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Gastornis ist eine ausgestorbene Gattung grosser flugunfahiger Vogel aus der naheren Verwandtschaft der Gansevogel Sie war vom Mittleren Palaozan bis zum Mittleren Eozan vor 62 bis 43 Millionen Jahren sowohl im heutigen Eurasien als auch in Nordamerika verbreitet Die ersten Fossilien der Gattung Gastornis wurden 1855 nahe Paris entdeckt und noch im selben Jahr erstbeschrieben Die altesten nordamerikanischen Funde stammen aus dem Jahr 1876 und wurden ursprunglich zur Gattung Diatryma gestellt Uber lange Zeit galten beide Gattungen als eigenstandig wofur zum Teil eine fehlerhafte Rekonstruktion aus dem Ende des 19 Jahrhunderts verantwortlich war Erst Anfang der 1990er Jahre wurde erkannt dass Diatryma und Gastornis nahe miteinander verwandt sind neue Knochenfunde aus Frankreich fuhrten schliesslich zu Synonymisierung von Diatryma mit Gastornis GastornisSkelettrekonstruktion von GastornisZeitliches AuftretenSeelandium Paleozan bis Lutetium Eozan 61 6 bis 43 4 Mio JahreFundorteEuropa Nordamerika Diatryma SystematikVogel Aves Neukiefervogel Neognathae GalloanseraeGastornithiformesGastornithidaeGastornisWissenschaftlicher NameGastornisHebert 1855Uber lange Zeit wurde Gastornis als wendiger auf Fleischnahrung spezialisierter Beutegreifer angesehen der hauptsachlich Jagd auf kleinere Saugetiere machte und in Verbindung mit seiner Grosse die bis knapp uber 2 m betrug einen Spitzenpradator seiner Zeit reprasentierte Die Ansicht ging einher mit einem den sudamerikanischen Terrorvogeln Phorusrhacidae ahnelnden Skelettbau der anhand eines nahezu vollstandigen 1916 entdeckten Skelettfundes aus Wyoming erarbeitet wurde Teilweise beruhte diese Ahnlichkeit aber auf fehlerhaften Annahmen zur Lange einzelner Knochen im Fussskelett Erst in den 1970er Jahren konnte durch Neufunde von Fussknochen das Bild des wendigen Laufers korrigiert werden Demnach stellte Gastornis aufgrund des Korperbaus einen sich eher langsam fortbewegenden bodenbewohnenden Vogel dar Die Ernahrungsweise war lange Zeit ungeklart Neben der Spezialisierung auf Fleischnahrung wurde immer wieder eine rein pflanzliche Ernahrung diskutiert die sich vorwiegend aus anatomischen Erwagungen wie der Grosse des Tiers und dem Bau des Schnabels ergab Mehrere unabhangige Untersuchungen aus dem Jahr 2013 bestatigen vorerst die Ansicht der Spezialisierung auf Pflanzennahrung Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Habitus 1 2 Schadel und Schnabel 1 3 Korperskelett 2 Biogeographie 2 1 Fossilfunde 2 2 Weichteile Eier und Spurenfossilien 3 Palaobiologie 3 1 Ernahrungsweise 3 2 Fortbewegung 3 3 Geschlechtsdimorphismus 4 Systematik 5 Stammesgeschichte 6 Gastornis und Diatryma Zur Forschungsgeschichte 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksMerkmale BearbeitenHabitus Bearbeiten Gastornis war ein sehr grosser und robust gebauter flugunfahiger Vogel der eine Scheitelhohe von 1 75 bis etwas uber 2 m erreichte Dabei waren europaische Vertreter im Durchschnitt etwas kleiner als nordamerikanische 1 2 Das Korpergewicht betrug fur die fruhen Formen in Europa schatzungsweise etwa 100 kg bei spateren zwischen 135 und 156 kg teilweise auch bis 180 kg Gewichtsspannen fur die durchschnittlich grosseren Individuen aus Nordamerika reichen von 160 bis 229 kg Damit war er einer der grossten und schwersten bekannten Vogel 3 4 5 Besondere Merkmale der Vertreter von Gastornis stellten der grosse Kopf mit einem machtigen Schnabel der kurze aber kraftige Hals und die massiven Beine dar deren untere Abschnitte eher kurz gestaltet waren Wie bei den heutigen grossen flugunfahigen Vogeln wiesen die Flugel in ihrer Lange stark reduzierte Knochen auf 6 Schadel und Schnabel Bearbeiten nbsp Schadel von GastornisDer Schadel war sehr gross und mass bei einem vollstandigen Exemplar 43 cm der machtige Schnabel nahm davon 23 cm ein Dieser war zudem sehr hoch insgesamt 16 5 cm und seitlich stark verschmalert Die Schnabeloberseite wies eine deutlich konvexe Krummung auf wahrend die Schnabelspitze nicht hakenartig verlangert war Vor allem durch letzteres Merkmal unterscheidet sich Gastornis deutlich von den ahnlich gebauten Phorusrhacidae Terrorvogel Die ausseren Nasenlocher befanden sich etwa 5 cm vor der Orbita und nahe der Unterkante des Schnabels Sie waren klein und nach vorn gerichtet Auch hier bestehen Unterschiede zu den Phorusrhaciden deren Nasenlocher haufig direkt am Augenfenster ansetzen Die Orbita selbst war von einem kraftigen und prominent erhohten Wulst umgeben Das fur Vogel typische Quadratbein zeichnete sich durch seine Grosse aus war aber insgesamt eher kurz und gedrungen Die Jochbeinbogen wiesen ebenfalls einen kurzen Bau auf und verliefen in einer S Kurve Der gesamte hinter den Augenfenstern ansetzende Hinterschadel besass im Gegensatz zum massiven Schnabel nur eine geringe Ausdehnung 6 7 Der Unterkiefer war massiv bis zu 38 cm lang 8 und am Knochenkorper mit bis zu 10 cm sehr hoch Beide Unterkieferhalften waren durch die Symphyse im vorderen Bereich fest miteinander verwachsen das vordere Ende lief spitz aus Die Verbindung reichte teils uber eine Lange von 18 cm und nahm so fast die Halfte der Gesamtlange des Unterkiefers ein was fur Vogel ungewohnlich ist 6 7 Korperskelett Bearbeiten Die Wirbelsaule ist nicht vollstandig bekannt allgemein zeichneten sich die Wirbel aber durch ihre Robustheit und ihren kurzen Wirbelkorper aus Der Hals wurde aus 13 oder 14 Wirbeln gebildet Am Rucken befanden sich sieben rippentragende Wirbel Die dort ansetzenden Rippen waren dunn und weit gebogen Der Schwanz umfasste zehn oder mehr Wirbel