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Das Teerfarbenwerk Oehler war ein ursprunglich vom promovierten Chemiker Ernst Sell im Jahre 1842 in Offenbach am Main gegrundeter Betrieb zur Destillation von Steinkohlenteer Der erste selbststandige Hersteller von Asphaltprodukten in Deutschland konzentrierte sich nach 1850 als Teerfarbenwerk Oehler auf die Herstellung von Teerfarben Er wurde 1905 von der Firma Chemische Fabrik Griesheim Elektron aufgekauft und gehorte ab 1952 als Werk Offenbach der Hoechst AG 2010 wurden die Anlagen unter ihrem letzten Eigentumer Invista Resins amp Fibres stillgelegt Diese lagen im heutigen Offenbacher Stadtteil Offenbach Ost und hatten bis 1993 Anschluss an die Industriebahn Offenbach und Hafenbahn Offenbach Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1842 1850 Sellsche Asphaltfabrik 1 2 1850 1905 K Oehler Anilin und Anilinfarbenfabrik 1 3 1906 1952 Naphtol Chemie Offenbach 1 4 1952 1993 Hoechst Werk Offenbach 1 5 1994 2010 Ausgliederungen 1 6 Entwicklung seit 2010 2 Sonstiges 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte Bearbeiten1842 1850 Sellsche Asphaltfabrik Bearbeiten Ernst Sell 1 1808 1854 grundete 1842 mit Unterstutzung von Conrad Zimmer am Mainufer zwischen Offenbach und dem heutigen Stadtteil Burgel eine chemische Fabrik zur Teerdestillation 2 Die notwendigen Erfahrung hatte er zuvor durch Vermittlung von Liebig in den Teerwerken von Karl von Reichenbach sammeln konnen Als Rohstoff bezog Sell den Teer von den Frankfurter Gaswerken spater auch von weiter entfernten Gaswerken 3 Die Destillationsfabrik stellte zu dieser Zeit typische Asphaltprodukte wie Phenol Naphthalin Russ Wagenschmiere und Kreosot her 4 Von hier erhielt A W Hofmann im Jahr 1843 er war zu dieser Zeit Liebigs Privatassistent erste Proben eines Anilin enthaltenden Destillats 5 aus dem von William Henry Perkin 1856 erstmals Mauvein synthetisiert wurde 6 Mauvein gilt gemeinhin als erster Anilinfarbstoff 7 1850 verkaufte Sell aus gesundheitlichen Grunden die Sellsche Teerdestillation an den Schweizer Fabrikanten Karl Gottlieb Reinhard Oehler 1850 1905 K Oehler Anilin und Anilinfarbenfabrik Bearbeiten Oehler betrieb die Firma weiter als Oehlersche Teerdestillation bis zum Herbst 1856 und der Anstellung von Peter Griess die von A W Hofmann arrangiert worden war Griess konzentrierte sich auf die Herstellung von Farbstoffen auf Anilin Basis 8 bis im Sommer 1857 ein Grossbrand bei der Benzoldestillation einen Grossteil des Werks vernichtete und Griess danach kundigte 9 Erst 1860 gelingt Oehler mit neuen Mitarbeitern die Synthese von Mauvein Der enorme Bedarf an Fuchsin und verschiedenen synthetischen Blautonen liess die Firma kontinuierlich am Standort Offenbach expandieren fuhrte aber ab 1862 auch zur Grundung der grossen Wettbewerber Badische Anilin amp Soda Fabrik Friedr Bayer et comp und Theerfarbenfabrik Meister Lucius amp Co 1870 wurde auf der gegenuberliegenden Mainseite in Fechenheim die Frankfurter Anilinfarbenfabrik von Gans und Leonhardt gegrundet 1870 ubernahmen zwei seiner Sohne Karl 1836 1909 und Eduard 1837 1909 die Leitung des Familienbetriebes K Oehler Anilin und Anilinfarbenfabrik 1872 1878 entwickelte Alfred Kern hier neue Triphenylmethanfarbstoffe 1884 1888 ubernahm Paul Friedlaender das wissenschaftliche