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Das Kloster Norden ist ein ehemaliges Kloster der Dominikaner in Ostfriesland Lokale Hauptlinge stifteten es um 1264 1 Nach der Reformation loste es sich als erstes Kloster Ostfrieslands noch vor 1530 auf 2 Anschliessend wurden die Gebaude nach und nach abgetragen Heute steht das Ulrichsgymnasium auf dem ehemaligen Klosterareal Der Frauleinshof am Standort des ehemaligen Klosters Der linke Gebaudetrakt der fruhere Wohnbereich der Nonnen war auch als Prinzessinnenkammer bekannt in dem Armgard und Theda die Tochter Edzards I lebten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Vom 13 Jahrhundert bis zur Reformation 1 3 Reformation und Auflosung 2 Baugeschichte 3 Wirtschaftstatigkeit 4 Aufrechtes Glaskraut als botanische Erinnerung an das Norder Kloster 5 Literatur 6 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Die Bruder des 1215 gegrundeten Dominikanerordens sind von den Friesen in die Region gerufen worden In einem Schreiben hatten sie sich im Jahre 1264 an das in Paris tagende Kapitel des Ordens gewandt und darum gebeten eine Niederlassung ohne Widerstreben zu gestatten 3 Das Ordenskapitel beschloss daraufhin in Friesland ein Kloster einzurichten Moglicherweise steht die Grundung auch in Zusammenhang mit dem Wunsch Friesen fur Kreuzzuge anzuwerben nachdem diese sich am Sechsten Kreuzzug im Jahre 1248 nicht in gewunschtem Umfang beteiligt hatten 4 Die Niederlassung in Norden ist danach 1264 aus einer Schenkung der ortlichen Hauptlingsfamilien Reiner Egeramus Eggers Hicko Itzinga und Harko Udenga hervorgegangen Diese hatten dem Orden am nordlichen Ende des Ortes ein Grundstuck und ein Gebaude das bis zu diesem Zeitpunkt als Munze diente ubereignet Fur die Anlage des Konvents sandten die Dominikaner Herardus aus dem Jakobskloster in Paris nach Norden Dort muss die Grundung dann schnell vorangeschritten sein Bereits 1269 wird das Kloster erstmals erwahnt Geweiht war es der Maria 5 und gehorte zur Ordensprovinz Teutonia ab 1303 nach deren Ausgliederung zur Provinz Saxonia 4 Vom 13 Jahrhundert bis zur Reformation Bearbeiten Das Kloster genoss bald hohes Ansehen Schon wenige Jahre nach seiner Grundung kamen 1269 in dem Kloster Abgeordnete des Emsigerland und der Hansestadt Bremen zusammen um ihren Frieden von 1255 zu verlangern 6 In einem Schreiben der Federgoer mit dem diese ihre Absicht bekundeten dem Vertrag ebenfalls beizutreten wird ausdrucklich die Vermittlerrolle der Dominikaner genannt 4 Zwei Jahre spater trugen die Insassen zur Schlichtung eines Streites mehrerer Landesgemeinden Ostfrieslands mit dem Bischof von Munster bei 4 Fur das Jahr 1300 ist erstmals ein Provinzkapitel des Ordens in Norden belegt an dem wahrscheinlich nur Monche von Dominikanerklostern aus der Umgebung teilnahmen Weitere Kapitel sind fur die Jahre 1337 1383 1422 und 1449 bekannt In den Jahren 1318 sowie 1358 wurde das Kloster bei nicht naher bezeichneten Unruhen im Norderland besetzt und befestigt 4 Von der Pestepidemie in den Jahren 1349 50 scheint das Kloster nicht betroffen gewesen zu sein Moglicherweise steht aber die Schenkung der Kirche in Ostringsfelde durch die eingesessenen besitzenden Bewohner der Landesgemeinden Ostringen und Wangerland in Zusammenhang mit der Seuche Die Dominikaner richteten dort anschliessend ein Nonnenkloster ein Uberliefert ist dass bei der Pestepidemie des Jahres 1360 nahezu alle Monche der Niederlassung in Norden starben Schon wenige Jahre spater 1367 werden aber wieder 16 Konventsmitglieder genannt 5 Bei der Zweiten Dionysiusflut 1377 wurde das Kloster stark in Mitleidenschaft gezogen Die Wogen sollen damals von Osten in die Klostermauern eingedrungen sein 4 Weitere schwere