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Mit dem Begriff Erzbistum von Ohrid werden mehrere kirchliche Erzdiozesen in verschiedenen Epochen bezeichnet Der Name bezieht sich auf die heute in Nordmazedonien liegende Stadt Ohrid Das Erzbistum um das Jahr 1020 Inhaltsverzeichnis 1 Historische Erzdiozese 1 1 Geschichte 2 Heutige Erzdiozesen 2 1 Mazedonisch Orthodoxe Erzdiozese 2 2 Autonome Serbisch Orthodoxe Erzdiozese 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHistorische Erzdiozese BearbeitenDer Begriff Erzbistum Ohrid bezeichnete eine historische orthodoxe Erzdiozese die vom 9 bis zum 18 Jahrhundert im Gebiet zwischen Karpaten und Thessalien bestand Sie umfasste Bistumer aus Makedonien Thessalien Epirus Albanien Duklja Travunien Zachlumien Raszien Bosnien Syrmien und Mosien Gegrundet wahrend des Ersten Bulgarischen Reiches im 9 Jahrhundert wurde es vom byzantinischen Kaiser Basileios II 1018 als autokephales Erzbistum anerkannt 1767 verlor es seine uber 700 Jahre wahrende Autokephalie und wurde aufgelost Auf die Tradition dieses Erzbistums berufen sich auch aktuelle Kirchen Geschichte Bearbeiten Schon in der Antike gab es am Ohridsee ein Bistum Der Bischof residierte in Lychnidos der Vorgangerstadt von Ohrid Dieser Bischofssitz ist spatestens mit der Landnahme der Slawen auf dem Balkan im 6 Jahrhundert untergegangen moglicherweise aber bereits durch das verheerende Erdbeben am 29 und 30 Mai 526 nach welchem keine Nachrichten mehr uber Lychnidos uberliefert sind Zum ersten Mal wird Ohrid 879 880 in den Akten des Vierten Konzils von Konstantinopel als Bischofssitz einer bulgarischen Kirche erwahnt Der Metropolit Gavril Ohridski war Teilnehmer dieses Konzils im Jahre 879 Zu jener Zeit gehorte die Gegend zum Bulgarischen Reich Gegen Ende des 9 Jahrhunderts wirkten Kliment von Ohrid und Naum Ohridski in der Region 1 Sie machten aus Ohrid ein kirchliches und kulturelles Zentrum der orthodoxen Sudslawen Die Schule von Ohrid hat einen Grossteil der altkirchenslawischen Literatur hervorgebracht 1 971 eroberte Byzanz den Osten des Bulgarischen Reiches Ubrig blieb ein westbulgarischer Staat der im Wesentlichen auf Mazedonien und grosse Teile des heutigen Albaniens beschrankt war Das Zentrum dieses Reiches lag um 1000 in der Gegend des Ohrid und des Prespasees Der Sitz des bulgarischen Patriarchen wurde von der alten Hauptstadt Preslaw nach Ohrid verlegt Um 976 erhob Zar Samuil das Erzbistum von Ohrid zum Patriarchat 1018 eroberte der byzantinische Kaiser Basileios II den Rest des Samuilischen Reichs Er organisierte es als Thema Bulgarien das seinen Sitz in Skopje hatte Das bulgarische Patriarchat wurde aufgehoben an seine Stelle trat das autokephale Erzbistum von Ohrid und ganz Bulgarien 1 auch grosse Eparchie oder grosse westliche Eparchie genannt dessen Jurisdiktionsgebiet in insgesamt drei Privilegurkunden von Basileios II auf 31 Eparchien festgelegt wurde 2 Das Erzbistum blieb von der byzantinischen Reichskirche unabhangig jedoch wurden die Erzbischofe vom byzantinischen Kaiser ernannt Der erste vom Kaiser ernannte Erzbischof Johannes I Debranin 1018 1037 war noch ein Slawe danach ernannten die byzantinischen Kaiser stets griechische Priester aus dem Klerus der Hagia Sofia zu Erzbischofen 3 Die Fuhrung des Erzbistums war hellenisiert wahrend