Die Vordergliedmassen waren stark verkummert Typisch fur flugunfahige Vogel war der stumpfe Winkel zwischen Schulterblatt und Rabenbein der 180 erreichte ahnlich wie bei den zweibeinig laufenden Dinosauriern mit verkurzten Vordergliedmassen aber im Gegensatz zu den flugfahigen Vogeln bei denen der Winkel unter 90 liegt 9 Die Hinterbeine dagegen waren ausserst kraftig ausgebildet Der Oberschenkelknochen erreichte uber 38 cm Lange und war am unteren Gelenkende gut 10 cm breit Der Tibiotarsus mass fast 60 cm und wies einen geraden Schaft auf Das Wadenbein wirkte demgegenuber sehr grazil Mit rund 25 cm Lange sehr kurz und eher breit war der Tarsometatarsus gestaltet Die Beine endeten in vierstrahligen Fussen von denen drei Strahlen nach vorn II bis IV ragten und einer I nach hinten stand Von den drei nach vorn weisenden Zehen besass der mittlere III die grosste Lange was unterschiedlich zu den ebenfalls riesigen Moas mit drei gleich langen Strahlen ist Der kurzeste Strahl war der nach hinten zeigende Die Endphalangen wiesen eine nur kurze Form und einen dreieckigen Querschnitt auf In der Langsansicht waren sie nur wenig gekrummt was sie wiederum von den Phorusrhaciden unterscheidet 6 7 2 Biogeographie BearbeitenFossilfunde Bearbeiten nbsp Skelettrekonstruktion von Gastornis nach Funden aus dem GeiseltalGastornis ist sowohl in Europa als auch in Nordamerika nachgewiesen Die europaischen Funde datieren in die Zeit vom Mittleren Palaozan bis zum Mittleren Eozan vor 62 bis etwa 41 Millionen Jahren Zu den altesten Nachweisen gehoren die sparlichen Uberreste von Walbeck im westlichen Sachsen Anhalt die in das Seelandium vor rund 60 Millionen Jahren datieren Unter ihnen befindet sich unter anderem ein 7 cm langes Rabenbein 10 Die umfangreichsten Funde des Kontinents sind aus dem Geiseltal bekannt Sie umfassen mehr als drei Dutzend Fundobjekte darunter grosstenteils Reste der Laufbeine und des Beckens aber auch Flugelknochen und Teile des Schadels wie dem Unterkiefer Sie konnen insgesamt neun Individuen zugewiesen werden und verteilen sich uber die Unterkohle bis zur Oberen Mittelkohle der Fundstelle datieren somit ins Mittlere Eozan vor rund 47 bis 43 Millionen Jahren Die Funde der oberen Mittelkohle sind gleichzeitig die jungsten Gastornis Funde uberhaupt 11 1 2 Gleich alt zur Geiseltaler Unterkohle ist ein singularer Fund in Form eines etwa 30 cm langen Oberschenkelknochens aus der Grube Messel in Hessen der sich in einer Gesteinsknolle befand Er war bereits Anfang des 20 Jahrhunderts wahrend des Bergbaubetriebs gefunden worden konnte aber erst in den 1960er Jahren sicher zugewiesen werden 12 13 Dagegen sind vom Mont de Berru bei Reims im Ostteil des Pariser Becken wiederum zahlreiche Reste bekannt Sie sind etwas junger als jene von Walbeck und reprasentieren unter anderem zahlreiche Laufbeinreste 14 Ein Unterkiefer von der gleichen Lokalitat ist mit 31 cm Lange noch deutlich kleiner als derjenige der spateren Vertreter 8 Aus der gleichen Region und ebenfalls dem ausgehenden Palaozan angehorend kamen Funde vor allem Reste des Bewegungsapparates aus Louvois zu Tage 15 Zu den sudlichsten europaischen Resten sind des Weiteren einige Beinknochen Wirbel und ein 18 cm langer und 17 cm hoher Rest eines Oberschnabels aus Saint Papoul im Departement Aude im sudlichen Frankreich zu rechnen 16 Daruber hinaus fanden sich Fossilien von Gastornis in London und in Belgien 17 4 5 nbsp Schadel und Unterkiefer des ersten nahezu vollstandigen Skelettes von GastornisDie bekannten nordamerikanischen Funde sind alle dem Unteren Eozan vor 56 bis 49 Millionen Jahren zuzuweisen und verteilen sich auf uber 50 Fundstellen 9 Hervorzuheben ist dabei eines der wenigen vollstandigen Skelette das rekonstruiert bis zu 2 1 m hoch ist Dieses stammt aus dem Bighorn Becken im US Bundesstaat Wyoming Es wurde bereits Anfang des 20 Jahrhunderts entdeckt und ist das Resultat zahlreicher vorangegangener tiefgrundiger Untersuchungen bei denen schon zuvor einige Bein und Fussknochen zum Vorschein gekommen waren 6 Aus dem gleichen Becken stammt aus der Willwood Formation eine grossere Kollektion die auch Schadel und Beinreste sowie Wirbelfunde beinhaltet 7 Weitere Funde kamen daruber hinaus in New Mexico zum Vorschein Hier ist vor allem ein Tarsometatarsus von Bedeutung der im Jahr 1876 zur Aufstellung der Gattung Diatryma fuhrte 18 Wenige Knochenreste konnten auch aus der untereozanen Margaret Formation auf Ellesmere Island im arktischen Norden Kanadas beschrieben werden Diese stellen die nordlichsten bekannten Funde von Gastornis uberhaupt dar 19 20 Aus Asien sind nur wenige Reste bekannt die ebenfalls ein untereozanes Alter aufweisen Hierzu gehort ein unteres Ende eines grossen Tibiotarsus aus der Yuhuangding Formation in der chinesischen Provinz Henan Dieser wurde 1980 als zur nahe mit Gastornis verwandten Gattung Zhongyuanus beschrieben 21 eine Revision im Jahr 2013 ergab aber keine bedeutenden morphologischen Unterschiede zu Gastornis 22 5 Weichteile Eier und Spurenfossilien Bearbeiten Neben fossilen Knochenresten sind nur wenige Uberbleibsel des Weichteilgewebes bekannt Bereits in den 1920er Jahren waren Federfunde vom Loan Creek im westlichen US Bundesstaat Colorado beschrieben worden die gut 20 cm lang waren und aus der Green River Formation stammten 23 Diese erwiesen sich nach genaueren Untersuchungen als Reste von Pflanzenfasern 24 Tatsachliche Federn in Form unter anderem eines 24 cm langen Exemplars kamen dagegen im Fossil Butte Member ebenfalls der Green River Formation zugehorig zutage Da aber weitere fossile Uberreste fehlen konnen sie aufgrund ihrer