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Die Chemische Fabrik Griesheim Elektron war ein deutsches Unternehmen der chemischen Industrie mit Sitz in Griesheim am Main Historischer Verwaltungsbau in Frankfurt Gutleutstrasse 31Das Unternehmen entstand 1898 aus der Fusion der Frankfurter Actiengesellschaft fur landwirtschaftlich chemische Fabrikate und deren Tochtergesellschaft Chemische Fabrik Elektron Es wurde vor allem mit neuen Herstellverfahren in der Elektrochemie und der Entwicklung von Werkstoffen und Polymeren bekannt Aus dem Unternehmen gingen verschiedene bis heute bestehende Chemiestandorte in Deutschland hervor darunter der Industriepark Griesheim Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1856 bis 1925 1 2 1925 bis 1952 1 3 Ab 1952 2 Chemieunfalle im Werk Griesheim 2 1 Der Rosenmontag Storfall 2 2 Der Storfall von 1996 3 Griesheimer Alpen 4 Alte Schwanheimer Brucke 5 Arbeiterwohnungen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksGeschichte Bearbeiten1856 bis 1925 Bearbeiten 1856 grundete der Chemiker Ludwig Baist mit Hilfe von Frankfurter Geldgebern die Frankfurter Actiengesellschaft fur landwirtschaftlich chemische Fabrikate Da die Freie Stadt Frankfurt in ihren Grenzen keine Industrieproduktion duldete erbaute er seine Fabrik im benachbarten Griesheim am Main Das Unternehmen produzierte anfangs Kunstdunger Schwefelsaure Salpetersaure und Soda Im Jahr 1863 wurde das Unternehmen unter dem Namen Chemische Fabrik Griesheim am Main umfirmiert und die Produktion von Teerfarbstoffen aufgenommen 1882 kamen Chlorierte Kohlenwasserstoffe und daraus abgeleitete Erzeugnisse hinzu die man fur die Herstellung von Indigo und Chloroform benotigte 1892 nahm die Tochtergesellschaft Chemische Fabrik Elektron in Griesheim unter ihrem technischen Leiter Ignatz Stroof die erste Chloralkali Elektrolyse in Betrieb Bereits 1893 folgte der Bau einer zweiten Anlage in einem neu gegrundeten Werk in Bitterfeld Eine weitere 1894 erbaute Chlorelektrolyse in Greppin wurde 1898 von Griesheim Elektron gepachtet und 1921 endgultig ubernommen 1894 begannen die Elektron Werke mit der Produktion von Graphitelektroden die vor allem in der Schweisstechnik in Kohlebogenlampen in der Stahlindustrie und zur Aluminiumherstellung durch Schmelzflusselektrolyse verwendet werden Bei der Suche nach neuen Anwendungsmoglichkeiten fur komprimierten Wasserstoff kam der Oberingenieur Ernst Wiss von Griesheim Elektron in Kontakt mit Bernhard Drager vom Dragerwerk Lubeck Heinr amp Bernh Drager Drager hatte 1900 01 aus seinem um 1896 erfundenen Leuchtgasbrenner den Drager Knallgas Schweissbrenner entwickelt 1 Zwischen Dragerwerk und Griesheim Elektron kam es zu einer Kooperation auf dem Gebiet der Schweisstechnik Drager produzierte die Schweisstechnik und Griesheim Elektron vertrieb diese Wiss und Drager grundeten ausserdem eine Arbeitsgemeinschaft fur Versuche auf dem Gebiet der autogenen Metallbearbeitung 2 1905 erwarb Griesheim Elektron die Farbenfabrik Oehler in Offenbach am Main da das Farbengeschaft zu jener Zeit die profitabelste Sparte der chemischen Industrie war 1912 kam mit Naphtol AS das erste Zweikomponenten Farbeverfahren auf den Markt 1908 entwickelte Griesheim Elektron den Werkstoff Elektron eine Legierung von Magnesium und Aluminium die vor allem in der Optik Feinmechanik und im Flugzeugbau angewandt wird 3 1912 gelang Fritz Klatte in Griesheim erstmals die Herstellung von Polyvinylchlorid PVC und Polyvinylacetat Das Unternehmen fand jedoch keine technische Anwendung fur PVC das zunachst nur zur Lagerung der bei der Elektrolyse entstehenden grossen Mengen von Chlor genutzt wurde und gab die Patente spater zuruck Erst