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Tiberius Sempronius Gracchus der Altere um 220 v Chr um 150 v Chr war ein romischer Politiker des 2 Jahrhunderts v Chr Er unterstutzte als Volkstribun den im Verlauf der Scipionenprozesse verurteilten Lucius Cornelius Scipio obwohl er ein politischer Gegner der Scipionen war In seiner Pratur 180 v Chr erhielt er Hispania citerior als Provinz und kampfte dort erfolgreich gegen die Keltiberer Auch in den beiden folgenden Jahren setzte er den Krieg fort und schloss schliesslich 178 v Chr mit dem iberischen Stamm einen langfristigen Frieden Fur diese Kriegstaten durfte er einen Triumph abhalten und 177 v Chr sein erstes Konsulat antreten in welcher Stellung er in bis ins folgende Jahr dauernden Kampfen einen Aufstand sardischer Stamme niederschlug Dafur wurde ihm 175 v Chr ein zweiter Triumph gewahrt Die ihm 169 v Chr ubertragene Censur ubte er sehr streng aus und ging vor allem gegen romische Kapitalisten vor 165 und 161 v Chr reiste er als Gesandter in die Staaten des hellenistischen Ostens und war 163 v Chr zum zweiten Mal Konsul Verheiratet war er mit Cornelia einer Tochter des Publius Cornelius Scipio Africanus mit der er die beiden als Volkstribunen bekannten Sohne Gaius und Tiberius Sempronius Gracchus hatte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Abstammung und fruhes Leben 1 2 Rolle wahrend der Scipionenprozesse Adil 1 3 Prator in Spanien Beendigung des Keltiberischen Kriegs 1 4 Erstes Konsulat Niederwerfung des Aufstands auf Sardinien 1 5 Zensur Kampf gegen die Publikanen 1 6 Zweites Konsulat Gesandtschaftsreisen Nachkommen 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAbstammung und fruhes Leben Bearbeiten Tiberius Sempronius Gracchus stammte aus der plebejischen Nobilitat und gehorte damit zur Fuhrungsschicht der romischen Republik Er war der Sohn eines nicht naher bekannten wahrscheinlich jung verstorbenen Publius Sempronius Gracchus und der Enkel des Konsuls von 238 v Chr Tiberius Sempronius Gracchus 1 Ausserdem war er wohl der jungere Bruder des Volkstribunen von 189 v Chr der den gleichen Namen wie sein Vater fuhrte 2 Uber die fruhe Laufbahn Cursus honorum des Gracchus liegen nur ungenugende Informationen vor 190 v Chr nahm er unter dem Konsul Lucius Cornelius Scipio in bereits angesehener Stellung am Krieg gegen Antiochos III von Syrien teil Als sich das romische Heer in Griechenland befand begab er sich auf Befehl des Konsuls und von dessen Bruder Publius Cornelius Scipio Africanus aus dem romischen Militarlager in Amphissa als Gesandter zu Philipp V von Makedonien um dessen Haltung gegenuber Rom zu erkunden Die konsularische Armee musste namlich auf ihrer Expedition gegen den Seleukidenkonig Philipps Territorium passieren Den weiten Weg von Amphissa nach der makedonischen Hauptstadt Pella legte Gracchus in drei Tagen zuruck wurde von Philipp V zuvorkommend empfangen und vollendete seine Ruckreise mit derselben Geschwindigkeit 3 Rolle wahrend der Scipionenprozesse Adil Bearbeiten Der Dienst unter den beiden scipionischen Brudern hatte indessen Gracchus nicht zum Anhanger dieser Manner und ihrer Politik gemacht im Gegenteil erscheint er einige Jahre spater als Volkstribun unter ihren entschiedenen politischen Gegnern Er spielte damals eine wichtige Rolle in den von 187 184 v Chr sich hinziehenden sog Scipionenprozessen in denen die scipionischen Bruder beschuldigt wurden sie hatten einen Teil der von Antiochos III bezahlten Kriegsentschadigung und der Beute unterschlagen oder waren vom Konig bestochen worden Die sachlichen