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Joseph Renftle 6 oder 23 Marz 1823 in Balzhausen 28 Marz 1881 in Sauldorf war ein deutscher romisch katholischer und spater altkatholischer Geistlicher Joseph Renftle Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Werdegang 1 3 Mering 1 4 Sauldorf 1 5 Geistliches Wirken 2 Mitgliedschaften 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Joseph Renftle stammte aus einem an der Hasel gelegenen Dorf im Mittelschwabischen das zu Zeitpunkt seiner Geburt ungefahr 730 Einwohner hatte Dort war seine Familie bereits seit Anfang des 17 Jahrhunderts ansassig Seine unmittelbaren Vorfahren waren Schreiner Er war das erste Kind des Schreinermeisters Anton Renftle 1863 1 und dessen Ehefrau Eva Lochbronner 1861 und hatte noch eine Schwester Werdegang Bearbeiten Joseph Renftle verbrachte die Kindheit in seinem Heimatdorf und besuchte dort die 1826 neu errichtete Volksschule Mit der Hilfe des Pfarrers Jakob Mortstein und dessen Kaplan Konrad Lindenbaur die ihn privat unterrichteten wurde er auf das Gymnasium vorbereitet so dass er 1838 zum Gymnasium heute Johann Michael Sailer Gymnasium nach Dillingen kam Nachdem er im Sommer 1841 als viertbester Schuler und Preistrager in Mathematik 2 die Schule beendet hatte ging er an das erzbischofliche Lyzeum heute Philosophisch theologische Hochschule nach Freising und erhielt Philosophie Unterricht bei Magnus Jocham und Martin Deutinger Er setzte die Ausbildung am Lyzeum der Benediktinerabtei St Stephan in Augsburg fort und immatrikulierte sich als Kandidat der Theologie an der Universitat Munchen hier horte er die kirchengeschichtlichen Vorlesungen bei Ignaz Dollinger dessen Auffassungen er sich ganz zu eigen machte Im Studienjahr 1845 1846 absolvierte er den zweiten theologischen Kurs am Dillinger Lyzeum und horte die kirchengeschichtlichen Vorlesungen bei Florian Moll 1788 1848 3 studierte Exegese bei Lorenz Klemens Gratz 1806 1884 4 und Moraltheologie bei Matthias Merkle sowie Dogmatik bei Johann Evangelist Wagner Am 4 April 1846 weihte ihn Bischof Peter von Richarz in Dillingen in der Studienkirche Maria Himmelfahrt mit 50 anderen Diakonen zum Priester Er wurde zunachst als Hilfspriester nach Aletshausen geschickt ging 1847 nach Zell bei Eisenberg und 1848 nach Bodelsberg Wertach und Nesselwang Im darauffolgenden Jahr erhielt er die Versetzung nach Altusried und Bergheim bei Dillingen 1850 nach Hainhofen Altenstadt und Missen Dort blieb er bis 1853 bevor er als Aushilfsgeistlicher nach Staufen bei Dillingen kam Bereits wenige Monate spater wies ihn das Ordinariat als Benefiziat nach Lauingen 5 und er erhielt 1856 die Pfarrei St Martin in Staufen 6 In Staufen beschaftigte er sich in seiner Freizeit vor allem mit Botanik Physik und Chemie dabei entstanden erste Zweifel an der Glaubwurdigkeit katholischer Stellungnahmen zur Naturwissenschaft die durch regelmassige Lekture der Augsburger Allgemeinen Zeitung verstarkt wurden Mering Bearbeiten Nachdem Pfarrer Alois Lindenbaur der Bruder des einstigen Kaplans Konrad Lindenbaur aus Balzhausen in Mering verstorben war bewarb sich Joseph Renftle um diese besser dotierte Pfarrstelle und wurde durch Bischof Pankratius von Dinkel am 27 Juli 1860 zum neuen Pfarrherrn von Mering bestellt Am 28 August 1860 erfolgte nach der Bestatigung durch Konig Maximilian II Joseph 7 die feierliche Amtseinfuhrung in der dortigen St Michaelskirche Nach dem Tod seiner Mutter die bis dahin bei ihm lebte erregte er immer haufiger Anstoss wegen seines