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Die Geschichte der Juden in Coburg begann im Laufe des 13 Jahrhunderts mit ersten Zuwanderungen nach Coburg Ende des 14 Jahrhunderts war eine grossere judische Gemeinde entstanden die aufgrund einer Vertreibungspolitik der sachsischen Landesherren etwa 50 Jahre spater wieder aufgelost war Anfang des 19 Jahrhunderts liessen sich die ersten Juden wieder in Coburg nieder Bis 1926 war die Zahl der Juden auf maximal 316 angewachsen Sechs Frauen lebten nach dem Holocaust noch in der Stadt mindestens 62 Einwohner wurden ermordet Inhaltsverzeichnis 1 13 bis 18 Jahrhundert 2 19 Jahrhundert 3 20 Jahrhundert 4 Entwicklung der judischen Bevolkerung 5 Personlichkeiten 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 Einzelnachweise13 bis 18 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Judentor in CoburgFur eine Ansiedlung von Juden in Coburg im Laufe des 13 Jahrhunderts gibt es keine direkte Zeugnisse 1 S 257 258 Es ist aber aufgrund eines Schreibens aus dieser Zeit in der ein Isaac von Coburg genannt wird wahrscheinlich 1 S 282 289 Aus dem Jahr 1301 stammt der erste urkundliche Beleg fur eine judische Gemeinschaft in Coburg 2 Die erste Erwahnung des Judentors folgte im Jahr 1321 Der Name deutet auf eine grossere Gruppe judischer Familien hin In den Nachbarorten der Pflege Coburg sind zu der Zeit ebenfalls Juden bezeugt Der Name Judengasse taucht erstmals 1393 auf und 1429 der Judenberg 2 Zwei Ende des 14 Jahrhunderts belegte sogenannte Judengruben Beisetzungsstatten judischer Mitburger sind ein weiteres Indiz fur den Bestand einer grosseren judischen Gemeinschaft 1 S 257 258Die Coburg Juden waren 1349 auch von Judenverfolgungen zur Zeit des Schwarzen Todes in Thuringen oder Bamberg betroffen 1 S 282 289 Ab 1362 forderte ein Frei und Schutzbrief von Markgraf Friedrich III von Meissen die Wiederansiedlung von Juden Unter dem Schutz der Coburger Landesherren die die Schutzbriefe in mehrjahrigen Abschnitten immer erneuerten entwickelte sich eine grossere judische Gemeinde Um 1400 hatte die Stadt etwa 2000 Einwohner von denen etwa 3 Juden waren Die Judenschule die gleichzeitig als Synagoge diente in der Judengasse gelegen wurde erstmals 1393 genannt Aus dem Jahr 1395 stammt das sogenannte Coburg Pentateuch eine reich illuminierte hebraische Handschrift im Umfang von 504 Seiten bestehend aus einem funfteiligen Codex die seit 1854 im Britischen Museum in London aufbewahrt wird Eine grossere kolorierte Zeichnung konnte die Veste Coburg darstellen 1 S 259 263 Es wurde zufallig 1978 in einer Ausstellungsvitrine durch die in den USA lebende Helene Gutmann entdeckt Im Jahr 1413 durfte ein Friedhof ausserhalb der Stadtmauern angelegt werden Reste wie ein Grabstein von 1457 wurden 1896 beim Bau des Hauses Judengasse 50 gefunden Die judischen Familien lebten uberwiegend von Geldgeschaften die nach kirchlichem Recht den Christen verboten waren Zahlreiche Adelsgeschlechter und Kloster aber auch Bischofe schuldeten ihnen Geld Im Jahr 1422 verbot der Wurzburger Bischof Johann II von Brunn den Umgang und Handel mit Juden und empfahl diese mit einem roten oder anders farbigen Schild zu kennzeichnen Kurfurst Friedrich II begann Mitte der 1430er Jahre mit einer Vertreibungspolitik Unter Herzog Wilhelm III wurde schliesslich 1447 die Judenschule geschlossen und