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Gargantuavis war eine Gattung flugunfahiger Vogel aus der Oberkreide von Sudfrankreich und Nordspanien 1 Die einzige bekannte Art der bislang monotypischen Gattung ist Gargantuavis philoinos GargantuavisHolotypus MDE C3 525 Synsacrum und Teile des Os Ilium von Gargantuavis philoinosZeitliches AuftretenOberes Campanium bis Unteres Maastrichtiumetwa um 72 Mio JahreFundorteIbero armorikanische Insel Sudfrankreich NordspanienSystematikVogel i w S Avialae OrnithothoracesGargantuavisWissenschaftlicher NameGargantuavisBuffetaut amp Le Loeuff 1998ArtGargantuavis philoinos Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Forschungsgeschichte 2 Fossilbeleg 3 Merkmale 4 Systematik 5 Palokologie 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksEtymologie und Forschungsgeschichte BearbeitenDer Gattungsname Gargantuavis nimmt Bezug auf Gargantua einen der beiden Riesen aus Francois Rabelais Romanzyklus Gargantua und Pantagruel in Kombination mit dem lateinischen avis fur Vogel Der Artzusatz philoinos altgriechisch fur Einer der den Wein liebt bezieht sich auf die Fundstelle des Holotypus inmitten von ausgedehnten Weingarten 2 Erste Berichte uber die fossilen Uberreste eines grossen Vogels aus der Oberkreide Sudfrankreichs stammen aus dem Jahr 1995 3 Die Erstbeschreibung von Gattung und Typusart erfolgte 1998 durch Eric Buffetaut und Jean Le Loeuff auf Basis des Holotypus MDE C3 525 eines Synsacrums und Teilen des Os Ilium sowie des Fragmentes eines rechten Femurs Die Autoren ordneten das Fundmaterial den Ornithothoraces zu 2 2009 wurden durch Gerald Mayr Bedenken angemeldet ob es sich bei Gargatuavis tatsachlich um einen Vogel handelt oder ob die Fossilreste nicht vielleicht doch eher einem Vertreter der azhdarchiden Flugsaurier zuzuschreiben sind 4 diese Zweifel wurden durch Buffetaut und Le Loeuff 2010 in einer umfassenderen Analyse jedoch ausgeraumt 5 2013 und 2015 folgte die Beschreibung von weiterem fossilen Belegmaterial aus unterschiedlichen Fundstellen in Sudfrankreich 6 7 und 2017 schliesslich auch aus Nordspanien 8 2014 veroffentlichten Anusuya Chinsamy und andere zudem noch die Ergebnisse histologischer Untersuchungen am 1998 gemeinsam mit dem Holotypus beschriebenen Oberschenkelknochen Fragmentes 9 2016 fassen Buffetaut und Delphine Angst die zu diesem Zeitpunkt bekannten Informationen uber Gargantuavis philoinos in einem Review Artikel zusammen 1 Fossilbeleg BearbeitenGargantuavis ist nur sehr bruchstuckhaft mit entsprechendem Fossilmaterial belegt Mehrere Beckenfragmente lassen sich zwar mit einiger Sicherheit ein und demselben Taxon zuordnen bei anderen isolierten Skelettelementen Oberschenkelknochen Halswirbel ist dies nicht direkt moglich und die Zuordnung zu Gargantuavis stutzt sich im Wesentlichen auf das Fehlen anatomischer Widerspruche und die Annahme dass nur eine Art von grossen flugunfahigen Vogeln denselben Lebensraum bewohnt hat 1 Alle Fossilien die bislang Gargantuavis zugeordnet wurden stammen aus terrestrischen Sedimenten die stratigraphisch dem oberen Campanium bis unteren Maastrichtium zugeordnet werden 1 Ohne Inventarnummer Fragment eines Synsacrums Fox Amphoux SO Frankreich 3 MDE C3 525 Holotypus Synsacrum und Fragmente des Os ilium Stratum typicum Marnes de la Maurine Formation Campagne sur Aude SW Frankreich 2 MDE A 08 Fragment eines Oberschenkelknochens Villespassans SW Frankreich 2 MC MN 478 Halswirbel Cruzy SW Frankreich 6 BN 758 und BN 763 Jeweils Fragmente von Synsacrum und Os ilium sowie ein mogliches Rippenfragment Fox Amphoux SO Frankreich 7 MCNA 2583 Fragment eines Synsacrums Lano Nordspanien 8 MN 1335 vollstandiger aber wesentlich kleinerer Oberschenkelknochen