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Prostitution in der Antike unterscheidet sich trotz vieler Gemeinsamkeiten von Prostitution in anderen Epochen Im antiken Griechenland ist besonders die Einteilung in eine Unterschichtenprostitution und eine in der heutigen Wissenschaft recht umstrittene Oberschichtenprostitution von Hetaren zu erkennen Fur Rom indes ist auffallig dass es so gut wie keine hochpreisige Prostitution gab Anders als viele andere Kulturen lehnten weder Griechen noch Romer mannliche Prostitution ab auch wenn sie nicht immer gern gesehen war Prostituierte waren besonders haufig Sklaven Sklavinnen und Freigelassene Fur das antike Griechenland ist die Situation in Athen relativ gut uberliefert sonst ist die Quellenlage recht durftig In romischer Zeit ist vor allem die fruhe Kaiserzeit umfangreich durch historische Quellen zu rekonstruieren Mann und griechische Hetare vor dem Geschlechtsverkehr Rotfigurige Oinochoe des Schuwalow Malers um 430 420 v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnungen 2 Prostitution im antiken Griechenland 2 1 Quellenlage 2 2 Profane Prostitution 2 3 Hetarentum 2 4 Mannliche Prostitution 2 5 Sakrale Prostitution 3 Prostitution bei den Romern 3 1 Quellenlage 3 2 Lebenswelt der Prostituierten 3 2 1 Herkunft der Prostituierten 3 2 2 Artes meretriciae Auftreten Kleidung und Kunstfertigkeiten 3 2 3 Orte der Prostitution 3 2 4 Die Kunden 3 2 5 Die Profiteure des Geschaftes 3 2 6 Preise 3 3 Rechtslage 3 3 1 Prinzipat 3 3 2 In der Spatantike 4 Forschungsgeschichte 5 Literatur 5 1 Quellensammlungen 5 2 Sekundarliteratur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBezeichnungen BearbeitenDas Substantiv Prostitution ist vom lateinischen Verb prostituere abgeleitet Prostituere bedeutet wortlich sich oder jemand anders draussen auf die Strasse stellen was zum Verkehr anbieten bedeutet 1 Die Bezeichnungen fur Prostituierte in der antiken Welt sind vielfaltig und zum Teil drastisch So gab es beispielsweise in Griechenland die Bezeichnung spodesilayra spodesilaura Gossenfegerin bei den Romern lupa Wolfin und scortum 2 Fell Die meisten Bezeichnungen beziehen sich auf Frauen und ihre Kauflichkeit so diwbolon diōbolon Zwei Obolen Frau pornh porne von pernhmi pernemi in die Ferne verkaufen bei den Griechen und meretrix von merere verdienen bei den Romern Andere Bezeichnungen beziehen sich auf die Verfugbarkeit der Prostituierten dῆmos demos und koinh koine beide Bezeichnungen stehen fur Gemeine die Romer verwendeten den Begriff publica Offentliche In einigen Fallen bezieht sich die Bezeichnung auch auf den Ort wo eine Prostituierte nach Kunden suchte So gibt es bei den Griechen die gefyris gephyris Bruckensteherin und bei den Romern die prostituta die auf der Strasse steht 3 Anders als bei den griechischen Ἑtairai Hetairai Gefahrtinnen und den romischen amicae Freundinnen wollte ein Kunde keine langere Beziehung zu einer Prostituierten eingehen sondern nur seine schnelle sexuelle Befriedigung Das Substantiv Prostitution lateinisch prostitutio wurde in der Antike ausschliesslich von christlichen Autoren verwendet Dies zeigt dass erst eine neue Betrachtungsweise die mit dem Christentum aufkam das Bedurfnis nach einem entsprechenden Begriff erzeugte Prostitution im antiken Griechenland BearbeitenEs ist unbekannt seit wann es die Prostitution im antiken Griechenland im Sinne von sexueller Dienstleistung gegen Geld oder andere Entlohnung gab Erstmals schriftlich bezeugt wird sie bei Archilochos im 7 Jahrhundert v Chr 4 Aussagen uber die Prostitution in Griechenland hat man von Einzelfallen abgesehen erst seit klassischer Zeit Besonders Korinth war fur seine Prostitution bekannt Quellenlage Bearbeiten Die bedeutendste Quelle fur die Erforschung der antiken Prostitution ist die Anklagerede des Apollodoros uberliefert als eine der Reden des Demosthenes Pseudo Demosthenes gegen die ehemalige Hetare Neaira 5 Ihr wurde vorgeworfen einen Athener Burger geheiratet zu haben obwohl sie nicht aus Athen stammte und ihre eigenen Kinder als seine ausgegeben zu haben was in Athen strafbar war In dieser Rede zeichnet der Anklager der eigentlich nur den Lebensgefahrten der Neaira treffen wollte die ganze Lebensgeschichte der Neaira von ihren ersten Schritten als Prostituierte in einem Korinther Bordell bis in ein Alter von uber 50 Jahren nach Es ist nicht nur die einzige derart umfassende Quelle fur Griechenland sondern fur die gesamte Antike Die Uberlieferung im Kanon der demosthenischen Reden ist ein Glucksfall fur die Erforschung der griechischen Kulturgeschichte Hier wurde wie es bei athenischen Gerichtsreden ublich war nicht nur das Problem dargestellt sondern es wurden auch die relevanten Gesetze genannt Neben der Rede finden sich langere Stellen bei Athenaios 6 Auch bei den griechischen Historikern und manchen Dichtern vor allem den attischen Komodiendichtern in zum Teil starker Uberzeichnung finden sich ab und an und meist episodenhaft Hinweise oder Berichte uber einzelne Hetaren Profane Prostitution Bearbeiten nbsp Prostituierte beim Urinieren Innenbild einer Trinkschale des Erzgiesserei Malers Rotfigurige Vasenmalerei um 480 v Chr Die meisten Hinweise auf Prostitution in der antiken Geschichte Griechenlands stammen aus Athen Dort waren nachweislich vor allem im Hafen Piraus im Vorort Skiron und im Kerameikos verschiedene Formen der Prostitution anzutreffen Es gab sowohl die Strassenprostitution als auch jene in diversen Bordellen ihr Besuch war sehr billig und stand allen Mannern selbst Sklaven frei 7 Moralische Bedenken gab es nicht hochstens konnten allzu haufige Besuche einen Mann zum Gespott fur die Offentlichkeit werden lassen Athen war auf dem griechischen Festland auch dahingehend etwas Besonderes weil es in der Stadt poliseigene Bordelle gab in denen staatseigene Sklavinnen arbeiteten Der Umgang mit Prostituierten war fur mannliche Athener unproblematisch 8 Dennoch verlangte die Sitte dass Manner mit Prostituierten nicht unter dem Dach verkehrten wo sich die Ehefrau Mutter oder Schwester aufhielt oder gar lebte Aus Quellen ist belegt dass beleidigte Frauen die Scheidung einreichten mit der Begrundung ihr Mann habe nicht genugend Diskretion walten lassen Fur Manner gab es selten eine andere Gelegenheit sexuelle Erfahrungen zu sammeln da sie im Allgemeinen nicht vor dem dreissigsten Lebensjahr heirateten und sexuelle Beziehungen mit freien Burgerinnen nicht nur verpont und entsprechend selten waren sondern auch beide Partner in Lebensgefahr bringen konnten Ein Vormund der das in seiner Obhut befindliche Madchen mit einem Eindringling erwischte durfte diesen toten So hatten junge Athener kaum Kontakt zu Frauen mit denen sie nicht verwandt waren Hinzu kam dass es in Athen allem Anschein nach weniger Frauen als Manner gab so dass viele Manner gar nicht heiraten konnten Problematisch war fur viele junge Manner dass die Prostituierten die als gewinnsuchtig galten bezahlt werden mussten Es kam wohl nicht selten vor dass junge Manner ihr Erbe mit Prostituierten eher aber wohl mit luxusverwohnten Hetaren durchbrachten Der Rechtsschutz von Prostituierten war ausserst begrenzt und ohne mannlichen Schutz konnten die Frauen wohl nicht uberleben Zwar standen Ehefrauen und Konkubinen unter dem Schutz der Gesetze doch fur die Prostituierten galt dies offenbar nicht Ohne einen Schutz den nur Manner gewahren konnten ging es also nicht Auch ohne solche Probleme war das Leben hart und zur Kindstotung entschlossen sich die Prostituierten haufiger als die Burgerinnen Das galt besonders fur den mannlichen Nachwuchs da er anders als Madchen nicht zu Prostituierten herangezogen werden konnte und eher eine finanzielle Belastung denn eine Altersversorgung der Frauen war In der Umgebung der Ruinen von romischen Bordellen wurden wiederholt zahlreiche Babyskelette gefunden 9 10 11 Viele burgerliche Familien setzten ihre Tochter aus damit sie spater nicht