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Der Marienaltar des Conrad von Soest ist ein Altarretabel in der Marienkirche in Dortmund aus der Zeit um 1420 Er gilt als Meisterwerk der Spatgotik und ist ein gutes Beispiel des hofischen Stils Er ist der Hauptaltar der Dortmunder Kirche Das als Triptychon ausgefuhrte Retabel ist das spateste bekannte Werk des Malers welches er kurz vor seinem Tod vollendete Marienaltar von Conrad von Soest heutige Mensa Chor Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die Gemalde 2 1 Die Geburt Jesu 2 2 Marias Tod 2 3 Die Anbetung der Konige 2 4 Die Tafeln der Ruckseite 3 Bedeutung des Gemaldes 4 Versteckte Signatur 5 Anmerkungen 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Spuren der Sagearbeiten an der mittleren Tafel nbsp Der barocke Altar Mittlere Tafel im oberen AltaraufbauIm Laufe der Jahrhunderte war der Altar mehrfach bedroht und ist heute nur noch als Fragment erhalten Er war ursprunglich als verschliessbares Altarretabel gestaltet die Tafeln der Aussenseite sind heute von der Ruckseite zu besichtigen Sie sind im Gegensatz zur Innenseite stark verwittert Die Gemalde waren ursprunglich Teil eines gotischen Flugelaltars Um die Tafeln in einen barocken etwa 16 Meter hohen Altaraufbau einzufugen den der Dortmunder Burgermeister Dethmar Wessel Nies der Gemeinde gestiftet hatte 1 wurden sie 1720 beschnitten und teilweise mit dem Hammer bearbeitet ein angesichts der Qualitat des Kunstwerks aus heutiger Sicht unvorstellbarer Vorgang In dem geschnitzten Barockaltar waren die Gemalde anders angeordnet Im unteren Teil befanden sich die beiden Aussentafeln deutlich daruber in einem gewolbten Bogen die Mitteltafel Die beiden unteren Tafeln wurden von einer Lunette uberwolbt 2 Am unteren Rand wurden die Tafeln mit ca 20 cm hohen Spruchbandern ubermalt die Jesus in den Mittelpunkt des Geschehens stellten und wohl die Marienverehrung relativieren sollten 1848 wurde die Ruckseite mit Zeitungspapier zugeklebt um sie vor der endgultigen Zerstorung zu schutzen Carl Baumann hat den barocken Altar 1890 fotografisch dokumentiert Wolfgang Rinke aufgrund der vorhandenen Dokumente die Stiftung des Burgermeisters Nies analysiert 3 1926 sollten anlasslich einer Restaurierung die Aussentafeln abgesagt werden Fur die grosse Jahrtausend Ausstellung der Rheinlande in Koln hatte die Mariengemeinde den Berswordt und den Marienaltar zur Verfugung gestellt Der Kustos des Wallraf Richartz Museums Otto H Forster schlug der Gemeinde daraufhin ein Geschaft vor Das Museum wollte die komplette Restaurierung ubernehmen und dafur die Aussentafeln abtrennen und behalten Erst als die Tafeln schon beim Restaurator Robert Hieronymi lagen wurde von der Gemeinde der Beschluss gefasst die Tafeln zu behalten Teilung und Verkauf der Tafeln unterblieben und wurden wie erst nach dem Kriege bekannt geworden ist vor der endgultigen Vernichtung bewahrt denn durch Rontgenaufnahmen die der Sohn von Ernst Fritz Museumsdirektor Rolf Fritz nach dem Kriege von den Tafelgemalden des linken und rechten Flugels anfertigen liess wurde deutlich dass die einzelnen Bretter aus denen die Tafeln zusammengesetzt sind im Innern des Holzes fur das Auge nicht sichtbar durch eiserne Dubel zusammengehalten werden Ware die Gattersage beim Zersagen der Tafeln auf einen solchen Eisendubel gestossen so wurden die Bildtafeln sofort zersplittert sein Schreiben von Rolf Fritz an Stadtrat Hansmeyer v 9 Mai 1957 Wolfgang Rinke Dortmunder Kirchen des Mittelalters St Reinoldi St Marien St Johannes Bapt Propstei St Petri Dortmund 1991 S 97f Erneute Gefahr drohte durch die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges Auf Initiative der Dortmunder Museumsdirektoren Rolf Fritz Museum fur Kunst und Kulturgeschichte und Leonie Reygers Museum am Ostwall wurden die