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Palaeotis ist eine ausgestorbene Gattung der Urkiefervogel Bekannt ist sie uber mehrere vollstandig erhaltene fossile Skelette aus der Grube Messel und dem Geiseltal womit die Funde in das Mittlere Eozan vor 47 bis 43 Millionen Jahren datieren Die Vertreter der Gattung erreichten etwa die Grosse eines heutigen Kranichs und bewohnten Waldlandschaften Die Erstbeschreibung von Palaeotis erfolgte 1928 anhand einiger Beinknochen wobei aber falschlicherweise eine Zuweisung zu den Trappen vorgenommen wurde Erst Mitte der 1980er Jahre erkannte man eine moglicherweise nahere Beziehung zu den Straussen PalaeotisSkelett von Palaeotis aus dem GeiseltalZeitliches AuftretenMittleres Eozan Lutetium 47 4 bis 41 1 Mio JahreFundorteDeutschland Grube Messel Geiseltal SystematikLandwirbeltiere Tetrapoda ArchosauriaVogel Aves Urkiefervogel Palaeognathae PalaeotididaePalaeotisWissenschaftlicher Name der FamiliePalaeotididaePeters 1988Wissenschaftlicher Name der GattungPalaeotisLambrecht 1928ArtPalaeotis weigelti Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale BearbeitenPalaeotis war ein langbeiniger flugunfahiger Vogel der eine Gesamthohe von weniger als 1 m erreichte 1 die Rekonstruktion eines Skelettes aus der Grube Messel ergab eine Scheitelhohe von 93 cm womit etwa die Grosse eines heutigen Kranichs erreicht war Der Schadel wies eine Lange von 13 5 cm und eine Breite von 5 cm auf Er war relativ flach und hinter den Augen schmal gestaltet Der Schnabel besass eine moderate Lange war aber deutlich schmaler als bei den heutigen Laufvogeln Das Gaumenbein hatte noch eine recht urtumliche Form mit nach hinten weisenden knochernen Fortsatzen etwa vergleichbar zu den Steisshuhnern und dem ausgestorbenen Lithornis Das typische Quadratbein und das Flugelbein bildeten eine komplexe Verbindung miteinander die den Augenhohlenfortsatz des Quadratbeins mit einschloss Weiterhin war das Pflugscharbein ausserordentlich gross Der Unterkiefer mass bis zu 13 3 cm und war an der Symphyse etwa 1 2 cm breit 2 3 4 5 nbsp Teilskelett von Palaeotis aus dem GeiseltalAm Korperskelett fallen die kurzen Halswirbel und die langen Fortsatze der Brustwirbel auf Nur drei Rippen waren mit dem Brustbein verbunden was heute noch bei den Nandus der Fall ist bei den anderen heutigen Laufvogeln sind es meist vier oder mehr Das Schlusselbein hatte sich noch nicht vollstandig reduziert sondern war noch als schmaler Knochen im vorderen Bereich mit dem Schultergurtel Scapulocoracoid verwachsen Das Becken besass wie bei den anderen heutigen Urkiefervogeln aber abweichend von den Moas und Elefantenvogeln seitliche Kompressionen wobei das Sitzbein relativ voluminos war Die Flugel zeigten eine beginnende Reduktion So waren der Oberarmknochen mit 13 cm und die Elle mit 9 cm noch relativ lang allerdings wiesen die unteren Flugelknochen schon deutliche Kurzungen auf Zudem fehlten dem Oberarmknochen die fur Vogel typischen Luftkammern Der Oberschenkelknochen war im Verhaltnis zu den unteren Beinknochen relativ kurz etwa 14 cm lang und sehr grazil mit eher kleinen Gelenkrollen Der Tibiotarsus besass dagegen eine Lange von 25 cm der Tarsometatarsus von 21 cm Vor allem beim Tarsometatarsus erwiesen sich tiefe Langsrillen auf der Mittellinie der Ober und Unterseite als charakteristisch die dem Knochen einen H formigen Querschnitt verleihen Die Beine endeten in drei