www.wikidata.de-de.nina.az
Die Marienkirche ist eine evangelische Kirche in der Dortmunder Innenstadt aus dem 12 Jahrhundert Sie liegt sudlich der Reinoldikirche am Ostenhellweg MarienkircheDie Marienkirche beherbergt als Gerichts und Ratskirche der ehemaligen Freien Reichsstadt bedeutende mittelalterliche Kunstschatze darunter den Marienaltar von Conrad von Soest und den Berswordtaltar Sie vereinigt romanische und gotische Bauelemente Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung in der Stauferzeit 1 2 Niedergang und Restaurierung 2 Das Gemeindeleben im Nationalsozialismus 2 1 Zerstorung und Wiederaufbau 2 1 1 Neuverglasung 2 2 Das Gemeindeleben nach dem Krieg 2 2 1 Stiftung Kulturgut und Kirchenmusik St Marien 3 Baubeschreibung 4 Ausstattung 4 1 Altare 4 1 1 Berswordt Altar 4 1 2 Marienaltar des Conrad von Soest 4 2 Marienfiguren 4 3 Weitere Ausstattungsstucke 5 Orgel 6 Glocken 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung in der Stauferzeit Bearbeiten nbsp Kirchturm der Marienkirche und der Reinoldikirche nbsp Deckengewolbe gotischer Chor mit Triumphkreuz nbsp Sudseite Chor rechts gotisch und romanische Bogen linksHistoriker vermuten dass die Besuche der Kaiser Friedrich I Barbarossa und seines Nachfolgers und Sohnes Heinrich VI in der Kaiserpfalz Dortmund zum Bau der Marienkirche fuhrten Friedrich I Barbarossa 1152 1190 besuchte Dortmund nachweislich zweimal Vermutlich hat er anlasslich eines Besuchs 1152 der Stadt den offiziellen Namen Tremonia gegeben 1 Auch unter seinem Sohn Heinrich VI Konig von 1169 bis 1197 entwickelte sich die Bedeutung der Konigspfalz und der Reichsguter in Dortmund Uber die Grundung der Kirche ist wenig bekannt Es ist jedoch anzunehmen dass sie nach der Reinoldikirche im 12 Jahrhundert erbaut wurde und dass es moglicherweise einen Vorgangerbau gab 1267 wird die Kirche zum ersten Mal urkundlich erwahnt 2 In den ersten urkundlichen Erwahnungen und in den Chroniken wird der Bau bis ins 14 Jahrhundert als Capella Regis bezeichnet was den besonderen Bezug zur Konigspfalz herausstellt 3 Nach Luise von Winterfeld ist das alteste literarische Zeugnis fur die Dortmunder Marienkirche ein am Anfang des 13 Jahrhunderts entstandenes altfranzosisches Gedicht von den vier Haimonskindern Der historische Baukorper der Kirche wurde im 12 Jahrhundert als spatromanische dreischiffige Pfeilerbasilika mit einem Zwillingsturmpaar im Westen errichtet Die Bauhutte der Marienkirche soll aus dem Rheinland stammen und nach der Marienkirche St Ludgeri in Munster errichtet haben 4 Das architektonische Konzept der Kirche als Basilika ohne Querschiff und mit dem Turmpaar findet in Westfalen keine Parallele Vergleichbare Baukonzepte finden sich bei den kaiserlichen Kirchenstiftungen in Goslar und bei den Kaiserdomen in Speyer und Konigslutter Norbert Reimann kommt aufgrund dieser Indizien zu dem Schluss dass der heutige Bau der Marienkirche beziehungsweise Marienkapelle in der Stauferzeit vom Konig in Betracht kommt hier eigentlich nur Friedrich Barbarossa errichtet worden ist um sie als Pfalzkapelle zu nutzen Norbert Reimann Das Werden der Stadt S 55 Im 13 Jahrhundert ubernahm der Rat der Stadt weitgehend die Rechte des Konigs So wurde die Marienkirche zur Ratskirche Die Mitglieder des Rates rekrutierten sich zunachst vor allem aus der koniglichen familia das heisst den fuhrenden Familien der Reichsgutverwaltung Erst im Laufe der Stadtgeschichte etablierten sich besonders erfolgreiche Burgerfamilien im Rat der Stadt Die Marienkirche war offenbar zunachst die Gerichtskirche der nobiles innerhalb der Stadt denn hier gegenuber dem Richthaus hing die Gerichtsglocke so reprasentierte die Marienkirche den Fuhrungsanspruch der schoffenbaren Schicht in einer Zeit des sozialen Umbruchs innerhalb der Stadt Dem entspricht der an konigliche Sakralarchitektur erinnernde Bau der Marienkirche Die wahrscheinliche Nutzung zu Gerichtsgottesdiensten nimmt die spatere Tradition des Ratsgottesdienstes in der Marienkirche vorweg nur aus diesem Grund wird plausibel warum der Ratsgottesdienst nicht in der Hauptkirche St Reinoldi sondern in der Filialkirche St Marien gefeiert wurde Thomas Schilp 5 In der Mitte des 14 Jahrhunderts wurden die drei halbrunden romanischen Apsiden durch einen grosseren gotischen Chorbau ersetzt Auch andere Teile der Kirche wurden im gotischen Stil umgestaltet etwa das nordliche Seitenschiff Im sudlichen Seitenschiff kann man auch heute noch romanische Stilelemente erkennen Links und rechts vom Chor liessen stadtische Kaufleute zwei kleine Sonderkapellen erbauen Die sudliche lag im heutigen Eingangsbereich der Sakristei und wurde nach ihrem Stifter Berswordtkapelle genannt Zu den beiden Kapellen wurden in der Kirche Familienaltare erbaut Der bekannteste Altar ist der bis heute erhaltene Marienaltar von Conrad von Soest aus dem Jahr 1420 Niedergang und Restaurierung Bearbeiten nbsp Postkartenansicht der Marienkirche um 1870 nbsp Ansicht von Nordwesten um 1860Die Reformation fand in Dortmund starke Unterstutzung fuhrte die Stadt aber auch in Konflikte Vor allem der Einfluss Brandenburg Preussens verschaffte den reformatorischen Bestrebungen Ruckhalt In einem langen Prozess setzte sich die Reformation bis 1648 in Dortmund durch Mit dem Dreissigjahrigen Krieg begann aber auch der Niedergang der Reichsstadt Dortmund Dortmund bemuhte sich als protestantische Reichsstadt des katholischen Kaisers lange um Neutralitat 1632 wurde Dortmund dennoch zunachst von katholischer 1633 von evangelischer und ab 1636 von kaiserlicher Seite erobert und besetzt Bis nach Friedensschluss blieben die kaiserlichen Truppen in der Stadt Am Ende des Krieges lebte nur noch ein Drittel der Burger in der Stadt zahlreiche Hauser waren zerstort und die Stadt hoch verschuldet Gleichsam als