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Vollnkirchen ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Huttenberg im mittelhessischen Lahn Dill Kreis VollnkirchenGemeinde HuttenbergKoordinaten 50 30 N 8 33 O 50 491944444444 8 5511111111111 265 Koordinaten 50 29 31 N 8 33 4 OHohe 265 263 274 m u NHNFlache 5 15 km 1 Einwohner 423 31 Dez 2019 2 Bevolkerungsdichte 82 Einwohner km Eingemeindung 31 Dezember 1971Eingemeindet nach SchwingbachPostleitzahl 35625Vorwahl 06447 Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Geschichte 2 1 Auswanderer 2 2 Krieg und Vertreibung 2 3 Verwaltungsgeschichte 2 4 Einwohnerentwicklung 2 5 Religionszugehorigkeit 3 Kultur und Sehenswurdigkeiten 3 1 Sitten und Gebrauche 3 2 Vereine 3 3 Kulturdenkmaler 3 4 Historischer Ortskern 3 5 Alte Dorfkirche 3 6 Alte Dorfschule 3 7 Judischer Friedhof 3 8 Weitere Gebaude und Einrichtungen 3 9 Heutiges Ortsbild 4 Verkehr 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeographische Lage BearbeitenDer Ort liegt von Wald umgeben in einem Wiesental am nordostlichen Rand des Naturparks Taunus sudlich von Wetzlar Durch den Ort fliesst der Vollnkirchener Bach auch Geschwindbach genannt Geschichte BearbeitenDer mundlichen Uberlieferung zufolge soll sich hier um das Jahr 1000 ein Bauer namens Fol l enius mit seiner Familie und Gesinde niedergelassen und die ersten Hauser erbaut haben Nachdem die Siedlung um weitere Hauser angewachsen war errichtete der Bauer auch eine Kirche und das Dorf wurde nach seinem Grunder Fol l eniuskirchen genannt Aus Foleniuskirchen wurde Follenkirchen und spater Vollnkirchen Die Legende um den Bauer Folenius geht auf einen Eintrag in Friedrich Kilian Abichts Buch Der Kreis Wetzlar historisch statistisch topographisch zuruck 3 Abicht schreibt dass in einem Dekanatsverzeichnis von Wetzlar aus dem 10 Jahrhundert der Ort Follenkirchen erwahnt wird und zitiert dazu ein Buch von F W Freiherr von Ulmenstein 4 Naheres zur Grundungszeit oder seinem Grunder ist aber auch dort nicht zu finden Die alteste bekannte urkundliche Erwahnung von Vollnkirchen findet sich in einer Urkunde des Klosters Seligenstatt im Westerwald Gemeinde Seck Verbandsgemeinde Rennerod und stammt vom 12 September 1276 Hierin werden Pfrunden in Hohe von zwei Maltern Getreide genannt die jahrlich aus Volkinkirgin an das Kloster zu liefern sind 5 6 Wann genau der Ort gegrundet und eine Kirche erbaut wurde lasst sich nicht nachvollziehen Die alteste Urkunde in der die Kirche als Bauwerk explizit erwahnt wird stammt aus dem Jahre 1373 und steht im Zusammenhang mit Schenkungen an das Marienstift in Wetzlar 7 Ein alter Taufstein der sich heute am Treppenaufgang zum Kirchhof unter den Kastanienbaumen befindet weist darauf hin dass hier im 12 Jahrhundert eine Kirche gestanden haben muss Aufgrund der fur die Stauferzeit typischen Ornamente konnte die Entstehungszeit des Taufsteins auf die Jahre 1170 bis 1180 datiert werden 8 Auswanderer Bearbeiten Von der grossen Auswanderungswelle in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts blieb auch Vollnkirchen nicht verschont Eine Vielzahl von Burgern folgte dem Ruf und den Verlockungen der Neuen Welt Fur viele mag der mittlere Westen insbesondere die Grossstadte an den Grossen Seen zu einer neuen Heimat geworden sein Erwahnt sei das Schicksal des 1862 in Vollnkirchen geborenen Peter Ludwig der 1878 im Alter von 16 Jahren nach Amerika auswanderte und ohne jegliche Sprachkenntnisse wie damals wohl allgemein ublich zunachst als Holzhacker sein Brot in Amerika verdienen musste Spater als Lieferant von Kase und Milchprodukten brachte er es bis zum Molkereibesitzer im New Yorker Stadtteil Brooklyn Krieg und Vertreibung Bearbeiten Zwei Weltkriege forderten