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Die feline infektiose Peritonitis FIP ist eine durch das Feline Coronavirus ausgeloste Infektionskrankheit die ausschliesslich Katzen Felidae befallt Der Name leitet sich von der haufigsten klinischen Manifestation einer Bauchfellentzundung Peritonitis ab Allerdings kann auch lediglich das Brustfell betroffen sein weshalb selten auch der Name Feline infektiose Polyserositis verwendet wird Ausserdem kann ein Krankheitsbild ohne jede Beteiligung der Serosa Auskleidung der Korperhohlen auftreten Die Erkrankung tritt weltweit auf Kommt es einmal zu einer klinischen Manifestation der Erkrankung endet diese in aller Regel todlich Seit 2016 bzw 2018 gibt es zwei neue experimentelle Wirkstoffe GC376 und GS 441524 die in mehreren Studien erfolgreich zur Behandlung von FIP eingesetzt wurden 1 Da diese Wirkstoffe nicht als Tierarzneimittel zugelassen sind ist ihr Einsatz in der EU nach Art 112 Verordnung EU 2019 6 uber Tierarzneimittel nicht erlaubt Inhaltsverzeichnis 1 Ursache und Epidemiologie 2 Pathogenese und Formen 2 1 Feuchte Form 2 2 Trockene Form 3 Symptome 3 1 Feuchte Form 3 2 Trockene Form 4 Diagnose 5 Differentialdiagnose 6 Therapie und Prophylaxe 7 Geschichte 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseUrsache und Epidemiologie Bearbeiten Hauptartikel Felines Coronavirus Die Ursache fur die FIP ist ein hoch virulentes Coronavirus Das heute als Felines Coronavirus FCoV bezeichnete Virus wurde bis Ende der 1990er Jahre in zwei verschiedene Viren unterteilt Das wenig virulente sogenannte Feline Enterale Coronavirus FECV und das stark virulente Feline Infektiose Peritonitis Virus FIPV Letzteres ist aber lediglich eine Mutation des FECV innerhalb des Tragertieres Beide werden gegenwartig als Subtyp bzw Isolat der Virusspezies Alphacoronavirus 1 klassifiziert Das FIPV ist antigenetisch verwandt mit dem Coronavirus 229E des Menschen und den Coronaviren von Schwein und Hund Nicht verwandt ist es mit dem Coronavirus OC43 des Menschen und den Coronaviren von Rind und Maus 2 nbsp Modell eines CoronavirusDie Mutation besteht aus einer Deletion im viralen Gen 3C welche allerdings nicht immer an derselben Stelle stattfindet Begunstigt wird die Veranderung durch das ungenaue Arbeiten der viralen RNA Polymerase durch die es bei der Replikation zu einem falsch eingebauten Nukleotid pro 1 000 bis 10 000 Nukleotiden kommt Bei einer Gesamtlange der Virus RNA von etwa 30 000 Nukleotiden sind also bereits drei Mutationen im Erbgut des Virus pro Replikation normal Das FCoV kommt weltweit vor aber nur bei etwa 5 10 Prozent der seropositiven infizierten Hauskatzen bricht die FIP Erkrankung aus Bezogen auf die gesamte Katzenpopulation hat die FIP eine Vorkommenshaufigkeit Pravalenz von 1 2 Prozent Es werden serologisch zwei Virustypen unterschieden wobei der vor allem in Europa und den USA auftretende Typ 1 in Zellkulturen vermehrbar ist was mit dem vor allem in Japan auftretenden Typ 2 nicht moglich ist Die Inkubationszeit betragt vermutlich bis zu vier Monate Bereits am zweiten Tag nach der Infektion scheiden die Tiere das Virus uber Kot Nasensekret und Speichel aus Die Virusausscheidung kann lebenslang anhalten Die Ubertragung des zunachst ungefahrlichen Virus erfolgt vor allem durch Kontakt mit infiziertem Kot oder uber verunreinigte Gegenstande Auch eine Maul zu Maul oder Maul zu Nase Ubertragung ist moglich 3 In der Umgebung ist das Virus bis zu eine Woche infektios 4 Uberdies konnen Menschen