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Johann Christoph von Westerstetten 6 Januar 1563 auf Schloss Wasseralfingen 28 Juli 1637 in Eichstatt war von 1612 bis 1637 Furstbischof von Eichstatt Gegenreformator und Hexenverfolger Johann Christoph von Westerstetten Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Kanoniker und Furstpropst von Ellwangen 3 Furstbischof von Eichstatt 4 Der Hexenverfolger 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksHerkunft und Ausbildung BearbeitenJohann war Sohn von Wolfgang Rudolf von Westerstetten zu Altenberg eines ellwangischen Pflegers zu Wasseralfingen und von Ursula von Riedheim zu Wasseralfingen Die von Westerstetten waren ein schwabisches Ministerialengeschlecht Er studierte ab 1575 an der Universitat Dillingen 1581 an der Universitat Ingolstadt 1584 an der Universitat Dole Kanoniker und Furstpropst von Ellwangen Bearbeiten1575 wurde er Kanoniker des Stiftes Ellwangen 1589 Kanoniker in Eichstatt wo er von 1592 bis 1602 als Kapitelsdekan amtete und 1590 bis 1595 den sogenannten Ulmer Hof besass Von 1601 an wohnte er im Domherrenhof Lamberg am heutigen Residenzplatz Zum Priester war er am 11 August 1589 in Augsburg geweiht worden Ab 1600 war er gleichzeitig Dekan des Augsburger Domkapitels Seit 1602 Koadjutor wurde er am 24 Juli 1603 zum Furstpropst der Furstpropstei Ellwangen gewahlt das Amt hatte er zehn Jahre lang inne 1603 bis 1608 baute er die Burg von Ellwangen zu einem vierflugligen Renaissance Schloss mit achteckigen Eckturmaufsatzen um Seit 1592 war er zugleich bischoflicher Rat in Eichstatt Furstbischof von Eichstatt BearbeitenAm 4 Dezember 1612 wurde er vom Domkapitel zum Bischof von Eichstatt gewahlt und am 14 April 1613 vom Augsburger Bischof zum Bischof geweiht Sein Wahlspruch lautete Candide et fortiter Der vom Geiste katholischer Reform erfullte und an Jesuitenschulen erzogene Bischof berief 1614 Uberlegungen und Plane seiner Vorganger aufgreifend aber entgegen der Wahlkapitulation des Domkapitels die Jesuiten nach Eichstatt die zunachst als Seelsorger tatig wurden dann aber von ihm die Leitung des Collegium Willibaldinum ubertragen bekamen Von Ellwangen hatte er bereits einen Jesuiten als Beichtvater mit nach Eichstatt gebracht Das Jesuitenkollegium bis 1769 der oberdeutschen Ordensprovinz angehorend wurde noch am 19 Oktober desselben Jahres unter dem Superior und ab 1616 Rektor Pater Nikolaus Gall eingerichtet das Jesuitengymnasium umfasste bald die ublichen funf Klassen der Ratio Studiorum Societatis Jesu von 1586 bzw 1599 und war im Kaisheimerhaus untergebracht Vervollstandigt wurde das Kollegium durch die Moglichkeit Philosophie und Theologie zu studieren sowie ab 1669 durch eine Prinzipistenschule ausserhalb des Kolleggebaudes in der Anwarter auf das Gymnasium Latein lernten Die 200 bis 300 Scholaren wohnten extern d h bei Privatpersonen in der Stadt intern im Kollegium wohnten nur die Jesuitenkonventualen 1616 ubergab der Bischof den Jesuiten vorubergehend die von den Dominikanern genutzte Johanneskirche neben dem Dom 1617 bis 1620 wurde die Kirche der Jesuiten neben dem Collegium Willibaldinum erbaut die der Bischof zusammen mit den Bischofen von Augsburg und Bamberg am 30 August personlich weihte sein Wappen im Giebelfeld wurde allerdings erst 1735 angebracht Das Kollegium wurde unter Bischof Johann Christoph von 1624 bis 1626 neugebaut als es mitsamt der Kirche am 12 Februar 1634 beim von den Schweden gelegten Stadtbrand zerstort wurde die Jesuiten hatten sich in der Residenz des Bischofs in der Willibaldsburg in Sicherheit gebracht wahrend der Furstbischof nach Ingolstadt geflohen war kam es umgehend zum schrittweisen Wiederaufbau Die auf ihre Unabhangigkeit bedachten Jesuiten hatten sich im Ubrigen geweigert die Leitung des 1626 1628 ostlich der Stadtmauer am Graben erbauten bischoflichen Priesterseminars und Alumnats zu ubernehmen das dadurch als Bildungsstatte keine Bedeutung erlangen konnte 1627 setzte der Bischof zwei Jesuiten fur bestandig nach Herrieden die Niederlassung uberstand jedoch nicht die Ersturmung der Stadt durch