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Dieser Artikel behandelt den romischen Dichter Martial Fur weitere Bedeutungen siehe Martial Begriffsklarung Marcus Valerius Martialis deutsch Martial 1 Marz 40 n Chr in Bilbilis 103 104 n Chr ebenda war ein romischer Dichter der vor allem fur seine Epigramme bekannt ist Das Ende des vierten Buches der Epigramme Martials in der 1466 geschriebenen Handschrift Biblioteca Apostolica Vaticana Vat lat 2823 fol 180v Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gonner und Freunde 3 Werke 3 1 Liber Spectaculorum 80 n Chr 3 2 Xenia und Apophoreta 84 85 n Chr 3 3 Epigrammaton libri duodecim ca 85 103 n Chr 4 Bedeutung 5 Ausgaben und Ubersetzungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenLeben BearbeitenDie meisten Informationen uber Martial werden seinen Werken entnommen Da der Autor nicht immer mit den im Gedicht auftretenden Personen ubereinstimmt sondern sich das lyrische Ich in ganz verschiedenen Charakteren aussert sind diese Daten mit Vorsicht zu behandeln Die einzige Quelle zur Biographie ausserhalb seines Werkes bildet der vom jungeren Plinius verfasste Nachruf ep 3 21 Martial wurde etwa 40 n Chr in Bilbilis auf dem Cerro de Bambola in der Nahe des heutigen Calatayud Nordspanien geboren Er besuchte eine Rhetoriker und Grammatikerschule dort entdeckte er sein literarisches Talent Zwischen 63 und 64 n Chr ging er nach Rom und lebte dort zunachst in eher armlichen Verhaltnissen Anfang der 80er Jahre n Chr setzt die von uns nachvollziehbare literarische Produktion ein die ungefahr bis ins Jahr 102 n Chr reicht Er selbst weist in einem Gedicht auf seine Jugenddichtung hin auf deren Existenz wir ausserhalb des Epigrammcorpus keinen Hinweis erhalten Wie viele Dichter seiner Zeit war Martial abhangig von seinen Freunden und Gonnern die ihn vor allem finanziell unterstutzten In seinen Gedichten kokettiert er gerne mit seinem mittellosen gesellschaftlichen Status und schafft so das Bild des Bettelpoeten das in der Literatur nicht folgenlos blieb Die Bezeichnung durfte eine ironische Ubertreibung sein denn schon 84 n Chr besass er ein Gut in Nomentum spater in Rom und eigenen Aussagen zufolge besass er Sklaven und Sekretare Martial schaffte es auch sich unter den Kaisern Titus 79 81 und Domitian 81 96 durch Lobgedichte ein gewisses Ansehen zu erarbeiten das ihm zu einem relativ wohlhabenden Leben verhalf Er wurde zum Militartribun und Eques ernannt und verfugte uber das Dreikindrecht Trotz dieses Rechtes bleiben Martials Familienverhaltnisse unbekannt Unter den Kaisern Nerva 96 98 und Trajan 98 117 anderte sich die politische Lage in Rom Beide lehnten Panegyrik und ubertriebene Lobpreisungen ab Wohl aus diesem Grund entschloss sich Martial etwa 98 100 n Chr in seine Heimat zuruckzukehren Erneut wurde er dabei von seinen Gonnern unterstutzt sodass er die Arbeit an seinen Werken weiterfuhren konnte Es scheint jedoch als ware seine anfangliche Freude uber die Ruckkehr recht bald in Sehnsucht nach Rom umgeschlagen Zumindest schreibt er in der Praefatio des zwolften Buches dass ihm die Inspiration durch die Zuhorer in Rom fehle Um das Jahr 104 n Chr verstarb Martial in seinem Geburtsort Bilbilis Gonner und Freunde BearbeitenZu Martials wichtigen Gonnern und Freunden zahlten Plinius der Jungere Quintilian Juvenal sowie die Kaiser Titus und Domitian Seneca dagegen durfte wohl nicht sein Gonner gewesen sein 1 Vor allem durch die finanzielle Unterstutzung jedoch auch durch das Ansehen das ihm diese Kontakte einbrachten schaffte es Martial zu einem der bedeutendsten romischen Dichter zu werden Seine teilweise ubertriebene Schmeichelei brachte nach dem Tod Domitians jedoch einige Probleme mit sich Kaiser Nerva der