Tafeln im Depot der deutschen Museen auf Schloss Langenau in Rheinland Pfalz sichergestellt Nach Recherchen von Rinke wurde der barocke Hochaltar zwischen dem 29 November 1944 und dem 12 Marz 1945 bei einem Bombenangriff zerstort 4 Dabei gingen auch die Erganzungen des 18 und 19 Jahrhunderts verloren die man nicht ausgelagert hatte und demnach in der Zeit des Zweiten Weltkriegs nicht als eigene kunstlerische Leistungen akzeptierte 1948 gelangte der Altar zunachst zum Schloss Cappenberg in die Raume des Museums fur Kunst und Kulturgeschichte 1957 setzte man die Gemalde in moderne Metallrahmen und in die ursprungliche Ordnung Die Tafeln stehen heute in der Marienkirche uber einer gotischen Mensa Die Gemalde BearbeitenMarienaltar des Conrad von Soest 1420 Vorderseite nbsp nbsp nbsp Die beiden Aussentafeln sind 1 40 Meter hoch die mittlere Tafel aufgrund der Aussagungen geringfugig niedriger Alle Tafeln wiesen neben der Verkleinerung kleinere Schaden von fruheren Ubermalungen und Restaurierungen auf Bei den Tafeln der Ruckseite der fruheren Aussenseite des geschlossenen Altars ist die Malsubstanz stark geschadigt und fehlt an manchen Stellen vor allem bei der Verkundigung ganz Die Tafeln zeigen ausschliesslich Motive aus dem Leben Marias eine in der Malerei der Zeit in Norddeutschland unbekannte Ausschliesslichkeit des Themas Die Geburt Jesu Bearbeiten nbsp Detail der linken Tafel Maria halt JesusAuf der linken Tafel vorn dominieren die Farben Gold Blau und Rot Dargestellt ist die Geburt Jesu Ein geflochtener Zaun hinter Marias Bett deutet den Stall an in dem die Geburt Jesu stattfand Es bleibt jedoch bei dieser symbolischen Andeutung wie etwa die Bodenfliesen des Raumes zeigen Nach der Rekonstruktion von Rolf Fritz anhand einer Kopie des Marienaltars fur St Walpurgis in Soest 5 befand sich allerdings auf der rechten verlorenen Seite der Tafel die Abbildung eines Stalls mit Futterkrippe Ochs und Esel Bei genauem Hinsehen entpuppt sich der flammend rote Ring hinter dem Bett als Engelwolke Der Gesang der blauen Engel hoch uber dem Bett wird durch ein Schriftband angedeutet Bei den Engeln fallt die Ahnlichkeit der Gesichter auf Die Schriftzuge im Heiligenschein der Mutter und des Kindes sind schwer zu entziffern Maria Sancta Maria mater Cristi vir go Heilige Maria Mutter Christi Jungfrau Jesus Jesus Christus teilweise in griechischen Buchstaben Vor dem Goldhintergrund des Heiligenscheins tritt der innige Blickkontakt von Mutter und Kind deutlich hervor betont durch die Gleichfarbigkeit der braunen Augen Die Munder scheinen sich zum Kusse zu nahern Maria halt das Jesuskind mit ihren schmalen Handen zartlich im Arm wahrend das Kind sich sanft am Hals der Mutter abstutzt Josef ist mit weissem Haar und Bart als alter Mann dargestellt Der Rosenkranz am Gurtel ein erst mittelalterliches Accessoire der Marienverehrung verweist auf seine Rolle im Dienste an Maria und ihrem gottlichen Kind Die feinen Punzierungen des Goldhintergrundes sind nur teilweise erhalten Andrea Zupancic weist in ihrem Vergleich mit der Maltechnik des Berswordt Meisters auf den differenzierten Umgang Conrad von Soests mit Farben hin Conrad reduziert das Spektrum seiner Farben zu Gunsten einer grosseren Brillanz Und er setzt Farben in sehr unterschiedlicher Weise ein Auch er modelliert Korper durch Licht Gelegentlich so im Gewand des Josef in der Geburt Christi seines Dortmunder Marienretabels ist auch seine Farbpalette breit nuanciert und variiert zwischen hell und dunkel Doch an anderer Stelle verzichtet er bewusst darauf die stofflichen Eigenschaften der Dinge durch ihre farbige Erscheinung zu charakterisieren Andrea Zupancic Der Berswordt Meister und die Kunst seiner Zeit In Andrea Zupancic Thomas Schilp Hrsg Der Berswordt Meister und die Dortmunder Malerei um 1400 S 242 Der Kontrast