Symbol fur den Zerfall der Stadt mag uns heute der jahrelang vorauszusehende Einsturz des Reinoldikirchturms im Jahre 1661 erscheinen Thomas Schilp 6 Bei dem Einsturz des Reinoldikirchturms wurde auch die naheliegende Marienkirche teilweise zerstort Eine Wiederherstellung war aufgrund fehlender Finanzmittel zunachst nicht moglich Die Kirche galt als Bauruine und wurde zeitweise fur die Offentlichkeit gesperrt 1805 musste der nordliche Turm abgetragen werden Seit 1819 strebte die Stadt die Vereinigung der Gemeinde mit der Reinoldikirche an 1828 musste die Kirche wegen Baufalligkeit geschlossen werden 1832 drohte auch der sudliche Turm einzusturzen Die Ruine der Kirche sollte abgerissen und als Steinbruch freigegeben werden In Folge hoherer Anordnungen soll die hiesige Evangelische Marien Kirche nebst Thurm wegen anerkannter Baufalligkeit auf Abbruch an den Meistbietenden verkauft werden Das Gebaude welches noch sehr brauchbare Materialien enthalt nemlich Steine worunter kantige zum Theil carrirte Hausteine gute Bruchsteine und gute Belegplatten Holz worunter scharf kantiges schones trockenes Eichenbauholz Bretter und starke Latten befindlich ferner aus Glas Eisen Blei Schiefer und Pfannen bestehend soll erst im einzelnen und nachstdem im Ganzen ausgeboten werden Es ist hierzu Termin auf Montag den 30 September Nachmittags 2 Uhr auf dem hiesigen Rathhause angesetzt und werden Lusttragende und cautions fahige Unternehmer hierzu mit dem Bemerken eingeladen dass die Verkaufs Vorwarden 3 Wochen vor dem anstehenden Termine hier offen gelegt werden sollen Konigliches Landraths Amt Dortmund den 23 August 1833 nbsp Karl Friedrich Schinkel 1836 Kreide Zeichnung von Franz KrugerErst nach der offentlichen Ausschreibung der Kirche als Steinbruch regte sich erster Protest Den Ausschlag gab das Engagement des preussischen Kronprinzen und spateren Konigs Friedrich Wilhelm IV nach einem Besuch in Dortmund 1833 Im Dezember 1833 besichtigte der Direktor der Koniglichen Gemaldegalerie zu Berlin die Kirche und befurwortete ihren Erhalt Er informierte Karl Friedrich Schinkel uber die Situation Dennoch erteilte das Ministerium der geistlichen Unterrichts und Medizinalangelegenheiten am 17 Februar 1834 die Abbruchgenehmigung Auf Initiative Schinkels und des Kronprinzen wurde diese Genehmigung jedoch zunachst zuruckgehalten Nach einer erneuten Untersuchung formulierte Oberbaudirektor Schinkel ein Gutachten das sich fur den Erhalt der Kirche aussprach Hiernach ist das Gebaude durch Altertum und eigentumliche Konstruktion von nicht geringem Interesse und verdient jedenfalls erhalten zu werden Der bauliche Zustand desselben ist zwar in einigen Teilen schlecht und sogar gefahrdrohend doch allgemein nicht von solcher Beschaffenheit dass man es nicht durch Reparaturen von massigem Kostenaufwande nicht wiederherstellen konnte Karl Friedrich Schinkel Gutachten vom 22 Dezember 1833 zitiert nach Wolfgang Rinke Dortmunder Kirchen des Mittelalters S 99 Das Gutachten erwahnt weiterhin dass die Mehrheit der Gemeindemitglieder Baugrund und Baumaterial fur eine Schule habe nutzen wollen und schlagt vor das Kirchengebaude eventuell in diesem Sinne umzubauen Aufgrund einer Verbesserung der Finanzlage und weiterer Gutachten entschloss sich die Gemeinde schliesslich doch zur Wiederherstellung der Kirche als Gotteshaus Im Marz 1839 beschloss die Gemeinde in einer von den Behorden einberufenen Versammlung die Trennung von der Reinoldi Gemeinde nbsp Innenraum der Marienkirche Aufnahme Ludorff 1894Die Kirche wurde zunachst notdurftig wiederhergestellt Im Juni 1837 wurden die Reparaturkosten auf 3786 Taler festgesetzt 7 Nach umfangreichen Wiederaufbauarbeiten unter Leitung von Bauinspektor Buchholz wurde im Mai 1839 der erste Gottesdienst nach der Wiederherstellung gefeiert Den ersten Gottesdienst in der wiederhergestellten Kirche hielt Pfarrer Nonne aus Schwelm der Dichter des Freiheitsliedes Flamme empor Die ausgelagerten Kunstwerke wurden zuruckgebracht und zum Teil an anderer Stelle wieder aufgestellt Am 26 Dezember 1839 sturzte beim Lauten der Kirchenglocken ein Teil des Turmes ohne Schaden anzurichten ein Der Kirchturm wurde fur 5 500 Reichstaler erneuert 1843 erneuerte man die Turmspitze 1859 folgten einige Fenster darunter das grosse Westfenster und drei Chorfenster 4 Die Restaurierung der alten Orgel erfolgte 1856 und 1859 wurden schliesslich drei neue Glocken gegossen Trotz dieser baulichen Investitionen war die Bausubstanz der Kirche noch immer mangelhaft Die Gemeinde St Marien uberlegte die Kirche umfassend zu restaurieren oder an gleicher Stelle einen Neubau zu errichten In einem Gutachten empfahl der westfalische Kunsthistoriker Wilhelm Lubke die Kirche unter Berucksichtigung der vorhandenen stilistischen Differenzen des alten Baues und den lebendigen Bedurfnissen des kirchlichen Lebens der Gegenwart abzureissen und einen Neubau zu errichten Die Mariengemeinde folgte diesem Gutachten nicht sondern beauftragte den Dortmunder Baurat Genzmer als Architekten mit einer umfassenden Restaurierung 1881 und im Jahr darauf wurden 150 000 Mark investiert Die im Langschiff als Stutzen dienenden Querbalken wurden entfernt Ebenso wurden Vorsprunge und Vermauerungen an den Pfeilern beseitigt Es wurden neue Fenster eingebrochen und das Kircheninnere mit neuer Malerei versehen Das bereits 1274 erwahnte Portal Porticus S Marie unter dem Westfenster wurde bei dieser Restaurierung zugemauert Am 2 Juli 1882 wurde die Kirche mit einem Dank und Festgottesdienst wieder eroffnet 8 1908 investierte die Mariengemeinde erneut in das Gebaude Neben neuer malerischer Gestaltung des Kircheninneren wurde zusatzlich zur Wandorgel eine grossere Orgel vor dem Westfenster eingebaut 4 Bei dieser Gelegenheit wurden hinter dem Chorgestuhl gotische Wandmalereien