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Dieser Artikel behandelt die mit VAW abgekurzten Werke Zu Aluminiumverarbeitenden Werken mit der Abkurzung VLW siehe Vereinigte Leichtmetall Werke Die Vereinigte Aluminium Werke AG VAW war ein deutsches Unternehmen zur Produktion und Verarbeitung von Aluminium in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft Der aktive Sitz war zum Zeitpunkt der Grundung im Jahr 1917 Berlin 1 ab dem 20 September 1923 Lauta 2 und zuletzt Bonn Die VAW wurde 2002 durch Norsk Hydro ubernommen und integriert 3 Vereinigte Aluminium Werke AG VAW Rechtsform AktiengesellschaftGrundung 21 April 1917 1 Auflosung 2002Auflosungsgrund Integration in Norsk HydroSitz Berlin 1 Lauta 2 Bonn 3 4 Branche Aluminium Erzeugung und Verarbeitung Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Einsatz von Zwangsarbeitern 2 Wirtschaftliche Situation in der Zwischenkriegszeit 3 Betriebsstatten 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Deutsche Reich musste vor dem Ersten Weltkrieg praktisch das gesamte benotigte Aluminium importieren da es nur die Aluminiumhutte Rheinfelden gab 5 Deshalb wurde Mitte 1915 beschlossen zunachst zwei Aluminiumhutten in Rummelsburg bei Berlin auf dem Gelande des Kraftwerks Rummelsburg und in Horrem im Rheinland errichten zu lassen Bauherr fur beide sollte ein Konsortium sein bestehend aus den beiden Unternehmen Chemische Fabrik Griesheim Elektron AG CFGE und Metallbank amp Metallurgische Gesellschaft AG eine Tochter der Metallgesellschaft Diese Unternehmen standen schon vorher in geschaftlichen Beziehungen und waren personell durch den Manager Theodor Plieninger verbunden Kurz danach fiel die Entscheidung eine dritte Aluminiumhutte in Bitterfeld zu errichten 6 Im Rahmen des Hindenburg Programms bestand die Absicht die Aluminiumerzeugung im Deutschen Reich weiter zu steigern wofur die bestehenden Anlagen aber nicht ausreichten Deshalb wurden nach weiteren Uberlegungen schliesslich die Grundung der VAW sowie die Errichtung einer weiteren Aluminiumhutte angestrebt Die Vertragsverhandlungen waren im Januar 1917 abgeschlossen und enthielten u a folgende Eckpunkte CFGE und Metallbank brachten ihre bestehenden Aluminiumhutten in Rummelsburg Horrem und Bitterfeld in die neu zu grundende VAW ein und es wurde eine neue Aluminiumhutte bei Lauta das Lautawerk errichtet 7 Die VAW wurde dann am 21 April 1917 mit einem Grundkapital von 50 Millionen Mark in Berlin gegrundet Aktionare des Unternehmens waren das Deutsche Reich mit 24 98 Millionen Mark Curt Maeder mit 10 000 Mark Friedrich Scheible mit 10 000 Mark sowie das Konsortium aus CFGE und Metallbank mit 25 Millionen Mark 1 Ende 1919 ubernahm das Deutsche Reich die Aktien der beteiligten Unternehmen fur 15 Millionen Mark 8 Nach der Grundung der VIAG am 7 Marz 1923 wurde die VAW eine Tochtergesellschaft der VIAG 9 10 die VAW hielt ihrerseits 5 des Grundkapitals der VIAG 10 1925 erhielt die Innwerk AG fur den Verkauf der Aluminiumhutte in Toging am Inn eine Beteiligung von 13 33 an der VAW 11 nbsp Rotschlamm Becken der VAW in Stade Lage 10 km NW Stade bei ButzflethermoorDie Anteile an der VIAG gingen mit Inkrafttreten des Grundgesetzes gemass Art 134 GG auf die Bundesrepublik Deutschland uber Die VIAG fusionierte am 27 September 2000 mit der VEBA zur E ON 2002 verkaufte E ON die VAW aluminium AG fur 3 1 Milliarden Euro an Norsk Hydro 3 Die 1973 in Betrieb genommene ehemalige Betriebsstatte der VAW die Aluminium Oxid Stade AOS in Stade Butzfleth die mittlerweile der Dadco Alumina amp Chemicals Ltd gehort 