zwischen der farblich nuancierten Gestaltung der Kleidung des Josef zu den fast reinen Farben anderer Bildpartien fallt ins Auge Das leuchtende fast reine Rot der Engelwolke uber Marias Bett wiederholt sich in der Bettdecke Die roten Flachen bilden einen Rahmen um Maria und das Kind und heben sie deutlich von anderen Bildelementen ab Durch die geringe farbliche Differenzierung verschwindet die Darstellung der Engel fast wie in einem abstrakten Farbelement Die Dreidimensionalitat der Decke wird nur schwach angedeutet Als wenig strukturiertes Bildelement bindet das Rot die Figuren von Mutter und Kind in die Flache und enthebt sie auf diese Weise ein Stuck weit den Gesetzmassigkeiten raumlicher Wahrnehmung Farbe wird hier in ganz unterschiedlicher Weise eingesetzt Zum einen erscheint sie als Eigenschaft der Dinge und unterliegt den der Realitat nachempfundenen Gegebenheiten von Licht und Schatten zum anderen wird sie zum Bedeutungstrager durch ihren symbolischen Wert Sie erhalt eine nobilitierende Funktion und in diesem Kontext ist sie frei von den Regeln realer Farbwahrnehmung Durch die Leuchtkraft der Farben wird die Bedeutung der Personen und ihr Verhaltnis zur irdischen Welt des Betrachters veranschaulicht Der Berswordt Meister und die Kunst seiner Zeit In Andrea Zupancic Thomas Schilp Hrsg Der Berswordt Meister und die Dortmunder Malerei um 1400 S 242f Die Tafel weist in verschiedenen Aspekten uber die Spatgotik hinaus Die Konzentration des Geschehens auf wenige Figuren vor dem flachigen Goldgrund und die nur angedeutete Landschaft zeigen Merkmale wie man sie von den italienischen Meistern der Fruhrenaissance kennt Marias Tod Bearbeiten nbsp Detail der mittleren Tafel Johannes reicht Maria die SterbekerzeDie mittlere Tafel hat durch die Beschneidung den grossten Substanzverlust erlitten und ist auch durch fruhere Ubermalungen im unteren Bereich geschadigt Nach der Rekonstruktion von Rolf Fritz ist durch den Beschnitt deutlich uber die Halfte der Tafel verloren Wahrscheinlich zeigte sie ursprunglich alle Apostel am Sterbebett Marias Rolf Fritz hatte bereits darauf hingewiesen dass das Motiv der Tafel dem Bildtyp der Dormitio folgt 6 Der Sage nach war Maria in der gleichnamigen Kirche sudlich der Altstadt von Jerusalem auf dem Zionsberg im Kreise der Apostel verstorben Bildliche Darstellungen dieses Ereignisses folgen einer bestimmten Typologie die sich auch bei Conrad von Soest wiederfindet Im Zentrum des Bildes steht der Tod Marias Auffallig sind ihre jugendlichen seit der Geburtsszene unveranderten Zuge Die Figur Marias leuchtet kraftig aus einem blauen Umfeld von Engeln Zwei Engel schliessen ihr Augen und Mund und stutzen ihr Kinn ein dritter bewundert ihr Haar das Symbol der Jungfraulichkeit In der Hand halt die liegende Maria als Symbol des Todes eine Sterbekerze Drei rot gewandete Figuren umgeben die Sterbende Der ebenfalls jugendlich gezeichnete Johannes reicht Maria die Sterbekerze Auffallig sind hier die an der Kerze angebrachte Munze und der mit der Kerze uberreichte Palmwedel Links entzundet Thomas den Weihrauchbehalter Vor dem Bett kniet ein namentlich nicht genannter Apostel und liest in einer Schriftrolle Durch eine Kapuze hat er sich vom eigentlichen Geschehen abgeschottet und konzentriert sich ganz auf den Text Im heutigen Zustand des Gemaldes scheint er auf eine fast weisse Schriftrolle zu blicken nur schwach sind Zeichen und Linien angedeutet Nachdem verschiedene altere Versuche die Schriftzeichen zu entziffern 7 einen ersten Texteindruck entwickelten wurden die 13 lesbaren Zeilen der Schriftrolle durch neuere Infrarot Untersuchungen deutlich sichtbar diffusa est gratia in la biis tuis prop tera benedi xit te deus in aeternum Ps 45 3b unleserlich vielleicht Schlussformel et in saeculum saeculi laus copia Gaudent chori