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Der 1858 geschaffene und 2017 aufgeloste Wiener Stadterweiterungsfonds entstand als Instrument der stadtebaulichen Umgestaltung der Wiener Altstadt aus Anlass des Abrisses der Basteien Wiens und der Bebauung der dadurch frei werdenden Flachen sowie des der Stadtbefestigung vorgelagerten Glacis Seine letzten drei Liegenschaften verkaufte er erst nach der Jahrtausendwende Franz von Matzinger Leiter des Stadterweiterungsfonds Buste im KHM Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Von 2005 bis zur Auflosung 2017 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Die Wiener Zeitung vom 25 Dezember 1857 mit dem kaiserlichen Handschreiben der Rechtsgrundlage des StadterweiterungsfondsDer von dem Spitzenbeamten des Innenministeriums Franz von Matzinger konzipierte und uber Jahrzehnte geleitete Fonds ressortiert im Bundesministerium fur Inneres also bei der Bundesverwaltung nicht der Gemeinde Wien Der Fonds organisierte wahrend der Grunderzeit den Verkauf zuweilen auch den Tausch der parzellierten Grundstucke und die Finanzierung der offentlichen Reprasentationsbauten der Ringstrassenzone Die Glacis Grunde waren ursprunglich im Besitz der Wiener Genie Direktion des Heeres Am 14 Mai 1859 wurde das Eigentum an dieser Flache an den Stadterweiterungsfonds ubertragen Die Basteien wurden im Zeitraum 1858 1865 sukzessive dem Fonds ubergeben Der Fonds bezog seine Einkunfte aus der Parzellierung und dem Verkauf dieser Baugrunde wobei er auf Wunsch den Bauwerbern Hypothekar Kredite gewahrte Zur Stimulierung der privaten Bautatigkeit in der Stadterweiterungszone wurde Steuerfreiheit fur Neu Um und Zubauten fur einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren gewahrt 1 Um in den Genuss dieser Steuerbefreiung zu kommen musste mit dem Bau binnen eines Jahres begonnen werden und der Bau musste innerhalb von drei Jahren fertiggestellt sein Dadurch wurde verhindert dass Grundstucke als Spekulationsobjekte brach gelassen werden Die Kosten des Stadterweiterungsfonds bestanden aus der Demolierung der Stadtbefestigung der Ablose fur die dabei zerstorten Hauser auf den Basteien dem Bau der offentlichen Gebaude an der Ringstrasse der Anlage des Franz Josefs Kais und dem Bau neuer Brucken uber den Donaukanal Der offentlich rechtliche Fonds war nicht Teil des Staatsvermogens und unterlag nicht der Kontrolle des Rechnungshofs Die Bilanz 1858 bis 1914 des Stadterweiterungsfonds fiel dabei positiv aus Einnahmen von 112 525 831 Gulden ca 990 Mio Euro standen Ausgaben von nur 102 329 696 Gulden ca 901 Mio Euro gegenuber es wurde also ein Uberschuss von 10 196 135 Gulden ca 90 Mio Euro erwirtschaftet Weniger positiv war das okonomische Ergebnis fur die Gemeinde Wien die die Infrastruktur z B das Kanalsystem fur die neu entstehenden Stadtviertel beisteuern musste und sich in dieser Periode schwer verschuldete Der Gemeinde entstanden 1858 1914 fur die Stadterweiterung Kosten in Hohe von 27 609 619 Gulden ca 243 Mio Euro Die Gemeinde Wien hatte vergeblich reklamiert einen Anteil am Erlos der Grundstucksverkaufe zu erhalten Auch ein Mitspracherecht bezuglich des Verbauungsplans wurde ihr verweigert Am 29 April 1860 wurde die Beteiligung der Gemeinde endgultig abgelehnt Diese hatte sich vergeblich darauf berufen Stadterweiterungsgrunde im 16 Jahrhundert fur die Errichtung von Befestigungsanlagen zur Verfugung gestellt zu haben Die Kommune konnte lediglich die im Stadterweiterungsbereich geplante befristete Befreiung der privaten Bauherren von stadtischen Abgaben reduzieren Der Aufgabenbereich der Gemeinde beschrankte sich auf die Durchfuhrung und Finanzierung der Kanalisation der Gasversorgung fur Heizung und Beleuchtung und der Pflasterarbeiten der Ringstrasse Aus der konfliktbeladenen Konstellation zwischen Staat und