Lebenswandels hierzu kam ein innerer Seelenkampf weil er sich immer mehr von der Kirche entfernte aber jedes vertrauliche Gesprach mit seinen Mitbrudern vermied Er studierte heimlich die Veroffentlichungen des 1863 suspendierten katholischen Universitatsprofessors Jakob Frohschammer und die indizierten Bucher von Aloys Pichler der ein Schuler von Ignaz von Dollinger war und der den kirchlichen Standpunkt vollig preisgab Nachdem er das evangelische Handbuch der neuesten Kirchengeschichte 8 von Friedrich Nippold erworben hatte verfolgte er dessen offentliche Auseinandersetzung mit dem Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler Im Januar 1870 wandte er sich schriftlich an Friedrich Nippold und bat diesen um Rat und Hilfe Ich bin katholischer Priester und seit meinem Austritt aus dem Klerikalseminar 1846 in der Seelsorge Meine Liebe zur Wahrheit und Gerechtigkeit mein Hass gegen Luge und Scheinheiligkeit hat alle Vorurteile zerstreut kurz ich bin seit mehr als sieben Jahre kein romischer Katholik mehr Die Vergleichung unseres Kirchenwesens mit der Religion des Evangeliums fuhrte mich dahin wo ich jetzt stehe Er trug sich mit dem Gedanken zur evangelischen Kirche uberzutreten allerdings riet Friedrich Nippold ihm davon ab setzte sich aber mit dem Schwiegersohn des protestantischen Theologen und Diplomaten Christian Karl Josias von Bunsen dem Chef des grossherzoglichen Kabinetts in Karlsruhe Friedrich August Johannes Paul Ungern Sternberg 1817 1895 in Verbindung der uber Joseph Renfle Erkundigungen einzog und dessen Berufung in ein evangelisches Pfarramt ermoglichen wollte Sein standiges inneres Ringen die dauernden Glaubenszweifel und die intensive Beschaftigung mit der teilweise polemisch gegen die katholische Kirche gerichteten Literatur pragten allmahlich die Predigten von Joseph Renftle und den Religionsunterricht Ich kann mich nicht langer mehr verstellen der Klerus der Umgegend von dem ich mich absperre hat Spuren von meiner Gesinnung Selbst die Pfarrkinder sagen ich sei lutherisch Dazu kamen der Umgang mit den sogenannten Fortschrittlern den Liberalen zu denen in Mering unter anderem der Burgermeister Joseph Holzl der Apotheker Friedrich Wilhelm Geret sowie der Augsburger Rechtsanwalt und Landtagsabgeordnete Joseph Volk gehorten Weiterhin kam er in den Verdacht unerlaubter Beziehungen zu einem Madchen so wurde im Mai 1869 die unmittelbar vor der Niederkunft stehende Magd aus dem Pfarrhof in ein Nachbarhaus getragen Das Bischofliche Ordinariat Augsburg wollte diese Missstande nicht mehr dulden und forderte ihn auf sich binnen sechs Monaten um eine andere Pfarrei zu bemuhen Nach einem kurzen Zogern entschloss er sich jedoch sein Amt weiterzufuhren als Vorbild galt ihm hierbei sein ehemaliger Munchener Kirchengeschichtslehrer Ignaz Dollinger der am 21 Januar 1870 in der Augsburger Allgemeinen Zeitung 9 eine Erklarung zur Papstlichen Unfehlbarkeit abgegeben hatte Fur Joseph Renftle stand zu diesem Zeitpunkt fest dass er ein von den Konzilsvatern verabschiedetes Unfehlbarkeitsdogma des Papstes nie anerkennen werde In diesem Sinn bezog er in den nachsten Monaten auf der Kanzel Stellung gegen die romische Kirchenversammlung und gab nach glaubhafter Aussage am 29 Mai 1870 in der Sonntagspredigt an Unerhortes und Unsinniges strebt man in Rom an Bis Petri und Pauli werde man es verkunden Die Folge wird eine neue Glaubensspaltung sein und der Schluss die Inquisition Nachdem die Papstliche Unfehlbarkeit verkundet worden war beschlossen die deutschen Bischofe am 