das Virus transportieren und auf die Katze ubertragen Oft infizieren virustragende Katzenmutter ihre Feten bereits wahrend der Trachtigkeit Die Ubertragung der bereits mutierten Form spielt vermutlich keine Rolle bei der Verbreitung der Krankheit Prinzipiell sind alle Katzenarten und Altersgruppen fur FIP empfanglich Am haufigsten befallt die Erkrankung Tiere im Alter von sechs Monaten bis funf Jahren und altere Tiere ab 14 Jahren Da wild lebende Katzen meist Einzelganger ohne feste Kotplatze sind sind Wildtiere deutlich seltener infiziert Eingefangene verwilderte Hauskatzen sind zu etwa 10 Prozent seropositiv nach wenigen Wochen in einem Tierheim dagegen fast 90 Prozent der Tiere Bei Grosskatzen sind ebenfalls besonders grossere Bestande in Zoos gefahrdet Leoparden gelten als besonders empfanglich Pathogenese und Formen Bearbeiten nbsp Prozentuale Verteilung der klinischen Auspragung der FIPDie Pathogenese der Erkrankung ist bislang nicht vollstandig geklart Die Mutation der zunachst harmlosen FCoV Variante in die sogenannten FIP Viren erfolgt im Darm und kann Jahre nach der Infektion erfolgen Mit der Mutation erlangt das Virus die Fahigkeit sich an Ribosomen der Fresszellen des Abwehrsystems Monozyten und Makrophagen zu binden und sich in diesen zu vermehren Replikation Durch die Virusvermehrung kommt es zum Zerfall der Fresszellen und die freiwerdenden Viruspartikel werden von anderen Fresszellen aufgenommen wodurch sich das Virus im Korper ausbreitet Durch die Abgabe von Zellbotenstoffen kommt es zur Aktivierung der die Blutgefasse auskleidenden Zellen Endothelzellen und damit zu einer Entzundung Bestimmte Zellbotenstoffe fuhren auch zum Zelltod weiterer Abwehrzellen wie den Lymphozyten Die nichtmutierte Variante vermehrt sich dagegen vorwiegend in den Darmepithelzellen des Leerdarms 3 Man nimmt heute an dass ob und in welcher Form die Krankheit letztendlich auftritt vom Immunstatus des Einzeltieres abhangig ist Bei einem Teil der Tiere bricht die Erkrankung trotz erfolgter Virusmutation aufgrund einer starken zellvermittelten Immunreaktion nicht aus Das Immunsystem ist dadurch in der Lage die infizierten Blutzellen unter Kontrolle zu halten Diese Tiere bleiben ohne klinische Symptome scheiden aber als latente Virustrager dieses weiter aus Bei einem Teil der Tiere wird auch eine vollstandige Viruselimination vermutet wodurch sie allerdings fur Neuinfektionen wieder empfanglich sind Klinisch manifest wird eine FIP vermutlich erst bei Storungen des Immunsystems z B durch Stress oder andere Erkrankungen die zu einer starkeren Virusvermehrung im Darm fuhren Einen Einfluss auf die Pathogenese hat die Bildung von Antikorpern denn diese konnen das Virus nicht neutralisieren Mit vermehrter Antikorperbildung werden auch vermehrt Makrophagen aktiviert in denen es damit zu einer weiteren Virusvermehrung kommt Das Paradoxon dass die eigentlich zur Bekampfung der Krankheitserreger gebildeten Antikorper zu einer Verschlimmerung der Krankheit fuhren antikorperabhangige Verstarkung der Virusinfektion engl antibody dependent enhancement wird auch bei Viruskrankheiten des Menschen z B AIDS Denguefieber beobachtet Dieses antibody dependent enhancement spielt aber vermutlich nur bei experimentellen Infektionen eine Rolle 3 In der Vergangenheit wurde die Erkrankung in zwei Hauptformen feuchte und trockene Form untergliedert Die Grenzen zwischen beiden Hauptformen sind jedoch fliessend nahezu jedes erkranktes Tier zeigt Komponenten beider Erscheinungsformen