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Dieser Artikel behandelt das Haus des Wiener Musikvereins fur den Verein siehe Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Der Wiener Musikverein beziehungsweise das Haus des Wiener Musikvereins ist ein traditionsreiches Konzerthaus in Wien In diesem Haus befindet sich der beruhmte Grosse Goldene Musikvereinssaal der als einer der schonsten und akustisch besten Sale der Welt gilt Der Musikverein befindet sich im 1 Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt am Musikvereinsplatz Musikvereinsgebaude links der Musikvereinsplatz rechts der Karlsplatz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Akustik 4 Orgel des Grossen Musikvereinssaals 4 1 Ladegast Orgel 1872 4 2 Rieger Orgel 1907 4 3 E F Walcker amp Cie Orgel 1969 4 4 Rieger Orgel 2011 5 Veranstaltungen Nutzung 6 Umgebung 7 Zahlen 8 Literatur 9 Weblinks 10 Einzelnachweise 11 Siehe auchGeschichte Bearbeiten nbsp Wiener Musikverein um 1898 nbsp Portal des Musikvereinsgebaudes in der Nacht nbsp Portal nbsp Grosser Saal nbsp Karyatiden nbsp Klio Euterpe und Polyhymnia nbsp Urania Melpomene Terpsichore und Erato nbsp Thalia Kalliope und Apollo nbsp Glaserner Saal1812 wurde die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien von Joseph Sonnleithner gegrundet Ab November 1831 veranstaltete sie Konzerte in einem Saal an den Tuchlauben Nr 12 der sich mit nur 700 Sitzplatzen bald als zu klein erwies 1863 stimmte Kaiser Franz Joseph dem Vorschlag des beim Innenministerium fur die neue Wiener Ringstrassenzone zustandigen Stadterweiterungsfonds zu der Gesellschaft das dem Staat gehorende Areal am Wienfluss neben dem Bauplatz des Kunstlerhauses gegenuber der Karlskirche unentgeltlich fur ein Konzertgebaude zu uberlassen Mit der Planung wurde der klassizistische Architekt Theophil von Hansen beauftragt Es sollten zwei Sale werden ein grosser fur Orchester und ein kleiner fur Kammermusikkonzerte Samtliche Steinmetzarbeiten fuhrte die Wiener Firma Anton Wasserburger aus nach ihren Eigenschaften aber auch ihrer Verfugbarkeit wurden Sandsteine aus Breitenbrunn und St Margarethen harte Kalksteine von Kaisersteinbruch am Leithagebirge und Wollersdorf verwendet Das Haus wurde am 6 Janner 1870 mit einem feierlichen Konzert eroffnet und die Kritik lobte sogleich einhellig die grandiose Akustik des Grossen Saales dessen Ruhm sich in kurzer Zeit in der ganzen Welt verbreitete Auch der kleine Saal der 1937 nach Johannes Brahms benannt wurde erhielt bald den Ruf ein idealer Ort fur Kammermusik zu sein Im Jahr 2004 wurden vier kleinere unterirdische Sale eroffnet die fur Konzerte ebenso wie fur Proben Konferenzen Workshops oder Empfange konzipiert sind und fur grosstmogliche Flexibilitat in der Nutzung mit modernster Technik ausgestattet wurden Ursprunglich hatte diese Erweiterung vom amerikanischen Musikmazen Alberto Vilar finanziert werden sollen Nachdem dieser abgesprungen war half der austro kanadische Industrielle Frank Stronach aus Architektur BearbeitenDer Musikverein ist im historisierenden Stil nach Vorbildern aus der griechischen Antike gebaut Saulen Karyatiden und Giebel Reliefs lassen die Assoziation zu hier sei ein Tempel fur die Musik errichtet worden Der grosse Saal ist mit einem Deckengemalde von August Eisenmenger und Plastiken von Franz Melnitzky versehen die Deckengemalde zeigen die neun Musen in folgender Reihenfolge beginnend bei der Seite mit der Orgel Klio Euterpe Polyhymnia Urania Melpomene Terpsichore Erato Thalia Kalliope Das letzte Bild ist eine Darstellung des griechischen Gottes Apollon In der Regel stehen 1744 Sitzplatze und 300 