die teure Mitgift bezahlen mussten Wurden diese Madchen gefunden waren sie Eigentum des Finders und wurden nicht selten zu Dirnen herangezogen Diese Praxis war einer der Grunde fur das zahlenmassige Ungleichgewicht der Geschlechter Heiraten durften diese Frauen nicht die Ehe war allein freien Frauen vorbehalten Die grosste Hoffnung die eine als Prostituierte arbeitende Sklavin haben konnte war die Freilassung Doch selbst dann erloschen nicht alle Anspruche des fruheren Besitzers was sexuelle Dienste einschloss In Athen konnte man drei Frauenbilder unterscheiden wie sie von Apollodoros in seiner Rede gegen Neaira dargelegt wurden 8 Hetaren Prostituierte zum Vergnugen Konkubinen zur taglichen korperlichen Befriedigung Ehefrauen zur Zeugung von legitimen Nachkommen und als Hausverwalterinnen Diese Einteilung ist allerdings nicht immer stimmig vgl Abschnitt zu den Hetaren Eine Sonderform athenischer Prostituierter waren die Flotenmadchen aὐletides auletides 12 Es gab sie seit dem Ende des 6 Jahrhunderts v Chr moglicherweise schon fruher Ihren Namen hatten sie von dem Instrument das sie spielten dem aulos Beim Symposion unterhielten sie zunachst die Gaste mit ihrer Musik spater mit sexuellen Gefalligkeiten Allerdings waren diese Flotenmadchen keine der angesehenen Hetaren Sie waren normale Prostituierte die im Allgemeinen im Hafen Piraus ihre Kunden suchten Obwohl es sogar Schulen fur Flotenmadchen gab allerdings sollen sie die Kunst des Flotenspiels meist weniger gut beherrscht haben gehorten sie zu den niedersten Prostituierten der Stadt Seit dem 4 Jahrhundert v Chr wurde die Bezeichnung aὐletides auletides schon fast zum Synonym fur billige Prostituierte Der Hochstpreis den sie verlangen konnten war gesetzlich geregelt und betrug zwei Drachmen Es ist uberliefert dass Manner die mehr als die erlaubten zwei Drachmen zahlten angezeigt und verurteilt worden sind Haufig gab es bei Symposien zwischen Mannern Kampfe um bestimmte Flotenmadchen wie aus der Literatur bekannt ist Im Allgemeinen einigte man sich jedoch durch einen Losentscheid wenn mehrere Manner Anspruch auf ein Madchen erhoben Die Frau selbst hatte kein Mitspracherecht So verwundert es nicht dass der Dichter Anakreon solche Prostituierte als offentlichen Durchgang oder gar Zisterne zur Aufnahme von Korperflussigkeiten bezeichnete Die Lebensumstande im Bordell wurden offenbar als schlimmer empfunden als ein Leben auf der Strasse Aus der Rede Gegen die Stiefmutter des Antiphon von Rhamnus ist bekannt dass die Sklavenkonkubine des Philenos ihren Herrn vergiftete als sie erfuhr dass er ihrer uberdrussig war und sie nun furchten musste in ein Bordell abgeschoben zu werden Grossere Bordelle hiessen pornea pornea Bekannt ist in Athen das sogenannte Gebaude Z mit 15 kleinen Raumen das lange Zeit als Bordell und Herberge diente In ihm wurden sowohl Gegenstande aus dem Besitz der dort arbeitenden Frauen als auch Geschirr fur Symposien gefunden Der Dirnenlohn wurde vor dem Intimverkehr ausgehandelt 13 Es gibt auch Berichte wonach ein Eintritt gezahlt werden musste und sich der Kunde dann nach freier Wahl bedienen konnte Nicht zuletzt der profane Umgang mit Geld unterschied die normalen Prostituierten von den begehrten Lustknaben und den Hetaren von denen man sich mehr erwartete als nur eine schnelle sexuelle Handlung Das Geld bekam im Allgemeinen der Besitzer des Bordells der pornoboskos pornoboskos genannt wurde In der griechischen mittleren und neuen Komodie waren diese Zuhalter haufig Ziel des Spottes Sie wurden meistens als geldgierige Schurken dargestellt Die Prostituierten waren im Allgemeinen Sklavinnen die von ihren Herren abhangig waren und fur die ein sozialer Aufstieg so gut wie unmoglich war Doch gab es nicht nur sklavische Prostituierte Aus Athen sind sowohl freigelassene Frauen als auch Nichtathenerinnen belegt die sich prostituierten um ihren Lebensunterhalt zu verdienen Oft mussten Frauen ihre durch den Selbstfreikauf entstandenen Schulden auf diese Weise abarbeiten Solche Frauen mussten sich registrieren lassen und hatten eine Sondersteuer zu zahlen Es war fur Besitzer von Sklavinnen offenbar ublich sie auch arbeiten zu lassen wenn sie keine Kunden hatten Eingesetzt wurden sie meist in der Tuchherstellung wie die Darstellung von spinnenden Prostituierten auf vielen Vasenbildern zeigt Auch der Fund von uber hundert Webgewichten im schon erwahnten Gebaude Z scheint das zu belegen Hetarentum Bearbeiten nbsp Eine Hetare tanzt fur einen Symposianten Innenbild einer rotfigurigen Trinkschale des Brygos Malers um 480 v Chr Hauptartikel Hetare Die Bezeichnung Hetare ist an sich schon problematisch Wie auch das Wort gynh gyne sowohl Ehefrau als auch Frau im Allgemeinen bedeuten konnte bezeichnete ἑtaira hetaira sowohl Frauen mit eigenem Vermogen oder hohen Preisen als auch einfache sich prostituierende Sklavinnen In der modernen Forschung hat sich der Begriff Hetare fur die teuren angeseheneren Prostituierten durchgesetzt Im Bewusstsein der Griechen unterschied sich eine solche Hetare sehr stark von einer einfachen Prostituierten Hetaren waren ein teurer Luxus und in der Regel nur reichen und aristokratischen Mannern zuganglich In deren Augen bezahlten sie die Hetare jedoch nicht fur sexuelle Handlungen sondern sahen sich in der Tradition der aristokratischen Ethik des Gabentausches als grosszugige Zuwender Sie unterstutzten demnach die Hetare und bekamen dafur Gesellschaft Zuwendung und sexuelle Gefalligkeiten Prostituierte waren im Normalfall die einzigen weiblichen Teilnehmer an Symposien Das konnten einfache Flotenmadchen sein aber auch teure Hetaren Sie sorgten hier fur die Unterhaltung der anwesenden Manner wozu zunachst das Tanzen und Musizieren gehorte mit fortgeschrittener Zeit jedoch auch sexuelle Handlungen einschloss Darstellungen von Hetaren gibt es in der griechischen Kunst recht haufig Besonders oft waren sie auf den Innenbildern von Trinkschalen im rotfigurigen Stil gezeichnet vgl Abbildungen rechts Derartige Trinkschalen gehorten auch beim schon erwahnten Symposion zum benutzten Inventar Hetaren waren zum Teil Sklavinnen zum Teil aber auch freie Frauen Vereinzelt brachten sie es zu grossem Wohlstand Versklavte Hetaren wurden vielfach von reichen Gonnern freigekauft Danach konnten sie auf eigene Rechnung wirtschaften oder unterhielten eine Beziehung zu ihrem Gonner Die schon erwahnte Neaira deren Schicksal das einzige uberlieferte einer antiken Prostituierten ist hatte nach ihrem Freikauf das Problem dass zwei Manner Anspruch auf sie erhoben Der eine war der Mann der sie freikaufte der andere ein neuer Gonner Schliesslich einigten sich die beiden Manner uber die Modalitaten Ob Neaira damit einverstanden war ist nicht bekannt sie musste sich dem Urteil fugen Im Vergleich zur Quellenlage zu einfachen Prostituierten ist die zu Hetaren und ihrer gesellschaftlichen Position im griechischen Altertum weitaus umfangreicher viele Hetaren sind namentlich uberliefert Am bekanntesten ist Aspasia die Gemahlin des Perikles allerdings zu Unrecht weil sie keine Hetare war Ihre Ehe wurde in Athen wegen ihrer auslandischen Herkunft nicht als rechtsgultig anerkannt daher galt sie als Konkubine und konnte als solche von politischen Gegnern ihres Mannes direkt mit Prostitution in Verbindung gebracht werden Dieses Beispiel zeigt wie die Unscharfe der Begriffe zu demagogischen Zwecken genutzt wurde Dieses Problem wirkte noch bis ins 20 Jahrhundert nach Um die eigenen moralischen Ansichten mit der Vorstellung von diesen Frauen in Einklang zu bringen wurde in der Forschung das Bild einer gebildeten Frau konstruiert Heute kann dieses Bild jedoch nicht mehr aufrechterhalten werden In der aktuellen Forschung verschwimmen die Grenzen von Hetaren und einfachen Prostituierten immer mehr manche Forscher bestreiten schon die reale Existenz von Hetaren und sehen in ihnen entweder nur teure Prostituierte oder Konkubinen die gar keine