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Das im Sudwesten der Stadt Koln gelegene Weyertor war eines der 14 landseitigen grossen Stadttore 1 die im Zuge der letzten Stadterweiterung im Verbund mit der neuen Schutz und Ringmauer errichtet worden waren Das vom Rat der heiligen Stadt geplante Bauvorhaben wurde mit kaiserlichem Einverstandnis durchgefuhrt Mit dem Bau des spatromanischen Weyertores begann man im ersten Drittel des 13 Jahrhunderts Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Torburg mehrere Umbauten Sie wurde im Jahr 1889 infolge einer weiteren Stadterweiterung abgebrochen 2 Weyertor 1889 Wilhelm Scheiner Weyertor mit Bastion und Beginn der WeyerstrasseDiagonale Ansicht von der Feldseite mit der dem Torbau seit 1632 unmittelbar vorgelagerten Bastion Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Namensherkunft 2 Geschichte 2 1 Die zum Tor fuhrenden Strassen 2 2 Baubeschreibung 2 3 Nutzung des Tores 2 4 Umfeld und Niederlegung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLage und Namensherkunft BearbeitenNach Adam Wrede war das Weiher oder Weyertor das hochstgelegene Tor in der neuen Ringmauer Seine ursprungliche Bezeichnung ebenso wie die des mittelalterlichen Strassenzuges Weyerstrasse und des etwas weiter im Vorland gelegenen Klosters Weiher soll sich auf ein dortiges Weiherkulchen genanntes Gelande bezogen haben in dem sich wahrscheinlich durch den Endlauf des Gleueler Baches ein Weiher gebildet hatte der in spaterer Zeit bereits im Bereich Hohenlind versickerte 3 Das Tor trug um 1232 in lateinischen Urkunden den Namen porta piscine ae um 1257 nannte man es wierporce wijerportze Aus dem Jahr 1474 stammt der Satz zo wier daervan noch die ein portze den namen hait genoempt genommen die wierportze Der Kartograf Arnold Mercator bezeichnete auf seiner r Kolner Stadtansicht von 1570 das Tor als Die Weier pforts und die franzosische Behorde gab dem Stadttor 1812 13 den Namen Porte de l Etang Weyer Pforte 4 Geschichte BearbeitenDie viele Jahrzehnte andauernden Auseinandersetzungen zwischen den Kolner Burgern und ihrem erzbischoflichen Herren fuhrte im Laufe der Zeit zu einer weitgehenden Emanzipation der Burgerschaft Diese muhsam errungene Eigenstandigkeit hatte auch zur Bildung eines weltlichen Steuersystems gefuhrt welches in allen altstadtischen Bezirken aber auch in denen der neu hinzugekommenen Vorstadte Gultigkeit besass Das so gesteigerte Einkommen der Stadt war der Grundstock des Vorhabens das gross dimensionierte Bauprojekt eines neuen Ringwalles mit seinen Mauern und Toren durchzufuhren 5 nbsp Waffen Kolner TurmschutzenDas Gebiet der villa s Pantaleonis sudlich an die Bezirke Oversburg und St Severin westlich an St Aposteln grenzend dessen am starksten entwickelte Bebauung die Weyerstrasse mit dem dortigen eigenen Gerichtsstand aufwies wurde durch die neue Umwallung in das Kolner Stadtgebiet einbezogen Die Bewohner erhielten mit der Einbeziehung in die Stadt einen neuen Status Sie besassen fortan das Burgerrecht waren nun aber auch der allgemeinen Steuer und Wehrpflicht im Verteidigungsfall sowie der Wachpflicht unterworfen Der Bezirk hatte nun fur die in seinem Bereich befindlichen Mauerabschnitte und Tore insbesondere fur die grosse Anlage des Weyertores die Lasten an Mensch Wachpersonal und Material zu tragen 6 Die zum Tor fuhrenden Strassen Bearbeiten nbsp Standort der ehemaligen GriechenpforteDie neu errichtete Torburg der nach Westen vorgeschobenen Befestigung war der Ersatz der alten sudwestlichen Griechenpforte Sie hatte am