12 ist der einzige Hersteller in Deutschland der noch grosstechnisch aus Bauxit Aluminiumoxid und Aluminiumhydroxid herstellt Das Unternehmen produziert ca 1 1 Mio Tonnen Aluminiumoxid im Jahr Auf dem Gebiet der Ortschaft Butzflethermoor betreibt die AOS auch eine ca 1 69 km grosse Rotschlammdeponie Einsatz von Zwangsarbeitern Bearbeiten Wahrend des Zweiten Weltkriegs betrieb die VAW acht Aluminiumhutten und Hilfsbetriebe in Deutschland sowie in den besetzten beziehungsweise angeschlossenen Gebieten In ihnen setzte das Unternehmen rund 20 000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ein Mit bis zu 50 Prozent lag der Anteil an Zwangsarbeitern deutlich uber dem Reichsdurchschnitt Alleine im Lautawerk einer Aluminiumhutte mit eigener Aluminiumoxid und Elektrodenfabrik mussten uber 5 400 Zwangsarbeiter fur den Rustungskonzern arbeiten Die meisten Zwangsarbeiter kamen aus der Ukraine und wurden uber Dresden direkt zum Werkgelande gebracht wo mehrere Gefangenenlager aufgebaut waren Die Leichen von Zwangsarbeitern die hingerichtet wurden oder anders zu Tode kamen mussten nach Kriegsende von ehemaligen NSDAP Mitgliedern des Ortes in einem Wald hinter dem Werkgelande wieder ausgegraben werden und wurden auf dem Friedhof der Werksiedlung Lautawerk Sud bestattet Bei Luftangriffen aufs Lautawerk durch die Alliierten kamen viele Zwangsarbeiter ums Leben da ihnen das Betreten von Luftschutzstollen verboten war 13 Wirtschaftliche Situation in der Zwischenkriegszeit BearbeitenDie Tabelle zeigt die Aluminium Erzeugung der VAW des Deutschen Reichs sowie der Welt fur die Jahre 1900 bis 1944 14 15 16 17 Jahr A 1 Kapazitat VAW A 2 Erzeugung VAW A 3 Absatz VAW A 4 Erzeugung Deutsches Reich A 5 A 6 Erzeugung Welt A 7 A 8 Anteil VAW A 9 1900 0 6 7 31913 1 1 63 01915 0 029 81 71916 5 035 115 11918 13 103 179 91919 15 0 133 01922 9 31925 19 41926 23 624 A 10 1929 25 0 33 3 277 01932 12 0 19 3 154 01933 32 7 11 0 19 1 18 9 142 0 7 751934 37 9 25 4 36 0 37 2 171 0 14 851935 68 0 52 4 63 6 70 7 258 0 20 311936 68 7 68 6 70 6 97 4 366 0 18 741937 107 7 92 3 91 4 127 7 493 0 18 721938 134 7 114 1 A 11 18 110 1 165 7 589 0 19 371939 144 7 138 8 687 0 20 201940 165 0 144 0 783 0 18 391941 180 7 159 0 1037 0 15 331942 213 9 177 9 1394 0 12 761943 220 4 175 3 1949 0 8 991944 220 4 169 3 1710 0 9 90 Die Zahlen fur die Jahre 1915 bis 1918 entstammen der Tab 6 auf S 98 fur 1922 bis 1926 der Tab 12 auf S 183 fur 1929 der S 167 fur 1933 bis 1939 der Tab 20 auf S 276 fur 1940 bis 1944 der Tab 42 auf S 386 und der Tab 43 auf S 388 Peter Josef Belli Produktionskapazitat der VAW in Tsd Tonnen Aluminium Erzeugung der VAW in Tsd Tonnen Aluminium Absatz der VAW in Tsd Tonnen Aluminium Erzeugung des Deutschen Reichs in Tsd Tonnen Aluminium Die Zahlen der Erzeugung des Deutschen Reichs fur die Jahre 1900 1913 und 1919 entstammen der Tab 4 auf S 43 fur 1929 bis 1938 der Tab 5 auf S 77 Cornelia Rauh Weltweite Erzeugung in Tsd Tonnen Aluminium Die Zahlen der weltweiten Erzeugung fur die Jahre 1900 1913 1919 1929 und 1932 entstammen der Tab 4 auf S 43 Cornelia Rauh Anteil der VAW an der weltweiten Erzeugung in Lautawerk 7 6 Erftwerk 5 895 Toging 10 129 Summe 23 624 Lautawerk 54 0 Erftwerk 24 0 Toging 32 5 Summe 110 5Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs folgten zunachst schwierige Jahre Abgesehen davon dass durch die Auflagen der Alliierten die Nachfrage nach Aluminium im Deutschen Reich drastisch einbrach war ein grundsatzliches Problem der deutschen Aluminiumerzeugung die Verwendung von Braun bzw Steinkohle zur