die Schweden 1633 1617 fuhrte der Bischof zur politischen Absicherung das Hochstift der Katholischen Liga zu und erwies sich dadurch als Parteiganger der bayerischen Politik In der Regierungszeit Johann Christophs konnte die Halfte der verlorengegangenen Gebiete seines Bistums rekatholisiert werden So kam nach der Heirat des Neuburger Herrschers Wolfgang Wilhelm von Pfalz Neuburg 1613 mit einer katholischen Bayernprinzessin dessen im Diozesangebiet sudlich gelegene Herrschaft und die sudliche Oberpfalz zum katholischen Glauben zuruck indem der Katholizismus durch Landesgesetz dort wieder zur vorgeschriebenen Religion wurde Auch fuhrte der bayerische Herzog und spatere Kurfurst Maximilian I in den ehemals kurpfalzischen nunmehr bayerischen Gebieten der Oberpfalz 1622 23 wieder die katholische Konfession ein Der konvertierte Neuburger Pfalzgraf sorgte schliesslich dafur dass auch in den Amtern Hilpoltstein Heideck und Allersberg die Gegenreformation zum Tragen kam In den katholisch gebliebenen Teilen seiner Diozese trieb der Bischof im Sinne des trientinischen Konzils die Reform voran indem er die Pfarreien visitieren und in den Dekanaten Kapitelskongresse abhalten liess Hierzu erliess er ab 1621 Statuten Auch forderte er die Volksfrommigkeit und Heiligenverehrung und unterstutzte religiose Bruderschaften und Laien Kongregationen 1623 berief der Bischof fur die Seelsorge des einfachen Volkes die Kapuziner nach Eichstatt und ubergab ihnen das ehemalige Schottenkloster im Osten der Residenzstadt Am 3 Marz 1623 wurde dort der Grundstein zu einer neuen Klosterkirche unter Einschluss des aus der Romanik stammenden Nachbaus des Heiligen Grabes gelegt die am 12 Oktober desselben Jahres eingeweiht wurde 1627 liess er die drei elenden Heiligen von Etting feierlich erheben 1629 1631 erbaute er die Pfarr und Klosterkirche St Walburg in Eichstatt neu 1613 baute er an der Burg Wahrberg bei Aurach die seit dem 13 Jahrhundert hochstiftisch eichstattisch war Das Hochstift vermehrte er 1617 18 durch Guter in Hausen und Pfalzpaint 1617 wurde unter ihm die Pfarrkirche St Ottmar in Enkering neu erbaut 1618 verschaffte er seiner Residenzstadt ein Waisenhaus 1622 kaufte er das Schloss Eybburg 1630 erwarb er das Schloss Cronheim und verkaufte die obereichstattische Hammerschmiede von Hagenacker Zusammen mit der Stadt Eichstatt wurde vom Bischof 1625 bis 1628 der Willibaldsbrunnen mit der wohl von Hans Krumpper gleichzeitig geschaffenen Bronzefigur des hl Willibald vor dem Eichstatter Rathaus neu aufgebaut 1629 liess er die Pfarrkirche von Meilenhofen erbauen zehn Jahre zuvor hatte er dort einen Pfarrhof errichten lassen Den Residenzneubau seines Vorgangers Johann Konrad von Gemmingen setzte er fort und vollendete den sudlichen Gemmingenflugel legte aber daruber hinaus wegen der unruhigen Zeiten Wert auf die fortifikatorische Ausstattung der Burg so ist sein Wappen nicht nur am Sudflugel sondern auch uber dem Eingangstor zur Burg in der Torhalle selbst und an der Schmiedbastion zu finden Wahrend die Burg den Schwedensturm 1634 einigermassen uberstand wurde die Stadt zu drei Vierteln in Asche gelegt nbsp Portrat des Furstbischofs Johann Christoph von Westerstetten auf seiner Grabplatte im Eichstatter DomkreuzgangAm 21 Oktober 1636 wurde als Koadjutor Johann Christophs Domdekan Marquard II Schenk von Castell mit dem Recht auf Nachfolge gewahlt Jedoch fuhrte der resignierte Furstbischof seine geistlichen und weltlichen Geschafte bis kurz vor seinem Tod weiter Als er ein halbes Jahr spater starb wurde er im Ostchor der Domkirche bestattet seinem Wunsch in der Jesuitenkirche beigesetzt zu werden konnte wegen deren Zerstorung durch die Schweden nicht nachgekommen werden Sein Grabstein befindet sich heute im Kreuzgang des Eichstatter Doms Ein in Ol gemaltes Portrat des Bischofs zeigt das Domschatz und Diozesanmuseum Eichstatt Der Hexenverfolger BearbeitenJohann Christoph von Westerstetten erwies sich bereits in seiner Ellwanger Zeit als systematischer Hexenverfolger und machte so Karriere 1 2 Zum Ende seiner Amtszeit in Ellwangen fanden 1611 und 1612 