die judische Gemeinde loste sich auf Das letzte Mitglied der judischen Gemeinde wurde 1466 auf dem judischen Friedhof beerdigt Im Jahr 1516 wurde noch der judische Einwohner Salomon im Erbbuch eines Hauses unter den Bewohnern aufgefuhrt 1 S 259 263 Die Coburger Landesordnung von 1531 bestimmte keine Juden im Land zu dulden 3 S 3In den folgenden Jahrhunderten duldeten die sachsischen Landesherren keine Niederlassung von Juden in Coburg Trotzdem siedelten sich vereinzelt Juden an 1598 war Georg Neblthau in der Munze beschaftigt und 1680 war die Munze an zwei Juden verpachtet 1754 wurde der Konditor Christoph Israel Rosenthal als Steuerzahler erwahnt 4 S 296 30119 Jahrhundert BearbeitenEin Gesuch des Handelsjuden Salomon Callmann aus Rudolstadt zwecks Niederlassung wurde 1804 abgelehnt weil die Vertreter der Stadt keine Konkurrenz im Handelsgewerbe haben wollten Am 27 August 1805 gestattete aber die Landesregierung gegen die Einspruche des Coburger Magistrats den beiden Sohnen des Handelsjuden und Hoffaktors Simon Levi Simon aus Hildburghausen Joseph und Salomon Simon die Ansiedlung Die Sohne lebten in Kups und hatten eine Erlaubnis zum Hausierhandel mit alten Kleidern Simon stattete seine Sohne mit einem Vermogen von 20000 Gulden aus Gemass den Regelungen des Schutzbriefes von Herzog Franz vom 19 August 1806 waren eine einmalige Zahlung von 1000 Gulden und eine jahrliche Steuer in die herzogliche Kasse zu entrichten Zusatzlich fielen Abgaben an den Coburger Magistrat und ein Leibzoll fur alle Dienstboten an Schliesslich musste ein erblicher deutscher Familienname angenommen werden und es durfte kein Bart nach judischer Sitte getragen werden 3 S 6Gemass den geanderten Bestimmungen fur die Ansiedlungen von Juden durften nicht mehr als drei judischen Familien in Coburg ansassig sein Nur sie erhielten einen herzoglichen Schutzbrief Nach den beiden Familien der Bruder Simon war die dritte Familie ab 1810 die des Wollhandlers Wolf Low aus Sulzdorf an der Lederhecke der 1814 Coburg wieder verliess Dessen Platz ubernahm 1817 der Schnittwarenhandler Bar Moses Friedmann aus Altenkunstadt 1817 5 S 114 Daneben gab es ohne verbriefte Rechte zeitlich befristete Aufenthaltsgenehmigungen die verlangert werden konnten und Einzelfallentscheidungen wie beim Hofzahnarzt Abraham Seligmann aus Hildburghausen in den 1820er Jahren Gemass der Sachsen Coburger Verfassung von 1821 hatten Juden weder das Wahlrecht noch Grund und Staatsburgerrechte 3 S 7Insbesondere der Coburger Magistrat fuhrte eine restriktive Politik um einen Zuzug oder eine Ausdehnung judischer Familien zu begrenzen Bereits ansassige Juden durften keine Grundstucke erwerben keinen weiteren Hausstand grunden und damit auch nicht heiraten 5 S 114 Der Kaufmann Moritz Friedmann erhielt nach juristischen Schritten 1850 als erster Coburger Jude die vollstandigen Burgerrechte und musste 1855 in die judenfeindliche Kaufmannsgilde aufgenommen werden 5 S 116Mit dem am 3 Mai 1852 veroffentlichten Staatsgrundgesetz fur die Herzogtumer Coburg und Gotha wurden die Juden mit den gleichen Rechten und Pflichten ausstattet wie die Christen 3 S 11 Die wirtschaftliche Gleichberechtigung folgte 1863 mit der Einfuhrung der Gewerbe und Niederlassungsfreiheit Mit dem Beitritt Sachsen Coburgs zum Norddeutschen Bund 1867 wurden die dort geltenden Gesetze zur Gleichstellung