entdeckt 8 Das Gemeindeleben im Nationalsozialismus BearbeitenMit der nationalsozialistischen Gleichschaltung gerieten auch die Kirchen zunehmend unter Druck Die evangelische Kirche organisierte sich im Juli 1933 in der Deutschen Evangelischen Kirche Reichsbischof wurde Ludwig Muller Starken Einfluss gewannen die nationalsozialistischen Deutschen Christen Eine Gegenbewegung entwickelte sich 1934 mit der Bekennenden Kirche Das Presbyterium der Marienkirche unterstutzte diese Gegenbewegung fruh und geriet damit zunehmend unter Druck 1936 wurde von der Kanzel gegen die Verbrechen der Konzentrationslager unter Nennung der Namen gepredigt fur Beamte galt es als gefahrlich an den Gottesdiensten der Marienkirche teilzunehmen 9 Nach der Verhaftung von Martin Niemoller wurde ein Protesttelegramm an die Regierung geschickt Die Altarkerzen wurden wahrend der Haft Niemollers symbolisch nicht angezundet taglich wurde um 15 Uhr eine Trauerglocke gelautet 10 Aufgrund der oppositionellen Haltung wurden Pfarrer und Kirchenpersonal wiederholt in Haft genommen Am 19 April 1938 wurde die Pfarrstelle St Marien vom Konsistorium in Munster ausgeschrieben Bei der Wahl des Nachfolgers fur den pensionierten Pfarrer Haberkamp 1872 1951 wurde am 23 April gegen den heftigen Druck der Nationalsozialisten mit Hans Joachim Iwand ein Vertreter der Bekennenden Kirche als Nachfolger gewahlt 11 Auf Intervention des Reichskirchenministeriums wurde Iwand zunachst vom Konsistorium in Munster nicht bestatigt Iwand wurde zweimal in der Steinwache inhaftiert Die genaue Haftzeit ist nicht bekannt Iwands Schuler und Biograph Jurgen Seim vermutet dass Iwand unter anderem im Mai 1938 und vom Herbst 1938 zwischen dem 20 und 27 November bis Marz 1939 inhaftiert war 12 Am 1 Juni 1938 wurde Iwand zunachst als Hilfsprediger fur ein Honorar von 450 Reichsmark in der Gemeinde tatig und bezog das Pfarrhaus an der Olpe 10 als Nachbar von Fritz Heuner 13 Wahrend der Haftzeit wurde verschiedentlich befurchtet dass Iwand ins KZ abtransportiert werden konnte In der Steinwache wurde Iwand anders als andere Gefangene nach eigener Aussage gut behandelt Wahrend der Haft konnte Iwand an der Munchener Lutherausgabe mitwirken Inhaltlich ging es dabei um eine Darstellung von Luthers Lehre vom freien Willen Aufgrund der Standhaftigkeit der Presbyter wurde Iwand dann am 12 Oktober 1939 doch noch ins Amt eingefuhrt 14 15 Iwands Engagement in der Bekennenden Kirche in der NS Zeit zielte lange auf eine klare Abgrenzung der Bekennenden Kirche von den nationalsozialistischen Deutschen Christen in der evangelischen Kirche Gegen die Judenverfolgung fuhrte Iwand als theologischen Grundfehler an dass zwar das Menschsein Jesu nicht aber sein Judentum in der christlichen Kirche bezeugt worden sei 12 Zerstorung und Wiederaufbau Bearbeiten nbsp Vehoff Haus und Verbindung zur Marienkirche nbsp Ansicht von oben nbsp Ansicht von Sudwesten nbsp TurmAm Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Marienkirche teilweise zerstort vor allem beim schweren Angriff am 6 Oktober 1944 Eine Brandbombe durchschlug das Gewolbe und setzte den Innenraum in Brand Dabei gingen die holzerne Kanzel die alte Orgel der Barockaltar die kunstvollen gotischen Fenster und die Deckenbemalung unwiederbringlich verloren Weitere Schaden entstanden durch Witterungsschaden aufgrund der fehlenden Dacher Die heute gezeigten Kunstschatze konnten durch Auslagerung gerettet werden Erst nach der Wahrungsreform im Herbst 1948 konnte mit dem Wiederaufbau begonnen werden Neben Reparatur und Stabilisierungsarbeiten wurden auch einige bauliche Veranderungen vorgenommen Der Architekt Hermann Kessemeier berichtet 1954 Im Februar begannen wir mit den Ausschachtungsarbeiten zur Tieferlegung des Fussbodens im Haupt und nordlichen Seitenschiff um die Pfeiler und Saulenbasen wie in der romanischen Zeit in ihrer vollen Schonheit wieder sichtbar zu machen Hierbei wurden Teile des Fussbodens aus der romanischen Zeit gefunden Die Hoherlegung des Fussbodens um 25 30 cm war zu Beginn des 14 Jh geschehen wie an den gotischen Teilen der Aussenmauern des nordlichen Seitenschiffes festzustellen war Hermann Kessemeier 16 Bei der Restaurierung wurde vor allem die Qualitat des romanischen Mauerwerkes festgestellt das selbst heutigen Normen genugen konnte und die Qualitat der gotischen Maurerarbeiten weit ubertraf Gemass dem Zeitgeschmack der Nachkriegszeit blieb das Innere weitgehend ohne Putz und Fassung Wahrend der Restaurierung wurden verschiedene Untersuchungen zur fruhen Baugeschichte durchgefuhrt Eine mit Herrn Professor Dr Thummler angestellte Untersuchung der Profile der vorgefundenen Kreuzgewolberippen die noch Farbreste aufwiesen ergab dass zu Beginn des 14 Jahrhunderts zunachst die Kapelle im nordlichen Seitenschiff anstelle der romanischen Apsis gebaut wurde dann die Berswordtkapelle und zum Schluss der Hauptchor etwa um 1340 Hermann Kessemeier 17 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zudem das im Nordosten liegende Baudenkmal Vehoff Haus 1905 errichtet in Anlehnung an einen Vorgangerbau aus der Renaissance dem Stil der Marienkirche angepasst Das Vehoff Haus ist seit seiner Errichtung uber einen Torbogen mit der Marienkirche verbunden 18 Am 2 April 1950 konnte zunachst das Sudschiff als Notkirche eingeweiht werden Erst 1957 wurden die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen Am 2 Juni 1957 feierte die Gemeinde die Wiederherstellung der Kirche in einem Festgottesdienst Neuverglasung Bearbeiten 1972 wurde die Neuverglasung der Kirche von Johannes Schreiter abgeschlossen Schreiter gestaltete Fenster mit einer sehr einfachen zuruckhaltenden Ornamentik mit der er vor allem die Altare zur Geltung bringen wollte Die informelle Gestaltung vermittelt dennoch auch eine theologische