auch von den Vollnkirchnern erhebliche Opfer und bilden eines der dunkelsten Kapitel unserer Vergangenheit Etliche junge Menschen und Familienvater mussten ihr Leben fur Kaiser Reich und Vaterland geben Vielen alteren Dorfbewohnern ist noch der Schrecken des Bombennachmittags vom 22 September 1944 in Erinnerung als Alliierte Bomberverbande einen Teil des Dorfes in ein Trummerfeld verwandelten Zehn Scheunen und zwei Wohnhauser auf der ostlichen Seite der Hauptstrasse fielen dem Angriff zum Opfer Uber die Grunde gibt es unterschiedliche Mutmassungen Die meisten vermuten dass sich die Flieger auf dem Ruckweg von einem Angriff befanden und sich ihrer Bombenlast entledigten Andere verweisen auf die Munitionsfabrik in Oberkleen oder Soldaten die sich im nahegelegenen Wald versteckten Die damals 11 jahrige Margot Vogt berichtet Wir waren oben auf dem Acker und sahen die Flugzeuge kommen Sie warfen erst eine rauchende Markierung und dann horten wir etwas wie ein Rauschen Etwa zehn Flugzeuge flogen in ost westlicher Richtung uber das Dorf und als sie wieder verschwunden waren stand das Dorf in Flammen Auf Vollnkirchen waren Phosphorbomben gefallen Die Bewohner die wahrend der Feldarbeit am Waldrand oder in Graben Schutz gesucht hatten rannten ins Dorf und versuchten zu retten was zu retten war Eile war geboten die Flammen griffen schnell von den Scheunen in denen die Ernte schon eingebracht war auf die Fachwerkhauser uber Alles was den Bewohnern wichtig war wurde in Panik auf die Strasse geworfen um es vor den Flammen zu retten Es war ein grosses Durcheinander Bettzeug lag auf der Strasse und auch Mobel erinnert sich Margot Vogt Das in den Stallen angebundene Vieh musste hinausgetrieben und auf hoher gelegenen Feldern in Sicherheit gebracht werden Das Wasser aus dem Loschwasserteich war schnell aufgebraucht und erst die zu Hilfe kommenden Feuerwehren aus Wetzlar und Dutenhofen brachten das Feuer unter Kontrolle Was folgte war eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft Aus Nachbargemeinden erhielten die Betroffenen Futter fur die Tiere Brennholz und die Schaden an den Gebauden wurden in Nachbarschaftshilfe ausgebessert Am 12 Mai 1944 wurde eine auf Abfangjagd befindliche Focke Wulf des Jagdgeschwaders 1 beschossen und sturzte in einem Waldstuck westlich des Ortes ab Der Pilot Unteroffizier Gerhard Neukotter wurde beim Fallschirmabsturz getotet und von Dorfbewohnern in einem Waldstuck ostlich des Ortes Buchwald gefunden Im Jahr 1946 kamen 43 Heimatvertriebene meist aus dem Sudetenland und Egerland ins Dorf Dies stellte die Gemeinschaft auf eine harte Probe da die meisten Dorfbewohner selbst lange entbehrungsreiche Jahre hinter sich hatten und nicht viel zum Leben blieb Werner Rohrich damals 15 Jahre alt erinnerte sich dass sein Vater recht spat auf dem Dorfplatz ankam als der Laster mit den Vertriebenen eintraf und die meisten Fluchtlinge dann schon zugeteilt waren Nur ein Mann brauchte noch eine Unterkunft Dieser Mann hiess Grenzer und trug bei seiner Ankunft sechs Hute ubereinander auf seinem Kopf Er wurde von der siebenkopfigen Familie aufgenommen und bekam ein kleines Zimmer Spater baute Herr Grenzer aus dem alten Spritzenhaus es befand sich hinter dem alten Backhaus gegenuber der heutigen Bushaltestelle einen Stall in welchem er ein Schwein und Ganse hielt Als er spater in Rechtenbach baute wanderte er jeden Tag mit den Gansekuken im Rucksack und der frei mitlaufenden Gans zur Baustelle und am Abend wieder zuruck Die Fluchtlinge bekamen Acker oder Garten zugeteilt wo sie Essen fur sich anbauen konnten Als Dunger sammelten sie dazu den Kot von Kuhen von der Strasse auf Die Spuren vieler Fluchtlinge sind bis heute verloren gegangen viele sind aus