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Der Sansibar Archipel veraltet Gewurzinseln englisch Spice Islands auch Zanzibar Archipel ist eine zu Tansania gehorende Inselgruppe 30 km vor der Ostkuste Afrikas Die drei grossten Inseln dieser Gruppe sind Unguja ebenfalls Sansibar genannt Pemba und Mafia Sansibar ArchipelInseln des Sansibar Archipels an der Kuste Tansanias Inseln des Sansibar Archipels an der Kuste TansaniasGewasser Indischer OzeanGeographische Lage 6 8 S 39 22 O 6 1333333333333 39 366666666667 Koordinaten 6 8 S 39 22 OSansibar Archipel Tansania Anzahl der Inseln 3 HauptinselnHauptinsel UngujaGesamte Landflache 3067 km Einwohner 1 022 555 2002 Sansibar mit Nachbarinsel Pemba Sansibar mit Nachbarinsel PembaUnguja hat mit seinen vorgelagerten Nebeninseln eine Grosse von 1 666 km Pemba inklusive der Nebeninseln 988 km Mafia 413 km Die grosste Stadt des Archipels ist Sansibar auf Unguja 1 Inhaltsverzeichnis 1 Liste der grosseren Nebeninseln 1 1 Zu Unguja gehorig 1 2 Zu Pemba gehorig 1 3 Zu Mafia gehorig 2 Administrative Gliederung 3 Geographie 3 1 Kusten und Bodengestaltung 3 2 Klima 3 3 Flora und Fauna 3 4 Naturschutz und Umweltkonflikte 4 Bevolkerung 5 Geschichte 5 1 Fruhe Zeit 5 2 Unter der Herrschaft der Araber von Oman 5 3 Britische Protektoratszeit 5 4 Erlangung der Unabhangigkeit und Revolution 5 5 Liste der Sultane von Sansibar 5 6 Als Bundesstaat in Tansania 6 Wirtschaft 6 1 Tourismus 7 Kultur 7 1 Musik 7 2 Exportierte Kunstwerke 7 3 Themen 7 4 Film 8 Sonstiges 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseListe der grosseren Nebeninseln BearbeitenZu Unguja gehorig Bearbeiten Bawe Changuu Prison Island Chapwani Grave Island Tumbatu Popo Daloni Mnemba Vundwe Uzi Sume Miwi Pungume Kwale Tele Ukombe Chumbe Nyange Murogo Sandbanke PangeZu Pemba gehorig Bearbeiten 2 Misali Vikunguni Kashani Kokota Funzi Pembe Uvinje Fundo Njao Kisiwa Mbali Kisiwa Hamisi Kisiwa N gombe Kisiwa Kamata Kojani Kuji Mtangani Shamiani Jombe Panza Panani Sumtama Matumbini Matumbi Makubwa Kwata MakoongweZu Mafia gehorig Bearbeiten Chole Juani Jibondo Bwejuu Shungi Mbili Mbarakuni Nyororo JinaAdministrative Gliederung BearbeitenUnguja und Pemba bilden zusammen mit ihren Nebeninseln und der weit abseits gelegenen kleinen Latham Insel den tansanischen Teilstaat Sansibar mit insgesamt funf der 26 Verwaltungsregionen Tansanias wahrend die Insel Mafia mit ihren Nebeninseln zu Tanganjika gehort und dort einen Distrikt der Region Pwani bildet Hauptstadt und okonomisches Zentrum ist Sansibar auf Unguja Die Altstadt Stone Town gilt als Sehenswurdigkeit Die Hauptort von Pemba ist Chake Chake Geographie Bearbeiten nbsp Karte der Hauptinsel Unguja nbsp Strandabschnitt wenige Kilometer nordlich von Stone TownKusten und Bodengestaltung Bearbeiten Die Westkuste Ungujas ist durch zahlreiche teilweise lagunenartige Buchten reich gegliedert hat nur ein schmales Strandriff und grosse Wassertiefen nahe dem Ufer Unguja wird umsaumt von einem Wallriff das sich in der Nahe der vorgelagerten Inseln die grosste ist Tumbatu uber den Meeresspiegel erhebt Fast uberall ist das Ufer der Westkuste leicht zuganglich Die Ostkuste ist dagegen fast ungegliedert Sie wird von einem machtigen Strandriff mit hoher Brandung begleitet und fallt an vielen Orten steil ins Meer ab Das Innere der Insel zerfallt kulturgeographisch und physisch in zwei Halften Die