www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Der Widerspenstigen Zahmung Begriffsklarung aufgefuhrt Der Widerspenstigen Zahmung engl The Taming of the Shrew ist eine Komodie von William Shakespeare Das Werk spielt in der italienischen Stadt Padua und handelt von dem reichen Kaufmann Baptista und den Umstanden der Heirat seiner beiden Tochter Bianca und Katharina Shakespeare hat das Werk vermutlich spatestens im Sommer 1592 fertiggestellt Als Quelle diente ihm neben volkstumlichen Motiven und Uberlieferungen auch George Gascoignes Komodie The Supposes 1566 Das erste uberlieferte Auffuhrungsdatum geht aus einem Eintrag in Henslowes Tagebuch vom Juni 1594 hervor Der einzige authentische Text findet sich in der First Folio von 1623 Fruhe Adaptionen und Ubersetzungen belegen dass das Stuck zu Shakespeares Zeit sehr beliebt war Aufgrund der misogynen Handlung gilt das Werk spatestens seit dem ausgehenden 19 Jahrhundert und der beginnenden Frauenbewegung allgemein als problem play und wird heute vor allem unter dem Aspekt der fruhneuzeitlichen Geschlechterpolitik gesehen Die Theatergeschichte des Stuckes ist dessen ungeachtet bis in die heutige Zeit eine Erfolgsgeschichte geblieben in der The Taming of the Shrew kaum historisierend oder als Klassiker aufgefuhrt sondern in den unterschiedlichsten Aktualisierungen inszeniert worden ist Der Widerspenstigen Zahmung von Charles Robert Leslie Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Literarische Vorlagen und kulturelle Bezuge 3 Text und Datierung 4 Rezeptionsgeschichte 5 Ubersetzungen 6 Textausgaben 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenIm Prolog der Rahmenhandlung wird Schlau ein stets betrunkener Kesselflicker unsanft aus einer Gastwirtschaft entfernt nachdem er randaliert hat Er bleibt auf der Strasse liegen und schlaft ein Ein Lord der mit seinem Gefolge von der Jagd nach Hause zuruckkehrt sieht ihn liegen und nimmt ihn mit auf sein Schloss Er will sich einen Spass mit dem Mann erlauben Als Schlau zu sich kommt liegt er sauber gewaschen und parfumiert in einem reinen Bett mit Dienerschaft um sich herum Man redet ihm ein er sei ein Lord der 15 Jahre an einer Geisteskrankheit gelitten habe und nun zum Gluck seiner Familie und der Dienerschaft wieder zu sich gekommen sei Vor allem seine Frau ein hubscher junger Diener der flugs in Frauenkleider gesteckt wurde sei nun glucklich ihren Liebsten wieder bei sich zu wissen Man redet Schlau ein dass sein bisher gelebtes Leben nichts als ein Traum gewesen sei bis er die Geschichte schliesslich selbst glaubt Als eine fahrende Theatertruppe auf das Schloss kommt spielen ihm die Schauspieler auf Weisung des Lords die folgende Komodie vor Ort der Handlung ist Padua Lucentio verliebt sich in Bianca die jungere der beiden Tochter Baptistas Doch hat Baptista bestimmt dass er eine Heirat seiner jungeren Tochter nicht erlauben werde bevor seine altere Tochter Katharina geheiratet hat Um Bianca zu gewinnen muss Lucentio deshalb nicht nur die Mitbewerber Hortensio und Gremio aus dem Weg raumen sondern auch einen Ehemann fur die widerspenstige Katharina fur die sich kein Mann interessiert finden Da trifft es sich dass Petruchio ein alter Bekannter Hortensios auftaucht und auf der Suche nach einer reichen Partie ist Petruchio erweist sich in einem Wortgefecht als ebenburtiger Gegner fur Katharina und erklart ihr er werde sie heiraten ob sie wolle oder nicht will you nill you I will marry you II i 263 Schliesslich widerspricht Katharina nicht mehr als