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Die Stiftskirche St Marien ist eine romisch katholische Pfarrkirche des Bistums Gorlitz in der Kirchenprovinz Berlin Sie befindet sich in der Gemeinde Neuzelle im Landkreis Oder Spree im Sudosten des Landes Brandenburg Das Kirchengebaude ist ein eingetragenes Baudenkmal in der Denkmalliste des Landes Brandenburg Die Stiftskirche St Marien im Mai 2017Ansicht der Kirche von Nordosten 2017 Der der Jungfrau Maria geweihte Kirchenbau entstand als Klosterkirche des Zisterzienserklosters Neuzelle als Hallenkirche im gotischen Stil Die Kirche wurde im 17 Jahrhundert barockisiert und im 18 Jahrhundert prachtvoll umgestaltet Seit der Sakularisation des Klosters Neuzelle im Jahr 1817 dient die Kirche St Marien der romisch katholischen Pfarrgemeinde Neuzelle Im 20 Jahrhundert wurde die Kirche mehrfach saniert Das Gebaude gilt als bedeutendster Kirchenbau der Niederlausitz und ist ein einzigartiges Bauwerk des bohmischen und schlesischen Barock im Land Brandenburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Aussen 2 2 Innen 3 Ausstattung 3 1 Altare 3 2 Orgel 3 3 Sonstige Ausstattung 4 Josephskapelle 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Kernbau der Stiftskirche St Marien ist eine gotische Hallenkirche mit rechteckigem Grundriss nach Vorbild der Abteikirche St Marienstern in Panschwitz Kuckau in der Oberlausitz Mit den Erdarbeiten zur Herstellung eines Planums fur die Klosterkirche wurde vermutlich schon um 1281 begonnen Die Durchfuhrung eines Stundengebets ist bereits fur das Jahr 1309 belegt was darauf schliessen lasst das der Altarraum zu dieser Zeit bereits fertig gestellt war Der Hallenbau wurde um 1330 beendet die Erganzung des Turms fallt in die Amtszeit des Abts Theodor zwischen 1380 und 1395 Das die Halle uberspannende Dach das als aufgestandertes Kehlbalkendach ausgefuhrt ist kann durch Dendrochronologie auf das Jahr 1413 datiert werden 1 In diesem Jahr wurde der Bau der Klosterkirche in etwa abgeschlossen Im Jahr 1515 wurde die Halle neu eingewolbt Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurde die Neuzeller Klosterkirche geplundert und verwustet Zwischen 1654 und 1658 erfolgte unter Abt Bernhard von Schrattendach im Zuge der Gegenreformation der Wiederaufbau der Halle in Formen des Fruhbarock 2 Dabei wurden die gotischen Spitzbogen verandert die Halle wurde durch ein holzernes Stichkappengewolbe uberspannt und der Innenraum wurde neu gestaltet Unter den Abten Conrad Proche und Martin Graff zwischen 1703 und 1741 wurde die Klosterkirche vollends im bohmischen Barockstil umgebaut 1709 wurde eine Sakristei angelegt zwischen 1730 und 1732 wurde eine niedrige Vorhalle bis auf Hohe der Dachtraufe aufgestockt und mit einem Uhrenturm versehen Ab 1736 erhielt die Kirche in funfjahriger Bauzeit einen eingezogenen Altarraum im Zuge dessen wurde die Sakristei 1737 nach Osten erweitert Bis 1745 wurden die Barockisierungsarbeiten mit der Neugestaltung des Ausseren und dem Anbau der Josephskapelle im Suden abgeschlossen Im Jahr 1817 wurde das Kloster Neuzelle sakularisiert Seitdem dient die Kirche einer romisch katholischen Pfarrgemeinde Um 1909 wurde die gesamte Kirche umfassend saniert Zwischen 1970 und 1990 erfolgte eine Sanierung des Innenraums 1987 wurde mit einer Aussensanierung begonnen die 1999 abgeschlossen wurde Architektur BearbeitenAussen Bearbeiten nbsp Frontansicht 2011 Das Langhaus der Kirche ist ein Mauerwerksbau aus Mauerziegeln unter steilem Satteldach Die Fenster sind rundbogig an der Nordwand ist das Langhaus noch mit gotischen Strebepfeilern besetzt Der Ostgiebel ist mit spitzbogigen Blenden gegliedert Die Sudwand wurde als Schaufront insbesondere