nach vorne zeigenden Zehenstrahlen Strahl II bis IV wobei der mittlere Strahl III mit bis zu 9 4 cm Gesamtlange am langsten war Insgesamt waren die Zehen im Verhaltnis langer als bei den heutigen grossen Laufvogeln Die Endglieder der Zehen hatten eine zylindrische Gestalt und geben somit an dass keine stark gebogenen Krallen ausgebildet waren 3 4 1 Fossilfunde Bearbeiten nbsp Skelett von Palaeotis aus MesselFunde von Palaeotis sind vor allem aus Deutschland bekannt Zu den bedeutendsten Fossilresten die auch zur Aufstellung der Gattung dienten gehoren jene des Geiseltals bei Halle in Sachsen Anhalt Alle Fossilfunde hier stammen aus dem Abbaufeld Cecilie des sudlichen Geiseltals und wurden im Ubergang von der Oberen Mittel zur Oberkohle gefunden sie konnen somit in das ausgehende Mittlere Eozan vor rund 43 Millionen Jahren gestellt werden Die Reste umfassen Einzelknochen der Laufbeine und des Fusses sowie ein nahezu vollstandiges allerdings etwas deformiertes und teilweise beschadigtes Skelett Weitere herausragende Funde konnten aus der Grube Messel bei Darmstadt in Hessen geborgen werden Erwahnenswert sind hier mehrere ebenfalls weitgehend vollstandige Skelette Aus geologischer Sicht ist die Grube Messel etwas alter als das Geiseltal so dass die Fossilien aus dem Beginn des Mittleren Eozan vor rund 47 Millionen Jahren stammen 3 4 Palaobiologie BearbeitenDie Ausmasse der Funde lassen auf zwei unterschiedlich grosse Vertreter schliessen was moglicherweise einem Sexualdimorphismus entspricht wie es auch bei heutigen Urkiefervogeln vorkommt Palaeotis lebte den Befunden von Messel und des Geiseltales zufolge in einer waldreichen Umgebung war mit seinen langen Beinen aber schon an eine schnelllaufige cursoriale Lebensweise angepasst Hierbei entspricht Palaeotis okologisch in etwa den heutigen Kasuaren die tropische Regenwalder bewohnen Die tatsachliche Anpassung an hohe Laufgeschwindigkeiten bei den heutigen grossen Laufvogeln entwickelte sich moglicherweise erst mit dem Aufkommen offener Landschaften im Miozan 3 4 Systematik BearbeitenMogliches Verwandtschaftsverhaltnis von Palaeotis nach Yonezawa et al 2017 6 Palaeognathae Pseudocrypturus Paracathartes Lithornis Palaeotis Struthionidae Strausse Diogenornis Rheidae Nandus Tinamidae Steisshuhner Dinornithidae Moas Casuariidae Kasuare Emuarius Dromaiidae Emus Apterygidae Kiwis Aepyornithidae Elefantenvogel Vorlage Klade Wartung StyleMogliches Verwandtschaftsverhaltnis von Palaeotis nach Mayr 2015 5 Palaeognathae Lithornis Tinamidae Steisshuhner Palaeotis Struthionidae Strausse Rheidae Nandus Casuariidae Kasuare Emuarius Dromaiidae Emus Apterygidae Kiwis Aepyornithidae Elefantenvogel Dinornithidae Moas Vorlage Klade Wartung StylePalaeotis ist eine Gattung aus der heute ausgestorbenen Familie der Palaeotididae zu der eventuell auch Galligeranoides aus dem Unteren Eozan des sudlichen Frankreichs gehort Die Familie reprasentiert dabei einen Vertreter der Urkiefervogel und wird haufig mit der Ordnung der Laufvogel Struthioniformes in Verbindung gebracht die allerdings aus heutiger Sicht paraphyletisch ist 7 Allerdings ware Palaeotis dadurch weitlaufig mit den Straussen Struthio verwandt Ursprunglich wurde Palaeotis innerhalb der Familie der Strausse Struthionidae gefuhrt und dort in eine eigene Unterfamilie Palaeotidinae verwiesen 3 neuere Untersuchungen ergaben jedoch einen eigenen Familienstatus 4 Unterschiede