Grosse nur bedingt Gastornis zugewiesen werden 25 In der Provence und im Languedoc im sudostlichen und sudlichen Frankreich wurden in Ablagerungen des Oberen Palaozans Thanetium und des Unteren Eozans Sparnacium zahlreiche fragmentierte Eier gefunden deren Entdeckung bis in die 1950er Jahre zuruckreicht Die Eierschalen waren bis zu 3 1 mm dick Einige wenige teils vollstandig erhaltene Eier erreichten Dimensionen von 24 15 cm womit sie grosser als jene des Strausses Struthio aber kleiner als die der madagassischen Elefantenvogel Aepyornis sind Einige andere Eier besassen sogar Durchmesser von bis zu 40 cm Anhand der Kurvatur grosser Schalenfragmente konnte fur einzelne Eier ein Volumen von bis zu 1300 cm berechnet werden das ursprungliche Gewicht betrug wohl 1 4 kg Da die Eierschalen von unterschiedlicher Grosse und Struktur sind werden sie als Hinterlassenschaften verschiedener Vogelarten gedeutet die da kein weiteres Fossilmaterial vorliegt dem Oogenus Ornitholithus zugewiesen werden wobei Ornitholithus arcuatus die grossere Art darstellt und mit Gastornis ubereinstimmen konnte Die nachstgelegene Fundstelle mit Gastornis Resten liegt mit Saint Papoul nur einige Dutzend Kilometer entfernt Allerdings ist es durchaus moglich dass auch andere fruhe Vogel etwa der straussartige Palaeotis einen Teil der Eier gelegt haben konnten 17 Weitere Funde von Eierschalen die dem gleichen Oogenus zugewiesen werden stammen aus der Tremp Formation im nordostlichen Spanien 4 5 Zu den ebenfalls seltenen Funden gehoren Spurenfossilien In der Chuckanut Formation im Nordwesten des US Bundesstaates Washington wurden in untereozanen Sandsteinlagen eingetiefte Trittsiegel eines grossen Vogels mit drei nach vorn weisenden Zehen gefunden Die grossten Siegel haben Langen von 28 5 und Breiten von 24 5 cm Aufgrund der Grosse der Fussspuren kann Gastornis als Verursacher angesehen werden Da keine weiteren Fossilien vorliegen werden sie aber der Ichnospezies Rivavipes giganteus zugewiesen Bereits zuvor war aus dem King County des gleichen Bundesstaates uber eine ahnliche aber singulare Spur berichtet worden die dem Mittleren bis Oberen Eozan angehort und damit ausserhalb der zeitlichen Reichweite von Gastornis in Nordamerika liegt Heute wird diese Spur als Pseudofossil angesehen 26 Auch aus Europa aus Gipsablagerungen von Montmorency nordlich von Paris wurden fossile Spuren grosser Vogel bekannt und mit Gastornis in Verbindung gebracht Sie gehoren allerdings dem Oberen Eozan an wofur es keine Nachweise dieser Vogelgattung in Europa gibt 3 4 Palaobiologie Bearbeiten nbsp Zeichnerische Rekonstruktion von DiatrymaErnahrungsweise Bearbeiten Die Ernahrungsweise von Gastornis war und ist Gegenstand wissenschaftlicher Kontroversen Bereits sehr fruh schlossen Wissenschaftler aus dem machtigen und sehr kraftigen Schnabel dass es sich bei Gastornis vermutlich um einen Fleischfresser gehandelt haben muss Dieser entwickelte sich konvergent zu den sudamerikanischen heute ebenfalls ausgestorbenen Phorusrhacidae Terrorvogel bei denen sich unter anderem ein ahnlich gearteter Schnabel findet Beide Linien entstanden demzufolge unabhangig voneinander nach dem Aussterben der Dinosaurier vor rund 65 Millionen Jahren und besetzten die dadurch frei gewordene Nische der grossen Beutegreifer 9 Untersuchungen zur Biomechanik des Unterkiefers in Verbindung mit der massiven Symphyse und dem machtigen Oberkiefer ergaben dass der Schnabel und die Kiefergelenke darauf ausgelegt waren eine hohe Beisskraft zu entwickeln vor allem im hinteren Teil des Schnabels Dabei hielt die Symphyse grossen sowohl quer als auch vertikal wirkenden Beanspruchungen stand Die daraus resultierende Kraft so wurde errechnet reichte aus um jede bekannte Nuss zu knacken Fur eine rein pflanzliche Ernahrung wurde der Schnabel daher als zu gut ausgestattet angesehen auch wenn er im Bau jenen von Papageien und anderen Samen und Nussfressern ahnelt Er diente nach dieser Ansicht somit dem Beutefang dem Zerfleischen von Aas und dem Zerbrechen von Knochen oder von Krustentieren 7 Als Nahrungsgrundlage dienten demnach kleinere Saugetiere wie das unter anderem im Geiseltal haufig auftretende Propalaeotherium aber auch kleinere Reptilien und Weichtiere Dabei wirkte Gastornis beim Beutefang als starker Buschbrecher 11 Als Spitzenpradator seiner Zeit hatte Gastornis lediglich mit den grossen zumeist Wasser bewohnenden Krokodilen konkurriert 2 Als alternatives Szenario wurde bereits in den 1970er Jahren eine uberwiegend pflanzliche Ernahrung angenommen wobei diese Ansicht zu Beginn der 1990er Jahre neuen Aufschwung erhielt Dabei wurde argumentiert dass dem Oberschnabel das fur Greifvogel typische hakenformige Ende fehlt lediglich ein juveniles Skelett aus dem Bighorn Becken in Wyoming weist einen leicht nach unten gerichteten Mittelkieferknochen auf 27 Auch besassen die Fusse nicht die charakteristischen Greifvogelkrallen die ebenfalls bei den Phorusrhacidae Terrorvogel nachgewiesen sind und deren Abwesenheit man auch bei den fossil erhaltenen Gastornis zugeordneten Fussabdrucken beobachten kann Dieser Ansicht zufolge ernahrte sich Gastornis von zahlreichen Pflanzen der dichten tropischen Regenwalder die er mit dem Schnabel zerbiss oder zerschnitt Als eine in Erscheinung und moglicherweise in der Ernahrungsweise zu Gastornis analoge Vogelgattung wird daruber hinaus der heute noch lebende Takahe Porphyrio angesehen Dieser heute auf Neuseeland verbreitete flugunfahige Vogel verfugt uber einen kraftigen hohen Schnabel einen kurzen Hals und ebenfalls kurze Beinknochen besitzt aber nur ein Gewicht von maximal 3 kg und