Vollnkirchen weggezogen Einige blieben auch sesshaft und haben sich hier eine neue Heimat geschaffen Verwaltungsgeschichte Bearbeiten Im Westerburgischen Urbar von 1370 wird Vollnkirchen zu den Orten des Huttenbergs einem eigenstandigen Verwaltungs und Gerichtsbezirks gerechnet Vollnkirchen wurde im 15 Jahrhundert mit allen hohen und niederen Gerichten belehnt und schied damit praktisch aus dem Verband des Huttenberg aus und wurde ein vollig selbststandiger Gerichtsbezirk in den Grenzen des Huttenbergs Lehnsherren waren die in Cleeberg ansassigen Herren von Schwalbach Die Lehnshoheit lag weiterhin bei den Huttenberger Herren und die Untertanen fuhlten sich nach wie vor im Verband des Huttenbergs und achteten streng darauf dass sie in Obrigkeiten Herrlichkeiten Privilegien und Freiheiten und Diensten wie die Huttenberger gehalten wurden 1585 wurden im Huttenberger Teilungsvertrag die Dorfer des Huttenbergs zwischen dem Landgraf von Hessen und dem Grafen zu Grafschaft Nassau Weilburg aufgeteilt Vollnkirchen blieb unter gemeinsamer Verwaltung von Hessen und Nassau Erst nach dem zweiten Teilungsvertrag von 1703 kam Vollnkirchen ganz unter nassauische Verwaltung und wurde dem Amt Atzbach zugeordnet 1815 trat das Grafschaft Nassau Weilburg in Tauschvertragen seine Huttenberger Gebiete an das Konigreich Preussen ab Der Huttenberg wurde 1816 in den neu gegrundeten Kreis Wetzlar und mit diesem in die preussische Rheinprovinz eingegliedert Innerhalb der preussischen Landkreise bildeten jeweils mehrere Gemeinden einen besonderen staatlichen Verwaltungsbezirk die sog Landburgermeisterei ab 1927 Amt genannt Vollnkirchen wurde am 19 Oktober 1816 zum koniglich preussischen Burgermeisteramt Rechtenbach mit Amtssitz in Volpertshausen zugeordnet 1875 wurde das Amt Rechtenbach mit dem Amt Niederkleen vereinigt und der Amtssitz nach Rechtenbach verlegt Dieser Amtsburgermeisterei gehorten 14 Dorfer an und die Verwaltung bestand aus dem von Preussen eingesetzten Burgermeister und einem Ortsvorsteher aus jedem Dorf 1932 fuhrte Preussen eine Neuordnung seiner Gebietsgliederung durch Dabei loste man den Kreis Wetzlar aus der Rheinprovinz heraus und gliederte ihn in den Regierungsbezirk Wiesbaden in der Provinz Hessen Nassau ein Die zentralen Burgermeisteramter wurden aufgehoben lediglich die Abrechnungen erfolgten weiter durch die Gemeindezweckverbandskasse der alle Dorfer des ehemaligen Burgermeisteramtes angehorten Auch die Standesamter behielten ihren zentralen Status Jedes Dorf erhielt zum 1 April 1934 statt des bisherigen Ortsvorstehers nun einen eigenen nebenamtlichen Burgermeister Am 31 Dezember 1971 wurden die Gemeinden Vollnkirchen Rechtenbach und Weidenhausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen zur neuen Gemeinde Schwingbach zusammengeschlossen Diese wurde am 1 Januar 1977 kraft Landesgesetz in die neu geschaffene Grossgemeinde Huttenberg integriert 9 10 11 Fur Vollnkirchen wurde wie fur die anderen Ortsteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher gebildet 12 Die folgende Liste zeigt die Territorien in denen Vollnkirchen lag bzw die Verwaltungseinheiten denen es unterstand im Uberblick 1 13 ab 14 Jahrhundert Heiliges Romisches Reich Amt Huttenberg Kondominium Grafschaft Nassau und Landgrafschaft Hessen ab 1567 Heiliges Romisches Reich Amt Huttenberg Kondominium Grafschaft Nassau und Landgrafschaft Hessen Marburg 14 1604 1648 hessischer Anteil strittig zwischen Landgrafschaft Hessen Darmstadt und Landgrafschaft Hessen Kassel Hessenkrieg ab 1604 Heiliges Romisches Reich Amt Huttenberg Kondominium Grafschaft Nassau und Landgrafschaft Hessen Darmstadt ab 1703 Heiliges Romisches Reich Grafschaft Nassau Weilburg durch Teilungsvertrag Oberamt Atzbach Amt