30 August 1870 in Fulda die Herausgabe eines gemeinsamen Hirtenworts um die Glaubigen zur Annahme dieses Glaubenssatzes zu ermahnen Die Veroffentlichung in Bayern erfolgte ohne dass ein konigliches Plazet eingeholt worden war 10 durch einen Ministerialbeschluss vom 9 August 1870 war allerdings die Publikation vatikanischer Dekrete ohne Erlaubnis der Regierung untersagt Bischof Pankratius von Dinkel ordnete am 26 September 1870 die Verlesung des Hirtenbriefes fur die gesamte Augsburger Diozese an und Joseph Renftle verlas ihn am 9 Oktober 1870 11 begann die Verlesung aber mit einer Erklarung Ich werde nun diesem Auftrag nachkommend Euch das vorlesen was die Ende August dieses Jahres in Fulda versammelten Bischofe dem Volk ihrer Diozesanen in Betreff des letzten romischen Konzils sagen wollen Bevor ich aber zur Verkundigung jener Ansprache schreite erklare ich dass ich an die Rechtmassigkeit dieses Konzils nicht glaube und zwar weil es kein freies Konzil gewesen ist weil gerade bei den wichtigen Beschlussen die er forderliche Stimmeneinhelligkeit gefehlt hat und weil Glaubenssatzungen aus jener Versammlung hervorgegangen sind die in der Heiligen Schrift und in der kirchlichen Uberlieferung nicht begrundet sind Ich bin mir der Folgen dieser Erklarung wohl bewusst muss aber Gott mehr gehorchen als den Menschen Seine Ehre die Ehre der wahren Kirche Christi die Liebe zum christkatholischen Volke dem wir Priester Wahrheit schuldig sind zwangen mich zu dieser Erklarung Hierdurch entstand die erste altkatholische Gemeinde in Bayern 12 siehe auch Alt Katholische Kirche in Deutschland Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 Aufgrund dieser Erklarung wurde er zum 20 Oktober 1870 zum Bischoflichen Ordinariat nach Augsburg zitiert und diktierte dort den Wortlaut seiner Kanzelerklarung in das Vernehmungsprotokoll am 30 Oktober 1870 kommentierte er wahrend einer Predigt nochmals das Hirtenwort und fugte spater hinzu dass es kein Dogma sei dass der Papst weltlicher Herrscher sein musse Der Geistliche Rat in Augsburg verlangte einen Widerruf von Joseph Renftle den er von der Kanzel verlesen sollte dieser war aber zu einer solchen Stellungnahme nicht bereit sondern mobilisierte die Gemeinde und Kirchenverwaltung 13 die sich mit ihrem Seelsorger solidarisch erklarten und eine Abordnung nach Augsburg schickten und dem Bischof mitteilten dass sie einen Widerruf ihres Pfarrers als sittlichen Rufmord betrachten wurden Darauf beschloss die kirchliche Oberbehorde im November 1870 die Suspendierung von Joseph Renftle und die Einsetzung eines Vikars der die geistlichen Funktionen wahrnehmen sollte Der bischofliche Kommissar Kammerer Franz Xaver Liepert versuchte vergeblich Karl Wiedemann als Vikar in Mering einzusetzen Joseph Renftle weigerte sich die Matrikelbucher und das Pfarrsiegel herauszugeben erklarte die Suspension fur ungultig und untersagte Karl Wiedemann den Zutritt zum Pfarrhaus Auch dem Domkapitular Dr Anton Steichele der in Begleitung Karl Wiedemanns nach Mering fuhr um die bischofliche Anordnung durchzusetzen erklarte er ich streite dem Bischof von Augsburg das Recht ab mich zu suspendieren Ich betrachte den Herrn Bischof als nicht mehr der katholischen apostolischen Kirche angehorig seitdem er sich den Beschlussen des sogenannten vaticanischen Concils angeschlossen hat Ich bin Priester jener Kirche welche im Jahr 1817 mit dem Konig von Bayern ein Konkordat abgeschlossen hat jener Glaubensgemeinschaft welcher der Herr Bischof seit einiger Zeit angehort will