aller Konfessionen materielles Recht in Coburg 3 S 14 In den folgenden Jahrzehnten wanderten die Juden aus den umliegenden Landgemeinden nach Coburg ab 1869 wohnten 12 judische Familien mit 68 Mitgliedern in der Stadt 4 S 296 301 1873 waren es 25 Familien und 1903 schon 55 Familien Die meisten kamen aus dem benachbarten Sachsen Meiningen nbsp Nikolaikapelle in Coburg1870 reichten erstmals acht der ansassigen judischen Familien ein Gesuch bei der Stadt ein eine Gemeinde grunden zu durfen Da die vier anderen Familien gegen eine Grundung waren verzogerte sich die Genehmigung Am 28 April 1873 stimmte die Staatsregierung schliesslich den Statuten auf der Basis der freiwilligen Zugehorigkeit zur judischen Gemeinde zu 4 S 301 308 Damit wurde der Gemeinde der Status einer juristischen Person Status zuerkannt Die Gemeinde erhob sogenannte Steuern bei ihren Mitgliedern die sich nach der Hohe der Einkunfte richtete Simon Oppenheim wurde als Vorbeter der Gemeinde Schachter und Religionslehrer angestellt Als Lehrer unterstand er der Aufsicht des sachsen meiningischen Landesrabbiners Moritz Dessauer 6 S 88Am 20 September 1873 am Sabbat vor dem judischen Neujahr folgte die Einweihung der Kapelle St Nikolaus als Synagoge Die Stadt Coburg hatte der Gemeinde das Gotteshaus mit der Auflage fur den Unterhaltsaufwand aufzukommen unentgeltlich uberlassen Nach einem Ersuchen von zwei judischen Burgern 1871 konnte im Juli 1873 die judische Gemeinde ausserdem von der Stadt fur 1600 Gulden am ostlichen Ende des Friedhofs am Glockenberg 1450 Quadratmeter der damaligen Friedhofserweiterung fur ein eigenes Bestattungsfeld erwerben siehe Judischer Friedhof Coburg Die erste Beisetzung war am 12 Juli 1874 4 S 353 359Im Jahr 1878 wurde der Israelitische Frauenverein 1899 ein judischer Geschichtsverein und 1905 ein Wohltatigkeitsverein gegrundet 5 S 12320 Jahrhundert BearbeitenNachfolger des Vorbeters Simon Oppenheim wurde 1914 der Lehrer und Prediger Hermann Hirsch der 1917 ein Internat grundete das er 1935 formal in eine judische Volksschule faktisch aber in ein Judisches Landschulheim umwandelte 1917 hatte die Gemeinde 77 Mitglieder 62 Manner und 15 Frauen Offizielles Mitglied war in der Regel nur ein Familienteil Die Religionsschule besuchten 21 Jungs und 17 Madchen Nach der Vereinigung des Freistaats Coburg mit dem Freistaat Bayern im Jahr 1920 liess sich die judische Gemeinde im Jahr 1922 als Korperschaft des offentlichen Rechts anerkennen In der Folge durfte sie Mitglied des Verbandes der bayerischen israelitischen Gemeinden werden Zusatzlich musste sie sich in loser Form einem Rabbinat anschliessen Dies geschah durch Anschluss an die Person des Rabbiners in Bamberg nicht an den Rabbinatsdistrikt Der Rabbiner war zustandig fur die mit der Erfullung der ihm religionsgesetzlich zustehenden Pflichten Die praktische Betreuung der Gemeinde oblag weiterhin dem Prediger Hirsch Im Ersten Weltkrieg hatte die Kultusgemeinde sieben gefallene Mitglieder 4 S 359 Erste antisemitische Flugblatter wurden im Oktober 1919 in Coburg an zahlreiche Hauserwande geklebt Die Ortsgruppe des Centralvereins deutscher Staatsburger judischen Glaubens reagierte umgehend und setzte fur Hinweise auf die Tater eine Belohnung von 200 Mark aus Ausserdem liess er Ludwig Hollander am 30 Oktober 1919 einen Vortrag mit dem Thema die antisemitische Gefahr