in die Barockisierung der Kirche einbezogen Die ursprunglich gotischen Streben wurden zu barocken Wandpfeilern umgestaltet und verkropft Am mittleren Joch wurden die Strebepfeiler durch angeputzte Pilaster ersetzt Oberhalb des zweiten Jochs liegt ein Segmentgiebel davor ist die Josephskapelle angebaut die das Joch teilweise verdeckt Die Fenster sind zweigeschossig angeordnet deren Rundbogen sind mit Blumengehangen verziert An der Nordseite ist diese Gliederung als Scheinarchitektur aufgemalt Der barocke einschiffige Altarraum im nachfolgenden ggfs auch als Chor bezeichnet wurde nachtraglich angefugt und ist als Apsis geschlossen Um den Altarraum herum liegt ein durch die Strebepfeiler gefuhrter Umgang Die Fassade ist mit Wandpfeilern mit verkropftem Gebalk und wiederum rundbogigen Fenstern gegliedert Auf dem Dach des Chors ist ein hoher Dachreiter auf achteckigem Grundriss mit doppelter Laterne und Zwiebelturm mit Turmkugel und Kreuz aufgesetzt In der sudlichen Ecke zwischen Altarraum und Langhaus ist eine kleine zweigeschossige Vorhalle angebaut Auf der anderen Seite des Chors befindet sich ein ebenfalls zweigeschossiger L formiger Anbau mit der Sakristei Die Westfassade ist als barocke Einturmfassade ausgefuhrt Sie besteht aus einer breiten zweigeschossigen Vorhalle mit einer dreiachsigen durch Pilaster in Kolossalordnung gegliederten Schaufassade mit gesprengtem Giebel Uber dem Giebel befindet sich ein schmaler barocker Uhrturm mit drei Rundgiebeln Dahinter unmittelbar an die ursprungliche Westfassade angrenzend erstreckt sich der gotische Glockenturm Dieser wird durch eine steile Schweifhaube mit offener Laterne und Zwiebelhaube abgeschlossen Die Haube ist auf das Jahr 1805 datiert und wurde bei der Sanierung 1998 erneuert Das auf 1732 datierte Hauptportal wird von hohen Saulen flankiert und verfugt uber ein verkropftes Gebalk mit drei Sandsteinfiguren fur das Prieser Lehr und Hirtenamt und einer von Putten gehaltenen Kartusche mit dem Wappen des Abts Martin 1 Innen Bearbeiten nbsp Der Innenraum der Kirche 2020 Der Innenraum der Neuzeller Pfarrkirche St Marien wird durch die in zwei Phasen erstellte barocke Ausgestaltung und die Wand und Gewolbemalereien gepragt Die Halle wird durch oktogonale Pfeiler mit profilierten Sockeln und spitzbogigen Arkaden gestutzt Das ursprungliche Kreuzrippengewolbe wurde zu Beginn des 16 Jahrhunderts durch ein Sternnetzgewolbe unter einer eingehangten Tonne mit Stichkappen ersetzt Im funften Joch liegt ein Monchsportal in Formen des 14 Jahrhunderts im daneben liegenden Joch befindet sich ein weiteres Rundbogenportal Die fruhbarocken Stuckdekorationen wurden zwischen 1655 und 1658 von italienischen Kunstlern unter Leitung von G B Cometa durchgefuhrt An den Pfeilern befinden sich weit ausladende Kapitelle zum Mittelschiff hin stehen auf diesen lebensgrosse Standbilder der zwolf Apostel Der Altarraum wurde zwischen 1736 und 1740 stuckiert Die Freskenmalereien im Langhaus wurden zwischen 1655 und 1658 unter Leitung des Malers Giovanni Vanetti ausgefuhrt Sie zeigen den ersten typologisch geordneten Zyklus nach dem Dreissigjahrigen Krieg An der Decke des Kirchenschiffs sind die wichtigsten Stationen im Leben Jesu Christi dargestellt Eine ursprungliche Malerei der Verkundigung wurde bei der barocken Ausgestaltung des Chors entfernt Dargestellt sind von Osten nach Westen die Geburt Christi die Taufe Jesu das Letzte Abendmahl die Grablegung mit einer Darstellung des mittelalterlichen Klosters Neuzelle die Auferstehung und Christi Himmelfahrt In den Feldern unter den Fenstern sind die Namen Jesu durch Spruche erlautert An der Sudwand befinden sich Darstellungen von Jesus im Hause Simons und Jesus zu