Prostituierten waren Mannliche Prostitution Bearbeiten Im Unterschied zur angesehenen paderastischen Knabenliebe die sich innerhalb der Polis Gesellschaften der klassischen Epoche Griechenlands zwischen freigeborenen und mit dem Burgerrecht der jeweiligen Polis ausgestatteten mannlichen Personen vollzog und eigentlich nicht in den Bereich der Prostitution gehort 14 waren die mannlichen Prostituierten in den griechischen Stadten der klassischen und hellenistischen Zeit in der Regel Sklaven wie zu den weiblichen kamen zu den mannlichen Prostituierten ausschliesslich mannliche Kunden 15 Mannliche Prostituierte mussten eine Hurensteuer zahlen pornikὸn telos pornikon telos Es ist wahrscheinlich aber nicht sicher dass dies auch auf die weiblichen Prostituierten zutraf Die Knabenliebe war in der Regel nicht gleichbedeutend mit kauflicher Liebe Sie wurde oft als Erziehungsmittel eingesetzt und selbst wenn sie auf Gegenleistungen beruhte waren diese selten monetar sondern wurden unterschwellig in Form von Geschenken erbracht Grossere Bordelle mit Mannern gab es wohl zumindest in Athen nicht Sie bewirtschafteten eher kleine einzelne Raume oἴkhma oikema deren Tur sich zur Strasse offnete Hatten sie keinen Kunden sassen sie vor der Tur und warteten auf Kundschaft Bekannt ist der Fall des Phaidon aus Elis eines Freundes und Schulers des Sokrates dem Platon ein Denkmal mit dem gleichnamigen Werk gesetzt hat Nach der Eroberung von Elis sei er nach Athen verschleppt und als Sklave in einem Knabenbordell eingesetzt worden Spater sei er von Sokrates befreit worden Ein Solon zugeschriebenes Gesetz verbot bei Todesstrafe Athener Burgern die sich prostituiert hatten vor der Volksversammlung zu sprechen ein Amt zu bekleiden oder anderweitig am offentlichen Leben teilzunehmen 16 Sakrale Prostitution Bearbeiten Hauptartikel Tempelprostitution In der modernen Forschung ist die Existenz einer Tempelprostitution bei der sich Tempelsklavinnen Hierodulen zu Ehren einer Gottheit gegen Geld prostituierten umstritten In antiken Quellen wird vor allem aus Korinth von einem Kult im Tempel der Aphrodite berichtet 17 Pindar wurdigte in einem seiner Gedichte den Korinther Xenophon fur die Weihung von 100 Hierodulen 18 Der Historiker V Pirenne Delforge bestreitet jedoch dass solche sakrale Prostitution in Griechenland je existiert habe Auch fur den sizilianischen Kult der Aphrodite vom Eryx nimmt man sakrale Prostitution an wie etwa Ovid Strabon und Diodor zu berichten wissen 19 Hier sollen noch bis in die fruhe romische Kaiserzeit Hierodulen als Tempelprostituierte aktiv gewesen sein Dieser Kult war von uberregionaler Bedeutung und strahlte bis nach Rom aus wo es jedoch keine nachgewiesene sakrale Prostitution gab auch wenn Dirnen bei den Festen fur Venus Erycina Venus Verticordia Fortuna Virilis und Flora eine bedeutende Rolle spielten Prostitution bei den Romern BearbeitenQuellenlage Bearbeiten Von antiken romischen Autoren gibt es keine umfassende Darstellung zu diesem Thema Die vorhandenen zahlreichen Quellen zur romischen Prostitution im Altertum sind unterschiedlichen Charakters Meist handelt es sich um Randbemerkungen in Texten zu anderen Themen Das betrifft historische Texte ebenso wie rein literarische Werke Viele derartige Bemerkungen sind heute schwer zu interpretieren sie wurden im Laufe der Auseinandersetzung damit auch unterschiedlich bewertet Wichtigste Autoren sind Catull Ovid Martial und Petronius Relevante Quellen sind auch Werke zum romischen Recht die sich zum Teil ausfuhrlicher mit der Prostitution befassen So gibt es in den Digesten eine erste umfassende und genaue Definition von Prostitution Ebenso ergiebig sind epigrafische Texte vor allem Graffiti aus Pompeji Schliesslich gibt es vor allem fur Agypten in wirtschaftlichen Texten auf Papyri viele Aussagen zur wirtschaftlichen Dimension der Prostitution In den meisten Fallen handelt es sich dabei um Schriften aus dem Zeitraum von etwa 200 v Chr bis etwa 300 n Chr Vor allem die literarischen Quellen beziehen sich uberwiegend auf die Stadt Rom Wenn nicht anders angegeben gelten die folgenden Aussagen zur romischen Prostitution dem Zeitraum der spaten Republik und der romischen Kaiserzeit bis zum Erstarken des Christentums unter Konstantin dem Grossen in der Spatantike Dennoch endet die Prostitution auch in dieser Zeit nicht trotz zum Teil heftiger Traktate der christlichen Schriftsteller siehe aber den entsprechenden Abschnitt zur Rechtslage unten Lebenswelt der Prostituierten Bearbeiten Herkunft der Prostituierten Bearbeiten Die kommerzielle Ausbeutung sowohl mannlicher als auch weiblicher Personen zu sexuellen Zwecken war nur ein Teil der erzwungenen Leistungen Jeder Sklave und jede Sklavin konnte von ihrem Besitzer sexuell missbraucht oder dazu an Dritte weitergegeben werden Der Verkehr mit Sklaven war nicht nur anerkannt sondern wurde sogar in der Literatur beschrieben und empfohlen und war in keiner Weise als schandlich zu betrachten 20 Das traf sowohl fur den Herrn als auch fur die Sklaven zu Da sich reiche Manner bei ihren Sklaven schadlos halten konnten gab es im Unterschied zu vielen anderen Kulturen bei den Romern kaum eine Nobelprostitution Sexuelle Dienstleistungen fanden zum grossten Teil im Unterschichtenmilieu statt in hoheren Gesellschaftsschichten galt der Unterhalt einer Prostituierten eher als Mazenatentum Die eher geringe Zahl von Edelprostituierten zog ihre reiche Klientel vor allem durch ihre sexuellen Kunstfertigkeiten an Staatlichen Schutz fur Sklavinnen gab es ohnehin nicht da die romische Rechtsstruktur nur den Eigentumern Rechte zugestand Es gab mehrere Moglichkeiten in den Stand der Prostitution zu geraten 21 Am weitesten verbreitet war die Verschleppung von Kriegsgefangenen In spaterer Zeit als es immer weniger neue Sklaven gab wurde auch die Vermehrung von Sklaven im eigenen Haus immer wichtiger Andere Moglichkeiten waren organisierter Menschenraub vor allem Seerauber hielten uber Jahrzehnte die Gewasser des Mittelmeers in Unsicherheit sowie Kindesaussetzung Kindesverkauf und auch bis zum endgultigen Verbot im 2 Jahrhundert v Chr der Selbstverkauf Doch nicht nur Sklaven gerieten in die Prostitution In der neueren Forschung geht man davon aus dass es eine weitaus hohere Zahl an freiwilligen Prostituierten gab als fruher angenommen Freiwillig bedeutet meist jedoch nur dass die Frauen nicht von ihren Besitzern zum Verkauf ihres Korpers gezwungen wurden Das augusteische Eheverbot zwischen Prostituierten und nicht ehrlosen Personen legt nahe dass es durchaus eine nennenswerte Zahl freier Prostituierter gab Ebenso ist bekannt dass sich vereinzelt Frauen in Bordellen einmieteten und sich dort auf eigene Rechnung den Freiern anboten Auch Prostitution die vom Vater erzwungen wurde mag es gegeben haben Quellen dazu gibt es allerdings erst aus der Zeit der Kaiser Theodosius und Valentinian Wahrend ihrer Herrschaft wurden Gesetze erlassen die festlegten dass Vater die Verfugungsgewalt patria potestas uber ihre Tochter verloren wenn sie diese prostituierten Grunde fur die Prostitution freier Frauen waren im alten Rom kaum andere als heute Dazu zahlen eine schlechte okonomische Basis fehlende Ausbildung und katastrophale Ereignisse im Familienverband Nicht selten war es aber auch so dass man mit Prostitution schneller leichter und mehr Geld verdienen konnte als mit schwerer korperlicher Arbeit beispielsweise in der Textilherstellung Artes meretriciae Auftreten Kleidung und Kunstfertigkeiten Bearbeiten nbsp Zwei Manner und eine Frau beim Geschlechtsverkehr Pompeji Stabianer Thermen nbsp Frau beim Geschlechtsakt auf einem Mann sitzend Pompeji Stabianer Thermen nbsp Geschlechtsakt auf einem pompejanischen Wandgemalde nbsp Mann und Frau beim Cunnilingus Pompeji Stabianer ThermenWie zu allen Zeiten ublich mussten auch in der romischen Antike die Prostituierten auf sich aufmerksam machen um Kunden zu werben Diese Form der Selbstprasentation