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Die Archaeen Archaea Singular Archaeon von altgriechisch ἀrxaῖos archaĩos deutsch uralt ursprunglich 1 fruher auch Archaebakterien Archebakterien oder Urbakterien genannt bilden eine der drei Domanen in die alle zellularen Lebewesen eingeteilt werden Die anderen beiden Domanen sind die Bakterien Bacteria die mit den Archaeen zu den Prokaryoten zusammengefasst werden und die Eukaryoten Eukaryota die im Unterschied zu den Prokaryoten einen Zellkern mit Kernmembran besitzen Archaeen hingegen haben wie auch die Bakterien in sich geschlossene DNA Molekule zirkulare Chromosomen 2 im Zellplasma als Kernaquivalent ohne Hulle vorliegen Die Archaea sind einzellige Organismen ArchaeenDie vielfaltige Morphologie von Archaeen veranschaulichende BildkompositionSystematikKlassifikation LebewesenDomane ArchaeenWissenschaftlicher NameArchaeaOtto Kandler amp Mark L WheelisUberstammeBislang sind keine Krankheitserreger aus der Gruppe der Archaeen bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 1 1 Stoffwechsel 1 2 Morphologie 2 Habitate 3 Systematik 4 Archaeen und Menschen 4 1 Biotechnologisches Potential 5 Literatur 5 1 Archaeen in Standardwerken 5 2 Beschreibungen in der wissenschaftlichen Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenIn vielen molekularbiologischen Eigenschaften sind die Archaeen den Eukaryoten ahnlicher als den Bakterien Dennoch besitzen sie typisch bakterielle Eigenschaften z B die Zellgrosse das Fehlen eines Zellkerns die Art der Zellteilung sie besitzen ein in sich geschlossenes DNA Molekul ebenfalls verhaltnismassig einfach aufgebaute Fortbewegungsorgane Flagellen und wie die Bakterien Ribosomen mit dem Sedimentationskoeffizienten 70S allerdings sind die archaeellen Ribosomen komplexer in ihrer Struktur Die Gene beider Domanen sind in sogenannten Operons organisiert Archaeen konnen auch Plasmide tragen wie beispielsweise ein Archaeon mit der vorlaufigen Bezeichnung Sulfolobus NOB8H2 der Familie Sulfolobaceae en im Phylum Crenarchaeota 3 Die zentralen molekularen Prozesse zum Beispiel Translation und Transkription sind dagegen denjenigen der Eukaryoten recht ahnlich Archaeen benutzen ahnliche aus mehreren Proteinuntereinheiten zusammengesetzte RNA Polymerasen Rifampicin und Streptolydigin resistent bei der Translation kommen sehr ahnliche Initiations und Elongationsfaktoren vor der Beginn der Transkription wird durch eine sogenannte TATA Box markiert nbsp Der Aufbau einer archaeellen Zellmembran oben bzw 10 unterscheidet sich von dem einer bakteriellen eukaryotischen Mitte bzw 9 In Archaeen sind die Fettsauren nicht wie in Bakterien oder Eukaryoten uber einen Ester und D glycerol 6 und 7 mit der Phosphatgruppe verbunden sondern uber einen Ether und L glycerol 2 und 3 Die Archaeen besitzen jedoch auch viele einzigartige Eigenschaften besonders der Aufbau der Zellwand zeigt deutliche Unterschiede zu den anderen Domanen Die archaeellen Zellwande enthalten Pseudopeptidoglycan Pseudomurein und sind generell sehr vielfaltig in ihrem Aufbau Manchen Archaeen fehlt eine Zellwand vollig Thermoplasma andere besitzen hochkomplexe aus vielen Schichten bestehende Zellwande Methanospirillum Aufgrund des anderen Aufbaus sind Archaeen generell gegen Zellwandantibiotika resistent Auch die Zusammensetzung der archaeellen Plasmamembran unterscheidet sich In Bakterien und Eukaryoten sind Fettsauren uber eine Ester bindung an die Glycerol molekule gebunden bei Archaeen findet man Glyceroldiether oder sogar Bis Glycerol Tetraether einschichtige Membran Monolayer und verzweigte Isopreneinheiten statt einfacher Fettsauren Hyperthermophile Archaeen besitzen haufig derart stabilisierte Zellmembranen Glycerol Tetraether 4 die nicht nur thermostabiler sind sondern auch Anpassungen an saure Umgebungen