Details und Chronologie dieser Prozesse sind nicht vollkommen aufgehellt worden Hauptquellen sind ein erhaltenes Fragment des als zuverlassig eingestuften Historikers Polybios zwei wohl aus Cornelius Nepos entlehnte Kapitel der Noctes Atticae des lateinischen Schriftstellers Aulus Gellius sowie die Darstellung des romischen Geschichtsschreibers Titus Livius 4 Der von Gellius zitierte Nepos schopfte aus alterer glaubwurdiger Annalistik sodass sein Bericht demjenigen des Polybios ebenburtig und diesen erganzend an die Seite tritt Dagegen beruht Livius Schilderung im Wesentlichen auf dem verschollenen Geschichtswerk des unzuverlassigen romischen Annalisten Valerius Antias der offenbar bei seiner Darstellung der Prozesse weitgehende Falschungen vornahm 5 Umstritten ist ob Gracchus 187 6 oder wie etwa der Althistoriker Friedrich Munzer annimmt 7 184 v Chr Volkstribun war Jedenfalls wurde Lucius Scipio wahrend Gracchus Amtszeit von einem anderen Volkstribun Gaius Minucius Augurinus angeklagt und zur Zahlung einer hohen Strafe verurteilt verweigerte aber die zur Sicherung der Entrichtung dieser Strafsumme geforderte Stellung von Burgen Als Augurinus daraufhin den Verurteilten ins Gefangnis abfuhren lassen wollte rief dessen Bruder Publius Scipio die anderen Volkstribunen um Interzession an Nur Gracchus gewahrte trotz seiner politischen Gegnerschaft zu den Scipionen seinen Beistand und ersparte so Lucius Scipio grosse Schmach indem er erklarte es sei fur den romischen Staat unwurdig den fruheren Triumphator in dasselbe Gefangnis abzufuhren wohin durch ihn die Fuhrer der Feinde Roms gelangt waren Dennoch andere sich dadurch seine Parteistellung gegenuber den Scipionen in keiner Weise 8 Laut Livius soll Gracchus als Volkstribun 187 v Chr auch Marcus Fulvius Nobilior der fur sich einen Triumph uber die Aitoler forderte gegen die anderen Volkstribunen unterstutzt haben Friedrich Munzer halt diese Episode fur eine annalistische Falschung 9 185 v Chr begab sich Gracchus gemeinsam mit dem Konsular Quintus Caecilius Metellus und dem Pratorier Marcus Baebius Tamphilus als Gesandter nach Makedonien um im Namen des Senats in mehreren Konflikten die zwischen dem makedonischen Konig Philipp V auf der einen dem Konig Eumenes II von Pergamon und den Thessalern auf der anderen Seite bestanden zu vermitteln Noch im gleichen Jahr kehrte er wieder heim 10 Zwei Jahre spater 183 v Chr erhielt Gracchus den Auftrage mit zwei anderen Triumvirn Quintus Fabius Labeo und Gaius Afranius Stellio eine romische Burgerkolonie nach Saturnia dem Hauptort des Ager Caletranus in Etrurien zu deduzieren 11 182 v Chr amtierte er als kurulischer Adil und veranstaltete in dieser Eigenschaft ausserordentlich glanzvolle Festspiele Spater kritisierte der Senat anlasslich der Bewilligung der Geldmittel fur die Spiele der Amtsnachfolger des Gracchus den Aufwand des Semproniers scharf und zog ahnlicher Verschwendung Grenzen Die hohen Kosten der von Gracchus abgehaltenen Spiele hatten namlich laut Livius Angabe die italischen Bundesgenossen und auswartigen Provinzen finanziell stark belastet 12 Prator in Spanien Beendigung des Keltiberischen Kriegs Bearbeiten 180 v Chr bekleidete Gracchus die Pratur und bekam als Provinz Hispania citerior zugewiesen Als Nachfolger des Quintus Fulvius Flaccus sollte er dessen Krieg gegen die Keltiberer fortsetzen 13 Da Flaccus den Grossteil seiner Streitkrafte nach Italien zuruckbringen wollte sah sich Gracchus genotigt zuerst umfangreiche Aushebungen auf der Apenninhalbinsel durchzufuhren um eine frische schlagkraftige