ange loru m consor tiu m et era cuiuis deu s alleluja Ausgebreitet ist die Gnade in deinen Lippen deshalb hat Gott dich gesegnet Ps 45 3b Die Chore der Engel freuen sich und deren Gemeinschaft die Gott Alleluja Hans Walter Storck Realienkundliches auf den Tafelbildern des Conrad von Soest oder was auf den Bildern zu lesen ist in Brigitte Buberl Hrsg Conrad von Soest Neue Forschungen uber den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400 Bielefeld 2004 S 169 Hans Walter Storck erlautert dass der Anfang des Textes aus der Ordo commendationis animae dem kirchlichen Sterbegebet stammt das Angehorige nachweislich seit dem achten Jahrhundert beim Sterbenden sprachen 8 Oben rechts im goldenen Hintergrund eroffnet sich ein Blick in den Himmel das Motiv der geoffneten Hand zeigt dass Maria der Weg ins Paradies offensteht Das nur schemenhaft zu erkennende Motiv von Jesus als Weltenherrscher wird auf der fruheren Aussenseite des Retabels in der Darstellung der Kronung Marias detailliert ausgefuhrt s u Im Goldgrund schwach zu erkennen schweben zwei Engel vom Himmel herab Sie fallen stilistisch aus dem Kontext des Gemaldes heraus die verschlungenen Gewander wirken eher barock die Kopfe der Engel konnten anderen Engelsfiguren des Gemaldes nachempfunden sein Einige Quellen betrachten diese Engel daher als barocke Hinzufugung andere als Reste der Punzierung des Goldhintergrundes der fruher die goldenen Bildbereiche strukturiert habe Conrad von Soest galt auch als Meister der Goldbearbeitung Und mit den gezeichneten und punzierten Engeln im Goldgrund des Dortmunder Marientodes demonstrierte Conrad seine vollendete Handwerkskunst Brigitte Corley Einige Bemerkungen zu Conrad von Soest und seiner Werkstatt in Brigitte Buberl Hrsg Conrad von Soest Neue Forschungen uber den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400 Bielefeld 2004 S 61f Interessant ist in diesem Kontext eine Untersuchung Wolfgang Rinkes zum barocken Hochaltar In diesem Altar wurden wie oben beschrieben die Tafeln zur Geburt Jesu und zur Anbetung der Konige im unteren Feld nebeneinandergestellt Die beiden Tafeln wurden wie Fotos aus dem 19 Jahrhundert dokumentieren von einer Lunette uberdacht die wahrscheinlich eine Hinzufugung von 1721 war Diese Lunette zeigt zwei Engelpaare die in Stil und Ausfuhrung den beiden Engeln der Tafel zum Tode Marias weitgehend entsprechen Deren zierliche Kopfchen sind ebenso kopiert wie die Flugel und das barock anmutende nervose Flattern der schlingungsreichen Gewander das im Gegensatz zu den ruhig fliessenden giottesken Grossformen der Malerei Conrads steht Wolfgang Rinke Die Donation des Burgermeisters Nies im Jahre 1720 Zur Geschichte des Hochaltar Retabels in St Marien zu Dortmund im 18 Jahrhundert in Brigitte Buberl Hrsg Conrad von Soest Neue Forschungen uber den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400 Bielefeld 2004 S 32 Rinke nimmt an dass die beiden Engelpaare in der Lunette Hinzufugungen des Restaurators Friedrich Welsch und des Vergolders J H Stockmann aus den Jahren 1848 bis 1850 waren In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage ob ebendieses Engelpaar uber der Entschlafung Mariens originaler Bestandteil ist also von der Hand Conrads stammt Denn in keinem der erhaltenen Werke ist eine derart kuhn in den Raum gesetzte Figuration nachzuweisen noch dazu mit Ausnahmen des Inkarnats in Braunlotkontur gemalt somit ein grafisches Element hinzufugend Die Problematik dieses Engelpaares ist weder von der alteren noch der neueren Conrad von Soest Forschung aufgegriffen worden sie sei hiermit zur Diskussion gestellt Wolfgang Rinke Die Donation des Burgermeisters Nies im Jahre 1720 Zur Geschichte des Hochaltar Retabels in St Marien zu Dortmund im 18 Jahrhundert in Brigitte Buberl Hrsg Conrad von Soest Neue Forschungen