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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die Geschichte der Stadt Kamen umfasst die Entwicklungen auf dem heutigen Gebiet der Stadt Kamen von der ersten Besiedlung bis zur Gegenwart Urkundlich wird Kamen erstmals 1050 genannt Inhaltsverzeichnis 1 Zu Kamens altester Geschichte 2 Kamen im Mittelalter 3 Vorindustrielles Kamen 4 Kamen als Bergarbeiterstadt 5 Literatur 6 Siehe auch 7 FussnotenZu Kamens altester Geschichte Bearbeiten nbsp Die Seseke in KamenDie fruhesten Spuren menschlicher Besiedlung an verschiedenen Stellen im Kamener Stadtgebiet stammen aus dem Neolithikum Jungsteinzeit 5 2 Jahrtausend v Chr In diesem Abschnitt der Vorgeschichte vollzog sich der Ubergang vom Wildbeutertum Jager und Sammler zur produzierenden Wirtschaftsform mit Ackerbau und Viehzucht Aussaat und Ernte notigten die Menschen sich in der Nahe ihrer Felder aufzuhalten Sie mussten somit sesshaft werden und bauten Hauser in kleinen Gemeinschaften Neben der ausgepragten Technik Steinwerkzeuge zu fertigen war bereits die Herstellung von gebrannten Tongefassen und das Spinnen und Weben von Textilien verbreitet Da das Kamener Gebiet an den Auslaufern der sehr fruchtbaren Soester Borde liegt ist auch das Ackerland im Gebiet von Kamen fur den Getreideanbau von Bedeutung Die Fruchtbarkeit des Bodens macht sich auch in der Grosse der Bauernhofe deutlich Dass nicht nur im Rheinland die Romer ansassig waren beweist der spektakulare Fund eines grossen Romerlagers unweit des Stadtgebietes in Bergkamen Oberaden Es war das grosste romische Militarlager nordlich der Alpen Es bestand jedoch nur in den Jahren 11 8 v Chr Da eine endgultige Unterwerfung dieses Teils Germaniens nicht gelang zogen sich die Romer nach der Varusschlacht 9 n Chr auf das linksrheinische Gebiet zuruck Eine Vielzahl verschiedener Funde belegt den Alltag der romischen Legionare in Germanien Unweit davon befand sich an der Lippe das Romerlager Beckinghausen Der Fund des Romerlagers in Oberaden war in erster Linie dem Methlerschen Pfarrer Otto Prein zu verdanken Auf der Suche nach dem legendaren Romerlager Aliso erforschte Prein unter Bezugnahme auf alte Flurnamen ortliche Sagen uralte Strassenzuge sowie durch Beobachtungen bestimmter Gelandeformationen die heimische Landschaft nach romischen Spuren Fur die Entdeckung dieses Lagers hatte er die entscheidenden Hinweise gegeben Die nachste bedeutende Entdeckung gelang ihm 1910 in der Gemarkung Westick im Winkel zwischen den Flussen Seseke und Korne Auch hier erregten wieder altere uberlieferte Flurnamen seine Aufmerksamkeit Ungefahr 4 km sudostlich des Romerlagers in Oberaden stiess er auf die Flurnamen Am beilaufenden Turm In den Bohren und Wohrenwall und fand dort etliche romische Keramikscherben unweit des Laufs der Korne Bei der Regulierung der Korne 1921 stiess dann der Bagger auch auf eine Schicht mit zahlreichen tierischen Knochenresten und Gefassscherben vermutlich eine fruhgeschichtliche Mulldeponie In den Jahren 1926 27 begann man unter der Federfuhrung des Gustav Lubcke Museums in Hamm dort Versuchsgrabungen durchzufuhren Eine unter dem Mutterboden liegende Schicht mit romischen und germanischen Scherben brachte den Hinweis auf eine vor langer Zeit bestandene Siedlung Doch erst die umfangreichen Grabungen von 1930 bis 1935 die 1936 37 durch Einzeluntersuchungen erganzt wurden lieferten den Beleg dass dort eine germanische Siedlung vom Anfang des 2 bis zum Anfang des 6 Jahrhunderts bestanden hatte Bis heute sind etwa 700 romische Munzen des 1 bis 5 Jahrhunderts weiter eine Vielzahl romischer Tonwaren Fibeln und andere Gebrauchsgegenstande gefunden worden Sie deuten auf ausgedehnte Handelsbeziehungen der hier siedelnden Einheimischen mit den Romern hin Die weiteren Funde geben einen Einblick in die damaligen Lebensverhaltnisse So fand man neben den verschiedenen Gefassen Fibeln Nadeln Gurtel und Mobelbeschlagen ferner Teile von Pferdegeschirren sowie germanischen Schmuck Waffen und Gerate die zum Teil am Ort hergestellt wurden Dies wird belegt durch Gusstiegel und formen und Reste einer Buntmetallgiesserei sowie Rennfeuerstellen und die dazugehorige Eisenschlacke Funde die fur den Betrachter relativ unspektakular sind aber viel uber die Bedeutung und Grosse dieser Siedlung aussagen Neben reichen Kleinfunden hat die Erforschung des Siedlungsgelandes drei Hausgrundrisse geliefert die fur die historische Hausforschung erhebliche Bedeutung erlangt haben Das Haus III ist das bedeutendste Ergebnis der Westicker Grabungen Gefunden in den sudlichen Grabungsflachen von Osten nach Westen ausgerichtet wurden Umrisse anhand von Pfostenspuren mit einer Lange von 48 m und einer Breite von 7 5 m entdeckt Es konnte aufgrund seiner Grosse und Ausstattung der Sitz eines freien Herren oder Edelings gewesen sein An den altesten ostlichen