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Ludwig Landmann 18 Mai 1868 in Mannheim 5 Marz 1945 in Voorburg Niederlande war ein liberaler deutscher Kommunalpolitiker der Weimarer Republik Landmann gehorte wahrend des Kaiserreichs zunachst den Nationalsozialen dann der Fortschrittlichen Volkspartei und nach 1918 schliesslich der Deutschen Demokratischen Partei an Von 1924 bis 1933 war er Oberburgermeister von Frankfurt am Main Ludwig Landmann Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Wurdigung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Grab auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt am MainLandmann absolvierte nach dem Abitur am Mannheimer Gymnasium ein Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg Berlin und Munchen 1894 begann er bei der Stadtverwaltung Mannheim als juristischer Hilfsarbeiter Er wurde zum engen Mitarbeiter von Oberburgermeister Otto Beck 1846 1908 und 1898 zum Stadtsyndikus ernannt Nebenbei hielt er Vorlesungen an der Handelshochschule und 1917 verlieh ihm die Universitat Heidelberg die Ehrendoktorwurde Zweimal in den Spielzeiten 1912 13 und 1914 15 ubernahm er auch interimsweise die Intendanz am Nationaltheater Mannheim Der 1913 gewahlte Oberburgermeister Theodor Kutzer wollte fur Landmann einen vierten Burgermeisterposten einrichten was aber vom Stadtrat abgelehnt wurde Als Kutzer einen Teil seines Aufgabenbereiches an Landmann ubertragen wollte kam es erneut zu Differenzen mit dem Stadtrat woraufhin Landmann den Dienst quittierte Am 26 Oktober 1916 wurde er zum Dezernenten fur Wirtschaft Verkehr und Wohnungswesen in Frankfurt am Main gewahlt Kurz zuvor war Landmann aus der judischen Gemeinde ausgetreten und konfessionslos geworden Als Dezernent entwickelte er in einer Reihe von Denkschriften seine kommunalpolitische Konzeption zur Wirtschafts und Wohnungsbaupolitik an der er sich auch spater orientierte Dazu gehorte unter anderem die Wiederbelebung der im 19 Jahrhundert untergegangenen Frankfurter Messe 1919 trat er der Demokratischen Partei bei Am 2 Oktober 1924 wurde er in einer Kampfabstimmung mit 36 gegen 25 Stimmen als Nachfolger von Georg Voigt zum Oberburgermeister der Stadt Frankfurt gewahlt Am Tag vor dem nationalsozialistischen Wahlsieg bei den Kommunalwahlen am 12 Marz 1933 wurde er durch Drohungen aus dem Amt vertrieben und reichte seinen Rucktritt ein Sein Nachfolger wurde am 13 Marz Friedrich Krebs NSDAP 1 2 Landmann zog danach von Frankfurt nach Berlin Wegen seiner judischen Herkunft war er Schikanen ausgesetzt siehe Geschichte des Antisemitismus bis 1945 Nationalsozialismus Unter anderem entzog ihm der neue Magistrat im Juni 1933 seine Pensionszahlungen mit der Begrundung Der Jude Landmann habe durch seine grossenwahnsinnige Wirtschaftsfuhrung der Stadt ungeheure Lasten aufgeburdet Auf Anweisung der Kommunalaufsicht musste die Stadt ab November 1933 seine Ruhestandsbezuge wieder auszahlen Gegen Ende seines Lebens geriet Landmann zunehmend in materielle Not Krankheiten die Judenvermogensabgabe und schliesslich die Reichsfluchtsteuer hinterliessen ihn nahezu mittellos 1939 floh er kurz vor Kriegsausbruch in die Niederlande die Heimat seiner Frau Nach der deutschen Besetzung der Niederlande im Mai 1940 versteckten ihn Verwandte und Freunde um ihn vor der Deportation zu bewahren Am 5 Marz 1945 starb er im Versteck an Unterernahrung und Herzmuskelschwache Werk Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur Landmann an dessen Wohnhaus in Frankfurt Sachsenhausen nbsp Rhein Mainischer Stadtekranz Landmanns regionalpolitisches KonzeptLudwig Landmann begann seine Amtszeit als Oberburgermeister in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit Die Novemberrevolution nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die zeitweilige franzosische Besetzung Frankfurts 1919 20 und die Inflation bis 1923 hatten zu sozialen Spannungen gefuhrt die sich zeitweise in Strassenkrawallen entluden Bedeutende Stiftungsvermogen darunter das der Frankfurter Universitat waren durch die Inflation verlorengegangen so dass die Stadt in die Verpflichtungen eintreten musste Gleichzeitig