Petruchio sagt Kiss me Kate we will be married o Sunday II 1 320 Zur Hochzeit kommt Petruchio demonstrativ zu spat und auffallend schlecht gekleidet Anschliessend nimmt er seine neue Ehefrau mit in sein Haus wo er ihr alle Annehmlichkeiten des Wohlstands vorenthalt und zwar aus vorgeblicher Fursorge fur seine frisch Angetraute Nach wenigen Tagen in denen Petruchio sie zu zahmen versucht muss sich Katharina geschlagen geben woraufhin Petruchio einwilligt sie anlasslich der Hochzeit Biancas nach Padua zu begleiten Auf der Fahrt sagt Petruchio zur Mittagszeit wie hell der Mond scheine als Katharina erwidert die Sonne scheine weigert er sich die Fahrt fortzusetzen bis Katharina zugebe dass es der Mond sei Schliesslich gibt Katharina nach worauf Petruchio behauptet es sei die Sonne Lucentio ist es derweil mit einigen Tricks gelungen Biancas Herz und das Einverstandnis ihres Vaters zu gewinnen Nach dieser Hochzeit wetten die Manner auf einem Bankett wessen Frau wohl am ehesten dem Ruf ihres Mannes gehorcht Alle Gaste sind erstaunt als sich Katharina als die Gehorsamste erweist Das Stuck endet mit einem Monolog der vormals Widerspenstigen in dem sie ein Loblied auf die Unterwurfigkeit der Frauen singt Im Epilog der Rahmenhandlung der Originalversion ist Schlau als die Auffuhrung beendet ist wieder tief und fest eingeschlafen Der Lord ordnet nun an den Mann wieder auf die Strasse vor das Lokal zu legen wo er schliesslich erwacht um nach Hause zu seiner Frau zu torkeln die ihm die Leviten lesen wird Literarische Vorlagen und kulturelle Bezuge BearbeitenDie drei verschiedenen Handlungsstrange die Shakespeare in seiner Komodie miteinander verknupft beruhen auf separaten Quellen und Vorlagen die allesamt in einer langen Erzahltradition stehen Die Rahmenhandlung um den betrunkenen Kesselflicker Schlau der von einer ubermutigen Hofgesellschaft zum Spass als Schlossherr behandelt wird als er aus seinem Rausch erwacht und dem das eigentliche Lustspiel vorgefuhrt wird enthalt ein volkstumliches Motiv das sich bereits in den Marchen aus 1001 Nacht findet Es ist in zahlreichen Balladen uberliefert und wird spater beispielsweise in Gerhart Hauptmanns Komodie Schluck und Jau 1899 wieder aufgenommen 1 Die Zahmung der kratzburstigen Katharina durch Petruchio beruht auf einem seit dem Mittelalter popularen Motiv das nicht nur in ganz England sondern ebenso in Nordeuropa zum mannlichen Ergotzen in stets neuen Variationen immer wieder aufgegriffen und durchgespielt wurde So gab es in England massenhaft Balladen wie etwa A Merry Jest of a Shrewed and Cursed Wife um 1550 Geschichten und Witze uber die shrew eine zankische und widerborstige Frau oder einen Weibsteufel In der vorshakespeareschen Uberlieferung wird der Typus der shrew jedoch anders als in Shakespeares Komodie stets durch eine zankische Ehefrau und nicht durch ein unverheiratetes Madchen verkorpert Im Gegensatz zu Shakespeares Stuck versucht der Ehemann in diesen uberlieferten Darstellungen sich seinerseits ausserst brutal mit Prugeln und Handgreiflichkeit durchzusetzen So wird zum Beispiel die zankische Ehefrau in A Merry Jest von ihrem Mann zusammengeschlagen und mit den Hauten eines toten Pferdes umwickelt 2 Die Nebenhandlung um Bianca und ihre drei Freier steht dagegen in einer eher literarischen Tradition und fusst zum Teil auf der Komodie The Supposes 1566 von George Gascoigne deren Plot von Shakespeare allerdings erheblich umgewandelt wurde Gascoignes Werk stellt seinerseits wiederum eine Ubersetzung und Bearbeitung der