Stehplatze zur Verfugung Der kleine Saal wurde erst 1993 in seiner ursprunglichen Form mit roten Saulen und grunen Marmorwanden wiederhergestellt Die vier neuen Sale in einem unterirdischen Zubau unterhalb des Vorplatzes wurden vom Architekten Wilhelm Holzbauer geplant und nach dem jeweils dominanten Grundbaustoff Glas Metall Stein und Holz benannt 1 Akustik BearbeitenDer Grosse Saal oft auch als Goldener Saal bezeichnet gilt als einer der besten Konzertsale der Welt 2 Die Grunde fur die hervorragende Qualitat der Akustik sind zahlreich und zum Teil unbeabsichtigte Zufalle Hansen musste sich auf seine Intuition verlassen da wissenschaftliche Studien uber Raumakustik erst im 20 Jahrhundert durchgefuhrt wurden Beim Grossen Saal sind alle Voraussetzungen fur einen guten Konzertsaal erfullt Ideale Proportionen des Raumes genugend grosses Raumvolumen nicht zu viele Platze viele schallstreuende Flachen wie Logen Balkone und Skulpturen keine schallabsorbierenden Flachen ausser dem Publikum Ein wesentlicher Aspekt der Akustik ist die Nachhallzeit sie betragt hier zwei Sekunden Durch seine Quaderform das Schuhschachtel Prinzip versorgt der Grosse Saal das Publikum mit den heute als wichtig erkannten fruhen Reflexionen von den Seiten Andere beruhmte Sale mit ausgezeichneter Akustik wurden in der Zeit von 1870 bis 1900 ebenfalls als Schuhschachteln mit vielen schallstreuenden Flachen erbaut Das Stadtcasino in Basel 1876 Das Neue Gewandhaus in Leipzig 1884 Das Concertgebouw in Amsterdam 1887 Die Tonhalle in Zurich 1895 Die Stadthalle in Wuppertal 1900 Die Symphony Hall in Boston 1900 Orgel des Grossen Musikvereinssaals Bearbeiten nbsp Osterreichische 5 Euro Munze 2012 Ladegast Orgel 1872 Bearbeiten Der Prospekt der Orgel ist bei allen Veranstaltungen Hintergrund und Markenzeichen des Konzertsaales wiewohl die sichtbaren Pfeifen die von Friedrich Ladegast stammen nicht klingen Das pragende Gehause mit den stummen Prospektpfeifen entwarf Theophil Hansen fur ein Instrument das ursprunglich Aristide Cavaille Coll hatte errichten sollen aus politischen Grunden kam es allerdings nicht dazu Deutsch Franzosischer Krieg Die ebenso um Offertlegung geladene Firma J Merklin Schutze et Cie reagierte nicht einmal Statt der Pariser Firmen plante dann der damals bedeutendste deutsche Orgelbauer Friedrich Ladegast eine Orgel mit 44 Registern auf 3 Manualen und Pedal Nach Intervention der Orgelbaukommission des Musikvereins der auch Anton Bruckner angehorte erweiterte er die Disposition auf 52 Register und baute das Werk 1872 in das Gehause ein Sie war mit einer mechanischen Traktur ausgestattet und hatte in den Manualwerken Schleifladen in den Pedalwerken Kegelladen 3 Ladegast war ein uberzeugten Anhanger der Schleiflade geblieben am 13 Januar 1880 hatte er sich diesbezuglich in einem Brief an Leopold Alexander Zellen dem Generalsekretar der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde mit folgenden sprichwortlich gewordenen Zeilen gewandt Von den im vergangenen Jahre gelieferten Werken waren zwei mit Kegelladen In vieler Beziehung sind dieselben leichter herzustellen als Schleifladen Doch ganz unter der Hand gesagt Das Schleifladensystem wird von den Kegeln nicht verdrangt werden Da jedoch fast alles Kegeltoll ist so hilfts nichts man muss mit heulen Die Orgel erklang am 10 November 1872 in Handels Dettinger Te Deum dessen Continuo Begleitung von Johannes Brahms fur Orgel arrangiert wurde unter dessen Dirigat als Begleitinstrument zum ersten Mal in einem Konzert Beim Eroffnungskonzert am 15 November 1872 stand Anton Bruckner als Improvisator im Mittelpunkt Carl August Fischer aus Dresden