Teil schliesst sich ein zweiter jungerer Gebaudeteil an Offenbar sind beide Gebaudeteile durch Brand vernichtet und spater als zusammenhangendes Gebaude neu errichtet worden An der Nordseite schliesst sich ein 10 m langer laubenartiger Vorbau an Die Funde lagern im Stadt Gustav Lubcke Museum Hamm und im Museum Kamen Die Deutung des Namens Kamen ist bis heute noch nicht ohne Widerspruche gelungen Das Gleiche gilt auch fur die Namen der Kamener Stadtteile Bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts waren sowohl die Schreibweisen Camen als auch Kamen ublich 1903 wurde die heutige Form des Ortsnamens amtlich festgelegt 1 Kamen im Mittelalter Bearbeiten nbsp Alter MarktEine Ansiedlung mit dem Namen Kamen wird um 1050 im Besitztumsverzeichnis Urbar C der Abtei Werden genannt jedoch muss die Pfarrei Kamen schon alter gewesen sein Ihr fruhes kolnisches Severins Patrozinium sowie Reste einer alteren Vorgangerkirche bekraftigen dies Der heutige machtige grune Sandsteinturm der Pauluskirche stammt noch aus der Mitte des 12 Jahrhunderts Der schiefe Turmhelm das Wahrzeichen Kamens entstand 200 Jahre spater Er ist bewusst gegen die Hauptwindrichtung also nach Sudwesten geneigt gebaut worden Im Laufe des 12 Jahrhunderts liessen sich die Landesherren die Grafen von Altena westlich nahe der spateren Pauluskirche eine Burg errichten wie spater auch in Mark bei Hamm Das Areal der landesherrlichen Burg war mit Wassergraben Wall und Palisaden umgeben Die Begrenzung lasst sich noch heute am Verlauf der Strassen Wiemeling Zur Wimme und des sudlichen Teils der Dunklen Strasse nachvollziehen Im Suden bildete die Seseke die Grenze Der Eingang war von der heutigen Schulstrasse aus angelegt Da sich die Landesherren seit dem 13 Jahrhundert von der Mark nannten hiess ihr Territorium Grafschaft Mark Da die Kolner Erzbischofe auch Anspruch auf die Landesherrschaft erhoben hatte Kamen weil es an einem gut passierbaren Sesekeubergang lag die Bedeutung einer Grenzfeste gegen den Kolnischen Machtanspruch Vielen historisch Interessierten ist der Begriff Burgmannshofe gelaufig Mindestens zehn dieser Hofe sind fur Kamen nachweisbar So war auch die Bedeutung Kamens im Mittelalter noch so gross dass Kamen unter den markischen Stadten lange Zeit nach der Hauptstadt Hamm an zweiter Stelle genannt wurde Das nordlich von Osnabruck gelegene Quakenbruck ist eine ebenso bedeutende Stadt gewesen die sich ihrer mittelalterlichen Bedeutung bewusst ist und sich Burgmannsstadt Quakenbruck nennt Die Burgmannen in Kamen gehorten zu den Ministerialen der Landesherren das heisst ihnen unterlag die Hofhaltung sowie die Verwaltung und Verteidigung des Gebietes Die Burgmannshofe wurden daher in der Nahe der Stadttore angelegt so liegt beispielsweise der von der Recksche Hof auf dem ehemaligen Karstadtgelande Fur diese Leistungen erhielten sie ihr Lehen Bis ins 19 Jahrhundert hinein behielten die Burgmannshofe ihre adeligen Freiheiten von allen stadtischen Lasten und Abgaben auch wenn sie schon burgerliche Besitzer hatten Wie die meisten historisch gewachsenen Stadte so entwickelte sich auch Kamen von einem Herrensitz Burg ausgehend Im Laufe der Zeit siedelten sich Handwerker Kaufleute und andere Untertanen im Schutzbereich der Burg an Ihren Lebensunterhalt bestritten sie mit der Versorgung der Landesherren und Burgmannen Der Name Burger soll nach dieser Nahe zur landesherrlichen Burg seinen Ursprung haben Die Landesherren hielten sich nur gelegentlich in Kamen auf Sie zogen von Residenzort zu Residenzort Sie hielten in ihren Burgen dann auch Gerichtstage ab Im Anschluss an diese Gerichtstage wurden zumeist die Kirchweihfeste Kirmessen oder Jahrmarkte abgehalten Kamen hat nachweislich seit uber 650 Jahren zwei Jahrmarkte Einen im Fruhjahr und den Severinsmarkt im Oktober Der Name leitet sich vom ehemaligen Schutzpatron der Severinskirche der heutigen Pauluskirche ab Der massive uber 800 jahrige Turm der Pauluskirche diente im Mittelalter als Wehr und Fliehturm Die Kirche mit ihrem alten Vorgangerkirchenschiff lag innerhalb der Befestigungsanlagen der landesherrlichen Burg Wahrend der weiteren Entwicklung dehnte sich die Ansiedlung nach Westen Norden und Osten aus Im Suden liess die Seseke keine Ausdehnung mehr zu Der Ort wurde nach 1243 mit einer Mauer und einem Grabensystem befestigt Die sudliche Begrenzung bildete die Seseke die man naher an die Mauer heranfuhrte und schon im Mittelalter begradigte Die Stadtmauer hatte insgesamt sechs Stadttore Das alteste Stadttor war am Bollwerk etwa dort wo das heutige AWO Haus steht Es hatte auch den Namen Langebruggentor da zu ihm wohl ehedem ein Damm aus Holz Knuppeldamm fuhrte der schon zur Romerzeit zum Sesekeubergang gefuhrt haben soll Das Tor wurde im 17 Jahrhundert geschlossen In Richtung Suden also in Richtung Unna fuhrte das Muhlentor Es lag an der Bahnhofstrasse