Ende der 1920er Jahre kam es zur grosstechnischen Anwendung des Kunststoffes PVC Im Ersten Weltkrieg war das Werk Griesheim einer der grossten Sprengstoff Lieferanten fur die deutsche Armee Bei der Herstellung von Pikrinsaure die seit 1889 produziert wurde hatte es bereits 1901 ein schweres Explosionsungluck gegeben das 26 Tote und 94 Verletzte forderte Das Eingangsportal zum Friedhof Griesheim des Architekten Carl Heinrich Gramm wurde von Griesheim Elektron als Gedenkstatte fur die Opfer gestiftet Sogar das in Frankfurt stationierte Militar musste zur Hilfe eilen 4 An den Innenseiten nennen Bronzetafeln die Namen der Opfer Im ersten Kriegsjahr 1916 forderte ein weiteres Explosionsungluck in einer Aussenstelle bei Heusenstamm 10 Tote und viele Verletzte Unter den Opfern befand sich der Werksleiter aber auch Frauen und Kinder Die Explosion ereignete sich beim Befullen von Granaten Zur Erinnerung an die Opfer errichtete man auf dem Alten Friedhof in Offenbach am Main ein Monument welches vom Architekten Hugo Eberhardt gestaltet wurde Wahrend des Krieges errichtete ein Konsortium bestehend aus den Firmen Griesheim Elektron und Metallbank amp Metallurgische Gesellschaft AG eine Tochter der Metallgesellschaft Aluminiumhutten in Rummelsburg siehe auch Kraftwerk Klingenberg Horrem und Bitterfeld Um die Aluminiumerzeugung im Deutschen Reich weiter zu steigern wurde schliesslich die Grundung der Vereinigte Aluminium Werke AG VAW sowie die Errichtung eines weiteren Aluminiumwerkes angestrebt Die VAW wurde am 21 April 1917 gegrundet Das Konsortium von Griesheim Elektron und Metallbank war zur Halfte an der VAW beteiligt Ende 1919 ubernahm dann das Deutsche Reich die Anteile der beteiligten Firmen 5 1925 bis 1952 Bearbeiten 1925 schloss sich die Chemische Fabrik Griesheim Elektron unter Vorstand Theodor Plieninger der I G Farbenindustrie AG an Das Werk Griesheim wurde der Betriebsgruppe Mittelrhein angegliedert Da das Werk vergleichsweise klein und nicht erweiterungsfahig war fiel es im internen Wettbewerb der verschiedenen I G Farben Standorte zuruck Die elektrochemischen Anlagen und der grosste Teil der anorganischen Produktion wurden stillgelegt Lediglich die Elektrodenproduktion und die organischen Betriebe wurden modernisiert Im Zweiten Weltkrieg beschaftigte das Werk wie viele in der chemischen Industrie ab 1941 in zunehmendem Umfang osteuropaische Zwangsarbeiter um die zur Wehrmacht eingezogenen deutschen Arbeiter zu ersetzen Die Zwangsarbeiter von denen 987 namentlich bekannt sind hatten die Produktion unter zum Teil unmenschlichen Bedingungen aufrechtzuerhalten Bei Kriegsende Ende Marz 1945 beschlagnahmten amerikanische Truppen das Werk Griesheim und planten die Demontage aller Anlagen Das Werk wurde zunachst als Depot und Versorgungslager der Armee genutzt Am 31 August 1946 gab die Militarregierung das Werk jedoch wieder frei Unter dem Namen Chemische Fabrik Griesheim am Main U S Administration nahm das Unternehmen die Produktion organischer Zwischenprodukte wieder auf Das Werk mit seinen 1400 Mitarbeitern und einer Flache von 61 Hektar war jedoch zu klein um auf Dauer selbstandig zu bleiben Ab 1952 Bearbeiten nbsp Einfahrt zum Werksgelande in Frankfurt GriesheimBei der Entflechtung der I G Farben 1951 wurde die Autogen und Schweisstechnik Sparte in die Knapsack Griesheim AG ausgegliedert an der die Farbwerke Hoechst eine Mehrheitsbeteiligung erhielten Gleichzeitig wurde das Meitinger Werk der Siemens Planiawerke AG fur Kohlefabrikate als Siemens Plania Chemisches Werk Griesheim angegliedert 1953 wurde diese neue Sparte mehrheitlich von der Hoechst AG ubernommen Ab 1965 firmierte die Sparte technische Gase als Messer