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Die Basilika San Lorenzo in Lucina lateinisch Sancti Laurentii in Lucina ist eine dem heiligen Laurentius geweihte Kirche in Rom Sie ist Pfarrkirche der gleichnamigen Pfarrei und Titelkirche der romisch katholischen Kirche Sie steht im Rang einer Basilica minor und war Stationskirche fur den Freitag der dritten Fastenwoche Kunsthistorische Bedeutung hat sie u a durch Werke von Gian Lorenzo Bernini und das Grabmal von Nicolas Poussin Auch die Komponisten Luca Marenzio und Bernardo Pasquini fanden in der Kirche ihre letzte Ruhe Basisdaten 1 Patrozinium Hl LaurentiusWeihetag 26 Mai 1196Rang Basilica minorKardinalpriester Albert Malcolm RanjithAnschrift Piazza di San Lorenzo in Lucina 16 A00186 RomaSan Lorenzo in Lucina FassadeDas Innere der KircheFresken des 2 JahrhundertsBaptisterium des 5 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Ausgrabungen 3 Baugeschichte 3 1 Liturgische Funktionen 4 Ausseres 5 Innenraum 5 1 Hochaltar 5 2 Cappella Fonseca 5 3 Kapelle des Johannes Nepomuk 5 4 Grabmal von Nicolas Poussin 5 5 Grab Mysliveceks 5 6 Epitaph fur Adam Elsheimer 5 7 Orgel 6 Bildergalerie 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Kirche steht im III romischen Rione Colonna an der Piazza di San Lorenzo in Lucina nahe der Via del Corso der ehemaligen Via Lata auf dem Marsfeld etwa 150 Meter nordlich des Palazzo Montecitorio Ausgrabungen BearbeitenBei Ausgrabungen in den 1980er Jahren wurden unter anderem im Langhaus Fundamente von spatantiken Vorgangerbauten sowie Reste eines fruhchristlichen Baptisteriums gefunden 2 Bei dem spatantiken Gebaudekomplex handelt es sich um einen mehrschiffigen Bau aus dem 2 Jahrhundert von dem vermutet wird dass es ein Handelshaus mit einer Portikus zur Via Lata gewesen ist Unter dem vorderen Teil der Kirche hat man ausserdem Reste eines Raumes freigelegt der Bezuge zu dem dort nachgewiesenen fruhchristlichen Titulus in Lucinis haben konnte Denn dieser Titulus hat sich vermutlich in dem von der Romerin Lucina bewohnten Haus befunden das als ecclesia domestica fur die Zusammenkunfte der christlichen Gemeinde gedient hat und wo am 1 Oktober 366 die Anhanger des Diakons Damasus zusammengekommen waren um ihn zum Bischof von Rom zu wahlen wie in den Gesta inter Liberium et Felicem berichtet wird 3 Baugeschichte Bearbeiten nbsp NarthexZur Entstehungsgeschichte der Kirche gibt es keine verlasslichen Quellen Das erste Kirchengebaude wurde um 435 unter Papst Sixtus III 432 440 uber der erwahnten ecclesia domestica errichtet was der Zustimmung des Kaisers Valentinian III bedurfte weil sich die neue Kirche mit dem rechten Seitenschiff teilweise auf angrenzenden offentlichen Grund erstrecken sollte namlich auf das Horologium Augusti dessen als Gnomon verwendeter agyptischer Obelisk sich ursprunglich in der Nahe der heutigen Sakristei von San Lorenzo in Lucina befand Dieser 595 v Chr von Pharao Psammetich II in Heliopolis errichtete dann von Kaiser Augustus nach Rom transportierte Obelisk steht seit 1792 auf der Piazza di Montecitorio Zur Person der Lucina und zum Patrozinium erlautert Hugo Brandenburg Es handelt sich bei dieser Kirche somit um eine private Stiftung einer uns sonst unbekannten Lucina die spater dem hl Laurentius geweiht wurde wie die Bezeichnung in basilicam sancti Laurentii martyris qui appellatur titulus Lucinae Basilica des hl Laurentius die Titulus der Lucina genannt wird im Liber Pontificalis in der Biographie des Papstes Sergius I 687 701 belegt Lib Pont I 376 4 Die Ausrichtung der dreischiffigen Basilika ca 54 25 m mit Apsis im Sudosten und drei Portalen im Nordwesten war vorgegeben