Cruzy SW Frankreich 10 Merkmale Bearbeiten nbsp Oberschenkelknochen MDE A 08 der Fortsatz rechts oben ist der Gelenkskopf Caput femoris der Fortsatz links oben die Crista trochanterica Buffetaut und Le Loeuff beschreiben Gargantuavis philoinos als flugunfahigen Vogel etwa von der Grosse eines Afrikanischen Strausses Die Korpermasse wird auf Basis des Umfangs des Oberschenkelknochens MDE A 08 auf 141 kg geschatzt und liegt damit ebenfalls annahernd in der Grossenordnung eines Afrikanischen Strausses 2 Der zweite kleinere Oberschenkelknochen MN 1335 deutet auf eine Korpermasse von etwa 57 kg hin und insgesamt auf Dimensionen die in etwa dem eines Emus entsprechen Die Unterschiede werden entweder auf ontogenetische Variationen und oder auf einen moglichen Sexualdimorphismus zuruckgefuhrt 10 Die Beschreibung der arteigenen Merkmale folgt der Diagnose durch Buffetaut und Angst 2016 1 Das Becken ist breit mit sehr weit vorne liegenden Huftgelenkspfannen Das robuste und relativ kurze Synsacrum ist bauchseitig gebogen und besteht aus mindestens zehn vollstandig miteinander verschmolzenen Wirbeln Die beiden Darmbeine beruhren sich ruckwartig oberhalb des Synsacrums nicht Ein deutlich ausgebildeter Antitrochanter eine Gelenkflache am Darmbein von Vogeln die als Gegenstuck zum Trochanter major des Oberschenkelknochens wirkt liegt posterodorsal zur Huftgelenkspfanne Die Beckenknochen sind stark pneumatisiert Die Halswirbel sind heterocoel d h die Gelenksflachen zwischen den einzelnen Wirbelkorpern sind sattelformig konkav in einer Ebene und konvex in der Ebene senkrecht dazu Die caudale Gelenksflache ist ungewohnlich schmal Der Oberschenkelknochen ist kraftig Eine randlich abgerundete Crista trochanterica ist vorhanden Ein posteriorer Trochanter wie bei Archaeopteryx oder Vertretern der Enantiornithes scheint hingegen zu fehlen Systematik BearbeitenDie systematische Stellung von Gargantuavis philoinos innerhalb der Ornithothoraces ist unklar Eine Zugehorigkeit zu den Enantiornithes scheint aufgrund der bekannten anatomischen Merkmale unwahrscheinlich Buffetaut und Angst vermuten 2013 zwar eine nahere Verwandtschaft mit den Ornithurae 6 aus Mangel an geeigneten Fossilbelegen bleibt dies jedoch Spekulation wie die Autoren spater auch selbst betonen 1 und Gargantuavis gilt als incertae sedis innerhalb der Ornithothoraces Palokologie Bearbeiten nbsp Palaogeographische Karte Europas fur den Zeitraum Santonium Maastrichtium die Fundstellen von Gargantuavis entsprechen in etwa den hellgrunen Sternen unterhalb des Schriftzuges PY PRO L PYrenean PROvencal Landmass aus Csiki Sava et al 2015 11 Mitteleuropa bestand wahrend der oberen Kreidezeit aus einer Ansammlung von grosseren und kleineren weitgehend voneinander isolierten Inseln Europaischer Kreide Archipel 11 Der Lebensraum von Gargantuavis befand sich im sudwestlichsten Abschnitt dieses Archipels und war zeitweise in einzelne Teilinseln untergliedert und zeitweise zu einer grosseren Landmasse Ibero armorikanische Insel vereinigt Aus anderen Bereichen des Europaischen Kreide Archipels liegen keine Fossilnachweise fur Gargantuavis vor und die Gattung scheint fur die Ibero armorikanische Insel endemisch zu sein 1 Eine Detailanalyse der Fundstelle bei Cruzy charakterisiert den Ablagerungsraum als verflochtenes Flusssystem unter tropischen klimatischen Bedingungen mit wechselweise trockenen und feuchten Jahreszeiten wobei Letztere regelmassig zu kurzfristigen Uberschwemmungsereignissen fuhrten 12 Dieser Befund steht in guter Ubereinstimmung mit den histologischen Analysen am Oberschenkelknochen MDE A 08 die Hinweise auf eine verlangerte Wachstumsphase mit rhythmisch wechselnden Wachstumsschuben und Wachstumsstops ergaben Hier