Griesheim GmbH Der Rest der Chemischen Fabrik Griesheim wurde als Werk Griesheim in die Farbwerke Hoechst eingegliedert Der Betrieb in Offenbach sollte ursprunglich nach 1945 demontiert werden wurde dann aber als Naphtol Chemie Offenbach aufrechterhalten und spater als Werk Offenbach bei Hoechst integriert Die Betriebe des Werkes stellten uberwiegend Vor und Zwischenprodukte her die in den anderen Werken des Konzerns weiterverarbeitet wurden 1977 nahm Hoechst einen Betrieb zur Herstellung von Pflanzenschutzmitteln in Betrieb In den 1980er Jahren modernisierte Hoechst den Standort und baute eine leistungsfahige Abwasserreinigungsanlage Die Dampfkesselwerkstatt des Standortes ubernahm zeitweise Instandhaltungsarbeiten fur Museumseisenbahnen darunter die Historische Eisenbahn Frankfurt 1985 wurde die Sigri GmbH als Beteiligungsgesellschaft von Siemens und Hoechst in Griesheim gegrundet bereits vier Jahre spater ubernahm die Hoechst AG alle Siemensanteile sowie den Elektrodenhersteller Ringsdorff 6 in Bonn 1992 fusionierte Hoechst seine in der Sigri GmbH gebundelte Produktion von Graphitelektroden mit der amerikanischen Great Lakes Carbon zur SIGRI Great Lakes Carbon GmbH zusammen 7 1995 verausserte Hoechst seine Beteiligungen bei der Borsennotierung des Unternehmens SGL Carbon AG das noch bis 2016 einen wichtigen Produzenten am Standort darstellte Die Herstellung von Pflanzenschutzmitteln in Griesheim brachte Hoechst 1995 in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der damaligen Schering AG ein die Hoechst Schering Agrevo GmbH Agrevo wurde spater von Aventis ubernommen und gehort seit 2003 als Bayer CropScience zum Bayer Konzern Im Rahmen der Umstrukturierung des Hoechst Konzerns kam das Werk mit dem ehemaligen Hoechster Geschaftsbereich Spezialchemikalien 1997 an die schweizerische Clariant AG 2000 begann die Umgestaltung zum Industriepark Clariant verkaufte drei Betriebe zur Herstellung von Vor und Zwischenprodukten an die AllessaChemie und verkaufte in der Folge weitere Betriebe darunter 2001 die Standortlogistik an Infraserv Hochst und 2005 die Werkstatten an Bilfinger Berger Industrial Services Mit der Ausgliederung der Standortservices der Clariant in die Industriepark Griesheim GmbH amp Co KG wurde das Werk am 1 Juli 2003 zum Industriepark Griesheim 2008 legte Clariant ihre letzten am Standort verbliebenen Produktionsbetriebe still Zeitweise plante der niederlandische Energieversorger Nuon den Bau eines GuD Kraftwerks mit einer Leistung von 400 Megawatt im Industriepark Griesheim Er zog sich jedoch 2009 nach einer Strategieanderung aus dem Projekt zuruck 8 Zum September 2009 hat Clariant den Betrieb des Industrieparks an Infrasite Griesheim eine Tochtergesellschaft von Infraserv Hochst ubertragen 9 An dem traditionsreichen Standort der in den 1970er Jahren etwa 3500 und 1993 noch 2200 Mitarbeiter hatte waren 2015 noch etwa 900 Personen in 32 Unternehmen beschaftigt 2016 beendete SGL Carbon seine Fertigung von Elektrokathoden 2019 wurden die letzten beiden Chemiebetriebe stillgelegt und die chemische Produktion im Industriepark Griesheim beendet 10 Ende 2019 verpachtete Clariant 54 Hektar fur 99 Jahre an den Versicherungskonzern Swiss Life der das Areal zu einem gemischt genutzten Gewerbegebiet weiterentwickeln will Die Betriebsgenehmigung des von Infraserv Logistics betriebenen Gefahrstofflagers wurde zuruckgegeben so dass die stadtplanerischen Beschrankungen im Umfeld des Industrieparks nach der Seveso Richtlinie entfallen Ende 2019 arbeiteten zuletzt noch rund 450 Menschen im Industriepark 11 Im Juli 2022 stellte Swiss Life bzw dessen Tochterunternehmen Beos seine Plane fur das ehemalige Industriegelande vor