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Johann Jakob Redinger 24 August 1619 in Neftenbach 10 Marz 1688 in Zurich war ein Schweizer evangelischer Geistlicher und Philologe 1656 lernte er in Amsterdam den Philosophen und Theologen Johann Amos Comenius kennen ab 1658 wirkte er in Frankenthal Pfalz als Rektor einer Lateinschule 1664 versuchte er den Grosswesir in Konstantinopel von der nahenden Endzeit in Kenntnis zu setzen und 1666 liess er dem franzosischen Konig Comenius chiliastische Schrift Lux in tenebris uberbringen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Ausbildung 1 3 Tatigkeit als Geistlicher 1 4 Tatigkeit als Soldat 1 5 Aufenthalt in Schaffhausen 1 6 Aufenthalt in Amsterdam 1656 1 7 Tatigkeit als Rektor 1 8 Reisen im Rahmen der Verbreitung von Schriften 1 9 Reise in die Turkei 1 10 Fortsetzung der Reisen zur Verbreitung von Schriften 1 11 Aufenthalt in der Schweiz 1 12 Aufenthalt in Amsterdam 1665 1 13 Reise nach Frankreich und Verbleib in der Schweiz ab 1666 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Johann Jakob Redinger war der Sohn des hessischen Schreiners Christian Redinger 1625 und dessen Ehefrau Verena geb Schlang 1592 1621 aus Neftenbach Sein Bruder war Bernhard Redinger Februar 1621 Aus der zweiten Ehe seines Vaters mit Elisabeth geb Sprenger hatte er zwei Halbgeschwister Johann Jakob Redinger war mit Barbara 25 Oktober 1690 Tochter des Dichters Johann Wilhelm Simler verheiratet die Ehe wurde 1667 geschieden gemeinsam hatten sie vier Kinder Ausbildung Bearbeiten Er erhielt ab 1630 eine Vor Ausbildung zum Pfarrer an der Lateinschule am Fraumunster bei Johann Rudolf Stucki 1660 1 in Zurich das er am Kollegium humanitas und am Collegium Carolinum fortsetzte seine Prufung erfolgte unter anderem gemeinsam mit dem spateren Theologen Johann Heinrich Hottinger Tatigkeit als Geistlicher Bearbeiten Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges war er von 1642 bis 1646 Feldprediger bei Oberst Hans Jakob Rahn im Piemont und in Katalonien Er wurde am 30 Mai 1646 vom Zurcher Rat zum Pfarrer in Dietikon Urdorf gewahlt Zur Pfarrei gehorten die Gemeinden Urdorf Dietikon und Spreitenbach der Sitz des Pfarrers war in Ober Urdorf die Bevolkerung von Dietikon und Spreitenbach war uberwiegend katholischen Glaubens 1647 schlug er die Vereinigung der beiden Pfarreien Urdorf und Dietikon mit Sitz des Pfarrers im Pfarrhaus Urdorf sowie die Einsetzung eines besonderen Geistlichen in Dietikon vor Er intensivierte von 1648 an die Katechisation in allen Gemeinden und liess auch die Kapelle in Urdorf umbauen 2 zu deren Spendern unter anderem Oberst Johann Jakob Rahn gehorte 3 dazu sorgte er auch dafur dass eine reformierte Schule in Dietikon errichtet wurde Redinger fuhrte immer wieder Klage gegen das Vorgehen und Verhalten des Klosters Wettingen und des Abts Niklaus von Flue gegenuber der reformierten Gemeinschaft sodass es am 18 Juli 1647 zu einer Konferenz zwischen dem Zurcher Burgermeister Rahn dem Statthalter Leu und dem Abt kam es endete damit dass der Abt versprach den Klagen Abhilfe zu schaffen Daraufhin suchte Redinger am 22 Juli 1647 den Abt auf der nun jedoch begann mit Ausfluchten zu argumentieren worauf Redinger sich am 29 Juli 1647 erneut an den Rat wandte Im Laufe der nachsten Jahre nahmen die Reibereien immer mehr zu unter anderem weil der Abt den reformierten Gemeindeangehorigen Vorschriften machen wollte