Hutten und Stoppelberg 15 16 ab 1806 Herzogtum Nassau Oberamt Atzbach ab 1816 Konigreich Preussen Rheinprovinz Regierungsbezirk Koblenz Kreis Wetzlar ab 1867 Norddeutscher Bund Konigreich Preussen Rheinprovinz Regierungsbezirk Koblenz Kreis Wetzlar ab 1871 Deutsches Reich Konigreich Preussen Rheinprovinz Regierungsbezirk Koblenz Kreis Wetzlar ab 1918 Deutsches Reich Freistaat Preussen Rheinprovinz Regierungsbezirk Koblenz Kreis Wetzlar ab 1932 Deutsches Reich Freistaat Preussen Provinz Hessen Nassau Regierungsbezirk Wiesbaden Kreis Wetzlar ab 1945 Amerikanische Besatzungszone Gross Hessen Regierungsbezirk Wiesbaden Kreis Wetzlar ab 1949 Bundesrepublik Deutschland Land Hessen Regierungsbezirk Wiesbaden Kreis Wetzlar ab 1968 Bundesrepublik Deutschland Land Hessen Regierungsbezirk Darmstadt Kreis Wetzlar ab 1977 Bundesrepublik Deutschland Land Hessen Regierungsbezirk Darmstadt Lahn Dill Kreis am 1 Januar 1977 wurde Vollnkirchen der neu gegrundeten Gemeinde Huttenberg eingegliedert ab 1981 Bundesrepublik Deutschland Land Hessen Regierungsbezirk Giessen Lahn Dill KreisEinwohnerentwicklung Bearbeiten Vollnkirchen Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019Jahr Einwohner1834 2311840 2571846 2551852 2351858 2211864 2551871 2391875 2371885 2101895 2141905 2181910 2361925 2491939 2501946 3321950 3081956 2811961 2941967 3211970 3061980 1990 2000 2011 3992015 3962017 4062019 423Datenquelle Histo risches Ge mein de ver zeich nis fur Hessen Die Be vol ke rung der Ge mei nden 1834 bis 1967 Wies baden Hes sisches Statis tisches Lan des amt 1968 Weitere Quellen 1 17 2 Zensus 2011 18 Religionszugehorigkeit Bearbeiten 1834 231 evangelische Einwohner 1 1961 257 evangelische 87 41 33 katholische 11 22 Einwohner 1 Kultur und Sehenswurdigkeiten BearbeitenSitten und Gebrauche Bearbeiten Die Einfuhrung bzw Wiederbelebung und Pflege alter Sitten und Gebrauche geht auf die letzte Lehrerin an der alten Dorfschule Frau Hermine Urspruch zuruck So ging kein Brautpaar zur Kirche ohne dass ihm die Schulkinder ein Pfadchen streuten d h einen Pfad aus Tannenreisig und Blumen als Symbol fur den gemeinsamen Lebensweg Bis heute ist dieser Brauch des Pfadchen legen in Vollnkirchen lebendig Auch das Krippenspiel das seit dieser Zeit alljahrlich zu Weihnachten aufgefuhrt wird geht auf Frau Urspruch zuruck An Fastnacht treffen sich die Jungen und Madchen und gehen von Haus zu Haus und sammeln Wurst Speck und Eier In fruheren Zeiten wurde dazu noch ein schoner Spruch aufgesagt Ich bin ein neugeborener Konig gebt mir nicht zu wenig lasst mich nicht so lange stehen denn ich muss noch weiter gehen oder Ich hab gehort ihr hatt geschlacht und hatt so lange Wurst gemacht Gebt mir eine von den Langen die Kurzen die last hangen Auch heute noch ziehen die Kinder bei der Kinderfastnacht des Turn und Sportvereins sammelnd durchs Dorf Anstelle von Eier und Speck sind jedoch zunehmend Sussigkeiten getreten Anschliessend backen die Kinder im Sportlerheim Eier Pfannkuchen und Waffeln Wenn sich zwei junge Menschen verlobten gab es auch den Brauch des Stiegens Hierzu schreibt Gerda Messerschmidt in einem Schulaufsatz 1955 Wenn zwei junge Menschen sich gern haben und es soll nicht herauskommen so streut ihnen die Jugend ein Pfadchen mit Zwetschenkernen Aber am schonsten ist es mit geloschtem Kalk denn diesen kann man nicht wegkehren und es wissen dann alle Leute worum es geht Wenn sie dann am Samstag so ist es bei uns ublich sich verloben werden von der Jugend Scherben geworfen denn Scherben bedeutet Gluck Nachher werden sie in den Kasten ausgehangt Dann machen sich die jungen Leute aus dass sie stiegen wollen Sie tragen den Wagen die Maschinen den Pflug die Gerate und was sonst noch zu erwischen ist Das