zwischen Ostenmauer und Klosterstrasse Es hatte wie alle Stadttore ein kleines vorgelagertes Tor das man Homey nannte Danach hat noch heute die Maibrucke ihren Namen Nach Osten in Richtung Hamm zwischen Osten und Nordenmauer befand sich das Ostentor Nach Norden fuhrten zwei Stadttore Das Norden oder Viehtor an der Nordstrasse das in Richtung Reck Kamensche Heide und Werne fuhrte sowie das Kamertor an der Kamerstrasse Das Kamertor hiess noch im 16 Jahrhundert Bergkamertor und hat so im Laufe der Zeit eine irrefuhrende Verkurzung erhalten Das sechste und letzte Stadttor war das Westentor das nach Lunen fuhrte Stadtmauer und tore hatten im Ursprung eine vornehmlich schutzende Funktion gegenuber feindlichen Angriffen In zweiter Linie eine fiskalische also steuerliche Funktion Nach der Verbreitung und Weiterentwicklung der Feuerwaffentechnik war eine solche Mauer als Hindernis militarisch kaum noch von Bedeutung Ubrig blieb die steuerliche Seite das heisst wer als Handler in die Stadt wollte musste die Akzise die Stadtsteuer entrichten Erst als am Ende des 18 Jahrhunderts diese Steuer wegfiel hatten Stadtmauer und tore keinerlei Bedeutung mehr Mauer und Tore verfielen und man verwendete die Steine u a zum Bau der Hauser und des Turmes der Lutherkirche Ein kleiner Rest der Ostenmauer ist an der Bohdeschen Besitzung erhalten Sie ist eines der letzten Relikte an Bauwerken aus Kamens bedeutender Vergangenheit im Mittelalter Die Mauer war wie alle Steinbauten unserer Region im Mittelalter mit dem grunen Anrochter Sandstein gebaut worden Der Pauluskirchenturm und die Margaretenkirche in Methler sind aus dem gleichen Stein errichtet Wegen seines jungen erdgeschichtlichen Alters ist dieser Stein sehr weich und wittert stark aus Daher musste das Mauerwerk der Margaretenkirche mit einem Schlemmputz versehen werden Nachdem die Burgersiedlung eine gewisse Grosse erreicht hatte erhielt Kamen in der Mitte des 13 Jahrhunderts vom Landesherrn die Stadtrechte eine eigene Verfassung einen Rat fur die Selbstverwaltung und ein eigenes Stadtgericht fur die niedere Gerichtsbarkeit Das alteste erhaltene Stadtsiegel stammt aus dem Jahr 1284 Der alteste Beleg fur die Stadtrechte stammt aus dem Jahr 1346 Darin bestatigt der Landesherr Graf Adolf IV von der Mark 1327 1347 den Kamenern ihre Stadtrechte derer sie schon zu den Zeiten seines Urgrossvaters Graf Engelbert I von der Mark 1247 1277 erfreuten Solche Bestatigungen sind meist die Regel Erstverleihungen sind meist nicht schriftlich bestatigt sondern nach und nach stillschweigend gewahrt worden Wie in den meisten Stadten des Mittelalters so bildete sich auch zur Verteidigung der Stadt Kamen das Schutzenwesen heraus Dies war notwendig da es noch keine stehenden Heere gab und die wenigen kampffahigen Ritter Burgmannen die Stadt allein nicht hatten schutzen konnen Das Schutzenwesen setzte in den meisten Stadten im 13 und 14 Jahrhundert ein Die Waffen waren zu Beginn Bogen und Armbruste spater die nun sich schnell verbreitenden Handfeuerwaffen Man machte haufige Schiessubungen die zumeist einmal im Jahr mit der Pramierung des besten Schutzen ihren Hohepunkt fanden Man schoss auf Zielscheiben auf Sterne spater auf den Vogel Zur Etablierung des Schutzenwesens trug wesentlich bei dass sich mit der Schutzengenossenschaft eine kirchliche Bedeutung verband indem sie zugleich eine Bruderschaft bildete Der Schutzheilige der Schutzen war der hl Sebastian und so nannten sich in vielen Stadten die Schutzen St Sebastiansbruder Dass sich auch Kamener an den Kreuzzugen beteiligt haben mussen belegt die Grundung eines Quarantanehauses fur die im Heiligen Land infizierten Leprakranken Auf der Grenze zwischen den Bauerschaften Rottum und Overberge befand sich das nicht genau zu lokalisierende Kamener Leprosenhaus Es war bewusst weit ab der Stadt errichtet worden Am Ende des Mittelalters hatte die alte Stadt Kamen innerhalb der Ummauerung die relativ grosse Flache von ca 29 ha Die Einwohnerzahl lag bei etwa 1 500 Personen Die geographisch gunstige Lage Kamens an den wichtigen Nord Sud Handelswegen und die landesherrliche Forderung verliehen der Stadt eine exponierte Stellung unter den Stadten der Grafschaft Mark Kamen war Mitglied der Hanse und in vielen Hansestadten an der Ostsee hielten sich Kamener Kaufleute als Handler aber auch als Mitglied des Stadtrates auf In Stockholm gab es ein Kamener Viertel das nur von Kamener Hansekaufleuten bewohnt wurde Auch waren einzelne Kamener Burger Mitglieder des Deutschen Ritterordens im Baltikum Der Kamener Jasper Linde genannt Oemeken war 1509 1524 Erzbischof von Riga Neben dem Handel war insbesondere das Handwerk von Bedeutung So gab es mindestens acht Zunfte in der Stadt Backer Kaufleute Leineweber Schmiede Schuhmacher Schneider Wollner und Zimmerleute Zu den Hauptausfuhrgutern Kamens gehorten vornehmlich Lederwaren insbesondere