und Verbote aussprach Wahrend kriegerischer Handlungen zwischen Zurich und dem Kanton Schwyz als Rapperswil von den Zurchern belagert werden sollte siehe auch Belagerung von Rapperswil liess Redinger den Prediger von Dietikon einen Monch des Klosters Wettingen festnehmen und nach Zurich bringen Hierauf fuhrte der Landvogt in Baden eine Beschwerde gegen Redinger beim Rat in Zurich Der Rat entschied dass Redinger zu der Festnahme nicht befugt war zumal eine Untersuchung nicht Belastendes gegen den Pfarrer ergab und enthob ihn seines Amtes in Urdorf 4 Tatigkeit als Soldat Bearbeiten Weil Redinger sich weiterhin fur die reformierte Sache einsetzte ging er wahrend des Ersten Villmergerkrieges Anfang Januar 1656 als Hauptmann in das Lager des Generaladjutanten Burkli nach Oberwil im Freiamt Gemeinsam mit dem Generaladjutanten und Rittmeister Hans Konrad Escher kundschaftete er am 10 Januar 1656 an der Reuss einen Platz aus von dem die Truppen ubergesetzt werden konnten um sich dann mit den Bernern zu vereinen hierbei wurden alle bis auf Burkli gefangen genommen Im Marz 1656 erfolgte im Tausch gegen andere Gefangene seine Freilassung Seine Familie kam inzwischen bei seinem Schwager Munzmeister Hans Heinrich Simmler 1609 1686 unter Aufenthalt in Schaffhausen Bearbeiten In der Folgezeit wurde er auch aufgrund des Drucks der Funf Katholischen Orte am 19 Juli 1656 ausgewiesen daraufhin zog er in die Niederlande Noch vor seiner Ausweisung liess er in einer Auflage von 1 500 Exemplaren in Schaffhausen bei Johann Kaspar Suter sein lateinisch deutsches Worterbuch Latinisher Runs der Tutshen Sprachkwal drucken in der er beweisen wollte dass die deutsche Sprache die Mutter der griechischen lateinischen italienischen franzosischen und spanischen Sprache sei Wahrend des Aufenthaltes in Schaffhausen verkehrte er viel mit Stepan Spleiss 1623 1693 5 Rektor der dortigen Lateinschule heute Kantonsschule Schaffhausen der sich mit der Erforschung zur Verbesserung des Lateinunterrichtes beschaftigte Spleiss war auch ein Anhanger von Johann Amos Comenius dessen Lateinbuch Janua ebenfalls 1656 in Schaffhausen bei Suter gedruckt worden war Aus dieser Bekanntschaft mit Spleiss knupfte er dann die ersten Kontakte zu Camenius In Schaffhausen fasste Redinger den Entschluss als Lehrer weiter tatig zu sein zumal er die hebraische lateinische griechische franzosische italienische und spanische Sprache beherrschte Aufenthalt in Amsterdam 1656 Bearbeiten Nach seiner Ausweisung aus Zurich reiste er zu Comenius nach Amsterdam Auf der Hinreise lernte er in Frankfurt am Main den Apotheker Hans Konrad Lavater 1628 1691 kennen Ur Grossvater des spateren Pfarrers Johann Caspar Lavater der ihm Geld zur Weiterreise lieh Nachdem er am 4 Oktober 1656 in Amsterdam eintraf ubernahm er am 10 Marz 1657 eine Klasse mit 20 Schulern in der Lateinschule von Comenius Er liess auch einige Bucher von Comenius drucken und ubergab den Erlos zur Verwaltung an Johann Anton Pestalozzi 1641 1663 6 der ursprunglich im Auftrag seines gleichnamigen Vaters Geschafte in Amsterdam tatigte und nach dessen Tod dort blieb dieser Johann Anton Pestalozzi nahm auch regen Anteil an der schriftstellerischen Tatigkeit von Comenius Tatigkeit als Rektor Bearbeiten Redinger der sich inzwischen einen Namen als Lehrer der alten Sprachen und als Sprachmethodiker gemacht hatte wurde im Oktober 1658 von der kurpfalzischen Regierung als Rektor