ich nicht angehoren Ich protestiere also gegen die Zensur die er uber mich verhangt hat Er erklarte sich aber bereit Vikar Karl Wiedemann in der Ausubung seiner Pflichten nicht zu hindern Auch wollte er sich der Ausubung geistlicher Funktionen enthalten damit die Leute nicht in Gewissensskrupel und Verwirrung kamen Aufgrund des schroffen Verhaltens von Anton Steichele sah er sich jedoch kurz darauf an diese Zusage nicht gebunden und zelebrierte bereits wieder am nachsten Tag Darauf kundigte Anton Steichele die Exkommunikation an und verbot den Glaubigen den Empfang der Sakramente aus der Hand ihres suspendierten Pfarrers Joseph Renftle wandte sich daraufhin an die Regierung von Oberbayern mit der Bitte um Schutz und diese bestatigte ihn in seinem Amt als Lokalschulinspektor und Vorstand des Armenpflegerates sowie der Kirchenverwaltung 14 Pankratius von Dinkel verfugte nun fur den 11 Dezember 1870 die Verkundigung der Exkommunikation worauf Joseph Renftle sich jedoch nicht kummerte sondern so tat als ob Bischof und Ordinariat in Augsburg fur ihn gar nicht existierten hierbei hatte er auch den Ruckhalt seiner Kirchengemeinde Das Bischofliche Ordinariat Augsburg bat die Regierung von Oberbayern um Amtshilfe bei der Entfernung des exkommunizierten Meringer Pfarrers die daraufhin das Friedberger Bezirksamt mit einer Untersuchung beauftragte das Ergebnis war dass die Mehrzahl der Marktbewohner zu Joseph Renftle standen 15 nur die Einwohner der Filialgemeinden seien gegen den Ortsgeistlichen so dass die Regierung keinen Anlass zu einem Eingreifen sah Die Regierung kam zu dem Schluss dass der Bischof von Augsburg keinen Anspruch auf Mithilfe der Staatsregierung bei der Entsetzung des deponierten Geistlichen von der Pfarrei Mering hatte dieser aber auch nicht auf Verletzung verfassungsmassiger Rechte durch das Ordinariat klagen konne Er blieb mit den Zensuren unter anderem gab es die Anweisung an die umliegenden Pfarreien den Bittprozessionen Joseph Renftles den Zutritt zu den Kirchen zu verweigern oder umgekehrt das Verbot an die Nachbargeistlichen in der Meringer Pfarrkirche zu zelebrieren belegt die Losung des Konflikts wurde der Gemeinde zugeschoben Solange die Kirchenverwaltung und die Mehrheit der Glaubigen Joseph Renfle als rechtmassigen Pfarrer anerkennen und von ihm geistliche Amtshandlungen in Anspruch nahmen konne er seine Tatigkeit ausuben und die Pfrunde beanspruchen Der Allgemeine Geistliche Rat in Augsburg wandte sich nun an den Koniglichen Staatsrat und sah sich in ihren verfassungsmassigen Rechten verletzt 16 zur gleichen Zeit baten mehrere Gemeinde und Kirchenverwaltungen der Meringer Filialen und zahlreiche Meringer Burger den Rechtsanwalt und Abgeordneten Karl Barth in Augsburg ebenfalls bei der Regierung Beschwerde gegen die weitere Amtsfuhrung Joseph Renftles einzulegen Der bayerische Staatsrat hatte die Eingaben des Augsburger Ordinariats und Karl Barths zur weiteren Behandlung darauf an die Abgeordnetenkammer ubergeben Vikar Karl Wiedemann und der neue Expositus Eduard Boheim residierten in Meringerzell und Ried wo sie fur die bischofstreuen Katholiken den Pfarrgottesdienst feierten und deren Kindern den Religionsunterricht erteilten Das fuhrte zu standigen Auseinandersetzungen zwischen dem exkommunizierten Joseph Renftle der auch Flugblatter gegen den Papst und den Bischof sowie dem vom Bischof eingesetzten Pfarrvikar verfasste Innerhalb der Meringer Gemeinde kam es wiederholt zu Tatlichkeiten Besudelung der Hauser zu Brandstiftungen Prugeleien