Schaden erlitt das Kloster nach Ostern 1430 7 bei den Auseinandersetzungen des Hauptlings Udo von Norden eines Sohnes von Focko Ukena mit den Brookmannern Diese wollten nach der Schlacht auf den Wilden Ackern ihren in Norden gefangengehaltenen Hauptling Ocko II tom Brok unterstutzen Udos Anhanger fluchteten daraufhin in das Kloster das die Brookmanner eroberten plunderten und schliesslich niederbrannten 5 Der anschliessende Wiederaufbau war wohl auch durch Erbschaft Ockos moglich der dem Konvent nach seinem Tode einen Teil seines Vermogens vermachte 4 Das Ansehen des Klosters blieb in der Folgezeit hoch Um 1400 bildete sich in der Stadt ein Kaland Bruderschaften wohlhabender Burger zur Verrichtung guter Werke in Anlehnung an das Kloster 5 Zudem war es Grablege vornehmer Geschlechter Im Chor der Klosterkirche fanden Sibet von Rustringen sein Schwager Udo von Norden dessen Ehefrau Hyma Idzinga sowie Edzard Cirksena und dessen Frau Frauwa von Berum ihre letzte Ruhestatte 5 Uberlieferte Namen von Monchen die spater Universitaten ausserhalb der Region besuchten lassen darauf schliessen dass die Insassen zum grossten Teil aus Ostfriesland kamen Vermutlich gab es im Norder Dominikanerkloster eine Schule an der sich die Monche auf die Studien vorbereiten konnten 5 Im 15 Jahrhundert setzte offenbar eine Zeit des Niedergangs ein Entgegen ihrem Armutsideal waren die Dominikaner wirtschaftlich wohl in so grossem Umfang tatig dass die Ordensoberen in Rom am 25 September 1475 verboten im Kloster Handel zu treiben oder Waren anzubieten Im Jahre 1502 unterzog sich der Konvent einer Reform die von den Grafen Edzard I und Uko zwei Abten und weiteren angesehenen Personen bezeugt wurde 5 Armgard und Theda Tochter des Grafen Edzard lebten 1511 und 1518 als Nonnen im Kloster Reformation und Auflosung Bearbeiten Bereits zum 1 Januar 1527 lud der Dominikaner Hinrich Reese durch gedruckte Plakate die er mit Duldung durch den Grafen Edzard I in ganz Ostfriesland aushangen liess die gelehrten Theologen zu einer Disputation uber seine vom reformatorischen Geist gepragten Thesen in das Norder Kloster ein Nach Angaben von Eggerik Beninga kamen nahezu alle Geladenen darunter auch Gerardus Synellius Abt des Klosters Marienthal Er war der einzige der den alten Glauben verteidigte Hysse van Ewsum Priorin des Klosters Marienthal schrieb damals dass er und die wenigen verbliebenen glaubenstreuen Katholiken bei der Norder Disputation wuste Beschimpfungen uber sich ergehen lassen mussten 8 Am Ende der Versammlung zog Reese seine Kutte demonstrativ aus und bekraftige so symbolisch seinen Bruch mit der katholischen Kirche 4 nbsp Das Schulgebaude um 1840 Als erstes Kloster in Ostfriesland loste sich das Dominikanerkonvent danach auf Ein Grossteil der Monche den verliess das Kloster ein Prior gar mit einem betrachtlichen Teil der Wertgegenstande Die Ubrigen fand Graf Enno II mit einer Rente ab Anschliessend nahm der Graf die Gebaude in Besitz und liess sie seinen Bedurfnissen entsprechend fur eine Hofhaltung umbauen Wahrend der Geldrischen Fehde wurde der Gebaudekomplex 1531 aber durch Balthasar von Esens niedergebrannt Anschliessend lag das Gelande fur einige Zeit brach 4 1558 diente das Gelande als Steinbruch aus dem Baumaterialien fur den Bau der Festungsanlagen in Aurich und Stickhausen gewonnen wurden Auf dem Gelande des vormaligen Klosters entstand vor 1560 ein adeliges Damenstift der Froichenhof Frauleinshof in welches Theda und Armgard die unverheirateten Tochter Edzards I einzogen Armgard verstarb 1559 in Leerort und Theda am 29 November 1563 auf einer Reise nach Aurich 1567 grundete der Graf Edzard II im Oisterhauss auff unserm hoiff zu Norden eine Lateinschule und stattete