Labor und sichtete die internationale Patentlage Eigene Patente wurden an Theodor Meyer Julius Herbany 10 Leopold August Laska 11 und Karl Oehler 12 erteilt Von Eduard und dessen Sohn Eugen 13 ist dagegen nur ein einziges Patent bekannt 14 K Oehler in Offenbach spendete neben anderen Industriellen und Hochschulchemikern 1883 einen relativ hohen Betrag von 100 Mark fur das Wohler Denkmal 15 Der Geh Komm Rat Oehler spendete 1908 seinen 10 000 Mk Anteil von 1898 an der Hofmannhaus Gesellschaft der DChG 16 Am 6 Juli 1905 wurde die Firma K Oehler Anilin und Anilinfarbenfabrik Offenbach von den Inhabern fur 2 Mio Mark an das Frankfurter Unternehmen Griesheim Elektron verkauft 17 Zum Zeitpunkt des Verkaufs erzielte der Familienbetrieb mit ungefahr 600 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von nur 7 5 Mio Mark Wegen des internationalen Wettbewerbs und Preisdrucks schlossen sich ab 1904 erste chemische Unternehmen der Farbenindustrie zu Interessensgruppen zusammen 1906 1952 Naphtol Chemie Offenbach Bearbeiten nbsp Die Naphtol Chemie in Offenbach 1905Neuer Werksleiter wurde von 1906 bis 1910 der technische Direktor des Griesheimer Werks Bernhard Lepsius Griesheim Elektron erweiterte das Werk in Offenbach und entwickelte neue Farbeverfahren spater wurde es in Naphtol Chemie Offenbach umbenannt Von L A Laska Arthur Zitscher und Adolf Winther wurde 1911 gefunden dass sich das Anilid der 2 Hydroxynaphthalin 3 carbonsaure als Kupplungskomponente besonders gut eignet um auf Baumwolle licht und waschfeste Azo Farbstoffe zu erzeugen 18 Diese Kupplungskomponente wurde unter dem Handelsnamen Naphtol AS 19 ab 1912 in Offenbach produziert 1925 gehorte Griesheim Elektron unter Vorstand Plieninger zu den Grundungsmitgliedern der I G Farbenindustrie AG 1952 1993 Hoechst Werk Offenbach Bearbeiten nbsp Der Arthur von Weinberg Steg verbindet seit 1981 die Werke Cassella und OffenbachIm Rahmen der Entflechtung der IG Farben 1951 sollte der Betrieb in Offenbach ursprunglich nach 1945 demontiert werden wurde dann aber als Naphtol Chemie Offenbach aufrechterhalten und spater als Werk Offenbach bei den Farbwerken Hoechst integriert Seit Mitte der 60er Jahre erhielt das Werk mit der Produktion von Polyestergrundstoffen ein neues Standbein Unter anderem wurde hier Dimethylterephthalat als Vorprodukt von Polyethylenterephthalat PET hergestellt das zu Textilfasern unter dem Markennamen Trevira zu Polyesterfolien Hostaphan und Getrankeflaschen weiterverarbeitet wurde 1981 errichtete die Cassella AG in Frankfurt Fechenheim eine gemeinsame Klaranlage zur Reinigung der Abwasser der Cassella AG und des Werkes Offenbach Die beiden Werke liegen etwa drei Kilometer voneinander entfernt auf verschiedenen Seiten des Mains Fur die Abwasserleitung aus Offenbach wurde der Arthur von Weinberg Steg als Mainuberquerung gebaut 1994 2010 Ausgliederungen Bearbeiten 1997 verkaufte Hoechst den Geschaftsbereich Spezialchemikalien zu dem auch das Werk Offenbach und der Cassella Standort in Fechenheim gehorten an die Clariant 1998 fusionierten die Werke Offenbach und Cassella der Clariant zum Werk Cassella Offenbach Im Zuge der Werkfusion wurden Infrastrukturbereiche der Werke zusammengelegt Die Werkschule und der Bereich Analytik wurden am Standort Cassella zusammengefasst 2001 verkaufte