der slawische Charakter des Erzbistums vom niederen Klerus weiter gepflegt wurde Knapp 200 Jahre blieb Ohrid ein bedeutendes Erzbistum Erzbischof Leo war 1054 Mitautor eines Rundschreibens Michaels I Kerullarios das als Anlass fur die Trennung von der lateinischen Kirche diente Theophylact von Ohrid verteidigte 1078 die Autokephalie des Erzbistums erfolgreich gegen die Anspruche des Patriarchats von Konstantinopel 1157 verwendete der Erzbischof Johannes Adrian IV Komnenos den Titel Erzbischof von Justiniana Prima und Bulgarien 4 Nach Anderungen des Jurisdiktionsgebietes in der Komnenenzeit umfasste das Erzbistum 25 Bistumer Nach 1185 verlor es 4 Bistumer an das Zweite Bulgarische Reich Als das Byzantinische Reich 1204 im Ergebnis des Vierten Kreuzzugs zerfiel geriet Ohrid unter die Herrschaft des bulgarischen Zaren Kalojan 1215 fiel es an Despotat Epirus 1259 an Kaiserreich Nikaia Ab 1219 gingen 3 Bistumer in das unter Sava von Serbien gegrundete Erzbistum der serbischen und primorischen Lander uber Im Zweiten Bulgarischen Reich wurde 1235 das Patriarchat von Tarnovo konstituiert Im Zuge des Niedergangs des Byzantinischen Reiches schrumpfte das Erzbistum in den folgenden Jahrhunderten stark Ende des 13 Jahrhunderts umfasste es nur noch 11 Bistumer Nach der serbischen Eroberung Makedoniens respektierte Stefan Dusan den autokephalen Status des Erzbistums unter dem Patriarchat von Pec In dieser Periode wurden die Erzbischofe von den serbischen Zaren ernannt Aufgrund ihrer anfanglichen Loyalitat zu den osmanischen Herrschern konnten die Erzbischofe von Ohrid ihre Jurisdiktion im 16 Jahrhundert ausbauen Um 1520 wurde das Patriarchat von Pec aufgelost und dessen Bistumer an das Erzbistum Ohrid angeschlossen das Patriarchat von Pec wurde jedoch 1557 unter Sokollu Mehmed Pascha wieder erneuert Bis zu seiner Auflosung im Jahr 1767 umfasste das Erzbistum Ohrid nunmehr 9 Metropolien und 5 Bistumer Die nachfolgenden Jahrhunderte waren von Amterkauf gepragt alleine von 1650 bis 1700 waren 19 Erzbischofe im Amt Die fur den Amterkauf notwendigen Mittel wurden von den Glaubigen eingetrieben Im 16 und 17 Jahrhundert warb das Erzbistum verstarkt um Unterstutzung durch Wien und Rom in der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts gingen 4 Erzbischofe eine Union mit der romisch katholischen Kirche ein Im 18 Jahrhundert war das Erzbistum zeitweilig auch fur die orthodoxen Gemeinden Unteritaliens Venedigs und Dalmatiens zustandig Als Vergeltung fur die Unterstutzung von Aufstandischen wahrend der Turkenkriege wurden das Erzbistum Ohrid und das Patriarchat von Pec 1767 bzw 1776 aufgelost ihre Diozesen dem Patriarchat von Konstantinopel uberlassen Um jede Spur des Erzbistums auszuloschen wurde die Region um Ohrid dem Bistum Prespa zugeteilt 1870 wurde Ohrid dem neu gebildeten bulgarischen Exarchat unterstellt was auch zur Eskalation des Bulgarisch griechischen Kirchenkampfes fuhrte Nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Sieg uber Bulgarien wurde die Eparchie Teil der Serbischen Kirche die bulgarische Bischofe vertrieben und die Kirchen und Kirchengemeinden enteignet Das Erzbistum Ohrid wurde 1958 neu begrundet verkorpert durch den Metropoliten von Skopje der in kanonischer Einheit mit dem serbischen Patriarchen stand Der Metropolit ist als Erzbischof