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Das Kloster Marienthal Vallis sanctae Mariae ist ein ehemaliges Kloster der Benediktiner in der Stadt Norden in Ostfriesland Eggerik Beninga schreibt seine Grundung in der Cronica der Fresen 16 Jahrhundert Sankt Hatebrand 1198 Abt des Klosters Feldwerd im Groningerland zu was bis dato nicht erhartet werden konnte Geweiht war es der Maria Wahrend des Mittelalters war Marienthal das Hauskloster der Cirksena die dort von 1464 bis 1548 ihre Grablege hatten Nach der Reformation bestand das Kloster noch bis 1555 Anschliessend wurden die Gebaude abgetragen Heute steht an ihrer Stelle ein Altenwohnheim der Arbeiterwohlfahrt Marienstatue zur Erinnerung an das ehemalige Kloster Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wirtschaftstatigkeit 3 Baugeschichte 4 Kunsthistorische Besonderheiten 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas genaue Grundungsdatum ist unbekannt Der Name des Klosters geht zuruck auf seine Schutzpatronin und die Lage der Niederlassung in einer Senke am damaligen nordlichen Stadtrand Archaologische Funde belegen eine Nutzung des Gelandes vor 1200 Ob diese im Zusammenhang mit dem Kloster standen ist bisher noch unklar 1 Sicher ist dass das Gelande in vorklosterlicher Zeit landwirtschaftlichen Zwecken diente 2 Spater wurde Marienthal im Unterschied zum jungeren 1264 gegrundeten Dominikanerkloster am Frauleinshof dat olde cloester genannt Marienthal gehorte mit anderen Niederlassungen des Benediktinerordens zu einem Klosterverband der moglicherweise auf den Heiligen Hatebrand 1198 zuruckgeht Er war Abt des Klosters Feldwirth bei Appingedam welches als Mutterkloster der ostfriesischen Benediktinerkloster gilt Marienthal war wie die anderen fruhen Niederlassungen des Ordens in Ostfriesland ein Doppelkloster 1 An der Spitze stand ein Abt die Nonnenabteilung leitete eine Priorin Im Jahr 1220 wird in einer Urkunde ein Abbas de Norda genannt der aber als zur Diozese Munster gehorig bezeichnet wird wahrend Norden dem Bistum Bremen angehorte 3 Die erste gesicherte Erwahnung findet sich in einem Vertrag aus dem Jahre 1255 4 Abt war zu dieser Zeit ein gewisser Winandus Er wird in der Urkunde als Zeuge an erstrangiger Position genannt was fur die Bedeutung des Konvents spricht Die Rolle als vornehme Vertreter des Norderlandes blieb auch seinen Nachfolgern erhalten 5 Der historisch uberlieferte grosse Reichtum des Klosters konnte durch umfangreiche Funde belegt werden 1 Die Benediktiner liessen ihre Niederlassung mit einer Mauer einfrieden Der nordliche Teil der Umzingelung ist erhalten geblieben und noch heute heisst die westliche Strasse Am Zingel Von 1347 bis 1353 wutete in Europa die Pest der geschatzte 25 Millionen Menschen ein Drittel der damaligen europaischen Bevolkerung zum Opfer fielen Die Seuche hatte Ostfriesland uber Utrecht erreicht sich uber die Hafenstadte ausgebreitet und die Bevolkerung dezimiert 6 Davon waren auch die Kloster betroffen Laut mittelalterlichen Berichten wurden etwa im Kloster Langen 50 Personen von der Seuche getotet Auch Marienthal wurde nach Angaben des Chronisten Eggerik Beninga von der Seuche heimgesucht Um ihr Herr zu werden bauten die Bewohner Marienthals nach damaligem Verstandnis uber die Ausbreitung von Krankheiten einige Gebaude vollig neu auf 5 1420 nahm das Kloster Benediktinermonche aus Kloster Marienkamp und 1444 einen Teil der Nonnen des Klosters Sielmonken auf nachdem die dortigen Konvente in Augustiner Chorherren Stifte umgewandelt worden waren 7 Das Kloster genoss hohes Ansehen Seine Abte und Probste werden in Zeugenlisten mehrfach an hervorgehobener Stelle genannt Seit dem 15 Jahrhundert bis zur Sakularisation des Klosters 1529 diente es der spateren Grafen und Furstenfamilie Cirksena als Hauskloster Sie hatte dort wie auch andere vornehme Geschlechter des Norderlandes von 1464 bis 1548 ihre Grablege und brachten in Marienthal ihre unverheirateten Tochter unter Mehrfach traten die Abte von Marienthal fortan in fuhrender Position als Zeuge fur die Cirksena auf Moglicherweise waren sie sogar Rat und enger Vertrauter des Geschlechts 7 So unterschrieb