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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum Titularerzbistum siehe Titularerzbistum Iustiniana Prima Iustiniana Prima oder auch Justiniana Prima serbisch Carichin Grad Caricin Grad deutsche Ubersetzung Stadt der Kaiserin zur Problematik der Lokalisierung siehe weiter unten war eine spatantik fruhbyzantinische Stadt im sudlichen Serbien Iustiniana Prima eine Stadtgrundung Kaiser Justinians I ist als ideale byzantinische Stadt des 6 Jahrhunderts bezeichnet worden und gilt manchen Forschern als eine der sakralen Theologie des Christentums verpflichtete Grundung die die heidnische griechische Akropolis in eine christlich sakrale Anlage transponiert 1 Geplant als neuer Verwaltungssitz der ostromischen Prafektur Illyricum wurde dieses Vorhaben durch die Eroberung von Sirmium durch die Gepiden durch einen Vorstoss plundernder Kutriguren bis in die Vorstadte von Konstantinopel um 540 und durch die awarisch slawischen Einfalle ab 580 letztlich vereitelt Nach 545 kam Iustiniana Prima als neue Metropolis daher nur noch im Rahmen der kirchlichen Verwaltung der dakischen Diozese eine Verwaltungsfunktion zu Luftbild der Ausgrabungsstatte 1937 1 Episkopalbasilika 2 Atrium und Brunnen der Episkopalbasilika 3 Baptisterium 4 Consignatorium 5 Strasse der Akropolis 6 Episkopalpalast 7 Tor der Akropolis 8 Kreisformiger Platz 9 Nordstrasse der Oberstadt 10 Sudstrasse der Oberstadt 11 Weststrasse der Oberstadt 12 Oststrasse der Oberstadt 13 Osttor der Oberstadt 14 Gebaude im Nordwesten des Kreisplatzes 15 Gebaude im Nordosten des Kreisplatzes 16 Gebaude im Sudwesten des Kreisplatzes 17 Gebaude im Sudosten des Kreisplatzes 18 Kirche mit Krypta 19 Gebaude an der Sudstrasse der Oberstadt 20 Sudtor der Oberstadt 21 Kreuzformige Kirche 22 Kirche am Fusse der Akropolis 23 Urbane Villa 24 Turm d angle im Sudwesten der Oberstadt Reservoir 26 Zisterne der Unterstadt 27 Doppelkirche 28 Kirche a transept 33 Therme 41 Quadratischer Turm der Mauern der UnterstadtIustiniana Prima ist bis heute der Name eines romisch katholischen Titularerzbistums Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Konzeption 3 Geschichte 4 Die Stadtanlage 5 Forschungsgeschichte 6 Grunde fur die Identifizierung von Iustiniana Prima mit Caricin Grad 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Sudosteuropa um das Jahr 600Iustiniana Prima wurde im nordwestlichen Teil der Provinz Dacia in der Nahe zu Dardanien errichtet Die Stadt wurde abseits der Hauptverkehrswege gegrundet und befand sich oberhalb der Flusstaler der Pusta Reka und Jablanica in einer bedeutenden Bergbauregion Iustiniana Prima lag damit in einem Teil des Ostromischen Reiches in dem nicht Griechisch sondern Latein gesprochen wurde und stellt die letzte bedeutende romische Stadtgrundung zur Urbanisierung der Provinzen in Illyrien dar Die Stadt dehnte sich uber mindestens 20 Hektar aus wobei jungste Untersuchungen Indizien fur eine grossere Flache ergeben haben Davon entfielen auf den Stadtkern acht Hektar am oberen Teil des Hohenruckens Dieser Stadtkern setzte sich aus der Akropolis der Ober und Unterstadt zusammen Um den Komplex der Akropolis der Festung der Stadt zog sich ein Stein und Ziegelringmauernsystem Um die Akropolis dehnte sich auf den Hangen eine geraumige Vorstadt aus die von einer Palisade und