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Kriel und Lind sind die Namen ehemaliger Weiler auf dem Gebiet des heutigen Stadtbezirks Koln Lindenthal deren erste urkundliche Erwahnungen aus dem 12 bis 14 Jahrhundert datieren Heute ist als Wohnviertel im Sprachgebrauch nur noch Kriel geblieben etwa durch die Verbindung zum Krieler Domchen sowie als Gemarkungsbezeichnung im Kataster bzw als Grundbuchbezirk Die Ansiedlung Lind befand sich im Umfeld des heutigen Krankenhauses St Elisabeth genannt Hohenlind Funde der steinzeitlichen Vergangenheit des Lindenthaler Dorfes Das fruhe Kriel und seine Umgebung Kartenausschnitt des Kolner Schweid 1609 Inhaltsverzeichnis 1 Geographie und Geologie 2 Geschichte 2 1 Die Fruhzeit 2 2 Die Romerzeit 2 3 Spuren der Romer 3 Kriel und das Stift Sankt Gereon zu Koln 3 1 Kriel und Lind vom 12 bis zum 18 Jahrhundert 3 2 Kriel und die franzosische Zeit 3 3 Grundung Lindenthals 1846 3 4 Kriel und die Neuzeit 4 Sehenswurdigkeiten 4 1 Krieler Dom 4 2 Decksteiner Friedhof 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeographie und Geologie BearbeitenDie Hohenlage des Gebietes mit seiner leicht zum Rhein hin abfallenden Flache liegt um 50 Meter NN Reliefunterschiede alter nordsudlich verlaufender Rheinrinnen noch im 19 Jahrhundert als Feuchtstellen bekannt wie Linder Bruch Morsdorf oder Morsdorfer Strasse sind heute nur noch schwach zu erkennen Zur Zeit der Romer und im Mittelalter siedelten an den Randern dieser Sumpfgebiete Menschen errichteten dort Hofe und spater Siedlungen Im Westen der Ebene steigt das Gelande im Bereich Deckstein Militarring Braunsfeld und Mungersdorf um etwa acht Meter an ist jedoch ab zwei Meter Steigung kunstlicher Natur entstanden durch Aushub des Adenauer Decksteiner und Stadtwaldweihers in den Jahren 1926 bis 1934 Raumlich einzuordnen ist das Gebiet wie folgt Beginnend an der Inneren Kanalstrasse Universitatsstrasse sudwestlich zwischen Aachener Strasse und Zulpicher Strasse Verlangerung Gleueler Strasse stadtauswarts verlaufend und endend im Westen mit dem ausseren Kolner Grungurtel Es deckt sich so weitgehend mit den Grenzen des heutigen Kolner Stadtteils Lindenthal Geschichte BearbeitenDie Fruhzeit Bearbeiten 1929 wurden funf Siedlungsstellen der Bandkeramiker im Raum Koln entdeckt Im Zuge der Umwandlung des ehemaligen Festungsgurtels in eine Grunanlage wurden in der Nahe des ehemaligen Stuttgenhofes Nahe Fort VI Hausgrundrisse auf einer Flache von circa 1 1 Hektar eines bandkeramischen Dorfes freigelegt Die Romerzeit Bearbeiten nbsp Teilstuck einer rom Wasserleitung an der heutigen Grenze Koln HurthWahrend der 500 jahrigen Herrschaft der Romer wurde auf Krieler Gebiet Landwirtschaft bevorzugt Getreide und Gemuseanbau sowie Viehzucht betrieben Das vor den Toren der Stadt liegende Krieler Gebiet bis hin zum Vorgebirge war die Kornkammer der romischen Hauptstadt Niedergermaniens Die Stadtgrenze der Colonia Claudia Ara Agrippinensium um ein Areal von etwa einem Quadratkilometer in der Blutezeit lebten ca 15 000 Einwohner in der Stadt und 5 000 Menschen im Umland war streng festgelegt eine Erweiterung war nicht moglich Daher liessen sich vermogende Burger mangels Bauland in der Stadt prachtige Gutshofe Latifundium nach romischem Vorbild im Umland errichten Da es in diesem Raum noch heute Tonindustrie in Frechen einige Lehm und Tonvorkommen gab siedelten sich auch Ziegeleien und Topfereien an Spuren der Romer Bearbeiten nbsp Adenauerweiher Romischer SarkophagIm Bereich des Rheinenergiestadions befinden sich auf ehemaligem Krieler Gebiet Reste eines Gutshofs und am Adenauerweiher ein Sarkophag 1930 gab es Funde