und Bedrohungen der Kinder die zum Unterricht des deponierten Ortsgeistlichen oder umgekehrt zu dem des Pfarrvikars gehen wollten Der Augsburger Bischof verfugte 1871 dass nur solche Kinder zur Firmung zugelassen werden sollten deren Eltern das Renftlische Treiben missbilligten und durch Unterschrift das papstliche Unfehlbarkeitsdogma anerkannten Daraufhin setzte sich Joseph Renftle im Mai 1871 mit Pastor van Vlooten von der Utrechter Kirche in Verbindung die sich im 18 Jahrhundert von Rom getrennt hatte dennoch aber die Successio Apostolica besass das heisst deren Bischofe waren gultig wenn diese auch unerlaubt geweiht waren 1871 verstarb in Kempten Staatsanwalt Hurth der ein Gegner des Unfehlbarkeitsdogmas war Diesem verweigerte die romisch katholische Kirche das Begrabnis worauf Johannes Friedrich gemeinsam mit Joseph Renftle die Beerdigung durchfuhrte 17 Im November 1871 wurde Josef Siemes sein Kaplan bei Joseph Renftle 18 Inzwischen befasste sich die Abgeordnetenkammer an vier Verhandlungstagen vom 23 bis 27 Januar 1872 mit den Eingaben und es kam in Anwesenheit des Ministerprasidenten Friedrich von Hegnenberg Dux verschiedener Staatsminister Diplomaten und Reichsrate zu heftigsten Redeschlachten zwischen den Vertretern der liberalen Fortschrittspartei die die Beschwerde des Augsburger Bischofs ablehnten und den Abgeordneten der konservativen Patriotenpartei die sie befurworteten 19 Die parlamentarische Auseinandersetzung weitete sich zu einer grundsatzlichen kirchenpolitischen Diskussion aus Hat die katholische Kirche in Bayern das Recht auf freie Verkundigung der vatikanischen Konzilsbeschlusse oder ist sie dem staatlichen Aufsichtsrecht unterworfen die Abstimmung endete mit 76 Ja zu 76 Neinstimmen 20 Damit war der Antrag des Augsburger Bischofs auf Mithilfe der Regierung bei der Entsetzung von Joseph Renftle abgelehnt und die schon zitierte Bestimmung der Ministerialentschliessung blieb weiterhin in Kraft Solange die Kirchenverwaltung und die Mehrheit der Glaubigen Joseph Renftle als rechtmassigen Pfarrer anerkennen und von ihm geistliche Amtshandlungen in Anspruch nehmen konnte er seine Tatigkeit ausuben und seine Pfrunde beanspruchen Um seine Anhanger nicht zu verlieren musste Joseph Renftle einen Bischof zur Firmung von mehr als hundert Kindern nach Mering bringen Der Utrechter Erzbischof Henricus Loos firmte auf Bitten von Joseph Renftle 21 dann am 10 Juli 1872 unter Assistenz von Pfarrer Joseph Renftle in der St Michaelskirche 183 Kinder Fur Joseph Renftle bedeutete dieser bischofliche Besuch den Hohepunkt seiner Amtszeit als altkatholischer Pfarrer Nach dem Wegzug des altkatholischen Kaplans Thomas Braun 22 1816 1884 23 im November 1876 der seit 1874 als Hilfsgeistlicher bei ihm tatig war musste er ohne Hilfsgeistlichen auskommen und gab daraufhin die Pastorierung seiner Glaubensgenossen in Nordlingen und Donauworth auf die er jahrelang ubernommen hatte und beschrankte seine Tatigkeit auf Mering Um die Glaubigen nicht zu verunsichern feierte er die Liturgie nach romisch katholischem Ritus zelebrierte taglich die lateinische Messe hielt mehrmals im Jahr das Hochamt vor dem ausgesetzten Allerheiligsten betete in den Andachten den Rosenkranz und die lauretanische Litanei In den folgenden Jahren nahm die Zahl seiner Anhanger ab und die Zahl der Kinder denen er Religionsunterricht nach eigenen Vorlagen erteilte verringerte sich ebenfalls stetig bis er 1876 77 den offiziellen altkatholischen Katechismus einfuhren musste Die Lehrer die teils zu ihm standen