tragen sie alles zum Kasten hin Ganz oben darauf setzen sie eine Strohpuppe Am anderen Morgen konnen die Leute sich ihr Zeug wieder holen Vereine Bearbeiten Vollnkirchen verfugt uber ein reges Vereinsleben Dabei tragen die Vereine auch zum gesellschaftlichen Leben im Dorf bei in dem sie Feste veranstalten Tennisfreunde 1997 Vollnkirchen e V Maiglockchenfest am 1 Mai an der Grillhutte Freiwillige Feuerwehr Dorffest am Burgerhaus im Juni Turn und Sportverein 1965 e V Zeltkirmes am letzten Wochenende im Juli Forderverein Handball Vollnkirchen e V Backhausfest zwischen den Jahren rund ums Burgerhaus FrauenchorKulturdenkmaler Bearbeiten Hauptartikel Liste der Kulturdenkmaler in Vollnkirchen Historischer Ortskern Bearbeiten Das heute noch erkennbare Erscheinungsbild eines Strassendorfes entstand im Wesentlichen im 18 und 19 Jahrhundert Zu beiden Seiten der Hauptstrasse befanden sich grosse zweigeschossige Hofreiten in U oder Winkelform die mit uberbauten Torhausern oder mit hohen sog Huttenberger Hoftoren zur Strassenseite hin abgeschlossen waren Die Wohnhauser stehen in Trauf oder Giebelstellung zur Strasse ruckwartig schliessen sich Nebengebaude Stalle und Scheunen an dahinter wiederum Bauerngarten und Streuobstwiesen Auch wenn viele Wohnhauser im Ortskern in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts um oder neugebaut wurden und sich das Erscheinungsbild entsprechend geandert hat ist bis heute ein fast intakter Scheunenkranz mit Grungurtel auf beiden Seiten des Dorfes erhalten geblieben Von den fur das Huttenberger Land typischen Hoftoren findet man heutzutage nur noch wenige die meisten mussten den Neubauten weichen Damit sind auch zahlreiche Torspruche verlorengegangen die die Hoftore damals geziert haben Ich ging einmal durch ein fremdes Land Da stand geschrieben an einer Wand Sei getreu und bleib verschwiegen Was nicht dein ist das lass liegen Torspruch Hausnummer 26 heute Wertshauser Strasse 5 Der Mensch braucht ein Platzchen und ist es noch so klein Von dem er kann sagen sieh hier dies ist mein da lebt er da liebt er da ruht er sich aus da ist seine Heimat da ist er zu Haus Torspruch Hausnummer 19 heute Gruner Weg 3 Das Haus ist mein und doch nicht mein Wer nach mir kommt wird s auch noch sein Torspruch Hausnummer 31 heute Kohlgasse 8 Alte Dorfkirche Bearbeiten Die alte Vollnkirchener Dorfkirche wurde Mitte der 1950er Jahre abgerissen und durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt der Pfingsten 1957 eingeweiht wurde Dem Kirchenneubau ging ein langer und erbitterter Streit zwischen der damals noch selbststandigen Gemeinde Vollnkirchen und der Denkmalschutzbehorde voraus Wahrend der Gemeinde und Kirchenvorstand sich fur den Abriss der alten Kirche und Neubau einer grosseren neuen Kirche einsetzten versuchte der Landeskonservator den Abriss bis zuletzt zu verhindern Er stellte fest dass die Kirche aus dem 12 Jahrhundert stammte 1656 wurde sie um einen Anbau erweitert und wollte sie unter Denkmalschutz stellen lassen Doch alle Bemuhungen des Landeskonservators halfen nichts das alte Gotteshaus kam Nun doch unter die Spitzhacke wie ein Bericht in der Wetzlarer Neuen Zeitung titelte Er konnte aber zumindest erreichen dass die wertvollsten Teile der alten Kirche den Abriss unbeschadet uberstanden haben um sie in der neuen Kirche an bevorzugter Stelle wiederverwenden zu konnen Doch nach jahrzehntelanger Zwischenlagerung in einer Scheune sind die meisten Stucke verloren gegangen So sind heute nur noch wenige Teile aus der alten Dorfkirche erhalten geblieben die alte Glocke und das mechanische Uhrwerk versehen immer noch ihren Dienst und der Taufstein fristet heute als Blumenkubel sein Dasein Die alte Orgel aber wurde tatsachlich an bevorzugter