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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Vogelherd Begriffsklarung aufgefuhrt Ein Vogelherd ist ein Fangplatz an dem verschiedene Vogelarten lebend gefangen wurden Der Vogelfang diente nicht nur dem Nahrungserwerb er war bis ins 19 Jahrhundert eine beliebte Freizeitbeschaftigung auch oberer Gesellschaftsschichten Je nach Saison und Vogelart kamen in der Regel unterschiedliche Vogelfallen zum Einsatz Neben fest eingerichteten Vogelherden gab es auch andere Formen der Vogeljagd Wahrend als Vogelherd meist Fangplatze fur Kleinvogel bezeichnet werden schliessen Vogelweiden auch Fangplatze fur Jagdvogel ein Kupferstich eines Vogelherds von 1695 Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau und Funktion 2 Nachweise 3 Rezeption 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAufbau und Funktion Bearbeiten nbsp Skizze eines Vogelherds von F E Jester 1884 nbsp Ein Notgeldschein aus Neuhaus am Rennweg mit einer Darstellung am und im Vogelherd von 1921Die aufwendige Fangvorrichtung basiert auf einem mit Futter bestreuten Platz dem Herd auf dem Vogel von einem Vogelfanger dem Vogelsteller mit manuell ausgelosten Schlagnetzen uberdeckt und damit lebendig gefangen werden Zum Anlocken wurden Vogel derselben Art verwendet sogenannte Lock Ruf und Laufvogel Nur die Lockvogel konnten auch durch ausgestopfte Exemplare ersetzt werden die Ruf oder Laufvogel mussten stets lebendig sein Die Rufvogel waren versteckt in Kafigen ringsum den Herd und die Laufvogel waren mittendrin so an Pflocken angebunden dass sie die Flugel bewegen und hin und her laufen konnten 1 Zum verdeckten Bedienen der Schlagnetze wurde eine aussen mit Tannenreisig verkleidete Hutte benotigt zum eigentlichen Herd hin mit einem Guckloch und darunter ein Loch fur die Ruckleine der Schlagnetze Diese Ruckleine war mit diversen Ober Unter und Querleinen verbunden die das schnelle Schliessen der Schlagnetze aus der Hutte heraus ermoglichten Bei entsprechender Grosse und Ausstattung der Hutte wurden nachts hierin auch die Ruf und Laufvogel verwahrt 2 Aus der notwendigen Schnelligkeit der Schlagnetze ergab sich eine ideale Grosse von ca 12 m Lange und ca 6 m Breite fur die Netze der gesamte Vogelherd war also rund 20 m 10 m gross und wurde auch meist schon im Fruhling und dauerhaft angelegt Daher wurden Vogelherde nach aussen hin meistens auch von Buschen umgeben und nicht nur von temporaren Zaunen Erst mit den umstehenden Hecken waren die einzufangenden Vogeln vor Raubvogeln sicher und setzten sich somit auch auf den mit Futter bestreuten Erdboden 2 Nachweise BearbeitenViele Flurnamen Am Vogelherd Vogelsperre Vogelsberg Zum Vogelfanger Vogler Vogelherdhohle etc erinnern an solche Areale Einige dieser Fangplatze konnten bereits archaologisch oder archivalisch nachgewiesen werden oder sind auf zeitgenossischen Illustrationen uberliefert In Bayern haben sich einige mutmassliche oder gesicherte Vogelherde als rechteckige oder ovale Bodenerhebungen erhalten Erdwerk im Taitinger Holz Hier lassen sich auch einige sogenannte Roccoli Rockerl nachweisen Es handelt sich hierbei um Erdhugel die entweder speziell fur diesen Zweck aufgeworfen wurden oder ursprunglich Turmhugel oder fruhgeschichtliche Grabhugel gewesen sein konnten Der Kupferstecher Michael Wening uberlieferte auch diese ursprunglich aus Suditalien stammende Sonderform auf einem seiner Stiche Turmhugel Kaysersberg Im Tessin standen sogar steinerne Beobachtungsturme auf solchen Fanghugeln Vogelherde befanden sich beispielsweise auf dem Schmausenbuck in Nurnberg Dort wurden die Vogel bis zum Verbot 1806 durch sogenannte Vogelsulzen Wasserstellen angelockt und mit Leimruten und Netzen fur den spateren Verzehr gefangen Die archaologische Wiederentdeckung dieses Bodendenkmaltyps gelang sozusagen als Nebenprodukt der topographischen Denkmalervermessung Vorher wurden viele Vogelherde gelegentlich fur kleine Wehranlagen oder Langhugelgraber gehalten oder waren sogar esoterischen Interpretationen ausgesetzt Rezeption Bearbeiten nbsp Die Gasse Finkenherd in Quedlinburg Die Inschrift unter dem Strassenschild lautet Die sagenreiche Stelle wo dem Sachsenherzoge Heinrich die deutsche Konigkrone angeboten sein sollJohann Nepomuk Vogl beschreibt in seiner Ballade Herr Heinrich sitzt am Vogelherd 1835 wie Konig Heinrich dem Vogler nahe bei einem Vogelherd die Konigskrone angetragen worden sei Dies ist eine Geschichtslegende deren Ausschmuckungen u a war Heinrich niemals Kaiser stets nur deutscher Konig im geschichtlichen Zusammenhang jedoch nicht bestatigt sind auch wenn in Quedlinburg bis heute der legendare Finkenherd als historischer Schauplatz gezeigt wird Eine ahnliche Uberlieferung gibt es fur die Wallburg Pohlde die auch die Bezeichnung Konig Heinrichs Vogelherd tragt und fur das Dorf Heinrichshagen am Vogler In Theodor Fontanes Ballade Archibald Douglas 1854 erinnert der gealterte Graf Douglas den schottischen Konig Jakob an den See und den Vogelherd wo sie einst zusammen gejagt hatten Literatur BearbeitenHermann Kerscher Il Roccolo Das Rockerl In Das archaologische Jahr in Bayern 1990 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1991 S 183 187 Hermann Kerscher Vogelherde in Nordostbayern In Das archaologische Jahr in Bayern 1991 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1992 S 201 ff Kurt Lindner Die Jagd im fruhen Mittelalter Berlin 1940 Karl Otto Sauerbeck Herr Heinrich sass am Vogelherd Beobachtungen zur mittelalterlichen Vogeljagd und deren Symbolik In Fachprosaforschung Grenzuberschreitungen Band 10 2014 S 57 79 Siehe auch BearbeitenVogelkojeWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Bird hearth trap Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ein ausfuhrlicher Artikel uber Vogelherd aus der Oeconomischen Encyclopadie 1773 bis 1858 herausgegeben von D Johann Georg Krunitz Die Vogelfanger von NurnbergEinzelnachweise Bearbeiten Dr Hermann Furst Illustriertes Forst und Jagd Lexikon Verlag Paul Parey Berlin 2 Auflage 1904 S 815 a b Friedrich Ernst Jester Die kleine Jagd Brockhaus Leipzig 1884 S 523 553 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vogelherd amp oldid 238386529