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Die Volksrepublik Sansibar und Pemba war ein 1964 existierender sozialistischer Staat auf dem ostafrikanischen Sansibar Archipel Er bestand weniger als ein Jahr bevor er sich mit Tanganjika zum Staat Tansania vereinigte Als Hauptstadt fungierte Sansibar Die Staatsideologie war der Afrikanische Sozialismus Volksrepublik Sansibar und PembaPeople s Republic of Zanzibar and Pemba englisch Jamhuri wa Zanzibar na Pemba Swahili 1964FlaggeHauptstadt SansibarStaats und Regierungsform Sozialistische VolksrepublikStaatsoberhaupt PrasidentAbeid KarumeRegierungschef PremierministerAbdullah Kassim HangaFlache 2654 km Einwohnerzahl ca 300 000Bevolkerungsdichte 113 Einwohner pro km Wahrung Ostafrikanischer SchillingErrichtung 12 Januar 1964Vorgangergebilde Sultanat SansibarEndpunkt 26 April 1964Abgelost von Tansania Sansibar Kfz Kennzeichen EAZVorlage Infobox Staat Wartung NAME DEUTSCH Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Reaktionen des Auslands 3 Belege 3 1 Literatur 3 2 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Abeid Karume 1964 nbsp Flagge Pembas zwischendem 18 Januar und 7 April 1964Infolge der Sansibarrevolution bei der das Sultanat gesturzt wurde ubernahm ein Revolutionsrat der muslimischen Afro Shirazi Party ASP und der linksradikalen Umma Party die Rolle einer Interimsregierung und rief die Volksrepublik Sansibar und Pemba aus Sultan Dschamschid ibn Abdullah war in den Revolutionswirren aus dem Land geflohen Die Leitung des Rats ubernahm ASP Chef Abeid Amani Karume als Prasident Abdulrahman Muhammad Babu von der Umma Party wurde Aussenminister Beide waren vom Putsch durch Revolutionsfuhrer John Okello uberrascht worden und befanden sich zu dem Zeitpunkt in Tanganjika 1 2 Als erstes verbannte die neue Regierung den Sultan und verbot die alten Regierungsparteien Zanzibar Nationalist Party ZNP und Zanzibar and Pemba People s Party ZPPP 3 Um sich vom unberechenbaren Okello zu distanzieren stellte Karume ihn in aller Stille ins politische Abseits Immerhin behielt Okello den sich selbst verliehen Titel des Feldmarschalls 1 2 Allerdings begannen Okellos Revolutionare bald mit Vergeltungsmassnahmen gegen die arabische und asiatische Bevolkerung von der Hauptinsel Unguja Die Opfer wurden verprugelt beraubt vergewaltigt und ermordet 1 2 Okello selbst erklarte in Radioansprachen er habe Zehntausende Feinde und Handlanger 2 getotet oder inhaftiert doch Schatzungen uber die tatsachliche Opferzahlen schwanken zwischen einigen Hundert und 20 000 Einige westliche Zeitungen schrieben von 2 000 bis 4 000 Toten 4 5 Die hoheren Zahlen konnten ihren Ursprung in Okellos Ausserungen und Meldungen einiger westlicher und arabischer Medien haben die reichlich aufgebauscht wurden 2 6 7 Die Ermordung Gefangener arabischer Abstammung und ihre Beerdigung in einem Massengrab wurde durch ein italienisches Filmteam dokumentiert das fur den umstrittenen Film Africa Addio von einem Hubschrauber aus die Szene drehte Es ist das einzige Bilddokument dieser Totungen 8 Viele Araber flohen in den Oman Europaer wurden auf Befehl Okellos nicht angegriffen 1 Vor 1964 lebten auf Sansibar 230 000 Festland Afrikaner und Schirazis 50 000 Araber und 20 000 Asiaten 9 Bis nach Pemba breitete sich die post revolutionare Gewalt nicht aus 7 doch die Insel wurde fur Auslander geschlossen und blieb es bis in die 1980er Jahre Der Grund lag in einer starken Opposition gegen die Revolutionsregierung 10 Bis zum 3 Februar kehrte wieder Ruhe auf Unguja ein nachdem Karume vom Grossteil der Bevolkerung als Prasident anerkannt wurde 11 Es gab wieder Polizeistreifen geplunderte Geschafte offneten wieder und von der Zivilbevolkerung wurden Waffen abgegeben 11 Die 500 politischen Gefangenen sollten laut der Revolutionsregierung vor Sondergerichte gestellt werden Okello grundete mit der Freedom Military Force FMF eine paramilitarische Einheit die durch die Strassen patrouillierte und weiter arabisches Eigentum plunderte 12 13 Das Verhalten von Okellos Mannern seine gewaltsame Rhetorik der ugandische Akzent und sein christlicher Glaube schreckte den Grossteil anders orientierter Einwohner Sansibars und die