von romischen Spuren in der Max Bruch Strasse am Stadtwald und 1984 in der Robert Koch Strasse in Lindenthal weiterhin 1960 in der Classen Kappelmann Strasse am Hildegardis Krankenhaus sowie Teilausgrabungen der romischen Eifelwasserleitung Kriel und das Stift Sankt Gereon zu Koln BearbeitenKriel war bis zur Sakularisation im Jahr 1802 Besitztum des Stiftes St Gereon in Koln und gehorte zu der im Kurkolnischen Amt Hulchrath gelegenen Erbvogtei Kriel und Lind vom 12 bis zum 18 Jahrhundert Bearbeiten Eine erste urkundliche Erwahnung des Stiftshofes Crele findet sich in einer Urkunde des Kolner Erzbischofs Arnold II von Wied aus dem Jahre 1155 1 In einer papstlichen Bulle wird dem Stift Sankt Gereon zu Koln 1223 Kirche und Guterbesitz in Crele zugestanden Auf diese Bulle des Papstes Honorius III vom August 1224 sowie auf Urkunden der Erzbischofe Heinrich I Konrad und Siegfried beruft sich auch Erzbischof Heinrich II am 24 Dezember 1324 und bestatigt dem Stift Sankt Gereon durch Urkunde die Incorporation der Pfarrei Kreylle Erwahnt werden hinsichtlich des Pfarrbezirks auch die im Umfeld der Kirche entstandenen Ansiedlungen Kriel und Lind der Decksteiner Palanter und Stuttger Hof sowie weitere kleinere Weiler Auch zwei Muhlen und deren kleine Hofe werden angefuhrt Erbvogt der heiligen Kirche zu Koln war zu dieser Zeit Herr von Alpen spater von Neuenar Von diesem wurde der Villicus Verwalter Schultheiss ein oder abgesetzt welcher auch fur die Gerichtsbarkeit zustandig war Zu diesem Gericht gehorten ein Hofgericht Deckstein die zum Stift Sankt Gereon gehorigen kurmutigen Guter und die im Gereonsacker gelegenen Grunde das Dorfchen Lind das Dorfchen Bickendorf der Hof Kriel und einige andere an der Westseite der Stadt gelegenen Hofe Im 15 Jahrhundert wird ein Hofgericht Kriel erwahnt von diesem wird berichtet dass es nach St Gereon in Koln verlegt wurde Vom 16 Jahrhundert gibt der Geusenfriedhof im Weyertal mit seinen Grabsteininschriften Zeugnis Bis auf die Spuren der in kirchlichen Archiven erhaltenen Dokumente die nur von lokal bedeutendem Interesse sind bleibt Kriels Vergangenheit recht dunkel Die grossen Ereignisse der Weltgeschichte spielen sich im fur die damaligen Verhaltnisse fernen Koln ab Es findet sich weder fur den dreissigjahrigen Krieg die Pest noch fur die Kriege und kleineren Scharmutzel der Fursten und Bischofe Zeugnis in Kriel Uber die Ausdehnung der Krieler Gerechtsame gab es uber Jahrhunderte immer wieder auftretende Streitereien zwischen dem Stift St Gereon und den Erbvogten Noch um 1686 schwelte ein solcher Streit zwischen dem Stift und dem Strassburger Kardinal Wilhelm Egon von Furstenberg der gleichzeitig als Kolner Domherr Erbvogt fur das Stift war Zur Schlichtung wandten sich die Parteien 1687 an das kaiserliche Kammergericht das sie jedoch an den bischoflichen Hofrath als fur sie zunachst zustandige Behorde verwies Dort erfolgte die Niederschlagung des Rechtsstreites Kriel und die franzosische Zeit Bearbeiten nbsp Kriel und Lind nach einer Karte von Tranchot am Anfang des 19 Jahrhunderts in der Mairie EfferenDurch Einfuhrung der in Frankreich gultigen Verwaltungsgliederung 1798 wurde Weiden Hauptort des Canton de Weyden der neben zahlreichen anderen die zum heutigen Stadtbezirk Lindenthal gehorenden Gemeinden Lovenich Widdersdorf Junkersdorf Mungersdorf sowie Melaten und Kriel umfasste Der Kanton Weiden war so quasi Rechtsvorganger des 1816 gebildeten preussischen Landkreises Koln er wurde untergliedert in sogenannte Mairien z B Mungersdorf Longerich und Efferen Die Mairien wurden nach der Franzosenzeit zu preussischen Burgermeistereien Entsprechend