diese mit Einkunften aus eingezogenem Landbesitz des Klosters Marienthal aus 4 Diese Schule war die Keimzelle des Ulrichsgymnasiums das heute das ehemalige Klosterareal bedeckt Baugeschichte Bearbeiten nbsp Der 2005 ergrabene Keller im Nordflugel des Dominikanerklosters Unmittelbar nach Grundung des Klosters begannen die Dominikaner vermutlich damit die wichtigsten Gebaude die fur das Klosterleben notig waren also Gebetsraum Oratorium Kuche und Speisesaal Refektorium sowie einen Schlafsaal Dormitorium in barackenartigen Gebauden aus Holz zu errichten 9 In dem Vertrag von 1269 wird erstmals ein eigenes Haus der Dominikaner erwahnt 4 Im gleichen Jahr kam es in Norden infolge eines Gewitters zu einem grossen Brand durch den weite Teile der Stadt zerstort wurden Ob auch das Dominikanerkloster betroffen war ist unklar In der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts wurden die Gebaude durch Backsteinbauten ersetzt Nach den Zerstorungen im Jahr 1430 ist das Kloster offenbar umfassend repariert worden In einer Urkunde aus dem Jahre 1439 werden Stuhle fur den Chor der Kirche Bodenplatten und Kalk genannt die uber Utrecht nach Norden transportiert wurden 5 Nach der Reformation liess Enno II 1529 Umbaumassnahmen durchfuhren 9 Aber 1531 wurden weite Teile des Gebaudekomplexes zerstort und in einem erhaltenen Teil 1567 eine Lateinschule eingerichtet So blieb das Oisterhauss an der Ostflanke des Klostergelandes an der heutigen Norddeicher Strasse bis ins 20 Jahrhundert bestehen ehe es in den Jahren 1851 52 durch einen Neubau ersetzt wurde Damit verschwanden die letzten oberirdischen Reste der Klostergebaude Vom Dominikanerkloster konnten bisher die Kirche und Teile der nordlich gelegenen Klausurgebaude einschliesslich eines Kellers im Nordflugel ergraben werden Dessen Grundmauern werden in einem Schauraum des Ulrichsgymnasiums gezeigt 5 In diesem Teil des Klosters wird der Wirtschaftsbereich vermutet 9 Bei den Grabungen kamen zudem mehr als 3200 Scherben von Fensterglas zutage die auf die Zeit von 1320 bis 1340 datiert werden Die Halfte davon trug Bemalungen in Grisaille Technik hinzu kamen zahlreiche farbige Stucke Bei den Motiven uberwiegen florale Darstellungen die im Rahmen der Grisaille Verglasung wohl Rankenmuster gebildet haben Figurale Darstellungen sind hingegen selten 10 Fur die Archaologen stehen die Scherben in ihrer Fulle stellvertretend fur die ehemals prachtvolle Ausstattung wohl auch der ubrigen ostfriesischen Konvente 11 Mehr als 5000 Tierknochen entdeckte Tierknochen geben zudem Einblicke in den Speiseplan des Bettelordens in der Mitte des 15 Jahrhunderts 11 Wirtschaftstatigkeit BearbeitenDer Grundbesitz des Klosters war nicht so umfangreich wie der des nahe gelegenen Marienthal Er umfasste knapp 195 Diemat Land das zum grossten Teil an der nordlichen Gemeindegrenze von Osteel lag Ausserdem besassen die Dominikaner ein Salzwerk Die Bewohner am Sand und Hollweg an der Lauker und Mackerriege sowie an der Muhlenlohne waren dem Kloster und nach dessen Auflosung seinem Rechtsnachfolger dem Norder Amtmann gegen das Privileg der Steuerfreiheit zum Handdienst verpflichtet nbsp Aufrechtes GlaskrautAufrechtes Glaskraut als botanische Erinnerung an das Norder Kloster BearbeitenDer Heimatforscher Friedrich Sundermann entdeckte in den 1880er Jahren Aufrechtes Glaskraut auf dem ehemaligen Gelande des Dominikanerklosters und den angrenzenden Grundstucken Sein Fund geriet in Vergessenheit bis der Padagoge Naturwissenschaftler und Memmerter Inselwart Otto Leege die Pflanze 1941 neu entdeckte Er schrieb daruber einen ausfuhrlichen Artikel mit dem Titel Unkraut das fast nur in Norden wachst einst Heilpflanze in Klostergarten heute Unkraut im Spiet 12 