Stelle in der neuen Kirche wiederverwandt Alte Dorfschule Bearbeiten In Nachbarschaft zur Kirche befand sich die alte Dorfschule Wann die erste Schule in Vollnkirchen gebaut wurde ist nicht bekannt 1658 planten die Vollnkirchener einen Schulneubau und baten den Grafen von Nassau Saarbrucken um finanzielle Hilfe da sie alleine das Geld dafur nicht aufbringen konnten 19 1824 schrieb damalige Lehrer Johann Schweizer an den Landrat und beklagt den schlechten Zustand des Schulgebaudes der Dielenfussboden der Schulstube weise so viele Locher auf dass schon Kinder in den Keller gefallen seien Weil auch die Kirchhofstur in der unteren Halfte verfault sei musse man aufpassen dass die Schweine nicht unten durchkriechen wurden und den benachbarten Kirchhof verwusteten Auch das ausserliche Erscheinungsbild der Schule liess 1824 sehr zu wunschen ubrig der Speiss ist los die Gefache sind verfallen die Fenster sind aus den Rahmen so dass Fremde schon geglaubt hatten es ware ein verfallenes Backhaus Schlimmer als die baulichen Mangel aber sei der Umstand dass nur 2 kleine Schultische vorhanden sind und viele Kinder auf den Banken schreiben mussen 20 1843 wurden Schule und Lehrerwohnung zum Abbruch versteigert und an gleicher Stelle ein neues Schulhaus nebst Stall zum Preis von 1427 Thalern acht Silbergroschen und einem Pfennig erbaut Bis 1965 wurden die Schulkinder in dieser einklassigen Volksschule unterrichtet danach begann der Unterricht fur alle Dorfschulen an der Mittelpunktschule in Rechtenbach um dem Schulkind auf dem Lande bessere Bildungs und Zukunftschancen einzuraumen 21 In den Jahren nach 1965 diente der Schulsaal im ersten Stock als Turnraum des neu gegrundeten Turn und Sportvereins ehe das Gebaude 1970 dem Abrissbagger zum Opfer fiel Am ehemaligen Standort der Schule befindet sich heute der neugestaltete Dorfmittelpunkt mit dem neuen Burgerhaus 2005 eingeweiht Judischer Friedhof Bearbeiten Am Ende der Strasse Im Wiesental befindet sich ein kleines umzauntes Grundstuck der judische Friedhof von Vollnkirchen 1595 sind erstmals judische Einwohner in Vollnkirchen nachzuweisen Nachdem die Juden in Zusammenhang mit den Pestpogromen im Mittelalter aus den deutschen Stadten vertrieben worden waren fanden sie im Verlauf des 16 Jahrhunderts Aufnahme in den landlichen Gebieten Deutschlands Das Recht in Vollnkirchen Juden anzusiedeln lag bis zur Mitte des 17 Jahrhunderts bei der in Cleeberg ansassigen niederadligen Familie von Schwalbach Zu Beginn des 17 Jahrhunderts waren es wohl insgesamt 35 40 judische Menschen die in Vollnkirchen lebten Einige waren Kaufleute und besuchten regelmassig die Messe in Frankfurt An die Herren von Schwalbach mussten sie ein jahrliches sogenanntes Schutzgeld zahlen fur die Erlaubnis in Vollnkirchen zu wohnen und zu arbeiten Im Trauerfall war ein Begrabnisgeld fallig 1619 werden erstmals Einnahmen aus Judenbegrabnissen in Vollnkirchen genannt Es ist anzunehmen dass der Friedhof etliche Jahre zuvor von den Herren von Schwalbach angelegt wurde und damit heute als einer der altesten judischen Landfriedhofe in Hessen gilt Der Friedhof in Vollnkirchen war ein Sammelfriedhof d h es wurden dort auch Juden aus umliegenden Ortschaften begraben Fur 1619 und 1620 werden Beerdigungen aus Grossen Linden genannt das damals noch keinen eigenen judischen Friedhof hatte In der Mitte des 17 Jahrhunderts verliert sich die Spur der Vollnkirchener Juden Unbekannt ist auch in welchen Hausern die ehemaligen judischen Einwohner lebten ebenso wo sie ihre Gottesdienste abhielten und in welchem Haus es eine Mikwe ein Bad fur die rituellen Waschungen gab Zeugnis dafur dass sie auch Grund und Boden besassen gibt der Flurname Auf dem Judenmorgen in der Gemarkung von