darstellen konnen 5 Einige Archaeenarten konnen sich in Relation zu ihrer Grosse sehr schnell fortbewegen Mit 400 bis 500 Korperlangen pro Sekunde englisch bodies per second abgekurzt bps sind Methanocaldococcus jannaschii und Methanocaldococcus villosus die schnellsten bislang vermessenen Lebewesen 6 Zum Vergleich Ein Sportwagen mit 400 bps kame auf eine Geschwindigkeit von uber 6000 km h Das Bakterium Escherichia coli bewegt sich dagegen mit rund 20 bps fort ahnlich schnell wie ein Gepard Viele kultivierte Arten der Archaeen sind an extreme Milieubedingungen angepasst So gibt es Arten die bevorzugt bei Temperaturen von uber 80 C wachsen hyper thermophil andere leben in hoch konzentrierten Salzlosungen halophil oder in stark saurem Milieu pH Wert zuweilen sogar unterhalb 0 acidophil bzw stark basischem Milieu pH Wert oberhalb von 10 alkaliphil Thermoplasmatales der Gattung Picrophilus P oshimae und P torridus haben ein Wachstumsoptimum bei einem pH Wert von 0 7 und konnen sogar bei einem pH Wert von 0 6 noch uberleben Archaeen sind in der Forschung von Interesse da in ihnen vielleicht Merkmale des fruhen Lebens auf der Erde erhalten geblieben sind Aber auch ihr aussergewohnlicher Stoffwechsel ist von Interesse zum Beispiel die Fahigkeit bei 110 C zu wachsen Stoffwechsel Bearbeiten Die meisten der bisher bekannten Archaeenarten sind autotroph d h sie benotigen zum Wachstum keine organischen Stoffe sie gewinnen den Kohlenstoff zum Aufbau ihrer Korperbestandteile ausschliesslich durch Assimilation von Kohlenstoffdioxid Aber auch Heterotrophie die Gewinnung des Kohlenstoffs aus organischen Verbindungen ist weit verbreitet Die Mehrzahl der bisher kultivierten Archaeen zeichnet sich durch einen anaeroben Stoffwechsel aus fur viele anaerobe Archaeen ist Sauerstoff O2 toxisch Eine Besonderheit archaeellen Stoffwechsels ist die Methanogenese die ausschliesslich von Methan produzierenden Archaeen den sogenannten Methanogenen vollbracht werden kann Sie besitzen eine Reihe einzigartiger Cofaktoren beispielsweise Coenzym F420 oder Methanofuran Die meisten hyperthermophilen Archaeen sind Anaerobier der energiegewinnende Stoffwechsel ist entweder chemoorganotroph oder chemolithotroph die Energie wird aus chemischen Umsetzungen organischer bzw anorganischer Verbindungen gewonnen Schwefelverbindungen spielen hierbei oft eine grosse Rolle Wahrend des Stoffwechsels wird der Schwefel reduziert und dabei Energie freigesetzt Bekannt ist aber der Schwefelstoffwechsel der extrem thermo und acidophilen Art Acidianus ambivalens fruher Desulfurolobus ambivalens aus der Ordnung Sulfolobales welche aerob Schwefel oxidieren kann 7 Halophile Archaeen sind meist aerob chemoorganotroph sie gewinnen ihre Energie aus chemischen Umsetzungen von organischen Verbindungen Unter anoxischen Bedingungen oder bei Nahrstoffmangel sind viele extrem Halophile sogar zur Nutzung von Lichtenergie fahig Sie besitzen das Protein Bacteriorhodopsin das Licht absorbiert und den Protonentransfer durch die Cytoplasmamembran katalysiert der dadurch erzeugte elektrochemische Gradient treibt die ATPase und damit die ATP Synthese an Morphologie Bearbeiten nbsp Thermococci hier Thermococcus gammatoleransWie die Bakterien sind auch die Archaeen in ihrer Form ausserst divers Die Grossen bzw Langen der archaeellen Zellen variieren von etwa 0 4 Nanoarchaeum equitans bis zu 100 µm Methanospirillum hungatei durchschnittlich sind die Zellen etwa 1 µm gross Die Zellen zeigen verschiedene Formen z B Kokken z B Methanococcus jannaschii Stabchen Thermoproteus neutrophilus Spirillen formig Methanospirillum hungatei gelappte Kokken Archaeoglobus fulgidus Scheiben Thermodiscus maritimus lange Filamente Thermofilum pendens oder sogar quadratisch Haloquadratum walsbyi Sie besitzen oft Geisseln Flagellen zur Fortbewegung