das inzwischen durch weitere Anpachtungen vollstandig in dessen Besitz gekommen war 12 Auf einer 73 Hektar grossen Flache sollen produzierendes Gewerbe Dienstleistungsunternehmen wie Rechenzentren und technologielastige Start Ups angesiedelt werden Etwa zehn alte Werksgebaude sowie technische Einrichtungen wie Krane und Rohrleitungen sollen als Industriedenkmaler erhalten bleiben Im Laufe von zehn Jahren sollen mindestens eine Milliarde Euro investiert werden Das Projekt wird unter der Marke Westside Frankfurt beworben 13 Chemieunfalle im Werk Griesheim BearbeitenAnfang des 20 Jahrhunderts ereigneten sich zwei schwere Unfalle in der Sprengstoffherstellung Am 24 April 1901 kamen bei einer Explosion in der Pikrinsaureherstellung 26 Menschen ums Leben 94 wurden verletzt An dieses Ungluck erinnert noch heute eine Gedenkstatte am Griesheimer Friedhof in der Waldschulstrasse 14 Ein weiteres Explosionsungluck ereignete sich am 20 November 1917 in einer Anlage zur Herstellung von Trinitrotoluol Dabei kamen vier Menschen ums Leben In jungerer Zeit machte das Werk durch zwei Chemieunfalle Schlagzeilen die zwar keine Todesopfer forderten aber das Vertrauen der Offentlichkeit in die Sicherheit und Umweltvertraglichkeit der Produktion erschutterten Der Rosenmontag Storfall Bearbeiten Am 22 Februar 1993 einem Rosenmontag um vier Uhr morgens kam es in einem Betrieb des Werkes Griesheim aufgrund eines Bedienungsfehlers zu einem plotzlichen Druckanstieg in einem Reaktor Fast 10 Tonnen eines Chemikaliengemisches darunter ortho Nitroanisol traten uber ein Sicherheitsventil aus und schlugen sich in Form eines klebrigen gelben Niederschlags auf einem 1 2 Kilometer langen und 300 Meter breiten Streifen nieder Betroffen waren Wohngebiete fur rund 1000 Menschen und etwa 100 Kleingarten in den Ortsteilen Schwanheim und Goldstein Etwa 40 Personen mussten wegen Atembeschwerden Haut und Augenreizungen oder Kopfschmerzen arztlich behandelt werden In einer wochenlangen Reinigungsaktion mussten 36 Hektar von dem Niederschlag gereinigt etwa 5000 Kubikmeter Erde entsorgt werden 15 Die Hoechst AG gab spater die direkten Kosten fur die Beseitigung der Schaden mit 40 Millionen DM an hinzu kamen die Kosten fur die durch den Unfall ausgeloste Uberprufung der Anlagensicherheit in allen Betrieben Noch gravierender war der Imageschaden fur die Hoechst AG Das Krisenmanagement und besonders die Kommunikationspolitik des Unternehmens stiessen in der Offentlichkeit auf scharfe Kritik da Hoechst in den ersten Informationen ein Sicherheitsdatenblatt verwendet hatte in dem die Chemikalie o Nitroanisol als mindergiftig eingestuft war Eine neuere dem Unternehmen bereits vorliegende Studie hatte dagegen zum Ergebnis gehabt dass die Chemikalie in Tierversuchen bei hohen Konzentrationen moglicherweise krebserregend war Das stadtische Gesundheitsamt gab noch am Tag des Storfalls bekannt dass aufgrund der geringen Konzentration des Stoffs keine unmittelbare Gesundheitsgefahr von der Chemikalienmischung ausgehe Die Offentlichkeit war dadurch jedoch nicht beruhigt zumal die mit den Aufraumarbeiten beauftragten Arbeiter Schutzanzuge und Atemmasken trugen Zwei Tage nach dem Unfall kritisierten der hessische Umweltminister Joschka Fischer und in der Folge auch Bundesumweltminister Klaus Topfer und das Umweltbundesamt die Informationspolitik der Hoechst AG Erst zehn Tage nach dem Unfall trat der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Hilger vor die Offentlichkeit entschuldigte sich bei den Burgern von Schwanheim und Goldstein schloss aber zugleich personelle Konsequenzen aus Um die Langzeitfolgen des Griesheimer Unfalls zu erforschen beauftragte das Stadtgesundheitsamt