durch die Fundamente der antiken Vorgangerbauten Je neun Saulen trugen die Arkaden des Mittelschiffs mit zehn grossen Rundbogenfenstern unter einem offenen Dachstuhl Die leicht eingezogene Apsis schloss sich unmittelbar an das Langhaus an die Seitenschiffe hatten einen flachen Abschluss Auf der Westseite der Basilika befand sich ein Baptisterium mit einem runden Taufbecken aus dem 5 Jahrhundert das vom rechten Seitenschiff aus zuganglich war 5 Die ersten Restaurierungen der Kirche wurden vorgenommen unter den Papsten Hilarius 461 468 Benedikt II 684 685 und Hadrian I 772 795 Am 25 April 799 ist Papst Leo III wahrend der Collecta uberfallen und mit der Blendung bedroht worden In den Jahren um 900 wird erstmals der Feuerrost erwahnt auf dem Laurentius den Martyrertod gestorben sein soll er befindet sich heute in dem Reliquienschrein des 18 Jahrhunderts unter dem Altar der Laurentius Kapelle erste Kapelle rechts Bei der Plunderung Roms 1084 durch die Truppen Robert Guiskards wurde die Kirche so stark beschadigt dass Papst Paschalis II 1099 1118 sie durch einen Neubau im romanischen Stil ersetzen musste Auf dem bisherigen Grundriss entstand unter Beibehaltung einiger Mauerreste sowie des Triumphbogens und der Apsis eine dreischiffige Basilika sowie ein Narthex mit sechs Granitsaulen und der Campanile Die bisherigen Saulen des Mittelschiffs wurden durch Pfeiler ersetzt Das Ende dieser Baumassnahmen fiel vermutlich mit der Kirchweihe durch Gegenpapst Anaklet II am 25 Mai 1130 uberein diese Kirchenweihe wurde dann aber wie alle kirchlichen Handlungen Anaklets II durch das Zweite Laterankonzil von 1139 annulliert so dass am 26 Mai 1196 von Coelestin III die endgultige Kirchenweihe vorgenommen werden konnte 1427 wurde die Kirche auf Veranlassung von Kardinal Jean de la Roche Taislee und 1463 auf Weisung von Kardinal Filippo Calandrini grundlegend saniert 1562 bis 1564 liess Kardinal Francesco Gonzaga die Kirche erneut sanieren Unter Kardinal Inigo d Avalos d Aragona um 1596 wurde das Paviment um 1 6 m zur Angleichung an das Strassenniveau angehoben 6 Beim erneuten Umbau der Basilika um 1650 hat man die Mittelschiffwande erhoht Rechteckfenster eingebaut eine neue Flachdecke eingezogen und mit Gemalden verziert sowie die Seitenschiffe in Kapellen umgewandelt Die barocke Ausstattung wurde 1857 wieder grosstenteils entfernt und das Innere im klassizistischen Stil gestaltet Der neue Inhaber des Titels Albert Kardinal Ranjith hat die Kirche am Sonntag den 13 Februar 2011 in Besitz genommen 7 Liturgische Funktionen Bearbeiten Neben ihrer Rolle als Stationskirche fur den Freitag nach dem dritten Fastensonntag war San Lorenzo in Lucina vom 9 bis zum 14 Jahrhundert auch Stationskirche am 25 April fur die Litaniae maiores grosse Bittprozession denn sie nahm dort ihren Anfang und bildete die erste Statio An San Lorenzo in Lucina sprach der Papst oder sein Stellvertreter die erste Oration der Prozession die sich dann anschliessend auf der Via Lata und der Via Flaminia in Richtung der Basilika San Valentino zweite Station und zur Milvischen Brucke dritte Station fortsetzte und schliesslich am Petersdom endete Ausseres BearbeitenDie Fassade wird bestimmt durch den vorgelagerten eingeschossigen Saulenportikus bestehend aus sechs Granitsaulen uber denen ein kraftiger Architrav liegt der aus dem Schaft einer sehr langen Marmorsaule herausgeschnitten worden war Die Vorhalle wurde im Jahre 1193 errichtet 8 und seitdem mehrmals verandert insbesondere der Giebel zeigt die Veranderungen des 17 Jahrhunderts Die Langsseiten der Kirche sind zugebaut Links hinter der Fassade ist die achteckige Laterne des Baptisteriums