ist ein Verwandter der Rallen Eine vollstandig auf Pflanzen basierende Ernahrungsweise ist bei heutigen flugfahigen Vogeln wenig bekannt da die fur den Flug benotigte Energie unmittelbar aus der Nahrung bereitgestellt werden muss Bei grossen flugunfahigen Vogeln kommt eine derartige Ernahrungsweise aber vor Da Blatter eine eher energiearme Kost sind die zudem lange verdaut wird hatte Gastornis bei einer deutlich blatterhaltigen Pflanzenkost sehr viel Zeit mit dem Fressen verbringen mussen Die Umstellung auf eine rein pflanzliche Nahrung bei Gastornis wurde aber teilweise mit dessen enormer Korpergrossenzunahme im Zusammenhang gesehen 9 26 Eine im Jahr 2013 durchgefuhrte Analyse von Kalzium Isotopen in den fossilen Knochen von Gastornis Funden aus dem Geiseltal ergab ahnliche Isotopenverhaltnisse wie bei pflanzenfressenden Saugetieren Diese unterscheiden sich wiederum deutlich von denen der fleischfressenden Saugetiere und den sich ebenso ernahrenden Dinosauriern wie Tyrannosaurus da Tiere mit einer derartigen Ernahrungsweise einen deutlich hoheren Anteil an fluchtigen Isotopen 42Ca aufweisen 28 29 30 Zu vergleichbaren Ergebnissen kamen Untersuchungen von Gastornis Resten aus mehreren Fundstellen Frankreichs Diese wurden mit verschiedenen carnivor und herbivor lebenden Vogeln und Saugetieren verglichen ebenso erfolgten erneute biomechanische Untersuchungen des Schnabels Hierbei stellte sich heraus dass vor allem der Musculus adductor mandibulae vergleichbar ahnlich stark entwickelt war wie bei den heutigen samenknackenden Formen der Darwinfinken wahrend er bei rauberisch lebenden Greifvogeln weniger deutlich hervortritt Der Muskel steht in Verbindung mit der Nahrungsaufnahme und dient dem Schliessen des Schnabels und damit dem Zerteilen der aufgenommenen Nahrung wobei fur Gastornis ebenfalls ein Zerbeissen von harten Samen angenommen wird Dadurch ist es nun wahrscheinlicher dass die Vertreter der Gattung Gastornis Pflanzenfresser waren 31 Fortbewegung Bearbeiten Die Laufbeine sind ahnlich aufgebaut wie die des heutigen Strausses Struthio Wie bei diesem konzentriert sich auch bei Gastornis ein Grossteil der Muskelmasse der Beine direkt unterhalb des Korpers was an dem eher kurzen und sehr kompakten Oberschenkelknochen erkennbar ist Dadurch wirken die Beine wie ein Pendel unter dem Rumpf und ermoglichen die Fortbewegung Als schneller Laufer besitzt der Strauss einen langen und schlanken Tarsometatarsus und zwei nach vorn ragende Zehenstrahlen an den Fussen Andere heute lebende bodenbewohnende Vogel unter anderem Kasuare Casuarus und Nandus Rhea verfugen neben einem ebenfalls langen Tarsometatarsus uber Fusse mit drei nach vorn zeigenden Strahlen Diese Reduktion der Anzahl der Zehenstrahlen gegenuber vier bei vielen flugfahigen Vogeln ist eine funktionale Anpassung an das schnelle Laufen in offenen Landschaften und reduziert den Reibungswiderstand mit dem Boden Gastornis hingegen besitzt einen vergleichsweise kurzen und breiten Tarsometatarsus Das Laufbein endet zudem in vierstrahligen Fussen von denen ein Strahl nach hinten zeigt anisodactyl Diese Merkmalskombination ist als sehr urtumlich anzusehen auch im Vergleich zu anderen heute lebenden Laufvogeln Aufgrund des kurzen Fussknochens und des nach hinten zeigenden vierten Zehs wird fur Gastornis nur eine geringe Laufgeschwindigkeit rekonstruiert Da der uberwiegende Lebensraum der Vogelgattung dichte tropische und subtropische Regenwalder umfasst wird ein langsamer Laufgang angenommen der moglicherweise von kurzen schnelleren Gangarten unterbrochen wurde Auch die wenig gebogenen Krallen der Fusse stellen eine Anpassung an starkere Bodenaktivitaten und langsames Gehen dar und sind weniger fur eine schnelle Jagd nach Beutetieren geeignet 9 2 32 Ob dabei die hintere kurze Zehe funktional den Fuss bei der Fortbewegung unterstutzte ist unklar Die Trittsiegel aus der Chuckanut Formation weisen keinen hinteren vierten Zehenabdruck auf so dass dieser Zeh moglicherweise zu stark reduziert gewesen sein konnte 26 Geschlechtsdimorphismus Bearbeiten Anhand der Funde von Louvois sudlich von Reims die zahlreiche Reste der Fuss und Beinknochen umfassen liess sich eine gewisse Grossendifferenz feststellen So wird die erste Phalanx des vierten Zehenstrahls bei grossen Individuen bis zu 7 6 cm lang bei kleineren nur bis zu 4 9 cm Entsprechende Masse des zweiten Zehengliedes belaufen sich auf 3 1 beziehungsweise 2 3 cm Vergleichbare Unterschiede liessen sich auch bei anderen Funden ermitteln Die Grossenabweichungen betragen zwischen 30 und 65 Im Aufbau der einzelnen Knochen besteht kein Unterschied so dass nicht von der Anwesenheit verschiedener Arten auszugehen ist Die Wissenschaftler vermuten daher einen Geschlechtsdimorphismus Dieser ist auch bei anderen grossen bodenlebenden Vogeln belegt Bei den Moas etwa wurden weibliche Tiere um bis zu 150 grosser und bis zu 280 schwerer als mannliche Bei den heutigen Straussen ist das Verhaltnis dagegen umgekehrt die mannlichen Individuen werden grosser als die weiblichen Fur Gastornis kann vorerst nicht bestimmt werden welches Geschlecht grosser war 15 Uber einen Grossenunterschied zwischen mannlichen und weiblichen Tieren wurde bereits bei der Aufarbeitung der Funde aus dem Geiseltal und aus Saint Papoul nachgedacht 2 16 Systematik BearbeitenNahere Verwandtschaft von Gastornis nach Worthy et al 2017 33 Aves Neoaves Regenpfeiferartige Charadriiformes Kranichvogel Gruiformes Brontornithidae Cariamiformes Phorusrhacidae Seriemas Cariamidae Galloanseres Huhnervogel Galliformes Gastornithiformes Dromornithidae Gastornithidae Gastornis u a Vegaviiformes