halten Insbesondere die DNVP mit der ihr nahestehenden Coburger Zeitung reagierten mit antijudischen Vortragen und Artikeln darauf beispielsweise am 20 Februar 1920 mit dem Vortrag von Artur Dinter Die semitische Gefahr Von 1920 bis 1922 profilierte sich dann die Coburger Ortsgruppe des Deutschvolkischen Schutz und Trutzbundes mit judenfeindlichen Flugblattern Plakaten Artikeln in der Coburger Zeitung und Vortragen Am 26 November 1920 wurde dabei erstmals in Deutschland Juden der Zutritt zu einer offentlichen Vortragsveranstaltung vor 2000 Zuhorern mit dem Thema Das Verbrechen am Volke verwehrt 4 S 1 19Wahrend des Deutschen Tags kam es am 15 Oktober 1922 zu verschiedenen antisemitischen Kundgebungen durch SA Manner Dabei wurde unter anderem dem Direktor der Fleischfabrik Grossmann Abraham Friedmann mit Totschlag gedroht da Hitler ein Gerucht verbreitete dass Friedmann 100 000 Reichsmark an Linksextreme gezahlt habe damit die Veranstaltungen gestort wurden 7 Ab April 1923 gab der Jungdeutsche Orden mit dem Pfarrer Helmuth Johnsen als Coburger Fuhrer die Zeitung Coburger Warte heraus Unter der spateren Schriftleitung von Hans Dietrich wurden unter anderem Hetzartikel gegen Coburger Juden veroffentlicht In Coburg gab es Sachbeschadigungen an judischem Eigentum Beschwerden des Zentralvereins bei der Regierung Oberfrankens fuhrten zu einer halbherzigen Vorzensur durch den Vorsteher des Coburger Bezirksamtes Fritsch Der Coburger Warte die aus wirtschaftlichen Grunden im Januar 1925 eingestellt wurde folgte 1926 die NSDAP Parteizeitung Der Weckruf als judenfeindliches Hetzblatt das in Aufmachung und Stil wie Der Sturmer gestaltet war Am 25 Januar 1929 erschien die C V Zeitung des Centralvereins deutscher Staatsburger judischen Glaubens in Berlin mit der Uberschrift Koburg Der Verfasser beschrieb in einem ganzseitigen Artikel Coburg als Hochburg und Brutstatte antisemitischer Ausschreitungen Tatliche Angriffe gegen judische Einwohner und deren Eigentum gehorten damals zur Tagesordnung die Ermittlungen der Stadtpolizei waren im Regelfall erfolglos Insbesondere Abraham Friedmann wurde attackiert Friedmann wehrte sich gegen die Angriffe auf seine Person indem er dem Arbeitgeber von Schwede den Stadtischen Werken drohte die Koks und Stromabnahmen einzustellen Da Schwede eine Unterlassungserklarung verweigert hatte wurde er auf Antrag der Stadtischen Werke Coburg nach einem Stadtratsbeschluss mit 14 gegen 10 Stimmen Anfang 1929 entlassen In der Folge konnte die NSDAP am 5 Mai 1929 ein Volksbegehren zur Auflosung des Stadtrates erfolgreich durchfuhren bei den anschliessenden Stadtratswahlen am 23 Juni 1929 die absolute Mehrheit erringen und im neuen Stadtrat die Wiedereinstellung Schwedes bei den Stadtischen Werken beschliessen 8 S 107 118Seit 1929 nahmen die Ubergriffe auf judische Einwohner deren Wohnhauser und Geschafte stark zu Es kam zu Korperverletzungen und Sachbeschadigungen Im Januar 1930 kundigte der Ausschuss des Landestheaters Coburg dem judischen Sanger Erwin Riba 4 S 95 Juden durften bei der Neueinstellung von Kunstlern im Landestheater nicht mehr berucksichtigt werden Am 28 Marz 1930 erliess der Stadtrat fur das Coburger Schlachthaus ein Schachtverbot Ein Coburger Bekleidungsgeschaft betrachtete den Antisemitismus als ein Mittel um die judische Konkurrenz auszuschalten und forderte in der