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50 091388888889 8 67 Koordinaten 50 5 N 8 40 OHeimatsiedlung Siedlung in Frankfurt am MainLuftbild von Frankfurt mit der Heimatsiedlung unten rechtsBasisdatenEinwohnerzahl 2 274 2 Entstehungszeit 1927 1934LageOrtsbezirk 5 SudStadtteil Sachsenhausen NordStadtbezirk 322Zentrum Hauptstrasse StresemannalleeArchitekturBaustil klassische ModerneStadtplaner Ernst MayArchitekt Franz Roeckle Heimatring Ecke Unter den PlatanenEine der einander weitgehend gleichenden Strassen der Heimatsiedlung Unter den PlatanenZwischen den Hauserzeilen befinden sich breite GrunanlagenDie Heimatsiedlung in Frankfurt am Main ist ein Wohngebiet im Sudwesten des Stadtteils Sachsenhausen Nord Die Siedlung liegt zwischen den beiden im Suden zusammenlaufenden Ein und Ausfallstrassen Kennedyallee und Morfelder Landstrasse einem Bahndamm und der Stresemannallee Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Entstehung 3 Tragerschaft 4 Belegung 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksAllgemeines BearbeitenDie ersten Planungen fur die Siedlung Am Riedhof gehen in die 1920er Jahre als man das bisher ungenutzte Gebiet im Suden Frankfurts erschliessen wollte Gleichzeitig sollte die Wilhelmstrasse heutige Stresemannallee verlangert werden Fur die stadtebauliche Planung war der seit 1925 in Frankfurt am Main agierende Hochbaudezernent Ernst May zustandig der mit dem Plan vom Neuen Frankfurt schon seit 1926 mit der Realisierung einiger Siedlungen begonnen hatte Der Plan sah vor das gesamte Gebiet rund um den Riedhof das damals der Familie Bethmann gehorte mit Wohnungen zu bebauen um der Wohnungsnot in der Innenstadt entgegenzuwirken Nach dem Plan wurde das Baugebiet Riedhof durch die Stresemannallee und die Morfelder Landstrasse in vier Teile gegliedert Vollendet wurde das Siedlungskonzept in Sachsenhausen allerdings nicht Realisiert wurde in der Weimarer Republik nur der westliche Teil die Heimatsiedlung Der restliche Bebauungsplan lag bis nach dem Zweiten Weltkrieg auf Eis und wurde dann unter veranderten Bedingungen als Fritz Kissel Siedlung verwirklicht Ausfuhrender Architekt der Heimatsiedlung war Franz Roeckle der zuvor schon die Westendsynagoge errichtet hatte Baubeginn fur die Siedlung war 1927 Die Siedlung weist zwei unterschiedliche Hausertypen auf Die Randbebauung besteht aus vierstockigen Gebauden die den inneren Teil der Siedlung durch ihre Hohe abzuschirmen scheinen Im Inneren besteht die Heimatsiedlung aus mehreren Hauserzeilen die allesamt dreistockig sind Jede Hauserzeile hat einen kleinen Hintergarten der an der Strasse der nachsten Zeile liegt Die Strassen sind nach den dort gepflanzten Baumen wie folgt benannt Unter den Buchen Birken Eichen Eschen Linden Platanen Akazien und Kastanien Am Rande der Siedlung verlauft von der Stresemannallee zur Morfelder Landstrasse hin der Heimatring Auf der Ruckseite der dortigen vierstockigen Hauser befindet sich ein Fussweg in einer Grunanlage der durch Pappeln eingefasst ist Daher wird dieser Fussweg auch Pappelallee genannt Dies ist jedoch kein offizieller Strassenname Seit 1990 befindet sich am nordlichen Rand der Siedlung der S Bahn Haltepunkt Stresemannallee Entstehung BearbeitenEtwa zur Zeit der Entstehung der Siedlung Romerstadt im Norden Frankfurts begann Ernst May im Jahre 1927 auf der sudlichen Mainseite im Stadtteil Sachsenhausen mit der Planung