wurde als artes meretriciae bezeichnet Sie wurde zwischen den Prostituierten weitergegeben und umfasst soziale Regeln Schonheitstipps aber auch allgemeinere Verhaltensmassregeln 22 Da es fur eine ordentliche romische Frau nicht statthaft war sich besonders auffallig oder gar aufreizend auf den Strassen zu bewegen so war dies fur das Geschaft der Dirnen unumganglich Lange Zeit ging man in der Forschung von Kleidervorschriften fur Prostituierten aus was allerdings heute nicht mehr aufrechterhalten werden kann Wenn Dirnen ihrem Gewerbe nicht nachgingen trugen sie oft die einfache Toga mit einer kurzen Tunika Sie trugen die einfache Kleidung der normalen Bevolkerung aber ihre Berufskleidung entsprach durchaus einem raffinierten Kodex Zum Teil stellten sich Bordelldirnen nackt oder mit nackten Brusten zur Schau Beliebt waren aber auch durchsichtige aufgeschurzte oder kurze Kleider aus bunten aus dem Osten importierten Stoffen Nicht zuletzt um korperliche Mangel oder kleinere Schonheitsfehler zu kaschieren waren Prostituierte sehr bewandert in der Kunst des Schminkens und im Umgang mit anderen Korperpflegeprodukten Vor allem die ubermassige Verwendung von Parfum war schon fast sprichwortlich und wird in der antiken Literatur haufig beschrieben Auch auf die Frisur wurde erheblicher Wert gelegt Da Blondinen als besonders erotisch galten blondierten sich Prostituierte oft die Haare oder trugen blonde Perucken Sehr weit verbreitet war auch die Depilation Prostituierte ohne Schamhaar standen besonders hoch im Kurs auch wenn aus Pompeji bekannte Graffiti andere Vorlieben einiger Manner kundtun Der Vorgang des Depilierens war allerdings nicht sehr angenehm da Arsenik und Kalklauge auf das zu entfernende Schamhaar gestrichen wurden Die Depilation erfolgte im Allgemeinen im Bad Viele Bordelle hatten eigene Wasseranschlusse und einen entsprechend hohen Wasserverbrauch Reinlichkeit war unter den romischen Huren offenbar ublich Zumindest im Bordell schienen sie sich zwischen zwei Kundenbesuchen ausgiebig gereinigt zu haben Prostituierte die ihr Geld auf der Strasse verdienten konnten sich einen solchen Luxus selten leisten und gingen nur nach ihrer Arbeit ins offentliche Bad In der romischen Kultur gab es eine Abscheu vor allen Unreinlichkeiten in Bezug auf Sexualitat Prostituierte die sich nicht pflegten verloren schnell ihre Kunden Vor allem durch die Ausubung bestimmter Praktiken wie Fellatio oder Analverkehr wurde den Prostituierten eine gewisse Unsauberkeit nachgesagt Doch waren es gerade diese fur eine zuchtige romische Matrone beziehungsweise Konkubine unzumutbaren Praktiken welche den Dirnen viele Kunden in die Arme trieb Vor allem fur junge Manner galt es als normal ublich und sogar gesund Prostituierte zu besuchen Demgegenuber missbilligte man es wenn altere Manner dies taten Alterssexualitat war ein gewisses Tabu in der romischen Gesellschaft Altere Manner die zu Prostituierten gingen mussten mit dem Spott der anderen rechnen da man von ihnen erwartete uber ihren Trieben zu stehen Vor allem Oralverkehr stand bei den Kunden hoch im Kurs und galt als eine Art Konigsdisziplin unter den Sexualpraktiken Nicht zuletzt kunden unzahlige Graffiti Pompejis noch heute davon Allerdings wurde den Prostituierten wegen der Ausubung haufig Mundgeruch nachgesagt Vaginaler Geschlechtsverkehr wurde im Allgemeinen in der heute als Missionarsstellung bekannten Form oder indem die Prostituierte auf ihrem Kunden reitet vollzogen Der Ablauf dieser Handlungen war zumeist unpersonlich und zum Teil recht brutal Einziges Ziel war die Befriedigung der mannlichen Lust Auch fur andere Vorlieben musste ein Mann ins Bordell gehen Cunnilingus war in der romischen Gesellschaft verpont Wer dies tun wollte musste es bei einer Prostituierten versuchen da es als unzumutbar fur die eigene Frau galt Innerhalb einer Ehe wurde nur vaginaler Geschlechtsverkehr als normal empfunden eine Ehefrau sollte zudem generell keine Lust beim sexuellen Akt verspuren denn er war allein zur Zeugung von legitimen Nachkommen bestimmt Manner die gerne Frauen oral befriedigten galten als impotent Ebenso galt Voyeurismus als Zeichen der Impotenz Dennoch wurden Prostituierte auch fur Geschlechtsverkehr vor Zuschauern bezahlt Andere Formen wie Sadomasochismus oder Koprophilie sind nicht belegt Orte der Prostitution Bearbeiten Siehe auch Lupanar Pompeji nbsp Barbusige Kurtisane auf Kline 2 3 Jh n Chr matritzengeformter TonTrotz vielfach schlechter oder uneindeutiger Quellenlage kann man sagen dass Prostitution im ganzen Romischen Reich verbreitet war 23 Besondere Anlaufpunkte waren dabei die Stadte und Orte wie Wirtshauser oder ahnliche gesellschaftliche Zentren auf dem Land wo man Prostituierte oder Sklavinnen fand die zugunsten ihrer Herren sexuelle Dienste fur die Gaste erbrachten In den Stadten lassen sich einige Orte als besonders beliebt fur die Kontaktaufnahme zwischen Prostituierten und Kunden ausmachen Eine ergiebige Quelle dabei ist Ovids Ars amatoria in der ausfuhrlich die besten Stellen fur die Kontaktaufnahme beschrieben wurden Bevorzugte Orte waren demnach Saulenhallen Tempel in erster Linie solche die vor allem von Frauen verehrten Gottheiten geweiht waren wie Isis Pax Ceres Bona Dea oder Magna Mater aber naturlich auch der Venus Bader Circus und Theater und in Rom speziell auch im Armenviertel Subura An der Peripherie der Stadt konnte man Prostituierte an den Ausfallstrassen vor den Stadttoren finden besonders beruchtigt waren hier die Graberstrassen In der Provinz sind Militarlager und Bordelle haufig in direkter Nachbarschaft anzutreffen Das begrundet sich wohl auch darin dass romische Legionare nicht heiraten durften Sowohl vor den Toren als auch bei den Militarlagern waren vermutlich vor allem Reisende oder kurzzeitig in Rom stationierte Soldaten die Hauptkunden wohingegen etwa in der Subura hauptsachlich dort lebende Bewohner als Kunden anzunehmen sind Das gewohnliche romische Bordell wurde als lupanar bezeichnet was sich von lupa Wolfin ableitet Andere Bezeichnungen waren lustrum Morast Pfutze Wildhohle im Plural lustra auch Bordell und ausschweifendes Leben oder fornix Gewolbe Mauerbogen Vor allem die beiden ersten Bezeichnungen hatten schon damals einen negativen Beigeschmack Bordelle waren private Unternehmungen nur in Agypten gibt es Anzeichen fur strenger geregelte Systeme uber die man bisher jedoch noch keine genaueren Aussagen treffen kann Es gab mehrere Formen von Bordellen oder bordellahnlichen Unterkunften das von Beginn an als Bordell geplante Bordellgebaude andere Betriebe die neben ihren eigenen Produkten auch sexuelle Leistungen anboten etwa Wirtshauser Kneipen Geschafte vor allem Backereien Einzelzimmer die zumeist zur Strasse hin gelegen waren Vor allem die letzten beiden Formen sind sehr schwer nachzuweisen da hier oft auch andere Nutzungen nicht unbedingt ausgeschlossen werden konnen nbsp Blick in eine Zelle des pompejanischen Bordells von Africanus und VictorNach einem aus konstantinischer Zeit stammenden Verzeichnis gab es in Rom funfundvierzig Lupanare im kurze Zeit spater entstandenen Curiosum wurden sogar sechsundvierzig genannt Fur Pompeji wurden fruher weit ubertriebene Zahlen angenommen heute geht man jedoch davon aus dass nur ein einziges Bordell ersten Typs in der Stadt lag Dieses Lupanar von Africanus und Victor ist heute das bedeutendste archaologische Beispiel fur ein romisches Bordell Es hatte zehn Raume funf davon befanden sich im unteren weitere funf im oberen nicht mehr erhaltenen Stockwerk Die unteren um einen Korridor angeordneten nur zwei Quadratmeter grossen Zellen waren kleiner als die in der oberen Etage und beherbergten vermutlich die preiswerteren Dirnen In jedem Zimmer gab es eine gemauerte Bettstelle mit einem erhoht gemauerten Kopfstuck Andere Einrichtungsgegenstande gab es nicht abgesehen von Ollampen die die fensterlosen Raume erleuchteten Verschlossen wurden die Raume