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Der St Margarethener Kalksandstein ist einer der bedeutendsten Naturwerksteine aus der Gruppe der Leithakalke in Ostosterreich der an zahlreichen historischen Bauwerken und Denkmalen verwendet wurde Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines und geographische Lage 2 Geologische Ubersicht 3 Petrographische Beschreibung 3 1 Technische und physikalische Kennwerte 3 2 Verwitterungsverhalten 4 Historische Bedeutung 5 Methoden der Rohblockgewinnung 5 1 Historisch 5 2 Aktuell 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAllgemeines und geographische Lage BearbeitenDer Romersteinbruch bei Sankt Margarethen im Burgenland ist einer der bedeutendsten noch aktiven Werksteinbruche Osterreichs mit grosser kulturhistorischer Bedeutung Ausserdem ist dieser in weiten Bereichen stillgelegte Steinbruch neben einem touristisch interessanten Exkursionspunkt eine vom historischen Standpunkt der Steingewinnung und Verwendung wertvolle und schutzenswerte Lokalitat Pannonisches Klima mit Trockenrasen Vergesellschaftung Fledermauskolonien in den zahlreichen Kluften z B Seeigelkluft Fledermauskluft etc Dohlen Turmfalken und viele andere mehr machen diesen Steinbruch auch in okologischer Hinsicht zu einem bedeutenden Standort Nicht zuletzt ist das 1959 im Steinbruch von St Margarethen etablierte Bildhauersymposion St Margarethen dessen Idee von Karl Prantl ausging von uberragender kultureller und sozialer Bedeutung ebenso wie die in den letzten Jahren prasentierten Passionsspiele und Freiluftopernauffuhrungen Oper im Steinbruch Geologische Ubersicht Bearbeiten nbsp Skizze der geologischen Verhaltnisse des Romersteinbruches aus Sauer Seifert Wessely 1992 Das Ruster Hugelland mit seinem Kern aus zentralalpinen metamorphen Gesteinen zwischen Neusiedlersee und Leithagebirge gelegen bildete im Badenium eine Hochzone auf der Flachwassersedimente in Form von Kalksanden abgelagert wurden Das westlich gelegene Leithagebirge ragte zu dieser Zeit als Insel aus dem insgesamt recht flachen Golf der westlichen Paratethys heraus Der St Margarethener Kalksandstein ist der geologischen Formation Leithakalk zuzuordnen und besitzt ein Alter von rund 15 16 Millionen Jahren Badenium Als wichtigste Gesteinsbildner der Leithakalke sind Skelette von Rotalgen der Familie der Corallinaceae und Foraminiferenschalen zu nennen Die Sedimentation des Kalksandsteines erfolgte in einem flachmarinen lagunenahnlichen Umwelt unter subtropischen Klimabedingungen Petrographische Beschreibung BearbeitenEs handelt sich um gelbbraune bis hellgraue fein bis grobkornige porose Kalksteine die auch mehrere grosse kugelige Rotalgenkolonien und verschiedene Muscheln z B Ostrea sp Pecten sp Chlamys sp aufweisen Im Dunnschliff zeigt sich der St Margarethener Stein als sehr poroser Kalksandstein der vorwiegend aus kleinen Kalkrotalgenbruchstucken und Foraminiferen aufgebaut wird Daneben kann man Echinodermenspat Bruchstucke von Kalkrohrenwurmern und Ostrakoden beobachten Die Diagenese erfolgte mit feinkornigem Kalzit Fazies mariner bewegter Flachwasserbereich Algen Foraminiferen Kalksandstein nbsp Homogene Varietat des St Margarethener Kalksandsteines nbsp St Margarethener Kalksandstein mit kugelformigen Rotalgenkolonien Rhodolithen nbsp Charakteristischer Dunnschliff des porosen St Margarethener Kalksandsteines eingebettet in blau gefarbtes Kunstharz mit zahlreichen Bruchstucken von Rotalgen und ForaminiferenschalenTechnische und physikalische Kennwerte Bearbeiten einaxiale Druckfestigkeit 30 50 N mm2 Biegezugfestigkeit 7 10 N mm2 Spaltzugfestigkeit 0 8 2 9 N mm2 Rohdichte 1 97 2 26 g cm3 effektive Porositat 16 25 R Wasseraufnahme 3 6 10 2 M Verwitterungsverhalten Bearbeiten nbsp Gipskrustenbildung im Grossstadtmilieu am Wiener Stephansdom Wasserspeier des 19 Jahrhunderts aus St Margarethener Kalksandstein auf der regengeschutzten Steinoberflache Die Schwarzfarbung der Kruste erfolgte durch Russpartikel und StaubDie Verwitterung dieser Gesteine erfolgt durch komplexe chemische und physikalische Prozesse Es existieren im gesamten Steinbruchareal mehrere unterschiedliche Varietaten die sich auch hinsichtlich ihrer technischen Kennwerte und Verwitterungsbestandigkeit deutlich voneinander unterscheiden die fruher verwendeten in den heute stillgelegten Steinbrucharealen vorkommenden poroseren wenig festen murben Varietaten neigen zu Krustenbildung und waren auch nur bedingt frostbestandig sowie anfallig fur Schaden durch kristallisierende Mauersalze Sulfate Chloride Nitrate Diese Varietat wird heute nicht mehr abgebaut oder verwendet Die derzeit in streichender Fortsetzung der legendaren Stephanswand abgebaute hartere festere Varietat ist bezuglich jeglicher Verwitterungsbeanspruchung als wesentlich gunstiger und langer