uber den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400 Bielefeld 2004 S 32f Rinke raumt allerdings in einer Anmerkung ein dass es auf dem Wildunger Retabel oben rechts eine Engelfigur gibt dessen Flugel mit Braunlot fluchtig hingemalt sind 9 Mit Rinke muss man also die hier aufgeworfenen Fragen nach Hinzufugungen als ungeklart ansehen Mit der weissen Lilie und der Schale mit Ganseblumchen vor dem Bett zitiert Conrad von Soest weitere mittelalterliche Symbole fur Maria Dazu zahlen auch die in die blaue Brokatdecke eingewebten blassblauen Einhorner Aus Resten der Figuren am Rand kann man auf die fruher vorhandenen weiteren Apostelfiguren schliessen So steht auf dem Rest eines Heiligenscheins unterhalb des Weihrauchfasses das Wort minor Zusammen mit den Handen auf der Unterlage des Buches ist anzunehmen dass hier die kniende Figur des jungeren Jakobus jakobus minor dargestellt war Die Anbetung der Konige Bearbeiten nbsp Detail der Anbetung der Drei Konige hofische Symbole und Mariensymbole u a der Buchstabe M auf den Brokatstoffen nbsp Details der Anbetung der Drei Konige Gewand des altesten KonigsDie rechte Tafel zeigt die Anbetung der Heiligen Drei Konige Dieses Bild ist links abgeschnitten sodass zur Symmetrie der Figuren eine Person links fehlt Marias Thron weist eine Kirchenarchitektur auf die verschiedene Meister der Zeit beeindruckt und zu Nachahmungen angeregt hat etwa den Meister des Blankenberch Altars 10 Das Motiv der architektonischen Gestaltung des Throns findet sich bereits beim Bielefelder Retabel des Berswordt Meisters eine Gestaltungsidee die Conrad aller Wahrscheinlichkeit nach gekannt hat Besonders in dieser Tafel werden Einflusse des Hofischen Stils deutlich Die kostbaren Stoffe der hinter dem Thron ausgespannte rote Wandteppich und die Brokatgewander beim altesten Konig mit Hermelinfell gefuttert weisen verschiedene Symbole Marias auf etwa den Buchstaben M im Schulterband des schwarzgewandeten Konigs die Greifen das springende Einhorn und Granatapfel Die Gestaltung der Gewander und der hofischen Szene gehen nach einigen Quellen auf Erfahrungen des jungen Conrad von Soest am Hofe von Burgund in Dijon zuruck Reisen die allerdings nicht belegt werden konnen Hofische Mode der Zeit spiegelt sich auch in den Schnabelschuhen des alten Konigs im Hifthorn des jungen Konigs das er an einem Band Bandelier tragt in Marias entfernten Augenbrauen und in den schweren Gurteln wider Besonders auf dieser Tafel spiegelt Maria in Aussehen Haltung und Kleidung das hofische Frauenideal der Zeit wider Die vornehme Blasse die hohe Stirn das rotblonde volle Haar und die schmalen Hande entsprechen dem aristokratischen Schonheitsideal Auch das kostbare und hochgegurtete der hofischen Mode um 1400 entsprechende Brokatkleid das Maria bei der Anbetung der Heiligen Drei Konige unter einem blauen und grunen wiederum kunstvoll drapierten Mantel tragt markiert aristokratische Vornehmheit Die Stoffe selbst bezeugen wie Annemarie Stauffer zeigen konnte die Handelsbeziehungen der Dortmunder Fernkaufleute Barbara Welzel Bilder Kontexte Identitaten Die Marienbilder des Conrad von Soest im spatmittelalterlichen Dortmund In Thomas Schilp Barbara Wenzel Hrsg Dortmund und Conrad von Soest im spatmittelalterlichen Europa Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2004 S 322f Als alteste Darstellung aufwandiger hofischer Gewander in Westfalen gelten die Bilder des Berswordt Meisters etwa auf dem Berswordt Altar Die neuere Forschung zu den Stoffmustern 11 machen die Fortsetzung dieser Maltradition bei Conrad von Soest deutlich Die Musterung der Stoffe entsteht durch eine auf den Kreidegrund aufgetragene Gold oder Silberauflage die anschliessend ubermalt wird Nach der Fertigstellung des Gewandes werden die Ornamente aus der oberen Farbschicht herausgeschabt