von denen eine temporar dominieren kann Daher wird diese Untergliederung in der neueren Literatur zunehmend als obsolet betrachtet Feuchte Form Bearbeiten nbsp Punktatflussigkeit von einer an der feuchten Form erkrankten KatzeBei einer schwachen zellvermittelten Immunantwort kommt es zu einer anhaltenden Virusvermehrung im Blut Viramie und zur massiven Bildung von Immunkomplexen zur Aktivierung des Komplementsystems und von Fresszellen Makrophagen Dies fuhrt zu einer Blutgefassentzundung Vaskulitis und zu einer lymphoplasmazellularen Perivaskulitis durch Lymphozyten und Plasmazellen gekennzeichnete Entzundung in der Umgebung der Blutgefasse der serosen Haute die zu einem Gewebsuntergang Nekrose fuhrt Einige Autoren sind allerdings der Meinung dass es sich bei den Veranderungen um eine echte granulomatose Vaskulitis und Perivaskulitis also eine durch Fresszellen dominierte Entzundung der Gefasse und deren Umgebung handelt 5 Die lymphoplasmazellulare Perivaskulitis stellt dann ein Spatstadium dar Makroskopisch stellen sich diese Entzundungsherde als weissliche Knotchen dar Durch die Entzundung kommt es auch zu einem Austritt von Serum und Proteinen in die Korperhohlen und zu Fibrinablagerungen auf inneren Organen Trockene Form Bearbeiten Bei der trockenen Form dominieren grossere Knoten die vorwiegend innerhalb der Organe entstehen Es handelt sich dabei um verschmolzene Entzundungsherde die wie bei der feuchten Form aus einer Vaskulitis Perivaskulitis entstehen Sie werden gelegentlich auch als granulomatose Veranderungen bezeichnet es handelt sich aber nicht um eine echte granulomatose Entzundung Die Flussigkeitsaustritte sind bei dieser Form nicht anzutreffen Man nimmt an dass sich diese Form bei einer weniger stark geschwachten zellvermittelten Immunantwort entwickelt und sie eine mildere protrahierte Verlaufsform darstellt Sie macht etwa 17 Prozent der FIP Falle aus allerdings ist hier aufgrund der schweren Diagnostizierbarkeit s u mit einer erheblichen Dunkelziffer zu rechnen Symptome Bearbeiten nbsp Felinogramm der feuchten Form der FIP mit Flussigkeitsansammlung ausschliesslich in der Brusthohle 1 diffuse Verschattung infolge Flussigkeit 2 Herz Grenzen nicht mehr sichtbar 3 Luftrohre 4 Lunge nur noch im hinteren oberen Teil beluftet Bauchhohle unverandert 5 Leber 6 Magen 7 DarmEine klinisch manifeste FIP beginnt mit verminderter Futteraufnahme Anorexie Abmagerung sowie wiederkehrendem therapieresistentem Fieber Die weiteren Symptome sind von der Form der Auspragung abhangig wobei fliessende Ubergange zwischen beiden Formen auftreten konnen Die Unterteilung in feuchte und trockene Form ist strenggenommen eine Beschreibung der makroskopischen Befunde Mikroskopisch bilden beide Formen meist ein identisches Bild aus Feuchte Form Bearbeiten Die klassische feuchte Form aussert sich in Flussigkeitsansammlungen in der Bauchhohle Bauchwassersucht Aszites oder in der Brusthohle Pleuraerguss Die Flussigkeitsansammlungen in der Bauchhohle konnen als Umfangsvermehrung mit Fluktuation meist klinisch diagnostiziert werden Flussigkeitsansammlungen in der Brusthohle konnen zu schwerer Atemnot fuhren Eine Punktion liefert eine gelbliche fadenziehende viskose Flussigkeit Die Tatsache dass es sich hierbei um ein proteinreiches Exsudat handelt welches in seiner Erscheinungsform recht typisch ist ist ein wesentliches diagnostisches Kriterium Trockene Form Bearbeiten Die trockene Form aussert sich in knotigen Veranderungen vor allem im Bauchraum