Gansevogel Anseriformes Wehrvogel Anhimidae Anseres Presbyornithidae Anatoidea Spaltfussganse Anseranatidae Entenvogel Anatidae Vorlage Klade Wartung StyleGastornis ist eine Gattung aus der Familie der Gastornithidae Diese stellen grosse flugunfahige Vogel dar die durch einen kraftigen seitlich verschmalerten Schnabel charakterisiert sind der eine konvex gebogene Oberseite Culmen aufweist im Gegensatz zu den ahnlich gebauten Phorusrhacidae aber keine hakenartige Spitze besitzt Die Herkunft der Gastornithidae ist nicht vollstandig geklart Moglicherweise konnen sie mit grossen Vogeln aus der Oberkreide in Verbindung gebracht werden wie sie mit Gargantuavis anhand eines rund 6 5 cm langen Synsacrums aus der Nahe von Fox Amphous im franzosischen Departement Var in der Provence erstmals fur diese Zeitperiode nachgewiesen wurden 34 Weitere Funde so ein Becken sowie ein Oberschenkelknochen und mehrere Wirbel stammen ebenfalls aus dem sudlichen Frankreich Diese Fossilreste weisen auf einen etwa straussengrossen Vogel hin der moglicherweise bis zu 140 kg wog und besitzen Ahnlichkeiten zu jenen von Gastornis 35 36 allerdings stellen diese spatkreidezeitlichen Vogel hochstwahrscheinlich nicht die direkten Vorfahren dar 4 Anhand der Merkmale der Gliedmassenknochen und des Kiefergelenks ist aber deutlich dass Gastornis und seine in der Ordnung Gastornithiformes zusammengefassten Verwandten mit den Gansevogeln Anseriformes und den Huhnervogeln Galliformes verwandt sind 3 Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2017 bilden die Gastornithiformes moglicherweise die Schwestergruppe zu den Huhnervogeln Sie schliessen hierin ausserdem noch die einst in Australien heimischen Donnervogel Dromornithidae mit ein 33 Eine vier Jahre spater veroffentlichte Analyse ordnet dieser umfassenderen Gruppe zusatzlich noch die aus Sudamerika bekannten Brontornithidae mit Brontornis zu Bei letzteren ist die genaue phylogenetische Position jedoch umstritten 37 Im Laufe der Forschungsgeschichte wurden zahlreiche Arten von Gastornis beschrieben heute anerkannt sind folgende 2 22 38 G geiselensis Fischer 1976 G gigantaeus Cope 1876 G laurenti Mourer Chauvire amp Bourdon 2020 G parisiensis Hebert 1855 G russelli Martin 1992 G sarasini Schaub 1929 G xichuanensis Hou 1980G russelli stellt die stammesgeschichtlich alteste und kleinste Art dar die nur die Halfte der Grosse eines heutigen Strausses erreichte Sie steht als Schwesterform den anderen Arten von Gastornis gegenuber Weitere beschriebene Arten wie G steini G edwardsi und G klaasseni sind heute nicht mehr gultig Fur Nordamerika wird neben G gigantaeus teilweise auch noch G regens als eigenstandige Art anerkannt die in der Proportion der Zehenglieder etwas abweicht Andere Forscher halten G geiselensis fur synonym zu G sarasini was aber nur teilweise anerkannt ist 2 Generell wird eine neue Revision der Gattung angemahnt 3 Stammesgeschichte BearbeitenDa die altesten Nachweise von Gastornis aus dem heutigen Europa stammen wird die Entstehung der Gattung und Familie hier vermutet Allerdings ist der Ursprung bisher nicht geklart Wahrend des Palaozan stellte das heutige Europa eine Insel dar mit endemischer Fauna die hier nach dem Massensterben an der Kreide Palaogen Grenze dem ein Grossteil der Landwirbeltiere uber 25 kg Korpergewicht zum Opfer fiel zahlreiche okologische Nischen vorfand Zur Zeit der fruhesten Nachweise von Gastornis vor rund 62 Millionen Jahren erreichten die grossten Saugetiere dieser Insel nur ein Gewicht von rund 45 kg Moglich ist dass sich die Gattung unter einem derartigen isolierten Inselokosystem zur Riesenform entwickelte ahnlich wie dies aus spaterer Zeit mit den Aepyornithidae auf Madagaskar uberliefert ist die dort zur grossten einheimischen Tiergruppe heranwuchs die alle vorhandenen Saugetiere an Grosse ubertraf Erst im Ubergang zum Unteren Eozan entstanden Verbindungen zu Nordamerika via Gronland wodurch auch ein erheblicher Faunenaustausch begann Dies fuhrte einerseits dazu dass Gastornis als grosster Bewohner von einigen grossen Saugetieren wie etwa Coryphodon aus der Gruppe der Pantodonta abgelost wurde andererseits ermoglichte es ihm ebenfalls neue Regionen zu erreichen Als wahrscheinlichste Route gilt die uber Gronland was auch die sparlichen Funde von Ellesmere Island aufzeigen 39 Nach Asien gelangte die Gattung entweder uber Nordamerika oder eventuell direkt uber die Turgai Strasse die den Kontinent von Europa trennte Auf beiden Landmassen lebten aber bereits grosse pflanzenfressende Saugetiere die im Fall der Pantodonten bis zu 600 kg wogen Annehmbar ist deshalb dass Gastornis in Konkurrenz zu diesen in Nordamerika und Asien bereits zum Ende des Unteren Eozan ausstarb In Europa hielt sich die Gattung noch erfolgreich bis zum ausgehenden Mitteleozan vor etwa 43 Millionen Jahren 31 4 Gastornis und Diatryma Zur Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Rekonstruktion von Gastornis nach Lemoine 1881 nbsp Rekonstruktion von Diatryma nach Matthew und Granger 1917Die Erforschung der Gattung Gastornis reicht bis in die Mitte des 19 Jahrhunderts zuruck Im Jahr 1855 entdeckte der franzosische Physiker Gaston Plante 1834 1889 der spatere Erfinder des Bleiakkumulators in Ablagerungen des Oberen Palaozans und Unteren Eozans dem Conglomerat de Meudon in einem westlichen Vorort von Paris die ersten Knochen eines riesigen Vogels die einen Femur und einen Tibiotarsus umfassten Diese wurden im gleichen Jahr von Edmond Hebert als zur neu geschaffenen Gattung Gastornis gehorig beschrieben die damals zu den altesten bekannten Vogelgattungen uberhaupt zahlte Der