der Lateinschule heute Albert Einstein Gymnasium die bereits 1638 gegrundet worden war nach Frankenthal berufen Neben der Schulleitung begann er mit der Ubersetzung einiger lateinischer Bucher von Comenius ins Deutsche Das erste Schulbuch dass er in Frankenthal herausgab war 1659 die Komenische Sprach Lehr Im gleichen Jahre wurde er von dem Kurfursten der Pfalz Karl Ludwig beauftragt den Unterricht am neugegrundeten Gymnasium nach der Comenianischen Methode einzurichten Er begann nun auch sich mit den prophetischen Schriften von Comenius zu beschaftigen und kam zu dem Schluss dass die Turken die christliche Religion bedrohen wurden Reisen im Rahmen der Verbreitung von Schriften Bearbeiten Im April 1664 nahm er einen sechswochigen Urlaub um in seine Heimat in die Schweiz zu reisen um dort die Prophezeiungen von Comenius den weltlichen und geistlichen Raten zu ubergeben Am 26 April 1664 uberreichte er in Schaffhausen einige Exemplare an Burgermeister Meier am 29 April 1664 in Zurich an den Burgermeister Hans Heinrich Rahn 1593 1669 7 am 2 Mai 1664 einige Exemplare an den Burgermeister Johann Rudolf Wettstein in Basel und am 7 Mai 1664 an Schultheiss Niklaus Dachselhofer in Bern Aufgrund von Traumen und Gesichtern die er hatte reiste er weiter nach Frankreich und traf am 2 Juni 1664 in Fontainebleau ein Uber einen Gardehauptmann liess er Konig Ludwig XIV mehrere Exemplare der Prophezeiungen von Comenius zukommen weitere uberreichte er Marschall Henri de La Tour d Auvergne vicomte de Turenne Von Fontainebleau reiste er weiter nach Paris und ubergab am 6 Juni 1664 mehrere Exemplare dem Erzbischof Hardouin de Perefixe vierzehn Tage spater reiste er nach Frankenthal zuruck Dort erfuhr er das ihm bereits vor seiner Ruckkehr durch den Kurfursten gekundigt worden war weil sich der Kaiserliche Gesandte aus Regensburg uber sein offentlich aufruhrerisches Verhalten gegen das Haus Osterreich beschwert hatte ebenso beklagte sich der franzosische Konig wegen eines Schreibens dass Redinger verfasst und an den Konig gesandt hatte Dies veranlasste Redinger einen Drohbrief an den Kurfursten zu verfassen dies fuhrte in der Folge dazu dass er dann innerhalb von acht Tagen mit Frau und Kindern des Landes verwiesen wurde In einer Bittschrift an den Kurfursten bat Redinger um eine Fristverlangerung fur seine Ehefrau und die Kinder damit diese den Besitz veraussern konnten der Bitte wurde stattgegeben es blieb jedoch bei seiner eigenen Ausweisung Reise in die Turkei Bearbeiten Weil er erkannt haben wollte was die Christen von seinen Offenbarungen hielten fasste er nun den Entschluss diese Offenbarungen den Turken und Juden zu uberbringen um ihnen den Willen Gottes anzuzeigen Er reiste uber Frankfurt am Main Leipzig und Prag nach Wien uberquerte heimlich die Donau sowie die Waag und kam im September 1664 in das turkische Heerlager in Neuhausl an bei seiner Ankunft wurde gerade nach dem Turkenkrieg 1663 1664 ein Friede zwischen den Kaiserlichen und den Turken geschlossen Er erhielt eine Audienz beim Grosswesir Koprulu Fazil Ahmed Pascha und versuchte diesen zum Christentum zu bekehren bis dieser ihn fragte ob er nicht Turke werden wollte Als er antwortete das sei unmoglich aber er sei uberzeugt dass die Turken Christen werden wollten wurde er aus der Audienz entlassen und fand Quartier im Zelt des Dolmetschers Drei Tage spater wurde er erneut zum Grosswesir gefuhrt und musste