Gemeinde entstanden und entstehen bis in die jungste Zeit gewisse Probleme und Reibereien mit der Gemeinde Wien aber auch unerwartete positive Effekte So setzte sich die Gemeindeverwaltung gerade weil sie von der Verwertung der Immobilien der Ringstrassenzone ausgeschlossen blieb umso energischer fur die Erhaltung grosserer Grunflachen ein Von 2005 bis zur Auflosung 2017 Bearbeiten Der Stadterweiterungsfonds verkaufte 2008 seine letzten Grundstucke Der Fonds hatte einen ehrenamtlichen Leiter und keine Angestellten 2013 prufte der Rechnungshof den Fonds und kritisierte seine Gebarung vor allem weil die drei letzten noch verbliebenen Grundstucke sehr billig verkauft wurden Eine 83 m grosse Wohnung in der Postgasse wurde 2005 um sehr moderate 225 000 Euro verkauft Eine 1 032 m grosse Grunflache an der Molker Bastei verkaufte man 2008 um 15 000 Euro fur diese Transaktion wurden Beratungshonorare von 41 000 Euro verrechnet Ein 9 727 m grosses Grundstuck am Heumarkt beim Eislaufverein wurde 2008 um 4 2 Mio Euro verkauft obwohl zwischenzeitlich Anbote bis zu 9 Mio Euro vorlagen Aus dem Erlos wurden zum Teil satzungswidrig karitative wissenschaftliche und religiose Zwecke bedacht So wurde 1 Mio Euro an den Osterreichischen Integrationsfonds gespendet dessen Geschaftsfuhrer gleichzeitig der Geschaftsfuhrer des Stadterweiterungsfonds war Eine Satzungsanderung die dies 2009 sanieren sollte wurde vom Rechnungshof als dem Willen des Fondsgrunders widersprechend charakterisiert Der Rechnungshof forderte ab 1961 die Auflosung des Stadterweiterungsfonds Gegen den ehemaligen Leiter des Stadterweiterungsfonds Alexander Janda wurde im Mai 2013 Strafanzeige erstellt 2 3 Im Jahr 2020 wurden schliesslich alle vier Angeklagten auch Janda frei gesprochen Ihnen konnte kein wissentlicher Befugnismissbrauch nachgewiesen werden 4 Der Fonds wurde am 8 Marz 2017 aufgelost der Bescheid wurde am 13 April 2017 rechtskraftig Das Vermogen von 340 000 Euro ging zu gleichen Teilen an das Parlament das Kunsthistorische Museum und die Wiener Secession 5 Literatur BearbeitenRenate Wagner Rieger Hg Die Wiener Ringstrasse Bild einer Epoche Band I XI Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1972 1981 ISBN 978 3 515 02482 2 Franz Baltzarek Alfred Hoffmann Hannes Stekl Hrsg Wirtschaft und Gesellschaft der Wiener Stadterweiterung Wiesbaden 1975 Bernd Fahrngruber Bauwirtschaftliche Aspekte der Wiener Stadterweiterung unter Kaiser Franz Joseph I Die Schleifung der Wiener Stadtmauer 1858 bis 1864 Dissertation Wirtschaftsuniversitat Wien Wien 2001 Online Version Gottfried Pirhofer Kurt Stimmer Plane fur Wien Theorie und Praxis der Wiener Stadtplanung von 1945 bis 2005 Wien MA 18 2006 speziell S 13 auch im WEB Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Die Erweiterung der Stadt Wien Quellen und Volltexte Der Rechnungshofbericht zum Stadterweiterungsfonds Bernd Fahrngruber Dissertation zum Thema Bauwirtschaftliche Aspekte der Wiener Staderweiterung Wien 2001 PDF Einzelnachweise Bearbeiten Bernd Fahrngruber Bauwirtschaftliche Aspekte der Wiener Stadterweiterung unter Kaiser Franz Joseph I Die Schleifung der Wiener Stadtmauer 1858 bis 1864 Dissertation Wirtschaftsuniversitat Wien Wien 2001 Online Version S 174 Ulla Kramar Schmid Gabriele Moser sieht Stadterweiterungsfonds als Wiederganger Bericht auf der Website des Nachrichtenmagazins profil Wien 20 Mai 2014 Strafanzeige gegen Alexander Janda auf derstandard at abgerufen am 26 Februar 2015 Alle Angeklagten in Untreueprozess um Wiener Stadterweiterungsfonds freigesprochen derStandard at Abgerufen am 2 Juli 2020 osterreichisches Deutsch Wiener Stadterweiterungsfonds ist aufgelost Artikel auf derStandard at vom 26 Mai 2017 abgerufen am 26 Mai 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiener Stadterweiterungsfonds amp oldid 201504737