fehlten uberzeugende Konzepte fur die Weiterentwicklung der Stadt die bis 1914 eine 25 jahrige Blutezeit erlebt hatte und nach Kriegsende ins Abseits zu geraten drohte Landmann beauftragte 1925 den Stadtbaurat Ernst May und den Kammerer Bruno Asch mit dem Stadtebauprogramm Neues Frankfurt Als Siedlungsdezernent mit umfangreichen Befugnissen errichtete May bis 1932 etwa 12 000 Wohnungen vornehmlich fur Arbeiter und Angestellte darunter die Siedlungen Bruchfeldstrasse Praunheim Bornheimer Hang Romerstadt Westhausen Heimatsiedlung und Hellerhofsiedlung Dafur holte er beruhmte Architekten und Designer nach Frankfurt Als Bautrager und Investoren fungierten die seit 1922 stadtische Aktienbaugesellschaft fur kleine Wohnungen aber auch die 1925 von Landmann nach Frankfurt geholte Nassauische Heimstatte Ein weiterer Schwerpunkt Landmanns war die Regionalpolitik Zur Verbesserung der Kooperation im Rhein Main Gebiet das sich damals auf die Lander Preussen Hessen und Bayern verteilte entwickelte er bereits kurz nach seinem Amtsantritt das Konzept des Rhein Mainischen Stadtekranzes mit Frankfurt im Zentrum Massgeblich fur die kunftige Entwicklung sollten nicht die Landesgrenzen sondern die Verkehrs und Wirtschaftsstrome der Region sein Ein wichtiges Element dafur war die Entwicklung eines leistungsfahigen Schnellstrassennetzes 1926 war Landmann Schirmherr bei der Grundung des HaFraBa Vereins in Frankfurt mit dem Ziel eine Autobahn von Hamburg uber Frankfurt nach Basel zu errichten Daruber hinaus fallen in die Ara Landmann wichtige Infrastrukturmassnahmen 1924 begann der planmassige Luftverkehrsdienst vom Flughafen Frankfurt Rebstock der 1925 bereits 5500 Passagiere in 2357 Flugen abfertigte und zu einem wichtigen Knotenpunkt im Netz der 1926 gegrundeten Deutschen Luft Hansa wurde Im neu errichteten Waldstadion fand 1925 die erste Arbeiterolympiade statt 1928 entstand die Grossmarkthalle am Frankfurter Osthafen Bereits kurz nach Amtsantritt hatte Landmann eine Eingemeindungskommission gegrundet und das Gesetzgebungsverfahren fur eine betrachtliche Gebietserweiterung Frankfurts betrieben Am 1 April 1928 wurden die Stadt Hochst am Main und Teile des aufgelosten Landkreises Hochst sowie die ehemals zum Landkreis Hanau gehorende Gemeinde Fechenheim mit zusammen rund 80 000 Einwohnern eingemeindet Damit uberschritt Frankfurts Einwohnerzahl erstmals 500 000 Das Stadtgebiet vergrosserte sich um rund ein Drittel auf 195 Quadratkilometer Mit den neuen Stadtteilen kamen die grossen Chemiewerke Cassella Farbwerke Mainkur Chemische Fabrik Griesheim Elektron und Farbwerke Hoechst die seit 1925 zur I G Farbenindustrie gehorten zum Stadtgebiet Das 1931 fertiggestellte I G Farben Haus im Westend war seinerzeit das grosste Verwaltungsgebaude Europas ein sichtbares Zeichen fur den Aufschwung den Frankfurt in der Ara Landmann genommen hatte Im Preussischen und Deutschen Stadtetag setzte sich Landmann fur eine Reform der Weimarer Verfassung ein um die finanzielle Lage der Stadte zu verbessern Er strebte eine Neugliederung des Deutschen Reiches nach Wirtschaftsregionen statt nach Landern an wie er dies mit dem Rhein Mainischen Stadtekranz fur das Rhein Main Gebiet konzipiert hatte Wurdigung BearbeitenLandmann gilt heute als bedeutender Frankfurter Oberburgermeister der sowohl uber die visionare Kraft eines langfristig planenden Stadtebauers als auch den pragmatischen Sinn fur das technisch und wirtschaftlich Machbare verfugte Wahrend seiner Amtszeit wurden zwar die Erfolge seiner Wirtschaftspolitik anerkannt die Kosten insbesondere der Kulturpolitik aber auch kritisiert Die Frankfurter Sozialdemokratie bemangelte zudem dass Landmann die stadtischen Wirtschaftsunternehmen privatwirtschaftlich organisierte nach Moglichkeit in der Rechtsform der Aktiengesellschaft um sie auf diese Weise dem Einflussbereich der Kommunalpolitik zu entziehen Landmann war Ehrendoktor der Universitaten Heidelberg 1917 und Frankfurt 1928 Die Ludwig Landmann Strasse an der die Siedlungen Westhausen und Praunheim liegen erinnert noch heute an ihn Ein Portrat des Burgermeisters von Wilhelm Runze einem Sossenheimer Maler hangt