Name Gastornis leitet sich dabei vom Vornamen Plantes Gaston und der griechischen Bezeichnung ὄrnis ornis fur Vogel ab Nur kurze Zeit spater kamen einige wenige weitere Funde bei Passy ebenfalls nahe Paris gelegen zum Vorschein Die systematische Position von Gastornis war zu jener Zeit vollig ungeklart Hebert selbst schlussfolgerte 1855 dass Gastornis zu schwer zum Fliegen war und stellte die Gattung wie auch Alphonse Milne Edwards 1867 nahe zu den Entenvogeln Anatidae Edouard Armand Lartet 1855 dachte an eine Verwandtschaft mit den Regenpfeiferartigen Charadriiformes Achille Valenciennes 1855 sah sogar Ubereinstimmungen mit Albatrossen Diomedeidae und Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte 1856 hielt Gastornis fur einen Verwandten des grossen madagassischen Vogels Aepyornis Richard Owen wiederum gab 1859 eine erste genaue Beschreibung des Tibiotarsus wieder und hielt Gastornis fur einen terrestrisch lebenden Vogel 40 Sehr umfangreiches Material entdeckte man nach einem Zeitabstand von rund 20 Jahren im unterpalaozanen Conglomerat de Cernay bei Reims welche damals die alteste bekannte Fossilfundstelle des Tertiars in Europa war Dieses Fundmaterial veranlasste Victor Lemoine 1823 1911 im Jahr 1881 dazu eine Skelettrekonstruktion anzufertigen die vom heute bekannten tatsachlichen Aussehen von Gastornis aber betrachtlich abwich So erarbeitete er einen grossen grazil wirkenden Vogel mit langem Hals kurzen Flugeln und langen Beinen mit einem ebenfalls langen und schlanken Tarsometatarsus Die paddelartig gestalteten Fusse suggerierten zudem Schwimmfahigkeit Lemoine hatte sich bei seiner Rekonstruktion von kurzlich entdeckten Vogeln wie Archaeopteryx oder Hersperornis inspirieren lassen Diese war uber die nachsten Jahrzehnte bildbestimmend fur das Aussehen von Gastornis In der darauffolgenden Zeit wurden nur wenige weitere Funde zu Gastornis gestellt so die Fossilreste von Croydon in England und Walbeck in Deutschland 14 41 40 Anhand eines grossen Tarsometatarsus aus dem Untereozan des US Bundesstaates New Mexico beschrieb Edward Drinker Cope 1840 1897 im Jahr 1876 die Gattung Diatryma wobei der Name sich auf ein den Knochenschaft am oberen Ende durchdringendes Foramen eine Offnung im Knochen bezieht Cope erkannte zwar Ahnlichkeiten zum europaischen Gastornis favorisierte aber einen eigenen Gattungsnamen 18 Allerdings waren in der Folgezeit kaum anatomische Vergleiche der beiden Vogelgattungen moglich da aus Nordamerika nur sparliche Fossilreste bekannt wurden Einen Zehenknochen aus New Jersey verwies Othniel Charles Marsh 1894 zu Barornis der spater mit Diatryma vereint wurde Die Situation anderte sich erst 1916 als im Bighorn Becken von Wyoming ein nahezu vollstandiges Skelett gefunden wurde welches William Diller Matthew 1871 1930 und Walter W Granger 1872 1941 im folgenden Jahr umfanglich beschrieben 6 Ihre Skelettrekonstruktion erwies sich aber als vollig unterschiedlich zu Lemoines was durch den untersetzt robusten Korper und den riesigen Kopf mit machtigem Schnabel verdeutlicht wurde Dadurch fiel den beiden Forschern ein Vergleich mit dem europaischen Gastornis relativ schwer sie ausserten auch vorsichtig Zweifel an der Zugehorigkeit aller Knochen in Lemoines Rekonstruktion zu Gastornis Weiterhin bescheinigten sie beiden Vogelvertretern einen jeweils eigenstandigen Gattungsstatus eine Ansicht der spater zahlreiche Wissenschaftler folgten 6 Wahrend der Rekonstruktion des Diatryma Skelettes hatten Matthew und Granger aufgrund des teils unvollstandigen Fussskeletts den Tarsometatarsus verlangert rekonstruiert moglicherweise beeinflusst durch die langen Beine heutiger Laufvogel in dessen Folge nicht nur der machtige Schnabel sondern auch die Gliedmassen ahnlich denen der Phorusrhacidae Terrorvogel wirkten Diese Vogelgruppe war seit den 1880er Jahren mit den intensiv einsetzenden Forschungen in Patagonien in den Focus der Offentlichkeit gelangt Hauptsachlich in der Santa Cruz Formation waren zahlreiche Terrorvogel wie Phorusrhacos Psilopterus und Patagornis entdeckt worden 42 43 Dabei handelte es sich um grosse flugunfahige Vogel mit langen Gliedmassen massigem Schnabel mit greifvogelartigem spitzen Ende und Fusse mit kraftigen gebogenen Krallen was die Tiere als schnelle und effektive Beutegreifer charakterisierte Beide Forscher befurworteten eine Trennung von Diatryma und den Phorusrhaciden nahmen aber aufgrund der annahernd ubereinstimmenden Grosse und den Ahnlichkeiten im Korperbau einschliesslich der langen unteren Gliedmassenabschnitte auch eine vergleichbare Lebensweise an 6 In der Folgezeit bekamen auch europaische Neufunde so aus dem Geiseltal und der Grube Messel in Deutschland oder von Lyon in Frankreich eine Zuweisung zur Gattung Diatryma 14 41 40 nbsp Lebendrekonstruktion von 1917Obwohl sich Matthew und Granger in ihrer Erstveroffentlichung des Skeletts von Diatryma neben dessen prinzipieller ausserlichen Ubereinstimmung mit den Terrorvogeln teilweise hervorgerufen durch die falsche Rekonstruktion eines langen Tarsometatarsus nur wenig uber dessen Lebensweise ausserten kam in der Mitte der 1920er Jahre erstmals die Sichtweise uber eine fleischliche Ernahrung dieses riesigen Vogels auf die auf kleinen Reptilien und Saugetieren basieren sollte Die extrem populare Vorstellung einer Jagd auf die kleinen am Beginn ihrer Stammesgeschichte stehenden Urpferdchen wie Hyracotherium oder Paarhufer wie Diacodexis etablierte sich dabei in den 1930er Jahren massgeblich unterstutzt durch Alfred Romer Selbst die Entdeckung eines Teilskeletts eines noch juvenilen Diatryma ahnlichen Vogels aus dem Jahr 