diesem die Offenbarungsschriften erklaren der sich dann mehrere Stunden mit ihm unterhielt Redinger bat den Grosswesir ihn nach Konstantinopel begleiten zu durfen und wurde darauf zum siebenburgischen Gesandten Ladislaus Balo gefuhrt unter dessen Schutz er in den folgenden sechs Wochen stand Nach dem Friedensschluss am 10 August 1664 reiste er mit dem turkischen Heer nach Mohacs und versuchte bei den Soldaten die turkische Sprache zu erlernen Bei der Ankunft in Mohacs warnte ihn Balo dass der Grosswesir beabsichtige ihn in Griechisch Weissenburg heimlich hinrichten zu lassen worauf Redinger die Flucht ergriff Fortsetzung der Reisen zur Verbreitung von Schriften Bearbeiten Mit einem siebenburgischen Adeligen reiste er nach Schassburg und suchte dort den siebenburgischen Fursten Michael I Apafi auf dem er ebenfalls die Offenbarungen uberreichte Der Furst schenkte ihm daraufhin ein Pferd und stellte ihm einen Passbrief aus Er reiste nun uber Zathmar und Eperies nach Lednitz und hielt sich dort zwei Tage beim Propheten Mikulas Drabik auf Drabik setzte ihm vor seinem Abschied noch ein Ermahnungsschreiben in lateinischer Sprache auf mit dem Datum vom 14 Dezember 1664 dass an die evangelischen Kur und Reichsfursten Stande und Stadte gerichtet war das Schreiben wurde von Redinger in das Deutsche ubersetzt Wahrend der Weiterreise kopierte er das Schreiben und sandte es an den Herzog von Schlesien Johann II Kasimir Kurfurst Johann Georg II von Sachsen und Kurfurst Friedrich Wilhelm von Brandenburg sowie nach Stuttgart Nurnberg Ulm Regensburg Bern Basel und Schaffhausen Ein Exemplar uberbrachte er spater dem Burgermeister von Zurich Gleichzeitig verbreitete er auch ein Register der Offenbarungsschriften sowie eine besondere gegen das Haus Osterreich gerichtete Klageschrift Ungarns die vermutlich ebenfalls von Drabik stammte In Sachsen wurde er durch verschiedene Rate in Brandenburg durch den Kurfursten personlich und in Kassel ebenfalls durch Rate angehort Am 16 Januar 1665 kehrte er zu seiner Familie nach Frankenthal zuruck und wurde umgehend fur mehr als drei Wochen im Schulhaus in Gewahrsam genommen bis er erneut ausgewiesen wurde Er ging zunachst nach Strassburg und hielt sich dort funf Wochen auf bemuhte sich jedoch vergeblich um eine Anstellung Nachdem er auch aus Strassburg vertrieben worden war fand er Schutz beim Herzog Friedrich Ludwig in Meisenheim der ihn auch bei nachster Gelegenheit als Rektor oder Lehrer anstellen wollte allerdings ergab sich diese Gelegenheit nicht Redinger unterhielt in dieser Zeit einen regen Briefwechsel mit seiner Ehefrau und den Kindern die ihm zu seinem Verhalten heftige Vorwurfe machten Ohne Aussicht auf eine Anstellung zog er weiter zum Kurfursten Karl I Ludwig nach Mannheim dort wurde er unmittelbar nach seiner Ankunft festgenommen und mit einem Fussband in das Stockhaus gelegt Inzwischen hatte seine Ehefrau den gesamten Besitz in Frankenthal verkauft und war mit den Kindern nach Zurich gezogen Aufenthalt in der Schweiz Bearbeiten Nach Redingers Haftentlassung zog er auch in die Schweiz und wurde nach seiner Ankunft in Zurich auch dort in Haft genommen Kurz darauf wurde ihm der Prozess gemacht weil er seine Familie verlassen und nicht mehr deren Unterhalt gesorgt hatte Seine Rechtfertigung dass sein Handeln dem gottlichen Willen entsprochen hatte und sein Sinnen und Tun nur auf das Wohl der Menschheit abgezielt habe fuhrte