www.wikidata.de-de.nina.az
Das Kloster Weiher war ein zu Ehren der heiligen Maria geweihtes Frauenkloster der Augustinerinnen in Koln Das Kloster wurde um 1198 gegrundet und im Jahr 1474 wahrend des Neusser Krieges auf Veranlassung des Rates geraumt und abgebrochen 1 Koln 1807 im Nordosten der Dom im Westen die Porte de Coq Hahnentor im Sudwesten die Porte Weyer Weiher Tor Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lage des Klosters 2 1 Grundung und erste Zerstorung 2 2 Haus Weiher 2 3 Verhandlungs und Besuchsort hoher Personlichkeiten 2 4 Weitere Entwicklung 2 5 Endgultige Zerstorung des Klosters Weiher 2 6 Ubernahme des Stiftes St Cacilien und Aufhebung 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie Geschichte des Klosters Weiher begann mit einer durch den Kolner Erzbischof Adolf I ausgestellten Urkunde des Jahres 1198 Laut dieser Urkunde verkaufte Blithildis als magistra der Benediktinerinnen zu St Mauritius mit Zustimmung des Abtes von St Pantaleon einen Teil ihrer Guter Der Vertragstext hatte den Wortlaut Die Witwe Rigmudis Kolner Burgerin die Ehefrau des Gerhard Sohn des Vogtes Th kauft von St Mauritius und St Pantaleon an einem Ort der gewohnlich Zum Weiher genannt wird in loco qui vulgo appellatur ad piscinam einen Teil des Weihers partem lacus und errichtet darauf ein Kloster zu Ehren der Jungfrau Maria construxit ecclesiam conventualem in honorem virg Marie 2 Richmud war die Adoptivtochter und Erbin des 1197 verstorbenen wohl damals reichsten Burgers von Koln Gerhard Unmaze Die von Richmodis Rigmudis erworbene Liegenschaft bestand aus zwei Stuck Land die insgesamt eine Flache von 28 Morgen ausmachten Die beiden am Weiher gelegenen Stucke die ehemals dem Fronhof Sulz ad curtem in Sulzpze dem spateren Stadtteil Sulz der Abtei St Pantaleon gehort hatten wurden nun als Stiftung das Bauland ihrer Klostergrundung des Konvents Zum Weiher Sie vermachte dem Kloster ausserdem ihr weiteres Vermogen zu dem auch ihr Wohnhaus gegenuber dem erzbischoflichen Palast am Hof gehorte aus dem in spaterer Zeit der Brabanter Hof entstand 3 Lage des Klosters BearbeitenDas Kloster wurde im Westen der befestigten Stadt weit oberhalb der Romermauer im Vorland errichtet Bei diesem Gebiet handelte es sich nach der Beschreibung der Historiker Thomas und Wrede um eine Senke auf Hohe des heutigen nordlichen Strassenzuges Weyertal in der der aus dem Gebiet Gleuel kommende Bach gleichen Namens etwa an der Universitats und Bachemer Strasse versandete In der bei der Klostergrundung noch weitgehend unbesiedelten Landschaft veranderte sich uber Jahrhunderte nur wenig Das Gebiet des Klosterstandortes war zugleich auch das Vorgelande der spateren Tore der Ringmauer des Hahnen und des Schaafentors und lag im vorderen Bereich der dort beginnenden Strassen zwischen der nach Antwerpen Antorf fuhrenden grossen Ausfallstrasse und dem schmalen Weg nach Lind und Bachem Es wurde in jener Zeit allgemein als piscinam am Weiher gelegen bezeichnet Noch im Jahr 1466 wurde das Kloster als clouster zo wijer genannt 1 4 Noch die kartografische Erfassung dieses Gelandes von Tranchot zeigt am Anfang des 19 Jahrhunderts wenige Veranderungen im Vorland der Stadt Deutlich erkennbar ist das zum zentralen Friedhof Melaten gewordene Areal das an der Aachener Strasse auf dem Gelande eines mittelalterlichen Siechenhauses entstanden war Auch der 1574 entstandene Geusenfriedhof ist auf der Karte als Cimetiere bezeichnet Im Suden war der in Richtung der