das Bremer Institut fur Praventionsforschung und Sozialmedizin BIPS ein Expositionsregister fur die 20 000 Bewohner der beiden betroffenen Stadtteile zu erstellen 16 Etwa 6 600 Bewohner beteiligten sich an der Befragung deren Daten fur 30 Jahre gespeichert bleiben sollten Das Stadtgesundheitsamt kam zu dem Ergebnis dass keine Hinweise auf chronische asthmatische oder neurodermitische Erkrankungen als Folge des Unfalls vorliegen Gleichwohl beschaftigte die Frage nach weiteren Forschungen und dem Umgang mit den erhobenen Daten noch im Marz 2007 die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung Der Storfall von 1996 Bearbeiten Am Samstag dem 27 Januar 1996 um 6 47 Uhr kam es im Werk Griesheim zu einer Verpuffung in einem Betrieb der damaligen Hoechst Tochter Hoechst Schering AgrEvo als ein noch unter Druck stehender Trockner zu Reinigungszwecken geoffnet wurde Dabei traten rund eintausend Kilogramm des Pflanzenschutzmittels Isoproturon N 4 Isopropylphenyl N N dimethylharnstoff aus Das geruchlose weisse Pulver schlug sich im Werksgelande sowie in den angrenzenden Stadtteilen Griesheim und Schwanheim nieder Betroffen war eine Flache von etwa 30 Hektar 17 Drei Beschaftigte des Betriebes wurden ambulant behandelt Vorsorglich wurden auch drei Kinder zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht Da zu diesem Zeitpunkt Schnee lag war der Niederschlag kaum zu erkennen Die betroffenen Flachen wurden gereinigt die verunreinigte Schneeschicht in der Abwasserreinigungsanlage des Werkes Griesheim entsorgt Fur Kritik sorgte erneut das Informationsverhalten der Verantwortlichen 18 Agrevo gab an dass der Unfall einschliesslich seiner Folgekosten einen Schaden von etwa 10 Millionen DM verursacht habe 19 Der Vorstandsvorsitzende von Hoechst Jurgen Dormann kundigte an dass das Unternehmen innerhalb von 18 Monaten 150 Millionen DM in die Modernisierung von Betrieben investieren wolle Wo die Modernisierung scheitere musse uber eine Schliessung nachgedacht werden Dormann fragte in einem Interview inwieweit wir chemische Produktion die mit umwelt und gesundheitsrelevanten Stoffen in grosserer Menge umgehen in einem Ballungszentrum wie dem Rhein Main Gebiet aufrechterhalten konnen und pragte den Begriff stadtgangig fur eine chemische Produktion die auch von einer kritischen Offentlichkeit akzeptiert werden konne 20 Der Storfall fuhrte schliesslich zu Verbesserungen in der Gefahrenabwehrorganisation aller Hoechst Werke insbesondere durch die Einrichtung von rund um die Uhr anwesenden Notfallmanagern die jedes Ereignis sofort auf seine Gefahrlichkeit beurteilen und die erforderlichen Massnahmen zum Beispiel die Bildung eines Einsatzstabes des betroffenen Unternehmens und der Behorden koordinieren Zwar baute Hoechst nach den Ankundigungen Dormanns innerhalb von zwei Jahren etwa 160 Arbeitsplatze im Werk Griesheim ab das Werk blieb jedoch erhalten Im Rahmen der Umgestaltung der Hoechst AG zur Strategischen Management Holding 1997 ubernahm die Clariant das Werk Griesheimer Alpen Bearbeiten nbsp Begrunte Chemiemulldeponie Griesheimer AlpenJahrzehntelang wurde der Abfall der chemischen Fabrik auf einer offenen Deponie gelagert die im Volksmund Griesheimer Alpen genannt wurde 21 Der Standort ist westlich der Autogenstrasse und sudlich der Gleise der Main Lahn Bahn 50 5 38 N 8 35 32 O 50 093888888889 8 5922222222222 Nachdem Messungen eine hohe Belastung mit Dioxinen und Furanen ergeben hatte wurde die Abfallhalde von der Hoechst AG auf Weisung des Hessischen Umweltministeriums im Jahr 1992 mit Eisenoxid abgedeckt 22 Inzwischen ist das Gelande begrunt Alte Schwanheimer Brucke Bearbeiten1905 bis 1907 entstand in Hohe der Chemischen