Vollnkirchen Der Friedhof diente im 18 und 19 Jahrhundert weiterhin fur die Juden aus Lutzellinden Hochelheim und Hornsheim als Begrabnisstatte Im 19 Jahrhundert vermehrte sich aufgrund der rechtlichen Gleichstellung im preussischen Staat die judische Einwohnerschaft in Hochelheim und Hornsheim und erreichte um 1885 mit ca 47 Personen ihre zahlenmassig grosste Starke So wurde auch der Friedhof in Vollnkirchen endgultig zu klein und zugunsten eines neuen Friedhofs in Hornsheim aufgegeben Die letzte judische Beerdigung in Vollnkirchen war wahrscheinlich im Jahr 1890 die von Heimann Rosenbaum 1849 aus Hochelheim Weitere Gebaude und Einrichtungen Bearbeiten Gegenuber der alten Dorfschule stand fruher ein Gebaude in dem das alte Dorfbackhaus Leiternhaus Spritzenhaus und die Viehwaage untergebracht waren was 1951 abgerissen wurde Daneben befand sich der alte Brandweiher Unterhalb der Kohlgasse am Geschwindbach gab es mal ein Schwimmbad das in den 1920er Jahren erbaut wurde Die Liegewiese wurde fruher hauptsachlich als Waschplatz und Tuchbleiche genutzt 1949 wurde das Freibad geschlossen und mit Erdmassen aus dem Kanalbau verfullt Ebenso der angrenzende Brunnen der fruher zur Wasserversorgung des Ortes diente Die Bauarbeiten zur Kanalisation begannen am 12 April 1949 in der Kohlgasse Ein Jahr zuvor wurde in Vollnkirchen eine Wasserleitung verlegt Die Ausschachtung erfolgte per Hand und jeder Haushalt hatte 1 m Leitungstrasse auszuschachten 1951 wurde der Wasserhochbehalter gebaut der vom Katharinenbrunnen aus Wertshausen gespeist wird und heute als Wasserentnahmestelle fur die Landwirtschaft genutzt wird Am sudlichen Ortseingang Vorderdorf gab es fruher einen Brandweiher der gerne auch mal fur ein Erfrischungsbad benutzt wurde Die Wasserqualitat war aber nicht immer die beste denn gelegentlich ist etwas Gulle aus dem direkt angrenzenden Misthaufen der benachbarten Hofreite dort hineingelaufen In Vollnkirchen gab es fruher auch mehrere Gastwirtschaften von denen heute nur noch der Goldene Hirsch ubrig geblieben ist 1949 eroffnete Otto Kohler sen im Erdgeschoss des Wohnhauses eine Gaststube die von Irmgard und Otto Kohler jun bis in die 1990er Jahre weitergefuhrt wurde Mitte der 1990er Jahre wurde die Scheune zum heutigen Wirtshaus in der Scheune umgebaut Noch alteren Datums und uber mehrere Generationen in Betrieb war das Gasthaus Ulme an der Ecke Wertshauser Strasse Kohlgasse Die letzten Besitzer Anna und Ewald Scheiter hatten an der Fortfuhrung der Kneipe kein Interesse und schlossen diese 1956 Der Dorfname Ulme geht auf die Mutter von Ewald Scheiter eine geborene Ulm zuruck Zu der Kneipe gehorte ein Saalbau der in der Ecke zwischen Scheune und der angrenzenden Hofreite der Kohlgasse stand und etwa 1962 abgerissen wurde Neben Kirmesveranstaltungen diente das Gebaude als Kino und Theatersaal Die Danneck bzw Tannchen war eine Kneipe in der Wertshauser Strasse 4 die Mitte der 1980er Jahre betrieben wurde Im Grunen Weg wurde 1972 das Speiersch Haus von Edith und Ernst Perscheid gekauft und wohnbar gemacht Im Keller befand sich eine Bierkneipe Heutiges Ortsbild Bearbeiten Die grossten Anderungen im alten Ortskern haben sich am Dorfmittelpunkt vollzogen Abriss der alten Dorfkirche und Kirchenneubau Mitte 1950er Jahre Abriss der alten Dorfschule 1970 Das Mitte der 1960er Jahre auf dem ehemaligen Schulareal gebaute Dorfgemeinschaftshaus wurde im Rahmen der Dorferneuerung 2004 abgerissen und an derselben Stelle durch das neue Burgerhaus ersetzt Die Einweihung fand am 28 Januar 2005 statt Um den alten Ortskern herum wurden Neubaugebiete erschlossen Wiesental Mitte der 1950er Jahre Foleniusstrasse Mitte der 1960er Jahre Radchen 1980er Jahre und Gansweid 2014 Verkehr BearbeitenDer