Schuhe und Leinwand Der Flachsanbau zur Leinwandherstellung war im fruchtbaren Hellweggebiet besonders lohnend Die Kamener Schuhmacher gerbten ihr Leder selbst obwohl es dafur einen eigenen Berufsstand die Gerber gab Die Felle wurden an der Seseke gereinigt und geschruppt Schrupphagen und in naheliegenden Gruben gegerbt In Kamen existierte auch ein Nonnenkloster Tertiarierinnen das 1470 aus zwei Beginenhausern hervorgegangen war Im Zuge der Sakularisation wurde es 1818 aufgelost 2 Damit war ein wichtiger Teil der sozialen Vorsorge zerstort worden Erst spater ubernahm die offentliche Hand diese Funktion Die Reformation erreichte Kamen im Jahr 1554 In Methler und Heeren war dies wenige Jahre spater der Fall Innerhalb der heutigen Grenzen des Stadtgebietes gibt es seit dem Mittelalter drei Kirchspiele Kamen Methler und Heeren Bis 1818 gehorten die drei katholischen Kirchspiele zum Erzbistum Koln von da ab zu Bistum Paderborn Seit dem 14 Jahrhundert sind auch Juden in Kamen nachweisbar Sie gehorten bis 1736 zur Dortmunder Synagogengemeinde Seit dieser Zeit gab es eine eigene judische Gemeinde in Kamen die ihr Bethaus in der Kamerstrasse hatte Erst 1901 entstand die Synagoge hinter der Bahnhofstrasse die 1938 abgerissen wurde Der Architekt war Max Lorf der auch die Dortmunder Synagoge baute Die Kamener Synagogengemeinde unterhielt bis 1912 eine eigene Elementarschule Trotz des geringen Anteils an der Gesamtbevolkerung waren die judischen Mitburger sehr stark integriert hoch angesehen und in den burgerlichen Vereinen uberproportional vertreten Die urkundlich alteste Siedlung war Methler In einer Schenkungsurkunde fur das Gereonstift in Koln aus dem Jahre 898 wird der Name Methler erstmals erwahnt und ist damit der alteste urkundlich genannte Teil Kamens Die Margaretenkirche in Methler ist eine sehr alte und durch ihre Ausstattung besondere Kirche Ihr Turm stammt wie der Turm der Pauluskirche in Kamen Mitte aus dem 12 Jahrhundert Das besondere ist das Kirchenschiff das 100 Jahre spater errichtet wurde Es ist im seltenen Ubergangsstil der Spatromanik gebaut worden Das Gebaude ohne Seitenschiffe hat im Innern eine Vielzahl von kunstgeschichtlichen Besonderheiten zu bieten Angefangen bei den einzigartigen Deckenmalereien aus der Entstehungszeit um 1250 den aus der gleichen Zeit stammenden Skulpturen der hl Margarete und Johannes des Evangelisten der Muttergottes aus dem 15 Jahrhundert der barocken Kanzel und dem Taufbecken Jeder der einmal im Innern dieser Kirche war ist von ihrem Reiz gefangen Alle Kunstschatze haben die Reformation nach 1560 uberlebt und wurden nicht entfernt Gerade zur Weihnachtszeit ist die Margaretenkirche ein gern besuchter Ort Der Name der Kirche leitet sich von der heiligen Margarete ab Er kommt aus dem Griechischen und bedeutet die Perle Nach der Legende soll Margarete im 3 Jahrhundert gelebt haben Ihr Vater Agidius ein heidnischer Priester verstiess sie weil sie Christin geworden war Weil sie die Liebe eines romischen Prafekten nicht erwiderte kam sie in den Kerker und wurde spater enthauptet Sie ist die Schutzpatronin der Schwangeren Die altesten urkundlichen Erwahnungen der Stadtteile sind Um 1100 Werve im Werdener Besitztumsverzeichnis 1178 wird ein Gerhard von Herne Heeren erstmals genannt 1220 wird Sudkamen in der Grossen und Kleinen Vogteirolle des Grafen Friedrich von Isenberg Altena erstmals erwahnt um 1250 findet sich die erste urkundliche Erwahnung Westicks und 1332 von Rottum Vorindustrielles Kamen BearbeitenAuf die wirtschaftliche Blute Kamens folgte seit dem Ende des 15 Jahrhunderts eine Zeit des Niedergangs Sie sollte etwa 400 Jahre andauern Die Ursachen lagen unter anderem in der Verlagerung der Handelswege von Nord Sud nach West Ost was auch auf den Niedergang der Hanse zuruckzufuhren ist sowie in der Vergrosserung des Territoriums Seit 1391 waren die Grafschaften Mark und Kleve in Personalunion vereinigt Spatestens seit 1417 residierten die Landesherren nun Herzoge von Kleve nicht mehr in Kamen Da die Landesherrschaft gesichert war verlor Kamen an machtpolitischer Bedeutung Verstarkt wurde diese negative Entwicklung noch durch haufige Stadtbrande die zwischen dem 15 und 18 Jahrhundert besonders oft ausbrachen Das Auftreten von Seuchen z B der Pest fuhrte zu einem Ruckgang der Bevolkerung Viele Kriege durchzogen das Land Zu den Verlusten in den Kriegen traten hohe Kontributionszahlungen Hiervon konnte sich nur ein wirtschaftlich gesundes Gemeinwesen erholen An der Lateinschule in Kamen unterrichtete von 1586 bis 1588 der Theologe Anton Praetorius Der Markt in Kamen hatte seine Bedeutung fur den Fernhandel verloren Das Handwerk produzierte nur noch fur das Umland und den Eigenbedarf in der Stadt Bis zum Einzug der Industrie blieb Kamen ein relativ unbedeutendes Ackerburgerstadtchen Als 1609 die Grafschaft Mark mit Kamen an die