Clariant das Werk Cassella Offenbach mit Ausnahme zweier Forschungsabteilungen an eine Gruppe ehemaliger Hoechst Manager die den Betrieb unter dem Namen AllessaChemie GmbH weiterfuhren Bis Mitte 2009 wurde der Standort Offenbach von den Firmen Invista Resins amp Fibres Kaufer der Hoechst Polyester Sparte sowie von Allessa und IWO Pellets Rhein Main genutzt Die Infrastruktur wurde hierbei von Allessa zur Verfugung gestellt Am 5 Februar 2009 gab Invista Resins amp Fibres bekannt die Produktion am Standort Offenbach aufzugeben und sich bis Ende 2009 komplett aus Offenbach zuruckzuziehen 20 21 Mitte 2010 legte auch Allessa den letzten Produktionsbetrieb still Danach wurde das 32 Hektar grosse Gelande bis auf die denkmalgeschutzten Gebaude zuruckgebaut 22 Auf dem Gelande betreibt die Energieversorgung Offenbach ein Pellet Werk Entwicklung seit 2010 Bearbeiten Von 2009 bis 2019 lag das Gelande brach 23 Am 4 Nov 2019 gab die Stadt Offenbach bekannt das Gelande fur 7 2 Mio gekauft zu haben und wieder ein Gewerbegebiet zu entwickeln Es soll das Dritte werden Auch werden die Kosten der Giftstoffentsorgung aus den vergangenen 170 Jahren von der Stadt getragen 24 Sonstiges BearbeitenDas ehemalige Chemie Werk ist Teil des Projektes Route der Industriekultur Rhein Main 25 Einzelnachweise Bearbeiten Dissertation bei Justus von Liebig in Giessen Ueber die Zusammensetzung einiger organischer Substanzen Von Blanchet und Sell In Ann d Pharm 6 1833 S 259 308 Ueber die von Dr Sell in Offenbach ausgefuhrten Asphaltdacher In Polytechnisches Journal 99 1846 S 180 184 Aus dem Nachruf von A W Hofmann fur Peter Griess S 1019 f Hessisches Wirtschaftsarchiv e V A W Hofmann Chemische Untersuchung der organischen Basen im Steinkohlen Theerol In Liebigs Ann 43 1843 S 37 87 Mauvein Mauve Anilinpurpur In F Beilstein Handbuch der organischen Chemie 3 Auflage Band 3 S 678 siehe auch Detaillierte Biographie von A W Hofmann und G Schultz Die Chemie des Steinkohlentheers mit besonderer Berucksichtigung der kunstlichen organischen Farbstoffe 1882 S 530 PDF 63 MB Karl Hubner 150 Jahre Mauvein In Chemie in unserer Zeit 40 2006 S 274 275 doi 10 1002 ciuz 200690054 Deutschlands Chemische Industrie 1888 1913 von B Lepsius S 61 63 Im Nachruf von Hofmann fur Peter Griess auf Seiten 1019 und 1020 sehr detailliert beschrieben Julius Herbany promovierte 1890 bei Adolf Claus in Freiburg Leopold August Laska blieb dem Unternehmen treu bis zu seiner Pensionierung 1937 Patente von 1905 1906 waren US 801598 vom 15 Juli 1905 und US 841877 vom 21 Marz 1906 Patentliste bis 1892 unvollstandig da schwer recherchierbar DE 12932 vom 14 Juli 1880 DE 43714 vom 28 Juli 1887 DE 43720 vom 27 Oktober 1887 DE 71182 DE 71228 DE 71229 und DE 71230 vom 13 Juli 1892 GB 13402 vom 10 Juli 1893 GB 22204 vom 20 November 1893 GB 00676 vom 10 Januar 1895 GB 20530 vom 30 Oktober 1895 GB 22297 vom 7 Dezember 1900 GB 22397 vom 8 Dezember 1900 GB 04340 vom 24 Februar 1903 GB 04667 vom 27 Februar 1903 GB 05792 vom 12 Marz 1903 GB 08575 vom 15 April 1903 GB 01581 vom 21 Januar 1904 GB 07863 vom 5 April 1904 GB 10678 vom 9 Mai 1904 GB 12270 vom 30 April 1904 FR 3563 vom 13 Juni 1904 GB 25506 vom 23 November 1904 GB 28596 vom 28 Dezember 1904 FR 353270 vom 21 Januar 1905 FR 354454 vom 1 April 1905 FR 354467 vom 4 Mai 1905 Eugen Oehler