Auch das Gehirn die Augen die Organe der Brusthohle oder lediglich die Haut konnen betroffen sein Je nach Organlokalisation konnen Gelbsucht Augenerkrankungen Uveitis Hornhautveranderungen Hammelfettprazipitate Blutungen oder Fibrinansammlungen in der vorderen Augenkammer Retinitis 4 Blutarmut oder neurologische Erscheinungen Krampfe Anfalle Orientierungslosigkeit Augenzittern Lahmungen auftreten Diagnose BearbeitenEin klinischer Anfangsverdacht ist bei jedem Fieber bei einer jungeren Katze junger als sechs Jahre gegeben das nicht auf Antibiotika anspricht nbsp Positive Rivalta Probe zur besseren Darstellung blau eingefarbt Flussigkeitsansammlungen in den Korperhohlen feuchte Form sowie ein vermehrter Gehalt an Globulinen im Blut Hyperglobulinamie sind bereits deutliche Indizien Bestimmte Veranderungen des Blutbildes mittlere bis schwere Anamie Neutrophilie und Leukopenie sind weitere Verdachtsmomente Goldstandard zum Nachweis einer FIP ist der immunhistochemische Nachweis des Coronavirus in Gewebsmakrophagen Alle anderen Verfahren sind zwar weniger invasiv haben aber eine zum Teil deutlich geringere Aussagekraft Folgende labordiagnostische Testmethoden sind moglich Rivalta Probe Durch eine Punktion wird Flussigkeit aus einer betroffenen Korperhohle entnommen In einem Reagenzglas versetzt man destilliertes Wasser mit einem Tropfen Eisessig und gibt einen Tropfen des Punktats hinzu Bei einer Infektion mit FIP lost sich der Tropfen nicht auf und sinkt nach unten Ein negatives Testergebnis schliesst eine FIP fast mit Sicherheit aus Spezifitat 98 Prozent wahrend ein positiver Test sie zwar wahrscheinlich macht nicht aber beweist Die Sensitivitat betragt nach neueren Untersuchungen nur 52 Prozent Eine positive Rivaltaprobe kann auch bei eitriger Serositis und bei durch Tumoren bedingten Ergussen auftreten 3 Die Sensitivitat ist bei jungen Katzen hoher wenn man auch altere Tiere untersucht sinkt sie auf 65 5 Prozent 6 Antikorpernachweis im Punktat Der Nachweis von Antikorpern in den Punktaten mittels Antikorperfarbung hat eine Sensitivitat und Spezifitat von etwa 85 Prozent 7 Antigennachweis in Makrophagen Bei der feuchten Form kann aus dem Zentrifugat des Punktats ein Ausstrich angefertigt und mit einem Anti Coronavirus Konjugat versetzt werden Die Sensitivitat dieses Nachweisverfahrens wird je nach Studie mit 68 95 Prozent angegeben Die Spezifitat wurde in der Literatur lange mit 100 Prozent angegeben eine aktuelle Studie lieferte jedoch drei falsch positive Ergebnisse bei Katzen mit herzbedingtem Erguss Spezifitat 93 Prozent 8 Albumin Globulin Quotient Die Bestimmung des Quotienten aus Albumin und Globulin Konzentration im Blut kann ebenfalls einen Hinweis auf die Erkrankung geben Bei Quotienten kleiner als 1 besteht ein FIP Verdacht Werte unter 0 6 gelten als nahezu diagnostisch Allerdings gibt es erhebliche Schwankungen hinsichtlich Sensitivitat und Spezifitat in Abhangigkeit von der Grosse des Quotienten Bei einem Quotienten von 0 9 liegt die Sensitivitat bei 89 Prozent die Spezifitat bei 76 Prozent Liegt der Wert unter 0 6 betragt die Sensitivitat nur noch 48 Prozent die Spezifitat hingegen bei 99 Prozent Hohe Spiegel des sauren Alpha1 Glykoproteins einem Akute Phase Protein sind hinweisend fur eine FIP 4 Antikorpernachweis im Blut Ein positiver indirekter Antikorpernachweis im Blut ist nicht eindeutig Er sagt nur aus dass die Katze mit dem Coronavirus Kontakt hatte auch wenn es sich nur um die harmlose Variante handelte Die Sensitivitat