Armee aufstellen zu konnen 14 So kam er erst spat auf der Iberischen Halbinsel an und ubernahm in Tarraco von Flaccus jenen Teil von dessen Heer der weiter im Land stationiert blieb 15 Gracchus fuhrte den Krieg gegen die Keltiberer nicht nur in seiner Pratur sondern auch in den beiden folgenden Jahren und brachte ihn 178 v Chr zum erfolgreichen Abschluss Seine dabei vollbrachten Kriegsleistungen wurden von Anfang an ubertrieben grossartig dargestellt wofur zuerst vor allem er selbst durch seine Berichterstattung an den Senat sorgte Die von ihm gelieferte Darstellung seiner militarischen Verdienste ging in die Berichte der romischen Annalisten ein wurde aber auch von Polybios ubernommen 16 Aufgrund der spaten Ankunft in seiner Provinz im Jahr 180 v Chr vermochte Gracchus nicht mehr wie Livius behauptet 17 mit seinen Truppen ins feindliche Keltiberien einzumarschieren Allenfalls war es ihm damals gemass dem Bericht des Appian 18 moglich den ins romische Ebro Gebiet eingedrungenen Keltiberern die den mit den Romern verbundeten Ort Caravis wohl beim heutigen Magallon in der Provinz Saragossa belagerten entgegenzutreten 16 Erst im nachsten Jahr 179 v Chr als ihm sein Kommando verlangert und ausserdem seine Truppenmacht verstarkt wurde 19 begann er die Kriegsoffensive Dabei zog er am Jalon entlang und drang ins iberische Hochland vor Zur selben Zeit stiess Lucius Postumius Albinus der Hispania ulterior verwaltete und wohl schon in Rom mit Gracchus ein einheitliches Vorgehen gegen die Keltiberer beschlossen hatte von Westen her gegen die Vaccaer vor 16 Beim Vormarsch eroberte Gracchus mehrere von Livius namentlich aufgezahlte Stadte deren Lage meist nur unsicher feststellbar ist sowie viele kleine Orte Zunachst nahm er Munda 20 bei einem nachtlichen Angriff ein liess sich Geiseln ubergeben und stationierte eine Garnison in der Stadt Daraufhin ersturmte er mehrere keltiberische Festungen verwustete das umliegende Land und zog dann gegen das stark befestigte Certima dessen Einwohner sich als keine Aussicht auf Entsatz bestand ergaben Sie mussten eine hohe Kriegsentschadigung zahlen und 400 junge Adlige die in der romischen Kavallerie dienen sollten als Pfand fur ihre Bundnistreue ausliefern 21 Danach wandte sich Gracchus gegen Alce in dessen Nahe ein keltiberisches Heer lagerte Zuerst kam es nur zu kleineren Gefechten bis Gracchus eine Scheinflucht seiner Soldaten anordnete und so die Keltiberer welche die Verfolgung aufnahmen aus ihrem Feldlager fortlockte Ihr Angriff auf das romische Lager wurde zuruckgeschlagen und ihr eigenes von den Romern erobert dabei sollen 9000 Keltiberer gefallen sein Anschliessend durchzog der Proprator mit seinen Truppen wieder plundernd und verheerend die Umgegend und soll 103 Ortschaften zur Kapitulation gezwungen haben Mit grosser Beute beladen zog er wieder vor Alce und belagerte die Stadt bis sie sich ergeben musste Erneut fiel ihm grosse Beute in die Hande und er gewann auch einen keltiberischen Anfuhrer namens Thurrus fur den Ubertritt auf die Seite der Romer denen Thurrus in der Folge ein loyaler Verbundeter blieb 22 Nach diesen Erfolgen offnete die bedeutende keltiberische Stadt Ergavica moglicherweise beim heutigen Canaveruelas in der Provinz Cuenca gelegen den Romern ihre Tore Einige romische Annalisten gaben laut Livius an dass sich die Keltiberer stets nach ihrer jeweiligen Unterwerfung wieder erhoben wenn Gracchus mit seinen Truppen weitergezogen war bis sie nach einer desastrosen Niederlage in einer grossen Schlacht am Mons Chaunus wohl der heutige 2314 m hohe Berg