oder auch fadenartige Anhangsel Pili zur Anheftung an Oberflachen Habitate Bearbeiten nbsp Archaeen wurden zunachst in Habitaten mit extremen Umgebungsbedingungen entdeckt so in vulkanischen Thermalquellen abgebildet ist die Grand Prismatic Spring Thermalquelle im Yellowstone Nationalpark Die meisten der bisher bekannten Archaeen sind Extremophile d h den extremen Bedingungen ihrer Biotope angepasst Viele Vertreter besitzen die Fahigkeit bei sehr hohen Temperaturen Hyperthermophile uber 80 C sehr niedrigen oder sehr hohen pH Werten Acidophile bzw Alkaliphile hohen Salzkonzentrationen Halophile oder hohen Drucken Barophilie zu leben Hyperthermophile Archaeen findet man haufig in vulkanischen Gebieten marinen Schwarzer Raucher und terrestrischen Geysire Solfatarenfelder so z B vulkanisch gepragten Habitaten des Yellowstone Nationalparks Halophile gedeihen gut in Umgebungen mit hohem Salzgehalt so z B im Toten Meer oder auch in naturlich vorkommenden marinen Solen Auch methanogene Archaeen sind in gewisser Weise extrem Sie wachsen ausschliesslich unter anoxischen Bedingungen und benotigen haufig molekularen Wasserstoff fur ihren Stoffwechsel Diese Archaeenarten sind relativ weit verbreitet und kommen in Susswasser Meer und Boden vor aber auch als Symbionten im Darmtrakt von Tieren und Menschen Archaeen konnten sogar in den Falten des menschlichen Bauchnabels nachgewiesen werden wobei dies selten ist 8 Wegen dieser Extremophilie hat man die okologische Bedeutung der Archaeen zunachst als relativ gering eingeschatzt Erst in den letzten Jahren wurde durch Einsatz feinerer molekularbiologischer Nachweismethoden deutlich dass Archaeen zu grossen Anteilen in verhaltnismassig kaltem Meerwasser aber auch in Boden und Susswasser Biotopen vorkommen In bestimmten ozeanischen Bereichen machen z B Crenarchaeota bis zu 90 der vorhandenen Lebewesen aus Insgesamt schatzt man dass in den Ozeanen etwa 1 3 1028 Archaeen und 3 1 1028 Bakterien vorkommen Die Mehrzahl der isolierten und als Reinkultur im Labor verfugbaren Archaeenarten ist allerdings nach wie vor extremophil in einigen Fallen ist eine Kultivierung auch unter weniger extremen Bedingungen gelungen Aus den bisherigen Untersuchungen geht hervor dass die Archaeen eine bedeutende Rolle fur den Stickstoff Kohlenstoff und Schwefelkreislauf im Okosystem der Erde spielen Systematik BearbeitenDie separate Stellung der Archaeen als eine eigenstandige Domane ist begrundet durch eine Reihe genetischer physiologischer struktureller und biochemischer Merkmale insbesondere deutliche Unterschiede in der Sequenz der in den Ribosomen enthaltenen RNA der kleinen ribosomalen Untereinheit 16S rRNA Ende der 1970er Jahre wurde von den US amerikanischen Mikrobiologen Carl Woese und George Fox die Eigenstandigkeit der Archaeen und ihre Zugehorigkeit zu einer eigenen systematischen Einheit neben den Bakterien Eubakterien und Eukaryoten erkannt und beschrieben In der Sequenz der ribosomalen RNA entdeckten die Forscher auffallige Unterschiede zu Bakterien Auch die Struktur der Zellen und deren Eigenheiten im Stoffwechsel liessen auf eine separate Gruppe von Prokaryoten schliessen 9 Diese Ergebnisse wurden in den folgenden Jahren bestatigt und weitreichende Fortschritte in der molekularen Biologie machten eine generelle Anderung der Taxonomie notwendig Eubakterien wurden in Bacteria umbenannt und Archaebakterien in Archaea Beide wurden 1990 im Rahmen eines Drei Domanen Systems als zwei eigenstandige Domanen neben der Domane der Eukarya beschrieben 10 Dabei stehen die Archaea den Eukarya phylogenetisch vermutlich naher als die Bacteria Zwar lassen sich in Archaeen keine Zellorganellen finden doch konnen sie zur Stabilisierung ihrer Form besondere einem Cytoskelett vergleichbare Filamente ausbilden 11 12 Fur die Beschreibung von Genus