und teilweise als bischofstreue Katholiken galten beobachteten gegenseitig alle Mangel und meldeten sie an die vorgesetzte Stelle die den Eindruck gewann als ob in Mering der ordnungsgemasse Unterricht nicht mehr gewahrleistet sei dies fuhrte zu Rugen die Joseph Renftle erhielt weil er noch als Lokalschulinspektor fungierte Ein Angebot des ersten Bischofs der Alt Katholischen Kirche in Deutschland Joseph Hubert Reinkens den Religionsunterricht fur Gymnasiasten zu erteilen lehnte er ab Joseph Renftle setzte sich fur die Aufhebung des Zolibatsgesetzes ein und als die Utrechter Kirche 1875 unter anderem wegen der aufkommenden Zolibatsdebatte bei den deutschen Altkatholiken Bedenken ausserte meinte Joseph Renftle mogen sich die Hollander in Port Royal einklostern und beten und fasten wir gehen unseren eigenen Weg Nachdem er sich Gedanken gemacht hatte die Pfarrei Mering aufzugeben erhielt er vom Bischof Joseph Hubert Reinkens das Angebot entweder die Pfarrstelle in Wiesbaden oder in Sauldorf bei Baden anzunehmen er entschied sich die badische Pfarrei anzunehmen und wurde am 9 April 1878 durch den kirchlichen Gemeinderat in Sauldorf zum Pfarrverweser gewahlt im Mai 1878 gab er sein Pfarramt in Mering auf 24 Als er zum Meringer Bahnhof zog um die Fahrt nach Sauldorf anzutreten wurde er von der Gemeindeverwaltung der Feuerwehr dem Schutzenverein und einigen hundert Pfarrangehorigen begleitet Sauldorf Bearbeiten In Sauldorf wurde er am 23 September 1878 durch die Patronatsherrn Prinz Wilhelm und Prinz Max von Baden der 1874 25 gegrundeten Kirchengemeinde prasentiert Die Bestatigung durch Bischof Josef Hubert Reinkens in Bonn erfolgte Anfang Januar 1880 und am 16 Januar 1880 empfing er Kirchen und Pfarrhausschlussel Im darauffolgenden Jahr verstarb er nach einem Schlaganfall Pfarrer Friedrich Michelis aus Freiburg hielt die Grabrede und nahm die Beerdigung vor Geistliches Wirken Bearbeiten Joseph Renftle hatte durch die von einem Grossteil der Gemeinde mitgetragene Ablehnung des papstlichen Unfehlbarkeitsdogmas und den nachfolgenden Widerstand gegen die Zensuren des Augsburger Bischofs einen Prazedenzfall geschaffen und praktisch die erste altkatholische Pfarrei gegrundet noch ehe uberhaupt eine eigene altkatholische Pfarrorganisation geplant und errichtet worden war Er gehorte nicht zu den geistigen Initiatoren der altkatholischen Bewegung aber wie Friedrich Nippold gegenuber Furst Otto von Bismarck ausserte ein einfacher Landpfarrer der eine Gemeinde hinter sich hat wiegt schwerer als Dutzende gelehrter Professoren hinter denen keine Gemeinden stehen Er gehorte zu den Mitgliedern der Kommission 26 die im August 1871 in Heidelberg den ersten Altkatholiken Kongress vorbereitete der im September 1871 in Munchen stattfand dort erfuhr er Anerkennung durch den Prasidenten Johann Friedrich von Schulte Wenn wir uns der Priester erinnern welche gelitten fur ihre Uberzeugung so lassen Sie uns dann auch gedenken derjenigen Gemeinde welche zuerst sich selbst geholfen hat des Pfarrers und der Gemeinde Mering Wahrend des Kongresses lernte er unter anderem den Theologen Adolf Thurlings kennen 27 Er nahm auch in den folgenden Jahren bis einschliesslich 1875 an den Altkatholiken Kongressen den ersten Synoden und 1873 28 an der Wahl des ersten Bischofs Josef Hubert Reinkens in Koln teil Friedrich Michelis war seit 1871 mit Joseph Renftle personlich bekannt und sagte damals uber ihn hatten wir gleich im Anfang nur 50 Pfarrer wie Renftle und 100 Kaplane wie Kuhn in ganz Deutschland