in der Wandelhalle vor dem Ratssaal im Frankfurter Rathaus Romer Seit 1987 sind die sterblichen Uberreste Landmanns und seiner Frau in einem Ehrengrab auf dem Frankfurter Hauptfriedhof bestattet Die Grabplatte ist eine Kopie des Grabes in Voorburg Niederlande wo Landmann 1945 beerdigt wurde An seinem fruheren Frankfurter Wohnhaus ist eine Gedenktafel aus Bronze angebracht Die Gesellschaft der Freunde und Forderer des Judischen Museums Frankfurt verleiht seit 2021 anlasslich der Wiedereroffnung des Museums den Ludwig Landmann Preis fur Mut und Haltung Erster Preistrager war Saul Friedlander 3 Zweiter Preistrager war 2022 der Pianist und Aktivist Igor Levit 4 Literatur BearbeitenThomas Klein Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preussischen Provinz Hessen Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte Bd 70 Hessische Historische Kommission Darmstadt Historische Kommission fur Hessen Darmstadt Marburg 1988 ISBN 3 88443 159 5 S 161 Dieter Rebentisch Ludwig Landmann Frankfurter Oberburgermeister der Weimarer Republik Steiner Wiesbaden 1975 ISBN 3 515 01993 6 Dieter Rebentisch Landmann Ludwig im Frankfurter Personenlexikon Aktualisierte Onlineausgabe Stand des Artikels 2 Mai 2019 auch in Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Erster Band A L Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 1 Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 7829 0444 3 S 438 440 Dieter Rebentisch Landmann Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 504 Digitalisat Wilhelm von Sternburg Ludwig Landmann Ein Portrat S Fischer Frankfurt am Main 2019 ISBN 978 3 10 397484 3 Helena Tielsch Ludwig Landmann 1868 1945 Frankfurter Oberburgermeister in der Weimarer Republik In Wilhelm Kreuz Volker von Offenberg Hrsg Judische Schuler des Vereinigten Grossherzoglichen Lyceums Karl Friedrich Gymnasiums Mannheim Portrats aus zwei Jahrzehnten Mannheim 2014 Schriftenreihe des Karl Friedrich Gymnasiums Mannheim in Kooperation mit dem Stadtarchiv Mannheim Institut fur Stadtgeschichte 2 ISBN 978 3 95428 153 4 S 117 130 Karl Otto Watzinger Geschichte der Juden in Mannheim 1650 1945 Kohlhammer Stuttgart 1984 ISBN 3 17 008696 0 S 115 116 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ludwig Landmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Landmann Ludwig Hessische Biografie Stand 16 Februar 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Joachim Carlos Martini Musik als Form geistigen Widerstandes Judische Musikerinnen und Musiker 1933 1945 Das Beispiel Frankfurt In Karl E Grozinger Hrsg Judische Kultur in Frankfurt am Main von den Anfangen bis zur Gegenwart Otto Harrassowitz Wiesbaden 1997 S 373 408 hier S 375 Hans Riebsamen Lebenszeichen aus Amsterdam Mirjam Pressler hat einen dokumentarischen Roman uber Anne Frank und ihre Familie geschrieben Er erzahlt vom Schrecken der Verfolgung aber auch von der Hoffnung bis zuletzt In Frankfurter Allgemeine Zeitung 18 Oktober 2009 faz net Saul Friedlander erhalt Ludwig Landmann Preis Judische Allgemeine 24 Juni 2021 Stadt Frankfurt am Main vom 16 August 2022 Igor Levit erhalt Ludwig Landmann Preis fur Mut und Haltung abgerufen am 19 September 2022Oberburgermeister von Frankfurt am Main Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein 1868 1880 Johannes von Miquel 1880 1890 Franz Adickes 1890 1912 Georg Voigt 1912 1924 Ludwig Landmann 1924 1933 Friedrich Krebs 1933 1945 Wilhelm Hollbach 1945 1945 Kurt Blaum 1945 1946 Walter Kolb 1946 1956 Werner Bockelmann 1957 1964 Willi Brundert 1964 1970 Walter Moller 1970 1971 Rudi Arndt 1971 1977 Walter Wallmann 1977 1986 Wolfram Bruck 1986 1989 Volker Hauff 1989 1991 Andreas von Schoeler 1991 1995 Petra Roth 1995 2012 Peter Feldmann 2012 2022 Mike Josef seit 2023 Normdaten Person GND 116677619 lobid OGND AKS VIAF 13064527 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Landmann LudwigKURZBESCHREIBUNG Politiker Oberburgermeister von Frankfurt am MainGEBURTSDATUM 18 Mai 1868GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 5 Marz 1945STERBEORT Voorburg Niederlande Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Landmann amp oldid 237910353