Moncayo derartige Verluste erlitten hatten dass sie nun zu einem dauerhaften Frieden bereit gewesen waren 23 Doch der Krieg ging im nachsten Jahr 178 v Chr zunachst noch weiter Livius Bericht uber Gracchus Feldzug in diesem Jahr ist verloren weil der Anfang des 41 Buchs seines Geschichtswerks Ab urbe condita nicht uberliefert ist Gracchus errang weitere Erfolge und soll wahrend seiner Kriege auf der Iberischen Halbinsel laut Orosius 24 beim ersten Feldzug 150 und beim zweiten 200 Oppida laut Polybios 25 insgesamt 300 keltiberische Orte und Kastelle erobert haben Er schloss nun erst einen langfristigen Frieden mit den Keltiberern Von deren Volkern mussten die Lusonen Beller und Titter die romische Oberherrschaft akzeptieren die Arevaker mit ihrer wichtigsten Stadt Numantia hatten ein Bundnis mit den Romern einzugehen 26 Die von Gracchus geschaffene Friedensordnung hielt im Wesentlichen 25 Jahre ehe 154 v Chr ein neuer langwieriger Krieg ausbrach Ausserdem grundete Gracchus an der Stelle der Ibererstadt Ilurcis die nach ihm benannte latinische Kolonie Graccurris wohl mit der heutigen nordostspanischen Stadt Alfaro identisch 27 Bei seiner Ruckkehr nach Rom durfte er einen Triumph uber die Keltiberer und ihre Verbundeten feiern 28 Erstes Konsulat Niederwerfung des Aufstands auf Sardinien Bearbeiten Aufgrund seiner bisherigen militarischen Erfolge wurde Gracchus gemeinsam mit Gaius Claudius Pulcher fur 177 v Chr zum Konsul gewahlt 29 Da sich die einheimischen Stamme Sardiniens von denen Livius die Ilienses und Balari namentlich anfuhrt 30 im Aufstand befanden und die eigentlich mit der Verwaltung der Insel betrauten sich jahrlich abwechselnden Pratoren mit der Unterdruckung dieser Rebellion uberfordert waren erhielt Gracchus diese Aufgabe ubertragen Daher fuhrte Gracchus nun Krieg auf Sardinien und zwar nicht nur in seinem Konsulat sondern auch noch im folgenden Jahr 176 v Chr als Prokonsul Er begab sich mit einem grossen Heer das aus zwei Legionen sowie 12 000 Infanteristen und 600 Reitern der latinischen Bundesgenossen bestand nach dem ihm als Provinz zugewiesenen Sardinien 31 und druckte den bisherigen Statthalter dieser Insel den Prator von 178 v Chr Titus Aebutius Carus zu seinem Gehilfen herab 32 Auch der 177 v Chr neu fur die Verwaltung Sardiniens gewahlte Prator Lucius Mummius hatte da die Insel zur konsularen Provinz erklart worden war gegenuber Gracchus nichts zu sagen So bat der fur 176 v Chr zum Prator fur Sardinien bestimmte Marcus Popillius Laenas von sich aus unter Hinweis auf Gracchus Kriegsfuhrung vom Antritt seines Amts entbunden zu werden da ein Wechsel im Kommando der raschen Beendigung des Kriegs nicht forderlich sei seinem Ersuchen wurde stattgegeben 33 Gracchus brachte nicht nur seine Befehlsgewalt nachdrucklich zur Geltung sondern unterwarf auch unter unerbittlichem Einsatz seiner Machtmittel und grosser militarischer Machtentfaltung die revoltierenden sardischen Stamme in zwei Feldzugen Danach hob er seine kriegerischen Erfolge in seinen Siegesberichten an den Senat stark hervor und seine Darstellung wurde offenbar von den romischen Annalisten getreulich in ihre Geschichtswerke aufgenommen und auch von Livius tradiert So sind Gracchus Angaben uber die zahlreichen getoteten Feinde und erbeuteten Waffen sowie die auferlegten Leistungen bei Livius noch direkt fassbar 34 Anfang 175 v Chr kehrte Gracchus nach Rom zuruck und durfte einen zweiten Triumph abhalten in dem er eine grosse Zahl an Gefangenen auffuhren liess Im Tempel der Mater Matuta am Forum Boarium weihte er 174 v Chr eine