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Zell ist ein Ortsteil der Gemeinde Eisenberg im Landkreis Ostallgau Ansicht von Zell vor 1900Ortsansicht von NordwestenZell Luftansicht von NordenZell Eisenberg Luftansicht von Osten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung der Ortschaft 1 2 Ausbau der Ansiedlung 1 3 Grundherrschaft 2 Pfarrei Zell 3 Hausnamen 4 Flur 5 Lage der Flurstucke 6 Molkerei Zell 7 Denkmaler 7 1 Pestfriedhof 7 2 Bildstock 7 3 Grabmaler 8 Zell heute 9 Personlichkeiten 10 Einzelnachweise 11 LiteraturGeschichte BearbeitenEntstehung der Ortschaft Bearbeiten Der Ortsname Zell ist aus ahd cella Kloster Zelle Kammer abgeleitet Er hat hier aber eine erweiterte Bedeutung denn eine klosterliche Ansiedlung lasst sich nicht nachweisen Der Begriff beschreibt in diesem Fall einen Wirtschaftshof der vermutlich zum Bau der Burg Eisenberg angelegt wurde Ohne diesen Stutzpunkt waren der ganze Bau und die Versorgung der Arbeitskrafte unvorstellbar 1 Weil nach neueren Forschungen 2 die Errichtung der Burg in die Zeit um 1315 zu datieren ist muss dieser Wirtschaftshof auch damals entstanden sein Ausbau der Ansiedlung Bearbeiten Von diesem ehemaligen Wirtschaftshof ist eine rege Rodungs und Kultivierungsarbeit ausgegangen Daran beteiligt wird auch jener Hans Morach in der Zell gewesen sein dem Anna von Freyberg Eisenberg und ihre Sohne 1408 ein Drittelgutlein auf dem Dolden in der Schweinegg verkauften 3 Morach war der Inhaber von einem der vermutlich sechs Bauernguter die durch Teilungen bis etwa 1450 aus dem alten Siedlungskern hervorgegangen sind Er ist der erste Zeller den wir namentlich kennen Grundherrschaft Bearbeiten Als Bertold von Hohenegg 1382 sein Eigentum namlich die Burg Eisenberg samt Zugehor dem Herzog Leopold III von Osterreich uberliess erhielt er unter dem gleichen Datum diesen Besitz als Lehen vom Herzog zuruck fur sich und seine Erben 4 Zu diesem Lehen gehorten auch die Bauernguter der Ortschaft Zell Bei der Abspaltung der Herrschaft Hohenfreyberg etwa im Jahre 1410 kamen dann vermutlich zwei Guter an Friedrich von Freyberg Eisenberg zu Hohenfreyberg der Rest blieb seinen Brudern Peter und Heinrich von Freyberg Eisenberg Bei einer weiteren Guterteilung 1467 5 unter den Sohnen Peters entstand noch die neue Herrschaft Freyberg Eisenberg Hopferau Nun gab es in Zell drei Grundherrschaften Freyberg Eisenberg mit zwei Gutern der Hof des Bartlin Schuller und der der Brechtlerin Freyberg Eisenberg Hohenfreyberg zwei Hofe Freyberg Eisenberg Hopferau ein Hof des Spies und des Wilhalm sowie der des Jorg Berchtol d und des Doman Taschler Beide Anwesen kamen spater wieder zur Herrschaft Freyberg Eisenberg Dies fuhrte bisweilen zu komplizierten Verhaltnissen in Zell Wenn beispielsweise ein Madchen aus einem Hof der Herrschaft Freyberg Eisenberg in ein Anwesen der Herrschaft Freyberg Eisenberg Hohenfreyberg heiratete musste die Frau sich der Leibeigenschaft entledigen und an den bisherigen Grundherrn fur ihr ausser Landes gebrachtes Vermogen den Abzug bezahlen 6 Differenzen zwischen den eisenbergischen und hohenfreybergischen Untertanen gab es u a immer wieder wegen der Weiderechte in der Breiten Wies 7 ein sehr grosses Grundstuck unterhalb der heutigen Schlossbergalm Diese Wiese bewirtschaftete vor der ersten Herrschaftsteilung der Schlossbergbauer damals als Inhaber des eisenbergischen Bauhofes Bei der Abspaltung der Herrschaft Hohenfreyberg wurde offenbar das Weiderecht auf der Breiten Wies nicht eindeutig geregelt Deshalb war 1692 der hohenfreybergische Amtmann Franz Hacker in Zell