Symbolik Der Baumeister hat den Weg der Kirche als Weg des wandernden Gottesvolkes von der Taufe beim Durchzug durchs Rote Meer bis zum Einzug ins gelobte Land durch die Prozession zum Altarraum in der West Ostorientierung des Baukorpers horizontal dargestellt Der Glasmaler stellt dieselbe Aussage in der vertikalen Dimension dar und nutzt dabei die religiose Wertigkeit der Begriffe von unten und oben Damit wird jede aufstrebende Linie zum Hinweis auf den Schopfergott der alles gut geschaffen und wohl geordnet hat Die irdische Gemeinde symbolisiert in der liturgischen Farbe Rot in den unteren Feldern hat schon auf Erden ihr Gegenstuck in den obersten Feldern unter dem Spitzbogen der Fenster Diese Beziehung der irdischen Gemeinde zu der schon vollendeten droben bei Gott weilenden Schar ist zerstort und durchbrochen durch die vielen Risse und chaotischen Deformationen Konrad Lorenz 19 Der Dreipass der Fenster symbolisiert die Trinitat Die Hoffnung auf die Verbindung zum Gottlichen wird durch durchgehende Lichtbander zum Ausdruck gebracht Das Gemeindeleben nach dem Krieg Bearbeiten Von 1953 bis 1988 fuhrte Konrad Lorenz zunachst als Hilfsprediger seit 1955 als Pfarrer die evangelische St Mariengemeinde In seine Amtszeit fiel zunachst der 1957 abgeschlossene Wiederaufbau der Kirche Pfarrer Lorenz leitete den feierlichen Festgottesdienst am 2 Juni 1957 musikalisch umrahmt vom Orgelspiel des Organisten Kirchenmusikdirektor Otto Heinermann und vom Marienchor unter Leitung des Kantors Peter Rocholl 1969 folgte der Neubau des Gemeindehauses Als Herausgeber zweier Werke uber die Kirche trug Konrad Lorenz dazu bei die Kunstschatze einer breiteren Offentlichkeit bekannt zu machen Heute 2019 leitet Pfarrer Ingo Maxeiner die Gemeinde Neben ihm arbeiten ein Kusterehepaar ein Kantor sowie eine Gemeindesekretarin hauptamtlich in der Kirche 20 Die Partnerkirche der Marienkirche ist die Verklarungskirche der evangelischen Kirchengemeinde in Berlin Adlershof Stiftung Kulturgut und Kirchenmusik St Marien Bearbeiten Seit 2003 bemuht sich die gemeinnutzige Stiftung Kulturgut und Kirchenmusik der Evangelischen St Mariengemeinde um den Erhalt der Kirche und ihrer Kunstschatze Die Stiftung hat die Erhaltung des Gebaudes die Bewahrung der Kunstwerke die Pflege der Kirchenmusik in St Marien und die Verbesserung des Raumklimas zur Aufgabe Mitarbeiter der Stiftung bieten regelmassig kostenfreie Fuhrungen durch die Kirche an Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Gewolbeansicht Zeichnung von 1894 nbsp Aufriss von Mittelschiff und Chor Nordwand links die alteren romanischen Gebaudeteile des sudlichen Mittelschiffs rechts die spatere gotische ErweiterungDie Marienkirche ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika ohne Querhaus Der aussere Eindruck der Marienkirche wird gepragt vom Werksteinmauerwerk aus hellem Sandstein Der Rundbogen des romanischen Portals an der Sudseite wird von Saulen getragen deren Kapitelle mit floraler Ornamentik geschmuckt sind Das Hauptschiff tragt ein schiefergedecktes Satteldach die Seitenschiffe in gleicher Weise gedeckte Pultdacher Der Chor mit seinem schiefergedeckten Satteldach uberragt das Haupthaus deutlich Die Westseite dominiert der an das sudliche Seitenschiff anschliessende 42 5 m hohe romanische Turm mit einem Rhombenhelm von quadratischem Grundriss Sein nordliches Gegenstuck wurde 1805 wegen Baufalligkeit abgerissen Diese ursprunglich zwei Turme an der Westfassade erhoben sich uber den Seitenschiffen Das Westportal fuhrt ohne Vorhalle direkt ins Mittelschiff Im Inneren des Haupthauses hat sich ein romanischer Gesamteindruck erhalten Das bis 17 6 Meter hohe Mittelschiff besteht aus drei annahernd quadratischen Jochen rund 8 8 m die mit kuppelartigen Gewolben gedeckt sind Die rundbogigen Gurte zwischen ihnen lagern auf den Pfeilern vorgelagerten Halbsaulen mit schlichten Wurfelkapitellen Die wesentlich niedrigeren 6 3 m Seitenschiffe weisen Prinzipien des gebundenen Systems folgend je sechs kreuzgratgewolbte rechteckige durchschnittlich rund 4 6 m Joche zwischen flachen Gurtbogen auf die durch ahnliche Pfeiler getragen werden wie die der Joche des Hauptschiffs die beiden westlichen Joche zeigen als Turmjoche wesentlich kraftigere Aussenmauern Zwischen den Pfeilern tragen je zwei Halbsaulen abgestufte Unterzuge der runden Scheidbogen den Quergurten der Seitenschiffe ist je eine Halbsaule vorgelagert Die hohen leeren Hochwande unter den je vier Rundbogenfenstern die ursprunglich ausgemalt waren lassen die Arkadenzone verhaltnismassig gedrungen und niedrig wirken Den Obergaden charakterisieren romanische Rundbogenfenster Wahrend im sudlichen Seitenschiff die Fensteroffnungen als Rundbogen ausgefuhrt sind wurden die Fenster des nordlichen Seitenschiffs in gotischem Stil umgestaltet 21 Hinter dem Triumphbogen folgt der um drei Stufen erhohte beinah die Hohe des Hauptschiffes erreichende gotische Chor Zwei kurzen sterngewolbten Rechteckjochen folgt ein polygonaler 5 8 Schluss Das Masswerk der dreibahnigen Fenster des Chores ist gekennzeichnet durch Kleeblattbogen daruber Dreiblatter und Vierpasse Den Abschluss im Spitzbogen der Fenster bildet je eine kreuzformige Anordnung von vier verbundenen Vierpassen Die Seitenschiffe finden ihren ostlichen Abschluss in Kapellen Die ursprunglichen Nebenapsiden wurden mit dem Bau des gotischen Chors in einen flachen Chorabschluss im Norden und eine Seitenkapelle im Suden mit einer 5 8 Apsis umgestaltet Rechts des Chors hinter der Berswordtkapelle schliesst sich die in den 1950er Jahren errichtete Sakristei an Die Marienkirche ist als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Dortmund eingetragen 22 Ausstattung BearbeitenAltare Bearbeiten Berswordt Altar Bearbeiten Hauptartikel Berswordt Altar Die Marienkirche