Es gilt als wahrscheinlich dass die Pflanzen Abkommlinge des Aufrechten Glaskrauts sind das vor der Zerstorung des Norder Klosters im Jahr 1531 von Domnikanermonchen als Heilpflanze angebaut wurde Es diente der historischen Klosterapotheke als Mittel gegen Nierenschwache Verstopfung Hautunreinheiten und Husten Verabreicht wurde es vor allem als Tee dem ein wenig Minze beigefugt wurde um den unangenehmen Geschmack zu uberdecken Hier und dort dienten die Glauskrautblatter auch als heilsam Auflage bei Geschwulsten In Nordwestdeutschland kommt das Kraut erst sudlich von Lingen vereinzelt vor Fundstellen in Ostfriesland sind nur auf Borkum und in Norden vorhanden 13 Literatur BearbeitenJosef Dolle Norden Dominikaner In Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer Hrsg Niedersachsisches Klosterbuch Verzeichnis der Kloster Stifte Kommenden und Beginenhauser in Niedersachsen und Bremen von den Anfangen bis 1810 Teil 3 Bielefeld 2012 ISBN 3 89534 959 3 S 1097 ff Hermann Lubbing Das Dominikanerkloster zu Norden in Ostfriesland In Jahrbuch der Gesellschaft fur Bildende Kunst und Vaterlandische Altertumer zu Emden Band 22 1926 27 S 269 314 Gunther Mohlmann Norder Annalen Aufzeichnungen aus dem Dominikanerkloster in Norden 1271 1530 Ostfriesische Landschaft Aurich 1959 Quellen zur Geschichte Ostfrieslands Band 2 Hemmo Suur Geschichte der ehemaligen Kloster in der Provinz Ostfriesland Ein Versuch Hahn Emden 1838 S 104 ff Reprint der Ausgabe von 1838 Verlag Martin Sandig Niederwalluf 1971 ISBN 3 500 23690 1 Textarchiv Internet Archive Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Rolf Barenfanger Norden Dominikaner Kloster eingesehen am 17 November 2012 Hemmo Suur Geschichte der ehemaligen Kloster in der Provinz Ostfriesland S 107 Zitiert aus Hermann Lubbing Das Dominikanerkloster zu Norden in Ostfriesland In Jahrbuch der Gesellschaft fur Bildende Kunst und Vaterlandische Altertumer zu Emden Band 22 1926 27 S 269 314 a b c d e f g h i j k Hermann Lubbing Das Dominikanerkloster zu Norden in Ostfriesland In Jahrbuch der Gesellschaft fur Bildende Kunst und Vaterlandische Altertumer zu Emden Band 22 1926 27 S 269 314 a b c d e f g h i Josef Dolle Norden Dominikaner In Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer Hrsg Niedersachsisches Klosterbuch Verzeichnis der Kloster Stifte Kommenden und Beginenhauser in Niedersachsen und Bremen von den Anfangen bis 1810 Teil 3 Bielefeld 2012 ISBN 3 89534 959 3 S 1097 ff In der Urkunde des vorhergehenden Vertrages aus dem Jahre 1255 wird die Stadt Norden erstmals erwahnt Rolf Barenfanger Norden Dominikaner Kloster 2004 FdStNr 2409 1 1 Stadt Norden Ldkr Aurich eingesehen am 5 Dezember 2012 Martin Tielke Gerardus Synellius PDF 52 kB In Biographisches Lexikon fur Ostfriesland eingesehen am 17 November 2012 a b c Rolf Barenfanger Norden 2005 eingesehen am 17 November 2012 Rolf Barenfanger Archaologie auf den ehemaligen Klosterplatzen im Norden In Rolf Barenfanger Hrsg Zisterzienser im Norden Neue Forschungen zur Klosterarchaologie Internationale Archaologie Arbeitsgemeinschaft Tagung Symposium Kongress 11 Rahden Westf 2007 ISBN 3 89646 439 6 S 67 76 a b Rolf Barenfanger Archaologie in Kirchen und Klostern Ostfrieslands In Nachrichten des Marschenrates zur Forderung der Forschung im Kustengebiet der Nordsee Heft 46 2009 S 35ff Eingesehen am 3 Dezember 2012 Ostfriesischer Kurier 25 Juli 1945 Karl Theodor Schreitling Glaskraut im Klostergarten Seltene Pflanzen auf Norder Dominikanergelande In Heim und Herd Beilage zum Ostfriesischen Kurier Hrsg Johann Haddinga 7 2007 18 August S 2853 597064 7 199231 Koordinaten 53 35 49 4 N 7 11 57 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Norden amp oldid 221972748