bestandig anzusehen Historische Bedeutung BearbeitenMit Sicherheit nachweisbar ist eine lokale spatmittelalterliche Steingewinnung mit einer moglichen Verwendung des Steines im 15 Jahrhundert fur einige Bauabschnitte am Sudturm des Wiener Stephansdomes Aber auch schon im romischen Carnuntum wurde der abgebaute Stein als Baumaterial verwendet 1 nbsp Historisches Stimmungsbild im Steinbruch Foto Fa Hummel Uberregionale Bedeutung erlangte dieses Gesteinsvorkommen jedoch erst ab dem 16 17 Jahrhundert Der Steinbruch befindet sich seit dieser Zeit bis zum heutigen Tag in Besitz des Furstengeschlechtes Esterhazy und lieferte riesige Mengen an Kalksandstein fur zahlreiche Prachtbauten des Barock und der Wiener Ringstrasse Prominente Verwendungsbeispiele im Wiener Raum stellen zum Beispiel das Brunnenhaus des schonen Brunnens und zahlreiche Architektur und Dekorteile der Romischen Ruine von Schloss Schonbrunn Wiener Rathaus die Aussenfassade des 2010 abgerissenen Wiener Sudbahnhofes das Wiener Musikvereinsgebaude die Wiener Borse u v a m dar In dem heute noch betriebenen Steinbruch befindet sich auch die legendare Stephanswand deren Sandstein ab 1841 fur die Restaurierungsarbeiten am Wiener Stephansdom vorbehalten war Methoden der Rohblockgewinnung BearbeitenHistorisch Bearbeiten Schramen mit dem Zweispitz das charakteristische Abbauspuren Schramspuren hinterlasst nbsp Formatierung eines Rohblockes um 1930 nbsp Historische SchramspurenAktuell Bearbeiten Heute werden in dem in Betrieb befindlichen Steinbruch mit einer Schrammaschine Rohblocke im Format etwa 2 5 1 3 1 5 Meter abgebaut die danach mittels Gattersage oder Steinkreissage je nach Anforderung weiter in massive Werkstucke oder Platten zerteilt werden Aufgrund seiner Homogenitat und leichten Bearbeitbarkeit ist der St Margarethener Kalksandstein fur jegliche Massivarbeiten im Freien und in Innenraumen sowie fur Fassadenverkleidungen und Fussbodenplatten geeignet Ein wichtiger Anwendungsbereich des St Margarethener Kalksandsteines ist auch der Einsatz als Ersatzmaterial im Bereich der Baudenkmalpflege Bundesdenkmalamt da zahlreiche historische Baudenkmale Ostosterreichs aus diesem oder in ihrer Zusammensetzung ahnlichen Leithakalken bestehen Das Abbauvolumen betragt derzeit maximal 500 m3 Jahr nbsp Herstellung eines Schramschlitzes mit einer Schrammaschine nbsp Abkeilen des Rohblockes vom unterlagernden FelsLiteratur BearbeitenW C Dullo Fossildiagenese im miozanen Leithakalk der Paratethys von Osterreich Ein Beispiel fur Faunenverschiebungen durch Diageneseunterschiede In Facies 8 1983 Erlangen S 1 112 W Fuchs Geologie des Ruster Berglandes Burgenland In Jb Geol B A 108 1965 S 155 194 Artikel pdf geologie ac at Mathias Harzhauser Werner E Piller St Margarethen Der vielfaltigste unter den Steinbruchen In Thomas Hofmann Hrsg Wien Niederosterreich Burgenland Wanderungen in die Erdgeschichte 22 2007 Verlag Dr Fritz Pfeil Munchen ISBN 978 3 89937 074 4 Wanderung Nr 79 S 165 168 mit Erich Draganits Bernhard Grasemann Ulrike Exner Tektonik Andreas Rohatsch Verwendung Werner E Piller Kurt Decker Margit Haas Sedimentologie und Beckendynamik des Wiener Beckens In Exkursionsfuhrer 11 Sedimentologentreffen Berichte der Geologischen Bundesanstalt 33 1996 Wien Artikel pdf geologie ac at R Laner Deformation Bands in neogenen Kalksandsteinen des Eisenstadter Beckens St Margarethen Burgenland Unveroffentlichte Bakkalaureatsarbeit Department fur Geodynamik und Sedimentologie Universitat Wien 2009 A Rohatsch Neogene Bau und Dekorgesteine Niederosterreichs und des Burgenlandes In B Schwaighofer W Eppensteiner Hrsg Reihe Nutzbare Gesteine von Niederosterreich und Burgenland Band Junge Kalke Sandsteine und Konglomerate Neogen Eigenverlag IAG BOKU Wien 2005 ISSN 1021 7533 R Sauer P Seifert G Wessely Hrsg Guidebook to Excursions in the Vienna Basin and the Adjacent Alpine Carpathian Thrustbelt in Austria Wandertagung der Osterreichischen Geologischen Gesellschaft 14 18 September 1992 in Wien Untergrund und Randgebiete des Wiener Beckens Mitteilungen der Osterreichischen Geologischen Gesellschaft 85 1992 Wien Downloads pdf geol ges at Weblinks BearbeitenBildhauersymposion im Steinbruch St Margarethen Der Ort St Margarethen auf die st margarethener at Steinoberflache des St Margarethener Kalksandsteins Gustav Hummel GmbH amp Co KG Steinmetz und Steinbruchbetriebe Marmorwerkstatten Geologische Bundesanstalt Gaissriegel Osliper Betonwerk Geologische Bundesanstalt St Margarethen Hummel Mineralienatlas Romersteinbruch und Steinbruch KummerEinzelnachweise Bearbeiten Festspielgelande im Romersteinbruch auf nextroom abgerufen am 19 April 201047 803055555556 16 633333333333 Koordinaten 47 48 11 N 16 38 0 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Margarethener Kalksandstein amp oldid 236644828