gehabt an den Gemeinden fehlte es nirgends so hatte die gute Sache von Anfang an eine andere Gestalt angenommen Ich meine es nicht scherzhaft und ironisch sondern im vollen Ernste wenn ich sage die Hoffnung des Sieges lag von Anfang an darin dass die Sache aus den Handen der Professoren in die Hande der Pfarrgeistlichen komme freilich aber von Seelsorgern und nicht von Agitatoren 29 Mitgliedschaften BearbeitenJoseph Renftle war Mitglied des Historischen Vereins von Oberbayern 30 Schriften Auswahl BearbeitenDie apostolische Reise des Erzbischofs von Utrecht nach Deutschland 1872 ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Reformbewegung Augsburg Lampart 1872 Digitalisat Literatur BearbeitenPfarrer Renftle in Mering In Salzburger Kirchenblatt vom 29 Dezember 1870 S 416 417 Digitalisat Joseph Renftle In Ein obstinater Pfarrer In Katholische Blatter aus Tirol vom 31 Dezember 1870 S 834 842 Digitalisat A Curtius Ein offenes Wort an Bischof Pankratius v Dinkel in Augsburg Munchen 1870 Digitalisat Joseph Renftle In Politischer Volks Kalender Linz 1871 S 20 24 Digitalisat Joseph Renftle In Zum Meringer Kirchenstreit In Erheiterungen Belletristisches Beiblatt zur Aschaffenburger Zeitung 1871 S 285 286 289 291 293 294 297 298 301 302 und 305 306 Digitalisat Joseph Renftle In Nachtragliche Vorgange und Literatur in Betreff der Unfehlbarkeit In Archiv fur katholisches Kirchenrecht 25 Band Mainz 1871 S XXVIII XXXIV Digitalisat Joseph Renftle In Nachtragliche Vorgange und Literatur in Betreff der Unfehlbarkeit In Archiv fur katholisches Kirchenrecht 27 Band Mainz 1872 S LXXXXI CXXV Digitalisat Die Beschwerde des Bischofs von Augsburg wegen Verletzung verfassungsmassiger Rechte In Wochenschrift der Fortschrittspartei in Bayern Nr 3 v 21 Januar 1872 S 25 27 32 34 und Gutachten S 36 39 43 54 Digitalisat Joseph Renftle In Verf d Baier Min d Inn den Meringer Streit betr v 27 Febr 1871 In Emil Friedberg Sammlung der Aktenstucke zum ersten vaticanischen Concil Tubingen 1872 S 672 688 Digitalisat Joseph Renftle In Johann Friedrich Schulte Der Altkatholicismus Geschichte seiner Entwicklung inneren Gestaltung und rechtlichen Stellung in Deutschland aus den Akten und andern authentischen Quellen Giessen 1887 S 207 Digitalisat Fr Nippold Die bayrische Kirchenpolitik und Pfarrer Renftle von Mering In Deutsch evangelische Blatter 17 Jahrgang Heft XII Halle 1892 S 91 106 Digitalisat Joseph Renftle In Der Glaube der Altkatholiken In Vom Jura zum Schwarzwald Blatter fur Heimatkunde und Heimatschutz Band 52 53 1978 1979 S 18 21 Digitalisat Peter Rummel Joseph Renftle In Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben Band 12 Weissenhorn Anton K Verlag 1980 S 199 224 Einzelnachweise Bearbeiten Der Volksbote fur den Burger und Landmann 1863 Kirschbaum amp Schuh 1863 google com abgerufen am 7 Dezember 2022 Jahres Bericht uber die koniglichen Studien Anstalten zu Dilingen im Regierungs Bezirke Schwaben und Neuburg 1840 41 1841 google com abgerufen am 7 Dezember 2022 Wilhelm Weiss Chronik von Dillingen BoD Books on Demand 2022 ISBN 978 3 375 08997 9 google com abgerufen am 5 Dezember 2022 Historische Commission bei der konigl Akademie der Wissenschaften Gratz Lorenz Clemens In Allgemeine Deutsche Biographie Bd 49 Allgemeine Deutsche Biographie 1 Auflage Duncker amp Humblot Munchen Leipzig 1904 S 509 wikisource org abgerufen am 5 Dezember 2022 Diozese Augsburg Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Augsburg fur d Jahr 1856 1856 google de abgerufen am 7 Dezember 2022 