dazu dass man ihn fur einen Schwarmer und halbverruckten Menschen hielt der eigentlich in ein Spital gehore dies lehnte Redinger jedoch ab Nachdem Redinger nach seiner Verteidigung aus der Haft entlassen worden war durfte er nicht zu seiner Familie zuruckkehren und wohnte beim Wundarzt Heinrich Gessner Weil der Rat der Stadt Zurich nicht seiner Bitte entsprach seine Frau zu zwingen wieder zu ihm zu ziehen entschloss er sich wieder nach Holland zu ziehen Kurz zuvor schrieb er noch an seinen Bruder Bernhard in Neftenbach dieser moge gemeinsam mit Oberst Lochmann Ratsherr David Holzhalb und dem Wundarzt Heinrich Gessner dafur Sorge zu tragen dass die vier altesten Kinder zu Handwerkern ausgebildet werden jeglichen Schriftverkehr moge sein Bruder an die Adresse von Anton Pestalozzi in Amsterdam senden Am 24 August 1665 stellten ihm der Burgermeister und der Rat der Stadt einen Pass aus damit er die Reise nach Holland antreten konnte dazu erhielt er auch noch vom Antistes Johann Jakob Ulrich 1602 1668 8 ein Empfehlungsschreiben Aufenthalt in Amsterdam 1665 Bearbeiten Redinger brach am 27 August 1665 mit einem Schiff zu seiner Reise auf und fuhr den Rhein hinunter Nach seiner Ankunft in Amsterdam suchte er Comenius den evangelischen Pastor und Mitarbeiter von Comenius Johannes Rulicius 1602 1666 und den Handelsherrn Lorenz de Geer auf und berichtete diesen von seinem Vorhaben in der Kriegsflotte anzuheuern diese berichteten ihm dann jedoch dass es hierzu bereits zu spat sei Sie empfahlen ihm wenn er der Niederlande dienen wolle moge er einige tausend Eidgenossen anwerben um gegen den Bischof von Munster Christoph Bernhard von Galen zu ziehen Hierzu reiste er nach Grafenhag und richtete ein Schreiben an die Herren der Generalstaaten worin erklarte dass er geneigt sei aus Liebe zur wahren reformierten Religion den Herren einen angenehmen Dienst zu leisten durch die Beschaffung einiger tausend Mann aus den reformierten schweizerischen Kantonen und seine Dienste anzutragen hierzu legte er auch das Empfehlungsschreiben des Antistes bei Er ubergab an den Vertreter der Provinz Gelderland Herrn von Brackel eine Beschreibung eines Schweizerischen Regimentes mit monatlicher Beistellung 2000 Mann unter 12 Fahnen mit der Nennung der entsprechenden Personalkosten Den Vertretern der Generalstaaten waren die geforderten Betrage jedoch zu hoch Mit einem Geldgeschenk in Hohe von 150 Gulden wurde sein Ersuchen am 12 Oktober 1665 abgelehnt Nach dem Scheitern der Verhandlungen wohnte er zunachst bei Comenius in Amsterdam und erhielt Ubersetzungsauftrage von Comenius und Lorenz de Geer Zu diesen Ubersetzungen gehorte auch die Publikation des Syllogismus orbis terrarum practicus einer prophetischen Streitschrift gegen das Papsttum und das Haus Osterreich Comenius hatte ihm die lateinische Schrift zur Prufung uberlassen und er sollte sie fur Lorenz de Geer in das Deutsche ubersetzen Anfang 1666 vollendete Comenius auch seine Offenbarungsschrift Lux e Tenebris Licht aus der Finsternis 9 die dem franzosischen Konig als erstem Leser uberreicht werden sollte Reise nach Frankreich und Verbleib in der Schweiz ab 1666 Bearbeiten Redinger erhielt den Auftrag die Botschaft zu uberbringen weil er bereits zwei Jahre zuvor mit einem Auszug aus den Offenbarungen dahin gereist war Am 9 Marz 1666 uberreichte er den Syllogismus an den Erzbischof in Paris und am 16 Marz 1666 dem Grafen Comingis die