Westhalfte tragt meridionale Hugelketten so den Masinginiberg 135 m und zeigt stellenweise sumpfige Niederungen sowie zahlreiche fliessende Gewasser so der Zingwe Zingwe und der Mwera Der ausserordentlich fruchtbare Boden besteht aus tiefgrundigen Alluvialmassen aus verwittertem Korallenkalk Die Osthalfte ist dagegen unfruchtbar flach und wasserarm hat eher Karstcharakter mit Dolinen Hohlen und unterirdischen Flussen Klima Bearbeiten Sansibars Klima ist tropisch am warmsten von Dezember bis Marz das durchschnittliche Jahresmittel liegt bei 26 5 C Die Regenzeiten dauern von Marz bis Mai und von Oktober bis November Flora und Fauna Bearbeiten Eine wesentliche Rolle in der Nutzung der Natur Sansibars spielen die marinen Habitate wie Seegraswiesen Korallenriffe und Mangrovenkusten Viele Strande des Archipels werden von Meeresschildkroten fur ihr Brutgeschaft aufgesucht In Nungwi gibt es eine Aufzucht und Schutzstation fur Meeresschildkroten Vor der afrikanischen Festlandskuste leben zahlreiche grosse Haiarten wie der Bullenhai oder Tigerhai aber auch grosse Planktonfresser wie der Walhai Die Fauna von Unguja dokumentiert die Landbrucke der Insel zum afrikanischen Kontinent wahrend der letzten Eiszeit Die Vielfalt auch der terrestrischen und semiaquatischen Lebensraumen auf den Inseln reicht von Mangrovensumpfen uber Buschland bis zu grossen Gebieten mit Palmfarnen Der Sansibar Stummelaffe ist endemisch Die meisten Tiere leben auf der Hauptinsel Unguja einige auch auf Pemba Ihr Lebensraum sind Walder neben Primar sind sie auch in Sekundarwaldern zu finden und werden in verschiedenen Forest National Parks geschutzt Der Sansibar Leopard war eine der hier endemischen Unterarten Er gilt seit 1991 als ausgestorben Um samtliche Inseln des Sansibar Archipels finden sich die marinen Habitate Korallenriff Seegraswiesen und Mangrovenwalder im kustennahen Bereich Naturschutz und Umweltkonflikte Bearbeiten Der Tanzanian Wildlife Act bezieht die Flora und Fauna Sansibars mit ein Wichtige Schutzgebietskategorien sind National Park Wildlife reserve und Marine park Die Umsetzung der Schutzgebiete und die Durchsetzung von Naturschutzregeln ist je nach Gebiet in einem sehr unterschiedlichen Status Der Tourismus nahm in Ostafrika in den letzten Jahren zu was zu einem hohen Druck auf die besonderen Lebensraume auch Sansibars fuhrt Hotels entstehen an vielen Stranden und die Insel ist eine der am schnellsten wachsenden Touristen Destinationen des Indischen Ozeans 3 Der Tauchtourismus zusammen mit der lokalen Fischerei gefahrdet vor allem die empfindlichen Korallenriffe Naturschutzkonzepte werden vom Institute of Marine Science IMS an der University of Dar es Salaam seit 2009 teilweise in Kooperation mit dem Leibnitz ZMT Bremen ausgearbeitet Bevolkerung BearbeitenDie Inselbewohner nennt man Sansibarer Im Jahr 2002 zahlten sie 981 754 Menschen Sie bestehen aus Afrikanern Indern Persern und Arabern sowie zahlreichen Mischlingen aus diesen Gruppen Bei der letzten Volkszahlung vor der Unabhangigkeit hingen 97 Prozent der Bevolkerung dem Islam an Die restlichen 3 Prozent waren Hindus Christen oder Anhanger afrikanischer Religionen 4 Da aber seit der Unabhangigkeit bei den Bevolkerungszahlungen aus politischen Grunden die Religionszugehorigkeit nicht mehr erfasst wird ist es moglich dass sich das prozentuale Verhaltnis geandert hat Die Nationalsprache ist Swahili