und dem Bau der Siedlung Riedhof Hier entstehen in den Jahren 1927 bis 1934 in zusammen sieben Bauabschnitten insgesamt 1072 Wohnungen und 50 Einzelhandelsgeschafte auf dem Gelande eines ehemaligen Gutes des Riedhofes dessen achteckige wuchtige 120 m 120 m Anlage noch bis 1962 das uber die heutige Heimatsiedlung hinausgehende Siedlungsgebiet beherrscht Die Siedlung Riedhof ist einerseits ein wichtiges Beispiel der Frankfurter Siedlungsentwicklung aus der Ara May andererseits aber auch in verschiedener Hinsicht eine Ausnahme unter den baulich und strukturell weitgehend homogen erscheinenden Siedlungen dieser Epoche des Neuen Bauens in Frankfurt am Main So war die Bebauung am Sachsenhauser Riedhof auch Teil des kommunalen Siedlungskonzeptes und die Siedlung selbst entstand nicht nur zeitgleich zur Romerstadt sondern sie weist auch in ihrem dynamischen expressionistisch beeinflussten Grundriss klare Ahnlichkeiten mit dieser auf Auf der anderen Seite ist die Heimatsiedlung die einzige grosse nicht von den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften errichtete und somit auch nicht architektonisch von Ernst May als kunstlerischem Leiter dieser Gesellschaften entworfene Siedlung Stattdessen zeichnet der freischaffende Architekt Franz Roeckle 1879 1953 als Auftragnehmer der Bauherrin Heimat AG verantwortlich Von daher besitzt diese Siedlung eigene gestalterische Elemente und weicht somit teilweise von der Frankfurter Norm ab Vergleicht man beide Stadttypen den der Blockbebauung mit dem des Zeilenbaus so stellt die Heimatsiedlung Riedhof deren ausgefuhrter Teil von Franz Roeckle stammt einen der noch heute interessantesten Beitrage dar deren urbanistische Moglichkeiten noch nicht zu Ende gedacht sind Roeckle gelingt es eine grossstadtische Uberbauung mit hoher Dichte zu entwickeln die die Eigenschaften der innerstadtischen Blockbebauung mit der Orientierung und Freiraumbezogenheit der Zeilenbauten verbindet ohne die Qualitat der geschlossenen Stadtstrasse aufzuheben Jourdan 1984 208 In Frankfurt war Roeckle mit der Planung und Durchfuhrung verschiedener anderer Wohnanlagen Hallgartenblock 1924 1926 An der Hugelstrasse Baugruppe Komba 1926 und 1929 Raimundstrasse Baublock Mavest 1926 und 1929 Gartnersiedlung Im Teller 1927 beauftragt und als Privatarchitekt an der Vorplanung der Gartenstadt Goldstein 1930 beteiligt Bekannter ist sein Engagement in der planerisch von Walter Gropius und Otto Haesler zu verantwortenden Mustersiedlung Dammerstock in Karlsruhe Im Rahmen dieser Ausstellungssiedlung errichtete er zeitgleich zur Heimatsiedlung die drei Bauabschnitte der Heimat AG er leistete damit an dieser von verschiedenen Architekten durch drei Wohnungsbaugesellschaften errichteten Mustersiedlung den architektonisch grossten Einzelteil mit rund 30 der gesamten Dammerstocksiedlung Die in der von ihm geplanten langen Hauszeile bestehenden Ahnlichkeiten zur Heimatsiedlung sind offenkundig Bei den meisten seiner Bauten fallt auf dass sich Roeckle mit seiner Formensprache von der seiner Zeitgenossen absetzte Waren es zu Anfang in erster Linie eine kubische der Antike entlehnte Formgebung und eine derbe Materialbehandlung so waren es spater mit dem Neuen Bauen einige zum Teil recht pfiffige Architekturelemente mit denen er den Gebrauchswert der Wohnung steigerte Er war es der den Wintergarten fur den sozialen Wohnungsbau entdeckte Dreysse 1988 7 Die