beim Wiedemann der Meinung dass auch hohenfreybergische Bauern dort Triebrechte hatten Pfarrei Zell BearbeitenIm Vertrag von 1382 mit dem Bertold von Hohenegg seine Herrschaft dem Herzog Leopold uberliess wird noch keine Kirche in Eisenberg erwahnt Die Untertanen mussten teilweise einen uber zweistundigen Fussmarsch zur Hopfener Pfarrkirche antreten wenn sie den Gottesdienst besuchen wollten Das war vor allem im Winter sehr beschwerlich Deshalb versuchten die Freyberger als Nachfolger der Hohenegger eine eigene Pfarrei Zell zu begrunden Sie mussen als Stifter der Kirche St Moritz angesehen werden Der Bau des Gotteshauses ist sicher vor 1460 erfolgt denn in diesem Jahr genehmigte der Augsburger Bischof Peter eine Stiftung des Hopfener Pfarrers Konrad Binwang fur den Unterhalt eines eigenen Cooperators Hilfsgeistlichen in Zell 8 Damit wurde Zell eine Kuratie der Pfarrei Hopfen Als erster Kurat wird aber erst 1549 ein Ubaldus Keller genannt 9 Ein weiterer Schritt in Richtung einer selbstandigen Pfarrei war das Jahr 1626 als Bischof Heinrich Bestattungen im Friedhof um St Moritz genehmigte Trotzdem dauerte es noch lange bis 1787 durch ein Ordinariatsdekret die Kuratie Zell zu einer selbstandigen Pfarrei erhoben wurde Nun durften sich die Geistlichen in Zell mit Fug und Recht als Pfarrer bezeichnen Hausnamen BearbeitenNr Strasse HausnameAnwesen des alten Ortskerns1 Dorfstrasse 7 Gabler 2 Dorfstrasse 9 Seidemann Grosser Brenner Hauptkossel 3 Dorfstrasse 12 Heiland Burgenmuseum 4 Dorfstrasse 13 Backer Hipp 5 Dorfstrasse 15 Bickel Wiedemann 6 Dorfstrasse 17 Nuschele 7 Dorfstrasse 19 Seffel 8 Dorfstrasse 20 Daumeler 9 Dorfstrasse 23 Holl Kossel 10 Dorfstrasse 25 Bauerle 11 Dorfstrasse 27 Isaak Wagner 12 Burgweg 2 Keller Mayr Lang Anwesen auf eisenbergischem Hofgut13 Kirchweg 2 Pfarrhof 14 abgegangen Mesmer 15 Kirchweg 3 Nigg Friedl 16 Dorfstrasse 4 Barler 17 Burgweg 8 Bruner Stadele 1792 Anwesen mit einer Entstehungszeit zwischen 1800 und 194518 Schulweg 4 alte Schule Reng 1818 19 Dorfstrasse 3 Schlossbauer 1835 20 Burgweg 4 Heilands Hans Hartle Haus Burgwache 1847 21 Burgweg 3 Santeler 1866 22 Schulweg 1 Weiss 1871 23 Dorfstrasse 18 Kaskuche Fichtl 1883 24 Zeller Strasse 1 Wegmacher 1885 25 Dorfstrasse 5 Settele 1927 Anwesen mit einer Entstehungszeit nach 1945 unvollstandig Angerweg 1 Sommer 2013 Flur Bearbeiten nbsp Das Esch von ZellDie Flur von Zell gliedert sich in die Waldungen am nordlichen Schlossberg in das Esch um die Ortschaft und in die Allmende sudlich der heutigen Kreisstrasse OAL 2 Grossere Ackerflachen im Esch waren die Langacker die Steinacker die Sandgrub der Seestall das Stockach der Aufgang die Melbacker und der Hofgarten Aus ehemals herrschaftlichem Besitz herausgebrochen waren die Acker im Vogelherd und die im Anger In der Au lagen einmahdige Wiesen ebenso in der Sulz Torf wurde in den Moosteilen gestochen Lage der Flurstucke BearbeitenDie Lage der einzelnen Flurstucke Langacker 47 608 10 578 Steinacker 47 6065 10 582 Sandgrub 47 6099 10 584 Seestall 47 6087 10 5835 Aufgang 47 6075 10 588 Melbacker 47 6068 10 5865 Hofgarten 47 606 10 584 Vogelherd 47 607 10 5896 Anger 47 6061 10 589 Au 47 6033 10 5845 Sulz 47 6041 10 5733 Moosteile 47 6055 10 577Molkerei Zell Bearbeiten nbsp Die Kaskuche in Zell 1930Nach der Einfuhrung der Milchwirtschaft im Allgau durch Carl Hirnbein entstand auch in Zell eine sogenannte Hauskaserei Ab etwa 1850 wurde im Keller des Anwesens beim Bickl Emmentaler hergestellt spater im Anwesen beim Sefl Die Produktion erfolgte damals nur im Winter weil die Bauern im Fruhjahr ihr Vieh