an der Ermordung seines Vorgangers beteiligt war forderte Martial auf seine Lobgedichte auf Domitian umzuschreiben oder zu vernichten Diesem Befehl leistete Martial nur widerwillig und auch nur teilweise Folge Selbst sein Fortgang von Rom wurde von Gonnern finanziert So bezahlte Plinius der Jungere seine Reise in die Heimat wahrend ihm seine Gonnerin Marcella ein Landgut zur Verfugung stellte Werke BearbeitenMartials Werke beschranken sich fast ausschliesslich auf Epigramme Vorbilder fur seine Dichtung waren Catull und Horaz Sein Hauptwerk umfasste zwolf Epigrammbucher Liber Spectaculorum 80 n Chr Bearbeiten Eine Sammlung von Gedichten die unter Kaiser Titus wohl zur Eroffnung des gerade fertiggestellten Kolosseums veroffentlicht wurden und mit der Martial seine Karriere als Schopfer von Epigrammbuchern begonnen haben durfte Barbara pyramidum sileat miracula Memphis Assyrius iactet nec Babylona labor nec Triviae templo molles laudentur Iones dissimulet Delon cornibus ara frequens aere nec vacuo pendentia Mausolea laudibus inmodicis Cares in astra ferant Omnis Caesareo cedit labor Amphitheatro unum pro cunctis fama loquetur opus Schweige das fremde Memphis vom Wunder der Pyramiden noch bruste sich assyrische Muh mit Babylon weichliche Ionier ruhmt euch nicht des Triviatempels Trivia Beiname der Diana und der Horneraltar verheimliche sein Delos oft Das Mausoleum das in die luftige Leere ragt Karer hebt s nicht in masslosem Lob zu den Sternen empor Jegliche Leistung schwindet vor des Kaisers Amphitheater Ein Werk allein feiert kunftig statt aller der Ruhm Das Buch ist in einer mittelalterlichen Florilegienhandschrift nicht vollstandig und keinesfalls in originaler Reihenfolge der Gedichte uberliefert In den etwa 30 uberlieferten Epigrammen lobt der Autor den Kaiser und das Bauwerk ausgiebig werden auch oft mit fur den modernen Rezipienten erschreckender Gleichgultigkeit oder sogar Schadenfreude die Sehenswurdigkeiten in der Arena Bestrafungen fur Verbrechen Kampfe zwischen Gladiatoren geschildert Xenia und Apophoreta 84 85 n Chr Bearbeiten Bei diesen Werken handelt es sich um Begleitgedichte zu kleinen Geschenken die man insbesondere beim Saturnalienfest Freunden und Gasten zukommen liess Die Xenia beziehen sich fast ausnahmslos auf kulinarische Genusse und bieten auf diese Weise Einblick in die romische Gastronomie wahrend die Apophoreta alle moglichen Anknupfungspunkte unter anderem auch literarische Assoziationen aufweisen Epigrammaton libri duodecim ca 85 103 n Chr Bearbeiten Eine Sammlung von zwolf Buchern mit insgesamt 1557 Epigrammen Oft werden die oben genannten Werke ebenfalls dazugezahlt weshalb auch von 14 oder 15 Buchern gesprochen wird Martial beschrieb in den meisten seiner Epigramme das Alltagsleben der Romer und stellte es ironisch satirisch und teilweise vulgar dar Wichtige Themen sind dabei der Unterschied zwischen Armut und Reichtum Rechtschaffenheit und Laster sowie die Licht und Schattenseiten des Lebens Er charakterisiert und verspottet ausserdem mit wenigen Worten und pointierten Wortspielen auffallende romische Typen so zum Beispiel unfahige Arzte unbegabte Dichter betrogene Ehemanner und eitle Schonlinge wobei er jedoch niemanden personlich anspricht sondern sprechende Namen verwendet Ein Beispiel 2 Uxor vade foras aut moribus utere nostris non sum ego nec Curius nec Numa nec Tatius Me iucunda iuvant tractae per pocula noctes tu properas pota surgere tristis aqua Tu tenebris gaudes me ludere teste lucerna et iuvat admissa rumpere luce latus Fascia te tunicaeque obscuraque pallia celant at mihi nulla satis nuda puella iacet basia me capiunt blandas imitata columbas tu mihi das aviae qualia mane soles Nec motu dignaris opus nec voce iuvare