Auf Sansibar lebt ausserdem eine kleine Gruppe von etwa 10 000 Ibaditen Fur die Integritat des Staates Tansania und das junge demokratische Mehrparteiensystem ist die Lage auf Sansibar problematisch da der Civic United Front CUF immer wieder vorgeworfen wird als islamisch arabische Kraft den Ausbau der Autonomie und letztlich die Unabhangigkeit als islamischer Staat anzustreben Hintergrund der Vorwurfe ist die Tatsache dass die Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi die Revolutionspartei nur auf Sansibar mit einer ernsthaften Opposition in Form der CUF zu tun hat Daher wird die CUF mit vielen Mitteln bekampft und ihr unter anderem der Vorwurf gemacht eine islamistische Partei zu sein Die Bevolkerung wuchs im 20 Jahrhundert stark an 1920 lebten hier erst 114 000 Menschen 1935 waren es 234 000 1963 319 000 1967 364 000 1978 479 000 1988 623 000 und 2002 981 754 5 Geschichte BearbeitenFruhe Zeit Bearbeiten Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus der LSA Epoche 6 Im Zuge der Bantu Expansion setzten sich bantusprachige Gruppen auf den Inseln durch Arabische Handler die im 8 Jahrhundert die Insel bereisten nannten die Kuste der Inseln بر الزنج barr az zandsch DMG barr az zanǧ Kuste der Schwarzen 7 Mit ihnen kam die heute noch vorherrschende Religion der Islam Als Folge der Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Handlern und Kustenbewohnern entwickelte sich eine neue Sprache Swahili auch Swaheli oder Suaheli von arabisch ساحلي DMG saḥili Bewohner der Kuste bzw der Pluralform سواحلي DMG sawahili Bewohner der Kusten 8 eine Mischung aus dem Arabischen und der Bantusprachen der einheimischen Volker wobei die Sprache von der Struktur her eine afrikanische Klassensprache blieb mit einem Wortschatz der zu etwa 30 aus dem Arabischen stammt aber auch Worter aus dem Englischen Deutschen und verschiedenen indischen Sprachen integrierte Im 10 Jahrhundert siedelten sich persische Handler an Diese sind Vorfahren der Schirasi 9 Schon im 10 Jahrhundert hatten Araber Niederlassungen in der Region gegrundet die sich zu bluhenden Republiken entwickelten Als Vasco da Gama am 28 Januar 1499 Sansibar besuchte fand er gut gebaute und reiche Stadte die lebhaften Handel mit Indien trieben 1503 landete der Portugiese Ruy Lourenco Ravasco auf Unguja baute dort eine Handelsstation Sansibar wurde tributpflichtig und 1505 durch Joao Homere vollends in portugiesischen Besitz genommen In den folgenden Jahren kontrollierten die Portugiesen den gesamten Handel im Indischen Ozean Gegen Ende des 17 Jahrhunderts verloren die Portugiesen alle ihre Besitzungen nordlich von Mosambik an den Imam von Maskat Sansibar ging 1698 verloren Unter der Herrschaft des Imam zerfiel das Land in zahlreiche kleine Staaten und Gemeinwesen Unter der Herrschaft der Araber von Oman Bearbeiten Im 17 bis 19 Jahrhundert bildete Sansibar unter der Herrschaft des Sultans von Oman ein Zentrum fur den ostlichen Sklavenhandel Jahrhundertelang war die flache Insel Unguja nach Madagaskar die grosste Insel vor Ostafrika eine der wichtigsten Handelsmetropolen im Indischen Ozean Sklavenhandel sowie Handel mit Elfenbein und ab 1818 die Kultivierung von Gewurznelken machten die Insel reich beruhmt beruchtigt und begehrenswert Im Gegenzug waren die muslimischen Herren Sansibars auf den Kauf von Schusswaffen und Munition angewiesen um die Herrschaftsstrukturen der