Linienformige Punzierungen imitieren die Gewebestruktur Die Falten in den Gewandern werden von den Brokatmustern nicht mitvollzogen Sie sind vollflachig ohne optische Verkurzungen ausgefuhrt der Eindruck einer Faltelung des Stoffes wird hier lediglich durch farbige Lasuren erreicht Andrea Zupancic Der Berswordt Meister und die Kunst seiner Zeit In Andrea Zupancic Thomas Schilp Hrsg Der Berswordt Meister und die Dortmunder Malerei um 1400 S 245 Durch den Verlust der Lasuren kann der plastische Effekt verlorengehen Gegenuber dem Berswordt Meister hat Conrad von Soest die Lasuren starker teilweise komplementar abgesetzt Dennoch wird besonders bei solchen Details die genaue Kenntnis der Werke und Techniken des Berswordt Meisters bei Conrad von Soest deutlich Gleichzeitig demonstrieren die Punzierungen auch eine Meisterschaft die sich uber die Malerei hinaus in den Bereich der Goldschmiedearbeiten erstreckt Die Figuren der drei Konige symbolisieren die Versohnung der Welt durch die Geburt Jesu Mit ihnen kommen Jugend Reife und Alter in gemeinsamer Verehrung zusammen Gleichzeitig reprasentieren die Konige die verschiedenen Volksstamme der uber die Welt verstreuten Menschheit Eine Verbindungslinie zwischen den Konigen entsteht durch die Hande der Konige die das Kind oder Maria beruhren Das Jesuskind wendet sich dem Konig im reifen Mannesalter zu der seine linke Hand kusst Der alte Konig halt den rechten Fuss des Kindes und beruhrt ihn mit dem Mund Der Thron Marias ist in Form einer Burg oder Kirchenfassade gestaltet Das Geschlecht des unbekleideten Jesuskindes lasst Conrad von Soest aus nbsp Isoliertes Motiv aus dem Bildhintergrund A Ludorff 1894 nbsp Isoliertes Motiv des Altargewands des linken Konigs A Ludorff 1894 nbsp Motiv Granatapfel Ludorf Die Tafeln der Ruckseite Bearbeiten Die Tafeln auf der Ruckseite des Altars zeigen die Kronung Marias durch Jesus als Weltenherrscher und die Verkundigungsszene das fruhere Gesicht des Altars im geschlossenen Zustand Die gedeckteren Farben der Alltagsansicht bilden mit Verkundigung und Kronung zugleich einen zeitlichen Rahmen fur die Geschehnisse auf den Tafeln der Innenseite Die Verbindung von Anfang und Ende wird auch durch das auffallig lange und schlanke identische Zepter hergestellt das in der Verkundigungsszene der Engel tragt in der Kronungsszene der himmlische Jesus Marienaltar des Conrad von Soest 1420 Ruckseite nbsp nbsp Die Kronungsszene zeigt Maria im Himmel umgeben von einem Kranz von Engeln Jesus uberreicht ihr als Kronungssymbol ein Zepter und eine Perlenkrone Maria tragt einen Mantel in der blauen Farbe des Himmels mit goldener Schliesse Jesus ist durch Krone und roten Mantel als Konig gekennzeichnet Im Heiligenschein Jesu sind noch die Worte ego sum zu entziffern vielleicht zu erganzen resurrectio et vita Ich bin die Auferstehung und das Leben nbsp Detail der KronungsszeneIn den Ecken des Gemaldes finden sich die Symbole der vier Evangelisten zusatzlich gekennzeichnet durch eine Schriftrolle Sichtbar sind noch der Lowe fur Markus und der geflugelte Mensch fur Matthaus Die Symbole Stier und Adler wurden beim Beschnitt des Gemaldes abgesagt Die Verkundigungsszene zeigt Maria in einem kirchenahnlichen Raum Der Engel tragt ein Schriftband mit der Aufschrift Ave gratia plena dominus tecum Ave Maria voll der Gnade der Herr ist mit dir Der geneigte Kopf Marias deutet ihren Entschluss an zu gehorchen Halblinks uber Marias Kopf ist im Malgrund die segnende Figur Gottes sichtbar von dem goldene Strahlen in Richtung Maria ausgehen Am oberen Rande des Heiligenscheins der Maria sind Reste weisser Federn zu erkennen vielleicht ein Rest der Taube der auf Darstellungen dieser Szene als Symbol des Heiligen Geistes auf Maria herabschwebt Im Heiligenschein Marias ist noch das Wort Sancta zu erkennen Die