verkauften und sich erst vor Einbruch der kalten Jahreszeit vorzuglich auf dem Markt im tirolischen Imst mit neuen Tieren eindeckten 10 Ungefahr 1870 beschloss eine damals wilde Genossenschaft aus Zeller Landwirten den Bau einer Molkerei Sie wurde vor dem Anwesen beim Daumeler errichtet dessen Besitzer den Boden dazu stiftete 1934 ist der unorganisierte Verein als Molkereigenossenschaft Zell beim Registergericht eingetragen worden Obwohl die Milchliefermenge der Zeller Bauern zuletzt nicht weniger als 602 257 l betrug war eine eigenstandige Molkerei nicht mehr rentabel genug 1967 beschloss eine Generalversammlung die Liquidation der Genossenschaft und den Beitritt zur Milchverwertung Ostallgau in Ruckholz Denkmaler BearbeitenPestfriedhof Bearbeiten nbsp Pestfriedhof in Zell Hauptartikel Pestfriedhof Zell An der Strasse nach Schweinegg liegt ausserhalb von Zell ein durch eine Bruchsteinmauer eingefriedeter Platz mit drei Kreuzen Das mittlere Holzkreuz wird von zwei Steinen mit schmiedeeisernen Kreuzen eingerahmt Es sind wohl Grabdenkmaler die aus dem Friedhof spater hierher versetzt wurden Der Tradition nach handelt es sich hier um einen Pestfriedhof der wohl um 1635 angelegt wurde 11 Damals starben im benachbarten Pfronten rund 55 aller Bewohner 12 Bildstock Bearbeiten nbsp Bildstock in ZellBeim Anwesen Burgweg 8 befindet sich ein alter Bildstock der die Jahreszahl 1733 tragt Auf den 125 cm hohen Stein ist ein Patriarchenkreuz aufgesetzt In der vergitterten Nische steht das Gnadenbild des Gegeisselten Heilands auf der Wies Auf einem alten Tafelbild anfangs 18 Jahrhundert das die rekonstruierte Burg Eisenberg und mit dem Burgberg und einen Teil von Zell darstellt ist ostlichen des Ortes im Feld ein Stein mit Kreuz dargestellt in der Legende als bilt Saul bezeichnet Dabei konnte es sich um diesen Bildstock handeln weil das Anwesen Burgweg 8 damals noch nicht bestand 13 Grabmaler Bearbeiten Im Friedhof und an der Pfarrkirche finden sich eine Reihe von eingemauerten historischen Grabsteinen am sudlichen Vorzeichen der Kirche Grabmal des Kuraten Georg Gom links DER HURT BEY DEN SHAF FEN O EIN GUETTER HURT R D GEORGIUS GOM PFAR RER IN ZELL 26 JAHR LA NG GEBOHREN ANNO 1676 GESTORBEN ANNO 1729 GOTT GEBE IHM UND IHNEN DEN FRIDEN dd Grabmal des Matthias Holzmann rechts Hier ruhet der ehrengeachtete Matthias Holzmann Mullermeister u Gemeinde vorsteher in Oberreuthe geb 18 Febr 1810 gest 21 Jan 1854 dd Du Theurer hast nun ausgelitten Und sankst so fruh ins stille Grab Der Schopfer liess sich nicht erbitten Der Dir ein bess res Leben gab R I P dd an der Westmauer des sudlichen Friedhofs Grabmal fur Joseph von Freyberg und seinen Sohn ganz rechts nbsp Grabmal fur Joseph von Freyberg EisenbergHic Jacet Perillustris ac Generosus D D JOSEPHUS MARIA L B D Freyberg et Eisenberg Natus XXI Januarii MDCC XXXVII Mortuus in Waizern III Februarii MDCCLXXV et Filius Eius Unigenitus Ludovi Josephus Maria Gerardus L B D Freyberg Natus XX Octobris MDCCLXX Natum Debitum solvit XX Novembris 14 R I P dd Grabmal fur Kurat Anton MayrHIER DER HIRTE DER SHAFEN DER HOCGELERTER HER HER ANTONI MAIR GEWESTER PARHER ALHIE dd Grabmal fur Maria Anna KonebergHier Ruth Maria Anna Konnbeg Ohl Miller Gebohrenne Bairhof von Eisenburg Starb als wochnerin 14 Junij 33 Im 34 Lebes Jahre R J B dd Grabmal fur Georg VoglerHier ruhet Georg Vogler Gemeindevorsteher 70 Jahre alt starb an der Auszehrung den 25 Juny 1825 dd Grabmal fur Franz Joseph KonebergHier ruht F Joseph Konneberg Ohlmuller von Eisenburg gebohren gestorben 28 November 1854 Sanft ruh der gutte Mann