Stromerzeugung im Gegensatz zur auslandischen Konkurrenz die die weit billigere Wasserkraft nutzte Dadurch war die deutsche Aluminiumerzeugung mit auslandischen Konzernen kostenmassig nicht konkurrenzfahig 19 Nach Stilllegung der Werke in Rummelsburg und Horrem sowie dem Verkauf des Werks in Bitterfeld blieb der VAW nur noch das Werk in Lauta Aufgrund der zu hohen Kosten gab es auch fur das Lautawerk Stilllegungsplane bzw Plane die Produktion in das neu zu errichtende Werk in Toging zu verlagern Die wirtschaftliche Situation der VAW blieb bis 1923 generell prekar 20 Nach der Grundung der VIAG war die wirtschaftliche Lage fur die VAW dann relativ gut Der Bedarf an Aluminium uberstieg z B die im Jahre 1924 erzeugten 11 800 t 11 In den Jahren 1924 bis 1932 konnte die VAW einen Gewinn erwirtschaften und Dividende an die VIAG zahlen Beginnend mit dem Jahr 1929 verschlechterte sich die Situation der VAW jedoch zusehends da es sowohl zu einem Absatzruckgang als auch zu einem Preisverfall bei Aluminium aufgrund der Weltwirtschaftskrise kam 21 Der Preis fur 1 kg Aluminium lag 1926 bei 2 28 bis 2 37 Reichsmark verfiel aber bis auf 1 80 Reichsmark im Jahr 1930 22 Er fiel bis 1938 weiter auf 1 33 Reichsmark obwohl er von der Regierung uber dem Weltmarktniveau gehalten wurde 23 Zum Vergleich Das Deutsche Reich fuhrte am 1 Juli 1930 einen Zoll in Hohe von 2 50 Reichsmark pro kg importiertem Aluminium ein 24 Ab dem Jahre 1933 verbesserte sich die wirtschaftliche Lage der VAW wieder Die Aluminiumnachfrage stieg spurbar an und der Bedarf uberstieg die Produktion was zunachst durch die in den Krisenjahren aufgebauten Lagerbestande spater auch durch Importe gedeckt wurde Danach erfolgte eine spurbare Ausweitung der Produktionskapazitaten Im Erftwerk 1933 ohne Produktion wurde die Erzeugung von 12 000 t 1934 auf 24 000 t 1935 verdoppelt das Werk in Toging erweiterte die Kapazitat von 12 000 t 1934 auf 32 500 t 1938 Die Kapazitaten wurden bis 1938 nochmals erhoht trotzdem forderte das Reichswirtschaftsministerium einen weiteren Ausbau 18 Zur Deckung des Bedarfs an Aluminiumoxid wurden verschiedene Anstrengungen unternommen u a wurde das Naabwerk in Schwandorf Dachelhofen von 1936 bis 1937 mit einer Kapazitat von 65 000 Jahrestonnen Aluminiumoxid sowie das Lippewerk in Lunen errichtet 25 Der Anteil der VAW an der gesamten deutschen Aluminiumerzeugung in der Zwischenkriegszeit schwankte er lag 1929 bei ca 78 15 und 1938 bei ca 68 18 Betriebsstatten BearbeitenDie Betriebsstatten sind in chronologischer Reihenfolge Zeitpunkt der Errichtung bzw des Erwerbs aufgefuhrt Rummelsburg geplante Produktion 3000 t Jahr 6 Beginn der Produktion 1915 26 stillgelegt am 9 November 1918 27 Horrem geplante Produktion 3000 t Jahr 6 Beginn der Produktion 1916 26 stillgelegt am 20 Februar 1920 27 Bitterfeld geplante Produktion 3000 t Jahr 6 Beginn der Produktion 1916 26 verkauft am 23 Januar 1920 28 Lautawerk Lauta Beginn der Produktion 1918 26 Erftwerk AG Grevenbroich gegrundet am 16 September 1916 29 ab Juli 1922 100 prozentige Tochtergesellschaft der VAW 30 1932 Fusion mit der VAW 31 Toging am Inn Kapazitat 80 000 t Jahr 1985 32 1925 von der Innwerk AG erworben 33 Lippewerk Lunen errichtet 1938 Kapazitat 20 000 t Jahr 1985 Kapazitat zur Erzeugung von Aluminiumoxid 440 000 t Jahr 1985 32 Mattigwerk Ranshofen bei Braunau am Inn geplante Produktion 66 000 t Jahr 34 errichtet 1939 bis 1944 nach dem Zweiten Weltkrieg Austria Metall AG AMAG Aluminium Norf GmbH Norf bei Neuss errichtet 1965 Kapazitat 210 000 t Jahr 1985 32 Anteilseigner VAW und Alcan zu