Fuss der schon 1265 bezeugten Weyerstrasse gegenuber von St Pantaleon den bisherigen ausseren Eingang durch die Romermauer in das Viertel des Griechenmarktes oder den Ausgang in die ungeschutzte Vorstadt ermoglicht Diese Aufgabe ubernahm nun die neue Torburg das Weyertor Vor ihm offnete sich die Landstrasse welche die Burger nutzten wenn sie auf die Hofe und Hauser des Klettenberges in die der Herrlichkeit Sulzpe oder in die am Hang der Ville gelegenen Ortschaften wollten Aber auch Reisende und Handler in die Region Zulpich und Trier oder in die Eifel und nach Luxemburg nahmen den Weg durch dieses nach Sudwesten fuhrende Stadttor Aus dem 15 und dem 16 Jahrhundert ist uberliefert dass die Weyerstrasse den Namen Kaiserstrasse fuhrte Dies beruhte darauf dass Kaiser und Konige wenn sie aus westlicher Richtung kommend die Stadt Koln aufsuchten durch Weyertor und strasse Einzug hielten 4 7 Baubeschreibung Bearbeiten Schon 1386 wurde unter dem stadtischen Rentmeister Constantin von Lyskirchen veranlasst dem bisher die Stadtmauer begleitenden Graben einen zweiten ausseren vorzulagern der mit Hecken ausgestattet wurde und den die Koelhoffsche Chronik als ein nutzlich buwe bezeichnete Zu dieser Zeit erhielten wahrscheinlich einige der Haupttorburgen der Stadt bereits aussere Zwinger der am Weyertor wurde 1442 erwahnt 8 Arnold Mercators Darstellung der Weier pforts von 1571 war spatestens 12 Jahre danach uberholt da zwischen 1583 und 1592 Umbauten vorgenommen worden waren durch die die Bastion am Ende des 16 Jahrhunderts auch einen Zwingerhof erhalten haben soll Um das Jahr 1583 wurde der Abbruch des Vorwerks durchgefuhrt sodass dem Neubau eines geplanten Bollwerks und einer Brustwehr Raum geschaffen wurde Bei den dazu anfallenden Erdarbeiten wurden im April 1589 drei romische Sarkophage aus rotem Sandstein freigelegt die kleine irdene Kruge Glaser und unbekannte Munzen enthielten Noch im gleichen Jahr stiess man bei den Arbeiten auf zwei weitere steinerne Graber zu deren Inhalt unter anderem Munzen des Kaisers Constantin gehorten 9 Zu weiteren Baumassnahmen gehorte eine neue Zugbruckenkonstruktion uber den Graben des Tores die jedoch zusammenbrach und spater durch eine feste Steinbrucke ersetzt wurde 8 Die Schuld an diesem Desaster bei dem ein Schaden von uber 6000 Talern entstand wurde dem jungen unerfahrenen Steinmetzmeister und Umlauf der Stadt Peter von Sieberg angelastet 10 Im Gegensatz zu den anderen Toranlagen der Stadtmauer waren seit 1632 die Bastionsanlagen so gestaltet worden dass sie sich dem Torbau selbst unmittelbar anschlossen Zu diesem Zweck war die Anlage der Graben verandert und um die Bastion herumgeleitet worden An der nordlichen Einbiegung des verlegten Grabens hatte man einen Bruckenzugang auf die Bastion errichtet Die Abbildung Finkenbaums oben zeigt schrag in der Sicht vom Ufer der nordwestlichen Feldseite Teile der Gesamtanlage Im Vordergrund stand ein mit einem grossen Erker versehener Eckbau den ein Walmdach deckte Die im Hintergrund aufragende zinnenbestuckte Torburg hatte einen viergeschossigen eckigen Mittelturm der von dreigeschossigen halbrunden Seitenturmen flankiert wurde Dem Mittelbau war unter dem Zinnenkranz seitlich ein kleiner Erker angefugt worden und zur Feldseite hing eine Glocke die wohl den Torschluss ankundigte In der Hohe seines Obergeschosses zwischen die Seitenturme eingepasst befand sich uber dem Torbogen ein Uberzimmer Die Bauwerke waren noch mit einer grossen Anzahl der ursprunglichen romanischen Rundbogenfenster ausgestattet nbsp Weyertor