muslimische ASP ab 14 Im Marz entwaffneten Anhanger Karumes viele Mitglieder der FMF und der Miliz der Umma Party Am 11 Marz wurde Okello nach einem Aufenthalt auf dem Festland die Wiedereinreise verweigert und der Rang des Feldmarschalls aberkannt Abgeschoben nach Kenia kehrte er mittellos in seine alte Heimat Uganda zuruck 14 13 14 15 Im April wurde von der Regierung die People s Liberation Army PLA gegrundet die auch die letzten Milizionare der FMF entwaffneten 14 Am 26 April verkundete Karume die Vereinigung mit Tanganjika zum neuen Staat Tansania 16 Die zeitgenossische Presse sah in dem Schritt zur Union eine Massnahme um den Einfluss der kommunistischen Staaten zu verhindern Zumindest ein Historiker sieht es als Versuch des moderaten Sozialisten Karume die linksradikale Umma Party in die Schranken zu verweisen 12 16 17 Von der Politik der Umma Party blieben Ansatze in der Gesundheits Bildungs und Sozialpolitik der neuen Regierung 7 Siehe auch Geschichte des Sansibar ArchipelsReaktionen des Auslands BearbeitenBritische Truppen erfuhren am 12 Januar um 4 45 Uhr von der Revolution und wurden auf Bitte des Sultans in Alarmbereitschaft versetzt um ein Flugfeld auf Sansibar zu besetzen 2 18 Doch Timothy Crosthwait der britische Hochkommissar in Sansibar vermeldete keine Angriffe auf britische Staatsburger weswegen er von einer Intervention abriet Daher wurde die Alarmzeit fur die Truppen am Abend von 15 Minuten auf vier Stunden verlangert Crosthwait entschied sich auch gegen eine Evakuierung britischer Staatsburger da sie zum Teil wichtige Position in der Regierung innehatten Er furchtete ein plotzlicher Abzug hatte negative Folgen fur die Wirtschaft und Regierung Sansibars 18 Mit dem neuen Prasidenten Karume vereinbarten die Briten schliesslich einen Zeitplan fur eine organisierte Evakuierung um ein mogliches Blutvergiessen zu vermeiden Innerhalb weniger Stunden nach Beginn der Revolution genehmigte der amerikanische Botschafter die Evakuierung seiner Staatsburger Am 13 Januar legte der Zerstorer USS Manley im Hafen von Sansibar an Aber die US Regierung hatte nicht den Revolutionsrat um Erlaubnis zur Evakuierung gebeten so dass sich die Besatzung der Manley zunachst bewaffneten Gruppen gegenubersah Die Genehmigung folgte am 15 Januar Die Briten sahen in dieser Konfrontation den Grund fur den spateren politischen Unwillen in Sansibar gegenuber der westlichen Staatenwelt 19 Westliche Geheimdienste waren der Meinung dass die Revolution von kommunistischen Kraften durch Waffenlieferungen aus dem Warschauer Pakt unterstutzt wurde Dieser Verdacht wurde durch die Ernennung Abdulrahman Muhammad Babus zum Aussenminister und Abdullah Kassim Hangas zum Premierminister verstarkt Beide galten als Linksextreme mit Verbindungen zur kommunistischen Welt 2 Grossbritannien sahen in den beiden enge Verbundete von Tanganjikas Aussenminister Oscar Kambona Ausserdem sollen ehemalige Mitglieder der Tanganyika Rifles hervorgegangen aus den kolonialen King s African Rifles die Revolutionare unterstutzt haben 2 Einige Mitglieder der Umma Party trugen kubanische Kampfanzuge und Barte im Stil von Fidel Castro wonach eine kubanische Unterstutzung vermutet wurde 20 Diese Mode kam durch ZNP Mitglieder auf die ein Buro der Zanzibar Nationalist Party in Kuba gefuhrt hatten und breitete sich als typischer Stil der Oppositionspartei in den Monaten vor der Revolution aus 20 Als erste afrikanische Regierung erkannte die Volksrepublik die Deutsche Demokratische Republik DDR als Staat an und stellte sich damit gegen die Hallstein Doktrin Ebenso wurde Nordkorea anerkannt was fur den Westen ein weiteres Indiz fur eine kommunistische Orientierung Sansibars darstellte 13 Bereits sechs Tage nach der Revolution befand die New York Times das Land am Rand des Weges das Kuba Afrikas zu werden Am 26 Januar sah die Zeitung aber keine aktive kommunistische Beteiligung mehr 4 21 Im Februar trafen aber in Sansibar Berater aus der Sowjetunion der DDR und der Volksrepublik China ein 22 Der Einfluss des Westens nahm im Inselstaat ab Im Juli war nur noch ein Zahnarzt als letzter Brite bei der Regierung Sansibars eingestellt 23 Es gibt das Gerucht dass der israelische