dort ca 260 Hinrichtungen wegen Hexerei statt 3 Als Bischof von Eichstatt berief Johann Christoph von Westerstetten Jesuiten und Kapuziner in das Bistum und betrieb die Hexenverfolgung im Hochstift Eichstatt in wesentlich starkerem Ausmass als seine Vorganger Schon bei seinen Zeitgenossen galt er als einer der beruchtigten frankischen Hexenbischofe Wahrend seiner Amtszeit sind von 1613 bis 1630 im Hochstift Eichstatt mindestens 199 Hexenprozesse und 176 Hinrichtungen von 150 Frauen und 26 Mannern wegen Hexerei nachweisbar Der Bamberger Weihbischof Friedrich Forner widmete Johann Christoph von Westerstetten seine im Jahr 1625 gedruckten Hexenpredigten 4 Hauptartikel Hexenprozesse in Ellwangen Hauptartikel Hexenverfolgung im Hochstift EichstattEinzelnachweise Bearbeiten Lyndal Roper Hexenwahn Geschichte einer Verfolgung C H Beck 2007 ISBN 9783406540479 S 43 Wolfgang Behringer Hexen Glaube Verfolgung Vermarktung C H Beck 2000 ISBN 9783406418822 S 56 Durrant S 40 Durrant S 14 42Literatur BearbeitenJ G Suttner Johann Christoph v Westerstetten Furstbischof von Eichstatt In KBIF 3 1852 S 257 264 Julius Sax Die Bischofe und Reichsfursten von Eichstatt 745 1806 Verlag Krull Landshut 1884 1885 2 Bande Sammelblatt Historischer Verein Eichstatt 80 1987 Eichstatt 1988 S 45f Sammelblatt Historischer Verein Eichstatt 97 2004 S 15 20 22 27 Klaus Kreitmeir Die Bischofe von Eichstatt Verlag der Kirchenzeitung Eichstatt 1992 S 76 78 Erwin Gatz Hrsg unter Mitarbeit von Clemens Brodkorb Die Bischofe des Heiligen Romischen Reiches 1448 bis 1648 Ein biographisches Lexikon Duncker amp Humblot Berlin 1996 ISBN 3 428 08422 5 Wolfgang Behringer Westerstetten Johann Christoph von 1563 1637 In Encyclopedia of Witchcraft 4 Santa Barbara Calif 2006 S 1191 1193 Peter Zurcher Die Bischofswahlen im Furstbistum Eichstatt von 1636 bis 1790 Wahlgeschehen im Spiegel domkapitelscher dynastischer und kaiserlicher Landes und Reichskirchenpolitik Dissertation Katholische Universitat Eichstatt Ingolstadt 2004 2005 Munchen Verlag C H Beck 2008 Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 155 ISBN 978 3 406 10770 2 Wolfgang Buchta Die Urgichten im Urfehdebuch des Stadtgerichts Eichstatt zur Geschichte der Hexenverfolgung im sudlichen Franken Jahrbuch fur Frankische Landesforschung Band 58 1998 S 219 250 Jonathan B Durrant Witchcraft Gender and Society in Early Modern Germany Leiden Brill 2008 Studies in Medieval and Reformation Traditions History Culture Religion Ideas 124 Hexenprozesse EichstattWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Christoph von Westerstetten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Johann Christoph von Westerstetten in der Deutschen Digitalen Bibliothek Hexenprozesse Hochstift Eichstatt mit einer Namensliste der OpferVorgangerAmtNachfolgerJohann Konrad von GemmingenBischof von Eichstatt 1612 1637Marquard II Schenk von CastellWolfgang von HausenFurstpropst von Ellwangen 1603 1613Johann Christoph von Freyberg EisenbergBischofe von Eichstatt seit 1612 Vorganger Johann Konrad von Gemmingen Johann Christoph von Westerstetten Marquard II Graf Schenk von Castell Johann Euchar Graf Schenk von Castell Johann Martin von Eyb Johann Anton I Knebel von Katzenelnbogen Franz Ludwig Freiherr Schenk von Castell Johann Anton II Freiherr von Freyberg Raymund Anton Graf von Strasoldo Johann Anton III Freiherr von Zehmen Joseph Graf von Stubenberg letzter Furstbischof Petrus Pustet Johann Friedrich Oesterreicher Johann Martin Manl Karl August Graf von Reisach Georg von Oettl Franz Leopold Freiherr von Leonrod Johannes Leo von Mergel Konrad Graf von Preysing Michael Rackl Joseph Schroffer Alois Brems Karl Braun Walter Mixa Gregor Maria Hanke Normdaten Person GND 115772316 lobid OGND AKS VIAF 10583687 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Westerstetten Johann Christoph vonKURZBESCHREIBUNG Furstbischof von EichstattGEBURTSDATUM 6 Januar 1563GEBURTSORT auf Schloss WasseralfingenSTERBEDATUM 28 Juli 1637STERBEORT Eichstatt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Christoph von Westerstetten amp oldid 228682386