Gast bei Zachaus Die Vorhalle wurde 1730 durch Georg Wilhelm Neunhertz ausgemalt Die Ostwand enthalt ein Bild von Christus als Herr und Heil der Welt mit mehreren Heiligen und Allegorien der vier Erdteile An der linken Wand ist ein Erzherzog aus dem Hause Habsburg dargestellt der meist als Leopold I gedeutet wird An den ersten nordlichen Schiffspfeilern von Osten und den Ostwanden der Seitenschiffe sind Reste spatgotischer Wandmalereien der Kreuzigung und der Zehntausend Martyrer erhalten Ausstattung BearbeitenAltare Bearbeiten nbsp Hauptaltar 2017 nbsp Seitenaltare 2004 Der Hochaltar der Klosterkirche Neuzelle wurde 1740 Johann Wilhelm Hennevogel gebaut und hat einen machtigen Baldachinaufbau aus Stuckmarmor Im Zentrum uber dem Altartisch befindet sich eine vollplastische Darstellung Jesu mit den Emmausjungern Das Gemalde der Maria Aufnahme in den Himmel auf dem Altarblatt wurde von einem Schuler Michael Willmanns ausgefuhrt und 1952 restauriert Daruber in der Hauptachse eine Darstellung der Dreifaltigkeit die Taube als Symbol des Heiligen Geistes liegt in einem von Engeln umgebenen Strahlenkranz daruber thronen der Gottvater und Christus an den Seiten einer Weltkugel Das Altarblatt wird flankiert von Figuren der Apostel Paulus und Petrus der heiligen Papste Clemens I und Gregors des Grossen sowie des Hl Georgs und Kaiser Konstantins Das Gebalk ist mit Engeln und plastischen Figuren der Heiligen Laurentius und Ignatius geschmuckt In den Seitenschiffen stehen Baldachinaltare der Monchsvater Benedikt und Bernhard aus der Werkstatt Hennevogels die um 1735 gefertigt wurden Vor den Langhauspfeilern sind Nebenaltare aufgestellt Der von Westen erste Altar Annenaltar enthalt die Unterweisung Mariens in das Psalmengebet von J F Seyfried aus dem Jahr 1748 sowie Figuren von Elisabeth von Thuringen und Hedwig von Andechs Der daneben stehende Antoniusaltar ist mit der Stigmatisation des Franz von Assisi verziert Der Maria Verkundigungs Altar am zweiten Pfeiler wurde 1733 gebaut das Altarblatt wurde vermutlich von einem Altar des 16 Jahrhunderts wieder verwendet Darunter ist ein Relief der Heimsuchung und im Gebalk der Prophet Jesaja dargestellt Der Johann Nepomuk Altar beinhaltet eine Darstellung des Johannes Nepomuk als Prager Domherr mit Szenen aus seinem Leben daneben als Begleitfiguren Anselm von Canterbury und Thomas Becket An den durch Gitter abgetrennten Monchschor angrenzend steht ein Taufaltar der wie auch die daneben stehende Kanzel durch den sogenannten Teplitzer Meister geschaffen wurde Der Altar ist uberwiegend Gold gefasst in der Mitte ist die Taufe Christi dargestellt flankiert von vier Kirchenvatern und Reliefs aus dem Leben Johannes des Taufers Das Hauptgebalk wird von gewundenen Saulen getragen daruber liegt die Taube mit den Gaben des Heiligen Geistes Auf dem oberen Gebalk ist der Gottvater von den sieben Erzengeln umgeben Am vierten Pfeiler stehen links ein Kreuzaltar mit einer Kreuzigungsgruppe und Szenen aus der Passion und rechts der Pietaaltar Zuletzt befinden sich am funften Pfeiler ein Kindheit Jesu Altar mit einer Figur des Jesuskindes und ein Marienaltar mit einer barock uberschnitzten Madonna aus dem dritten Viertel des 15 Jahrhunderts und einem Bild von Maria als Guter Hirtin im Kartuschenaufsatz 1 Orgel Bearbeiten nbsp Orgelprospekt der Firma Hesse 2012 Der Prospekt der Orgel im Kirchenschiff und das erste Instrument wurden 1806 von Andreas Hesse gebaut Die heutige Orgel wurde 1906 von der Firma W Sauer Orgelbau aus Frankfurt Oder im alten Gehause eingebaut Die Orgel hat eine pneumatische Traktur mit Kegelladen Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Instrument restauriert und uberarbeitet einige