Heimatsiedlung ist aber nicht nur aufgrund ihrer von den anderen Siedlungen abweichenden architektonischen Formensprache und wegen der speziellen Konzeption der Wohnungen die sich von den damals ublichen Frankfurter Typenwohnungen aus dem Atelier des Hochbauamtes durchaus unterscheiden etwas Besonderes sondern sie weist daruber hinaus auch eine ungewohnliche Durchmischung der Wohnsiedlung mit rund 50 kleineren Laden und Werkstatten fur den taglichen Bedarf auf welche auch heute noch in oftmals kaum veranderter Handelszweigzugehorigkeit die Siedlung versorgen In der architektonischen Fachliteratur wurde die Siedlung Riedhof weder in den zeitgenossischen Veroffentlichungen der Weimarer Zeit noch in den Rezeptionen des Neuen Bauens auch nur annahernd so beachtet wie die Siedlungen der Niddatalbebauung als die zentralen Beispiele der Ara May Erst in den 1980er Jahren ist die Heimatsiedlung im Zusammenhang mit dem Neue Heimat Skandal den dadurch ausgelosten Verkaufsverhandlungen und insbesondere die Diskussionen uber eine Genossenschaftslosung in den Mittelpunkt des aktuellen wohnpolitischen Interesses geruckt Tragerschaft BearbeitenAuch in der Tragerschaft ist die Heimatsiedlung eine Ausnahme sie wird als einzige der Frankfurter Siedlungen im gewerkschaftlichen Wohnungsbau durch die seinerzeit gerade in Berlin frisch gegrundete Heimat AG errichtet eine Tochtergesellschaft des Gewerkschaftsbundes der Angestellten GdA dem Vorlaufer der spateren DAG Deutsche Angestellten Gewerkschaft Aus diesem Zusammenhang heraus wird auch die offizielle Siedlungsbezeichnung Riedhof West unter der dieser Teil des Sozialen Wohnungsbaues auf dem Sachsenhauser Riedhofgelande in den Gelandewinkel zwischen der Eisenbahn nahe dem Sudbahnhof und zwei den Ausfallstrassen Morfelder Landstrasse und Stresemannallee errichtet wird sehr bald in die heute noch gangige Bezeichnung Heimatsiedlung geandert der Name hat also direkt nichts mit dem spateren Eigentumer Neue Heimat zu tun Erst mit Wirkung vom 1 Januar 1941 geht die Siedlung aufgrund einer lokalen Bereinigung des ehemals gewerkschaftlichen zu dieser Zeit im Besitz der Deutschen Arbeitsfront befindlichen Bestandes an Wohnungen an die Gemeinnutzige Wohnungs und Siedlungsbau Aktiengesellschaft Gewobag bzw durch die noch zuvor im Jahre 1940 beschlossene Anderung der Firmenbezeichnung an die Neue Heimat Gemeinnutzige Wohnungs und Siedlungsgesellschaft der deutschen Arbeitsfront uber Vgl Schreiben der Heimat AG vom Dezember 1940 bzw der Neuen Heimat vom 28 Dezember 1940 an die Mieter Von diesem Tage ab gehen die bis dahin zwischen den Siedlungsbewohnern und der Heimat AG Berlin abgeschlossenen Mietvertrage mit allen Rechten und Pflichten auf die neue Eigentumerin Neue Heimat uber Belegung Bearbeiten nbsp Eingangssituation an einem der HauserDie gewerkschaftliche Tragerschaft der Siedlung hat naturlich direkte Auswirkungen auf das Verfahren der Belegung und die Zusammensetzung der zukunftigen Mieterschaft denn es werden bei der Erstbelegung vor allem d h zu mindestens 80 reichsversicherungspflichtige Angestellte berucksichtigt also eine damals uberdurchschnittlich gut verdienende Mittelschicht Mieter konnten nur die werden die Gewerkschaftsmitglieder bei der DAG waren also kaufmannische Angestellte Anton Schwab Mieter seit 1930 Interview vom 28 Juni 1985 Die Belegung der Wohnungen erfolgt wohl durch die Frankfurter Aussenstelle