beispielsweise Abt Poppo am 20 Mai 1436 die Urkunde mit der Edzard Cirksena die Herrschaft uber das Norderland ubernahm Abermals tritt Poppo am 28 April 1440 als erster Zeuge in einer Urkunde auf in der Wibet von Stedesdorf zugunsten von Ulrich auf Esens verzichtet 5 Diese besondere Stellung des Klosters Marienthal war mit Beginn der Reformation die um 1527 in Norden einzog abrupt beendet Gerardus Synellius war der letzte Abt Er wurde 1512 in sein Amt eingefuhrt und war am 1 Januar 1527 bei der Norder Disputation der einzige Geistliche der den alten Glauben verteidigte Synellius verliess das Kloster Marienthal vermutlich noch im gleichen Jahr blieb aber bis zu seinem Tode im Jahre 1552 in Norden hat sich also offenbar der Reformation nicht weiter widersetzt Noch 1542 fuhrte er im Auftrag der Grafin Anna eine Mission bei Graf Johann II aus 5 Ubbo Emmius nannte ihn einen Mann von hochster Gelehrsamkeit und eine Zierde Frieslands Dieses Urteil wird durch sein einziges uberlieferte Werk bestatigt ein 1525 erschienenes lateinisches Gebets und Andachtsbuch Synellius verfasste es in klassischer Gedichtform in der Tradition der Devotio moderna und widmete es dem Emder Propst Hicco von Dornum 7 Mit dem Tode Edzard I und seiner Beisetzung in der Abtei endet die Funktion Marienthals als Haus und Familienkloster der Cirksena 1530 sollen noch 120 Insassen in Marienthal gelebt haben von denen die Priorin und viele andere Konventsmitglieder in dieser Zeit in das noch katholische Groningen zogen und dort im Kloster Selwerd Aufnahme fanden 5 1531 plunderte Balthasar von Esens das Kloster und zerstorte die Grablege der Cirksena Das Kloster bestand jedoch noch bis etwa 1555 7 In diesem Jahr lebten noch ein Monch und eine Nonne in Marienthal die sich dem Kloster Thedinga unterstellt fuhlten 5 1548 liess Grafin Anna die Herrengruft der Grafen in Ostfriesland in der Grossen Kirche in Emden anlegen und die in Marienthal beerdigten Cirksena dorthin umbetten Im Zuge der Reformation wurde das Kloster Marienthal sakularisiert 1557 wurden die Gebaude abgerissen und ihre Steine fur den Bau des Zwingers in Aurich genutzt Zum Abriss der Klosterkirche wurden die Fundamente ahnlich wie in Ihlow gezielt untergraben um sie in Richtung Suden einsturzen zu lassen So sollte eine Beschadigung der nordlich gelegenen Klausur vermieden werden 2 Auf dem Areal des Klosters entstand ein Armen oder Gasthaus Dieses wurde mit einem Teil der Einkunfte des ehemaligen Klosters ausgestattet Andere Einnahmen flossen an die Vorgangerinstitution des heutigen Ulrichsgymnasiums Der Flachenbesitz fiel an das ostfriesische Furstenhaus und ist heute noch grosstenteils in den staatlichen Domanen wiederzufinden Das Archiv ist nach Angaben der letzten verbliebenen Nonnen dem Wunsch des verstorbenen Abtes entsprechend ins Ausland geschafft worden Seither fehlt von ihm wie auch von der Bibliothek jede Spur 7 Heute steht an der Stelle des Klosters ein Altenheim der Arbeiterwohlfahrt Wirtschaftstatigkeit BearbeitenDas Kloster verfugte uber reichen Grundbesitz der sich auf das Norderland konzentrierte Insgesamt umfassten die Landereien mindestens eine Grosse von 625 Hektar 7 Zum Klosterbesitz gehorten die beiden Grashauser Vorwerke Osterloog und Westerloog im heutigen Stadtteil Norddeich gelegen das Vorwerk Bargebur Lutetsburg und das Vorwerk Terheide Zudem besass das Kloster in der Westermarsch in der Ostermarsch bei Grossheide und Menstede und im Wolterhuser Hammrich betrachtliche Landereien Weiteren Besitz gab es in Larrelt Loquard und Rysum in der Krummhorn Baugeschichte BearbeitenDie ersten Bauten des Klosters errichteten die Monche vermutlich aus Holz Im 13 Jahrhundert wurde das Kloster erheblich ausgebaut und vermutlich entstand zu dieser Zeit ein neuerlicher Kirchbau Bei Ausgrabungen konnte nachgewiesen werden dass in Marienthal Glocken gegossen werden Dies ist bis dato einmalig fur eine Klosterwustung in Ostfriesland 1 Im Vergleich mit einer ahnlich verzierten Glocke in Dornum wird die in Marienthal genutzten Form in die romanische Zeit datiert 2 Nach Angaben von Ubbo Emmius soll Marienthal im 13 Jahrhundert das schonste