www.wikidata.de-de.nina.az
Archibald Douglas ist eine Ballade von Theodor Fontane aus dem Jahr 1854 Sie schildert die unausloschliche zu jedem Opfer bereite Liebe des verbannten Titelhelden zu seiner schottischen Heimat die schliesslich auch seinen Konig versohnt Archibald Douglas in Argo 1857 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Kommentar 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksInhalt BearbeitenDie Ballade beginnt mit einem Selbstgesprach Archibalds Ich hab es getragen sieben Jahr und ich kann es nicht tragen mehr wo immer die Welt am schonsten war da war sie od und leer Der gealterte Douglas kann seine Verbannung aus Schottland nicht langer ertragen Trotz der ihm bei Ruckkehr drohenden Todesstrafe wagt er sich im Pilgerkleid in die Heimat und trifft seinen Konig Jakob auf der Jagd Douglas beteuert seine Unschuld an dem was meine Bruder Dir angethan und erinnert den Konig an dessen Kinderzeit Wo ich Dich fischen und jagen froh Und schwimmen und springen gelehrt Der Konig erschlagt ihn zwar nicht will ihn aber auch nicht anhoren Ich seh Dich nicht ich hore Dich nicht Das ist Alles was ich kann Ein Douglas vor meinem Angesicht War ein verlorener Mann Mit diesen Worten treibt der Konig sein Pferd bergan Graf Douglas halt Schritt und fleht ihn lieber zu toten als ihm die Ruckkehr zu verweigern Endlich halt der Konig inne springt ab und nimmt den Grafen wieder als Seneschall in seinen Dienst Der ist in tiefster Seele treu Wer die Heimath liebt wie Du Kommentar BearbeitenUm seine Douglas Ballade der altschottischen Balladentradition anzupassen ubernahm Theodor Fontane die sogenannte Chevy Chase Strophe der altenglischen und altschottischen Balladendichter Noch im Jahr 1848 war ihm wie er in seiner 1898 erschienenen Autobiographie Von Zwanzig bis Dreissig 1 berichtet Bischof Percys Reliques of ancient English poetry und bald danach auch Walter Scotts Minstrelsy of the Scottish border in die Hande gekommen zwei Bucher die auf Jahre hin meine Richtung und meinen Geschmack bestimmten Dort referiert Scott in einer Fussnote der Einleitung 2 die ruhrende Geschichte affecting story des Archibald Douglas of Kilspindie 3 der bei seinem Konig jedoch keine Gnade findet sondern in die Verbannung nach Frankreich zuruckkehren muss wo er an gebrochenem Herzen stirbt Scott nennt dabei als seine Quelle David Hume of Godscroft The History of the House and Race of Douglas and Angus 4 Die dortige Passage mit der wahren Geschichte des Archibald of Kilspindie hat Scott wortlich und vollstandig in Anmerkung 12 zum funften Gesang seiner Versdichtung The Lady in the Lake ubernommen mit dem Zusatz dass er von ihren einfachen und ruhrenden Eigenheiten selbst mehr Gebrauch gemacht hatte wenn sein Freund John Finlay 1782 1810 sie nicht schon zu einer ergreifenden Ballade verwoben hatte 5 Dem schottischen Sanger Albert Bernhard Bach 1844 1912 schrieb Fontane auf dessen Anfrage nach der Quelle seiner Ballade unter dem 16 Juli 1889 aus Kissingen 6 Die Ballade stammt aus dem Jahre 1853 Ich blatterte damals in einer schaudervoll schlechten Ubersetzung Walter Scotts und fand in diesem Bande der eine der weniger bekannten grosseren epischen Dichtungen W Scotts Titel leider vergessen enthalt eine lange fast 7 Seiten bedeckende Anmerkung die von diesem Streite zwischen Konig Jakob ich glaube der IV und der Douglas Familie erzahlt und eingekapselt aber ziemlich kurz auch des von mir behandelten Vorganges Erwahnung thut Der historische Verlauf war aber wie W Scott in eben dieser Anmerkung mittheilt ein anderer Konig