1928 im Bighorn Becken von Wyoming mit nahezu vollstandigem Fuss der einen kurzen und breiten Tarsometatarsus anstatt des langschmalen zeigte beeinflusste diese Vorstellung kaum beschrieben wurde das Teilskelett als Omorhamphus heute ein Synonym zu Gastornis 27 Zahlreiche Forscher vertraten die Meinung eines schnell laufenden jagenden Riesenvogels im Eozan so etwa George Gaylord Simpson 1950 in seinem Vergleich von Diatryma mit dem sudamerikanischen Terrorvogeln und dem europaischen Gastornis nach Lemoine 44 Auch in Europa war die Ansicht verbreitet so etwa auch fur die Diatryma Funde aus dem Geiseltal wobei als Beute des Vogels das hier nachgewiesene Propalaeotherium angenommen wurde 2 Dabei war es Karlheinz Fischer der 1978 erstmals anhand von vollstandigen Funden des Tarsometatarsus aus dem Geiseltal im Vergleich zu anderen Beinknochen die korrekten Proportionen in den Gliedmassen von Diatryma darstellte So erreichte der Tarsometatarsus rund 24 bis 25 cm Lange deutlich abweichend von den von Matthew und Granger projizierten 38 cm und nahm knapp 21 der Beinlange ein womit der Fuss deutlich kurzer war als vorher angenommen Damit stellte sich Diatryma nicht als schnell laufender sondern mehrheitlich langsam schreitender Vogel heraus 1 40 Noch bis in die ausgehenden 1980er Jahre wurden die beiden Vogelgattungen Gastornis und Diatryma unterschiedlichen Familien zugewiesen erstere zu den Gastornithidae und letztere zu den Diatrymidae Die Erkenntnis dass beide Vogelgattungen sich wesentlich ahnlicher waren erwuchs erst zu Beginn der 1990er Jahre Wahrend einer Revision der Skelettrekonstruktion von Lemoine und der Aufnahme von neuem Fundmaterial im Jahr 1992 erkannte L D Martin dass die Rekonstruktion nur zu einem geringen Teil auf Fossilresten von Vogeln basierte namlich nur auf einem Wirbel und Teilen der Laufbeine sowie einige Fussknochen der weitaus grossere Teil dagegen von Fischen und Reptilien entstammte wodurch die urtumliche Gestalt von Gastornis hervorgerufen worden war Martin stellte dabei auch morphologische Ahnlichkeiten von Gastornis zu Diatryma her und verwies beide zur Familie Gastornithidae Neufunde aus Reims so ein oberes Ende eines Tibiotarsus der von Gastornis bis dahin noch nicht beschrieben worden war von Diatryma aber bereits mehrfach vorlag liess 1997 die Frage aufkommen ob beide Gattungen nicht identisch seien 14 Nur wenige Jahre spater 2002 wurden Gastornis und Diatryma formal synonymisiert was 2008 durch den Neufund eines weiteren Tibiotarsus aus Saint Papoul bestatigt werden konnte Dabei hatte Eric Buffetaut diesen Fund zur Typusart G parisiensis gestellt bemerkte aber gleichzeitig sowohl Ahnlichkeiten zu vergleichbaren Knochen von G geiselensis das ursprunglich als Diatryma beschrieben worden war als auch zu ahnlichen Funden aus Nordamerika Die einzelnen bestehenden Unterschiede werden als so klein angesehen dass Diatryma nun als synonym zu Gastornis gilt 17 2 Die Funde aus Saint Papoul gehoren seit dem Jahr 2020 nach einer Neubeschreibung zur Art G laurenti 38 Literatur BearbeitenAllison V Andors Diatryma among the Dinosaurs Natural History 1995 6 S 68 72 Delphine Angst und Eric Buffetaut Palaeobiology of Giant Flightless Birds Oxford 2017 S 1 282 S 173 214 Eric Buffetaut und Delphine Angst Terror cranes or peaceful plant eaters changing interpretations of the palaeobiology of gastornithid birds Revue de Paleobiologie 32 2 2013 S 413 422 Eric Buffetaut und Delphine Angst Stratigraphic distribution of large flightless birds in the Palaeogene of Europe and its palaeobiological and palaeogeographical implications Earth Science Reviews 32 2 2014 S 394 408 Meinolf Hellmund Reappraisal of the bone inventory of Gastornis geiselensis Fischer 1978 from the Eocene Geiseltal Fossillagerstatte Saxony Anhalt Germany Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 269 2 2013 S 203 220Einzelnachweise Bearbeiten a b c Karlheinz Fischer Neue Reste des Riesenlaufvogels Diatryma aus dem Eozan des Geiseltales bei Halle DDR Mitteilungen Zoologisches Museum Berlin Suppl 54 Annalen fur Ornithologie 2 1978 S 133 144 a b c d e f g h i j Meinolf Hellmund Reappraisal of the bone inventory of Gastornis geiselensis Fischer 1978 from the Eocene Geiseltal Fossillagerstatte Saxony Anhalt Germany Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 269 2 2013 S 203 220 a b c d Gerald Mayr Gastornithidae In Gerald Mayr Paleogene Fossil Birds Springer Verlag Berlin und Heidelberg 2009 S 44 47 a b c d e f Eric Buffetaut und Delphine Angst Stratigraphic distribution of large flightless birds in the Palaeogene of Europe and its palaeobiological and palaeogeographical implications Earth Science Reviews 32 2 2014 S 394 408 a b c d Delphine Angst und Eric Buffetaut Palaeobiology of Giant Flightless Birds Oxford 2017 S 1 282 S 173 214 a b c d e f g h William Diller Matthew und Walter W Granger The skeleton of Diatryma a gigantic bird from the lower Eocene of Wyoming Bulletins of the American Museum Natural History 37 1917 S 307 326 a b c d e Lawrence M Witmer und Kenneth D Rose Biomechanics of the jaw apparatus of the gigantic Eocene bird Diatryma implications for diet and mode of life Paleobiology 17 2 1991 S 95 120 a b Delphine Angst und Eric Buffetaut The first mandible of Gastornis Hebert 1855 Aves Gastornithidae from the Thanetian Paleocene of Mont de Berru France Revue de Paleobiologie Geneve 138 2013 S 423 432 a b c d e Allison V Andors Diatryma among the Dinosaurs Natural History 1995 6 S 68 72 Gerald Mayr The birds from the Paleocene fissure filling of Walbeck Germany Journal of Vertebrate Paleontology 27 2 2007 S 394 