zu sehen In der offenen Vorhalle stehen neben dem Kirchentor zwei Portallowen aus dem 12 Jahrhundert die teilweise in die Wand eingelassen sind der rechte Lowe scheint ein Kind zu huten Innenraum Bearbeiten nbsp Kircheninneres zum Eingang hin nbsp Der Hochaltar mit der Kreuzigung von Guido Reni nbsp Grabmal des Gabriele Fonseca von Bernini nbsp Grabmal des Nicolas PoussinIm Inneren der Kirche fallt zunachst die 1650 eingebaute reich vergoldete kassettierte Decke auf Das Olbild mit der Himmelfahrt Christi ist umgeben von Bildern der Heiligen deren Reliquien in der Kirche verwahrt werden insbesondere Laurentius Damasus und Lucina Das Langhaus offnet sich zwischen den Pfeilern durch Arkadenbogen in die Seitenkapellen insgesamt zehn Oberhalb des nicht besonders auffalligen Gesimses sind Fenster Die Kirche ist zwar mit Fresken und Stuckarbeiten verziert aber gegenuber anderen Kirchen aus dem Barock schlicht und zuruckhaltend gestaltet Hochaltar Bearbeiten Das beruhmte Altarblatt des Hochaltars Christus am Kreuz stammt von Guido Reni um 1635 Hinter dem Altar befindet sich ein marmorner Bischofsstuhl aus der Zeit des Papstes Paschalis II mit einer Widmungsinschrift von ihm aus dem Jahr 1112 9 Cappella Fonseca Bearbeiten Diese Kapelle 4 auf der rechten Seite ist die bedeutendste der Kirche Sie wurde um 1663 von Gian Lorenzo Bernini als Familienkapelle des papstlichen Arztes Gabriele Fonseca entworfen und ausgestattet Zu bewundern ist dort vor allem die Buste Fonsecas der sich gleichsam aus dem Fenster lehnt und zum Altar hinwendet dabei Ergriffenheit zeigt und sich mit der linken Hand an die Brust fasst es soll der Moment sein in dem Fonseca von dem Wunder der Transsubstantiation ergriffen wird 10 Kapelle des Johannes Nepomuk Bearbeiten Die dritte Kapelle links ist eine Seltenheit in Rom dem heiligen Johannes Nepomuk gewidmet Ausser der Statue des hl Nepomuk auf dem Altar 18 Jahrhundert hangen an den Seitenwanden zwei Bilder mit seinem Martyrium durch den Sturz von der Karlsbrucke in Prag und der Auffindung der Leiche Grabmal von Nicolas Poussin Bearbeiten Das Grabmal des 1665 gestorbenen Malers Nicolas Poussin befindet sich am zweiten Pfeiler auf der rechten Seite Stifter des 1830 errichteten Grabmals war der franzosische Schriftsteller Diplomat und damaliger Botschafter Frankreichs in Rom Francois Rene de Chateaubriand 11 Den Entwurf lieferte Leon Vaudoyer Grab Mysliveceks Bearbeiten Der Komponist Josef Myslivecek 1737 1781 ein Bekannter Mozarts der ihn als Komponist schatzte starb in Rom und Sir Barry sorgte fur die Beisetzung seines Lehrers und Freundes in dieser Kirche 12 Bei den schon genannten Ausgrabungen im letzten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts wurden auch das Grab und das lange Zeit verschollene Grabdenkmal wieder aufgefunden Es wurde jedoch nicht mehr aufgestellt sondern ersetzt durch ein marmornes Epitaph am ersten Pfeiler vorne rechts als Pendant fur die Gedenktafel Elsheimers gegenuber Epitaph fur Adam Elsheimer Bearbeiten Adam Elsheimer gilt als der bedeutendste deutsche Maler des Barock Geboren 1578 in Frankfurt Main lebte er seit 1600 in Rom Rasch erlangte er Ansehen bei Kunstkennern und Anerkennung unter den Malerkollegen Doch er malte wenig und in kleinen Formaten Er verarmte erkrankte und wurde am 11 Dezember 1610 mit gerade 32 Jahren in seiner romischen Pfarrkirche in einem anonymen Grab beigesetzt Genau 400 Jahre nach seinem Tod erinnert seit dem 11 Dezember 2010 ein Epitaph an der ersten Saule vorne links an den Wegbereiter der Malerei des Barock und ruhmt ihn als einen der Ersten die beim Malen des Sternenhimmels ein Teleskop verwendet haben