chiliastische Schrift Lux e Tenebris der diese an den Konig weitergab Kurz darauf reiste er uber Mompelgard und Basel nach Baden im Aargau seine Ehefrau und Schwiegermutter die im Gasthof wohnten weigerten sich ihn zu empfangen trotzdem hielt er sich funf Wochen im gleichen Gasthof auf Nachdem sich Comenius fur Redinger beim Antistes in Zurich eingesetzt hatte traf dieser dort Ende Juni 1666 ein Weil er den Syllogismus drucken lassen wollte musste er sich am 4 Juli 1666 vor den Verordneten beider Stande des weltlichen und geistlichen auf der Chorherrenstube beim Grossmunster wegen seines Verhaltens verantworten Mitte Juli musste er erneut auf die Chorherrenstube und vor den Chorherren und drei Verordneten des Rats Rede und Antwort stehen Ihm wurde erneut sein Einsatz wegen den Offenbarungsschriften vorgeworfen dazu warf man um Untreue gegenuber seiner Ehefrau und Verletzung der Vaterpflichten vor allerdings wurde seiner Bitte auch nicht entsprochen wieder mit seiner Familie zusammen leben zu wollen weiterhin warf man ihm vor die Christen bei den Turken verraten und einen Aufruhr unter den Kur und Reichsfursten Standen und Stadten angerichtet zu haben Seinetwegen sei die evangelische Bevolkerung in Frankreich wieder mehr verfolgt worden dazu habe er einen unsoliden Lebenswandel gefuhrt Dies veranlasste den Rat ihn fur drei Wochen im Gefangnis in Haft zu nehmen Durch diese Massnahme wurde Redinger dazu bewegt sich von den Offenbarungen loszusagen allerdings bereute er dies dann sein Leben lang Den Widerruf zu den Offenbarungsschriften ubersandte er an seine Ehefrau und dieser kam durch Vermittlung ihres Bruders an die Obrigkeit Kurz darauf wollte er sich gewaltsam Zugang zu seiner Ehefrau verschaffen indem er ihre Zimmertur im Gasthof eindruckte Er setzte darauf ein Schreiben an die Obrigkeit auf in dem er namentlich den Antistes und seinen Schwager angriff die ihn verfolgen wurden Der Rat erkannte auf dieses Schreiben dass die Eheleute Redinger am 3 November 1666 seit uber einem Jahr zu Bett und Tisch geschieden seien worauf er das Land verlassen solle Hierzu werde er eingekleidet und erhalte etwas Zehrgeld Fur seine Reise stellte er Forderungen nach Empfehlungsschreiben und die Herausgabe des Offenbarungsbuches Die Chorherren drangen nun darauf ihn in ein Spital einweisen zu lassen Sein darauf verfasstes Anklageschreiben gegen seine Verfolger fuhrte dazu dass er Weihnachten 1666 vom Rathaus ins Spital gebracht wurde Als er nach Neujahr 1667 aus dem Spital entlassen wurde war er entschlossen im katholischen Luzern den Tod zu suchen weil diese besonders erbittert gegen seine Schriften vorgegangen waren In Luzern schrieb er einen Brief an den Schultheissen und den Rat der Stadt Luzern den er dann seinem Gastwirt zum Lesen gab Der Wirt hielt ihn darauf zwei Tage auf und riet ihm von seinem Vorhaben ab wenn er dem Schultheiss nicht auch zugleich die Bucher ubergeben konne Redinger entschloss sich die Bucher nun selbst aus Zurich zu holen Auf dem Weg dorthin traf er den Weibel von Knonau dieser eroffnete ihm er habe den Auftrag vom Landvogt ihn gefangen zu nehmen und zum Rathaus in Zurich zu bringen Die Gefangennahme solle erfolgen weil Redinger in Rifferswil gedroht habe die Herren von Luzern aufzufordern feindlich in die Landschaft Zurich einzufallen und sengen und brennen sollten Nach einem Verhor in Zurich wurde seine Uberweisung in das Gefangnis Wellenberg