zu den anderen Urkiefervogeln finden sich vor allem in der Gestaltung der Hinterbeine die etwa auf der Vorderseite des unteren Gelenkendes des Tibiotarsus einen Knochensteg aufweisen Pons supratendineus der eine Furche Sulcus extensorius uberbruckt Dadurch entsteht ein Kanal durch den die Sehne des Zehenstreckermuskels leitet Zusatzliche Abweichungen lassen sich beispielsweise auch am Tarsometatarsus mit seiner breiten Gelenkrolle des dritten mittleren Mittelfussknochens auffuhren Die Merkmale erinnern eher an heutige Kranichvogel die aber den Neukiefervogeln angehoren Bei Palaeotis verweisen jedoch ein nach hinten orientierter Processus supraorbitalis ein knocherner Fortsatz des Stirnbeins oberhalb der Augen der Umbau des Schultergurtels durch die Verschmelzung des Schlussel und Rabenbeins mit dem Schulterblatt verbunden damit die Reduktion der Flugel und der Brustbeinleiste Carina sterni als Ansatzstelle der Flugmuskulatur daruber hinaus das seitlich verschmalerte Becken und der Verlust des innersten Zehs eindeutig auf eine Stellung innerhalb der Urkiefervogel Im Gegensatz zu den anderen heutigen Laufvogeln ist der Schnabel aber deutlich schmaler 8 nbsp Teilskelett von Palaeotis aus dem Geiseltal Holotyp von Palaeogrus geiseltalensis Die genaue phylogenetische Stellung von Palaeotis innerhalb der Urkiefervogel ist nicht eindeutig was dem teils nur fragmentierten Fossilmaterial geschuldet ist 6 In einer kladistischen Analyse aus dem Jahr 2004 bildet Palaeotis mit dessen Familie das Schwestertaxon zu allen anderen ursprunglich als Laufvogel angesehenen Urkiefervogeln und sollte somit ein stammesgeschichtlich ursprunglicher Vertreter dieser Vogelgruppe sein 9 Andere Bearbeiter sahen aber auch ein Schwesternverhaltnis mit den Nandus 4 Weitere phylogenetische Studien aus den Jahren 2015 und 2017 positionieren Palaeotis einerseits als Schwesterform der Strausse andererseits auch als solche einer ganzen Gruppe grosser flugunfahiger Vogel 5 6 Eine im Jahr 2021 publizierte Analyse wiederum stuft Palaeotis als basale Form der Straussenverwandtschaft Struthioniformes ein 10 11 Zumeist als mehr oder weniger naher verwandt gelten die flugfahigen Lithornithidae aus denen Palaeotis moglicherweise hervorging und von denen ebenfalls Fossilfunde aus Messel bekannt wurden 2 4 1 8 Heute ist mit Palaeotis weigelti eine Art anerkannt Wissenschaftlich erstbeschrieben wurden Art und Gattung von Kalman Lambrecht im Jahr 1928 anhand einiger Beinknochen wie dem Tarsometatarsus und einzelner Zehenglieder aus dem Geiseltal Diese stellen auch den Holotyp dar Exemplarnummern GM 4415 rechter Tarsometatarsus weitgehend verloren und 4418 Zehenglied 3 Lambrecht sah Palaeotis ursprunglich als Fossilvertreter der Trappen an was sich auch im wissenschaftlichen Gattungsnamen widerspiegelt 12 Dieser setzt sich aus dem griechischen Wort palaios palaios alt und Otis als Bezeichnung fur die Grosstrappe zusammen Erst Mitte der 1980er Jahre im Zuge der Entdeckung mehrerer vollstandiger Skelette in Messel und im Geiseltal wurde eine nahere Verwandtschaft mit den Straussen erkannt 2 Eingeschlossen in die Art Palaeotis weigelti ist auch das Synonym Palaeogrus geiseltalensis das 1935 ebenfalls von Lambrecht auf Basis artikulierter Beinknochen aus dem Geiseltal beschrieben worden war 13 Der Artname weigelti ehrt Johannes Weigelt der die Forschungen im Geiseltal in den 1930er Jahren massgeblich