Coburger National Zeitung die Leser auf judische Geschafte zu meiden 8 S 143 144 Im Rahmen einer Werbeaktion in der Coburger National Zeitung wurde am 14 Februar 1931 unter dem Kennwort Der Geschaftsjude ein Preisausschreiben veranstaltet und erstmals in einer Stadt Deutschlands zum Boykott judischer Firmen aufgerufen Die betroffenen Geschaftsleute schalteten die Gerichte ein in der Berufungsinstanz vor dem Oberlandesgericht Bamberg waren sie schliesslich erfolgreich Die Zeitung musste eine geringe Geldstrafe zahlen und sich verpflichten kunftig weitere Boykottaufrufe zu unterlassen 4 S 52 54Am 16 Oktober 1931 wurde Franz Schwede zum ersten Burgermeister gewahlt Auf Antrag von Schwede beschloss der Coburger Stadtrat am 23 September 1932 der judischen Gemeinde zum Jahresende den Vertrag zur Uberlassung der Nikolaikirche als Synagoge zu kundigen Die israelitische Kultusgemeinde wehrte sich zwar anfangs vor Gericht gegen die Kundigung brach allerdings im Marz 1933 das Verfahren ab Am 16 Marz 1933 wurde die Synagoge geschlossen bis 1936 musste die Gemeinde noch 6000 Reichsmark zur Wiederinstandsetzung an die Stadt entrichten 4 S 318 329 Es war nach der Autenhausener im Jahr 1928 die zweite Synagoge in Deutschland die aufgrund nationalsozialistischen Einflusses geschlossen werden musste Am 15 Marz 1933 wurden den judischen Geschaftsinhabern vom Coburger Stadtrat nahegelegt ihre Geschafte sofort zu schliessen Anderenfalls wurden sie als Provokateure angesehen Ihnen sollte dann kein polizeilicher Schutz zukommen Anfang Marz 1933 begann der offene Terror gegen Kritiker der NSDAP und judische Einwohner Insgesamt wurden 39 Juden von der stadtischen Notpolizei festgenommen und im Regelfall gefoltert Jakob Friedmann 1920 und 1928 schon von Nationalsozialisten verbal angegriffen verschleppten am 15 Marz Unbekannte und misshandelten ihn schwer Daneben kam es zu Demonstrationen gegen judische Geschafte und Anschlagen von Prangerlisten mit Namen von Personen die bei Juden kauften 9 S 118 Dies hatte am 1 April 1933 mit dem deutschlandweiten Boykotttag einen Hohepunkt 4 S 60 67Die sieben judischen Arzte in Coburg durften nur noch judische Patienten privat behandeln Den 17 judischen Rechtsanwalten und Notaren in Coburg wurde das Betreten von Gerichtsgebauden untersagt Die Kaufhauser mussten schon seit 1929 eine Sondersteuer zahlen Sechs judische Kaufhauser gingen bis 1936 in arischen Besitz uber darunter 1935 das Modehaus M Conitzer amp Sohne in der Spitalgasse 19 das der Kaufhauskette Hermann Tietz angeschlossen war Bereits 1933 34 waren die judischen Einwohner von allen offentlichen Einrichtungen ausgeschlossen worden Im August 1935 begannen auf Eigeninitiative Coburger Kinos Geschafte und Lokale Juden den Zutritt zu verbieten im Landestheater Coburg waren sie unerwunscht 4 S 81 85In der Nacht zum 10 November 1938 wurden judische Geschafte verwustet und Schaufenster zerschlagen Im Haus Hohe Strasse 30 in dem sich Hirschs Schule befand wurde nach der Schliessung der Synagoge auch der Betsaal der Judischen Gemeinde eingerichtet Schule und Betsaal wurden verwustet die ehemalige Synagoge blieb unversehrt Fur viele der noch 133 Mitglieder der judischen Gemeinde folgte die Verhaftung wobei 35 Manner in der Angerturnhalle vor der antijudische Demonstrationen stattfanden festgehalten wurden 16 Personen uberfuhrte