um 1878Das Aquarell von Jakob Scheiner rechts aus dem Jahr 1878 zeigt ein stark verandertes Ausseres Der Mittelturm ist gekurzt er und seine Flankenturme hatten den romanischen Zinnenschmuck eingebusst Der Mittelbau erhielt offenbar ein Satteldach und die Seitenturme wurden mit Kegeldachern gedeckt Wann diese Neuerungen durchgefuhrt wurden ist nicht bekannt Die beidseitig anschliessende Stadtmauer mit ihren Schiessscharten war noch intakt 11 Nutzung des Tores Bearbeiten Die Torburg war in erster Linie ein Wehrturm und diente als Teil der Stadtmauer dem Schutz der Stadt Sie war auch das Tor oder die Abriegelung eines zumeist stark frequentierten Verkehrsweges sowie eine der Stationen der stadtischen Zollerhebung an der wie bei anderen offenen Feldtoren Zollner den so genannten Landzoll erhoben Im 16 Jahrhundert gingen die Zollhauser in Privatbesitz uber 12 Das Weyertor besass einen Zwinger sowie zwei der Haft dienenden Raume das Tor ahnelte mit dieser Einrichtung seinen benachbarten Toren in der Stadtmauer Die sudliche Bachpforte besass nur geringe Aufnahmekapazitat als Gefangnis und die Pantaleonspforte hatte ebenfalls zwei Gefangnisraume Die nordliche Schafenpforte hatte drei Gefangnisraume 13 Umfeld und Niederlegung Bearbeiten nbsp Weyertor aus C F Kaiser Colner Thorburgen und Befestigungen 1180 1882 1884 Blatt 21 nbsp Personenbeforderung zum Weyertor nbsp Haus Toller drittes Haus von rechts vor dem Weyertor im Jahre 1886Nicht nur das Aussere der Torburg selbst hatte sich sehr verandert die Stadt mit ihren Vorstadten war in ihrer Bevolkerung stark angewachsen Dies traf auch auf das Umfeld des Weyertores zu Schon im Jahre 1836 errichtete man auf dem Turm von St Pantaleon gegenuber der Weyerstrasse eine Telegrafenstation und etwa um 1850 wurde die Landstrasse in Richtung Eifel und Luxemburg als Bezirksstrasse ausgebaut In den 1860er Jahren war das unmittelbar stadtseitig vor dem Tor stehende seit dem 14 15 Jahrhundert in der Weyerstrasse bestehende Haus Toller zur Endstation eines taglich zwischen der Ortschaft Erp bei Lechenich uber Liblar und Koln verkehrenden Reiseverkehrs mittels eines von Pferden gezogenen Omnibusses geworden Die Reisenden erledigten ihre Anliegen und ab 15 Uhr ging die Fahrt zuruck Zum Ende des 19 Jahrhunderts erfolgten dann Massnahmen zur unumganglich gewordenen Erweiterung der Stadt vor allem die Schaffung verbesserter Verkehrswege durch die mittelalterliche Stadtmauer 1882 wurde mit der Schleifung der Bollwerke und des Glacis begonnen 1883 waren fur diesen Bereich die Bauarbeiten der neuen Umwallung im Gange mit denen im Vorfeld des Weyertores nun das Luxemburger Tor entstand 14 Wahrscheinlich erhielt die bisherige Zulpicher Landstrasse im Kolner Bereich ihre Umbenennung zur heute gebrauchlichen Bezeichnung Luxemburger Strasse Wenige Jahre spater wurde das Weyertor abgebrochen Danach entstanden nach Planen von Karl Henrici aus Aachen und unter der Leitung des Stadtbaumeisters Josef Stubben die Ringstrassenabschnitte und vor der ehemaligen Bastion des Tores der an kaiserliche Zeiten erinnernde Barbarossaplatz Neben diesem entstand 1898 der Vorgebirgsbahnhof an dem nun Reisende aus Bonn und den Vorgebirgsorten dem Feurigen Elias einer Dampfeisenbahn entstiegen Literatur BearbeitenAdam Wrede Neuer Kolnischer Sprachschatz 3 Bande A Z Greven Verlag Koln 9 Auflage 1984 ISBN 3 7743 0155 7 Thomas Adolph Geschichte der Pfarre St Mauritius zu Koln Mit einer Abbildung der alten Abtei St Pantaleon nach Stengelius 1 Aufl J P Bachem Koln 1878 Hermann Keussen