408 a b Karl Heinz Fischer Der Riesenlaufvogel Diatryma aus der eozanen Braunkohle des Geiseltales Hallesches Jahrbuch fur Mitteldeutsche Erdgeschichte 4 1962 S 26 33 Dietrich E Berg Nachweis des Riesenlaufvogels Diatryma im Eozan von Messel bei Darmstadt Hessen Notizblatter des hessischen Landesamtes fur Bodenforschung 93 1965 S 68 72 Norbert Micklich Laufvogel In Gabrielle Gruberg und Norbert Micklich Hrsg Messel Schatze der Urzeit Stuttgart 2007 S 85 93 a b c d Eric Buffetaut New remains of the giant bird Gastornis from the Upper Paleocene of the eastern Paris Basin and the relationships between Gastornis and Diatrjtma Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Monatshefte 1997 3 S 179 190 a b Cecile Mourer Chauvire und Estelle Bourdon The Gastornis Aves Gastornithidae from the Late Paleocene of Louvois Marne France Swiss Journal of Palaeontology 135 2016 S 327 341 doi 10 1007 s13358 015 0097 7 a b Estelle Bourdon Cecilie Mourer Chauvire und Yves Laurent Early Eocene birds from La Borie southern France Acta Palaeontologia Polonica 61 1 2016 S 175 190 doi 10 4202 app 00083 2014 a b c Eric Buffetaut First evidence of the giant bird Gastornis from southern Europe a tibiotarsus from the Lower Eocene of Saint Papoul Aude southern France Oryctos 7 2008 S 75 82 a b Edward Drinker Cope On a gigantic bird from the Eocene of New Mexico Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia 28 1876 S 10 11 R M West und Mary R Dawson Vertebrale Paleontology and the Cenozoic History of the North Atlantic Region Polarforschung 48 1 2 1978 S 103 119 Jaelyn J Eberle und David R Greenwood Life at the top of the greenhouse Eocene world A 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Omorhamphus a New Flightless Bird from the Lower Eocene of Wyoming Proceedings of the American Philosophical Society 67 1 1928 S 51 65 Max Planck Gesellschaft Harmlosser Terrorvogel Der Urzeitvogel Gastornis war vermutlich kein Raubvogel sondern ein Pflanzenfresser MPG vom 30 August 2013 1 Thomas Tutken P Held und S J G Galer Isotopes in vertebrate bioapatite proxies for climate pCO2 and diet Miner Mag 77 2013 S 2368 Conference abstracts 2 Alexander K Hastings und Meinolf Hellmund Aus der Morgendammerung Pferdejagende Krokodile und Riesenvogel Neueste Forschungsergebnisse zur eozanen Welt Deutschlands vor ca 45 Millionen Jahren Halle Saale 2015 S 1 120 a b Delphine Angst C Lecuyer R Amiot Eric Buffetaut F Fourel F Martineau S Legendre A Abourachid und A Herrel Isotopic and anatomical evidence of an herbivorous diet in the Early Tertiary giant bird Gastornis Implications for the structure of Paleocene terrestrial ecosystems Naturwissenschaften 101 2014 S 313 322 Delphine Angst Eric Buffetaut Christophe Lecuyer und Romain Amiot A new method for estimating locomotion type in large ground birds Palaeontology 59 2 2016 S 217 223 doi 10 5061 dryad 609j4 a b Trevor H Worthy Federico J Degrange Warren D Handley und Michael S Y Lee The evolution of giant flightless birds and novel phylogenetic relationships for extinct fowl Aves Galloanseres Royal Society open sciience 4 2017 S 170975 doi 10 1098 rsos 170975 Eric Buffetaut Jean Le Loeuff Patrick Mechin und Annie Mechin Salessy A large French Cretaceous bird Nature 377 1995 S 110 Eric Buffetaut und Jean Le Loeuff Gargantuavis philoinos Giant bird or giant pterosaur Annales de Paleontologie 96 2010 S 135 141 Eric Buffetaut Les oiseaux fossiles du Cretace Superieur de L Herault Bulletin de la Societe d Etude des Sciences Naturelles de Beziers 66 2012 S 34 39 Federico L Agnolin Reappraisal on the Phylogenetic Relationships of the Enigmatic Flightless Bird Brontornis burmeisteri Moreno and Mercerat 1891 Diversity 13 2021 S 90 doi 10 3390 d13020090 a b Cecile Mourer Chauvire und Estelle Bourdon Description of a new species of Gastornis Aves Gastornithiformes from the early Eocene of La Borie southwestern France Geobios 63 2020 S 39 46 doi 10 1016 j geobios 2020 10 002 Eric Buffetaut The unfinished story of the Early Tertiary giant bird Gastornis DGF On Line Series 1 1997 3 a b c d Eric Buffetaut und Delphine Angst Terror cranes or peaceful plant eaters changing interpretations of the palaeobiology of gastornithid birds Revue de Paleobiologie 32 2 2013 S 413 422 a b Eric Buffetaut L oiseau geant Gastornis interpretation reconstitution et vulgarisation de fossiles inhabituels dans la France du XIXe siecle Bulletin de la Societe geologique de France 168 1997 S 805 811 Eric Buffetaut Tertiary ground birds from Patagonia Argentina in the Tournouer collection of the Museum National d Histoire Naturelle Paris Bulletin de la Societe Geologique de France 185 3 2014 S 207 214 Federico J Degrange Jorge I Noriega und Juan I Areta Diversity and paleobiology of the Santacrucian birds In Sergio F Vizcaino Richard F Kay und M Susana Bargo Hrsg Early Miocene paleobiology in Patagonia High latitude paleocommunities of the Santa Cruz Formation Cambridge University Press New York 2012 S 138 155 George Gaylord Simpson Are Nonflying Wings Functionless Science 112 1950 S 342 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gastornis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Gastornis Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Thomas Tutken Vom Top Rauber zum Vegetarier Steinmann Institut fur Geologie Mineralogie und Palaontologie der Universitat Bonn 30 August 2013 Eric Buffetaut The unfinished story of the Early Tertiary giant bird Gastornis Geological Society of Denmark nbsp Dieser Artikel wurde am 20 Februar 2022 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gastornis amp oldid 224905231