Komodie I Suppositi 1509 in Prosa 1528 1531 in Verfassung von Ludovico Ariosto dar Shakespeare nutzt in seinem Stuck das literarische Motiv der supposes Tauschungen und Verwechslungen das Gascoigne als das Verkennen oder Imaginieren einer Sache fur eine andere andere definiert hatte vor allem um die drei unterschiedlichen Teilhandlungen und verschiedenen Handlungsstrange thematisch miteinander zu verweben Letztlich lassen sich jene Handlungen um junge Manner ihre Liebesintrigen oder ihre Auseinandersetzungen mit ihren Vatern auf den romischen Komodiendichter Plautus zuruckfuhren dessen Werke in der elisabethanischen Zeit weit verbreitet und in den gebildeten Schichten als schulische Lekture bekannt waren Ariostos Komodie zeigt unverkennbare Anleihen aus Plautus Captivi die Shakespeare wiederum aufnimmt mit der Namensgebung der beiden Diener Tranio und Grumio nach Plautus Mostellaria 3 Text und Datierung Bearbeiten nbsp The Taming of the Shrew First Folio 1623 Bei dem gegenwartigen Stand der Diskussion gilt Der Widerspenstigen Zahmung in der Shakespeareforschung ungeachtet der Problematik einer genauen Datierung der Entstehungsgeschichte des Werkes allgemein als eine der fruhen Komodien Shakespeares und wird ublicherweise in eine Gruppe mit The Two Gentlemen of Verona und The Comedy of Errors eingeordnet 4 Alle modernen Ausgaben von The Taming of the Shrew beruhen auf dem Erstdruck in der Folioausgabe von 1623 dem wahrscheinlich entweder eine Entwurfsfassung Shakespeares oder eine fur den Theatergebrauch provisorisch bearbeitete Umschrift seiner foul papers zugrunde lag Das fur den Foliodruck verwendete Manuskript war offensichtlich an verschiedenen Stellen fur die Theaterarbeit redigiert worden was sich beispielsweise an der Einfugung von Schauspielernamen anstelle der Figurennamen erkennen lasst 5 Eine genaue Datierung der Werkentstehung ist bis heute fraglich da die Uberlieferungsgeschichte des Stuckes bislang nicht eindeutig geklart werden konnte Eine solche Aufklarung der Entstehungsgeschichte wird dadurch erschwert dass es eine ahnliche Komodie gibt die 1594 also knapp dreissig Jahre vor der Folioausgabe anonym erschien Dieses Werk ohne Angabe eines Verfassers tragt den nahezu identischen Titel The Taming of a Shrew und enthalt auch im Inhalt und im Aufbau verschiedene Ubereinstimmungen Zwar spielt die Handlung in Athen und die meisten Figuren tragen einen anderen Namen es werden dennoch die gleichen drei Teilgeschichten kombiniert wenn auch mit einer dramatischen Strukturierung in deutlich primitiverer Form Auch die Dialoge stimmen an verschiedenen Stellen im Wortlaut uberein sind jedoch insgesamt unabhangig voneinander formuliert nbsp The Taming of a Shrew Quarto 2 1596 Unbestreitbar besteht zwischen diesen beiden Stucken ein enger Zusammenhang die genaue Art der Beziehung und das Verhaltnis der beiden Werke zueinander lasst sich allerdings aus heutiger Sicht nicht eindeutig oder mit hinreichender Sicherheit bestimmen Es lassen sich grundsatzlich drei mogliche Hypothesen aufstellen die in verschiedenen Varianten in der bisherigen Forschungsgeschichte vertreten wurden 1 bei A Shrew handelt es sich um eine Vorstufe von Shakespeares The Shrew die entweder von einem anderen Autor verfasst wurde oder von Shakespeare in jungeren Jahren selbst geschrieben wurde 2 trotz des fruheren Erscheinungsdatums stellt A Shrew eine abgeleitete Version von The Shrew dar moglicherweise eine Rekonstruktion aus dem Gedachtnis mithin eine Art bad quarto bei der umfangreichere Teile