liegt bei 85 Prozent die Spezifitat allerdings nur bei 57 Prozent Ein positiver Test mit einem Titer von kleiner als 1 1600 erhoht zwar die Spezifitat auf etwa 98 Prozent reduziert allerdings die Sensitivitat auf 33 Prozent Antigen Antikorper Komplex Nachweis im Blut Der Nachweis von Antigen Antikorper Komplexen mittels ELISA hat nur eine Sensitivitat von etwa 50 Prozent die Spezifitat liegt bei 91 Prozent FCoV RT PCR Uber ein RT PCR Verfahren lasst Coronavirus RNA und damit eine Viramie nachweisen Die Sensitivitat liegt bei Untersuchung von Blut bei etwa 15 Prozent bei Untersuchung von mononuklearen Zellen bei 29 Prozent Die Spezifitat betragt 86 100 Prozent Die Nachweis von Virus RNA ermoglicht keine Unterscheidung zwischen harmlosen und mutierten Coronaviren Bei der RT PCR aus Ergussflussigkeit sind Sensitivitat und Spezifitat dagegen hoch gt 90 Prozent 9 Der Nachweis im Kot dient nur der Erkennung von Coronavirusausscheidern fur die Diagnose der Erkrankung ist er ungeeignet 3 nbsp Coronavirus Antikorperschnelltest Rechts Kontrollbande links positive Nachweisbande nbsp Fadenziehende Konsistenz der Punktatflussigkeit nbsp Messung der Dichte eines Bauchhohlenpunktats einer FIP Katze mittels RefraktometerEine Kombination verschiedener Verfahren erhoht die diagnostische Aussagekraft Eine Bestimmung der durch Hamolyse freigesetzten Lactatdehydrogenase ein Enzym das Laktat in Pyruvat umwandelt kann einen weiteren Hinweis auf die Erkrankung geben ebenso die die Bestimmung der bei Katzen meist durch FIP verursachten Erhohung des Bauchspeicheldrusenenzyms alpha Amylase Wahrend ein Antigennachweis im Erguss als beweisend gilt ist die trockene Form nur schwierig nachzuweisen Die Nachweismethoden 4 8 sind ebenfalls moglich allerdings gilt bislang nur der pathohistologische Nachweis als aussagekraftig fur das Vorhandensein der FIP Dabei ist der immunhistochemische Antigennachweis an formalinfixiertem Gewebe sensitiver als an frischem Gewebe 10 Es gibt FIP Katzen ohne jegliche Veranderungen dieser Parameter als auch Tiere die trotz markanter Abweichungen dieser Parameter keine FIP haben 4 Ein Nachweis der Antikorper in Gewebsproben Bioptat von Lunge Leber Niere und Lymphknoten gilt als beweisend es gibt aber Kreuzreaktionen mit der harmlosen FCoV Variante und anderen Coronaviren Canines Coronavirus TGE Virus fur die Katzen zwar prinzipiell empfanglich sind aber die keine FIP auslosen Ein PCR Virusnachweis in Geweben ist ebenfalls kommerziell erhaltlich Seit 2012 gibt es eine Nachweismethode die eine eindeutige molekularbiologische Charakterisierung der beiden Coronavirus Varianten verspricht Hierbei werden mittels PCR Mutationen in zwei Spike Proteinen nachgewiesen die mit der mutierten Variante und damit der FIP in direkter Beziehung stehen 11 Dieser Test ist seit 2013 auch kommerziell verfugbar und kann an Punktaten von Ergussen Liquor cerebrospinalis und Kammerwasser sowie an EDTA Blut erfolgen 12 Differentialdiagnose Bearbeiten nbsp Sichtbare Flussigkeitsansammlungen im Bauchraum einer FIP Katze Bei der recht typischen feuchten Form mussen andere Ursachen fur eine Bauchwassersucht und oder einen Pleuraerguss ausgeschlossen werden Hierzu zahlen vor allem eine Herzerkrankung Proteinmangel im Blut Hypoproteinamie Stauungsergusse durch Tumorerkrankungen Blutungen oder eine bakterielle Pleuritis bzw Peritonitis seltener eine Streptotrichose fruher fur eine Pilzerkrankung gehaltene 13 eitrige bakterielle Pleuritis die Flussigkeit ist hier aber