alten Bachpforte strebende Hurther oder Duffesbach eingezeichnet und im Nordwesten der nach dem Passieren des Antoniusweihers am Tonneshausgen weiter nordostlich fliessende Gleueler Bach der dann im so genannten Weiherkulchen versickerte Das Kloster lag jenseits des die Stadt im Bogen umlaufenden Bischofsweges der den Machtbereich des geistlichen Stadtherren markierte im so genannten Schweid Das Gelande war im Einflussbereich des Klosters St Pantaleon das im sudwestlichen Vorland uber grossen Grundbesitz verfugte Auch der neue Konvent unterstand deshalb der Abtei St Pantaleon Grundung und erste Zerstorung Bearbeiten Der Konvent hatte seine Bezeichnung aufgrund seiner geographischen Lage an einem Bachlauf oder Weiher in der mittelalterlichen westlichen Feldflur Kolns erhalten Diese Lage sollte fur das Kloster schon bald verhangnisvoll sein Bald nach der Grundung wahrend der kriegerischen Auseinandersetzungen der beiden Gegenkonige Philipp und Otto im Jahr 1205 sahen sich die Klosterschwestern zur Flucht in ihr Haus in der Innenstadt gezwungen Die Stadt die im Gegensatz zu ihrem Erzbischof auf der Seite Ottos stand wurde erfolglos belagert und konnte durch die Angreifer nicht eingenommen werden Bei ihrem Abzug verwusteten die Truppen das Umland Kolns und zerstorten auch das erst sieben Jahre zuvor errichtete Kloster Zum Weiher Dieses wurde bis zum Jahre 1208 wieder aufgebaut und erhielt im Mai des gleichen Jahres durch Konig Philipp einen Schutzbrief in dem jedem der sich am Eigentum oder dem Leben der Insassen des Klosters monast eccl s Marie de Piscina extra muros Col vergriff mit Gottes Zorn und seiner des Konigs Ungnade drohte 1 Haus Weiher Bearbeiten Dass die Zeiten auch in der Folge als unsicher angesehen wurden geht aus einer Urkunde des Jahres 1235 hervor Damit uberliessen die Klosterfrauen ihr Haus Weiher in der Innenstadt dem Herzog Heinrich von Brabant gegen einen Erbzins von sechs kolnischen Solidis die je zur Halfte zum Osterfest und zum Fest des heiligen Gereon zahlbar waren Die Urkunde enthielt den Vorbehalt der Ruckkehr der Klosterfrauen in das Stadthaus falls sie in der Zukunft gezwungen sein sollten wegen Brand oder der Gefahr umherziehender Kriegsscharen ihr Kloster zu verlassen Dieses Recht sollte ihnen ohne zeitliche Einschrankung und Vergutung so lange gewahrt werden bis sich ein solcher Fall der Gefahrdung ergab 1 Verhandlungs und Besuchsort hoher Personlichkeiten Bearbeiten nbsp Ruprecht und Elisabeth von Hohenzollern NurnbergKloster Weiher diente auch als neutraler Verhandlungsort streitender Parteien So versammelten sich die zuvor von dem Kolner Erzbischof Engelbert der Stadt verwiesenen Patrizier im Kloster um dort mit einem Abgesandten des Erzbischofs Verhandlungen zu fuhren Zu diesem Treffen erschien auch eine Delegation der Burger die den Patriziern das Angebot unterbreitete alte Zwistigkeiten zu vergessen um so gemeinsam gegen den Erzbischof der die stadtischen Freiheiten unterdruckte vorgehen zu konnen In spaterer Zeit nutzte auch Erzbischof Wilhelm von Gennep den Ort zu Verhandlungen Im Jahr 1350 erschien er personlich im Kloster um dort einem mit der Stadt ausgehandelten Vertragstext erganzende Zugestandnisse bezuglich stadtischer Rechte und Freiheiten hinzuzufugen und die Urkunde mit seinem Siegel zu versehen Als Konig Ruprecht von der Pfalz mit seiner Familie im Jahr 1401 zu seiner Kronung nach Koln kam stieg er im Brabanter Hof der Stadt ab Nach seiner Kronung hielt er wahrscheinlich