wurde der Vorsteher einer Mairie der Maire in preussischer Zeit Burgermeister genannt Die Burgermeisterei Efferen bestand aus den drei Gemeinden Efferen Kriel und Stotzheim von denen die Gemeinde Kriel 1888 nach Koln eingemeindet wurde Kinder des Krieler Gebietes gingen nach der Sakularisation uber einen Zeitraum von uber 30 Jahren bis 1836 in Efferen oder Mungersdorf zur Schule Erst dann wurde die Zwergschule am Krieler Dom mit einem Klassenraum fur 22 Kinder errichtet Das im Baubestand erhaltene restaurierte Gebaude ist heute in Privatbesitz 1838 wurde der Pfarrbezirk Kriel durch bisher zur Pfarrei St Mauritius gehorende Teile erganzt In einer Verfugung des Erzbischoflichen Generalvikariats vom Dezember 1838 heisst es dazu Nunmehr zusammengehorig zur Pfarrei Kriel sind Der Neuenhof Ober und Unter Klettenburg das weisse Haus die drei neuen auf der Sulz gebauten Hauser die Ziegelei des Herrn Felten nebst den dazugehorigen Ansiedlungen sudostlich der Lindenburg der nordostlich derselben im Bau begriffene Neubau des Herrn Felten und die auf der Stelle der ehemaligen Stevensmuhle erbauten Hauser Auch alle etwa kunftig zwischen dem Wege nach Efferen bis zum Neuenhof der Lindenburg der Chaussee nach Duren bis an die Kitschburg und dem das stadtische Gebiet begrenzenden Bischofsweg Am Bischofsweg begann das kurkolnische Gebiet mit seinen der Stadt am nachsten gelegenen Anwesen wie dem Kloster Weiher 13 Morgen Land das bis 1447 vor dem Hahnen und Schaafenthore in unmittelbarer Nahe zu Fort V des Festungsring Koln heute Geographisches Institut lag sowie dem Weisshaus mit seinen Landereien 300 Morgen Land Das noch heute existierende kleine Stuck Bischofsweg am Rand des heutigen Stadtteils Zollstock ist der Rest des Grenzwegs der ehemals in weiterreichender Lange etwa in der Flucht der jetzigen Bahntrasse die damaligen Verwaltungsgrenzen markierte 1887 wird fur Weisshaus der Begriff Bezirk verwendet und der Burgermeisterei Rondorf zugehorig eine gemischte Schule angegeben an der ein Lehrer Blied unterrichtete Grundung Lindenthals 1846 Bearbeiten Die offizielle Grundung von Lindenthal fand erst 1846 statt Die Kolner Burger Thelen und Fuhling entwarfen einen Plan zur Grundung einer Wohnkolonie An der Landstrasse nach Duren im Bereich der heutigen Durener Falkenburg Herder und Theresienstrasse erwerben sie etwa zehn ha Land unterteilen es in Parzellen und legen Wege an nach Grobe Adenauer Die einzelnen Grundstucke verkaufen sie zu erschwinglichen Preisen an Angestellte und Beamte Mit der gewahlten Ortsbezeichnung nimmt man Bezug auf die mit Linden bestandene Landstrasse nach Duren und die Tallage der Neugrundung zwischen der Linder Hohe und Hohenlind Kriel und die Neuzeit Bearbeiten Die Entstehung Lindenthals aus Flachen der ehemaligen Gemeinden Kriel und Mungersdorf fuhrte nicht zur Bildung einer Gemeinde eines Kataster oder Grundbuchbezirks Lindenthal Wie zahlreiche Ansiedlungen Vororte oder Stadte orientierte sich seine Entwicklung nicht an einstmals gezogenen kunstlichen Grenzen Die Begrenzung des heutigen Stadtteils Lindenthal ist jedoch definiert und in der amtlichen Stadtkarte der Stadt Koln wiedergegeben Sie verlauft sudwestlich zwischen Aachener Strasse und Zulpicher Strasse Verlangerung Gleueler Strasse beginnend an der Inneren Kanal Strasse und endend am ausseren Grungurtel Aktenvermerke der Burgermeistereien Efferen Rondorf und Mungersdorf zu den Eingemeindungsverhandlungen nach Koln von 1888 geben Hinweise So ist angefuhrt dass die geraden Hausnummern der Zulpicher Strasse Lindenthal zugeordnet sind Der Vorort Lindenthal war bis zum Zweiten Weltkrieg charakterisiert durch