von einer Holztur oder einem Vorhang Die aus der Literatur bekannte miserable Luft ist dann verstandlich da es zum Korridor hin nur einen kleinen Abzug gab Die Wande des Korridors waren recht weit oben mit erotischen Szenen bemalt Das legt nahe dass diese Bilder sowohl zur Stimulation der Wartenden als auch als eine Art Leistungskatalog zu interpretieren sind Solche Kataloge scheint es auch auf Papyrus gegeben zu haben zumindest sind sie aus Abbildungen bekannt Die Wandbilder wurden von den Forschern noch bis vor kurzem ubergangen da ihnen die Abbildungen als unmoralisch erschienen Sie wurden nicht einmal beschrieben Der heutige Zustand ist folglich recht schlecht Die Bordelle betrieben zum Kundengewinn recht offensive Werbung 24 Die Eingange der Freudenhauser waren auf verschiedene Weise gekennzeichnet Moglich waren beispielsweise Reliefs mit erotischen Darstellungen oder Phallusreliefs oder Lampen mit Phallussymbol Allerdings ist auch hier die Deutung vielfach schwer weil solche Darstellungen durchaus ublich waren und nicht zwingend einen Bezug zur Prostitution haben mussten Zur Werbung wurden auch Graffiti an die Wande gemalt Sie waren mitunter sehr deutlich da sie durchaus lautschreierisch in grossen Buchstaben geschrieben wurden Manchmal waren es die Prostituierten selbst die diese Inschriften anbrachten manchmal der Zuhalter oder Besitzer manchmal aber auch ein zufriedener oder auch unzufriedener Kunde nbsp Hinweiszeichen eingemeisselt in eine Platte des StrassenpflastersOffensichtlich gab es auch subtilere Methoden der Werbung So hatten einige Prostituierte auf den Sohlen ihrer Schuhe Texte angebracht die als Abdrucke im Sand den Mannern signalisierten sie mogen doch folgen Weitaus weniger subtil waren die eher rabiaten Methoden mit denen manche Bordellwirte Kunden lockten Es waren Schlepper und Kundenfanger unterwegs die in schlechten Zeiten zum Teil auch Gewalt anwandten um die Kundschaft zu ihrem fluchtigen Vergnugen zu zwingen Auch die Dirnen versuchten manchmal Kunden mit sich zu zerren und waren bei einem Misserfolg fur ihre Schimpfkanonaden bekannt Das einfachste Mittel der Werbung war jedoch wenn die Prostituierten leicht bekleidet vor dem Bordell sassen oder standen Unklar ist die Bedeutung mancher tesserae die moglicherweise als Gutscheine von Kaisern als Streumarken unter das Volk gebracht wurden Die Bedeutung dieser spintriae ist in der Forschung sehr umstritten es sprechen allerdings viele Aspekte dafur dass neben Gutscheinen fur den Circus fur Getreide und Wein auch Gutscheine fur Bordellbesuche verteilt wurden Dafur spricht nicht nur die Verzierung der Marken mit sexuellen Motiven darunter die Wiedergabe von Stellungen sondern ebenso die Nummerierung von ein bis 16 As was den gangigsten Tarifen der Prostituierten entsprach Die Kunden Bearbeiten Grundsatzlich war es wie bei den Griechen auch bei den Romern ublich dass ausschliesslich Manner Prostituierte beiderlei Geschlechts in Anspruch nahmen 25 Die romische Gesellschaft sah nicht vor dass Frauen ausserhalb einer Ehe oder eines Konkubinats sexuelle Kontakte hatten Ehen waren weder zur Lustbefriedigung des Mannes noch der Frau gedacht sondern in erster Linie zur Zeugung legitimer Nachkommen Selbst die Entwicklung einer Liebe war nur von untergeordneter Wichtigkeit und hochstens als Zugabe zu sehen Obwohl Frauen als das lasterhaftere und lusternere Geschlecht angesehen wurden wurde ihnen das freie Ausleben ihrer Sexualitat weder in einer Beziehung noch als Prostituierte oder mit Prostituierten zugestanden Sexuelle Erfullung brauchten nach den in der romischen Gesellschaft vorherrschenden Ansichten nur Manner zu erlangen Da diese innerhalb einer Ehe oder des Konkubinats nicht moglich war und bestimmte Sexualpraktiken als verpont galten war es fur einen romischen Mann absolut in Ordnung seine Befriedigung in einem Bordell zu suchen Wer keine eigenen Sklaven oder anderweitig abhangige Personen zur Verfugung hatte konnte an vielen Stellen der Stadt Prostituierte antreffen Teurere Kurtisanen liess man sich sicher ins Haus kommen ebenso Tanzerinnen Musikerinnen und Sangerinnen die bei Festen auftraten und nicht selten auch fur sexuelle Gefalligkeiten zu haben waren Wer sich das nicht leisten konnte ging in ein Bordell oder suchte nach Kontaktmoglichkeiten direkt auf der Strasse Entweder zog man sich dann in ein zu mietendes Zimmer zuruck ging in das Zimmer der Prostituierten oder suchte sich einfach einen Platz wo man den Akt im Verborgenen vollziehen konnte Moglichkeiten gab es auch auf den Graberstrassen vor den Stadttoren Die dort tatigen busturiae genannten Dirnen denen man nachsagte sie wurden es vor allem mit Totengrabern treiben galten als besonders verrucht Ihr Status galt als die unterste Stufe auf die eine Prostituierte geraten konnte nbsp Nackte Tanzerin Pompeji MysterienvillaEin Grossteil der Prostitution spielte sich innerhalb der einfachen Stadtviertel ab und war dort allgegenwartig Prostituierte waren nicht aus der Gesellschaft ausgeschlossen sondern Teil von ihr Zwar unterlagen sie gewissen Beschrankungen etwa bei den Ehegesetzen und mussten eine Sondersteuer zahlen deren Hohe und Modalitaten wohl haufig durch Adile in Griechenland durch Agoranomen geregelt war 26 Jedoch selbst beim religiosen Kult waren sie integriert und nahmen manchmal sogar in tragenden Rollen an den Festen und Mysterien teil Somit lebten die Kunden und die Prostituierten ortlich nahe beisammen und stammten dabei meist aus demselben Milieu Der niedrige Preis lud ein des Ofteren sexuelle Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen Ein Mann bekam fur wenig Geld relativ viel geboten und konnte auch Dinge tun die mit der Ehefrau unmoglich zu sein schienen Allerdings war der Respekt vor den sexuellen Dienstleistern nicht immer vorhanden und die Bordelle galten nicht zuletzt als Orte der Gewalt Aus der literarischen Uberlieferung ist vielfach der raue Umgang der Kunden mit den Prostituierten bekannt die geschlagen wurden und auf die auch beim Verkehr kaum Rucksicht genommen wurde Eine Prostituierte hatte bei der Ausubung ihrer Tatigkeit keinen Anspruch auf zuvorkommende Behandlung was viele Manner ausnutzten Eine Gesellschaft die eher an raue Sitten gewohnt war man denke nur an Gladiatorenspiele und Tierhetzen nahm folglich auch keine Rucksicht auf die Befindlichkeiten kauflicher Frauen und Manner In der Kunst gibt es jedoch anders als aus der griechischen Zeit keine derartigen Darstellungen Wahrscheinlich noch schlechter als den Dirnen im Bordell erging es denen die auf der Strasse ihr Geld verdienten In der Literatur werden die Kunden auch haufig als betrunkener Pobel beschrieben Moglicherweise um Geld zu sparen kam es auch vor dass sich zwei Kunden eine Frau teilten wie aus Graffiti in Pompeji hervorgeht Im Laufe der Zeit bildeten sich fur die spezifischen Wunsche der Kunden auch Spezialbordelle heraus So gab es neben lupanaren fur Frauen und Manner wahrscheinlich auch Bordelle mit Tieren oder Kindern Martial lobt Kaiser Domitian dafur dass dieser ein Verbot des Verkaufs von Kindern zu Unzuchtszwecken erlassen hatte Allerdings schloss das nicht aus dass im Haus geborene Sklaven auch weiterhin missbraucht wurden Aber auch hier sind die Quellen nicht eindeutig zu interpretieren Einen nicht zu unterschatzenden Anteil unter den Bordellbesuchern stellten Sklaven und Freigelassene die kaum eine andere Moglichkeit hatten ihr sexuelles Verlangen zu erfullen Auch hierfur geben die Graffiti auf den Bordellwanden in Pompeji beredtes Zeugnis was in der Literatur ebenfalls gut belegt ist 27 So macht beispielsweise Cato der Altere ein Geschaft daraus dass er sich von seinen mannlichen Sklaven die Erlaubnis zum Verkehr mit seinen Sklavinnen bezahlen liess In der Literatur kristallisierten sich zwei Sklaventypen heraus Zum einen der arbeitsame Landsklave zum anderen der verlotterte Stadtsklave Daran ist zweifelsohne ein wahrer