Fabrik eine schmale Fachwerktragerbrucke uber den Main die Alte Schwanheimer Brucke 23 Die nur zweispurige Brucke verband die Stroofstrasse in Griesheim mit der Eifelstrasse im gegenuberliegenden Schwanheim Sie wurde am 26 Marz 1945 von Pionieren der Wehrmacht gesprengt um den Vormarsch der amerikanischen Truppen aufzuhalten 1947 verband eine Behelfsbrucke aus amerikanischen Militarbestanden das Griesheimer und das Schwanheimer Ufer Sie wurde abgerissen nachdem die 600 Meter flussabwarts errichtete neue Schwanheimer Brucke im September 1963 fur den Verkehr freigegeben worden war Arbeiterwohnungen BearbeitenAn der nach dem Unternehmen benannten Elektronstrasse wurde eine Wohnsiedlung fur Arbeiter des Unternehmens gebaut die heute auf der Denkmalliste fur Frankfurt Griesheim steht Siehe auch BearbeitenListe von Industrieparks in DeutschlandLiteratur BearbeitenIndustriepark Griesheim Hrsg Wolfgang Metternich Von den fruhen Tagen der chemischen Industrie zum Industriepark Griesheim 150 Jahre Chemie in Griesheim Festschrift Frankfurt am Main 2006 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Kamp Bernhard Drager Erfinder Unternehmer Burger 1870 bis 1928 Wachholtz Verlag GmbH 2017 ISBN 978 3 52906 369 5 S 170 Michael Kamp Bernhard Drager Erfinder Unternehmer Burger 1870 bis 1928 Wachholtz Verlag GmbH 2017 ISBN 978 3 52906 369 5 S 219 f Gunter Matter Elektron Geschichte und Renaissance eines aussergewohnlichen Metalls Hrsg Helmut Maier 1 Auflage Band 9 KLARTEXT Verlag Essen 2019 ISBN 978 3 8375 2125 2 Roet de Rouet Henning Frankfurt am Main als preussische Garnison von 1866 bis 1914 Frankfurt am Main 2016 S 141 Peter Josef Belli Das Lautawerk der Vereinigte Aluminium Werke AG VAW von 1917 bis 1948 LIT Verlag Munster 2012 S 41 44 54 55 62 Ringsdorffwerke Bonn gegr 1910 Historie SGL Carbon AG Memento des Originals vom 18 Januar 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sglgroup com Nuon Kraftwerk wird verkauft Frankfurter Rundschau vom 7 September 2009 Infraserv Hochst ubernimmt Standortbetrieb von Clariant in Griesheim Memento vom 7 Februar 2011 im Internet Archive Thorsten Winter Chemische Produktion im Industriepark Griesheim vor dem Aus In faz net 8 April 2019 abgerufen am 5 August 2019 Rainer Schulze Das Ende der Chemie In faz net 17 Dezember 2019 abgerufen am 21 Dezember 2019 Volker Thies Beos will kompletten Frankfurter Industriepark umwandeln immobilien zeitung de 1 April 2022 Inga Janovic Auftakt fur die Griesheimer Westside Story In FAZ net 6 Juli 2022 abgerufen am 28 Juli 2022 Siehe auch den Beitrag von Klaus Reinfurth im Newsletter 10 Memento vom 18 September 2013 im Internet Archive des Instituts fur Stadtgeschichte Reinfurth gibt die Zahl der Opfer mit 25 Toten und fast 200 Verletzten an Zusammenfassende Darstellung des Griesheimer Storfalls und seiner Folgen siehe FAZ vom 22 Februar 2003 Nr 45 S 62 BIPS Institut fur Epidemiologie und Praventionsforschung Chronologischer Abriss des Forschungsprojektes um den Hoechst Storfall von 1993 Memento vom 16 November 2012 im Internet Archive Jahresbericht 1996 des Umweltbundesamtes Memento vom 19 Marz 2005 im Internet Archive PDF 132 kB Hoechst Entrostung misslungen F A Z vom 31 Januar 1996 F A Z vom 1 Februar 1996 Griesheim Alles war Chemie Chronik von Griesheim Schwanheimer Brucke In Structurae abgerufen am 30 Marz 2008 Weblinks BearbeitenWebsite von Infrasite Griesheim Fruhe Dokumente und Zeitungsartikel zur Chemische Fabrik Griesheim Elektron in den Historischen Pressearchiven der ZBW50 090638888889 8 5938055555556 Koordinaten 50 5 26 3 N 8 35 37 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chemische Fabrik Griesheim Elektron amp oldid 236585461