beherbergt zwei kunsthistorisch bedeutende Altare Der altere steht im nordlichen Seitenschiff und wird nach seinem Stifter Berswordt Altar genannt Die Gemalde werden auf etwa 1395 datiert und zeigen in einer Szenenfolge die Kreuzigung Christi Der Maler ist unbekannt es gibt aber Spekulationen dass es sich um ein Fruhwerk von Conrad von Soest handeln konne 23 was die neuere Forschung wiederum bestreitet Die linke Tafel zeigt Jesus auf dem Kreuzweg nach Golgatha Simon von Cyrene wird gezwungen ihm beim Tragen des schweren Kreuzes zu helfen Wahrend Knechte der romischen Soldaten ihn vorwartsprugeln beweinen ihn einige Frauen Die mittlere Tafel fasst verschiedene Episoden der Kreuzigung zusammen Sie zeigt den Zusammenbruch von Maria die von Johannes gestutzt wird Johannes blickt zum Gekreuzigten der nach dem Johannes Evangelium die beiden zu Mutter und Sohn erklart Zu Fussen des Kreuzes schachern damonische Gestalten um das Gewand Jesu Ein romischer Hauptmann erkennt aber im sterbenden Jesus den wahren Sohn Gottes Sein Bekenntnis ist als Spruchband ausgefuhrt Im Zentrum der mittleren Tafel steht das Kreuz mit dem sterbenden Jesus auch der Stich mit der Lanze in die Seite ist dargestellt Rechts und links hinter Jesus hangen die mit ihm gekreuzigten Schacher Die Seele dessen der bereute wird von einem Engel die des Verstockten von einem Teufel geholt Die rechte Tafel zeigt die Kreuzabnahme Auch auf diesem Bild steht das Kreuz im Zentrum Das Geschehen ist auf wenige Personen begrenzt anders als in der Szenenfulle des Zentralbildes Vor dem goldenen Hintergrund leuchten die Gewander der agierenden Personen rot golden und grun Josef von Arimathia halt den Leichnam Jesu im Arm wahrend andere die blutenden Nagel mit einer Zange aus den Fussen entfernen und den linken Arm vom Kreuz losen Die Gestalt Jesu wirkt nicht nur im Bereich des weissen Tuches das seine Scham bedeckt verschleiert Berswordt Altar 1395 nbsp nbsp nbsp Die drei aufgeklappten Tafeln des Berswordt Altars Marienaltar des Conrad von Soest Bearbeiten Hauptartikel Marienaltar Conrad von Soest Auf dem Hauptaltar finden sich die Tafeln des Marienaltars um 1420 von Conrad von Soest die ursprunglich Teil eines 1720 zerstorten gotischen Altars waren Um die Tafeln in einen barocken Altaraufbau einzufugen wurden sie beschnitten ein angesichts der Qualitat des Kunstwerks aus heutiger Sicht unvorstellbarer Vorgang Die Tafeln sind heute in moderne Metallrahmen gefasst Die Gemalde auf der Vorderseite zeigen Motive aus dem Leben Marias Auf der linken Tafel dominieren die Farben Gold Blau und Rot Dargestellt ist die Geburt Jesu Die mittlere Tafel zeigt den Tod Marias Die Figur leuchtet kraftig aus einem blauen Umfeld von Engeln die ihr die Augen schliessen In der Hand halt die liegende Maria als Symbol des Todes eine Sterbekerze Drei rot gewandete Figuren umgeben die Sterbende Johannes reicht ihr die Sterbekerze oben rechts im goldenen Hintergrund eroffnet sich ein Blick in den Himmel das Motiv der geoffneten Hand zeigt dass Maria der Weg ins Paradies offensteht Die rechte Tafel zeigt die Anbetung der Heiligen Drei Konige Die Tafeln auf der Ruckseite des Altars sind stark verwittert Die Faszination des Gemaldes beruht auf verschiedenen Momenten Die leuchtenden Farben die fur die Zeit ungewohnliche Grosse der Figuren und die Harmonie der Komposition spielen dabei eine Rolle Das Gemalde zeigt mittelalterliche Stilelemente etwa die flachigen goldenen Hintergrunde die Grossengestaltung der Figuren nach ihrer religiosen Bedeutung oder das Erzahlen biblischer Geschichte Gleichzeitig fasziniert die Entwicklung der Renaissancemalerei die Gestaltung von Perspektive von Gesichtern der Zeit und die Anatomie der Korper Die Signatur des Conrad von Soest versteckt sich so in einem Bilddetail dass sie erst 1950 entdeckt wurde Marienaltar des Conrad von Soest 1420 Vorderseite nbsp nbsp nbsp Die Tafeln der Vorderseite des Marienaltars nbsp Lage der wichtigsten Stucke der Ausstattung nbsp Romanische Madonna aus dem Jahr 1230Marienfiguren Bearbeiten In der Kirche finden sich zwei bedeutsame Marienfiguren Die Goldene Muttergottes von Dortmund ist eine spatromanische Marienfigur etwa aus dem Jahre 1230 Datierung R Fritz Die aus Nussbaumholz gefertigte 91 Zentimeter hohe Figur mit Thronpfosten aus Birke befindet sich an der Sudwand des Altarraumes Von innen ist die Skulptur zum Teil ausgehohlt wohl zur Aufnahme von Reliquien Die heute sichtbare Fassung Bemalung stammt aus dem 15 Jahrhundert und wurde nach der Originalfassung gestaltet Die Fassung war zeitweilig ubermalt und wurde verschiedentlich restauriert zuletzt 1976 im Landesamt fur Denkmalpflege Munster Auffallig ist der in die Ferne gerichtete Blick von Mutter und Kind Diese in der Romanik haufige Anordnung der Figuren deutet darauf hin dass Christus schon als Kind nicht in normale menschliche Beziehungen eingeordnet werden darf Nicht mehr streng romanisch ist die Handhaltung der Figuren Das Jesuskind halt ein Gefass in der Hand das an einen kleinen Krug erinnert Das Gefass das das Kind in seinen Handen halt bezieht sich auf den jungfraulichen Schoss der Mutter aus dem es vom Heiligen Geist gezeugt hervorgegangen ist Wolfgang Rinke Dortmunder Kirchen des Mittelalters S 102 nbsp Zustand der Goldenen Madonna 1890Die fehlenden Hande der Figuren mussen nach Ausrichtung der Armfragmente dem Betrachter zugestreckt gewesen sein Auf einer alteren Abbildung sieht man dass die Hand Marias 1894 noch erhalten war 24 Das spatgotische Bild auf der Ruckseite Eichenholztafel zeigt die Begegnung von Joachim und Anna den Eltern Marias an der Goldenen Pforte Rinke datiert das Werk auf 1470 80 25 Beide Figuren sind wie wohlhabende Burger des Mittelalters gekleidet Im Hintergrund sieht man ein Tor und eine zinnenbewehrte