddeich abgeschaltet Neben den fernsteuerbaren Sendern in Osterloog verfugte Norddeich Radio mit seiner Betriebszentrale Utlandshorn uber weitere Sendeanlagen in der Nahe von Cuxhaven und in Elmshorn 1980er Jahre Aufkommender Satellitenfunk als Konkurrent zum Kurzwellenfunkdienst Bearbeiten Die Inbetriebnahme des Inmarsat Systems und Erfindungen wie das GMDSS fuhrten dazu dass die auf 260 Mitarbeiter ausgebaute Kustenfunkstation zu Beginn der 1980er Jahre ihren Hohepunkt der Auslastung uberschritten hatte und in den darauffolgenden Jahren immer weniger gefragt war Technische Innovationen fuhrten dazu dass Funkoffiziere an Bord der Schiffe nicht mehr vorgeschrieben waren und die Kommunikation immer mehr verselbststandigt wurde Bereits 1989 war ein beachtlicher Anteil der Schiffe mit der international verfugbaren Satellitentechnik ausgerustet durch die im Selbstwahlverfahren Verbindungen zu nahezu beliebigen Telefonanschlussen weltweit aufgebaut werden konnten Das Absetzen von Notrufen inklusive genauer Positionsangabe war per Knopfdruck moglich 1990er Jahre Schrittweise Abschaltung von Norddeich Radio Bearbeiten Aufgrund stark zuruckgehender Betriebsauslastungen der deutschen Kustenfunkstellen insgesamt und der Vorgabe der EU die Zahl der westeuropaischen Kustenfunkstellen zu verringern fuhrte die Deutsche Bundespost Telekom neue ubergeordnete Behorde von Norddeich Radio einschneidende Umstrukturierungen durch Zunachst wurde der Kurzwellenverkehr von Rugen Radio bei Norddeich Radio angegliedert Auf Eigeninitiative der Mitarbeiter hin wurde schliesslich das sogenannte Daten Service Center in Utlandshorn gestartet Um dem weiteren Stellenabbau neue Aufgabenfelder zur Arbeitsplatzsicherung entgegenzusetzen beschaftigte man sich ab 1996 fur die Mutterfirma Deutsche Telekom AG mit der Umsetzung der neuen DAB Technik 1995 96 stellte man samtlichen Telegraphiefunkverkehr ein im darauffolgenden Jahr wurde der Grenzwellensprechfunk abgeschaltet Elbe Weser Radio und Rugen Radio waren ganz aufgegeben worden der UKW Sprechfunkdienst fur Nord und Ostsee wurde schliesslich bis zur endgultigen Schliessung am 31 Dezember 1998 von Norddeich Radio aus durchgefuhrt Die letzte Sprechfunksendung lautete This is Norddeich Radio Over and out 10 Die funktechnische Abdeckung der deutschen Seegebiete fur Notfalle wird heute uber Bremen Rescue Radio der Seenotleitung Bremen sichergestellt Im Gebaude der Sendefunkstelle Osterloog befindet sich heute das Waloseum Kofferwort aus Wal und Museum eine Einrichtung der Seehund Aufzuchtstation Norden Norddeich In den Raumen der Empfangsfunkstelle Utlandshorn befand sich bis Ende 2011 ein Callcenter der Vivento Customer Services VCS eines Tochterunternehmens der Deutschen Telekom AG Im Jahre 2001 bildete sich auf Initiative des Funkamateurs Mustapha Landoulsi der Verein Funktechnisches Museum Norddeich Radio der am historischen Standort der einstigen Empfangsfunkstelle in Utlandshorn ein Museum einrichtete Es zeigte dort u a Funkgerate von Schiffen sowie Empfangs und Sendegerate samt einem originalen Arbeitstisch von Norddeich Radio 11 Nach Abriss und Umbau der Baulichkeiten in Utlandshorn verzog das Museum nach Dornum Ortsteil Nesse wo es sich seither befindet Norddeich Gonio DAQ BearbeitenAls Norddeich Gonio wurde eine 1961 offiziell in Betrieb genommene Einrichtung zur Funkpeilung bezeichnet mit der es moglich war die Position von beispielsweise in Seenot geratenen Schiffen zu ermitteln Praktisch wurde dazu in Zusammenarbeit mit den Peilstationen Elbe Weser Gonio und St Peter Ording Gonio eine Kreuzpeilung vorgenommen bei der eine hohe Genauigkeit erzielt wurde Neben der Verwendung bei Seenotfallen bestand auch fur kleinere technisch nicht so fortschrittlich ausgerustete Schiffe die Moglichkeit gegen Entgelt ihre genaue Position bestimmen zu lassen Seenotfalle mit Beteiligung von Norddeich Radio BearbeitenIm September 1957 empfing man den Notruf der Pamir eines deutschen Segelschulschiffs das auf der Ruckreise von Buenos