neu abgefasst wurden 3 die beiden Stucken gehen auf eine verloren gegangene gemeinsame Urfassung zuruck 6 Im Gegensatz zu fruheren Shakespeare Gelehrten die eher der ersten Hypothese folgten und die Werkentstehung damit auf den Zeitraum nach 1594 datierten tendiert die neuere Forschung uberwiegend dazu The Shrew als Quelle fur A Shrew zu sehen Auch aufgrund anderer Kriterien und Begleitumstande wird von heutigen Shakespeare Forschern auf diesem Hintergrund eine Datierung der Entstehung von The Taming of the Shrew um oder vor 1593 etwa 1592 angenommen wobei manches allerdings weiterhin fraglich bleibt 7 Rezeptionsgeschichte BearbeitenThe Taming of the Shrew gilt als ein Werk das in der Literaturwissenschaft und kritik allgemein den Ruf hat dass es sich besser spielen als lesen lasse Zumeist ist dies obwohl es einen wesentlichen Aspekt beruhrt als eine vorsichtige Distanzierung vom Inhalt des Stuckes zu verstehen Die dramaturgische Konstruktion und die theatralische Wirksamkeit dieses Schauspiels werden zumeist innerhalb der fruhen Shakespeare Komodien als uberragend eingeschatzt Trotz ihrer engen Verzahnung verlaufen die Haupt und Nebenhandlung unabhangig jedoch komplementar sowie kontrastierend Thematisch behandeln die verschiedenen Handlungsstrange nicht nur unterschiedliche Formen der Werbung sondern bieten zugleich vielfaltige Formen des Theatervergnugens Die komplexe Handlung um Bianca enthalt eine Reihe von Intrigen Tricks und erstaunlichen Wendungen wahrend die Zahmungshandlung dagegen vergleichsweise simpel ausfallt Wahrend die Komodien vor allem in der damaligen Zeit fur das Publikum in erster Linie eine Konzentration auf die Auseinandersetzungen zwischen zwei dramatischen Figuren beinhalteten wird in The Taming of the Shrew der Schluss nicht allein als ublicherweise vorhersehbarer Vollzug der vorangegangenen Harmonisierungstendenzen dargeboten sondern durch die Wette der drei jungen Ehemanner sowie die Einbeziehung aller Personen am Ende zudem nochmals zu einem Drama im Kleinen gestaltet Was sich in den Buhnenfiguren oder zwischen ihnen abspielt wird nicht so sehr vornehmlich durch verbale Ausserungen zum Ausdruck gebracht sondern vielmehr in anschaulichen Aktionen umgesetzt Auf diesem Hintergrund stellt die Theatergeschichte des Stuckes eine kontinuierliche Erfolgsgeschichte dar bereits in der Anfangszeit wies dieses Schauspiel einen hohen Bekanntheitsgrad auf der schon durch zahlreiche Anspielungen und Zitate in anderen zeitgenossischen Stucken bezeugt wird Diese Popularitat wurde von verschiedenen Nachahmern oder Fortsetzern anschliessend ausgiebig genutzt 8 Nachfolgende Auffuhrungen von The Taming of the Shrew wurden nahezu ausnahmslos in aktualisierender Form nicht jedoch als historisierende Inszenierungen bzw als Klassiker auf die Buhne gebracht und dies nicht in erst in modernen Darbietung in denen Petruchio Motorrad fahrt oder die jungen Leute in Padua in anachronistischer Form Jeans tragen Langer als alle anderen Shakespeare Komodien wurde das Stuck bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts nahezu ausschliesslich in Bearbeitungen oder Adaptionen gespielt die akzentuiert das herausstellten was die jeweilige Epoche in besonderer Weise als theaterwirksam empfand So wurde beispielsweise in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts das Stuck in einer Buhnenfassung prasentiert die das Klamaukhafte in den Vordergrund der Inszenierung stellte Ab der Mitte des 18 Jahrhunderts wurde die damalige Auffuhrungspraxis beherrscht