Kurfursten von Brandenburg die spateren preussischen Konige fiel war kaum noch eine landesherrliche Forderung der Stadte der Grafschaft Mark gegeben Die preussischen Landesherren achteten ihre westlichen Provinzen wenig Der Dreissigjahrige Krieg machte auch nicht vor der Kamener Region halt Kontributionen Einquartierungen und Seuchen belasteten die Stadt enorm Als Folge dieses grossen Krieges bildeten sich nun stehende Heere aus die die Bedeutung des Schutzenwesens als Verteidigungseinrichtung der Stadte uberflussig machten Eine Episode aus der Zeit des Dreissigjahrigen Krieges verbindet Kamen mit der deutschen Literaturgeschichte Der bedeutendste Schriftsteller der Barockzeit Christoffel von Grimmelshausen beschreibt in seinem bekannten Schelmenroman Simplizissimus seine Erlebnisse u a als Jager von Soest Wahrend seines Aufenthaltes dort macht er mit seinem Gefahrten Springinsfelt viele Streifzuge auch durch die Kamener Region Im Jahr 1632 meldet beim evangelischen Pfarrer in Kamen ein Soldat namens Springinsfelt die Geburt seines Sohnes Hans Jurgen an Eine genealogische Prufung ergab dass es sich hier offenbar um die gleiche Person handelt Im Zeitalter des absolutistischen Staates und spater des Merkantilismus war ein selbstverwaltetes Gemeinwesen nicht mehr gefragt So verlor Kamen 1732 einen Teil der stadtischen Selbstverwaltung und 1753 die eigene niedere Gerichtsbarkeit Ein weiterer typisch mittelalterlicher Aspekt einer Stadt die gemeinschaftliche Nutzung von Weiden und Waldern wurde zu Beginn des 19 Jahrhunderts aufgehoben Kamen besass bis dahin einen relativ grossen Gemeinbesitz die Reck Kamensche Heide die sich bis Bergkamen Overberge erstreckte 1834 kam es zur endgultigen Teilung dieser Allmende das Gebiet wurde in kleine Parzellen geteilt und an private Eigentumer ubertragen Im Zuge der Heideteilung beanspruchte auch das Offizierscorps der Junggesellengilde zu Kamen einen Teil der Heideflache fur sich Gemeint war damit der bei der Bauerschaft Bergkamen gelegene Schutzenplatz am sogenannten Buddenheck Das Grundstuck von sieben Morgen Grosse ein Teil der fruheren Linkampschen Heide wurde 1834 der Stadt Kamen zugeteilt die es dem Kamener Schutzenverein uberliess Der letzte Schritt zur Auflosung der mittelalterlichen Verfassung wurde mit der Aufhebung des Zunftwesens im Jahre 1810 vollzogen Dies bedeutete auch fur Kamen eine weitere Schwachung der Wirtschaftskraft Die Zunfte besassen zeitweilig einen grossen Einfluss in der Stadt Die am starksten vertretenen Handwerker waren bis dahin immer die Leineweber und Schuhmacher gewesen Im Jahr 1806 wurde auch Kamen wie die anderen Stadte der Region durch napoleonische Truppen besetzt Kamen gehorte dann zum Ruhrdepartement des Grossherzogtums Berg Der Kamener Burgermeister fuhrte nun die Bezeichnung Maire Der Code Napoleon das franzosische Gesetzbuch das liberaler als die preussischen Gesetze war wurde eingefuhrt Nach sieben Jahren 1813 ging mit den Befreiungskriegen die franzosische Herrschaft wieder zu Ende und uber Kamen herrschten wieder die Preussen Die Kamener Schutzen konnten sich nach dem Sieg uber Napoleon wieder organisieren und grundeten im Jahr 1820 den Kamener Schutzenverein Da die Verteidigung der Stadte nun in den Handen des Militars lag hatten die Schutzenvereine eher einen geselligen Charakter Nun entstanden auch in den Dorfern Schutzenvereine so u a auch in Heeren Sudkamen und Methler Wegen der hohen Schulden Kamens musste der relativ grosse stadtische Besitz ausserhalb der Stadt in der Feldmark verkauft oder verpachtet werden Zu einer wirtschaftlichen Starkung Kamens kam es allmahlich als im Jahr 1847 die Strecke der Koln Mindener Eisenbahn das Stadtgebiet beruhrte Die enormen verkehrstechnischen Veranderungen durch die Eisenbahn werden deutlich wenn man den Zustand der Guter und Personenbeforderung vor dem Bahnbau betrachtet Die Landstrassen die es gab waren in einem schlechten Zustand obwohl seit 1822 der Ausbau zu Kunststrassen in Westfalen betrieben wurde Neben den Fuhrwerken bestand nur die Post als offentliches Verkehrsmittel Fur die Mehrzahl der Menschen war der Fussmarsch zu entfernt liegenden Zielen eine Selbstverstandlichkeit So zogen auch viele Handwerker und Kaufleute mit ihren Waren per pedes durch die Lande Die Fuhrwerke waren extrem von den Witterungs und damit Strassenverhaltnissen abhangig Einzige Alternative zu den Strassen waren die Wasserwege Allerdings waren die meisten Flusse gar nicht oder wie Lippe und Ruhr nur bedingt schiffbar So fehlte es wahrend der aufkommenden Industrialisierung an einem Gelande und wetterunabhangigen Transportmittel mit dem Rohstoffe und Produkte uber grosse Entfernungen schnell und kostengunstig befordert werden konnten So entstand in Wirtschaftskreisen der Plan eine Eisenbahnlinie vom Rhein zur Weser zu bauen Schon Friedrich Harkort hatte in der