Topographie der Stadt Koln im Mittelalter 2 Bande Koln 1910 Nachdruck ISBN 978 3 7700 7560 7 und ISBN 978 3 7700 7561 4 Gunther Binding Koln und Niederrhein Ansichten im Finckenbaum Skizzenbuch 1660 1665 Greven Koln 1980 ISBN 3 7743 0183 2 Gerd Schwerhoff Koln im Kreuzverhor Bouvier Bonn 1991 ISBN 978 3416023320 Hans Vogts Fritz Witte Die Kunstdenkmaler der Stadt Koln im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz und der Stadt Koln Herausgegeben von Paul Clemen Bd 7 Abt IV Die profanen Denkmaler der Stadt Koln Dusseldorf 1930 Verlag L Schwann Dusseldorf Nachdruck Padagogischer Verlag Schwann 1980 ISBN 3 590 32102 4 Johannes Krudewig Quellen in Die Kunstdenkmaler der Stadt Koln im Auftrage des Provinzialverband der Rheinprovinz Band VI Abteilung I Quellen und Abteilung II Josef Klinkenberg Das Romische Koln In Verbindung mit Otto von Falke Eduard Firmenich Richartz Joseph Klinkenberg Johannes Krudewig Hugo Rahtgens und Edmund Renard Hrsg von Paul Clemen Druck und Verlag L Schwann Dusseldorf 1906 Nachdruck Padagogischer Verlag Schwann 1980 ISBN 3 590 32108 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Weyertorburg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Alexander Hess Das Kolner Weyertor In Fortis Das Magazin 2019 Koln 2019 S 25 33 hier S 25 Gunther Binding Koln und Niederrhein Ansichten im Finckenbaum Skizzenbuch Thomas Adolph Geschichte der Pfarre St Mauritius zu Koln Abschnitt Kloster Weiher Seite 49 a b Adam Wrede Band III Seite 268 Hermann Keussen Band I Seite 67 unter Verweis auf Lau Grundsteuern sind schon in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts nachzuweisen So fur die Bezirke S Martin S Laurenz S Brigida und S Kolumba Lau Koln 229 Ann 7 332 Hermann Keussen Band I Seite 67 Thomas Adolph Geschichte der Pfarre St Mauritius zu Koln Abschnitt Kloster Weiher Seite 447 f a b Vogts Witte Die Kunstdenkmaler der Stadt Koln im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz und der Stadt Koln Hrg Paul Clemen Bd 7 Abt IV Die profanen Denkmaler der Stadt Koln Stadtbefestigungen S 27 ff Paul Clemen Das romische Koln Die Aussenstrassen S 247 ff unter Verweis auf Buch Weinsberg IV S 62 Hans Vogts Das Kolner Wohnhaus bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts Band II Seiten 672 ff Gunther Binding Seite 156 H Keussen B 1 S 137 Gerd Schwerhoff Seite 96 Paul Clemen Das romische Koln S 303 Das Aussengebiet der Colonia unter Verweis auf Bonner Jahrbucher LXXV Befestigungsanlagen und Tore in der mittelalterlichen Kolner Stadtmauer Erweiterung unter Einbeziehung romischer Restanlagen von 1106 Altes Kahlenhausener Tor Altes Eigelsteintor Wurfelpforte Lowenpforte Altes Hahnentor Altes Schaafentor Eifelpforte Griechenpforte Altes Bachtor Johannispforte NachelsgassentorErweiterung von 1180 Kunibertsturm Weckschnapp Kahlenhausener oder Judenpforte Eigelsteintorburg Gereonsmuhle Gereonstor Friesentor Ehrentor Hahnentorburg Schaafentor Weyertor Bachtor Pantaleonstor Ulrepforte Severinstorburg Bottmuhle Bayenturm Rheinseite Dreikonigenpforte Bleipfortchen Nachelsgassentor Kleines Witschgassentor Holzmarktpforte Grosses Witschgassentor Filzengrabentor Mehlpforte Rheingassentor Hasenpforte Waschpforte Markmannsgassentor Schmiedepforte Velpforte Salzgassentor Lintgassentor Fischpforte Muhlengassentor Neugassentor Brandpforte Frankenturm Trankgassentor Kostgassentor Blomengassentor erhaltenes Bauwerk 50 930063888889 6 9427138888889 Koordinaten 50 55 48 2 N 6 56 33 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weyertor amp oldid 238331001