von David Garricks Bearbeitung Catherine and Petruchio die in ihrer Fassung den Akzent vorrangig auf die Zahmungshandlung legte Ungeachtet des fortwahrenden theatergeschichtlichen Erfolgs des Stuckes und seiner zahlreichen Bearbeitungen im Theaterwesen ist diese Komodie Shakespeares spatestens seit dem ausgehenden 19 Jahrhundert und der beginnenden Frauenbewegung aus Sicht der Literaturwissenschaft und Kritik generell zu einem Problem Play geworden So wurde in der Rezeptionsgeschichte des Werkes erstmals bereits Ende des 18 Jahrhunderts Kritik an den misogynen Handlungselementen und Tendenzen des Stuckes laut und beispielsweise von E Griffins schon 1775 Zweifel angemeldet ob der von Katharina am Ende des Dramas propagierte bedingungslose Gehorsam moralisch vertretbar sei Selbst wenn man Kates Unterwerfungsrede am Ende mit der sie Petruchio seine Wette gewinnen lasst so versteht dass sie nur augenzwinkernd und ironisch die unterwurfige Gezahmte spielen sollte ware dies immer noch das Spiel des Mannes das heisst seine patriarchalische Autoritat bliebe unangetastet In gleicher Hinsicht bezeichnete G B Shaw 1897 Shakespeares The Taming of the Shrew als hochst peinliche von der Herr der Schopfung Moral der Wette Kritisiert wurde fortan in der weiteren literaturgeschichtlichen Rezeption des Werkes insbesondere die von den Kritikern immer wieder hervorgehobene Ruppigkeit und Vulgaritat Petruchios im Umgang mit Kate die aus Sicht der Kritiker deutlich unter Beweis stellt dass im Prinzip die Doktrin von der absoluten Herrschaft des Mannes am Ende immer noch gelte Vor allem Petruchios Inanspruchnahme der Frau als Besitz I will be master of what is mine own She is my goods my chattels my field my barn My horse my ox my ass my any thing II 2 229 232 9 und die Predigt Katharinas uber die Unterwerfungspflicht der Frau V 2 136 179 werden seitdem auch in der nachfolgenden jungeren literaturwissenschaftlichen Diskussion und Kritik bis in die Gegenwart durchgangig als hochst anstossig betrachtet 10 Auf der Grundlage dieser im Text des Werkes nicht bestreitbaren offensichtlich misogynen Passagen lasst sich die Geschichte der literaturkritischen Rezeption des Werkes laut Suerbaum bis heute eigentlich nur als ein Versuch verstehen die als durchaus problematisch oder anfechtbar geltenden Stellen des Werkes apologetisch zu rechtfertigen mit je nach historischer Epoche unterschiedlichen Strategien der Rechtfertigung Eine fruhe recht simple Strategie bestand darin wie bei anderen problematischen oder missliebigen Werken Shakespeares auch dessen Autorenschaft anzuzweifeln oder aber ihm zumindest seine Alleinverantwortung als Verfasser abzusprechen Zudem wurden diesbezuglich in der historischen Forschung Argumente dahingehend vorgebracht die Stellung des Ehemannes in der Familie sei zu Shakespeares Zeit als Analogon zur Konigsherrschaft angesehen worden wobei Petruchios gewaltlose Zahmung Kates im geschichtlichen Kontext daher als Fortschritt gedeutet werden konne Bis ins 20 Jahrhundert wurde das Werk vor allem als eine um Intrigen bereicherte Posse gesehen Petruchios Vorgehen wurde dabei immer wieder als vorbildlich verstanden obwohl seine Handlungen und Spruche als farcenhafter Klamauk oder Ubertreibung betrachtet und interpretiert wurden Wie Suerbaum herausstellt existierte die Gattung der Farce im elisabethanischen Drama als eigenstandiges Genre allerdings uberhaupt noch nicht 11 In neueren Veroffentlichungen werden vor allem zwei andere Strategien der Umdeutung der beanstandeten