Sklaverei Sklavenhandel Sklavenjagd und Sklavenkarawanen bis ins innere Afrika durchzusetzen nbsp Das alte Fort in Stone Town SansibarAb dem 18 Jahrhundert ubten die Araber auf der strategisch wichtigen Insel Unguja zunehmenden Einfluss aus Das Hauptgeschaft bestand im Sklavenhandel der als Transitgeschaft uber die Inseln lief Zu Beginn des 19 Jahrhunderts wurden 6 000 bis 10 000 Sklaven jahrlich umgesetzt Man schatzte den Anteil der Sklaven an der Gesamtbevolkerung auf 75 nbsp Historische Karte um 1888 Seit 1784 beherrschte der Sultan von Maskat die Insel Unguja direkt durch einen Gouverneur Diese Statthalter und jene an der ostafrikanischen Kuste machten sich jedoch zunehmend unabhangig wurden aber von Sultan Sayyid Saʿid wieder unterworfen 1829 fiel Mombasa 1837 fiel auch Sansibar durch Verrat 10 1829 legte der Sultan die erste Gewurznelkenplantage auf Unguja an 1832 zunachst provisorisch dann 1840 endgultig entschied der Sultan den omanischen Hof nach Sansibar zu verlegen In dieser Zeit erreichten europaische und amerikanische Handler Sansibar Als erstes westliches Land eroffneten 1837 die Vereinigten Staaten von Amerika ein Konsulat 1841 folgte das britische 1844 das franzosische Konsulat Damit wurde das Sultanat auch international anerkannt nbsp Sansibar zur KolonialzeitNach dem Tode Sayyid Saʿids Bu Saʿid Dynastie 1856 wurde das Sultanat geteilt Sein Sohn Sayyid Madjid wurde Sultan von Sansibar Nach dessen Tod am 7 Oktober 1870 wurde ein jungerer Bruder des Sultans Barghash ibn Saʿid Souveran des Gebiets und als der 1888 starb folgte ihm sein zweiter Bruder Sayyid Chalifa ibn Said Bis um 1870 hatte sich der ostafrikanische Herrschaftsbereich des Sultanats Sansibar im Landesinneren bis jenseits des Tanganjikasees ausgebreitet Daraus entstand ein Interessenkonflikt mit der Deutsch Ostafrikanischen Gesellschaft die ab 1884 begann Herrschaftsrechte auf dem Kontinent zu erwerben Am 1 November 1886 legte eine deutsch britische Kommission die Grenzen der sansibarischen Festlandsbesitzungen fest Sie sollten demnach einen Kustenstreifen von zehn Seemeilen Breite von Kap Delgado heute Mosambik bis Kipini heute Kenia mit allen vorgelagerten Inseln und die Stadte Kismaayo Baraawe Merka Mogadischu und Warsheikh im heutigen Somalia umfassen Der britische Vertreter in dieser Kommission war der spatere Feldmarschall Horatio Herbert Kitchener 1887 89 wurde die Kuste des spateren Kenia an die Imperial British East Africa Company verpachtet und bis zur Unabhangigkeit von den Briten verwaltet Der sudliche Kustenabschnitt wurde 1888 an die Deutschen verpachtet und am 28 Oktober 1890 an sie verkauft Die nordlichen Stadte wurden 1892 an Italien verpachtet 1906 verkauft Mogadischu erst 1924 Die Briten die schon vor der Afrika Konferenz auf der Insel Fuss gefasst hatten zwangen den Sultan Barghash ibn Saʿid 1873 den Sklavenhandel zu beenden Der Sultan liess ihn aber inoffiziell weiterlaufen so dass sich ein Sklaven Schwarzmarkt entwickelte der bis 1897 bestand und der arabischen Oberschicht weiterhin hohe Einnahmen einbrachte Sansibar war zu dieser Zeit auch ein bedeutendes Zentrum islamischer Gelehrsamkeit Einer der wichtigsten hier tatigen Gelehrten war der von den Komoren stammende Ahmad ibn Sumait den Sultan Barghasch 1883 zum Qadi von Sansibar berief Ibn Sumait der ein leidenschaftlicher Anhanger der schafiitischen Rechtsschule war geriet