jeweils 50 35 Elbewerk Stade Kapazitat 68 000 t Jahr 1985 32 Hamburger Aluminium Werk GmbH Hamburg Kapazitat 106 000 t Jahr 1985 Anteilseigner VAW Reynolds und AMAG zu jeweils 1 3 32 Aluminium Oxid Stade GmbH Stade Kapazitat zur Erzeugung von Aluminiumoxid 630 000 t Jahr 1985 1 080 000 t Jahr 2019 Anteilseigner waren 1990 die VAW und Reynolds zu jeweils 50 Prozent heute befindet sich die AOS im Besitz der Dadco Alumina amp Chemicals Ltd 12 Nabwerk Schwandorf Kapazitat zur Erzeugung von Aluminiumoxid 140 000 t Jahr 1985 32 Literatur BearbeitenManfred Pohl VIAG Aktiengesellschaft 1923 1998 Vom Staatsunternehmen zum internationalen Konzern Piper Verlag Munchen Zurich 1998 ISBN 3 492 04036 5 Peter Josef Belli Das Lautawerk der Vereinigte Aluminium Werke AG VAW von 1917 bis 1948 Ein Rustungsbetrieb in regionalen nationalen internationalen und politischen Kontexten LIT Verlag Munster 2012 ISBN 978 3 643 11716 8 Weblinks BearbeitenFruhe Dokumente und Zeitungsartikel zur Vereinigte Aluminium Werke in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Peter Josef Belli Das Lautawerk der Vereinigte Aluminium Werke AG VAW von 1917 bis 1948 LIT Verlag Munster 2012 S 62 a b Peter Josef Belli S 151 a b c https www eon com de presse news pressemitteilungen 2002 1 7 e dot on verkauft vaw aluminium an norsk hydro html www hydro com 2002 VAW a dream comes true Peter Josef Belli S 38 a b c d Peter Josef Belli S 41 44 Peter Josef Belli S 54 55 http www bundesarchiv de aktenreichskanzlei 1919 1933 1020 bau bau1p kap1 2 kap2 52 para3 3 html highlight true amp search Goldkuhle amp stemming false amp pnd amp start amp end amp field all http www historisches lexikon bayerns de artikel artikel 46327 a b Peter Josef Belli S 150 a b Peter Josef Belli S 156 a b Website der Aluminium Oxid Stade GmbH Abgerufen am 1 November 2021 Peter Belli Der Fall VAW Die Viag Tochter schiebt die Verantwortung ab In zeit de 25 November 1999 abgerufen am 19 Juli 2019 Peter Josef Belli S 98 a b Peter Josef Belli S 167 Peter Josef Belli S 183 Tab 12 S 276 Tab 20 S 386 Tab 42 S 388 Tab 43 Cornelia Rauh Schweizer Aluminium fur Hitlers Krieg Zur Geschichte der Alusuisse 1918 1950 Schriftenreihe zur Zeitschrift fur Unternehmensgeschichte Band 19 C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 52201 7 S 43 Tab 4 S 77 Tab 5 a b c Peter Josef Belli S 254 Peter Josef Belli S 107 109 Peter Josef Belli S 130 154 Peter Josef Belli S 156 170 Peter Josef Belli S 163 Cornelia Rauh S 57 Anmerkung 170 Cornelia Rauh S 54 Anmerkung 159 Peter Josef Belli S 233 234 a b c d Peter Josef Belli S 97 a b Peter Josef Belli S 111 Peter Josef Belli S 121 Peter Josef Belli S 48 Peter Josef Belli S 145 Peter Josef Belli S 173 a b c d e f Ulrike Haas Standortperspektiven stromintensiver Produktionen in der Bundesrepublik Deutschland Mogliche Konsequenzen umweltschutzinduzierter Strompreise bei Aluminium und Chlor Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1990 ISBN 3 525 12117 2 S 55 Tab 9 und S 56 Tab 10 Peter Josef Belli S 158 Andrea Kugler Vom arisierten Gutsbesitz zum Aluminiumwerk Arisierung Industriegrundung und Ruckstellung in Ranshofen PDF Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie aus der Studienrichtung Geschichte eingereicht an der Geistes und Kulturwissenschaftlichen Fakultat der Universitat Wien 2002 S 18 archiviert vom Original am 17 September 2013 abgerufen am 24 September 2023 Website der Aluminium Norf GmbH Abgerufen am 24 September 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vereinigte Aluminium Werke amp oldid 237616070