Stadtmauer Marias Vater tragt einen Geldbeutel am Gurtel im Vordergrund weiden seine Schafe Das Gemalde wurde erst nachtraglich um 1470 angebracht Die Bemalung der Ruckseite belegt dass die Madonna bei Prozessionen verwendet wurde nbsp Gotische Sandsteinmadonna aus dem Jahr 1420Die gotische Sandsteinmadonna im rechten Seitenschiff der Marienkirche wurde von R Fritz auf das Jahr 1420 datiert Die 75 Zentimeter hohe Sitzmadonna zeigt Reste der ursprunglich farbigen Fassung Dem Christuskind auf dem Schoss Marias fehlt der Kopf Ein Olanstrich wurde vor der Wiederaufstellung im Jahr 1957 vom Museum fur Kunst und Kulturgeschichte entfernt Das Madonnenbild aus der Entstehungszeit des Marienaltars zeigt gegenuber der alteren spatromanischen Goldenen Madonna eine deutliche Belebung Die Skulptur steht in der Tradition des Weichen Stils der schonen Madonnen etwa durch den weichen fliessenden Charakter des Gewandes Die auf einer Steinbank sitzende Marienfigur halt auf dem Schoss das halbaufgerichtete Christuskind Ihre Hande umfassen sanft Schulter und Fuss des Kindes Der Blick ist nicht mehr in unbestimmte Ferne gerichtet sondern wendet sich starker dem Kinde zu Unter dem weich fliessenden Mantel Marias wird ein Kleid mit Gurtel sichtbar Ihr leicht nach rechts geneigter Kopf tragt eine goldene Krone langes rotliches Haar fallt ihr bis auf die Schultern Das Jesuskind halt in der rechten Hand einen Apfel Sinnbild der durch Christus besiegten Erbsunde zugleich Hinweis auf Maria als der neuen Eva mit der linken Hand spielt es am Gurtel des mutterlichen Kleides Wolfgang Rinke Dortmunder Kirchen des Mittelalters S 104 Weitere Ausstattungsstucke Bearbeiten nbsp Chorgestuhl Miserikordie mit Ehebrecher in der Gabel des Schandprangers nbsp Chorgestuhl Drolerie nbsp Spatromanischer TaufsteinDas Chorgestuhl aus dem 16 Jahrhundert wurde im Stil der niederrheinischen Spatgotik aus Eichenholz geschnitzt Es entstand wahrscheinlich 1523 und weist eine grosse Ahnlichkeit mit dem Gestuhl in der fruheren Stiftskirche in Cappenberg auf Man nimmt deshalb an dass beide Werke aus der gleichen Werkstatt stammen die vermutlich am Niederrhein lag Unter den Sitzen waren sogenannte Miserikordien angebracht kleine Sitzflachen zur Entlastung beim Stehen Geschnitzten Symbolfiguren unter den Miserikordien zeigen die Laster der Menschen Auf den Trennwanden zwischen den Sitzen befinden sich Drolerien Oberhalb der Sitzflachen finden sich dann Heiligendarstellungen und reiche Verzierungen Ins Auge fallen vor allem die Figuren an den seitlichen Begrenzungen Wangen mit fein geschnitzten Saulen 26 Beim Adlerpult handelt es sich um ein Lesepult aus dem Jahr 1450 Das auf einer Sandsteinsaule angebrachte gotische Pult aus Messing stellt den Adler weitgehend naturalistisch dar Die Beschaffung des Pults interpretieren einige Autoren aus der damaligen Konkurrenz zur benachbarten Reinoldikirche die ein vergleichbares Pult besitzt Der Adler kann als Symbol des Evangelisten Johannes oder fur die Auferstehung Jesu gedeutet werden Die auf der Brust angebrachte Darstellung Jesu deutet hier auf letztere Bedeutung hin Vom Adlerpult wurde fruher die heilige Schrift verlesen Seit dem Verlust der holzernen Barockkanzel durch ein Feuer wird dort auch die Predigt gehalten Zu diesem Zwecke wurde auf dem Rucken des Adlers eine Buchauflage aus Plexiglas angebracht Der spatromanische Taufstein stammt aus der Stauferzeit und befindet sich in der Berswordtkapelle Das grosse Taufbecken lasst vermuten dass hier auch Erwachsene getauft werden sollten Zeitweise wurde der Taufstein ausserhalb der Kirche verwendet aufgrund der starken Gebrauchsspuren vermutlich als Pferdetranke Es gibt Vermutungen dass der Stein aus der fruheren Nicolaikirche stammt Vor der Aufstellung des Steins in der Marienkirche wurde er im Museum am Ostwall zusammen mit moderner Kunst gezeigt Die Pflanzen in den Verzierungen etwa Rose und Weintraube gelten als Symbole Jesu Ein weiteres Taufbecken aus Holz im barocken Stil befindet sich nahe dem Westportal im Hauptschiff Es tragt die Inschrift HERMAN MALLINCKRODT UND GERTRUD EICHEN EHELEUTE HABEN DIESE TAUFE ZUR EHRE GOTTES IN S MARIAE KIRCHE GEGEBEN ANNO 1687 Unter den Namen finden sich die Wappen der Stifter Die grosse Weintraube auf dem Deckel und die kleinere unter dem Becken stehen fur die Hoffnung auf das ewige Leben Eine Distel unter der kleineren Traube symbolisiert die Schmerzen die der Mensch im Leben zu erwarten hat nbsp Sakramentshaus 1894 mit HeiligenfigurenEin Kunstschatz jungeren Datums ist das Wandrelief Christuskopf mit Dornenkrone aus dem Jahre 1905 Der Kopf wurde vom judischen Bildhauer Benno Elkan ursprunglich fur das Grab der Familie Feuerbaum gestaltet nbsp Sakramentshaus im sudlichen ChorHinter dem Chorgestuhl im nordlichen Chorraum findet sich ein Sakramentshaus aus Sandstein um 1450 im Stil einer spatgotischen Kathedralenfassade das vermutlich von der Bauhutte der benachbarten Reinoldikirche stammt Das 7 50 Meter hohe Sakramentshaus im Stil der Parlernachfolge diente ursprunglich der Aufbewahrung von liturgischem Gerat vielleicht auch von Reliquien Es ersetzte eine altere in die Chorwand eingelassene Sakramentnische die neben dem Sakramentshaus noch zu sehen ist Wie das Foto von Ludorff zeigt befanden sich im 19 Jahrhundert in den vergitterten Nischen Heiligenfiguren Rinke nimmt an dass das Sakramentshaus ursprunglich farbig gefasst war 27 Beim Wiederaufbau der Kirche wurde die Verzierung leicht erganzt und restauriert Ebenfalls im Chorraum auf der sudlichen Seite findet sich eine Skulptur von Jesus Christus ist hier als Weltenherrscher im Stil eines Kaiserbildes dargestellt ausgestattet mit den Reichsinsignien weltlicher Macht der Bugelkrone und dem Reichsapfel Das Szepter in der rechten Hand ging zu einem unbekannten