zwar 1886 in Konflikt mit dem ibaditischen Sultan und floh aus dem Land kehrte jedoch 1888 nach dessen Tod nach Sansibar zuruck und wurde erneut zum Qadi ernannt Wie viele andere islamische Gelehrte seiner Zeit war Ibn Sumait von dem reformerischen Gedankengut Muhammad Abduhs beeinflusst allerdings teilte er nicht dessen Ablehnung der Sufik sondern verteidigte vielmehr seinen Orden die Tariqa ʿAlawiya gegen die Angriffe der Reformgelehrten 11 Sansibar entwickelte sich Ende des 19 Jahrhunderts ausserdem zu einem Zentrum fur die Verbreitung des Qadiriya Ordens nachdem zwei Scheiche aus Baraawe ʿAbd al ʿAziz al Amawi 1838 1896 und Scheich Uwais ibn Muhammad 1847 1909 diesen hier eingefuhrt hatten 12 Scheich Mjana Kheri ein Schuler von Scheich Uwais verbreitete den Qadiriya Orden um die gleiche Zeit bei den Plantagen Sklaven von Sansibar 13 Siehe auch Islam auf Sansibar Britische Protektoratszeit Bearbeiten nbsp Als einziger Sultan versuchte Khalid ibn Barghash die Kolonialherrschaft abzuschutteln was zum Krieg mit Grossbritannien fuhrte1890 wurde das immer kleiner gewordene Sultanat Sansibar das de facto nur noch aus den Inseln Unguja und Pemba bestand britisches Protektorat und dem britischen Kolonialreich einverleibt Die duftende Nelkeninsel Unguja wurde nicht wie haufig dargestellt 1890 von Grossbritannien gegen die Insel Helgoland eingetauscht Helgoland Sansibar Vertrag tatsachlich war Sansibar nie deutsche Kolonie sondern bis 1890 freies Sultanat Mit Ali ibn Said der das Protektorat der Briten und die Verpachtung Somalias an die Italiener akzeptieren musste endete die Eigenstandigkeit Sansibars seine beiden Nachfolger waren von den Briten ausgewahlte omanische Vertreter der Said Dynastie Am 27 August 1896 kam es zum kurzesten Krieg der Weltgeschichte dem nur 38 Minuten dauernden Britisch Sansibarischen Krieg Der Krieg begann um 9 00 Uhr morgens Nachdem der Sultan von Sansibar gestorben oder vergiftet worden war beanspruchte sein Cousin Chalid ibn Barghasch den Thron fur sich Der britische Admiral Sir Harry Rowson liess daraufhin nach einem Ultimatum so lange den Palast des selbsternannten Sultans von See aus mit Schiffsgeschutzen beschiessen bis dieser die Flucht ergriff Erst 1897 wurde auch gegen die Strukturen des Sklaven Schwarzmarktes durchgegriffen Das britische Militar schaffte nun den Sklavenhandel auf Sansibar endgultig ab mit massiven finanziellen Einbussen fur die arabische Oberschicht Die britische Kolonialherrschaft folgte aber auf Sansibar wie andernorts dem Prinzip der indirekten Herrschaft indirect rule das heisst die lokalen Eliten herrschten unter der britischen Oberherrschaft weiter Mit britischer Unterstutzung wurde 1952 auch die Muslim Academy die erste moderne islamische Schule in Sansibar gegrundet 14 Einer der einflussreichsten muslimischen Gelehrten Sansibars wahrend der britischen Kolonialzeit war ʿAbdallah Salih al Farisi 1912 1982 1947 zum Inspekteur des religiosen Bildungssystems ernannt kampfte er gegen verschiedene populare religiose Praktiken die mit den Feiern zum Prophetengeburtstag und dem Dhikr des Qadiriya Ordens verbunden waren Zwischen 1960 und 1964 fungierte er als Chief Qadi von Sansibar 15 Eine weitere wichtige sansibarische Gelehrtenpersonlichkeit gegen Ende der britischen Kolonialzeit war Saiyid ʿUmar ʿAbdallah 1919 1988 Er hatte an der School of Oriental and African Studies studiert