von Ohrid und Mazedonien Oberhaupt der mazedonisch orthodoxen Kirche deren 1967 einseitig ausgerufene Autokephalie derzeit von keiner anderen orthodoxen Kirche anerkannt wird Von der serbisch orthodoxen Kirche wurde 2002 ein als kanonisch anerkanntes autonomes Erzbistum Ohrid eingerichtet Siehe auch Liste der Erzbischofe von OhridHeutige Erzdiozesen BearbeitenMazedonisch Orthodoxe Erzdiozese Bearbeiten 1958 wurde ein Erzbistum Ohrid wiedergegrundet das seit 1967 Metropolitanbistum der bis 2022 nicht als kanonisch anerkannten mazedonisch orthodoxen Kirche ist Siehe auch Mazedonisch Orthodoxe Kirche Autonome Serbisch Orthodoxe Erzdiozese Bearbeiten Mit dem Begriff Erzbistum Ohrid wird eine 2002 eingerichtete autonome Erzdiozese der serbisch orthodoxen Kirche auf dem Gebiet Nordmazedoniens bezeichnet Diese wurde im Gegensatz zur mazedonisch orthodoxen Kirche von anderen orthodoxen Kirchen bis 2022 als einzige kanonisch legitime orthodoxe Kirche auf dem Gebiet Nordmazedoniens anerkannt Der zustandige serbische Metropolit von Ohrid residiert in Skopje Literatur BearbeitenJovan Belcovski Ohridska arhiepiskopija od osnovanjeto do paganjeto na Makedonija pod turska vlast Skopje 1997 ISBN 9989 743 02 9 Sigrun Comati Bulgarische Landeskunde Hamburg 2003 ISBN 3 87548 327 8 Hans Dieter Dopmann Kirche in Bulgarien von den Anfangen bis zur Gegenwart Munchen 2006 ISBN 3 932331 90 7 Heinrich Gelzer Der Patriarchat von Achrida Geschichte und Urkunden Leipzig 1902 Edgar Hosch Karl Nehring Holm Sundhaussen Hrsg Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas Wien Koln Weimar 2004 ISBN 3 205 77193 1 Gerhard Podskalsky SJ Zwei Erzbischofe von Achrida Ochrid und ihre Bedeutung fur die Profan und Kirchengeschichte Mazedoniens Theophylaktos und Demetrios Chomatenos In La spiritualite de l univers byzantin dans le verbe et l image Festschrift fur E Voordeckers Turnhout 1997 ISBN 2 503 50559 7 S 239 252 Gunter Prinzing Ohrid In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 6 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1993 ISBN 3 7608 8906 9 Sp 1376 1380 Ivan Snegarov Istorija na ohridskata arhiepiskopija Sofia 1924 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Gunter Prinzing Ohrid In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 6 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1993 ISBN 3 7608 8906 9 Sp 1376 1380 Ivan Snegarov Istoriya na Ohridskata Arhiepiskopiya Sofia 1924 S 62 Hosch Nehring Sundhaussen Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas 2004 S 496 Hosch Nehring Sundhaussen Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas 2004 S 485 nbsp Orthodoxe Kirchen Altkirchliche Patriarchate Konstantinopel Alexandria Antiochien JerusalemAutokephale Patriarchate Russland Serbien Rumanien Bulgarien GeorgienAutokephale Kirchen Zypern Griechenland Polen Albanien Tschechien Slowakei Ukraine OKU NordmazedonienAutonome Kirchen Finnland Estland EAOK Sinai China Japan Moldau BukarestSelbstverwaltete Kirchen Belarus Estland MPEOK Lettland Moldau Moskau ROKAKirchen mit umstrittenem nichtkanonischem Status Ukraine UOK Amerika Montenegro Turkei Abchasien Frankreich Altorthodoxe Normdaten Geografikum GND 4102044 3 lobid OGND AKS VIAF 234619847 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erzbistum Ohrid amp oldid 234253456