Jakob begnadigte den Archibald Douglas nicht was entweder dem alten Chroniken Schreiber oder vielleicht auch erst Walter Scott selbst Veranlassung giebt die Harte des Konigs zu tadeln denn so wortlich kopiert A king s face Shall give grace dd Dieser Reim nimmt sich im Drucke gerade so aus wie hier das heisst er steht nicht mitten im Text sondern erklart sich durch den weissen leeren Raum links und rechts wodurch Sie beim Nachblattern die Stelle leicht entdecken konnen Nochmals also Weniger bekannte epische Dichtung lange Anmerkung und in der letzten Anmerkung die sehr scharf abweichenden zwei Zeilen Nicht Last Minstrel nicht lady of the lake nicht Floddenfield Die typographische Besonderheit die Fontane so sehr hervorhebt zeichnet anscheinend allein die Version der Archibald Douglas Geschichte aus die im 26 Kapitel von Scotts Tales of a Grandfather Being the History of Scotland geboten wird und zwar die englische Originalversion 7 ebenso wie die deutsche Ubersetzung von Karl Ludwig Kannegiesser 1781 1864 8 Man wird sie daher wie Max Runze 1899 9 fur Fontanes erste und entscheidende Begegnung mit dem Stoff halten konnen auch wenn es sich dabei nicht um eine Anmerkung handelt und ebenso wenig um epische Dichtung Fontane selbst war davon aber nicht uberzeugt wie er im Januar 1893 an Richard Maria Werner schrieb 10 Irgendwo in Walter Scott entweder in den Erzahlungen eines Grossvaters oder noch wahrscheinlicher in einer der kleineren und weniger bekannt gewordenen epischen Dichtungen findet sich eine lange Anmerkung in der es ungefahr heisst Jakob V hatte viel Streit mit dem Adel besonders mit der Douglas Familie Archibald Douglas wurde schliesslich auf Lebenszeit verbannt Nach 7 Jahren kam er wieder und stellte sich bittend dem Konig entgegen Der Konig wies ihn aber ab und so musste er das Land abermals verlassen Ein englischer Konig wenn ich nicht irre Heinrich VIII missbilligte dies und sprach den Reimspruch A King s face Shall give grace Soweit die Anmerkung beilaufig das Einzige was ich aus dem ganzen dicken Buche las das ich beim Abstauben nur zufallig aufgeschlagen hatte Diese kleine Douglas Geschichte machte einen grossen Eindruck auf mich und da ich ganz der Ansicht von Heinrich dem Achten war so modelte ich den Stoff in dem entsprechenden Sinne Die Ansprache des Douglas und die Antwort des Konigs darauf schrieb ich noch an demselben Abend und zwar auf dem kalten weissgetunchten Vorflur des K oniglichen Schauspielhauses Ich holte meine Frau ab und seh mich noch stehn wie ich ein kleines Blatt nach dem andern an den Wandpfeiler legte um mit dem Bleistift der keine rechte Spitze mehr hatte besser schreiben oder doch das Notigste festhalten zu konnen Es ist jetzt gerade 40 Jahre her Da Fontanes Ballade inhaltlich am meisten mit der schon erwahnten Fussnote zu Minstrelsy of the Scottish Border 2 ubereinstimme sah Hans Rhyn 11 Fontanes Quelle dort Fontanes briefliche Mitteilung vom 20 Mai 1868 an seine Frau er lese mit Entzucken Scotts Erzahlungen eines Grossvaters spreche nicht dafur dass eine Passage daraus Fontane zu einem seiner ersten literarischen Triumphe inspiriert habe Umgekehrt fallt es allerdings ebenso schwer zu glauben dass Minstrelsy of the Scottish Border eines von zwei Buchern die nach Fontanes eigenen Worten auf Jahre hin meine Richtung und meinen Geschmack bestimmten 1 das dicke Buch gewesen sein soll das er beim Abstauben nur zufallig aufgeschlagen hatte um darin als Einziges die Anmerkung uber Archibald Douglas zu lesen und das er bis zu seinem Tod nicht als Quelle seiner Ballade zu