einen Graben geschutzt wurde Die Vorstadte dehnten sich bis zum Handwerkszentrum am Flussufer und einen Stausee aus Auffallig ist das bislang vollstandige Fehlen von Inschriften Konzeption BearbeitenDie Konzeption von Iustiniana Prima war eine Kombination aus hellenistischer Tradition dem romischen Erbe und dem spatantik fruhbyzantinischen Stadtbaukonzept Innerhalb der Wehrmauern befanden sich die offentlichen Einrichtungen oder wichtige staatliche Institutionen der Kirche und Armee Daher ist die Konzeption der Akropolis mit der Kathedrale dem Baptisterium und den angrenzenden Verwaltungsgebauden als kirchlicher Komplex von Bedeutung fur die Interpretation der spatromisch fruhbyzantinischen urbanen Philosophie Die grosse Bedeutung des Sakralen in der Ober und Unterstadt sowie im Bereich ausserhalb des Stadtkerns ist durch die zahlreichen Basiliken augenfallig Interessant ist dass die jungsten Ausgrabungen Indizien fur eine Anbindung an den Fernhandel ergaben So fand man sehr ungewohnlich in dieser Region die Skelette mehrerer Kamele Geschichte BearbeitenNach ihrer Grundung durch den spatromischen Kaiser Justinian bestand die Stadt von ca 530 bis 615 und wurde als neuer Bischofssitz anfangs prachtig ausgebaut Es handelte sich dabei um eine vollige Neugrundung Justinians Bei der Bauplanung gingen klassische Elemente eine Symbiose mit christlichen ein Neben Badern einem Forum von Kolonnaden gesaumten Strassen wie im mediterranen Raum wurden auch zahlreiche Kirchen miteinbezogen Caricin Grad im heutigen Sudserbien gelegen befand sich dabei ca 45 km von sudlich Nis dem antiken Naissus Vieles deutet darauf hin dass in den ersten Jahren sehr intensiv am Bau der Stadt gearbeitet wurde dass dieses Engagement aber bald vielleicht schon um 540 wieder weitgehend eingestellt wurde Die halbfertige Stadtanlage hatte nur eine kurze Lebensdauer schon um 615 wahrend der Landnahme der Slawen auf dem Balkan als die kaiserliche Kontrolle der Region zusammenbrach wurde Iustiniana Prima verlassen Iustiniana Prima wird in vielen Quellen des 6 Jahrhunderts erwahnt Auch Prokopios von Caesarea berichtet daruber in seinem Werk uber die Bauwerke Justinians De aedificiis IV 1 Justinian hat die Stadt als neue Metropolis der Region nahe seinem Geburtsort Tauresium planen lassen und selbst per Gesetz 535 Novelle 11 bestimmt dass der Sitz der Prafektur Illyricum von Thessaloniki nach Iustiniana Prima verlegt werden solle Ihr wurde auch die Jurisdiktion uber die dakische Diozese ubertragen Wahrscheinlich war der tatsachliche Effekt aber eher gering da das weitaus grossere Thessaloniki de facto das Administrationszentrum blieb Die anfangs sehr intensive Bautatigkeit in der Stadt liess seit den 540er Jahren offenbar stark nach Planung und Neugrundung von Iustiniana Prima haben trotzdem langfristig die kirchliche Organisation des Balkans verandert 545 unterstrich ein weiteres Gesetz Justinians Novelle 131 die Rechte und Privilegien des Erzbistums Das wird auch durch die Korrespondenz mit Papst Gregor dem Grossen 590 604 am Ende des 6 Jahrhunderts bestatigt Zu Beginn des 12 Jh entstand im Klerus der autokephalen byzantinischen Kirchenprovinz Bulgarien mit Sitz in Achrida Ohrid heute Republik Makedonien die Ps Theorie von der Identitat Ohrids mit Iustiniana Prima obwohl Ohrid das alte Lychnidos bis zur Zeit des Untergangs von