Passagen verfolgt zum einen durch eine Betonung des Rollenspiels in der Buhnengesellschaft das heisst Petruchio und Katharina verstellen sich selbst und spielen daher nur eine bestimmte Rolle ohne im Wesen so zu sein Zum anderen verweist eine zweite Strategie der Um oder Neudeutung in der jungeren Kritik auf die Entwicklung Katharinas von der als shrew verrufenen Aussenseiterin zu einer integrierten Personlichkeit was somit bedeuten wurde Petruchio ist nicht langer ausschliesslich als Zahmer oder Bezwinger Kates zu sehen sondern konnte auch als eine Art Therapeut verstanden werden der ihr zur Selbstfindung verhilft 12 Die Tendenz der das Stuck bejahenden Interpretation bleibt jedoch auch hier apologetisch das Spiel mit Petruchios machohaften Handlungen oder Aktionen und Spruchen hat unbestreitbar mit Sexismus zu tun laut Suerbaum ist The Taming of the Shrew eine Mannerphantasie und zwar eine die ihren eigenen Anspruch zugleich forsch vortragt und subversiv untergrabt 13 Ubersetzungen BearbeitenDie erste deutsche Ubersetzung fur die sich Johann Joachim Eschenburg verantwortlich zeigte erschien 1779 unter dem Titel Die Kunst eine Widerbellerinn zu zahmen 14 In der klassischen deutschen Shakespeare Ausgabe der Schlegel Tieck Ubersetzung erschien Der Widerspenstigen Zahmung 1831 in der Ubersetzung von Wolf Heinrich Graf von Baudissin Neuere zeitgemasse Ubersetzungen gibt es u a von Erich Fried Frank Gunther und Anna Cron Gunther und Cron berucksichtigten die Originalfassung die ursprunglich Robert Greene zugesprochen wird In ihr erscheint die Rahmenhandlung mit dem betrunkenen Schlau nicht nur als Prolog sondern auch als Epilog Der Trinker erwacht vor dem Pub aus dem man ihn zuvor hinausgeworfen hatte Damit relativiert sich die Zahmung Sie konnte ein Traum des betrunkenen Mannes sein Textausgaben BearbeitenGesamtausgabenJohn Jowett William Montgomery Gary Taylor und Stanley Wells Hrsg The Oxford Shakespeare The Complete Works Oxford University Press Oxford 2005 ISBN 978 0 199 267 187 Jonathan Bate Eric Rasmussen Hrsg William Shakespeare Complete Works The RSC Shakespeare Macmillan Publishers 2008 ISBN 978 0 230 20095 1EnglischHarold James Oliver Hrsg The Taming of the Shrew The Oxford Shakespeare Oxford University Press Oxford 1984 ISBN 0 19 281440 0 Barbara Hodgdon Hrsg The Taming of the Shrew The Arden Shakespeare Third Series Bloomsbury London 2010 ISBN 978 1 903436 93 6 DeutschThomas Ruetschi Hrsg William Shakespeare The Taming of the Shrew Englisch Deutsche Studienausgabe Stauffenburg Tubingen 1988 ISBN 3 86057 550 3 Frank Gunther Hrsg William Shakespeare Der widerspenstigen Zahmung Zweisprachige Ausgabe Deutscher Taschenbuch Verlag 2009 Munchen ISBN 978 3 423 12750 9 Literatur BearbeitenMichael Dobson Stanley Wells The Oxford Companion to Shakespeare Oxford University Press 2001 2 rev Auflage 2015 ISBN 978 0 19 870873 5 Rainer Lengeler The Taming of the Shrew In Interpretationen Shakespeares Dramen Reclam 2000 ISBN 3 15 017513 5 S 9 37 Ina Schabert Hrsg Shakespeare Handbuch Die Zeit der Mensch das Werk die Nachwelt 5 durchgesehene und erganzte Auflage Kroner Stuttgart 2009 ISBN 978 3 520 38605 2 Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer 3 rev Auflage Reclam Ditzingen 2015 ISBN 978 3 15 020395 8 Stanley Wells Gary Taylor William Shakespeare A Textual Companion korrigierte Neuauflage Oxford 1997 ISBN 0 393 31667 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Der Widerspenstigen Zahmung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource The Taming of the Shrew Quellen und Volltexte englisch Der Widerspenstigen Zahmung bei Zeno org Ubersetzung von Wolf Graf Baudissin Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Ina Schabert Shakespeare Handbuch Kroner Stuttgart 2009 ISBN 978 3 520 38605 2 S 387f und Michael Dobson Stanley Wells The Oxford Companion to Shakespeare Oxford University Press 2001 2 rev Auflage 2015 ISBN 978 0 19 870873 5 s 343 Vgl Ina Schabert Shakespeare Handbuch Kroner Stuttgart 2009 ISBN 978 3 520 38605 2 S 387f und Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer 3 rev Auflage Reclam Ditzingen 2015 ISBN 978 3 15 020395 8 S 91f Siehe ebenso Michael Dobson Stanley Wells The Oxford Companion to Shakespeare Oxford University Press 2001 2 rev Auflage 2015 ISBN 978 0 19 870873 5 S 343 Siehe Gunter Jurgensmeier Hrsg Shakespeare und seine Welt Galiani Berlin 2016 ISBN 978 3869 71118 8 S 43 Vgl Michael Dobson Stanley Wells The Oxford Companion to Shakespeare Oxford University Press 2001 2 rev Auflage 2015 ISBN 978 0 19 870873 5 S 343 und Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer 3 rev Auflage Reclam Ditzingen 2015 ISBN 978 3 15 020395 8 S 91f Siehe ferner Ina Schabert Shakespeare Handbuch Kroner Stuttgart 2009 ISBN 978 3 520 38605 2 S 388 Vgl Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer 3 rev Auflage Reclam Ditzingen 2015 ISBN 978 3 15 020395 8 S 90 Vgl Ina Schabert Shakespeare Handbuch Kroner Stuttgart 2009 ISBN 978 3 520 38605 2 S 387 und Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer 3 rev Auflage Reclam Ditzingen 2015 ISBN 978 3 15 020395 8 S 92 Siehe ebenso Michael Dobson Stanley Wells The Oxford Companion to Shakespeare Oxford University Press 2001 2 rev Auflage 2015 ISBN 978 0 19 870873 5 S 343 und Stanley Wells Gary Taylor William Shakespeare A Textual Companion korrigierte Neuauflage Oxford 1997 ISBN 0 393 31667 X S 169 Vgl ausfuhrlicher die Introduction von Barbara Hodgdon zu der von ihr hrsg Ausgabe von The Taming of the Shrew The Arden Shakespeare Third Series Bloomsbury London 2010 ISBN 978 1 903436 93 6 S 19f sowie Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer 3 rev Auflage Reclam Ditzingen 2015 ISBN 978 3 15 020395 8 S 92f Vgl Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer 3 rev Auflage Reclam Ditzingen 2015 ISBN 978 3 15 020395 8 S 92f Siehe ebenso Ina Schabert Shakespeare Handbuch Kroner Stuttgart 2009 ISBN 978 3 520 38605 2 S 387 Vgl des Weiteren auch Michael Dobson Stanley Wells The Oxford Companion to Shakespeare Oxford University Press 2001 2 rev Auflage 2015 ISBN 978 0 19 870873 5 S 343 und Stanley Wells Gary Taylor William Shakespeare A Textual Companion korrigierte Neuauflage Oxford 1997 ISBN 0 393 31667 X S 169ff Siehe dazu Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer 3 rev Auflage Reclam Ditzingen 2015 ISBN 978 3 15 020395 8 S 93ff Vgl in dieser Hinsicht auch die detaillierten Ausfuhrungen in Ina Schabert Shakespeare Handbuch Kroner Stuttgart 2009 ISBN 978 3 520 38605 2 S 388 ff In der deutschen Ubersetzung von Wolf Heinrich von Baudissin lautet diese Stelle Ich will der Herr sein meines Eigentums Sie ist mein Landgut ist mein Haus und Hof Mein Hausgerat mein Acker meine Scheune Mein Pferd mein Ochs mein Esel kurz mein alles Vgl die Online Textausgabe bei Zeno org auf 1 Vgl dazu Ina Schabert Shakespeare Handbuch 2009 S 388 ff siehe auch Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer 3 rev Auflage Reclam Ditzingen 2015 ISBN 978 3 15 020395 8 S 95 ff Siehe zu Shaws Kritik vor allem der