Register wurden ersetzt Zwischen 1999 und 2001 wurde die Orgel von Christian Scheffler erneut uberarbeitet dabei wurde die ursprungliche Fassung von 1906 wieder hergestellt Sie hat 24 Register auf Hauptwerk Oberwerk und Pedal 3 I Hauptwerk C f31 Bordun 16 2 Principal 8 3 Gambe 8 4 Flute 8 5 Gemshorn 8 6 Rohrflote 8 7 Octave 4 8 Rohrflote 4 9 Rauschquinte II 2 2 3 10 Cornett II III11 Trompete 8 II Manual C f312 Lieblich Gedackt 16 13 Geigenprincipal 8 14 Concertflote 8 15 Salicional 8 16 Gedackt 8 17 Traversflote 4 18 Fugara 4 Pedal C d119 Subbass 16 20 Principal 16 21 Violon 16 22 Principal 8 23 Gedackt 8 24 Posaune 16 Koppeln II I I P II P Spielhilfen Feste Kombinationen mf f tutti elektrischer Zweitspieltisch mit elektronischer SetzeranlageSonstige Ausstattung Bearbeiten nbsp Kanzeldetail 2012 Die Kanzel in der Reihe der Nebenaltare von 1728 verfugt uber prachtiges bewegtes Schnitzwerk und hat einen tulpenformigen von Engeln getragenen Korb mit vollplastischen Figuren der Evangelisten zwischen Arkanthusvoluten Auf dem geschwungenen Schalldeckel steht eine allegorische Figurengruppe der drei Christlichen Tugenden und Christus als Guter Hirte Der Taufstein aus Marmor aus dem 18 Jahrhundert hat einen geschnitzten Holzaufsatz mit der Taufe Jesu und zwei klassizistische Weihwasserbecken aus rotem Marmor Er befand sich ursprunglich in der evangelischen Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz Der vergoldete Abtsstuhl von 1733 ist mit Regence Ornamenten und Puttenkopfen besetzt Die sechs Betstuhle auf der Ruckseite der Pfeileraltare stammen aus dem 18 Jahrhundert und sind mit reichen Schnitzereien Rocaille oder Akanthuswerk oder Intarsien versehen Das in den Seitenschiffen stehende Wandgestuhl stammt wohl aus der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts und wurde in den 1730er Jahren eingebaut das grosse Gemeindegestuhl im Langhaus mit seinen reichgeschnitzten Wangen aus Eichenholz entstand in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts Josephskapelle Bearbeiten nbsp Sudfassade der Kirche mit der im zweiten Joch angebauten Josephskapelle 2017 Die Josephskapelle wurde zwischen 1730 und 1745 gegen Ende der zweiten grossen Barockisierungsarbeiten im zweiten Joch an der Sudwand der Klosterkirche angebaut Sie hat einen steilen Zentralraum und mit farbigem Stuckmarmor verkleidete Wande Das umlaufende Gebalk ist mit sechs Saulen gestutzt auf deren Kapitellen stehen Figuren von Moses dem Propheten Jesaja David Abraham und Isaak An der Sudseite befindet sich uber dem Altar eine Darstellung des Gottvaters der von Engeln angebetet wird Die Kuppel wurde um 1735 von Georg Wilhelm Neunhertz ausgemalt Der Altar enthalt ein grosses Gemalde der Heiligen Familie aus der Willmann Schule mit uberlebensgrossen Figuren der Elternpaare Joachim und Anna sowie Zacharias und Elisabet mit dem Johannesknaben 1 Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen durchgesehen von Barbara Rimpel Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 S 755 765 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pfarrkirche Beata Maria Virgo Neuzelle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09115044 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Zisterzienserkloster NeuzelleEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 S 755 765 Stiftskirche St Marien kath Neuzelle Forderkreis Alte Kirchen Berlin Brandenburg abgerufen am 10 November 2021 Neuzelle Deutschland Brandenburg Stiftskirche Sankt Marien In orgbase nl abgerufen am 10 November 2021 52 090633333333 14 653022222222 Koordinaten 52 5 26 3 N 14 39 10 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiftskirche St Marien Neuzelle amp oldid 235000118