Kern da in der Stadt all die stadtischen Vergnugungen auch fur Sklaven zum Greifen nahe waren und neben Bordellbesuchen auch Besuche etwa in Thermen und bei den Spielen abgestattet werden konnten Auf dem Land gab es all diese Moglichkeiten nur in begrenztem Umfang oder gar nicht Neben den Kunden der Unterschicht gab es vermutlich nicht wenige jungere Burschen aus der Oberschicht die sich bei den einfachen Prostituierten ihre Horner abstiessen Wo altere Vertreter der Oberschicht schlecht angesehen waren wenn sie ein Bordell auch nur betraten sah man es den jungeren Besuchern nach Ihnen wurde nur dann ein Vorwurf gemacht wenn sie in den Bordellen ihr Erbe vergeudeten Die vor allem in der Oberschicht beliebten Kurtisanen standen anders als eine normale Prostituierte fur den reichen Gonner genau wie eine griechische Hetare auch fur langere Beziehungen zur Verfugung Oft wurden sie von nur einem einzigen Kunden unterhalten Bekannt sind solche amicae an der Seite vieler bedeutender antiker Manner bekannt etwa bei Scipio dem Jungeren Sulla Verres Pompeius und Marcus Antonius Im romischen Recht wurden diese Kurtisanen nicht zuletzt wegen ihrer Wahlfreiheit nicht als Prostituierte angesehen Einen nicht unbeachtlichen Teil der Kundschaft stellten die Soldaten Wo immer sich romische Heere sammelten waren auch Prostituierte im Tross anzutreffen Die Soldaten die ja seit der Gesetzgebung des Augustus bis zum Rang des Zenturios nicht heiraten durften und eine lange Dienstzeit ableisteten hatten fur sexuelle Kontakte kaum eine andere Wahl als den Gang zu Prostituierten Die strengen Vorschriften des Augustus wurden wahrend der Regierungsjahre von Trajan und Hadrian gelockert und unter Septimius Severus ganz aufgehoben Manche Soldaten hatten Sklavinnen die sicher auch sexuell zu Diensten sein mussten Homosexuelle Kontakte innerhalb der Truppe waren ungern gesehen vor allem dann wenn hohere Range ihre Macht uber einfache Soldaten in dieser Richtung missbrauchten Seit Caligula hatten die Soldaten noch einen weiteren Bezug zu den Prostituierten da sie ab dieser Zeit fur die Einziehung der Hurensteuer zustandig waren Die Profiteure des Geschaftes Bearbeiten Bei der Rekonstruktion des Wirkens der Zuhalter und ahnlicher Personen ist die Interpretation schwierig 28 Schon in den fruhen Komodien werden oft lenones und lenae Zuhalter und Zuhalterinnen genannt Sie werden ausserst negativ dargestellt Der Beruf des leno wurde zur Zeit von Valentinian I und Theodosius I als Zuhalterei verboten Leno waren Zuhalter im kleinen Stil Manche von ihnen haben moglicherweise nur die eigene Frau Tochter oder Schutzbefohlene prostituiert Seit der Augusteischen Gesetzgebung war diese Form der Prostituierung als Ehebruch verboten Auch die Gastwirte caupones betatigten sich haufig als Zuhalter im kleinen Stil Viele vermieteten Zimmer an Prostituierte und deren Kunden oder boten neben Speisen und Getranken auch ihre meist sklavischen Bedienungen fur sexuelle Leistungen an Neben Wirten und Kneipenbesitzern wurden in dieser Weise auch oft Bademeister Friseure und besonders haufig Backer genannt Nicht selten zogen Prostituierte auch eigene Tochter oder Findelkinder auf um sie spater fur sich arbeiten zu lassen und somit ein gesichertes Auskommen im Alter zu haben Das erklart auch die Funde von vielen mannlichen aber nur wenigen weiblichen Babyskeletten in einem romischen Bordell In der romischen Gesellschaft galt die Prostitution von freien Kindern wenngleich nicht gesetzlich verboten als eine der verwerflichsten Taten die man begehen konnte sie war nicht einmal mit dem drohenden Hungertod zu rechtfertigen Bei so genannten unfreien Kindern hatte man solche Bedenken nicht Professionelle Zuhalter fanden sich nur als Besitzer oder Pachter von Bordellen Es finden sich keine Informationen dass die Strassenprostitution etwa in Reviere aufgeteilt und diese von einzelnen Zuhaltern verwaltet wurden Professionelle Zuhalter hatten mehrere Moglichkeiten an Sklaven zu kommen Eine war der Sklavenmarkt der Ankauf von Kindern zumeist notleidender Eltern aber auch das Aufziehen von Findel und im Haus geborenen Kindern Manchmal gehorten Bordelle auch mehreren Personen Es sind zudem Falle bekannt in denen der eigentliche Besitzer nicht bekannt werden wollte da mit dieser Funktion ein schlechter Leumund verbunden war Dann liess er sein Etablissement von anderen Personen meist einem Freigelassenen oder auch einem Sklaven verwalten Preise Bearbeiten Die Preise fur die sexuellen Dienstleistungen sind zum Teil literarisch zum Teil papyrologisch vor allem aber epigrafisch in Form von Graffiti an den Wanden Pompejis uberliefert 29 Aus den Quellen ergibt sich eine normale Preisspanne von 2 bis 16 As letzteres entspricht einem Denar Die literarischen Quellen sprechen auch von niedrigeren Preisen was aber vor allem fur Preise unter einem As recht unglaubwurdig anmutet Die niedersten Dirnen wurden als Quadrantaria bezeichnet der Name leitet sich von der Bezeichnung fur ein viertel As ab was die ubliche Bezahlung fur ein solches Madchen war 30 Viele hohere Preise sind nicht als realistisch anzusehen obwohl es durchaus Hetaren gab die gut bis aussergewohnlich gut bezahlt wurden Die meisten Quellen die von hohen Preisen berichten vor allem wenn sie im Zusammenhang mit den romischen Kaisern genannt werden sind moglicherweise als gegen die Kaiser gerichtete Propaganda zu sehen Aus Pompeji sind durch Graffiti Betrage zwischen 2 und 23 As belegt Knapp die Halfte der erwahnten Preise nennt 2 As Somit kann man davon ausgehen dass dies der ubliche Preis war der vereinzelt auch uberboten wurde Es ist auch anzunehmen dass fur hohere Preise mehr geboten wurde oder dass sich die Prostituierten ihre besondere Schonheit bezahlen liessen Man kann ebenso vermuten dass Dirnen die hohere Preise verlangten weniger Kunden am Tag hatten Besonders hohe Preise sollen Jungfrauen erzielt haben Quellen fur die Preise ausserhalb Roms und Pompejis sind nur sehr wenige vorhanden doch kann man festhalten dass das Preisspektrum in den Stadten des Reiches im ersten und zweiten Jahrhundert in etwa gleich war Fur die Prostitution ausserhalb der Stadte gibt es generell nur wenig Belege sie legen aber den Schluss nahe dass die dortigen Preise etwas hoher lagen Das kann man offenbar damit erklaren dass auf dem Land eine wesentlich geringere Konkurrenz herrschte als in Stadten In einem bekannten Dokument aus Aesernia dem Grabstein des Lucius Calidius Eroticus wird einem Kunden die Rechnung aufgestellt Hierbei wurde auch eine Prostituierte die offenbar abhangig bei einem Gasthof beschaftigt war abgerechnet Sie umfasste mit 8 As sogar den grossten Teil der Rechnung 14 As die auch Unterkunft Mahlzeit und Heu fur den Esel einschloss Der Bedarf fur den Lebensunterhalt wurde so weit es moglich war von den Historikern Duncan Jones Bettina Eva Stumpp und anderen berechnet 31 Stumpp setzt das Existenzminimum mit 3000 As im Jahr an Ihren Berechnungen zufolge konnten Prostituierte bei idealen Bedingungen etwa 6500 bis 12 000 As netto verdienen Jedoch ist unklar inwieweit diese Musterrechnung die damalige Realitat abbilden kann Zudem verloren die Prostituierten mit zunehmendem Alter auch an Attraktivitat so muss man mit Abschlagen rechnen Abhangige Prostituierte erhielten naturlich weniger weil ihr Zuhalter oder Besitzer das Geld bekam Trotzdem kann man annehmen dass vor allem selbststandige Prostituierte teilweise genug Geld verdienten um sich selbst einen oder mehrere Sklaven zu kaufen und diese dann im fortgeschrittenen Alter fur sich anschaffen gehen zu lassen Uber die Preise fur Sklavinnen die zur Prostitution herangezogen werden sollten ist bisher wenig bekannt In der Literatur gibt es zwar einige sehr hohe Preisangaben die jedoch vor allem im Zusammenhang mit Kritik an kaiserlicher Verschwendungssucht und deren ausschweifendem Lebenswandel zu verstehen sind und nichts mit der Realitat zu tun haben