im Kloster Weiher seinen Dankgottesdienst ab da er der Uberlieferung nach im Anschluss an die heilige Messe in altherkommlicher Weise mit seiner Gemahlin feierlich durch das Weyertor und die Weyerstrasse in die Stadt einzog Moglicherweise war das Kloster auch in der Folgezeit ein von Herrschern aufgesuchter Ort wenn sie von Aachen kommend den Weg uber das Weyertor in die Stadt wahlten da man die Weyerstrasse eine Zeit lang auch die Kaiserstrasse nannte 1 Weitere Entwicklung Bearbeiten nbsp Der hl Augustinus uberreicht Norbert von Xanten seine Regel Darstellung um 1140 nbsp Die heilige Cacilie und Paulinus mit den Abtissinnen Elisabeth on Manderscheid und Elisabeth von Reven Letztere Vorsteherin des Klosters der Augustinerinnen am Cacilienkloster Koln Bild um 1515 30 Im Anhang einer Urkunde Lacomblets wurde eine Handschrift des Klosters aus der Mitte des 15 Jahrhunderts zitiert in dem das Kloster Weiher in seinen Anfangen als ein dem Orden des heiligen Augustinus geweihter Konvent bezeichnet wurde Dies anderte sich bald durch die Massnahme des Kolner Erzbischofs mit der er die Fuhrung des Klosters dem Abt der Pramonstratenser zu Knechtsteden ubertrug Die uber lange Zeit von der Abtei zur geistlichen Fuhrung des Konvents als Rektoren eingesetzten Ordensgeistlichen mischten sich jedoch spater in die wirtschaftlichen Belange des Klosters ein und nahmen die Gastfreundschaft der Schwestern derart in Anspruch dass deren zeitliche Guter dahin schmolzen Auch liessen unter der Leitung der aus dem Kloster Knechtsteden entsandten Chorherren die Disziplin die Klostermoral sowie die Sittsamkeit der Nonnen zu wunschen ubrig und der gute Ruf des Klosters in der Kolner Bevolkerung schwand Erzbischof Heinrich sah sich 1327 veranlasst den Herren von Knechtsteden die Leitung des Ordens zu entziehen Vorerst unterstellte er die Fuhrung der Schwestern dem Bonner Stiftsdechanten des Cassiusstiftes spater waren sie abwechselnd weltlichen Pralaten unterstellt Zucht und Ordnung waren im Klosterleben wieder eingekehrt dennoch waren die Schwestern vorerst nicht dazu bereit ein Ordensgelubde abzulegen und dem volligen Verzicht auf personliches Eigentum zuzustimmen Am Ende des Jahres wurden weiterhin die Prabenden und die sonstigen Einkunfte des Klosters unter den Schwestern aufgeteilt Bezogen einzelne Schwestern der Gemeinschaft ausserdem ein personliches Einkommen aus ihren Familien oder sonstigen Quellen so konnten sie nach Belieben daruber verfugen Diese Form eines klosterlichen Zusammenlebens konnte bis zum Jahr 1443 im Kloster Weiher unbeanstandet gefuhrt werden Dann wurden unter Erzbischof Dietrich strenge Reformen eingefuhrt Diesen neuen Regelungen hatten sich auch die Schwestern des Klosters Weiher zu unterwerfen Fortan wurde die strenge Klausur eingefuhrt es gab nur noch den gemeinsamen Klostertisch im Refektorium die Schwestern erhielten ein einheitliches Habit Ihnen wurde zu dieser Zeit das Tragen eines weissen statt des bisherigen schwarzen Schleiers vorgeschrieben pro subtili nigro subtile album und der vollstandige Verzicht auf personliches Eigentum war nun zwingend Armutsgebot vorhandenes Vermogen fiel an den Orden und wurde bei einem Klostereintritt als Mitgift betrachtet Die Nonnen waren zu absolutem klosterlichem Gehorsam gegenuber der Vorsteherin der Gemeinschaft verpflichtet Diese wurde nun nicht mehr Magistra genannt sondern erhielt die Bezeichnung Priorin Zur ersten Priorin wahlten die Ordensschwestern die edelgeborene