und wurde 1954 zum Direktor der 1951 neu gegrundeten Muslim Academy von Sansibar berufen 16 Auf Sansibar das seit 1955 innerhalb des Commonwealth Selbstverwaltung genoss wurde 1959 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen die sich mit der Einfuhrung des Frauenwahlrechts beschaftigen sollte 17 Es wurde 1961 ein beschranktes Frauenwahlrecht eingefuhrt 18 Alle unverheirateten und verheirateten Frauen Sansibars uber 21 bekamen das Wahlrecht auch wenn sie eine von mehreren Frauen eines registrierten Wahlers waren nicht jedoch wenn sie wirtschaftlich noch von ihren Familien abhangig oder mit einem nicht wahlberechtigten Mann einem Auslander verheiratet waren 17 Das allgemeine Frauenwahlrecht wurde fur Sansibar erst bei der Vereinigung mit Tanganyika 1964 erreicht Erlangung der Unabhangigkeit und Revolution Bearbeiten Am 10 Dezember 1963 erlangten die Hauptinsel Unguja mit damals 444 000 Einwohnern und Pemba 314 000 Einwohner die Unabhangigkeit von der britischen Kolonialherrschaft Sansibar wurde als konstitutionelle Monarchie aus der Kolonialherrschaft entlassen Die politisch okonomische Fuhrung des Landes hatten der Sultan und die arabische Minderheit sowie eine indische Hindu Minderheit inne 19 Die afrikanische Mehrheitsbevolkerung aus Banutu und Schirasi bildeten das Agrarproletariat Bereits am 12 Januar 1964 kam es zu einem durch John Okello angefuhrten erfolgreichen Staatsstreich dem Sansibar Massaker Der selbsternannte Feldmarschall und ehemalige Maurergeselle John Okello fuhrte eine Gruppe von etwa 600 schwarzafrikanischen Aufstandischen an Sie sollen im kommunistischen Ausland ausgebildet und mit Waffen tschechoslowakischen Ursprungs ausgerustet gewesen sein Die vollig uberraschte Regierung hoffte vergeblich auf die Hilfe der Briten die aber keine Missstimmung mit den anderen jungen afrikanischen Staaten wegen einer arabisch dominierten Regierung riskieren wollten Sultan Jamsheed bin Abdullah der Sohn des 1963 verstorbenen Abdullah bin Khalifa floh wahrend der Revolutionswirren von der Insel Okello grundete noch am gleichen Tag den Revolutionsrat der Abeid Karume zum Prasidenten der neuen Volksrepublik von Sansibar und Pemba ernannte Die Angaben uber die Anzahl der Opfer in der Woche zwischen dem 12 und dem 19 Januar 1964 gehen weit auseinander Nach britischen Schatzungen wurden 15 000 Menschen ermordet Andere Studien kommen auf geringere Zahlen Ausserdem kam es zu ungezahlten Ubergriffen wie Vergewaltigungen Plunderungen und Folterungen Nach dem Blutrausch wurden die Leichen mit LKWs zur Kaimauer im heutigen Forodhani Garden gebracht und in das Meer gekippt Die offizielle Version stellt die Revolution wesentlich weniger dramatisch dar Babu der erste Aussenminister des Revolutionsrates behauptet dass nur einige wenige Menschen ums Leben kamen weil einige die Gunst der Stunde nutzten um alte Rechnungen zu begleichen Die dafur Verantwortlichen seien vor ein Gericht gestellt und verurteilt worden Das Trauma der Ausschreitungen wirkt bis in die Gegenwart nach da das Thema bis heute tabu ist und es zu keiner Aufarbeitung oder Aussohnung gekommen ist Noch heute begegnen sich die Tater und Opfer auf der Strasse Besonders dramatisch an den Ereignissen war dass die Grenzen zwischen den Parteien nicht eindeutig ethnisch oder religios definierbar waren sondern mitten durch Familien und Bekanntschaften liefen 20 Liste der