mussen Fur eine normale Prostituierte ist wahrscheinlich Martials Preisangabe von 600 Denaren anzunehmen Das ist am unteren Preissegment fur Sklaven anzusiedeln was jedoch realistisch ist da Prostituierte ungelernt waren und keine besonderen Fahigkeiten mitbrachten Rechtslage Bearbeiten Prinzipat Bearbeiten nbsp Paar beim Geschlechtsverkehr romische Ollampe aus dem Romisch Germanischen Museum in KolnIm romischen Recht gab es immer wieder Versuche die Prostitution zu regulieren 32 Ein Versuch sie abzuschaffen wurde bis in die Spatantike siehe unten nicht unternommen Die einschneidendste rechtliche Verordnung war die lex Iulia et Papia die es ranghoheren Personen untersagte Prostituierte zu heiraten Ziel dieses Gesetzes war es den Aufstieg von Prostituierten in hohere Rangklassen des romischen Volkes zu verhindern Ebenso bedeutend fur Prostituierte war die durch die lex Iulia de adulteriis geregelte Ausnahme von der strengen Sittengesetzgebung So wurden Prostituierte durch dieses Gesetz von den Strafen fur Ehebruch ausgenommen Damit wurde der Platz kauflicher Personen innerhalb der romischen Gesellschaft geregelt Rechtlich standen sie ganz unten und am Rande der Gesellschaft Dies galt ebenso fur artverwandte Berufe deren Protagonisten den Prostituierten oftmals auch im Berufsbild gleichgestellt waren wie mannliche und weibliche Schauspieler Schankmadchen Sangerinnen und Tanzerinnen Wie auch in anderen Berufsgruppen und bei Personen die der infamia ausgesetzt waren durften Prostituierte nicht oder nur eingeschrankt Erbschaften antreten Vor Belastigung und Vergewaltigung vor allem durch hoher gestellte Personen waren die Dirnen nicht geschutzt praktisch waren sie Freiwild Es ist in der Forschung umstritten ob das Eindringen in einen geschlossenen Raum und die anschliessende Vergewaltigung einer versklavten Prostituierten als Vergewaltigung zu werten war oder ob hier das Sachenrecht griff Im Verlauf der Kaiserzeit wurden immer wieder Gesetze gegen erzwungene Prostitution erlassen beispielsweise das bereits erwahnte Gesetz gegen die Prostitution von Kindern unter Domitian Aber auch die Prostituierung von Sklavinnen die ausdrucklich unter der Bedingung verkauft oder vererbt worden waren dass sie nicht als Dirnen arbeiten mussen war verboten Sie wurden in dieser Hinsicht ausdrucklich durch das romische Recht geschutzt In den Quellen finden sich jedoch viele Stellen wo uber die Missachtung solcher Vertragsklauseln berichtet wird Freigelassene fruhere Sklavinnen durften nicht dazu gezwungen werden ihre Schulden als Prostituierte abzugelten Seit der Regierungszeit Caligulas mussten Prostituierte und Zuhalter eine Steuer entrichten die auf griechischen Vorbildern beruhte und im Allgemeinen dem Preis fur einen Beischlaf mit der betreffenden Prostituierten entsprach In Agypten wurde ein fester Betrag fallig Viele uberlieferte Dokumente sprechen fur eine konsequente Erhebung der Steuer Hierfur waren unterschiedliche Korperschaften zustandig in Rom und Karthago beispielsweise verschiedene Dienstgrade der Armee in Palmyra und Agypten zivile Steuereintreiber Diese Steuer war offenbar fur den romischen Staat von grosser Bedeutung was die konsequente Erhebung bis in die christliche Zeit erklart Ausserdem war sie ein Zeichen fur die Legalitat der Prostitution Solange die Steuer erhoben wurde war Prostitution im romischen Reich erlaubt In der Spatantike Bearbeiten Die Erstarkung des Christentums hatte auch Auswirkungen auf die Prostitution Ende des 3 Jahrhunderts schwor Pelagia ihrem fruheren Leben ab und zog sich in ein asketisches Dasein zuruck wobei sie ihr Vermogen der Kirche vermachte Der Bischof Nonnus soll sich aber geweigert haben es anzunehmen Konstantin der Grosse der das Christentum privilegierte anderte interessanterweise wenig an der bestehenden Haltung des Staates gegenuber Prostituierten was allerdings nicht heissen soll dass es in der Spatantike nicht ernsthafte Versuche gab die Prostitution zu unterbinden Um die Mitte des funften Jahrhunderts wurden von staatlicher Seite Versuche unternommen bestimmte Probleme der Prostitution zu beseitigen der in den Quellen als frommer Christ bezeichnete praefectus praetorio per Orientem Florentinus sorgte in der Regierungszeit Theodosius II dafur dass im Jahre 428 ein neues Gesetz erlassen wurde Demnach konnten Prostituierte beim Bischof dem Provinzgouverneur oder in den Stadten vorstellig werden wenn sie aus ihrer Tatigkeit entlassen werden wollten 439 sorgte Florentinus ausserdem dafur dass alle Prostituierten der Hauptstadt Konstantinopel freigelassen und Bordellbesitzer der Stadt verwiesen wurden Ebenso wurde wie schon erwahnt Vatern verboten Gewinn aus der Prostitution ihrer Tochter zu ziehen All das geschah aber nicht nur weil einzelne christliche Autoren gegen die Prostitution zu Felde zogen Vielmehr wurde es nun als unethisch angesehen aus der Prostitution zusatzlichen Gewinn fur den Staat zu erzielen Darin druckte sich der langsam wachsende Kontrast des alten Imperium Romanum zum neuen Imperium Romanum Christianum aus Unter dem ostromischen Kaiser Leo I wurde die Prostitution schliesslich verboten die entsprechende Steuer wurde aufgehoben beides erwies sich freilich als ineffektiv denn unter Anastasios I war Ende des funften Jahrhunderts wieder von der Steuer die Rede 33 In der Zeit Justinians wurden zusatzlich Gesetze zum Schutz junger Madchen erlassen nachdem bekannt wurde dass das Gewerbe der Prostitution in der Hauptstadt wieder anwuchs In den Provinzen wurden Madchen teils junger als zehn Jahre von Handlern eingekauft Dem machte der Kaiser ein Ende Seine Ehefrau Theodora setzte sich fur Prostituierte ein Sie liess die Madchen befreien die Bordelle schliessen und gab ihnen Kleidung sowie etwas Geld 34 Forschungsgeschichte BearbeitenWie bei allen Themen die mit Sexualitat zu tun haben beschaftigten sich zunachst fachfremde Autoren in vorwiegend popularwissenschaftlichen Werken mit dieser Thematik Fachkundigen Wissenschaftlern war das Thema zu unserios und verpont Wenn uberhaupt widmeten sie sich der Thematik nur unter einem Pseudonym So ist es nicht verwunderlich dass diverse Fehlinterpretationen aufkamen die sich bis heute im gemeinschaftlichen Gedachtnis erhalten haben Meist waren diese ersten Werke Teile von Gesamtdarstellungen wie Die Geschlechtsausschweifungen unter den Volkern der alten und der neuen Welt geschichtlich und das Gewerbe feiler Weiber staatsrechtlich dargestellt anonym 1826 Im Regelfall waren sie unter dem Vorwand verfasst worden die Sittlichkeit zu heben oder die Geschlechtskrankheiten bekampfen zu wollen In anspruchsvolleren Werken wie dem von Ludwig Friedlaender wurde das Thema nur am Rande behandelt Einen Aufschwung erlebte das Thema um die Wende vom 19 zum 20 Jahrhundert Unter dem Einfluss von Sozialismus Psychoanalyse der Frauenrechtsbewegung und einer beginnenden sexuellen Liberalisierung suchten und fanden Akademiker einen neuen Zugang zum Thema Die erste wissenschaftliche Auseinandersetzung leistete der Arzt und Begrunder der modernen Sexualwissenschaft Iwan Bloch Doch auch sein Werk enthielt noch die Absicht die Prostitution als solche zu vernichten So ist es nicht verwunderlich dass viele seiner Ansatze heute als uberholt anzusehen sind In der Forschung dieser Zeit wurden beispielsweise Hetaren zunachst in idealisierter Weise dargestellt Dass sie neben der Ausubung ihrer Fahigkeiten sich auch noch gegen Bezahlung Mannern hingaben wurde als unerfreuliche Begleiterscheinung oft in den Hintergrund gedrangt Eine andere Sicht vertraten die die unter dem Einfluss des sich ausbreitenden Feminismus standen Sie teilten die Frauen in zwei Kategorien Ehefrauen deren Sexualitat durch die Manner beschrankt wurde und Prostituierte Letztere waren sowohl einfach Prostituierte wie auch Hetaren und sogar Konkubinen Letztlich hingen beide Vorstellungen idealisierten Frauenbildern an Die heutige Forschung sieht hier