liegt moglicherweise eine Anpassung als lokaler Inselendemit an die vorherrschenden klimatischen Bedingungen und das daraus resultierende Nahrungsangebot vor 9 Die bislang vorliegenden Kenntnisse zur Anatomie von Gargantuavis deuten darauf hin dass der Vogel flugunfahig war Das im Vergleich zur Lange relativ breite Becken wird als Hinweis auf eine graviportale Fortbewegungsweise interpretiert 7 Gargantuavis durfte dementsprechend auch kein besonders schneller Laufer gewesen sein Wie sich die Gattung in einem isolierten Inselenvironment in dem zeitgleich auch grosse fleischfressende Theropoden lebten trotzdem durchsetzen konnte ist noch ungeklart 1 Da wesentliche Teile des Skelettes insbesondere Schadel und Kiefer vollig unbekannt sind lassen sich auch noch keine stichhaltigen Angaben zur Ernahrungsweise machen 1 Literatur BearbeitenDelphine Angst Eric Buffetaut Palaeobiology of Giant Flightless Birds 296 S ISTE Press und Elsevier 2017 ISBN 978 1 78548 136 9 Leseprobe Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Eric Buffetaut amp Delphine Angst The Giant Flightless Bird Gargantuavis philoinos from the Late Cretaceous of southwestern Europe A Review In A Khosla amp S G Lucas Hrsg Cretaceous Period Biotic Diversity and Biogeography New Mexico Museum of Natural History and Science Bulletin Vol 71 S 45 50 2016 Digitalisat a b c d e Eric Buffetaut und Jean Le Loeuff A new giant ground bird from the Upper Cretaceous of southern France In Journal of the Geological Society of London Vol 155 S 1 4 1998 PDF a b Eric Buffetaut Jean Le Loeuff Patrick Mechin und Annie Mechin Salessy A large French Cretaceous bird In Nature Vol 377 S 110 1995 Digitalisat Gerald Mayr Paleogene Fossil Birds 262 S Springer Verlag 2009 Leseprobe Eric Buffetaut amp Jean Le Loeuff Gargantuavis philoinos Giant bird or giant pterosaur In Annales de Paleontologie Vol 96 Issue 4 S 135 141 2010 Abstract a b c Eric Buffetaut und Delphine Angst New evidence of a giant bird from the Late Cretaceous of France In Geological Magazine Vol 150 Issue 1 S 173 176 2013 PDF a b c Eric Buffetaut Delphine Angst Patrick Mechin amp Annie Mechin Salessy New remains of the giant bird Gargantuavis philoinos from the Late Cretaceous of Provence south eastern France In PALAEOVERTEBRATA Vol 39 No 2 e3 S 1 6 2015 pdf a b Delphine Angst Eric Buffetaut Jose Carmelo Corral amp Xabier Pereda Suberbiola First record of the Late Cretaceous giant bird Gargantuavis philoinos from the Iberian Peninsula In Annales de Paleontologie Vol 103 Issue 2 S 135 139 2017 Digitalisat a b Anusuya Chinsamy Eric Buffetaut Aurore Canoville amp Delphine Angst Insight into the growth dynamics and systematic affinities of the Late Cretaceous Gargantuavis from bone microstructure In Naturwissenschaften Vol 101 S 447 452 2014 abrufbar a b Delphine Angst amp Eric Buffetaut Palaeobiology of Giant Flightless Birds 296 S ISTE Press und Elsevier 2017 a b Z Csiki Sava E Buffetaut A Osi X Pereda Suberbiola amp St L Brusatte Island life in the Cretaceous faunal composition biogeography evolution and extinction of land living vertebrates on the Late Cretaceous European archipelago In ZooKeys Bd 469 2015 S 1 161 doi 10 3897 zookeys 469 8439 Franck Smektala Eric Buffetaut amp Jean Francois Deconinck Rivers as repositories for fossil vertebrates a case study from the Upper Cretaceous of southern France In Proceedings of the Geologists Association Vol 125 Issue 5 6 S 567 577 2014 Abstract Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gargantuavis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gargantuavis philoinos auf dinodata Gargantuavis auf fossilworks Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gargantuavis amp oldid 208383927