Vase mit den weissen Lilien am rechten Bildrand ist ein Symbol der Reinheit Marias Bedeutung des Gemaldes Bearbeiten nbsp Hofische Gewander Hifthorn am Bandelier Details der Anbetung der KonigeDie Faszination des Gemaldes beruht auf verschiedenen Momenten Die leuchtenden Farben die fur die Zeit ungewohnliche Grosse der Figuren und die Harmonie der Komposition spielen dabei eine Rolle Das Gemalde zeigt mittelalterliche Stilelemente etwa die flachigen goldenen Hintergrunde die Grossengestaltung der Figuren nach ihrer religiosen Bedeutung oder das Erzahlen biblischer Geschichte Gleichzeitig fasziniert die Entwicklung der Renaissancemalerei die Gestaltung von Perspektive von Gesichtern der Zeit und die Anatomie der Korper In der starken Verwendung der besonders teuren Farben Gold Blau und Rot kommt auch der Wunsch der Stifter nach Reprasentation zum Ausdruck Im 15 Jahrhundert waren die Mariendarstellungen nicht nur Kunstwerk oder sakraler Gegenstand sondern Ausdruck und Identifikationsobjekt einer sozialen Gruppe oder Bruderschaft In Conrad von Soests Marienaltar wird zunachst einmal das Selbstbewusstsein der Freien Reichsstadt Dortmund deutlich Dies geschieht nicht nur uber den materiellen Wert des Gemaldes sondern auch uber die aristokratisch selbstbewusste Haltung die es zum Ausdruck bringt Weiterhin dienten die Gemalde als sichtbare Zeichen einer Marienbruderschaft dem Zusammenhalt und der Selbstdarstellung einer sozialen Gruppe innerhalb der Stadt Conrad von Soest gehorte mehreren solcher Bruderschaften an Die Kunstfertigkeit der Malereien aber auch zahllose Motive und das Figurenrepertoire verweisen deutlich auf die Kunst der franzosischen Hofe Wohl zu Recht nimmt man eine Reise Conrads nach Paris an Doch greift es zu kurz lediglich Motive fur die Kenntnisse des Malers herzuleiten Ebenso entscheidend ist die Feststellung dass die Auftraggeber offenbar einen solchen Stilmodus und ein solches Anspruchsniveau wollten um es an diesem Ort in Dortmund miteinander zu teilen Bei den Dortmunder Fernkaufleuten und dem Rat der Stadt durfen wir von einem prazisen Bewusstsein fur Stillage und Anspruchsniveau des Marienretabels ausgehen Mit dieser Malerei stellte man sich mit dem Selbstbewusstsein der Freien Reichsstadt und erfolgreichen Hansestadt in eine Reihe mit der internationalen Aristokratie Barbara Welzel Bilder Kontexte Identitaten Die Marienbilder des Conrad von Soest im spatmittelalterlichen Dortmund In Thomas Schilp Barbara Wenzel Hrsg Dortmund und Conrad von Soest im spatmittelalterlichen Europa Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2004 S 323f Gleichzeitig kommt aber auch das stadtische Selbstbewusstsein gegenuber dieser Aristokratie zum Ausdruck Barbara Welzel sieht in der Anbetungsszene der Hl Drei Konige in der Beruhrung Jesu einen bewussten Verstoss gegen hofische Rituale einen Ausdruck einer besonderen Mentalitat der stadtischen Burger 12 Siehe auch Berswordt AltarVersteckte Signatur Bearbeiten nbsp Signatur unter den BuchschliessenSeit 1920 vermutete die Kunstwissenschaft dass der Marienaltar ein Werk Conrad von Soests sei Die genaue Zuschreibung zu Conrad von Soest konnte erst im Jahr 1950 erfolgen als der Leiter des Museums fur Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund Rolf Fritz eine in einem Bilddetail versteckte Signatur des Dortmunder Meisters entdeckte Auf dem mittleren Bild steht hinter Marias Sterbebett ein Tisch mit einem Buch dessen Buchschliessen die Seiten des Buches ein wenig offnen Dadurch werden vier auf dem Kopf stehende Buchstaben lesbar con d die als Kurzel des Conrad von Soest zu deuten sind Durch diese Signatur und eine verlorene aber dokumentierte Signatur auf dem Wildunger Retabel gehort Conrad von Soest zu den ersten norddeutschen Meistern deren Bilder sicher ihrem Schopfer zugeordnet