Kloster zwischen Weser und Ems gewesen sein 1 Um 1400 muss es sehr baufallig gewesen sein denn das Kloster erhielt einen Ablass um sie und andere Gebaude reparieren zu konnen Der Neubau der Klosterkirche wird in die zweite Halfte des 15 Jahrhunderts datiert Er war vermutlich breiter als sein Vorganger Moglicherweise stand ihre Errichtung in Zusammenhang mit den Cirksena die dort ihr Erbbegrabnis einrichteten Das Kloster besass wohl eine Einfriedung Darauf deutet der heutige Strassenname Am Zingel hin Nach der Reformation verfielen die Gebaude und 1556 wurden Teile des Klosters abgebrochen Die dabei gewonnenen Baustoffe kamen beim Bau des Zwingers in Aurich zu einer neuen Verwendung 7 Kunsthistorische Besonderheiten Bearbeiten nbsp Das ChorgestuhlMit der Auflosung des Klosters in der Reformation gingen weite Teile der Ausstattung verloren Graf Enno II eignete sich einen Grossteil der Besitztumer des Konvents an 1530 liess er sich samtliche Vasa sacra also silberne und vergoldete Kelche Patenen Monstranzen Abendmahlskannen und weitere wertvolle Gegenstande aus samtlichen ostfriesischen Klostern aushandigen und verkaufte diese anschliessend Erhalten blieb wohl nur das Chorgestuhl des Klosters Es befindet sich heute an den beiden Seiten des Hochchores der Ludgeri Kirche Es entstand 1481 Nach der Reformation wurde es wohl in die Ludgerikirche verbracht musste aber vor dem Einbau verkurzt werden Die dabei ubrig gebliebenen Sitze befinden sich im Chorumgang Die ostlichen Seitenwangen sind an der nordlichen Stuhlreihe mit der Kreuzigung Jesu verziert an der sudlichen Stuhlreihe ist die Verkundigung des Engels Gabriel an Maria zu sehen Die Handknaufe zwischen den Stuhlreihen zeigen pflanzliche Motive und einen Menschenkopf 8 Literatur BearbeitenJosef Dolle Marienthal In Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer Hrsg Niedersachsisches Klosterbuch Verzeichnis der Kloster Stifte Kommenden und Beginenhauser in Niedersachsen und Bremen von den Anfangen bis 1810 Teil 3 Bielefeld 2012 ISBN 3 89534 959 3 S 1033 ff Walter Deeters Benediktinische Doppelkloster in Ostfriesland In Res Frisicae Ostfriesische Landschaft Aurich 1975 S 73 85 Hemmo Suur Geschichte der ehemaligen Kloster in der Provinz Ostfriesland Ein Versuch Hahn Emden 1838 S 31 ff Textarchiv Internet Archive Reprint der Ausgabe von 1838 Verlag Martin Sandig Niederwalluf 1971 ISBN 3 500 23690 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Archaologischer Dienst der Ostfriesischen Landschaft Norden Kloster Marienthal 2004 aufgerufen am 7 Januar 2010 a b c Rolf Barenfanger Archaologie auf den ehemaligen Klosterplatzen Ostfrieslands In Rolf Barenfanger Hrsg Zisterzienser im Norden Neue Forschungen zur Klosterarchaologie Internationale Archaologie Arbeitsgemeinschaft Tagung Symposium Kongress 11 Rahden Westf 2007 ISBN 3 89646 439 6 S 67 76 Gerhard Streich Kloster Stifte und Kommenden in Niedersachsen vor der Reformation in Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen 2 Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens Heft 30 Hannover 1986 ISBN 3 7848 2005 0 S 96 Der Norder Vertrag 1255 Memento des Originals vom 30 April 2015 im Internet Archive PDF 73 kB nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www norden de Originaltext mit Ubersetzung von Gerd Dickers Norden a b c d e f Walter Deeters Benediktinische Doppelkloster in Ostfriesland In Res Frisicae Abhandlungen und Vortrage zur Geschichte Ostfrieslands 59 1978 S 73 ff Klaus Bergdolt Der Schwarze Tod die Grosse Pest und das Ende des Mittelalters Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 45918 8 S 83 a b c d e f g Josef Dolle Marienthal In Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer Hrsg Niedersachsisches Klosterbuch Verzeichnis der Kloster Stifte Kommenden und Beginenhauser in Niedersachsen und Bremen von den Anfangen bis 1810 Teil 3 Bielefeld 2012 ISBN 3 89534 959 3 S 1033 ff Reinhard Ruge Text Ev luth Ludgerigemeinde Norden Hrsg Die Ludgerikirche zu Norden Norden 2000 S 15f 53 599445 7 202053 Koordinaten 53 35 58 N 7 12 7 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Marienthal Norden amp oldid 221068660