vorangetrieben und die ersten Fossilfunde von Palaeotis 1926 oder 1927 entdeckt hatte 3 Literatur BearbeitenPeter Houde Hartmut Haubold Palaeotis weigelti restudied a small Middle Eocene ostrich Aves Struthioniformes In Palaeovertebrata Band 17 1987 S 27 42 Gerald Mayr Hindlimb morphology of Palaeotis suggests palaeognathous affinities of the Geranoididae and other crane like birds from the Eocene of the Northern Hemisphere In Acta Palaeontologica Polonica Band 64 4 2019 S 669 678 doi 10 4202 app 00650 2019 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Gerald Mayr Paleogene Fossil Birds Springer Verlag Berlin und Heidelberg 2009 S 1 275 S 28 29 a b c Peter Houde Ostrich ancestors found in the Northern Hemisphere suggest new hypothesis of ratite origins In Nature Band 324 1986 S 563 565 a b c d e f g Peter Houde Hartmut Haubold Palaeotis weigelti restudied a small Middle Eocene ostrich Aves Struthioniformes In Palaeovertebrata Band 17 1987 S 27 42 a b c d e f g Dieter Stefan Peters Ein vollstandiges Skelett von Palaeotis weigelti Aves Palaeognathae In Courier Forschungsinstitut Senckenberg Band 107 1988 S 223 233 a b c Gerald Mayr The middle Eocene European ratite Palaeotis Aves Palaeognathae restudied once more In Palaontologische Zeitschrift Band 89 2015 S 503 514 doi 10 1007 s12542 014 0248 y a b c Takahiro Yonezawa Takahiro Segawa Hiroshi Mori Paula F Campos Yuichi Hongoh Hideki Endo Ayumi Akiyoshi Naoki Kohno Shin Nishida Jiaqi Wu Haofei Jin Jun Adachi Hirohisa Kishino Ken Kurokawa Yoshifumi Nogi Hideyuki Tanabe Harutaka Mukoyama Kunio Yoshida Armand Rasoamiaramanana Satoshi Yamagishi Yoshihiro Hayashi Akira Yoshida Hiroko Koike Fumihito Akishinonomiya Eske Willerslev Masami Hasegawa Phylogenomics and Morphology of Extinct Paleognaths Reveal the Origin and Evolution of the Ratites In Current Biology Band 27 2017 S 68 77 doi 10 1016 j cub 2016 10 029 Richard O Prum Jacob S Berv Alex Dornburg Daniel J Field Jeffrey P Townsend Emily Moriarty Lemmon Alan R Lemmon A comprehensive phylogeny of birds Aves using targeted next generation DNA sequencing In Nature Band 526 2015 S 569 573 doi 10 1038 nature15697 a b Gerald Mayr Hindlimb morphology of Palaeotis suggests palaeognathous affinities of the Geranoididae and other crane like birds from the Eocene of the Northern Hemisphere In Acta Palaeontologica Polonica Band 64 4 2019 S 669 678 doi 10 4202 app 00650 2019 Gareth J Dyke Marcel van Tuinen The evolutionary radiation of modern birds Neornithes reconciling molecules morphology and the fossil record In Zoological Journal of the Linnean Society Band 141 2004 S 153 177 Gerald Mayr Nikita Zelenkov Extinct crane like birds Eogruidae and Ergilornithidae from the Cenozoic of Central Asia are indeed ostrich precursors In Ornithology 138 2021 S 1 15 doi 10 1093 ornithology ukab048 Klara Widrig Daniel J Field The Evolution and Fossil Record of Palaeognathous Birds Neornithes Palaeognathae In Diversity 14 2022 S 105 doi 10 3390 d14020105 Kalman Lambrecht Palaeotis weigelti n g n sp eine fossile Trappe aus der Mitteleozanen Braunkohle des Geiseltales In Jahrbuch des Halleschen Verbandes Band 7 1928 S 1 11 Kalman Lambrecht Drei neue Vogelformen aus dem Lutetium des Geiseltales In Nova Acta Leopoldina Band 3 1935 S 361 367 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Palaeotis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Palaeotis amp oldid 222902967