werden konnen 13 Anmerkungen Bearbeiten Horst Appuhn St Marien in Dortmund In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Dortmund 1981 S 26 Siehe auch die Ausfuhrungen zu den einzelnen Tafeln Wolfgang Rinke Die Donation des Burgermeisters Nies im Jahre 1720 Zur Geschichte des Hochaltar Retabels in St Marien zu Dortmund im 18 Jahrhundert in Brigitte Buberl Hrsg Conrad von Soest Neue Forschungen uber den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400 Bielefeld 2004 S 28 36 Wolfgang Rinke Die Donation des Burgermeisters Nies im Jahre 1720 Zur Geschichte des Hochaltar Retabels in St Marien zu Dortmund im 18 Jahrhundert in Brigitte Buberl Hrsg Conrad von Soest Neue Forschungen uber den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400 Bielefeld 2004 S 34 Heute im Westfalischen Landesmuseum in Munster Rolf Fritz Beobachtungen am Dortmunder Marienaltar Conrads von Soest In Westfalen 28 1950 S 110 etwa Rolf Fritz Beobachtungen am Dortmunder Marienaltar Conrads von Soest In Westfalen 28 1950 S 111 Vgl Hans Walter Storck Realienkundliches auf den Tafelbildern des Conrad von Soest oder was auf den Bildern zu lesen ist in Brigitte Buberl Hrsg Conrad von Soest Neue Forschungen uber den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400 Bielefeld 2004 S 169 Wolfgang Rinke Die Donation des Burgermeisters Nies im Jahre 1720 Zur Geschichte des Hochaltar Retabels in St Marien zu Dortmund im 18 Jahrhundert in Brigitte Buberl Hrsg Conrad von Soest Neue Forschungen uber den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400 Bielefeld 2004 S 36 Anm 12 Andrea Zupancic Thomas Schilp Hrsg Der Berswordt Meister und die Dortmunder Malerei um 1400 S 279 f Vgl etwa Arthur Engelbert Conrad von Soest Ein Dortmunder Maler um 1400 S 161ff Vgl Barbara Welzel Bilder Kontexte Identitaten Die Marienbilder des Conrad von Soest im spatmittelalterlichen Dortmund In Thomas Schilp Barbara Wenzel Hrsg Dortmund und Conrad von Soest im spatmittelalterlichen Europa Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2004 S 324 Die Wildunger Signatur ist heute nicht mehr lesbar nach einer Transkription von Ludwig Varnhagen lautete sie Conradum pictorem de Susato vgl Brigitte Corley Conrad von Soest Gebr Mann Berlin 2000 S 199 Literatur BearbeitenHorst Appuhn St Marien in Dortmund In Konrad Lorenz Die Ev St Marienkirche zu Dortmund Eigenverlag der Mariengemeinde Dortmund 1981 S 18 47 Brigitte Buberl Hrsg Conrad von Soest Neue Forschungen uber den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400 Dortmunder Mittelalter Forschungen 1 Bielefeld 2004 Brigitte Corley Conrad von Soest Gebr Mann Berlin 2000 ISBN 3 7861 2293 8 Arthur Engelbert Conrad von Soest Ein Dortmunder Maler um 1400 Dortmund Koln 1995 Rolf Fritz Beobachtungen am Dortmunder Marienaltar Conrads von Soest In Westfalen 28 1950 S 107 122 Albert Ludorff Die Bau und Kunstdenkmaler des Kreises Dortmund Stadt Munster 1894 Wolfgang Rinke Dortmunder Kirchen des Mittelalters St Reinoldi St Marien St Johannes Bapt Propstei St Petri Dortmund 1991 ISBN 3 7932 5032 6 Thomas Schilp Barbara Wenzel Hrsg Dortmund und Conrad von Soest im spatmittelalterlichen Europa Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2004 Andrea Zupancic Thomas Schilp Hrsg Der Berswordt Meister und die Dortmunder Malerei um 1400 Stadtkultur im Spatmittelalter Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2002Weblinks BearbeitenStiftung St Marien Webseite der St Marien Gemeinde Wie im Marchen Vom Prinz gerettet Die Marienkirche in der Dortmunder Innenstadt Bauordnungsamt Dortmund nbsp Dieser Artikel wurde am 22 Oktober 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Werk GND 4696224 4 lobid OGND AKS VIAF 191533843 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienaltar Conrad von Soest amp oldid 234285702