Herrin Elisabeth von Reven aus ihrer Mitte Das Leben im Kloster Weiher stand nun wieder im Einklang mit den Vorgaben der Augustinusregel 1 Endgultige Zerstorung des Klosters Weiher Bearbeiten Aufgrund der erhohten Gefahr bevorstehender Angriffe auf die Stadt unternahm der Rat vielfaltige Anstrengungen dieser Bedrohung zu begegnen So wurden nicht nur Verteidigungsmassnahmen wie die Verstarkung der Ringmauer durch steinerne Bollwerke an den schwacheren Stellen der Befestigung durchgefuhrt sondern auch praventiv zahlreiche Bauwerke im Umland der Stadt geraumt und zerstort Zu diesen Baulichkeiten gehorten die am Judenbuchel der Hof Sulz das Leprosenhaus Melaten selbst die Kloster Weiher und Mechtern fielen diesen Massnahmen im Jahr 1474 zum Opfer und wurden zerstort 1 5 Das Aussehen der Klosteranlage blieb unbekannt auch die Ausstattung ging bei der Niederlegung der Gebaude 1474 verloren 6 Ubernahme des Stiftes St Cacilien und Aufhebung Bearbeiten nbsp Ansicht St Peter und Cacilienkloster um 1665Die Gemeinschaft des Klosters Weiher bestand zum Zeitpunkt der Raumung seiner Gebaude Am Weiher aus 51 Personen Neben der Priorin waren es 34 Schwestern mit abgelegtem Profess vier Scholarinnen sowie zwolf Laienschwestern die ihre Unterkunft verloren hatten Da sie ihre alten vertraglichen Wohnrechte fur das Haus Am Hof von 1235 nicht durchsetzen konnten sie wurden abgewiesen fanden sie vorerst Aufnahme in der Dechanei des Apostelnstiftes Nach langen Verhandlungen und unter besonderer Verwendung des romischen Kaisers Friedrich III 1440 1452 1493 Habsburger und des papstlichen Legaten wurde den Nonnen das adelige Damenstift St Cacilien in Koln als neue klosterliche Heimstatt angewiesen 1 Das weltliche Damenstift das zu dieser Zeit nur noch von der Oberin und einer Novizin bewohnt war hob man als solches auf es wurde zu einem regulierten Augustinerinnen Kloster umgewandelt 1 Als solches hatte es Bestand bis zur Sakularisation im Jahr 1802 7 Literatur BearbeitenAdam Wrede Neuer Kolnischer Sprachschatz 3 Bande A Z Greven Verlag Koln 9 Auflage 1984 ISBN 3 7743 0155 7 Adolph Thomas in Geschichte der Pfarre St Mauritius zu Koln Mit einer Abbildung der alten Abtei St Pantaleon nach Stengelius 1 Aufl J P Bachem Koln 1878 Hermann Keussen Topographie der Stadt Koln im Mittelalter in 2 Banden Koln 1910 ISBN 978 3 7700 7560 7 und ISBN 978 3 7700 7561 4 Irene Guckel Das Kloster Maria zum Weiher vor Koln und sein Fortleben in St Cacilia bis zur Sakularisation Kolner Schriften zur Geschichte und Kultur 19 Koln 1993 Margrit Justen Hedtrich St Maria zum Weiher in Colonia Romanica IX Band 2 1996 S 125 ISSN 0930 8555Weblinks BearbeitenDigitalisierte Archivbestande zum Kloster Weiher im digitalen Historischen Archiv KolnAnmerkungen Bearbeiten a b c d e f g h i Adolph Thomas Geschichte der Pfarre St Mauritius zu Koln Abschnitt Kloster Weiher S 45 ff Hermann Keussen Kapitel Feldfluren Bd II S 320 unter Verweis auf Lacomblet 1198 U B Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins Band I Nr 564 Hermann Keussen Band I Tafel VI Bezirk S Laurenz Adam Wrede Band III S 268 Hermann Keussen Topographie der Stadt Koln im Mittelalter Bd I S 187 Margrit Justen Hedtrich St Maria zum Weiher in Colonia Romanica IX Band 2 1996 S 125 Irene Guckel Das Kloster Maria zum Weiher vor Koln und sein Fortleben in St Cacilia bis zur Sakularisation50 93 6 92 Koordinaten 50 55 48 N 6 55 12 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Weiher amp oldid 225382523