in der Limmat beschlossen Der Rat der sich inzwischen erneut beraten hatte fand schliesslich Redinger sei ein Weigelianer und Wiedertaufer und verfugte am 30 Januar 1667 seine Verlegung in die Wiedertauferstube in Oetenbach Am 1 August 1667 musste Redinger vor dem Ehegericht erscheinen und bekundete dort Besserung er wolle sich zukunftig mit Sprachforschung beschaftigen Das Ehegericht vertage sich daraufhin und wollte die Sache nochmals dem Rat vorlegen Weil er durch die Haftbedingungen erkrankt war wurde eine funfwochige Kur in Baden verordnet Auf dem Weg zum Schiff dass ihn dorthin bringen sollte erfuhr er dass ein Packchen bei Pestalozzi in Zurich fur ihn verwahrt sei dieses liess er sich nach Baden nachsenden In dem Packchen befanden sich drei Exemplare Lux e Tenebris die Comenius an den Zurcher Antistes gesandt hatte die dieser dann uber Pestalozzi wieder an Redinger ubersandte Von diesen Exemplaren liess er eines dem Schultheiss Tachselhofer und eines dem Rat der Stadt Bern zukommen Er begann nun auch wieder trotz Warnungen von den Offenbarungsschriften zu reden Anfang Oktober 1667 kehrte er nach Zurich zuruck und am 5 Oktober 1667 entschied das Ehegericht dass die Ehe geschieden sei und Redinger in das Spital eingewiesen werden musse er blieb dort die folgenden zwanzig Jahre erhielt aber kurzfristig im Sommer 1680 die Freiheit Nachdem er in dieser Zeit sofort wieder begann uber die Offenbarungen zu sprechen wurde er erneut in das Spital eingewiesen und blieb dort bis zu seinem Lebensende Wahrend seines Aufenthaltes im Spital unterhielt er unter anderem einen regen freundschaftlichen Briefwechsel mit dem Zurcher Kaufmann Heinrich Romer 1628 1697 10 11 in Frankfurt am Main der ihn auch finanziell bei der Drucklegung seiner Schriften unterstutzte Schriften Auswahl BearbeitenLatinisher Runs der Tutshen Sprachkwal Oder Latinish Tutshes wortbuchlin In welchem durch ainen lichten griff mit etlich hundert bispilen gewisen wird wie die Latinishe Sprach us der Tutshen geflossen Suter Schaffhausen 1656 Jan Amos Komensky Johann Jakob Redinger Comeniana grammatica primae classi Franckenthalensis Latinae scholae destinata ut et harmonica nomenclatura Germanice versa et collecta a Iacobo Redingero Komenische Sprach Lehr dem ersten Haufflein der Franckenthalischen Lateinischen Schul bestimmet wie auch gleichdeutendes Wort Buchlein verteutschet und gesamlet von Jakob Redinger Lasche Hannover 1659 Johann Amos Comenius Johann Jakob Redinger Des Johan Amos Komenius Spielschule oder Lebendiger Kunsten Kreis Goetze Frankfurt 1659 Johann Amos Comenius Johann Jakob Redinger Thomas Matthias Gotze Nikolaus Kuchenbecker Johannis Amosi Comenii Prima Pars Scholasticae Eruditionis dicta Vestibulum Continens Fundamenta Rerum Et Sapientiae nostrae circa Res ut amp Vocabula primitiva Latinae Linguae adornatum Iuxta leges novissimae Methodi Kuchenbecker Frankfurt 1662 Johann Amos Comenius Jakob Redinger Joannes Seidelius Philipp von Zesen J A Comenii Portael der Saecken en Spraecken Vestibulum Rerum et Linguarum Die Vorthure der Sachen und Sprachen Amsterdam 1673 Himelische Zeitungen von dem frolichen Ausgang gegenwertiger schwerer Kriegen Zurich 1678 Johann Jakob Redinger Johann Alexander Boener Leonhard Loschge Christoph Gerhard Vorpforte der Schul Unterweisung Noribergae Loschge 1678 Jan Janszoon Struys Jakob Redinger Unglukliche Schiffs Leute oder Merkwirdige Reise zwenzig