Schwaben und Neuburg Koniglich Bayerisches Kreis Amtsblatt von Schwaben und Neuburg 1856 1856 google de abgerufen am 7 Dezember 2022 Oberbayern Regierungsbezirk Koniglich bayerisches Kreis Amtsblatt von Oberbayern 1860 1860 google com abgerufen am 7 Dezember 2022 Handbuch der neuesten Kirchengeschichte seit der Restauration von 1814 Abgerufen am 5 Dezember 2022 Einige Worte uber die Unfehlbarkeitsadresse In Allgemeine Zeitung Scan 307 21 Januar 1870 bsb muenchen de abgerufen am 5 Dezember 2022 Die altkatholische Bewegung der Gegenwart deren Ursprung Entwicklung und Ziel in 50 Fragen und Antworten Fortsetzung S 518 f doi 10 5169 seals 403797 Referate und Vortrage des III internationalen Altkatholiken Kongresses in Rotterdam vom 26 bis 29 August 1894 S 805 doi 10 5169 seals 403295 Hermann Rolfus Kirchengeschichtliches in chronologischer Reihenfolge von der Zeit des vaticanischen Concils bis auf unsere Tage Mit besonderer Berucksichtigung der kirchenpolitischen Wirren F Kupferberg 1879 google com abgerufen am 7 Dezember 2022 Peter Knoodt und sein geistiger Werdegang nach neuentdeckten Briefen S 173 doi 10 5169 seals 404571 Augsburger neueste Nachrichten Schwabischer Kurier Jahrgang 9 12 Oktober 1870 S 3636 bavarikon de abgerufen am 7 Dezember 2022 Der Altkatholizismus in Deutschland 1871 1911 S 99 doi 10 5169 seals 403804 Friedrich H Vering Die Beschwerde des Bischofs von Augsburg gegen das bayr Ministerium wegen Verfassungsverletzung In Archiv fur katholisches Kirchenrecht mit besonderer Rucksicht auf das vaticanische Concil S LXXXI CXXV 1872 archive org abgerufen am 7 Dezember 2022 Johannes Friedrich als Fuhrer der altkatholischen Bewegung S 255 doi 10 5169 seals 403919 Der Altkatholizismus in Deutschland 1871 1911 Fortsetzung S 349 f doi 10 5169 seals 403813 Bayern Landtag Kammer der Abgeordneten Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des Bayerischen Landtages Landtagsversammlung 1871 72 1872 google com abgerufen am 8 Dezember 2022 Johann Kirchinger Wie die Politik in Bayern katholisch wurde Kulturkampf im bayerischen Landtag 2013 S 9 abgerufen am 7 Dezember 2022 Die Utrechter Kirche und der Altkatholizismus S 28 doi 10 5169 seals 403975 Der altkatholische Klerus von Sackingen Waldshut und Zell im Wiesental S 66 f doi 10 5169 seals 747048 Dick Schoon Heimatlose im katholischen Europa des 19 Jahrhunderts Fortsetzung doi 10 5169 seals 405031 Ministerialblatt fur Kirchen und Schulangelegenheiten im Konigreich Bayern Kastner amp Callwey 1878 google com abgerufen am 7 Dezember 2022 Der Altkatholizismus in Deutschland 1871 1911 Fortsetzung S 507 doi 10 5169 seals 403817 Bernhard Windscheid an Peter Knoodt S 45 doi 10 5169 seals 404705 Neue Zurcher Zeitung Nr 5 17 Februar 1915 e newspaperarchives ch abgerufen am 6 Dezember 2022 Der altkatholische Klerus von Sackingen Waldshut und Zell im Wiesental S 33 doi 10 5169 seals 747048 Friedrich Michelis 1815 1886 S 310 f doi 10 5169 seals 403788 Historischer Verein von Oberbayern Jahresbericht des Historischen Vereins von Oberbayern 1861 google com abgerufen am 7 Dezember 2022 Normdaten Person GND 1144306124 lobid OGND AKS VIAF 3302151112571237180005 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Renftle JosephALTERNATIVNAMEN Renftle JosefKURZBESCHREIBUNG deutscher romisch katholischer und spater altkatholischer GeistlicherGEBURTSDATUM 6 Marz 1823 oder 23 Marz 1823GEBURTSORT BalzhausenSTERBEDATUM 28 Marz 1881STERBEORT Sauldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joseph Renftle amp oldid 239380731