die SA nach Hof 4 S 95 101 Wenig spater wurden die Coburger Juden gezwungen ihre Wohnungen zu raumen und in zwei judische Wohnhauser umzuziehen nbsp Gedenkstein auf dem judischen FriedhofIm Herbst 1941 begannen die Deportationen in die Todeslager die 37 Menschen aus Coburg betrafen 26 Coburger Juden deportierte das NS Regime am 27 November 1941 mit einem Sammeltransport aus Franken uber Nurnberg nach Riga funf kamen am 24 April 1942 nach Izbica und sechs am 9 September 1942 nach KZ Theresienstadt Vier judische Frauen entgingen den Deportationen da sie mit deutschblutigen Mannern verheiratet waren Weitere 24 weggezogene judische Einwohner Coburgs wurden deportiert und grosstenteils ermordet 4 S 133 137Im Jahr 1945 kehrte Sali Altmann aus Theresienstadt zuruck und wohnte bis zu ihrem Tod 1954 in Coburg Im selben Jahr kam die nach Riga deportierte und im KZ Stutthof entlassene Lotti Bernstein zuruck Sie ging 1946 zu Verwandten nach Chile 4 S 316Auf dem judischen Friedhof der Stadt ist ein Gedenkstein mit den Namen von 48 Coburger Juden die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen vorhanden Das Gedenkbuch des Bundesarchivs fur die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland verzeichnet namentlich 66 judische Einwohner Coburgs die deportiert und grosstenteils ermordet wurden 10 In der Stadt erinnern seit den Verlegungen ab 2009 unter den insgesamt 116 Stand August 2021 Stolpersteinen viele an ehemalige judische Einwohner Entwicklung der judischen Bevolkerung BearbeitenJahr Einwohner Juden1869 681871 12 8191880 2101910 23 789 3131925 24 701 3161933 25 707 2331936 1611939 29 934 651943 4Personlichkeiten BearbeitenHans Morgenthau 1904 1980 Jurist und Politikwissenschaftler Abraham Friedmann 1873 1938 Kaufmann Jakob Freiherr von Mayer 1832 1901 stammte aus Bibra und kam 1857 als Handelsjude zusammen mit seinem Bruder Adolph nach Coburg Jakob Mayer machte sein Vermogen mit einer Samen und Getreidegrosshandlung Im Jahr 1872 verlieh ihm Herzog Ernst II den Titel Kommerzienrat 1884 den Titel Geheimer Kommerzienrat und das Ritterkreuz I Klasse des Ernestinischen Hausordens 1889 wurde er gegen den Widerstand engster Kreise um Herzog Ernst II in den Freiherrenstand erhoben Mayer war 1896 Grundungsmitglied der Coburger Industrie und Handelskammer Seine Familie spendete jahrlich 10 000 Goldmark fur wohltatige Zwecke und 40 000 bis 50 000 Goldmark an die Stadt Coburg Jakob Mayer wurde in die Ehrentafel fur Wohltater im Coburger Rathaus aufgenommen 5 S 124 Ferdinand Martin Freiherr von Rast 1781 1863 stammte aus Berlin wo er als Ferdinand Martin Liebmann Sohn eines wohlhabenden judischen Schlachtviehhandlers geboren wurde Im Jahr 1805 trat er zum protestantischen Glauben uber Er war vor allem mit dem Erwerb der Hammerwerke und Eisengruben in der Steiermark vermogend geworden 1830 erhob ihn Konig Ludwig I in den bayrischen Freiherrnstand 1832 wurde er von Herzog Ernst I in Coburg zum Herzoglich Coburgischen Kammerherrn ernannt Er lebte ab 1859 in Coburg und richtete 1861 zugunsten des Coburger Gemeinwesens eine Stiftung mit einem Anfangskapital von 41 000 Gulden ein Rast wurde in die Ehrentafel fur Wohltater im Coburger Rathaus aufgenommen und 1861 Ehrenburger der Stadt 11 Siehe auch BearbeitenCoburg in der Zeit des NationalsozialismusLiteratur BearbeitenHubert Fromm Die Coburger Juden