Triumphaltafel auf der er eine seine Kriegstaten auf Sardinien ebenfalls gebuhrend wurdigende Inschrift sowie bildliche Darstellungen der von ihm geschlagenen Schlachten anbringen liess 35 Zensur Kampf gegen die Publikanen Bearbeiten 169 v Chr war Gracchus Zensor und ubte diese hohe offentliche Magistratur zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen im Konsulat Gaius Claudius Pulcher aus 36 Seine Amtsfuhrung als Zensor war von grosser Strenge gekennzeichnet und erhohte seinen Ruhm weiter Gemeinsam mit Claudius Pulcher unterstutzte er energisch die Aushebungen fur den damaligen Krieg gegen den Konig Perseus von Makedonien 37 Beide Zensoren nahmen ferner die Lectio senatus vor stiessen mehrere Personen aus dem Senat aus und verfuhren sehr streng bei der Musterung der Ritter 38 Bedeutend wurde Gracchus Zensur aber vor allem aufgrund seines gemeinsam mit seinem Amtskollegen ausgetragenen Kampfs gegen die machtigen romischen Kapitalisten Die Zensoren erregten grosse Unruhe als sie beim Edikt uber die Bauten und Steuern die Klausel hinzufugten dass die Steuerpachter und Redemptoren des vorigen Lustrums in keiner Weise zu dem aktuellen zugelassen werden sollten Um diesen harten Schlag abzuwehren gewannen die Publikanen den Volkstribunen Publius Rutilius einen personlichen durch einen fruheren Konflikt bereits gereizten Gegner der beiden Zensoren gegen deren Verordnung zu interzedieren In der Folge kam es zu einem heftigen Kampf Als namlich vor den Tributkomitien uber den Antrag des Rutilius die Verpachtungen der Zensoren zu kassieren und einen neuen fur jedermann zuganglichen Termin fur die Verpachtungen anzusetzen verhandelt und der Zensor Claudius mit Larm begrusst wurde so liess sich Letzterer durch seinen Herold Ruhe verschaffen Diese Massregel erklarte Rutilius fur eine grobe Verletzung seiner tribunizischen Wurde und klagte beide Zensoren vor den Zenturiatkomitien des Hochverrats an Dabei belangte er Gracchus wegen des fruheren Konflikts der die Nichtbeachtung einer schlecht begrundeten unrechtmassigen Interzession des Rutilius zugunsten einer seiner Freigelassenen betraf Nun legten die Zensoren vorubergehend ihr Amt nieder Zuerst wurde dem Zensor Claudius der Prozess gemacht Es gelang indessen der Bemuhung mehrerer angesehener Manner namentlich aber auch Gracchus selbst indem er sich entschieden mit seinem weniger popularen und daher mehr bedrohten Kollegen solidarisch erklarte die Volksversammlung dahin zu bringen dass sie Claudius im September 169 v Chr wenn auch nur mit geringer Majoritat freisprach Die Klage gegen Gracchus liess Rutilius dann fallen 39 Zur Rache nahmen die Zensoren am Ende des Jahrs dem Rutilius als er nicht mehr Volkstribun war sein Ritterpferd stiessen ihn aus seiner Tribus und versetzten ihn unter die Aerarier 40 Im weiteren Verlauf seiner Amtsfuhrung kaufte Gracchus von den ihm zur Erbauung offentlicher Anlagen zugewiesenen Geldern das Haus des verstorbenen Publius Scipio Africanus nebst einigen angrenzenden Gebauden fur den Staat an Er liess diese Bauten abbrechen und an deren Stelle die vielleicht erst spater nach ihm benannte Basilica Sempronia auf dem Forum Romanum errichten 41 Trotz der ablehnenden Haltung seines Amtskollegen begrenzte er sodann das Stimmrecht der Freigelassenen und damit deren politischen Chancen indem er sie nachdem sie zuvor in alle Tribus eingedrungen waren wieder ausschliesslich in die vier stadtischen Tribus einreihte 42 Die Strenge von Gracchus in seinem Amt als Zensor war allgemein gefurchtet was Plutarch durch eine Bemerkung von Quintus