Iustiniana Prima kirchlich zur Metropolis Dyrrachion heute Durres Albanien gehort hatte Die Erzbischofe von Bulgarien Ohrid fuhrten daher vereinzelt ab der Mitte des 12 Jh dann ab Demetrios Chomatenos 1216 1236 nahezu generell den griechischen Titel N N eleo Theou archiepiskopos Protes Iustinianes kai pases Bulgarias N N durch Gottes Gnade Erzbischof von Iustiniana Prima und ganz Bulgarien Das blieb so bis zur Einverleibung des Erzbistums in das okumenische Patriarchat von Konstantinopel 1767 Die Stadtanlage BearbeitenDie Stadt war zwar als Erzbistum vor allem ein religioses Zentrum besass aber auch eine militarisch administrative Funktion z B eine Spatform der Principia als Residenz des Kommandanten der Garnison Die Stadt bestand aus mehreren Teilen mit jeweils eigenen Befestigungsmauern Neben der Akropolis mit dem Bischofssitz der Oberstadt und der Unterstadt gab es mehrere bisher nur ansatzweise erforschte aber offenbar eher locker bebaute Vorstadte Nachgewiesen werden konnten Kirchen und Thermenanlagen aber keine Theater Neben den religiosen und administrativen Bauwerken sind jungst auch einfache urbane Quartiere in der sudwestlichen Unterstadt sowie in der nordlichen Oberstadt freigelegt worden Die Bauweise der teils nur aus ein oder zwei Raumen bestehenden Hauser bestand aus einem Sockel in Trockenmauerbauweise ohne Mortel und einem Aufgehenden aus Holz und Lehm Die Dacher waren zumindest teilweise mit Flachziegeln gedeckt Die reprasentativen Gebaude der Oberstadt hingegen waren weitgehend mit gemortelten Steinarchitektur errichtet Die Einwohnerzahl wird auf hochstens 4000 geschatzt und lag vermutlich deutlich unter dieser Zahl Forschungsgeschichte BearbeitenSeit 1912 werden vor Ort archaologische Ausgrabungen durchgefuhrt Seit den 1970er Jahren werden sie als ein serbisch franzosisches Projekt durchgefuhrt seit kurzem ist auch das Romisch Germanische Zentralmuseum RGZM als deutscher Partner an den Forschungen beteiligt Diese neueren Forschungen integrieren bio und geoarchaologische Methoden und gelten dem Alltagsleben in der Stadt Als Ergebnis der Arbeiten konnte eine digitale Rekonstruktion der Stadt vorgenommen werden die entsprechend dem aktuellen Forschungsfortschritt aktualisiert wird 2 Grunde fur die Identifizierung von Iustiniana Prima mit Caricin Grad BearbeitenDie Identifizierung von Iustiniana Prima mit Caricin Grad wurde kontrovers diskutiert So wurde auch versucht Iustiniana Prima im Raum Skopje im heutigen Mazedonien zu lokalisieren Lit vgl dazu Snively Iustiniana Prima Sp 639 641 Problematisch war die Lokalisierung vor allem aufgrund einer fehlenden Inschrift die eine eindeutige Zuordnung moglich machen wurde Die sehr wahrscheinliche aber eben nicht epigraphisch gesicherte Identifikation von Iustiniana Prima mit Caricin Grad ist jedoch von den meisten Fachleuten akzeptiert worden Die Grunde hierfur sind Die Chronologie der Siedlung eine systematische Grundung auf zuvor unbebautem Gelande aus der fruhen Regierungszeit Justinians Stadtgrundungen im 6 Jahrhundert sind fur den Balkan ansonsten sehr selten Die geografische Lage Sie befindet sich in Dacia Mediterranea nahe der Provinz Dardania und nicht weit von Naissus was sehr gut zu schriftlichen Quellen passt Justinians Novelle 11 Prokopios von Caesarea Johannes von Antiochia Die Position im spatromischen Verkehrsnetz Sie