Geduldet Geachtet Vernichtet Evangelisches Bildungswerk Coburg e V und Initiative Stadtmuseum Coburg e V Hrsg 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Coburg 2012 ISBN 978 3 938536 01 8 Im Fokus Juden und Coburg Ruckkehr Ausgrenzung und Integration im 19 Jahrhundert In Gerhard Amend Christian Boseckert Gert Melville Hrsg Schriftenreihe der historischen Gesellschaft Coburg e V Band 31 Coburg 2021 ISBN 978 3 9819391 3 2 Weblinks BearbeitenCoburg Judische Geschichte Digitale Stadtgeschichte Zeitstrahl coburger juden de Virtuelle AusstellungEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Rainer Axmann Zur Geschichte der judischen Gemeinde zu Coburg im Mittelalter In Hubert Fromm Die Coburger Juden Geduldet Geachtet Vernichtet Evangelisches Bildungswerk Coburg e V und Initiative Stadtmuseum Coburg e V Hrsg 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Coburg 2012 ISBN 978 3 938536 01 8 a b Christian Boseckert Eine Strasse erzahlt Coburgs Geschichte Aus der Vergangenheit der Judengasse und deren Bewohner Band 22 der Schriftenreihe der historischen Gesellschaft Coburg e V Coburg 2008 ISBN 3 9810350 4 6 S 6 11 a b c d e Alexander Wolz Die rechtliche Lage und die politische Situation der Juden in Coburg im 19 Jahrhundert In Gerhard Amend Christian Boseckert Gert Melville Hrsg Im Fokus Juden und Coburg Ruckkehr Ausgrenzung und Integration im 19 Jahrhundert Schriftenreihe der historischen Gesellschaft Coburg e V Band 31 Coburg 2021 ISBN 978 3 9819391 3 2 a b c d e f g h i j k l m n Hubert Fromm Die Coburger Juden Geduldet Geachtet Vernichtet Evangelisches Bildungswerk Coburg e V und Initiative Stadtmuseum Coburg e V Hrsg 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Coburg 2012 ISBN 978 3 938536 01 8 a b c d e Christian Boseckert Migration und Akkulturation der Coburger Juden im 19 Jahrhundert im 19 Jahrhundert In Gerhard Amend Christian Boseckert Gert Melville Hrsg Im Fokus Juden und Coburg Ruckkehr Ausgrenzung und Integration im 19 Jahrhundert Schriftenreihe der historischen Gesellschaft Coburg e V Band 31 Coburg 2021 ISBN 978 3 9819391 3 2 Rainer Axmann Im Schatten des Schutzbriefes von 1806 In Gerhard Amend Christian Boseckert Gert Melville Hrsg Im Fokus Juden und Coburg Ruckkehr Ausgrenzung und Integration im 19 Jahrhundert Schriftenreihe der historischen Gesellschaft Coburg e V Band 31 Coburg 2021 ISBN 978 3 9819391 3 2 Jurgen Erdmann Coburg Bayern und das Reich 1918 1923 Druckhaus und Vesteverlag A Rossteutscher Coburg 1969 S 106 a b Joachim Albrecht Die Avantgarde des Dritten Reiches Die Coburger NSDAP wahrend der Weimarer Republik 1922 1933 Peter Lang GmbH Europaischer Verlag der Wissenschaften Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 631 53751 4 Harald Sandner Coburg im 20 Jahrhundert Die Chronik uber die Stadt Coburg und das Haus Sachsen Coburg und Gotha vom 1 Januar 1900 bis zum 31 Dezember 1999 von der guten alten Zeit bis zur Schwelle des 21 Jahrhunderts Gegen das Vergessen Verlagsanstalt Neue Presse Coburg 2000 ISBN 3 00 006732 9 Gedenkbuch Suche im Namenverzeichnis Suchen nach Coburg Wohnort In bundesarchiv de Christian Boseckert Ferdinand Martin Freiherr von Rast 1781 1863 In Coburger Geschichtsblatter Jahresband 21 Jahrgang 2013 ISSN 0947 0336 S 101 107 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Juden in Coburg amp oldid 239257655