Zeitschrift Hermann 1825 auf die wirtschaftliche Bedeutung dieses Verkehrsmittels hingewiesen 1843 kam es dann endlich zur Grundung der Koln Mindener Eisenbahngesellschaft die den Bau durchfuhren wollte Der fruhe Eisenbahnbau geschah ausschliesslich in privatwirtschaftlicher Regie der Staat beschrankte sich auf die Genehmigungsverfahren So wurde 1845 durch Allerhochste Kabinettsordre festgelegt dass die Strecke uber Dortmund Kamen Hamm Ahlen Westf Rheda und Bielefeld nach Minden fuhren sollte Der preussische Staat sah auch dann noch keine Notwendigkeit zum Eisenbahnbau als von Unternehmerseite auf die militarische Bedeutung u a schnelle Truppentransporte der Eisenbahn hingewiesen wurde Tatsachlich kam es 1848 49 zum Transport von Soldaten mit der Bahn gegen die burgerliche Revolte in Iserlohn Die Truppen wurden bis Kamen mit dem Zug gefahren und von hier weiter uber die Strasse geleitet Friedrich Harkort nannte die Eisenbahn den Leichenwagen mit dem der Feudalismus zu Grabe getragen wird Im Jahr 1845 begannen in dieser Region die Streckenbauarbeiten Das Kreis Hammer Wochenblatt berichtete damals von einem ausserst rigiden Vorgehen der Bahnarbeiter Grundstucke und Einfriedungen stellten offenbar kein Hindernis fur die Arbeiten dar 1846 wurde die Funf Bogen Brucke bei Kamen gebaut Da sie das sumpfige Sesekegebiet uberquerte mussten vorher tausende von Eichenstammen in den Boden getrieben werden Da diese Brucke bis heute nahezu unverandert blieb zahlt sie zu den altesten Eisenbahnbrucken Westdeutschlands Im Mai 1847 war es dann soweit Am 2 Mai fuhr der erste Zug durch Kamen nach Hamm am 15 Mai war die offizielle Bahnhofseinweihung in Kamen und Hamm Der Kamener Pfarrer Friedrich Proebsting nannte den Kamener Bahnhof bei der Einweihung einen Hafen an einem der grossten Strome Europas Er sollte die Bedeutung dieser Bahnlinie nicht uberschatzt haben Im gleichen Jahr befuhren drei Lokomotiven die Strecke Sie hatten zuvor die Namen Dortmund Hamm und Camen erhalten Diese Lokomotiven waren die ersten deutschen bei Saxonia in Dresden hergestellten Eisenbahnfahrzeuge Im Oktober 1847 wurde die Strecke weiter bis zur Weserstadt Minden freigegeben Ein Jahr spater war eine durchgehende Strecke bis Berlin hergestellt Nachdem anfanglich nur Personen befordert wurden begann der Guterverkehr am 1 Juni 1847 Auch der erste D Zug ist durch Kamen gefahren Am 1 Mai 1851 brauchte er fur die Strecke Berlin Koln 13 Stunden ein Jahr spater nur noch 11 Stunden 1858 baute man die Strecke Koln Minden zweigleisig aus Bis heute ist die Strecke in Kamen lediglich zweigleisig was mittlerweile wegen der Verquickung von langsamem Guterverkehr und schnellem Personenverkehr einen sehr erheblichen Engpass fur den Eisenbahnbetrieb darstellt Mit dem Bau des Kamener Stationsgebaudes wurde kurz nach der Streckenoffnung begonnen Es war 1854 fertiggestellt Es ist im klassizistischen Stil nach einem Musterbuch von Karl Friedrich Schinkel errichtet worden Auch das Bahnhofsgebaude gehort damit zu den altesten Gebauden der Koln Mindener Eisenbahn Die Eisenbahn hatte sich in kurzer Zeit zum wichtigsten und kostengunstigsten Guter und Personentransportmittel entwickelt Ohne die Eisenbahn ware die industrielle Entwicklung nicht in diesem Masse moglich gewesen und ohne die industrielle Entwicklung umgekehrt nicht die Eisenbahn Bevor es Kraftfahrzeuge gab war die Eisenbahn das wichtigste Verkehrsmittel auf dem Lande Die Eisenbahnstrecke brachte eine schnelle Entwicklung der Region links und rechts der Bahn mit sich Das bekannteste Beispiel ist die Stadt Oberhausen Vor dem Bahnbau war es nur eine kleine Siedlung an einem Herrengut Weil dort aus verkehrstechnischen Grunden ein Bahnhof angelegt wurde und sich der Bergbau niederliess entwickelte sich dort in kurzer Zeit eine bedeutende Industriestadt Die Nahe zur Bahn bestimmte auch den Standort der Zeche Courl Sie wurde Anfang der 1850er Jahre unweit der Koln Mindener Eisenbahnstrecke abgeteuft So waren der Maschinenantransport und der Kohleabtransport ohne Probleme gewahrleistet nbsp Sanierte ehemalige Bergarbeitersiedlung Sektion VIII im Jahr 2006 nbsp Sektion VIII Ende der 1970er JahreDie ersten Bergleute wurden noch in der Region angeworben Sie wohnten zumeist in ihren eigenen Hausern oder privat zur Miete Erst als der Arbeitskraftebedarf stark anstieg wurden Bergleute aus den ostlichen Provinzen Preussens angeworben Fur diese Menschen musste nun auf die Schnelle Wohnraum geschaffen werden So entstanden in der Zeit zwischen 1874 und 1895 insgesamt acht Sektionen der Bergarbeitersiedlung Kaiserau sowie ahnliche Hauser in Dortmund Husen und Dortmund Kurl Von den ehemaligen Sektionen sind heute noch die Sektion 7 Germaniastrasse denkmalgeschutzt und Sektion 8 Rontgenstrasse vorhanden Beispiele dafur dass man in der spaten Phase des Bergarbeiterwohnungsbaus sehr einfach baute