Zeitpunkt verloren Den rechten Fuss stutzt die Figur auf die Weltkugel Die Figur ist zum Teil nicht mehr im Originalzustand Rinke vermutet eine fruher farbige Fassung die laut Dr Fritz im 19 Jahrhundert durch den heutigen braunen Olanstrich ersetzt wurde 28 Im Ubergang zwischen Schiff und Chor dem sogenannten Triumphbogen hangt hoch im Kirchenraum ein Triumphkreuz aus dem 16 Jahrhundert Das 3 84 Meter hohe und 2 81 Meter breite Kreuz zeigt uber der Figur des sterbenden Christus eine geschwungene INRI Inschrift und an den Balkenenden die Symbole der vier Evangelisten Die Kirche enthalt eine Reihe alter Grabplatten die in die Wande eingelassen sind Bis 1809 wurden die Toten der Gemeinde auf dem Kirchhof Pastoren und Patrizier im Kircheninneren bestattet Danach wurde dies verboten und die Stadt richtete ausserhalb der Stadtmauern den Westentotenhof ein den heutigen Westpark Auch dort sind heute noch alte Grabplatten zu besichtigen nbsp Das Adlerpult nbsp Das Adlerpult 1894 nbsp Christus als Weltherrscher nbsp Christuskopf mit Dornenkrone im nordlichen Seitenschiff nbsp Nordwestliche Fensterwange des Chorgestuhls nbsp Holzfigur von der im 2 Weltkrieg zerstorten Kanzel nbsp Detail des barocken Taufbeckens nbsp Der spatromanische Taufstein nbsp Grabplatte in der Berswordt Kapelle nbsp Das hochgotische Sakramentshaus nbsp Detailansicht des Sakramentshaus nbsp Marienaltar Conrad von Soest DetailOrgel Bearbeiten nbsp Schwalbennest Orgel an der nordlichen Mittelschiffswand nbsp Die Orgel aus dem Jahre 1520Das Gehause der spatmittelalterlichen Orgel die im Jahr 1520 wahrscheinlich Johann von Schwerte errichtet hatte 29 wurde bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstort Die heutige Orgel der Marienkirche verfugt uber 34 Register auf drei Manualen und Pedal Sie stammt aus dem Jahre 1967 und wurde von der Firma Gustav Steinmann Orgelbau aus Vlotho gefertigt Sie ist nach den Prinzipien der Orgelbewegung in gemassigt neobarocker Weise disponiert und besitzt einen frischen kernigen Klang in dem die Einzelstimmen deutlich wahrnehmbar sind 2007 ist die Orgel grundlegend neu intoniert und mit einer Setzeranlage ausgestattet worden Im Jahr 2018 wurde das Instrument wiederum technisch erweitert und in einigen Registern verandert Damit sind die Moglichkeiten der Orgel noch breiter aufgestellt und ermoglichen die adaquatere Darstellung auch romantischer Orgelliteratur Das Instrument steht wie die mittelalterliche Orgel als Schwalbennestorgel auf einer Empore vor der nordlichen Mittelschiffswand Das Hauptgehause ist in abstrahierenden Formen dem spatgotischen nachgebildet Hier sind das Hauptwerk darunter das Brustwerk als Schwellwerk und in der Emporenbrustung das sogenannte Ruckpositiv angebracht Das Pedalwerk steht durch eine Lattenverkleidung verdeckt hinter dem Hauptgehause oberhalb des nordlichen Seitenschiffsgewolbes Die Orgel ist seitenspielig das heisst der Organist sitzt an der linken unteren Schmalseite des Hauptgehauses 30 I Ruckpositiv C g30 1 Spitzgedackt 0 8 0 2 Prinzipal 0 4 0 3 Koppelflote 0 4 0 4 Oktave 0 2 0 5 Quinte 1 1 3 0 6 Sesquialtera II 2 2 3 0 7 Scharff IV0 8 Krummhorn 0 8 Tremulant II Hauptwerk C g30 9 Bordun 16 10 Prinzipal 0 8 11 Harfpfeife 0 8 12 Rohrflote 0 8 13 Oktave 0 4 14 Gemshorn 0 4 15 Waldflote 0 2 16 Rauschpfeife II17 Mixtur IV VI18 Trompete 0 8 III Brustwerk C g319 Gedackt 0 8 20 Rohrflote 0 4 21 Nasard 2 2 3 22 Prinzipal 0 2 23 Sifflote 0 1 24 Zymbel III25 Regal 0 8 Tremulant Pedal C f126 Prinzipalbass 16 27 Subbass 16 28 Oktav 0 8 29 Gedackt 0 8 30 Choralbass 0 4 31 Mixtur IV32 Posaune 0 16 33 Trompete 0 8 34 Trompete 0 4 Koppeln III I I II III II Sup I I Sub I I Sup II II Sub II II Sub I II I P II P III P Spielhilfen Setzeranlage mit 4000 Kombinationen Man III schwellbarGlocken BearbeitenDie ersten Glocken der Marienkirche wurden 1442 vom Meister Johann Windenbroech gegossen St Marien hatte trotz der Dominanz der Reinoldikirche ein besonderes Glockenrecht Hoch in einem der Turme hing eine kleinere Glocke die sogenannte Gerichtsglocke Ihr Lauten gab das Zeichen fur die Sitzungen im Richthaus oder Tribunal das an der Ecke Ostenhellweg zur Bruckstrasse der Marienkirche gegenuberlag Ausser ihr befanden sich noch weitere vier Glocken in den beiden Marienturmen Eine von ihnen hiess Ratsglocke weil sie die Ratsherren zu ihren Versammlungen im Rathaus zusammenrief 1857 schmolz man die alten Glocken ein Anschliessend wurden wiederum beim Glockengiesser Petit amp Gebr Edelbrock in Gescher 1859 drei Glocken beschafft die bis zum Ersten Weltkrieg lauteten Maria Magdalena Salome Heute hangt im Turm nur noch die kleinste Glocke Salome gestimmt auf den Ton a 1906 beschloss der Rat neben dem Glockenturm den zweiten Turm wieder aufzubauen Dieser Plan wurde aber ebenso wenig umgesetzt wie neuere Plane aus den 1980er Jahren Literatur BearbeitenMartin Blindow Orgelgeschichte der Marienkirche Dortmund 2001 In Beitrage zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark S 246 254 Klaus Lange Capella Regis Zum Bauprogramm der Dortmunder Marienkirche in Beitrage zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 83 84 1992 1993 Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Eigenverlag der Mariengemeinde zahlreiche Abbildungen Dortmund 1981 Albert Ludorff Die Bau und Kunstdenkmaler des Kreises Dortmund Stadt Munster 1894 Gustav Luntowski Gunther Hogl Thomas Schilp Norbert Reimann Geschichte der Stadt Dortmund Hrsg vom Stadtarchiv Dortmund Harenberg Dortmund 1994 ISBN 3 611 00397 2 Gotz J Pfeiffer Die Malerei am Niederrhein und in Westfalen um 1400 Der Meister des Berswordt Retabels und der Stilwandel der Zeit Petersberg 2009 zugleich Diss phil Berlin 2005 Gotz J Pfeiffer noch vorzuglicher wie die zwei weiblichen Heiligen Werke vom Meister des Berswordt