Caecilius Metellus Macedonicus demonstriert Demzufolge loschten die Burger bei nachtlichen Gelagen die Lichter aus wenn Gracchus abends als Zensor nach Hause ging um den Eindruck zu vermeiden dass sie uber die angemessene Zeit hinaus zechten 43 Zweites Konsulat Gesandtschaftsreisen Nachkommen Bearbeiten 165 v Chr begab sich Gracchus als Leiter einer romischen Delegation auf eine Gesandtschaftsreise nach den Staaten des hellenistischen Ostens Er hatte die Hofe der Konige Antiochos IV von Syrien Eumenes II von Pergamon Ariarathes V von Kappadokien wie auch die Insel Rhodos zu inspizieren um deren Loyalitat gegenuber Rom zu prufen Das Ergebnis seiner Inspektion war fur ihn uberall zufriedenstellend Freundschaftliche Beziehungen zu den Machthabern des Ostens gingen aus dieser Reise hervor Gracchus hatte aufgrund seiner Untersuchungen vollen Grund um im Senat jenen Politikern entschieden entgegenzutreten die namentlich gegen die Rhodier gern militarisch vorgegangen waren wie auch jenen die Eumenes II und Antiochos IV mit offener Feindschaft behandelt zu sehen wunschten 44 Wahrscheinlich hielt er damals vor den Rhodiern jene griechische Rede die Cicero als einziges uberliefertes Beispiel seiner Beredsamkeit kannte 45 Zum zweiten Mal erreichte Gracchus 163 v Chr das Konsulat wobei er Manius Iuventius Thalna zum Amtskollegen hatte 46 Er leitete wohl die Amtsgeschafte in Rom und gegen Ende seiner Amtszeit die Wahlen der Magistrate fur das folgende Jahr Als Iuventius Thalna etwa zu diesem Zeitpunkt unerwartet auf Korsika starb wo er gegen aufstandische Eingeborene gekampft hatte 47 musste ihn Gracchus im Kommando ersetzen und begab sich nach der ihm von seinem ersten Konsulat her vertrauten Insel Sardinien die zusammen mit Korsika die romische Provinz Sardinia et Corsica bildete Als Wahlleiter hatte Gracchus seinem Schwager Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum zum Konsulat des Jahres 162 v Chr verholfen und den Einspruch der Haruspices gegen die unter seinem Vorsitz abgehaltenen Komitien abgeschmettert Doch nachdem Nasica zu Beginn seines Amtsjahrs 162 v Chr zum Heer nach Korsika abgegangen war kamen Gracchus der Augur war nachtraglich religiose Bedenken uber die Legitimitat der Durchfuhrung der Wahl Nach dem Durchlesen der Auguralvorschriften gestand er ein dass er dabei tatsachlich gegen heiliges Recht verstossen habe woraufhin er die Wahl fur ungultig erklaren liess Nasica und der mit ihm zum Konsul gewahlte Gaius Marcius Figulus mussten ihre Amter niederlegen Indessen ist es fraglich ob Gracchus Verhalten gegen seinen Schwager nur aus diesen religiosen Bedenken erklarbar ist 48 161 v Chr reiste Gracchus zum zweiten Mal als Gesandter in den Orient nachdem der seleukidische Prinz Demetrios I Soter aus Rom nach Syrien geflohen war und dort die Herrschaft an sich gerissen hatte Gracchus der damals auch Rhodos beruhrte sollte Demetrios im Auge behalten Er zeigte sich dem Seleukiden durchaus wohlgesinnt und besuchte auch wieder Ariarathes V dessen freundschaftliche Gesinnung gegenuber Rom er dem Senat bestatigte 49 Nach dieser Gesandtschaftsreise wird Gracchus als Staatsmann in den erhaltenen Quellen nicht mehr erwahnt muss aber noch etwa ein Jahrzehnt gelebt haben da sein Sohn Gaius Sempronius Gracchus erst 153 v Chr geboren wurde 50 Er hatte die rund 30 Jahre jungere Cornelia eine Frau aus hochstem Adel geheiratet Sie war die jungere Tochter von Publius Cornelius Scipio Africanus dem Bezwinger Hannibals Obwohl ein politischer Gegner Scipios hatte Gracchus als Volkstribun dessen Bruder Lucius bei dem