beeindruckte mit Liszts Fantasie und Fuge uber B A C H 4 Rieger Orgel 1907 Bearbeiten Die Ladegast Orgel war mit zahlreichen Spielhilfen und einer komplizierten Mechanik ausgestattet Als diese storanfallig wurden und immer mehr versagten entschlossen sich die Beteiligten fur einen Neubau durch die Firma Rieger aus Jagerndorf Schlesien Das Opus 1400 der Firma Rieger hatte 71 Register und wurde am 11 Dezember 1907 durch ein Konzert der Offentlichkeit vorgestellt Das elektropneumatische Instrument gefiel besonders Franz Schmidt weshalb er es fur etliche seiner Urauffuhrungen heranzog Ebenso wurde die Rieger Orgel auch nach einer nachteiligen Dispositionsanderung und Einbau einer elektrischen Traktur durch die Wiener Firma Molzer im Jahre 1948 von hochrangigen Konzertorganisten wie Marcel Dupre geschatzt 5 E F Walcker amp Cie Orgel 1969 Bearbeiten Trotz heftiger Streitigkeiten in der Fachwelt wurde dieses Instrument 1967 69 durch ein 100 Register umfassendes auf 4 Manualen und Pedal spielbares Werk der Firmen E F Walcker amp Cie Ludwigsburg und Werner Walcker Mayer Guntramsdorf ersetzt Treibende Kraft war Karl Richter gewesen der auch die Disposition der neuen Orgel entwickelte Um die vielen Register unterzubringen wurde auch der Unterbau des Gehauses mit einbezogen und hinter Lamellen Register positioniert Dieser Neubau wurde allerdings vor allem wegen seiner Ausfuhrung mit elektrischer Traktur von bedeutenden Organisten kategorisch abgelehnt gefordert war eine mechanische Traktur Anlass fur Unzufriedenheit bot auch die barocke Klangsprache der Orgel die der Wiedergabe symphonischer Orgel Literatur pradestiniert fur Konzertsaalorgeln entgegenstand Rieger Orgel 2011 Bearbeiten Aufgrund anhaltender Kritik und grosserer Schaden an der Walcker Orgel wurde 2005 eine Orgelkommission gegrundet in der Dame Gillian Weir Ludger Lohmann Olivier Latry Peter Planyavsky Martin Haselbock Otto Biba und Thomas Mittermayer vertreten waren Diese entwickelten ein Konzept fur eine neue Konzertsaalorgel den Grossauftrag dazu erhielt die seit 1946 in Vorarlberg ansassige Firma Rieger Orgelbau 2009 der Einbau des Instruments in das historische Gehause dauerte bis Anfang 2011 Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch der Unterbau des Gehauses mit seinen Verzierungen wieder rekonstruiert in ihm befinden sich Pedal und Orchesterwerk 6 Die Rieger Orgel hat 86 Register auf 4 Manualen und Pedal 7 I Orchesterwerk C c4Lieblich Gedackt 16 Geigenprincipal 8 Viola da Gamba 8 Salicional 8 Wienerflote 8 Blockflote 8 Holzgedackt 8 Octave 4 Viola 4 Gedecktflote 4 Octave 2 Mixtur IV 2 Harmonia aeth II V 2 2 3 Fagott 16 Euphonium 8 Oboe 8 Klarinette 8 Tremulant II Hauptwerk C c4Principal 16 Violon 16 Principal 8 Flute Major 8 Gamba 8 Gedackt 8 Gemshorn 8 Octave 4 Salicional 4 Spitzflote 4 Quinte 2 2 3 Superoctave 2 Grossmixtur IV VI 2 2 3 Mixtur IV V 1 1 3 Cornet V 8 Trompete 16 Trompete 8 Trompete 4 III Schwellwerk C c4Salicet 16 Principalviolon 8 Gambe 8 Aeoline 8 Voix celeste 8 Flute harmonique 8 Bourdon 8 Flute octaviante 4 Fugara 4 Nazard harmonique 2 2 3 Octavin 2 Tierce harmonique 1 3 5 Sifflet 1 Fourniture V 2 Basson 16 Trompette harm 8 Hautbois 8 Clairon harm 4 Voix humaine 8 Tremulant IV Solowerk C c4Quintaton 16 Diapason 8 Flauto Amabile 8 Doppelflote 8 Prestant 4 Traversflote 4 Nasard 2 2 3 Flote 2 Terz 1 3 5 Larigot 1 1 3 Mixtur IV 1 1 3 Englischhorn 8 Trompette Royal 8 Tuba 8 Orchester Pedal C g1schwellbarSubbass 32 Subbass 16 Violon 8 Gedackt 8 Bassklarinette 16 nicht schwellbarKontrabass 32 Kontrabass 16 Violonbass 16 Salicetbass 16 Octavbass 8 Flote 8 Flote 4 Rauschpfeife III 2 2 3 