nec digitis tamquam tura merumque pares masturbabantur Phrygii post ostia servi Hectoreo quotiens sederat uxor equo et quamvis Ithaco stertente pudica solebat illic Penelope semper habere manum Pedicare negas dabat hoc Cornelia Graccho Iulia Pompeio Porcia Brute tibi dulcia Dardanio nondum miscente ministro pocula Iuno fuit pro Ganymede Iovi Si te delectat gravitas Lucretia toto sis licet usque die Laida nocte volo Gattin mache dich fort wenn du meine Sitten nicht annimmst Bin ich ein Numa doch nicht Curius Tatius nicht Mich ergotzt es die Nacht beim Pokale in Lust zu verbringen Du trinkst Traurige Wasser und eilst geschwinde davon Du liebst das Dunkel Doch ich will tandeln beim Scheine der Lampe die freien Blick gewahrt auf Leiber beim Liebesgenuss Tuniken Mantel und Binden umhullen dich dunkel von Farbe Mir dagegen ist nie nackend ein Madchen genug Mich entzucken die Kusse wie zartliche Tauben sie geben Was ich von dir empfange stand einst der Grossmutter an Reglos liegst du im Bette kein Wort kein kosender Finger als wolltest Weihrauch du brennen und Messwein opfern dazu Hinter der Tur masturbierten die phrygischen Diener wenn reitend wie auf einem Pferd des Hektors Gemahlin sass und mochte ihr Ithaker auch im Bette gewaltig schnarchen entzog Penelope doch die helfende Hand ihm nicht Was du mir verweigerst Es bot Cornelia dem Gracchus Julia dem Pompei und Brutus die Porcia Eh der dardanische Mundschenk mischte die sussen Pokale dem Jupiter zu Diensten war Juno statt Ganymed Wenn Ehrbarkeit dich so ergotzt magst du immer bei Tage eine Lucretia sein Eine Lais will ich in der Nacht Zwar finden sich in Martials Epigrammen sehr viele Namen es ist jedoch wahrscheinlich dass viele der angesprochenen Personen erfunden oder die Namen geandert waren wobei er aber die Silbenanzahl beibehielt denn zumindest die Machtigen seiner Zeit behandelte Martial mit grosser Vorsicht Haufig finden sich jedoch Lobpreisungen auf die Kaiser Titus und Domitian Bedeutung BearbeitenMartial gilt als Meister der Epigrammdichtung die er in Rom salonfahig machte Seine Werke bieten einen guten Einblick in das damalige Alltagsleben Roms Insbesondere die Epigramme uber gesellschaftliche Unstimmigkeiten fanden schon zu Lebzeiten des Dichters grosse Resonanz Auch in der Spatantike im Mittelalter und in der Renaissance waren sie sehr beliebt Gotthold Ephraim Lessing 1729 1781 nahm sich fur seine Epigramme die Werke Martials zum Vorbild Noch bedeutender ist die Rezeptionsgeschichte Martials in den romanischen Literaturen 3 Auch Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller verfassten 1797 zusammen in Anlehnung an Martials Xenia eine Sammlung namens Xenien Der Begriff des Plagiats soll auf ein Epigramm zuruckgehen in dem Martial einen Dichter der sich als Autor seiner Buchlein ausgegeben hatte als plagiarius wortlich Menschenrauber Sklavenhandler beschimpfte 4 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenD R Shackleton Bailey Hrsg M Valerii Martialis epigrammata Teubner Stuttgart 1990 kritische Ausgabe M Valerius Martialis Epigramme Ausgew eingel und komm von Uwe Walter Schoningh Paderborn 1996 Martial Epigramme Aus dem Lateinischen ubertragen und herausgegeben von Walter Hofmann Insel Frankfurt Leipzig 1997 M Valerius Martialis Epigramme Lateinisch deutsch hrsg und ubers von Paul Barie und Winfried Schindler Artemis amp Winkler Dusseldorf 1999 3 vollst uberarb Auflage Akad Verl Berlin 2013 Marcus Valerius Martialis Martial fur Zeitgenossen Ausgewahlt ins Deutsche geruckt und mit Zeichnungen versehen von Fritz Grasshoff Eremiten Presse Dusseldorf 1998 ISBN 3 87365 315 X Christian Schoffel Martial Buch 8 Einleitung Text Ubersetzung Kommentar Steiner Stuttgart 2002 Martial