liegt weder an der Morava Vardar Furche noch an der weiter westlich durch Mammemum Prokuplje und Iustiniana Secunda Ulpiana verlaufenden Strasse von Naissus nach Scopi noch auf irgendeiner wichtigen Querachse Die Grundung an diesem Ort ware also ohne einen bestimmten Grund unverstandlich Die hohe Ubereinstimmung der archaologisch ergrabenen Reste mit der Beschreibung der Stadt durch Prokopios Das gilt insbesondere fur die Existenz einer Wasserleitung Literatur BearbeitenBernard Bavant Vujadin Ivanisevic Ivstiniana Prima Caricin Grad Belgrad 2003 Bernand Bavant Vujadin Ivanisevic Iustiniana Prima Caricin Grad eine spatantike Stadt vom Reissbrett In U Brandl M Vasic Hrsg Roms Erbe auf dem Balkan Spatantike Kaiservillen und Stadtanlagen in Serbien Mainz 2007 S 108 129 Bernard Bavant Vladimir Kondic Jean Michel Spieser Hrsg Caricin Grad II Le quartier sud ouest de la ville haute Band 2 Institute archeologique de Belgrade Ecole francaise de Rome Belgrade Rome 1990 franzosisch persee fr Bernard Bavant Vujadin Ivanisevic Hrsg Caricin Grad IV Catalogue des objets des fouilles anciennes et autres etudes Band 4 Institute archeologique de Belgrade Ecole francaise de Rome Belgrade Rome 2019 franzosisch efrome it Noel Duval Vladislav Popovic Hrsg Caricin Grad I Les basiliques B et J de Caricin Grad Quatre objets remarquables de Caricin Grad Le tresor de Hajducka Vodenica Band 1 Institute archeologique de Belgrade Ecole francaise de Rome Belgrade Rome 1984 franzosisch persee fr Noel Duval Vladislav Popovic Hrsg Caricin Grad III L acropole et ses monuments cathedrale baptistere et batiments annexes Band 3 Institute archeologique de Belgrade Ecole francaise de Rome Belgrade Rome 2010 franzosisch efrome it Gunter Prinzing Entstehung und Rezeption der Justiniana Prima Theorie im Mittelalter In Byzantinobulgarica Band 5 1978 S 277 302 Gunter Prinzing Justiniana Prima In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 5 Herder Freiburg im Breisgau 1996 Sp 1107 f D Mano Zissi Justiniana Prima In Reallexikon zur byzantinischen Kunst Band 3 Stuttgart 1972 1978 S 687ff Carolyn S Snively Art Iustiniana Prima Caricin Grad In Reallexikon fur Antike und Christentum Band 19 2001 Sp 638 668 Stanislaw Turlej Justiniana Prima An Underestimated Aspect of Justinian s Church Policy Jagiellonian University Press Krakow 2016 englisch google com Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Iustiniana Prima Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Caricin Grad Iustiniana Prima archaeological site auf der Liste der potenziellen UNESCO Welterbestatten englisch Caricin Grad auf der Website der Nationalen Tourismus Organisation Serbiens deutsch laufendes Forschungsprojekt zu Caricin Grad des RGZM Mainz des Archaologischen Instituts Belgrad und der Ecole francaise de RomeEinzelnachweise Bearbeiten Vujadin Ivanisevic Iustiniana Prima als ideale Stadt des 6 Jahrhunderts In Byzanz Pracht und Alltag Katalogbuch zur Ausstellung in Bonn 26 Februar 2010 13 Juni 2010 Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Gebundene Ausgabe Hirmer 2010 S 236 altere Version von 2010 https www youtube com watch v gsphkU1y3Gs42 952 21 67 Koordinaten 42 57 7 2 N 21 40 12 O Normdaten Geografikum GND 4229249 9 lobid OGND AKS VIAF 226983977 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Iustiniana Prima amp oldid 239566209