Sultane von Sansibar Bearbeiten Sayyid Saʿid ibn Sultan 1804 1856 Madjid ibn Saʿid 1856 1870 Barghasch ibn Said 1870 1888 Chalifa ibn Said 1888 1890 Ali ibn Said 1890 1893 Hamad ibn Thuwaini ibn Said 1893 1896 Chalid ibn Barghasch 1896 Hammud ibn Muhammad ibn Said 1896 1902 Ali ibn Hammud 1902 1911 Chalifa ibn Harub ibn Thuwaini 1911 1960 Abdullah ibn Khalifa 1960 1963 Dschamschid ibn Abdullah 1963 1964 Revolution Anmerkung Thuwaini der alteste Sohn Sayyid Sa ids erbte 1856 Oman mit der Hauptstadt Masqat Bu Saʿid Dynastie Als Bundesstaat in Tansania Bearbeiten Nach kurzer Ubergangszeit als Volksrepublik Sansibar und Pemba vereinigte sich Sansibar am 25 April 1964 mit der ebenfalls soeben unabhangig gewordenen Republik Tanganjika zu dem neuen Staat Tansania dem es bis heute als Bundesstaat angehort Sheikh Abeid Amani Karume wurde zum Prasidenten des Bundesstaats gewahlt Er wurde am 7 April 1972 durch ein Attentat getotet Aboud Jumbe Mwinyi wurde sein Nachfolger Im Jahr 2000 ubernahm Karumes Sohn Amani Abeid Karume das Amt des Prasidenten von Sansibar Zehn Jahre spater nach dem Wahlsieg der CCM im Jahr 2010 ubergab er sein Amt an den Nachfolger Ali Mohammed Shein 21 Mitte der 1980er Jahre entschloss sich die Regierung da die wirtschaftliche Situation Sansibars nicht langer hinnehmbar war aber sich auch die weltweite politische Lage veranderte zur wirtschaftlichen und politischen Liberalisierung Allerdings kam es bei den Wahlen 1995 und 2000 zu heftigen Ausschreitungen mit einer nicht genau bekannten Anzahl Toter Zu den Auseinandersetzungen kam es da die Oppositionspartei CUF der Regierung Wahlmanipulation vorwarf und die CUF sich um den Wahlsieg betrogen sah Damit fur beide Parteien eine akzeptierte Wahl stattfinden konnte wurde eine Kommission eingesetzt um den reibungslosen Ablauf der Wahl 2005 zu garantieren Bei der Wahl 2005 kam es zwar auch zu Unregelmassigkeiten Protesten der Opposition wegen Wahlfalschung und Auseinandersetzungen mit der Polizei aber im Grossen und Ganzen verliefen die Wahlen fur sansibarische Verhaltnisse geordnet und problemlos Wie erwartet wurde die CCM wieder gewahlt Wirtschaft Bearbeiten nbsp Lebensmittelladen in Stone Town 1996Sansibars Wirtschaft basiert auf der Produktion von Gewurzen vor allem Gewurznelken Muskatnuss Zimt und Pfeffer dem Anbau von Kokospalmen und dem Tourismus Im 19 Jahrhundert war Sansibar der weltgrosste Produzent von Gewurznelken Ausserdem bauen Frauen rund um die Insel im seichten Wasser Algen an die zu Kleinstpreisen von Handlern abgenommen und zur Kosmetik und Arzneiproduktion exportiert werden Diese Arbeit ist hochst schadlich fur die Gesundheit weil das Salzwasser aggressiv ist und das Sonnenlicht stark reflektiert wird sodass viele Frauen ihre Sehkraft verlieren und an Arthritis leiden Die Algenart ist ausserdem nicht heimisch auf Sansibar sondern aus Asien importiert und zerstort die empfindliche Fauna der die Insel umgebenden Korallenriffe nbsp Markt in Stone Town 1996Tourismus Bearbeiten nbsp Das House of Wonders in Stone TownDie Inseln bestehen zum grossten Teil aus Korallen die meisten Steinhauser sind ebenfalls aus Korallengestein Viele Hauser wurden bereits restauriert Auf der gesamten Insel hat sich durch grosszugige Investitionen ein Netz von Hotelanlagen und Reiseunterkunften entwickelt Deren Preise und Niveau verzeichnen an der Ostkuste hohere Werte als an der