Beitrage zur Chemie des Braunkohlentheers In Angewandte Chemie 12 1899 S 561 563 GB 07838 vom 30 November 1904 einziges findbares Patent von Eduard und Eugen Oehler Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin 1883 Spendenliste zw S 1248 und 1249 Auszug aus dem Protokoll der Vorstandssitzung In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 41 1908 S 1783 1783 doi 10 1002 cber 19080410244 Verkaufsdatum 6 Juli 1905 Wirtschaftlich gewerblicher Teil In Zeitschrift fur Angewandte Chemie 19 1906 S 1781 1788 doi 10 1002 ange 19060194208 F r a n k f u r t a M Anlasslich der Einfuhrung von 3 Mio Mk junger Aktien an der Frankfurter und Berliner Borse werden Einzelheiten uber den Ankauf der Anilin und Anilinfarbenfabrik von K Oehler durch die Chemische Fabrik Griessheim Elektron bekannt gemacht Danach erzielte die Firma K Oehler 1904 einen Bruttogewinn von 946 389 Mk 988 020 Mk im Jahr 1903 und 984 073 Mk im Jahr 1902 wovon nach Abzug von 110 813 Mk Tantiemen und 360 237 Mk Abschreibungen 455 339 Mk blieben 468 738 Mk im Jahr 1903 und 520 086 Mk im Jahr 1902 Die 1 Mio Mk der neuen Aktien von Griesheim Elektron welche nach Abzug der 2 Mio Mk fur die Inhaber der Fa Oehler noch frei blieben wurde von einem Konsortium ubernommen und von diesem zu 230 den alten Aktionaren angeboten Durch das Agio wurde die Reserve auf 5 61 Mio Mk erhoht bei einem Aktienkapital von 12 Mio Mk Griesheim Elektron verteilte in den letzten drei Geschaftsjahren je 12 Dividende Naphtol AS Pigments In W Herbst K Hunger Industrial Organic Pigments Production Properties Applications 3 kompl uberarb Auflage Wiley VCH Weinheim 2004 ISBN 3 527 30576 9 S 280 DE 256999 vom 4 Juli 1911 und DE 261594 vom 18 Mai 1912 Markenname Naphtol AS Reg Nr 345595 angemeldet am 31 August 1925 spaterer Inhaber DyStar Marke geloscht am 31 August 2015 Im Angelsachsischen wird wurde die Schreibweise oft in Naphthol AS abgewandelt Thorsten Winter und Anton Jakob Weinberger Aus fur Invista zieht Allessa Chemie in Mitleidenschaft In FAZ net 5 Februar 2009 abgerufen am 28 Juni 2016 Invista in Gersthofen wird gestarkt In augsburger allgemeine de 6 Februar 2009 abgerufen am 28 Juni 2016 Jorg Muthorst Allessa Industriepark Chemie Standort im Umbruch In fr online de 12 September 2010 abgerufen am 28 Juni 2016 Chemie Areal an Muhlheimer und Kettelerstrasse in Offenbach Bis auf Weiteres nur noch Hugel In op online de 23 Januar 2015 abgerufen am 28 Juni 2016 Hessenschau de abgerufen am 5 Nov 2019 Lokaler Routenfuhrer Nr 13 der Route der Industriekultur Rhein Main PDF 686 kB Nicht mehr online verfugbar In krfrm de KulturRegion FrankfurtRheinMain gGmbH August 2006 archiviert vom Original am 17 November 2015 abgerufen am 14 November 2015 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www krfrm de Literatur BearbeitenReiner Conrad Das Oehlerwerk in Offenbach Historische Ansichten einer Industrie Ikone Sutton Verlag Erfurt 2017 ISBN 978 3 95400 798 1 Weblinks BearbeitenKulturdenkmaler Hessen Haus der Stadtgeschichte Offenbach plant Industrieabteilung auf op online de Hoechst Werk Offenbach auf Marjorie Wiki Informationen aus dem hessischen Wirtschaftsarchiv50 107983333333 8 7823638888889 Koordinaten 50 6 28 7 N 8 46 56 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Teerfarbenwerk Oehler amp oldid 232796696