identifizieren vermochte Am 3 Dezember 1854 trug Fontane die Ballade unter dem Titel Der Verbannte beim Stiftungsfest des Tunnels uber der Spree in Arnims Hotel Unter den Linden 44 in Anwesenheit von Theodor Storm unter grossem Jubel zum ersten Mal vor 12 Fontane erinnerte sich daran in Von Zwanzig bis Dreissig wie folgt 1 Ich gehorte dem Tunnel unausgesetzt ein Jahrzehnt lang an und war wahrend dieser Zeit neben Scherenberg Hesekiel und Heinrich Smidt das wohl am meisten beisteuernde Mitglied des Vereins Die grosse Mehrzahl meiner aus der preussischen aber mehr noch aus der englisch schottischen Geschichte genommenen Balladen entstammt jener Zeit und manche gluckliche Stunde knupft sich daran Die glucklichste war als ich ich glaube bei Gelegenheit des Stiftungsfestes von 1853 oder 54 meinen Archibald Douglas vortragen durfte Der Jubel war gross Der erste Druck erfolgte wie sich erst 1986 herausstellte in Deutsche Jugendzeitung redigiert verlegt und herausgegeben von Christian Julin Fabricius Jahrgang 4 Nr 2 1 Quartal 1856 Seite 31 f unter dem Pseudonym Bornemann Berlin 13 Unter Fontanes Namen erschien die Ballade zuerst in Argo Album fur Kunst und Dichtung Breslau 1857 Seite 14 f Herausgeber Friedrich Eggers Theodor Hosemann Franz Kugler Historiker 14 Noch im selben Jahr legte Carl Loewe eine Vertonung fur Singstimme und Klavier Op 128 vor Literatur BearbeitenEdgar Neis Interpretationen von 66 Balladen Moritaten und Chansons Analysen und Kommentare Bange Hollfeld 1978 ISBN 3 8044 0590 8 Hans Rhyn Die Balladendichtung Theodor Fontanes mit besonderer Berucksichtigung seiner Bearbeitungen altenglischer und altschottischer Balladen aus den Sammlungen von Percy und Scott Verlag von A Francke Bern 1914 S 132 146 archive orgEinzelnachweise Bearbeiten a b c Der Tunnel uber der Spree 2 Kapitel a b INTRODUCTION Footnote 14 p xxv books google 1475 1536 genannt Greysteil vierter Sohn von Archibald Douglas 5 Earl of Angus und Onkel von Archibald Douglas 6 Earl of Angus Ehemann der verwitweten Isobel Hoppar Hopper pp 107 108 books google I would have availed myself more fully of the simple and affecting circumstances of the old history had they not been already woven into a pathetic ballad by my friend Mr Finlay p 121 books google John Finlay Archie O Kilspindie books google Carl Loewes Werke Gesamtausgabe der Balladen Legenden Lieder und Gesange fur eine Singstimme im Auftrage der Loeweschen Familie herausgegeben von Dr Max Runze Band III Schottische englische und nordische Balladen Breitkopf amp Hartel Leipzig o J 1899 S XI archive org books google Zwickau 1828 S 248 books google M Runze op cit S XII f archive org Erstveroffentlichung Zwei Briefe Theodor Fontanes in Die Nation Deutschland Band 16 Nr 5 vom 29 Okt 1898 S 71 72 books google auch in Fontane Werke Band 6 Hrsg Helmuth Nurnberger Hanser Munchen 3 Aufl 1995 ISBN 3 446 11456 4 S 974 Hans Rhyn Die Balladendichtung Theodor Fontanes mit besonderer Berucksichtigung seiner Bearbeitungen altenglischer und altschottischer Balladen aus den Sammlungen von Percy und Scott Verlag von A Francke Bern 1914 S 138 f archive org Karl Ernst Laage Unterwegs mit Theodor Storm ein literarischer Reisefuhrer Boyens Heide 2002 Seite 87 Roland Berbig Theodor Fontane im literarischen Leben de Gruyter 2000 Seite 167 ff books google http digital ub uni duesseldorf de dfg periodical pageview 1077008Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Archibald Douglas Quellen und Volltexte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Archibald Douglas Ballade amp oldid 239195066