und Art gibt es eine festgelegte Prozedur 13 Durch Publikation oder Validierung im International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology IJSEM 14 sind Gattung und Art festgelegt Hohere Taxa konnen hier auch beschrieben werden Der aktuelle Stand kann in der List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature LPSN 15 gepflegt durch Jean Euzeby eingesehen werden Dies entspricht dem internationalen Code der Nomenklatur von Bakterien ICNB 16 Taxa die diesem Standard nicht entsprechen werden in Anfuhrungszeichen dargestellt Daruber hinaus wurde die globale Einteilung innerhalb der Archaeen und Bakterien mittels phylogenetischer Analyse des 16S rRNS Gens reformiert 17 Eine aktuelle Zusammenstellung der Taxa aus dieser und zahlreichen weiterfuhrenden Publikationen erscheint in Bergey s Manual 18 und in Taxonomic Outline of the Bacteria and Archaea 19 wobei mittlerweile zusatzlich zum 16S rRNS Gen teilweise weitere phylogenetische Markergene hinzugezogen werden Einige dieser Taxa haben ihre Berechtigung sind aber bis heute nicht valide publiziert oder werden generell nicht vom ICNB erfasst Solche Taxa werden in Anfuhrungszeichen dargestellt nbsp Abriss eines Stammbaums der Archaeen auf Basis hochkonservierter Gene nbsp Phylogenetischer Baum der Archaeen Population des Smokejumper 3 SJ3 im Yellowstone Nationalpark Smokejumper Geyser Basin Metagenomik Daten ausgewertet nach der Maximum Likelihood Methode Stand 2019 Die hier wiedergegebene Systematik enthalt die Taxa von Phylum bis Familie Bei manchen Taxa gibt es widerspruchliche Eintrage Diese wurden anhand von Originalliteratur und einer phylogenetischen Analyse auf Stichhaltigkeit gepruft 20 21 22 Vor einigen Jahren wurde die Beschreibung der zusatzlichen Phyla Korarchaeota und Nanoarchaeota veroffentlicht Ein Vertreter des vorgeschlagenen Phylums Nanoarchaeota konnte erfolgreich co kultiviert 23 und sein Genom sequenziert werden 24 das sogenannte Nanoarchaeum equitans Vom vorgeschlagenen Phylum Korarchaeota zunachst anhand seiner 16S rRNA Gen Basensequenzen in Proben heisser Quellen nachgewiesen 25 gibt es Anreicherungskulturen Daraus konnte nun die komplette Basensequenz des Genoms veroffentlicht werden 26 mit dem informellen Namen Candidatus Korarchaeum cryptofilum versehen Ohne isolierte Stamme haben die Vertreter dieser Phyla nach den derzeitigen Regeln des ICSB keinen validierten Platz in der Taxonomie 27 stellen jedoch zwei von vier bekannten Phyla der Archaeen dar Superphylum Euryarchaeota Woese et al 1990Klasse Archaeoglobi Klasse Halobacteria Klasse Methanobacteria Klasse Methanococci Boone 2002 Klasse Methanomicrobia Klasse Methanopyri Garrity amp Holt 2002 Klasse Thermococci Klasse Thermoplasmata Klasse Eurythermea Cavalier Smith 2002 28 Klasse Neobacteria Cavalier Smith 2002 28 Klasse Hadesarchaea Superphylum DPANN Superphylum Proteoarchaeota Petitjean et al 2014Supergruppe TACK Thermoproteota GTDB 29 Filarchaeota Cavalier Smith 2014 30 Supergruppe Asgardarchaeota Violette Da Cunha et al 2017 Asgard Gruppe 31 Archaeen und Menschen BearbeitenArchaeen wurden beim Menschen im Darm Colon in der Mundhohle Zahnflora im Bauchnabel 32 und in der Vagina nachgewiesen 33 Archaeen machen etwa 10 der anaeroben Gemeinschaft im menschlichen Darm aus 34 Im Darm treten vor allem Archaeen auf die der Gattung Methanobrevibacter zugehoren im Speziellen Methanobrevibacter smithii Diese zahlen zu den methanogenen Archaea Nicht bei allen Menschen kommt M smithii im Darm vor und bei Sauglingen unter zwei Jahren wurden bisher noch nie Archaeen identifiziert In einer Studie wurden Archaeen auch auf der Haut nachgewiesen die zum Phylum Thaumarchaeota gehoren 35 Moglicherweise korreliert die Anzahl jener Archaeen mit der Haufigkeit des Schwitzens Methanogene der Arten Methanobrevibacter