Kontraposaune 32 Posaune 16 Fagott 16 Trompete 8 Clairon 4 Veranstaltungen Nutzung Bearbeiten nbsp Goldener Saal rund zwei Stunden nach dem Ende des Neujahrskonzertes 2015 nbsp Podium bzw Stirnseite des Brahms SaalesEine weltweit bekannte Veranstaltung im Wiener Musikverein ist das jahrliche Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 1924 veranstaltete das Orchester hier erstmals seinen Philharmonikerball der als einer der prestigereichsten Wiener Balle gilt Von 2006 bis 2014 fand auch das alljahrliche Konzert zum Nationalfeiertag hier statt Seit 2019 ist der Musikverein Spielstatte der Wiener Festspiele Umgebung BearbeitenDem Musikverein unmittelbar benachbart befindet sich in Tieflage die U Bahn Station Karlsplatz die die Linien U1 U2 und U4 verknupft Mit den oberirdisch verkehrenden Strassenbahnlinien 1 und 62 und weiteren Linien auf der nur einen Hauserblock entfernten Ringstrasse handelt es sich um einen der am starksten frequentierten Verkehrsknoten Wiens Im Jahr 2011 wurde der Vorplatz zwischen dem Kunstlerhaus und dem Musikverein als Musikvereinsplatz nach der Institution benannt Zahlen BearbeitenSaal Grundflache Hohe KapazitatGrosser Saal 48 9 m 19 1 m 17 75 m hoch 1744 Sitz und ca 300 StehplatzeBrahms Saal 32 5 m 10 3 m 11 m hoch ca 600 PlatzeGlaserner Saal Magna Auditorium 22 m 12 5 m 8 m hoch 380 PlatzeMetallener Saal 10 5 m 10 8 m 3 2 m hoch 126 PlatzeSteinerner Saal Horst Haschek Auditorium 13 m 8 6 m 3 3 m hoch 70 PlatzeDer Holzerne Saal ist nicht als Konzertsaal vorgesehen und fehlt daher in dieser Liste Literatur BearbeitenMichaela Schlogl 200 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Wien Der Wiener Musikverein Styria Premium Wien 2011 ISBN 978 3 222 13333 6 Blatter der Erinnerung an den Bau und die Eroffnung des neuen Hauses der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien 1870 Verlag der Gesellschaft der Musikfreunde 1870 Digitalisat auf Google Books Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wiener Musikverein Sammlung von Bildern Wiener Musikverein Ulrike Lampert Die Konigin der Instrumente Die Orgel im Goldenen Saal PDF 286 kB musikverein at Theophil Hansen Das Musikvereinsgebaude in Wien In Allgemeine Bauzeitung Mit Planen bei ANNO Musikverein Wien Geologische Bundesanstalt Plane In Bauzeitung 1870 bei ANNO Musikverein planet vienna comEinzelnachweise Bearbeiten Magdalena Menheere Die Vier Neuen Sale des Musikvereins PDF 12 MB Diplomarbeit Universitat Wien Konzertsale Keine Zigarrenkiste In Der Spiegel Nr 33 1956 online Alexander Koschel Im Wandel der Zeit Die Ladegasts und ihre Orgeln Orgelverlag Fagott Friedrichshafen 2004 ISBN 3 00 013898 6 Markus T Funck Die neue Rieger Orgel im Goldenen Saal der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien In Gesellschaft der Orgelfreunde Hrsg Ars Organi Internationale Zeitschrift fur das Orgelwesen Band 60 Nr 2 2012 S 79 83 gdo de PDF 495 kB abgerufen am 20 September 2019 Eines der letzten bedeutenden Schwesterinstrumente der Orgel von 1907 steht im Wiener Konzerthaus Rieger Orgel Jagerndorf 1913 5 Manuale Pedal 116 Register Markus T Funck Die neue Rieger Orgel im Goldenen Saal der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien In Ars Organi Nr 2 2012 gdo de PDF abgerufen am 29 Oktober 2021 rieger orgelbau com abgerufen am 4 Juli 2011 Siehe auch BearbeitenWiener Konzerthaus Konzertsaal Augartenspitz48 200555555556 16 372222222222 Koordinaten 48 12 2 N 16 22 20 O Normdaten Geografikum GND 4580165 4 lobid OGND AKS VIAF 234778006 Anmerkung GND fur Musikvereinsgebaude Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiener Musikverein amp oldid 236169996