Retabels mit dem Wildunger Retabel im Vergleich In Geschichtsblatter fur Waldeck 96 2008 S 10 31 Gotz J Pfeiffer Die Retabelkunst des Meisters des Berswordt Retabels in Westfalen In Uwe Albrecht Bernd Bunsche Hgg Das Landkirchener Retabel im Schleswig Holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf Akten des internationalen Kolloquiums am 4 und 5 Oktober 2002 in Schleswig Schloss Gottorf Kiel 2008 S 98 112 Wolfgang Rinke Dortmunder Kirchen des Mittelalters St Reinoldi St Marien St Johannes Bapt Propstei St Petri Dortmund 1991 ISBN 3 7932 5032 6 Thomas Schilp und Barbara Welzel Hg Dortmund und Conrad von Soest im spatmittelalterlichen Europa Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2004 Thomas Schilp Barbara Welzel Hg Die Marienkirche in Dortmund Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2012 ISBN 978 3 89534 943 0 Jurgen Seim Hans Joachim Iwand Eine Biographie Kaiser Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1999 ISBN 3 579 01844 2 Liesel und Hans Georg Westermann Kirche ist Klasse Ausfluge in Dortmunds Kirchen St Marien Ruhfus Dortmund 1991 Andrea Zupancic Thomas Schilp Hg Der Berswordt Meister und die Dortmunder Malerei um 1400 Stadtkultur im Spatmittelalter Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2002 ISSN 1610 403X ISBN 3 89534 488 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Gemeinde Stiftung St Marien Denkmal des Monats Dezember 2010 Restaurierung des Sakramentshauses in der Kirche St Marien In dortmund de Das Dortmunder Stadtportal Denkmalbehorde der Stadt Dortmund abgerufen am 29 Dezember 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Norbert Reimann Das Werden der Stadt In Gustav Luntovski Gunther Hogl Thomas Schilp Norbert Reimann Geschichte der Stadt Dortmund S 45ff Dortmunder Urkundenbuch 1 1881 S 60 Nr 124 zitiert nach Wolfgang Rinke Dortmunder Kirchen des Mittelalters S 98 vgl Klaus Lange Capella Regis Zum Bauprogramm der Dortmunder Marienkirche a b c Hermann Kessemeier Ein Beitrag zur Baugeschichte und ein Bericht uber den Wiederaufbau der Marienkirche In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Ev St Mariengemeinde Dortmund 1981 S 54 66 hier S 54 Thomas Schilp Die Reichsstadt 1250 1802 In Gustav Luntovski u a Geschichte der Stadt Dortmund S 154 Thomas Schilp Die Reichsstadt 1250 1802 In Gustav Luntovski u a Geschichte der Stadt Dortmund S 199 Luise von Winterfeld Die Marienkirche im Wandel der Zeiten In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Ev St Mariengemeinde Dortmund 1981 S 32 47 hier S 42 a b Luise von Winterfeld Die Marienkirche im Wandel der Zeiten In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Ev St Mariengemeinde Dortmund 1981 S 32 47 hier S 44 Fritz Heuner Der Anteil der Mariengemeinde am Kampf der Bekennenden Kirche In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Ev St Mariengemeinde Dortmund 1981 S 48 53 hier S 48 Fritz Heuner Der Anteil der Mariengemeinde am Kampf der Bekennenden Kirche In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Ev St Mariengemeinde Dortmund 1981 S 48 53 hier S 50 Aufgrund des Mutes zu dieser Entscheidung hier die Namen der Presbyter Vorsitzender Fritz Heuner Presbyter Rudolf Feuerbaum Kaufmann Walter Wager Kaufmann Hermann Kessemeier Architekt Hermann Fiene Schreinermeister Wilhelm Keune Generalvertreter Max Grund Oberingenieur Otto Heuner sen Bankdirektor Liste in Jurgen Seim Hans Joachim Iwand Eine Biographie S 223 224 a b Jurgen Seim S 232 Jurgen Seim S 226 Fritz Heuner Der Anteil der Mariengemeinde am Kampf der Bekennenden Kirche In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Ev St Mariengemeinde Dortmund 1981 S 48 53 hier S 50 52 Jurgen Seim Hans Joachim Iwand Eine Biographie S 224 Hermann Kessemeier Ein Beitrag zu der Baugeschichte und ein Bericht uber den Wiederaufbau der St Marienkirche In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Ev St Mariengemeinde Dortmund 1981 S 54 66 hier S 58 Hermann Kessemeier Ein Beitrag zu der Baugeschichte und ein Bericht uber den Wiederaufbau der St Marienkirche In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Ev St Mariengemeinde Dortmund 1981 S 54 66 hier S 60 Karl Neuhoff heute damals anno dazumal 5 Auflage Kruger Verlag Dortmund 1990 ISBN 3 927827 02 9 S 106 ff Konrad Lorenz Die Glasfenster in der Ev St Marienkirche Dortmund In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Evangelische St Marien Gemeinde Dortmund S 67 71 hier S 68 Evangelische St Mariengemeinde Dortmund Masse gerundet nach Wolfgang Rinke Dortmunder Kirchen des Mittelalters Nr A 0968 Denkmalliste der Stadt Dortmund PDF Nicht mehr online verfugbar In dortmund de Das Dortmunder Stadtportal Denkmalbehorde der Stadt Dortmund 14 April 2014 archiviert vom Original am 15 September 2014 abgerufen am 12 Juni 2014 Grosse 180 kB nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www dortmund de Horst Appuhn St Marien in Dortmund In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Ev St Mariengemeinde Dortmund 1981 S 18 31 hier S 24 Albert Ludorff Die Bau und Kunstdenkmaler des Kreises Dortmund Stadt Munster 1894 Tafel 18 Rinke Dortmunder Kirchen des Mittelalters S 102 Horst Appuhn St Marien in Dortmund In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Ev St Mariengemeinde Dortmund 1981 S 18 31 hier S 28 Rinke Dortmunder Kirchen des Mittelalters S 105 Rinke Dortmunder Kirchen des Mittelalters S 104 Martin Blindow Orgelgeschichte der Stadt Dortmund LIT Verlag Munster 2008 ISBN 978 3 8258 0895 2 S 167 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Genaueres zur Disposition der Orgel bei Kessemeier S 62 51 514166666667 7 4675 Koordinaten 51 30 51 N 7 28 3 O nbsp Dieser Artikel wurde am 16 Oktober 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Dortmund amp oldid 237385217