Schlussszene altogether disgusting to modern sensibility lord of creation moral auch detailliert Thomas Ruetschi Hrsg William Shakespeare The Taming of the Shrew Englisch Deutsche Studienausgabe Stauffenburg Tubingen 1988 ISBN 3 86057 550 3 S 36 Siehe Thomas Ruetschi Hrsg William Shakespeare The Taming of the Shrew Englisch Deutsche Studienausgabe Stauffenburg Tubingen 1988 ISBN 3 86057 550 3 S 28 Vgl ferner Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer 3 rev Auflage Reclam Ditzingen 2015 ISBN 978 3 15 020395 8 S 95 ff Siehe dazu auch Ina Schabert Shakespeare Handbuch 2009 S 388 ff Vgl etwa die Darstellung dieses Interpretationsansatzes bei Thomas Ruetschi Hrsg William Shakespeare The Taming of the Shrew Englisch Deutsche Studienausgabe Stauffenburg Tubingen 1988 ISBN 3 86057 550 3 S 28ff Ruetschi verweist in diesem Zusammenhang ebenso auf noch weitergehende apologetische Umdeutungen denen zufolge Katharina die eigentliche Gewinnerin und Petruchio der Verlierer sei Katharina habe es gelernt Petruchio gegenuber ihren Willen durchzusetzen wenn sie sich in der Offentlichkeit ihm untertanigst gehorche so wird aus Katharina als der Gezahmten die Zahmerin Diese Umkehrung in der Deutung ist an der Textvorlage aber wohl kaum zu belegen Siehe Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer 3 rev Auflage Reclam Ditzingen 2015 ISBN 978 3 15 020395 8 S 96 Vgl zu neueren Ansatzen einer Deutung von Petruchios misogynem Auftreten in seiner Umerziehung Kates auch detaillierter Rainer Lengeler The Tamining of the Shrew In Interpretationen Shakespeares Dramen Reclam 2000 Nachdruck 2010 S 9 37 insbes S 10 ff 15 ff 20 ff und 23ff Lengeler geht in seiner rezeptionsgeschichtlichen Analyse ebenso auf verschiedene affirmative Auslegungversuche des Verhaltens von Kate in dem Zahmungsprozess ein Vgl zu den misogynen Aussagen und Elementen des Werkes eingehend auch die Darstellung in der Introduction der Arden Ausgabe des Werkes von Barbara Hodgdon Hrsg The Taming of the Shrew The Arden Shakespeare Third Series Bloomsbury London 2010 ISBN 978 1 903436 93 6 hier beispielsweise S 92ff 98f 111ff oder 120 f Vgl ferner um nur einige wenige zusatzliche Quellen in diesem Kontext zu nennen Hans Dieter Gelfert William Shakespeare in seiner Zeit Munchen 2014 269 ff oder Michael Dobson und Stanley Wells The Oxford Companion to Shakespeare Second Edition Oxford University Press 2015 S 343 und 346 f William Shakespeare Johann Joachim Eschenburg Willhelm Shakespears Schauspiele neue verbesserte Auflage Band 7 Mannheim 1779 Werke von William ShakespeareTragodien Titus Andronicus Romeo und Julia Hamlet Othello Konig Lear Macbeth Julius Caesar Antonius und Cleopatra Coriolanus Troilus und Cressida Timon von AthenKomodien Zwei Herren aus Verona Der Widerspenstigen Zahmung Die Komodie der Irrungen Verlorene Liebesmuh Ein Sommernachtstraum Der Kaufmann von Venedig Die lustigen Weiber von Windsor Viel Larm um nichts Wie es euch gefallt Was ihr wollt Mass fur Mass Ende gut alles gut Perikles Furst von Tyrus Das Wintermarchen Cymbeline Der Sturm Die beiden edlen VetternHistoriendramen Konig Johann Richard II Heinrich IV Teil 1 Heinrich IV Teil 2 Heinrich V Heinrich VI Richard III Heinrich VIII Andere Werke Sonette Venus und Adonis Lucretia Der verliebte Pilger Der Phoenix und die Turteltaube Der Liebenden Klage Sir Thomas More Normdaten Werk GND 4316949 1 lobid OGND AKS LCCN n85269935 VIAF 182695202 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Widerspenstigen Zahmung amp oldid 237070451