OPNV erfolgt durch die Buslinie 313 des Rhein Main Verkehrsverbundes Weblinks BearbeitenOrtsteile In Internetauftritt Gemeinde Huttenberg archiviert vom Original am 6 Juli 2016 abgerufen im September 2018 Vollnkirchen Lahn Dill Kreis Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Literatur uber Vollnkirchen nach Register In Hessische BibliographieEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Vollnkirchen Lahn Dill Kreis Historisches Ortslexikon fur Hessen Stand 8 Juni 2018 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS a b Zahlen Daten Fakten In Internetauftritt Gemeinde Huttenberg archiviert vom Original abgerufen am 16 Juni 2020 Daten aus Web Archiv Friedrich Kilian Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch topographisch Verlag Carl Wigand Wetzlar 1836 Band 1 S 40 Band 2 S 92f F W Freiherr von Ulmenstein Geschichte und topographische Beschreibung der kaiserlich freien Reichsstadt Wetzlar Teil 1 Hadamar 1802 S 190 ff Wolf Heino Struck Quellen zur Geschichte der Kloster und Stifte im Gebiet der mittleren Lahn bis zum Ausgang des Mittelalters Band 4 Regesten 1156 1634 Wiesbaden 1962 Nr 1546 S 71 72 Originalurkunde Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden HHStAW Abt 85 Nr U10 Wolf Heino Struck Das Marienstift zu Wetzlar im Spatmittelalter Regesten 1351 1500 Marburg 1969 Nr 257 S 125 nach Recherchen von Walter Eberts ehemaliger Wetzlarer Stadtbildpfleger und Konservator fur den Landkreis Wetzlar Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises der Landkreise Giessen und Wetzlar und der Stadt Giessen GVBl II 330 28 vom 13 Mai 1974 In Der Hessische Minister des Inneren Hrsg Gesetz und Verordnungsblatt fur das Land Hessen 1974 Nr 17 S 237 ff 11 Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags PDF 1 2 MB Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 5 1970 bis 31 12 1982 W Kohlhammer Stuttgart Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 380 381 Karl Heinz Gerstemeier Karl Reinhard Hinkel Hessen Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform Eine Dokumentation Hrsg Hessischer Minister des Inneren Bernecker Melsungen 1977 OCLC 180532844 S 298 Ortsbeirate In Webauftritt Gemeinde Huttenberg abgerufen im Februar 2019 Michael Rademacher Land Hessen Online Material zur Dissertation Osnabruck 2006 In eirenicon com Abgerufen am 1 Januar 1900 Die Zugehorigkeit des Amtes Huttenberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen Hessen Marburg 1567 1604 Hessen Kassel und Hessen Darmstadt 1604 1638 und Hessen Darmstadt 1567 1866 Grossherzogliche Centralstelle fur die Landesstatistik Hrsg Beitrage zur Statistik des Grossherzogtums Hessen Band 13 G Jonghause s Hofbuchhandlung Darmstadt 1872 OCLC 162730471 S 27 ff 40 Punkt 2 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Friedrich Kilian Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch und topographisch Wigand 1836 S 99 Online bei google books Zahlen Daten Fakten In Internetauftritt Gemeinde Huttenberg archiviert vom Original abgerufen am 22 Juni 2018 Daten aus Web Archiv Ausgewahlte Daten uber Bevolkerung und Haushalte am 9 Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen PDF 1 MB Nicht mehr online verfugbar In Zensus 2011 Hessisches Statistisches Landesamt archiviert vom Original am 27 Oktober 2020 abgerufen im April 2020 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot statistik hessen de HHSTAW 166 167 Nr 2220 HHSTAW 423 Nr 489 Festschrift zur Einweihung der Schwingbachschule 1965Ortsteile von Huttenberg Hessen Huttenberg Rechtenbach Reiskirchen Vollnkirchen Volpertshausen Weidenhausen Normdaten Geografikum GND 16068341 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vollnkirchen amp oldid 237330212