der Heimat AG unmittelbar allerdings unter den gleichen Vergabebedingungen unter denen auch die anderen Frankfurter Siedlungen vermietet werden zur Gultigkeit bedurfen daher die zwischen der Wohnungsbaugesellschaft und den potentiellen Mietern abgeschlossenen Mietvertrage der jeweils im Einzelfall erteilten Genehmigung des stadtischen Wohnungsamtes Nicht so sehr unterscheidet sich die Heimatsiedlung in der Altersstruktur der Erstbezieher von den anderen Siedlungen fur viele ist der Einzug in die neuerstellte Siedlungswohnung auch hier gleichzusetzen mit der Hausstandsgrundung nach erfolgter Eheschliessung fur manche dabei auch die erste Wohnung in Frankfurt uberhaupt nach berufsbedingtem Zuzug Wir waren alle ziemlich gleichaltrig 25 bis 35 Jahre wir waren die Generation die den 1 Weltkrieg als Kind erlebt hatte 3 Quantitative Aussagen uber die Sozialstruktur und die politische Einordnung der Bewohner gibt es nicht Nach sehr groben Untersuchungen durch den Mieterverein aus dem Jahre 1987 anhand uberlebender Zeitzeugen von heute nimmt man an dass es sich bei den Bewohnern Ende der 1920er Anfang der 1930er Jahre uberwiegend um eher konservativ denkende Menschen handelt die dem Zentrum oder sogar den Deutschnationalen nahestehen und weniger um Parteiganger der Sozialdemokraten oder gar Kommunisten 4 Dennoch lasst sich aus diesen Erzahlungen und eigenen Interviews mit noch wahrend der Weimarer Republik zugezogenen Bewohnern ableiten dass es bis Mitte der 1930er Jahre durchaus ein gewisses Widerstandspotential gegen die seit 1933 herrschenden Nationalsozialisten gibt Es wird deutlich dass es Widerstand und zwar noch sehr offen bis Mitte der 30er Jahre gab Spater zogen sich Gegner des Hitlerregimes zuruck trafen sich privat in Kirchen und versuchten sich gegenseitig zu helfen ohne sich selbst zu gefahrden 5 Andererseits muss man aber auch klar konstatieren dass schon mindestens seit Herbst 1932 einzelne Parteigenossen als Mitglieder der Aktienkommission zu den aktiven Tragern des Mietervereins gehoren und nach der Machtergreifung diese Personen und andere die Gunst der Stunde nutzende Mitbewohner in den Jahren 1933 und 1934 klar den Mieterverein dominieren Literatur BearbeitenDie Siedlung Monatsschrift fur Gemeinnutzige Siedlungs und Wohnungswirtschaft 1929 1939 Mitteilungsblatt der Baugenossenschaften und Baugesellschaften von Gross Frankfurt Reprint Ronald Kunze Hg Institut fur Wohnpolitik und Stadtokologie e V Hannover 1986 Ronald Kunze Mieterbeteiligung im Sozialen Wohnungsbau Entstehung und Entwicklung der Mietervertretungen in den Siedlungen der Gemeinnutzigen Wohnungsunternehmen Kassel 1992 Wolf Christian Setzepfandt Architekturfuhrer Frankfurt am Main Architectural Guide 3 Auflage Dietrich Reimer Verlag Berlin 2002 ISBN 3 496 01236 6 S 45 deutsch englisch Mietergenossenschaft Heimat Hg 60 Jahre Heimatsiedlung Vom Siedlungsaktionar zum Sozialmieter Frankfurt am Main o J 1988 Verfasser Karlheinz Neumann und Gottfried Prokein Einzelnachweise Bearbeiten Statistisches Jahrbuch 2008 Stadt Frankfurt abgerufen am 26 Feb 2020 1 Schwab in Gopfert 1985 vgl Mietergenossenschaft Heimat 1988 S 29 Mietergenossenschaft Heimat 1988 S 35Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heimatsiedlung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Heimatsiedlung In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heimatsiedlung amp oldid 237910144