eine dichte Villenbebauung Diese Entwicklung wurde begunstigt durch den angelegten Stadtwald Der Kolner Rat genehmigte am 4 Juli 1895 den Beginn der Entwicklung des Naherholungsgebietes Stadtwald mit Spielwiesen dichtem Baumbestand Teichen und der Waldschenke Um die Jahrhundertwende war das kostspielige Vorhaben 2 5 Millionen Goldmark verwirklicht Die heutige Flache des Stadtwaldes betragt 205 3 ha einschliesslich der Stadtwalderweiterung Siehe Hauptartikel Kolner Stadtwald Sehenswurdigkeiten BearbeitenKrieler Dom Bearbeiten Siehe Krieler Domchen nbsp Krieler Dom Alt St StephanDer Krieler Dom im Volksmund auch Krieler Domchen genannt ist eine kleine romanische Kirche aus dem 10 Jahrhundert die dem Erzmartyrer Stephanus geweiht wurde Sie besteht aus einem Langsschiff und einem kleinen angebauten Seitenschiff Heutiger Eingang erfolgt durch den dem Langsschiff vorgesetzten Turm Hakenformige Kragsteine ragen noch heute aus der Wand des Langsschiffes und lassen auf eine damalige Nebenhalle schliessen welche wahrscheinlich als Gerichtsgebaude fur das damalige Hofgericht Kriel diente Ein fruherer Toreingang wurde mit einem Grabstein aus dem Jahr 1658 und zwei romanischen Kreuzsteinen zugemauert Das Krieler Domchen altestes Kirchengebaude in Lindenthal diente bis 1887 allen Katholiken im Umfeld zum Pfarrgottesdienst Sein Kirchhof ist die alteste Begrabnisstatte Lindenthals hier fanden bis 1869 Beerdigungen statt Als die stark wachsende Lindenthaler Bevolkerung nach einer grosseren und zentral gelegenen Kirche verlangte gab der Krieler Dom seine Funktion als Pfarrkirche an die Kirche St Stephan ab Das zwar restaurierte aber im Baubestand erhaltene Gebaude der Zwergschule am Krieler Dom ist heute in Privatbesitz Decksteiner Friedhof Bearbeiten nbsp Decksteiner FriedhofNachdem der Kirchhof am Krieler Dom geschlossen wurde fanden hier von 1869 bis 1917 die Beerdigungen der Krieler und Lindenthaler Kirchengemeinde statt Eroffnet wurde der Decksteiner Friedhof von der Gemeinde Efferen 2 Heutige Beerdigungen werden auf dem zu Lindenthal gehorenden Friedhof Melaten vorgenommen Versteckt hinter dem Areal des Decksteiner Friedhofs befindet sich noch der 1910 von der Gemeinde Adass Jeschurun erworbene judische Friedhof Dieser ist jedoch nicht frei zuganglich Erlaubnis erteilt die Synagogengemeinde Koln Literatur BearbeitenDie Chronik Kolns Chronik Verlag ISBN 3 611 00193 7 Konrad Adenauer Volker Grobe Lindenthal die Entwicklung eines Kolner Vorortes ISBN 3 7616 1603 1 Robert Wilhelm Rosellen Geschichte der Pfarreien des Dekanates Bruhl J P Bachem Verlag Koln 1887 darin weitere Quellen benannt Verzeichnis der Gemarkungen in NRW Stichwort im Suchfeld eingeben Joachim Bauer Carmen Kohls Koln unter franzosischer und preussischer Herrschaft in Werner Adams Joachim Bauer Hrsg Vom Botanischen Garten zum Grossstadtgrun 200 Jahre Kolner Grun Stadtspuren Denkmaler in Koln Band 30 Bachem Verlag Koln 2001 ISBN 3 7616 1460 8 Lacomblet Th J Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins Bd 1 Dusseldorf 1840 ND 1966 Nr 385 Pfarrgemeinderat von St Albertus Magnus Hrsg Von Crele nach Kriel 50 Jahre St Albertus Magnus 1000 Jahre Seelsorge am Krieler Dom Koln 1988 151 Seiten enthalt umfangreiches historisches Material Karten u a die alteste bekannte Fotografie um 1860 Kluger Helmut Historisches und Legendares uber Kriel Aufsatz in 3 mit 20 weiteren Quellenangaben zur Geschichte Kriels Einzelnachweise Bearbeiten Kluger Helmut S 119 122 Joachim Bauer Carmen Kohls S 82 Pfarrgemeinderat von St Albertus Magnus Hrsg S 122 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kriel und Lind amp oldid 217645810