Hollanderen welche auss Befehl des christlichen reussischen Keisers in der Moscau ein grosses Schiff gebauet Muller Zurich 1679 Bestandige Bluetzeugen in dem wahren christlichen Glauben oder Glaubwurdiger Bericht von des Johann Ruedolf Stadlers Uhrenmachers von Zurich standhaftem Tood in der persischer Haubtstat Ispahan Zurich 1680 Literatur BearbeitenLeonard Meister Helvetische Szenen der neuern Schwarmerey und Intoleranz Zurich 1785 S 81 105 Jakob Baechtold Redinger Johann Jakob In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 27 Duncker amp Humblot Leipzig 1888 S 534 Friedrich Zollinger Johann Jakob Redinger 1619 1688 weiland Rektor der Lateinschule zu Frankenthal Frankenthal 1903 Johann Jakob Redinger In Friedrich Zollinger Johann Jakob Redinger und seine Beziehungen zu Johann Amos Comenius Eine historisch padagogische Skizze aus dem XVII Jahrhundert Zurich 1905 Basil Schader Johann Jakob Redinger 1619 1688 Sprachwissenschafter und Padagoge im Gefolge des Comenius Artemis Zurich Munchen 1985 Reinhard Muller Redinger Johann Jakob In Deutsches Literatur Lexikon Biographisch bibliographisches Handbuch Band 12 Plachetka Rilke Hrsg von Heinz Rupp und Carl Ludwig Lang Francke Bern Stuttgart 1990 ISBN 3 317 01647 7 Sp 710 f Sundar Henny Prophetie und Biographie Johann Jakob Redinger 1619 1688 In ders Vom Leib geschrieben Der Mikrokosmos Zurich und seine Selbstzeugnisse im 17 Jahrhundert Bohlau Koln 2016 ISBN 978 3 412 50289 8 S 275 312 open access Rosmarie Zeller Johann Jakob Redinger In Historisches Lexikon der Schweiz 21 Dezember 2011 Rosmarie Zeller Die Turken als bessere Christen Johann Jakob Redinger und seine Bemuhungen um die Bekehrungen der Turken 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Deutsche Biographie Stucki Johann Rudolf Deutsche Biographie Abgerufen am 17 April 2020 Die Pfarrer und Pfarrerinnen von 1520 bis heute Abgerufen am 25 April 2020 Archivfuhrer Kanton Zurich Bezirk Dietikon Gemeinde Urdorf Abgerufen am 25 April 2020 Robert Muller Dietikon im 17 Jahrhundert In Neujahrsblatt von Dietikon 1990 43 Jahrgang 1990 abgerufen am 16 April 2020 Karin Marti Weissenbach Stephan Spleiss In Historisches Lexikon der Schweiz 15 Februar 2012 abgerufen am 19 Oktober 2020 Family tree of Johann Anton Pestalozzi Abgerufen am 21 April 2020 englisch Martin Lassner Hans Heinrich Rahn In Historisches Lexikon der Schweiz 26 Juli 2010 abgerufen am 19 Oktober 2020 Christian Moser Johann Jakob Ulrich In Historisches Lexikon der Schweiz 25 Januar 2013 abgerufen am 19 Oktober 2020 Comenius Johann Amos 1592 1670 Lux e tenebris novis radiis aucta 1665 Bayerische Staatsbibliothek Abgerufen am 23 April 2020 Martin Lassner Heinrich Romer In Historisches Lexikon der Schweiz 30 August 2010 abgerufen am 19 Oktober 2020 Udo Strater Pietismus und Neuzeit Band 42 2016 Ein Jahrbuch zur Geschichte des neueren Protestantismus Vandenhoeck amp Ruprecht 2017 ISBN 978 3 647 55914 8 google de abgerufen am 24 April 2020 Normdaten Person GND 119020475 lobid OGND AKS LCCN n85177682 VIAF 32797445 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Redinger Johann JakobALTERNATIVNAMEN Redinger Jakob Redinger Jacob Redingerus JacobusKURZBESCHREIBUNG Schweizer evangelischer Geistlicher Philologe und SchulleiterGEBURTSDATUM 24 August 1619GEBURTSORT NeftenbachSTERBEDATUM 10 Marz 1688STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Jakob Redinger amp oldid 235178726