Anfanglich ging man zum Arbeitsplatz zu Fuss Spater konnten die Bergarbeiter mit der Zechenbahn zu ihrem Arbeitsplatz kommen Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm man immer mehr die offentlichen Verkehrsmittel in Anspruch Die Fahrpreise standen nun auch in einem besseren Verhaltnis zum Einkommen So entschlossen sich mehrere Burger aus der Kaiserau fur den fehlenden Haltepunkt an der Eisenbahnlinie selbst zu sorgen Die Genehmigung bei der Reichsbahn und den anderen Behorden wurde eingeholt das Baumaterial z T gebrauchtes selbst beschafft Im Mai 1948 konnte der Haltepunkt Westick Kaiserau eingeweiht werden Man war stolz auf die in Selbsthilfe erfolgte Verbesserung des offentlichen Nahverkehrs nicht nur fur die Kaiserau sondern auch fur die Gemeinden Methler Westick und Wasserkurl Nach dem Bau der Eisenbahn konnten sich langsam in Kamen industrielle Betriebe ansiedeln Als erster Betrieb begann 1850 die Papier und Pappenfabrik Friedrich an der Weststrasse auf dem Gelande des ehemaligen Cappenberger Hofes mit der Produktion 1854 entstand im Stadtkern die Zigarrenfabrik Mollenhof 1868 siedelte sich die Buntmetall und Eisengiesserei der Gebruder Jellinghaus an der heutigen Westicker Strasse an Weitere metallverarbeitende Betriebe kamen hinzu Durch kommunale Initiative entstanden schon 1857 die Stadtische Sparkasse und 1865 das Stadtische Gaswerk Die Stadtische Sparkasse war fur die burgerliche Existenzgrundung von ausschlaggebender Bedeutung Erst durch die Moglichkeit Kredite aufzunehmen war eine industrielle Entwicklung gegeben Das wenige Jahre spater gegrundete Gaswerk der Vorlaufer der Kamener Stadtwerke lieferte die notwendige Energie fur den Betrieb von Dampfkraftmaschinen und die Beleuchtung Die Bevolkerungszahl erreichte 1870 den Stand von etwa 3 700 Einwohnern Kamen als Bergarbeiterstadt Bearbeiten nbsp Der erhalten gebliebene Forderturm von Kamen nbsp Grillo 1 2 etwa 1979 nbsp Das ehemalige Verwaltungsgebaude ist heute Zentrum des TechnoparksNach dem Einzug des Bergbaus im Jahre 1873 veranderte sich Kamen erheblich Bis zu dieser Zeit war die Bebauung nur geringfugig uber die mittelalterlichen Stadtbegrenzungen hinausgewachsen Die meisten Hauser wurden noch bis zur Jahrhundertwende aus Fachwerk errichtet Erst seit der Jahrhundertmitte entstanden einige wenige profane Steinbauten Die meisten Hauser am Alten Markt beispielsweise sind noch in der alten Art in Fachwerk errichtet obwohl sie durch ihre Fassade Steinbauten vortauschen Auch in den Stadtteilen Methler und Heeren Werve trat durch den Einzug des Bergbaus eine enorme strukturelle Veranderung ein Bis dahin waren diese Dorfer ausschliesslich landwirtschaftlich gepragt Das Handwerk war traditionsgemass nur in den Stadten von Bedeutung gewesen In der sogenannten Grunderzeit erhielt neben der Wirtschaft auch das Vereinswesen mit den Schutzenvereinen an der Spitze einen enormen Auftrieb Jeder alteingesessene Burger musste wenn er etwas auf sich hielt im Schutzenverein oder einem anderen angesehenen burgerlichen Verein Mitglied sein Das Schutzenfest inzwischen vor dem Jahrmarkt das zentrale Fest der Stadt oder des Dorfes war von enormer Wichtigkeit In den meisten Stadten oder Dorfern verlor es diese Bedeutung erst in den letzten Jahrzehnten Die spater angeworbenen Industriearbeiter waren lange Zeit vom burgerlichen Vereinswesen ausgeschlossen Sie grundeten eigene Vereine So gibt es in den meisten Stadten parallele Vereinstraditionen die sich zum Teil bis heute erhalten haben Die wirtschaftliche Struktur hatte sich zum Nachteil fur das Handwerk verandert Metall und Lederverarbeitung wurden industrialisiert Viele Meister und Gesellen waren nun gezwungen in der Industrie Arbeit zu suchen So entstanden in Kamen nach 1873 mehrere metallverarbeitende Betriebe und drei Schuhfabriken die erheblich billiger als das Handwerk produzieren konnten Die handwerksmassige Leinenweberei war seit der Mitte des 19 Jahrhunderts durch die billigere Konkurrenz der Baumwolle und der mechanischen Webstuhle fast zum Erliegen gekommen Die grosste strukturelle Veranderung bewirkte jedoch der Einzug des Steinkohlenbergbaus in Kamen Auf der 1873 entstandenen Zeche Monopol begann 1879 mit dem Schacht Grillo 1 die Kohleforderung in 400 m Tiefe 1887 wurde mit dem Abteufen des Schachtes Grillo 2 begonnen und 1906 mit Grillo 3 im Suden der damaligen Gemeinde Bergkamen 1888 begann in Heeren der Bergbau mit dem Schacht Konigsborn 2 die Gemeinde zu verandern Auch in der weiteren Umgebung Kamens siedelten sich im Laufe der Zeit Zechenbetriebe an Das Grubenfeld der Zeche Monopol war fur lange Zeit das weitaus grosste des Ruhrgebietes Die Nachfrage nach Arbeitskraften fur den Bergbau war gross geworden Bald reichte das Arbeitskraftereservoir der Umgebung nicht mehr aus Die Zechen warben nun Arbeiter aus den ostlichen Regionen Europas an Die