gegen diesen gerichteten Prozess geholfen s o Seine Eheschliessung mit Cornelia fand einige Zeit nach dem Tod ihres Vaters Scipio eventuell um 176 175 v Chr 51 statt Cornelia gebar ihrem Gatten in glucklicher Ehe 12 Kinder abwechselnd Buben und Madchen von denen allerdings nur Tiberius Sempronius Gracchus der Jungere 162 133 v Chr und Gaius Sempronius Gracchus 153 121 v Chr sowie eine Tochter Sempronia das Kindesalter uberlebten 52 Die Innigkeit des Verhaltnisses von Gracchus und Cornelia wird durch ein von ihrem Sohn Gaius erzahltes Vorzeichen illustriert das sich kurz vor Gracchus Tod ereignet haben soll Demnach habe Gracchus zwei Schlangen auf dem Ehebett gefunden und deswegen die Haruspices befragt Diese erklarten dass das Schlangenpaar die Offenbarung der Genien des Hausherrn und der Hausdame darstelle Es durfe nur eine der Schlangen getotet werden die andere sei freizulassen wurde das Weibchen getotet wo werde Cornelia wurde aber das Mannchen getotet so werde Gracchus binnen Kurzem sterben Da habe Gracchus beschlossen das Mannchen toten zu lassen weil er wesentlich alter als seine Gattin war und sie ihn uberleben solle bald danach sei er gestorben 53 Gracchus Tod trat um 150 v Chr ein er hatte ein Alter von knapp 70 Jahren erreicht Seine beiden Sohne setzten sich spater als Volkstribunen fur Sozialreformen ein und kamen dabei beide ums Leben Seine Tochter Sempronia vermahlte sich mit Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus Literatur BearbeitenJuan Manuel Abascal Palazon Sempronius Gracchus Tiberius In Diccionario biografico espanol Madrid 2009 2013 Online Version Hans Georg Gundel Gracchus 7 In Der Kleine Pauly Band 2 1967 Sp 860 861 Friedrich Munzer Sempronius 53 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II A 2 Stuttgart 1923 Sp 1403 1409 Einzelnachweise Bearbeiten Filiationsangaben fur Gracchus in den Fasti Capitolini zu den Jahren 177 169 und 163 v Chr u a Friedrich Munzer Sempronius 53 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II A 2 Stuttgart 1923 Sp 1403 1409 hier Sp 1403 Titus Livius Ab urbe condita 37 7 8 14 Polybios Historiai 23 14 Aulus Gellius Noctes Atticae 4 18 und 6 19 Livius Ab urbe condita 38 50 60 Friedrich Munzer Cornelius 337 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 1 Stuttgart 1900 Sp 1471 1483 hier Sp 1476 ff Fur die Ansetzung von Lucius Scipios Verurteilung im Jahr 187 v Chr tritt beispielsweise Karl Heinz Schwarte Publius Cornelius Scipio Africanus der Altere In Karl Joachim Holkeskamp Elke Stein Holkeskamp Hrsg Von Romulus bis Augustus Munchen 2000 ISBN 3 406 46697 4 S 117 ein Friedrich Munzer Sempronius 53 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II A 2 Stuttgart 1923 Sp 1403 1409 hier Sp 1404 Aulus Gellius Noctes Atticae 6 19 1 8 Livius Ab urbe condita 38 60 3 7 vgl 38 57 4 Cicero De provinciis consularibus 18 Livius Ab urbe condita 39 5 1 6 dazu Friedrich Munzer Sempronius 53 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II A 2 Stuttgart 1923 Sp 1403 1409 hier Sp 1404 Polybios Historiai 22 1 2 ff und 22 9 6 Livius Ab urbe condita 39 24 13 ff und 39 33 1 Livius Ab urbe condita 39 55 9 Von Livius Ab urbe condita 40 44 12 nachtraglich beim Jahr 179 v Chr berichtet Livius Ab urbe condita 40 35 2 und 40 35 9 Livius Ab urbe condita 40 35 3 36 12 Livius Ab urbe condita 40 39 1 4 und 40 40 14 f a b c Friedrich Munzer Sempronius 53 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II A 2 Stuttgart 1923 Sp 1403 1409 hier Sp 1405 Livius Ab urbe condita 40 40 15 Appian Iberike 43 Livius Ab urbe condita 40 44 4 