smithii und Methanosphaera stadtmanae leben vergesellschaftet mit syntrophen Bakterien im menschlichen Verdauungstrakt sodass sie einen Einfluss auf die Verdauung ausuben 36 Diese nutzen die beiden Produkte bakterieller Garungen Wasserstoff und Formiat fur die Methanogenese Eine hohe Konzentration an Wasserstoff hemmt die ATP Erzeugung anderer Bakterien M smithii baut unter Methanbildung auch Methanol ab das fur den Menschen toxisch ist Daher haben die Methanogenen einen positiven Einfluss auf die menschliche Darmflora Ob diese auch beeinflussen wie viel Energie der Mensch aus der Nahrung aufnehmen kann ist noch Gegenstand der Forschung Obwohl Archaeen in engem Kontakt zum Menschen stehen gibt es keinen Hinweis auf humanpathogene Arten 34 37 Es wurde aber eine Korrelation zwischen Erkrankung und Anzahl von methanogenen Archaeen nachgewiesen Je mehr Archaeen beispielsweise im entzundeten Zahnfleisch vorhanden waren desto starker war eine entsprechende Parodontitis ausgepragt Hierbei treten insbesondere Archaeen der Art Methanobrevibacter oralis auf Auch bei Patienten mit Darmkrebs bzw Divertikulose war die Menge methanogener Archaeen in jenen Bereichen erhoht Dennoch tragen diese Archaeen nur indirekt zur Erkrankung bei indem sie das Wachstum echt pathogener Bakterien fordern die Archaeen selbst sind es nicht Wenn man Archaeen als Kopathogene oder Pathobionten 38 Symbionten die unter bestimmten Bedingungen pathologisch werden betrachtet dann konnte die Erkrankung mit Medikationen therapiert werden die diese Archaeen zum Ziel haben So inhibieren beispielsweise Statine das Wachstum der bei einer Parodontitis vergesellschafteten Methanobrevibacter oralis 35 Warum die bekannten Archaeen nicht humanpathogen sind ist noch nicht eindeutig geklart Auch wenn unter den Archaeen keine menschlichen Parasiten bekannt sind so gibt es in der DPANN Gruppe zumindest einige kleine Vertreter die als Epibionten Parasiten auf grosseren Archaeen leben etwa Nanoarchaeum equitans Das Fehlen vieler archaeenspezifischer Kofaktoren und Vitamine im Menschen ist nicht notwendigerweise die Ursache fur das Nichtvorkommen humanpathogener Archaeen 39 40 Selbst dass die durch pathogene Prozesse erzeugten Mikrohabitate besetzt werden ist kein Alleinstellungsmerkmal der Archaeen prinzipiell konnten auch Organismen mit ahnlichem anaeroben hydrogenotrophen Stoffwechsel diese Habitate nutzen 38 Biotechnologisches Potential Bearbeiten Archaeelle Stoffwechselleistungen Zellbestandteile oder Enzyme werden industriell angewendet Vor allem die Extremophilen besitzen viele Eigenschaften die sich biotechnologisch nutzen lassen Einige Beispiele die sich bereits in der Entwicklungsphase oder Anwendung befinden Biotechnologie Biogas Gewinnung Methangewinnung in Biogasanlagen Mikrobielle Erzlaugung microbial ore leaching oder bioleaching Bei diesem Prozess werden niederwertige sulfidische Erze ausgelaugt die Sulfidanteile werden mikrobiell zu Sulfat oxidiert und dadurch die Schwermetalle in einen loslichen Zustand uberfuhrt dies wird zum Beispiel zur Gewinnung von Kupfer Zink und Nickel angewendet Medizin Verwendung von Zellwandbestandteilen sogenannte S Layer als Trager fur Impfstoffe Nanotechnologie Verwendung der S Layer fur die Ultrafiltration Bacteriorhodopsin Purpurmembran phototropher halophiler Archaeen als Biosensoren Biologie Gewinnung hitzeresistenter Enzyme z B a Amylasen proteolytische Enzyme DNA Polymerasen Gewinnung neuer Restriktionsenzyme Boden und GewassersanierungLiteratur BearbeitenArchaeen in Standardwerken Bearbeiten Georg Fuchs Hrsg Allgemeine Mikrobiologie begr von Hans G Schlegel 8 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 2007 ISBN 978 3 13 444608 1 Martin Dworkin Stanley Falkow Eugene Rosenberg Karl Heinz 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