angeworbenen Bergarbeiter der Zeche Monopol kamen aus Ober und Niederschlesien Osterreich Ungarn Italien etc Um 1890 beschaftigte die Kamener Zeche schon fast 1 200 Bergarbeiter Dadurch erhohte sich auch die Einwohnerzahl sprunghaft von ca 3 700 im Jahre 1870 auf uber 10 000 Einwohner 1902 Der Bau vieler Bergarbeiterwohnungen war notwendig geworden Zunachst wurden die grossen Freiflachen der ehemaligen Burgmannshofe im Stadtgebiet mit Bergarbeiterkolonien bebaut Das Oberbergamt Dortmund nennt 1899 in Verbindung mit der Zeche Monopol folgende Kolonien Vogelhof Rungenhof Schulzhof Vohwinkel Lutherheim und Westentor sowie Gut Reck in Lerche heute Hamm Lerche Nach 1900 entstanden auch ausserhalb des alten Stadtkerns Bergarbeiterhauser In der Gemarkung der Gemeinden Westick und Methler hatte die seit 1851 tatige Zeche Courl im letzten Viertel des 19 Jahrhunderts Bergarbeiterhauser in den acht Sektionen der Kolonie Kaiserau errichten lassen und damit auch hier eine strukturelle Veranderung eingeleitet Neben der Gasanstalt errichtete die Stadt auch die Wasserversorgung die nun fur viele Menschen gesundes Wasser liefern musste Seit 1888 ubernahm Kamen von Unna Trinkwasser per Rohrleitung Zuvor waren uber 180 Brunnen im Stadtgebiet fur die Wasserversorgung dagewesen Der letzte erhaltene Brunnen befindet sich noch an der Westenmauer Erst Ende 1920 wurde Kamen mit elektrischem Strom beliefert Die Zeche hatte schon 30 Jahre zuvor ihren Strombedarf durch eigene Erzeugung gedeckt Im Gefolge der Bergbauentwicklung kamen neben den Bergleuten und ihren Familien noch andere Berufsgruppen in die Stadte des Ruhrgebietes die ebenfalls Wohnraum benotigten Der Zuzug von Bergarbeitern aus dem Osten fuhrte zu sozialen Problemen mit der alteingesessenen Bevolkerung Die Kamener und die Neuburger wohnten im alten Stadtkern sehr nah beieinander Die Zunahme der Bevolkerung bedingte auch mehr Schulen besonders im Elementarschulbereich Aus der Kamener Lateinschule des Mittelalters entwickelte sich das heutige Gymnasium An den Kosten fur den Bau und die Unterhaltung dieser Schulen mussten sich auch die Zechengesellschaften beteiligen Seit 1873 gab es auch in Kamen eine Zeitung der Volksfreund der in Dortmund Horde gedruckt wurde Im Jahr 1883 kam eine zweite Tageszeitung die Markische Zeitung nun in Kamen gedruckt hinzu nbsp Das Schachtgerust Grillo 1 ist Teil der Route der IndustriekulturDer hohe Anteil von Bergarbeiterfamilien veranderte die Sozialstruktur und polarisierte zugleich die sozialen Gegensatze Es kam zu zahlreichen Grundungen von Arbeitervereinen und interessenvertretungen Die Bergarbeiter fanden insbesondere in der Sozialdemokratie ihre politische Heimat Schon am ersten Bergarbeiterstreik von 1889 war die Belegschaft der Zeche Monopol fast vollstandig beteiligt Obwohl der Kamener Burgermeister zum Schutz der Zeche Militar anforderte kam es zu keinen Auseinandersetzungen Diese politische Ausrichtung der Bergarbeiter erschwerte es den Nationalsozialisten in den Bergarbeiterstadten fruh Fuss zu fassen In den beiden Weltkriegen mussten die Bergleute verstarkt Kohle fordern um den enormen Rohstoffbedarf fur die Rustungsindustrie zu decken Im letzten Krieg war die Zeche und damit das Stadtgebiet haufiges Angriffsziel der alliierten Bomberverbande Kamen ist jedoch im Vergleich mit anderen Ruhrgebietsstadten glimpflich davongekommen Den starksten Angriffen dagegen war die im benachbarten Bergkamen befindliche Chemische Werke Essener Steinkohle AG mit ihren Kohleverflussigungsanlagen ausgesetzt Nach dem Ende des Krieges waren die Zechen die ersten Betriebe die die Arbeit wieder aufnehmen durften 1946 kam es im Bergkamener Teil der Zeche Monopol Grimberg 3 4 zu einem schweren Grubenungluck durch eine Schlagwetterexplosion bei dem uber 400 Bergleute zum Teil auch aus Kamen ihr Leben verloren Im Jahr 1983 wurde die Schachtanlage Grillo der Zeche Monopol in Kamen nach genau 110 Jahren stillgelegt Da seit 1976 auch die Schachtanlage Konigsborn 2 5 nicht mehr in Betrieb ist finden wir im heutigen Kamen keine fordernde Zechenanlage mehr Die Gelande der ehemaligen Zechen werden nun fur moderne Projekte zur Verfugung gestellt Literatur BearbeitenKlaus Goehrke Burgmannen Burger Bergleute Eine Geschichte der Stadt Kamen Greven 2010 ISBN 978 3 00 032132 0 Siehe auch BearbeitenGeschichte des Ruhrgebiets Amt CamenFussnoten Bearbeiten Walter Vollmer Westfalische Stadtebilder Berichte und Betrachtungen C Bertelsmann Verlag Gutersloh 1963 S 276 Friedrich Wilhelm Saal Das Franziskanerkloster in Hamm und die Terziarinnenhauser in Kamen und Lutgendortmund In Baldur Hermans Hrsg Die Sakularisation im Ruhrgebiet Ein gewalttatiges Friedensgeschaft Vorgeschichte und Folgen Edition Werry Mulheim an der Ruhr 2004 ISBN 3 88867 049 7 S 301 308 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Stadt Kamen amp oldid 238621708