Aires nach Deutschland im Atlantik in ein Orkantief geraten und gesunken war Wie sich spater herausstellte war das Schiff wahrend der ganzen Reise in Funkkontakt mit Norddeich gewesen jedoch hatte es keinerlei Warnungen vor der aufkommenden Gefahr erhalten In Zusammenarbeit mit den vor Ort befindlichen Schiffen koordinierte Norddeich Radio die Rettungsaktionen bei denen schliesslich sechs Besatzungsmitglieder gerettet werden konnten Im Februar 1966 wurde durch Norddeich Gonio das in Seenot geratene deutsche Schiff Hans Peter geortet und von Norddeich Radio aus eine Rettungsaktion geleitet an der sich der Seenotkreuzer Georg Breusing und der Borkumer Schlepper Atlas beteiligten Diese erfolgreiche Rettung war die erste Peilung unter Seenotbedingungen von DAQ Der Seenotrettungskreuzer Adolph Bermpohl verungluckte 1967 nordlich von Helgoland nach einem Rettungseinsatz der zuvor ebenfalls von Norddeich Radio aus koordiniert worden war Nach dem erfolgreichen Aufnehmen einer in Seenot geratenen niederlandischen Schiffsbesatzung mit dem Tochterboot brach beim Versuch der Ubernahme der Schiffbruchigen auf das Mutterschiff eine Grundsee uber den Seenotkreuzer herein so dass dadurch das langsseits gegangene Tochterboot Vegesack unter Wasser gedruckt wurde Erst am folgenden Tage wurde die Adolph Bermpohl 13 Seemeilen sudostlich von Helgoland mit laufender und ausgekuppelter Maschine aufgefunden das Tochterboot erst in der darauffolgenden Nacht kieloben treibend es gab keine Uberlebenden Im Dezember 1978 war Norddeich Radio an der Suchaktion nach der verschollenen Munchen beteiligt Im November 1983 protokollierte man schliesslich den gesamten Funkverkehr zwischen der vor Island in Seenot geratenen und spater gesunkenen MS Kampen und der Reederei in Hamburg mit Museen Bearbeiten nbsp Das Museum Norddeich Radio e V in NordenIm Marz 2015 wurde in einem historischen Speicher in der Osterstrasse in Norden das Museum Norddeich Radio e V eroffnet Im Museum werden alle Arbeitsplatze gezeigt die fur den Funkbetrieb gebraucht wurden Dazu werden auch Fuhrungen von ehemaligen Mitarbeitern angeboten 12 Seither gibt es zu Norddeich Radio zwei Museen das eine in Dornum das andere in Norden Ostfriesland Siehe auch BearbeitenElbe Weser Radio Rufzeichen DAC Rugen Radio Rufzeichen DHS Y5M Kiel Radio Rufzeichen DAOLiteratur BearbeitenGerhard Canzler Norddeich Radio 1905 1998 Risius Weener Ems 2004 ISBN 3 88761 091 1 Gregor Ulsamer Feuerschiff Borkumriff Die interessante Geschichte des Nachrichtenwesens an der Kuste Gregor Ulsamer Emden 2004 ISBN 3 00 014964 3 Oberpostdirektion Hamburg 75 Jahre Norddeich Radio 1907 1982 Hamburg 1982 108 Seiten Rudolf Ludwig Einrichtungen und Aufgaben einer Kustenfunkstelle In Ausbau Heft 10 1957 S 609 611 Paul Christiani Verlag Konstanz 1957 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Norddeich Radio Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Funktechnisches Museum Norddeich Radio e V mit Museum in Dornum Ortsteil Nesse Museum Norddeich Radio e V mit Museum in Norden Reportage von 1960 uber Norddeich Radio mit Einsatz von Streifenschreibern fur TelegrammubermittlungEinzelnachweise Bearbeiten Historische Photos vom Aufbau der Sendestation Norddeich 1905 Historische Photos der Empfangsstation Westgaste Historische Photos der Empfangsstation Utlandshorn Chronik Norddeich Radio Zeitzeugenbericht uber Hauptfunkstelle Norddeich Photos der Sendefunkstelle Osterloog Sender Osterloog a b Norddeich Radio Sender Osterloog Abgerufen am 14 November 2021 Zeitzeugenbericht eines Luftwaffenhelfers http www pust norden de DAN Audio 2182 CL wav Peter von Bechen Norddeich Radio funkt wieder Funkermuseum hinter dem Deich Memento vom 17 August 2015 im Internet Archive In Funkgeschichte Jg 2014 Heft 217 S 185 186 NDR 1 Niedersachsen Die Plattenkiste Ausgabe 21 Dezember 2015 Normdaten Korperschaft GND 2071895 0 lobid OGND AKS LCCN n2010043182 VIAF 155442321 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Norddeich Radio amp oldid 238716591