Agent David Kimche ein Unterstutzer der Revolution gewesen sein konnte 24 Kimche befand sich am 12 Januar 1964 in Sansibar 25 Die Moglichkeit eines kommunistischen afrikanischen Staates beunruhigte den Westen Im Februar erklarte das British Defence and Overseas Policy Committee auch wenn wirtschaftliche Interessen Grossbritanniens nur minimal und die Revolution an sich nicht wichtig seien musse die Moglichkeit einer Intervention erhalten werden 26 Das Komitee befurchtete Sansibar konne ein Zentrum der Werbung fur den Kommunismus in Afrika werden ahnlich Kuba fur Amerika 26 Das Vereinigte Konigreich die meisten Mitglieder des Commonwealths und die USA erkannten daher die neue Regierung erst am 23 Februar an wahrend der Grossteil des Ostblocks dies langst getan hatte 27 Crosthwait geht davon aus dass dies Sansibar in die Arme der Sowjetunion getrieben hat Er und sein Stab wurden am 20 Februar aus dem Land ausgewiesen und erst nach Anerkennung der Volksrepublik durch das Vereinigte Konigreich zuruckgelassen 27 Der vertriebene Sultan ersuchte Kenia und Tanganjika vergeblich um militarische Unterstutzung 18 auch wenn Tanganjika hundert Mann der paramilitarischen Polizei nach Sansibar entsandte um den Unruhen zu begegnen 2 Die Polizei war neben den Tanganyika Rifles die einzige bewaffnete Einheit in Tanganjika Als diese nun auf Sansibar weilte nutzte das am 20 Januar ein Regiment der Rifles zur Meuterei 2 Grund war die niedrige Bezahlung und der nur langsame Austausch britischer Offiziere gegen afrikanisches Personal 28 Ahnliche Aufstande gab es auch in Kenia und Uganda British Army und Royal Marines erreichten ohne grossere Zwischenfalle schnell wieder deren Niederschlagung auf dem afrikanischen Festland 29 Belege BearbeitenLiteratur Bearbeiten Samuel Daly Our Mother is Afro Shirazi Our Father is the Revolution Senior Thesis Columbia University New York 2009 Michael F Lofchie Was Okello s Revolution a Conspiracy Transition 1967 Ausgabe Nr 33 S 36 42 Timothy Parsons The 1964 Army Mutinies and the Making of Modern East Africa Greenwood Publishing Group 2003 Sergey Plekhanov A Reformer on the Throne Sultan Qaboos Bin Said Al Said Trident Press Ltd 2004 Abdul Sheriff Ed Ferguson Zanzibar Under Colonial Rule 1991 James Currey Publishers ISBN 0 85255 080 4 Ian Speller An African Cuba Britain and the Zanzibar Revolution 1964 Journal of Imperial and Commonwealth History 2007 35 2 S 1 35 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Speller S 7 a b c d e f g h i j Parsons S 107 Conley Robert Regime Banishes Sultan New York Times S 4 14 Januar 1964 abgerufen am 16 November 2008 a b Conley Robert Nationalism Is Viewed as Camouflage for Reds New York Times 19 Januar 1964 S 1 abgerufen am 16 November 2008 https books google de books id TiJmAAAAIBAJ amp pg PA1 amp dq Slaughter in Zanzibar of Asians Arabs Told amp article id 2092 2753972 amp hl de amp sa X amp ved 2ahUKEwj3rM2 seSAAxUeRPEDHY7zDskQ6AF6BAgHEAI v onepage amp q Slaughter 20in 20Zanzibar 20of 20Asians 2C 20Arabs 20Told amp f false Plekhanov S 91 a b c Sheriff S 241 Daly S 42 Speller S 4 Lonely Planet History of Pemba abgerufen am 30 Januar 2015 a b New York Times Dispatch of The Times London Zanzibar Quiet With New Regime Firmly Seated 4 Februar 1964 S 9 abgerufen am 16 November 2008 a b Speller S 15 a b c Sheriff S 242 a b c d Speller S 17 Conley Robert Zanzibar Regime Expels Okello New York Times S 11 12 Marz 1964 abgerufen am 16 November 2008 a b Conley Robert Tanganyika gets new rule today New York Times S 11 27 April 1964 abgerufen am 16 November 2008 Speller S 19 a b c Speller S 8 Speller S 8 9 a b Lofchie S 37 Franck Thomas M Zanzibar Reassessed New York Times 26 Januar 1964 S E10 abgerufen am 16 November 2008 Speller S 18 Speller S 27 28 Sydney Morning Herald Israeli spymaster found himself embroiled in Iran Contra 16 Marz 2010 abgerufen am 17 Marz 2010 Pateman Roy Residual Uncertainty Trying to Avoid Intelligence and Policy Mistakes in the Modern World S 161 University Press of Kentucky 2003 a b Speller S 12 a b Speller S 13 Speller S 10 Parsons S 109 110 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksrepublik Sansibar und Pemba amp oldid 236505555