f Nach Adolf Schulten mit dem heutigen Munebrega bei Calatayud im Tal des Jalon identisch Robert Grosse Munda 2 In Der Kleine Pauly KlP Band 3 Stuttgart 1969 Sp 1463 Livius Ab urbe condita 40 47 Livius Ab urbe condita 40 48 f Livius Ab urbe condita 40 50 Orosius Historiae adversus paganos 4 20 32 f Polybios Historiai 25 1 bei Strabon Geographika 3 4 13 p 163 Livius Ab urbe condita periocha 41 Appian Iberike 43 f und 48 Plutarch Tiberius Gracchus 5 5 Livius Ab urbe condita periocha 41 Sextus Pompeius Festus De verborum significatu p 86 5 ed Lindsay Livius Ab urbe condita 41 7 1 3 Appian Iberike 43 Triumphalakten Fasti Capitolini zum Jahr 177 v Chr Polybios Historiai 25 4 1 Livius Ab urbe condita 41 8 1 u a Livius Ab urbe condita 41 6 6 und 41 12 5 Livius Ab urbe condita 41 9 1 f Livius Ab urbe condita 41 15 6 Livius Ab urbe condita 41 15 6 ff Livius Ab urbe condita 41 12 4 ff und 41 17 1 4 dazu Friedrich Munzer Sempronius 53 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II A 2 Stuttgart 1923 Sp 1403 1409 hier Sp 1406 Livius Ab urbe condita 41 28 8 ff Fasti Capitolini ad annum 169 v Chr Cicero Brutus 79 und De divinatione 1 36 Livius Ab urbe condita 43 14 1f Plutarch Tiberius Gracchus 1 2 und 14 4 Livius Ab urbe condita 43 14 5 15 1 und 43 15 7 f Livius Ab urbe condita 43 15 6 und 43 16 1 f Livius Ab urbe condita 43 16 3 16 Cicero De inventione 1 48 und De re publica 6 2 Marcus Terentius Varro Fragment aus De vita populi Romani bei Sextus Pompeius Festus De verborum significatu S 285 Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia 6 5 3 ungenau u a Livius Ab urbe condita 44 16 8 Livius Ab urbe condita 44 16 9 f Livius Ab urbe condita 45 15 1 9 u a Plutarch Tiberius Gracchus 14 4 Polybios Historiai 30 27 1 4 daraus Diodor Bibliothḗke historikḗ 31 17 Polybios Historiai 30 30 7 f 30 31 19 f 31 3 4 Cicero Brutus 79 Fasti Capitolini ad annum 163 v Chr Cicero De inventione 1 48 Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia 9 12 3 u a Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia 9 12 3 Plinius der Altere Naturalis historia 7 182 Cicero Epistulae ad Quintum fratrem 2 2 1 Cicero De natura deorum 2 10 f Cicero De divinatione 1 33 und 2 74 f Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia 1 1 3 Plutarch Marcellus 5 1 ff u a dazu Friedrich Munzer Sempronius 53 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II A 2 Stuttgart 1923 Sp 1403 1409 hier Sp 1408 Polybios Historiai 31 31 3 32 4 und 32 1 1 f Diodor Bibliothḗke historikḗ 31 28 Friedrich Munzer Sempronius 53 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II A 2 Stuttgart 1923 Sp 1403 1409 hier Sp 1408 So Helena Stegmann Cornelia I 1 In Der Neue Pauly DNP Band 3 Metzler Stuttgart 1997 ISBN 3 476 01473 8 Sp 166 Friedrich Munzer RE II A 2 Sp 1408 setzt die Hochzeit von Gracchus und Cornelia erst um 165 v Chr an Seneca De consolatione ad Marciam 16 3 und De consolatione ad Helviam 16 6 Plinius Natualis historia 7 57 Plutarch Tiberius Gracchus 1 2 Cicero De divinatione 1 36 und 2 62 Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia 4 6 1 Plinius Natualis historia 7 122 Plutarch Tiberius Gracchus 1 4 f u a Normdaten Person GND 102394253 lobid OGND AKS VIAF 10236265 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sempronius Gracchus TiberiusALTERNATIVNAMEN Gracchus Tiberius SemproniusKURZBESCHREIBUNG romischer Politiker Konsul 177 und 163 v Chr GEBURTSDATUM um 220 v Chr STERBEDATUM um 150 v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tiberius Sempronius Gracchus Konsul 177 v Chr amp oldid 238818087