Epigramme Lat Dt ubers und hrsg von Niklas Holzberg Reclam Stuttgart 2008 Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellung Michael von Albrecht Geschichte der romischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken Band 2 3 verbesserte und erweiterte Auflage De Gruyter Berlin 2012 ISBN 978 3 11 026525 5 S 877 892 Einfuhrungen Gesamtdarstellungen Untersuchungen und Kommentare Farouk Grewing Martial Buch VI Ein Kommentar Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1997 Walter Burnikel Quintilian und Martial In Derselbe Quintilian Padagogische Texte aus der Antike Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie Band 34 Sonnenberg Annweiler 2013 ISBN 3 9332 6474 X S 88 95 Christian Gnilka Martial uber seine Kunst In Rheinisches Museum fur Philologie N F Band 148 2005 S 293 304 ISSN 0035 449X online PDF 57 kB Fiona Pitt Kethley Martial In Dieselbe The Literary Companion to Sex Arcadia Books New York 2014 ISBN 978 1 85619 127 2 Otto Seel Ansatz zu einer Martial Interpretation In Antike und Abendland Band 10 1961 S 53 76 ISSN 0003 5696 Paul Barie Martial Gespiegelte Wirklichkeit im romischen Epigramm Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie Band 17 Sonnenberg Annweiler 2004 ISBN 3 933264 34 0 Niklas Holzberg Martial und das antike Epigramm Eine Einfuhrung 2 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 ISBN 978 3 534 25137 7 Peter Howell Martial Bristol Classical Press London 2009 ISBN 978 1 85399 702 0 Walter Kissel Personen und persona in den Epigrammen Martials Palingenesia Band 132 Franz Steiner Stuttgart 2022 ISBN 978 3 515 13128 5 Herrmann Mostar Frech und Frivol nach Romersitte M Val Martialis Epigramme Ullstein Frankfurt am Main 1992 ISBN 3 548 22671 X Erstausgabe Stuttgart 1971 Helmut Offermann Bearb Martial Epigramme Parcere personis dicere de vitiis Antike und Gegenwart Band 17 2 Auflage Buchner Bamberg 2007 ISBN 978 3 7661 5967 0 Carsten Schmieder Zur Konstanz erotischer Erfahrung Martial Juvenal Pasolini Hybris Berlin 2006 ISBN 978 3 939735 00 7 John Patrick Sullivan Martial The Unexpected Classic A Literary and Historical Study Cambridge University Press Cambridge 1991 ISBN 0 521 26458 8 Rezeption Patricia Watson Lindsay Watson Martial Marcus Valerius Martialis Epigrammata In Christine Walde Hrsg Die Rezeption der antiken Literatur Kulturhistorisches Werklexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 7 Metzler Stuttgart Weimar 2010 ISBN 978 3 476 02034 5 Sp 523 536 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Marcus Valerius Martialis Quellen und Volltexte Latein nbsp Wikisource Martial Quellen und Volltexte nbsp Wikiquote Martial Zitate nbsp Commons Marcus Valerius Martialis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Martial im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Martial in der Deutschen Digitalen Bibliothek Martialepigramme lateinisch Martialis epigrammata lateinisch MartialubersetzungenAnmerkungen Bearbeiten Dario N Sanchez Vendramini War Seneca Martials Gonner In Historia Band 56 Heft 1 2007 S 37 45 Martial Epigramme 11 104 Kurt Henning Mehnert Sal Romanus und Esprit Francais Studien zur Martialrezeption im Frankreich des 16 und 17 Jahrhunderts Romanistische Versuche und Vorarbeiten Band 33 Romanistisches Seminar Bonn 1970 zugleich Dissertation Universitat Bonn 1969 Martial Epigramme 1 52 Normdaten Person GND 11857826X lobid OGND AKS LCCN n82013667 NDL 00448954 VIAF 8099277 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME MartialALTERNATIVNAMEN Martialis Marcus ValeriusKURZBESCHREIBUNG romischer DichterGEBURTSDATUM 40GEBURTSORT BilbilisSTERBEDATUM um 103STERBEORT Bilbilis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martial amp oldid 238576764