Als Burger Vater Christ Hat er getreu gethan Was recht und edel ist R I P dd Zell heute BearbeitenFruher wurde Zell als grosster Ort mit der Pfarrkirche als Mittelpunkt der Gemeinde Eisenberg angesehen obwohl er am westlichen Rand des Gemeindegebietes lag Mit der Einrichtung einer Gemeindekanzlei im zentraler gelegenen Ortsteil Probsten seit 1979 Eisenberg hat sich die Bedeutung etwas verlagert Nach der Schliessung eines Dorfladens einer Niederlage der Baywa und einer Bankfiliale ist Zell nun zum reinen Wohnort geworden Durch die Ausweisung neuer Baugebiete und die Ansiedlung von Neuburgern hat sich die Zahl der Hauser jedoch seit 30 Jahren mehr als vervierfacht Neben der Landwirtschaft mit zwei Vollerwerbsbetrieben spielt nur noch der Tourismus eine Rolle Dazu stehen Zimmer und Ferienwohnungen und ein grosses Hotel zur Verfugung An offentlichen Einrichtungen befinden sich in Zell nun ein Stutzpunkt der Freiwilligen Feuerwehr ein Kindergarten und das Burgenmuseum 15 Der Schutzenverein Freyberg Eisenberg hat hier sein Vereinsheim Personlichkeiten BearbeitenErwin Hipp 1928 2012 Orthopade und Hochschullehrer Bertold Polcher 1941 1923 HeimatforscherEinzelnachweise Bearbeiten Thaddaus Steiner Historisches Ortsnamenbuch von Bayern Bd 9 Fussen Munchen 2005 S 203 Nr 433 Felix Schmitt Herrschaftsbildung im Raum um Fussen von 1250 bis 1320 In Alt Fussen 1992 S 152 und Joachim Zeune Eisenberg Kleine Burgenfuhrer Reihe S 4 Eitel Albrecht Schad von Mittelbiberach Die Schad von Mittelbiberach II Bd Weissenhorn 1971 S 387 Bayerisches Hauptstaatsarchiv Munchen RU Memmingen 79 und Hauptstaatsarchiv Wien AUR 1382 VI 5 Teilungsbrief der Herrschaft Eisenberg 1467 Abschrift in der Registratur der Herrschaft Hopferau im Stadtarchiv Fussen Staatsarchiv Augsburg Adel von Freyberg Nr 91 S 298 1710 Juni 3 Johann Nuschele Zell beim Nuschele lost seine Schwester Maria Viktoria Nuschele die sich in die Herrschaft Hohenfreyberg Zell beim Isaak verheiratet hat um 6 fl von der Leibeigenschaft Der Abzug betragt 17 fl 30 kr Staatsarchiv Augsburg Adel von Freyberg Nr 91 S 39 Anton von Steichele Das Bistum Augsburg Bd IV Augsburg 1883 S 569 Ludwig Dorn Das Visitationsprotokoll des Bistums Augsburg von 1549 In Jahrbuch des Vereins fur Augsburger Bistumsgeschichte 12 Jahrgang Augsburg 1978 S 213 Gemeindearchiv Eisenberg Historischer Ruckblick in den Akten der ehemaligen Molkerei in Zell Konrad M Muller Das Grosse Sterben im Allgau Heimatpflege Memmingen Herausgeber 2006 ISSN 0539 2896 S 78 Aufzeichnungen des Benefiziaten Johann Joseph Hipp 1813 im Gemeindearchiv Pfronten A 203 1628GK01 Johann Baptist Doser und Ludwig Holzner Die Ruinen Eisenberg und Hohenfreyberg In Alt Fussen 1932 Nr 3 4 Hier ruht der angesehene und wohlgeborene Herr Herr Joseph Maria Freiherr von Freyberg und Eisenberg geboren am 21 Januar 1737 gestorben am 3 Februar 1775 und sein einziger Sohn Ludwig Joseph Maria Gerard Freiherr von Freyberg geboren am 20 Oktober 1770 gestorben am 20 November www burgenmuseum eisenberg deLiteratur BearbeitenBertold Polcher Hausgeschichte Eisenberg Ortsteil Zell Vervielfaltigtes Manuskript 2008 Albert Guggemos Eisenberg im Wandel der Zeit Gemeinde Eisenberg 2006 Bertold Polcher Zell 200 Jahre St Moritz Festschrift 1987 47 604722222222 10 586666666667 Koordinaten 47 36 N 10 35 O Ortsteile der Gemeinde Eisenberg Baumgarten Eisenberg Gschrift Holz Hummel Kogel Lieben Oberdolden Oberreuten Osterreuten Schweinegg Speiden Stockach Unterdolden Unterreuten Weizern Zell Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zell Eisenberg amp oldid 238915265