keine eindeutigen Trennungsmoglichkeiten mehr alle Grenzen wurden fliessend Erst 1960 setzte erneut eine Welle der Beschaftigung mit dem Thema ein Unter anderen forschte Hans Herter auf diesem Gebiet Er veroffentlichte einen seinerzeit vielbeachteten Aufsatz Die Soziologie der antiken Prostitution im Lichte des heidnischen und christlichen Schrifttums im Jahrbuch fur Antike und Christentum der allerdings heute nur noch in Teilen aktuell ist 35 Ruckblickend beschaftigten sich die Arbeiten dieser Zeit epochenubergreifend mit Griechen und Romern und sind heute von geringem wissenschaftlichen Belang Ende der 1980er Jahre zog durch die Studien von Ingeborg Peschel und Carola Reinsberg auch eine feministische Sichtweise in die Altertumswissenschaften ein Die Arbeiten der beiden interpretierten das Bild der griechischen Hetare neu Bettina Eva Stumpp veroffentlichte eine umfassende Studie zur Prostitution im Romischen Reich Spatestens seit den 1990er Jahren ist das Thema aus der Schmuddelecke geholt und viele Einzelstudien aus historischer und archaologischer Sicht beschaftigen sich mit Einzelaspekten dieses Forschungsbereiches Literatur BearbeitenQuellensammlungen Bearbeiten Liselot Huchthausen Romisches Recht Aufbau Verlag Berlin Weimar 1975 ISBN 3 351 01334 5 Bibliothek der Antike Romische Reihe Werner Krenkel Erotica antiqua Teubner Leipzig 1990 ISBN 3 322 00741 3 Karl Wilhelm Weeber Decius war hier Das Beste aus der romischen Graffitiszene Artemis amp Winkler Zurich Dusseldorf 1996 ISBN 3 7608 1131 0 Antike aktuell Sekundarliteratur Bearbeiten Iwan Bloch Die Prostitution Band 1 Louis Marcus Verlagsbuchhandlung Berlin 1912 Ernest Bornemann Diverse Artikel in Lexikon der Liebe Materialien zur Sexualwissenschaft Ullstein Frankfurt am Main Berlin Wien 1978 ISBN 3 548 03585 X James N Davidson Kurtisanen und Meeresfruchte Die verzehrenden Leidenschaften im klassischen Athen Siedler Verlag Berlin 1999 ISBN 3 8333 0199 6 Original Courtesans and Fishcakes The Consuming Passions of Classical Athens London 1997 Angelika Dierichs Erotik in der Kunst Griechenlands von Zabern Mainz 1997 ISBN 3 8053 2014 0 Antike Welt Sonderheft Zaberns Bildbande zur Archaologie Angelika Dierichs Erotik in der Romischen Kunst von Zabern Mainz 1993 ISBN 3 8053 1540 6 Antike Welt Sonderheft Zaberns Bildbande zur Archaologie Ludwig Friedlaender Sittengeschichte Roms Phaidon Essen 1996 ISBN 3 88851 162 3 Original Sittengeschichte Roms in der Zeit von August bis zum Ausgang der Antonine 1862 1871 Jane F Gardner Frauen im antiken Rom Familie Alltag Recht C H Beck Munchen 1996 ISBN 3 406 39114 1 Original Women in Roman law and society Croom Helm 1986 Debra Hamel Der Fall Neaira Die wahre Geschichte einer Hetare im antiken Griechenland Primus Verlag Darmstadt 2004 ISBN 3 89678 255 X Elke Hartmann Prostitution II Klassische Antike In Der Neue Pauly DNP Band 10 Metzler Stuttgart 2001 ISBN 3 476 01480 0 Sp 451 454 Violaine Vanoyeke La Prostitution en Grece et a Rome Les Belles Lettres coll Realia Paris 1990 Marilyn A Katz Women Children and Men In Paul Cartledge Hrsg The Cambridge Illustrated History of Ancient Greece Cambridge 1998 S 100 138 Mary R Lefkowitz Die Tochter des Zeus Frauen im alten Griechenland C H Beck Munchen 1992 ISBN 3 406 36768 2 Original Women in Greek myth Gerald Duckworth amp Co Ltd 1986 Peter Mauritsch Leichte Madchen schnelles Geld oder Die Ausbeutung des Begehrens In Christian Bachhiesl Markus Handy Hrsg Kriminalitat Kriminologie und Altertum Antike Kultur und Geschichte Band 17 Lit Wien 2015 ISBN 978 3 643 50639 9 S 125 142 Thomas A J McGinn Prostitution Sexuality and the Law in Ancient Rome Oxford University Press Oxford New York 1998 ISBN 0 19 508785 2 Thomas A J McGinn The Economy of Prostitution in the Roman World A Study of Social History and the Brothel University of Michigan Press Ann Arbor 2004 Florian M Muller Veronika Sossau Hrsg Gefahrtinnen Vom Umgang mit Prostitution in der griechischen Antike und heute Innsbruck 2012 ISBN 978 3 902811 45 5 SPECTANDA Schriften des Archaologischen Museums Innsbruck 1 Sarah B Pomeroy Frauenleben im klassischen Altertum Kroners Taschenausgabe Band 461 Kroner Stuttgart 1985 ISBN 3 520 46101 3 Original Women in classical antiquity 9 Auflage Schocken Books New York 1984 Carola Reinsberg Ehe Hetarentum und Knabenliebe im antiken Griechenland C H Beck Munchen 1989 ISBN 3 406 33911 5 Beck s archaologische Bibliothek Martin Rybarski Die Funktion des Flotenmadchens beim Symposion von 530 bis 500 v Chr Munchen 2010 ISBN 978 3 640 60505 7 Christine Schnurr Redford Frauen im klassischen Athen Sozialer Raum und Bewegungs freiheit Berlin 1996 Dissertation Wolfgang Schuller Frauen in der Romischen Geschichte Piper Munchen Zurich 1992 ISBN 3 492 11321 4 Bettina Eva Stumpp Prostitution in der romischen Antike Akademie Verlag Berlin 1998 ISBN 3 05 003256 1 Antike in der Moderne Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Prostitution in der Antike Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rezension zu Bettina Eva Stumpp Prostitution in der romischen Antike Einzelnachweise Bearbeiten Plautus Pseudolus 178 Vergleiche auch die spateren Begriffe scortum honestum scortum regium und Escort Agentur Zu den Bezeichnungen siehe Elke Hartmann Prostitution II Klassische Antike In Der Neue Pauly Bd 10 2001 Spalte 451 Uberliefert bei Aelian varia historia 4 14 Demosthenes Rede 59 Athenaios 13 Siehe beispielsweise Eubulos Fragmente 67 K A a b Siehe Hamel Der Fall Neaira S 25 f The Mystery of 97 Dead Roman Babies YouTube Video abgerufen am 22 Dezember 2013 englisch Jennifer Viegas Infanticide Common in Roman Empire Nicht mehr online verfugbar Discovery News 5 Mai 2011 archiviert vom Original am 26 Oktober 2015 abgerufen am 22 Dezember 2013 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot news discovery com Killing babies Nicht mehr online verfugbar The Times Literary Supplement 30 Juli 2010 archiviert vom Original am 24 Dezember 2013 abgerufen am 22 Dezember 2013 englisch Zu den Flotenmadchen siehe Hamel Der Fall Neaira S 18 24 Zu den finanziellen Details siehe u a Hamel Der Fall Neaira S 17 f Harald Patzer Die griechische Knabenliebe Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main Bd 29 1 Wiesbaden 1982 S 1 131 Aischines in Timarchum 40 Aischines in Timarchum 21 Demosthenes Reden 22 30 Strabon 8 6 20 12 2 36 Athenaois 13 573 f Fragmente 122 Ovid fasti 4 865ff Strabon 6 2 6 Diodor 4 83 So Petronius Satiren 75 11 oder Horaz Satiren 11 2 116 ff Zur Herkunft der Prostituierten siehe Stumpp Prostitution S 25 60 Zu den Artes meretriciae siehe Stumpp Prostitution S 96 109 Zu den Ortlichkeiten siehe Stumpp Prostitution S 61 72 und 151 173 Zur Werbung siehe Stumpp Prostitution S 22 62 f 214 219 Zu den Kunden siehe Stumpp Prostitution S 174 191 Wolfgang Kunkel Roland Wittmann Staatsordnung und Staatspraxis der Romischen Republik Zweiter Abschnitt Die Magistratur Handbuch der Altertumswissenschaft Band 10 3 2 2 C H Beck Munchen 1995 S 485 f Sehr gut aufbereitet in Weeber Decius war hier besonders S 61 74 Zu den Zuhaltern und anderen Profiteuren siehe Stumpp Prostitution S 192 213 Hierzu siehe Stumpp Prostitution S 214 229 Weeber Decius war hier v a S 66 72 Siehe p Dufour Weltgeschichte der Prostitution Bd I S 212 Zur Berechnung der benotigten Einnahmen und der veranschlagten Ausgaben siehe Stumpp Prostitution S 224 226 Richard Duncan Jones Economy of the Roman Empire Quantitative Studies 2 Auflage Cambridge 1989 ISBN 0 521 20165 9 S 11 ff Zum Recht siehe Stumpp Prostitution S 296 364 Allgemein zur Rechtslage McGinn Prostitution vgl speziell zur Spatantike Arnold Hugh Martin Jones The Later Roman Empire Baltimore 1986 Neudruck der Ausgabe von 1964 Bd 2 S 975 ff Vgl James A S Evans Theodora Austin 2002 S 30 ff Band 3 1960 nbsp Dieser Artikel wurde am 11 November 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prostitution in der Antike amp oldid 237521113