Auch wenn er unter dem Glanz der grossen Niederlander und Italiener weitgehend in Vergessenheit geriet so sind seine Verdienste unbestritten Elsheimers Bilder wurden noch 200 Jahre nach seinem Tod kopiert und in Kupfer gestochen Rubens beklagte seinen fruhen Tod Sandrart schreibt voller Bewunderung von ihm Unerreicht ist seine Darstellung der Flucht nach Agypten ein uberragendes Nachtstuck mit einer in Gottes Schopfung geborgenen Heiligen Familie unter einem nie zuvor gesehenen Sternenhimmel vermutlich schon vor Galilei durch ein Fernrohr beobachtet Orgel Bearbeiten Die Orgel der Kirche wurde 1911 von der Orgelwerkstatt Mascioni erbaut und hat 21 Register auf zwei Manualen und Pedal Bildergalerie Bearbeiten nbsp Ausgrabungen unter dem Langhaus nbsp Bodenmosaik unterhalb des Langhauses nbsp Cappella di San Lorenzo nbsp Urne von San Lorenzo nbsp Kreuzigung von Guido Reni nbsp Portallowe auf der linken Seite nbsp Portallowe auf der rechten SeiteSiehe auch BearbeitenListe der Kardinalpriester von San Lorenzo in Lucina Liste der romischen TitelkirchenLiteratur BearbeitenHans Georg Wehrens Rom Die christlichen Sakralbauten vom 4 bis zum 9 Jahrhundert Ein Vademecum Herder Freiburg 2016 S 203 205 Hugo Brandenburg Die fruhchristlichen Kirchen in Rom vom 4 bis zum 7 Jahrhundert Schnell amp Steiner Regensburg 2013 S 119f und 310 Maria Elena Bertoldi San Lorenzo in Lucina Tracce di una storia Marconi Genua 2008 Anton Henze u a Kunstfuhrer Rom Reclam Stuttgart 1994 ISBN 3 15 010402 5 S 196 Walther Buchowiecki Handbuch der Kirchen Roms Der romische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart Band 2 Hollinek Wien 1970 S 266 282 Marco Bussagli Hg Rom Kunst amp Architektur Konemann Koln 1999 ISBN 3 8290 2258 1 Rolf Tomann Red Die Kunst des Barock Architektur Skulptur Malerei Konemann Koln 1997 ISBN 3 89508 991 5 Johann M Wiesel Rom Kohlhammer Kunst und Reisefuhrer 7 Auflage Stuttgart u a 1980 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons San Lorenzo in Lucina Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pfarrei San Lorenzo in Lucina auf der Site der Diozese Rom italienisch romeartlover it Vedutenstich von Giuseppe Vasi italienisch Einzelnachweise Bearbeiten Diozese Rom Eine knappe Darstellung der Funde mit Skizzen findet man bei Olof Brandt Scavi e ricerche dell Istituto Svedese a San Lorenzo in Lucina Roma http www fastionline org docs FOLDER it 2004 25 pdf Walther Buchowiecki Handbuch der Kirchen Roms Der romische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart Band 2 Wien 1970 S 268f Hugo Brandenburg Die fruhchristlichen Kirchen in Rom vom 4 bis zum 7 Jahrhundert S 119 Hans Georg Wehrens Rom Die christlichen Sakralbauten vom 4 bis zum 9 Jahrhundert Ein Vademecum Herder Freiburg 2016 S 203f mit Grundriss Abb 25 1 Walther Buchowiecki Handbuch der Kirchen Roms Der romische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart Band 2 Wien 1970 S 271 Vatican Information Services VIS 20110201 190 Marco Bussagli Hrsg Rom Kunst amp Architektur S 229 Walther Buchowiecki Handbuch der Kirchen Roms Der romische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart Band 2 Wien 1970 S 279 mit dem Text der Widmungsinschrift Rolf Tomann Red Die Kunst des Barock Architektur Skulptur Malerei Koln 1997 S 285 Johann M Wiesel Rom Ein Kunst und Reisefuhrer S 186 MGG Die Musik in Geschichte und Gegenwart s v Myslivecek In diesem Artikel gelten Grab und Grabmal noch als verschollen 41 903416666667 12 478694444444 Koordinaten 41 54 12 3 N 12 28 43 3 O Normdaten Geografikum GND 4357179 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title San Lorenzo in Lucina amp oldid 237744898