West und Sudkuste Holzschiffe nach alter arabischer Bauart Daus genannt verkehren auch heute noch auf den alten Handelsrouten Sie haben weder Motor noch andere Metallteile und konnen ohne moderne Werkzeuge gebaut werden Sie halten etwa 10 bis 20 Jahre bis sie zerfallen Vor dem Hafen der Hauptstadt liegt im Norden die kleine Insel Prison Island mit dem verfallenen Krankenhaus das die Quarantanestation fur Britisch Ostafrika war In Stone Town stehen die grossen Stadthauser der ehemaligen arabischen Oberschicht An der Stelle des Sklavenmarktes befindet sich die anglikanische Kathedrale die von der durch David Livingstone initiierten Universities Mission im orientalisierenden Stil erbaut wurde In Kellergewolben der Nebengebaude zeigt man ehemalige Sklavengefangnisse Das House of Wonders Beit al Ajaib direkt am Hafen gelegen war auf der Insel das erste Gebaude mit elektrischem Licht und einem Fahrstuhl Kultur BearbeitenMusik Bearbeiten Eine Besonderheit Sansibars ist die Taarab Musik die hier entwickelt wurde Exportierte Kunstwerke Bearbeiten Am Eingang des Weingutes Chateau Cos d Estournel in St Estephe bei Bordeaux befindet sich eine gewaltige uber und uber kunstvoll geschnitzte dunkle Doppelflugel Tur aus dem Sultanspalast von Sansibar Der Kaufmann Louis Gaspard Estournel handelte im 19 Jahrhundert mit Araberpferden und bezahlte sie vor Ort in arabischen Landern des Ofteren mit Fassern von Wein aus Bordeaux Diese Tur brachte er von einer seiner Reisen in die arabischen Lander aus Sansibar mit und liess sie als Eingang in dem grossen neuen Fasskeller Gebaude seines Weingutes stirnseitig an prominenter Stelle einbauen wo sie seit uber 170 Jahren eine Touristen Attraktion darstellt nbsp Blick uber die Dacher von Stone TownThemen Bearbeiten Freddie Mercury 1946 1991 wurde unter dem Namen Farrokh Bulsara auf Unguja geboren 2004 erliess die Regierung von Sansibar ein Gesetz mit dem homosexuelle Akte kunftig mit Gefangnis bestraft werden Manner konnen dafur bis zu 25 Jahre ins Gefangnis kommen Frauen sieben Jahre Als Begrundung wird angegeben man wolle die Bevolkerung vor der zunehmenden Akzeptanz eines besorgniserregenden Verhaltens schutzen Das sansibarische Fussball Nationalteam die Malindi Red Socks ist seit Januar 2004 eigenstandiges Mitglied der Afrikanischen Fussballkonfoderation CAF Film Bearbeiten Der italienische Mondo Film Africa Addio thematisiert das Massaker an der arabischstammigen Bevolkerung Sonstiges BearbeitenDer Roman Sansibar oder der letzte Grund von Alfred Andersch wurde nicht zuletzt wegen des Titels erfolgreich Sansibar steht darin fur einen utopischen Ort mit einer besseren Zukunft Auf der deutschen Nordseeinsel Sylt gibt es seit den 1950er Jahren am Weststrand zahlreiche FKK Strandabschnitte mit exotischen Namen darunter den Abschnitt Sansibar mit einem renommierten gleichnamigen Restaurant Literatur BearbeitenUlla Ackermann Tansania und Sansibar Koln 2000 ISBN 3 7701 5303 0 Abdulrahman Mohamed Babu The 1964 Revolution Lumpen or Vanguard Zanzibar under Colonial Rule E Ferguson und A Sheriff Hrsg London 1991 S 220 247 Rita Bake Hrsg Hamburg Sansibar Sansibar Hamburg Hamburgs Verbindungen zu Ostafrika seit Mitte des 19 Jahrhunderts Landeszentrale fur Politische Bildung Hamburg 2009 ISBN 978 3 929728 19 4 Andreas Birken Das Sultanat Zanzibar im 19 Jahrhundert 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