braunlich trub oder eine Ruptur des Ductus thoracicus Chylothorax Ein Grossteil dieser Erkrankungen kann aufgrund des hierdurch bedingten relativ geringen Proteingehaltes des Ergusses Transsudat sowie durch das Fehlen von Tumorzellen oder Bakterien recht einfach ausgeschlossen werden Bei therapieresistentem Fieber oder knotigen Veranderungen mussen Feline Leukamie Immundefizienzsyndrom der Katzen Panleukopenie Lymphosarkome Yersiniose und die Tyzzersche Krankheit in Betracht gezogen werden Therapie und Prophylaxe BearbeitenEine klinisch manifeste FIP fuhrt ohne spezifische Behandlung binnen weniger Wochen zum Tod vor allem jungere Tiere mit der feuchten Form haben eine geringe Uberlebenszeit Die mittlere Uberlebenszeit betragt neun Tage 95 Prozent der erkrankten Tiere sterben innerhalb eines Jahres Es kann also eine von 20 Katzen durchaus noch langer als ein Jahr leben so dass eine Einschlaferung nicht unmittelbar angezeigt ist 14 FIP ist jedoch mittlerweile heilbar Bei der Studie von Niels C Pedersen aus dem Jahre 2018 wurde an 31 Katzen das antivirale Mittel GS 441524 eingesetzt dem eigentlich wirksamen Hauptmetabolit von Remdesivir Dieser Feldversuch zeigte dass das chemisch weniger komplexe GS 441524 hochwirksam war und dass sich damit vielversprechende Behandlungserfolge bei Katzen mit naturlich vorkommender FIP zeigten Diese Ergebnisse wurden am 13 Februar 2019 im Journal of Feline Medicine and Surgery JFMS veroffentlicht 15 In einer Munchner Studie aus dem Jahr 2021 konnten alle 18 Tiere mit diesem Wirkstoff geheilt werden wobei sich der Wirkstoff als gut vertraglich erwies 16 Experimentell konnte auch in einer Studie aus dem Jahr 2016 in mehreren Fallen eine Heilung mit GC376 einem Hemmstoff der viralen 3C like Protease 3CLpro erreicht werden 17 Dieser Wirkstoff ist jedoch noch nicht allgemein verfugbar so dass augenblicklich lediglich eine symptomatische Therapie kombiniert mit einer Immunsuppression moglich ist Hinweise dass sich eine zusatzlich zur immunsuppressiven Therapie durchgefuhrte Behandlung mit felinem Interferon vorteilhaft auf die Uberlebenszeit auswirken kann konnten in einer Studie von 2006 nicht bestatigt werden 18 Ein Therapieversuch kann mit hochdosierten Glucocorticoiden eventuell in Kombination mit dem Thromboxansynthase Inhibitor Ozagrel unternommen werden Gegen bakterielle Sekundarinfektionen ist ein Antibiotikum angezeigt Hauptproblem der Behandlung mit GS 441524 oder GC376 ist dass diese Wirkstoffe in der EU nicht zugelassen sind Die Einfuhr ist daher nach 96 Nr 4 AMG eine Straftat so dass niedergelassene Tierarzte diese Behandlung nicht durchfuhren durfen 19 Die Impfung gegen FIP wird kontrovers diskutiert Prinzipielles Problem ist hierbei dass eine systemisch applizierte Vakzine Impfstoff bei den verwendeten Stammen die Gefahr der Entstehung einer FIP durch das Impfvirus in sich birgt das Impfvirus mit dem Feldvirus vermengt werden kann und sich infektionsverstarkende Antikorper bilden Das Ziel des verfugbaren Impfstoffes ist daher die Erzeugung einer lokalen Immunantwort auf zellularer Ebene und auf Basis von lokalem IgA im Bereich der Eintrittspforte der Viren im Nasen Rachenbereich Daher wird die Vakzine in die Nase eingetropft Die lediglich lokale Wirkung der Vakzine ist hierbei dadurch gewahrleistet da sich der Impfstamm nur bei einer Temperatur von 31 C vermehren kann Bei bereits FCoV positiven Tieren auch durch die harmlose Variante versagt das Prinzip der Impfung Sie ist daher nur bedingt zu empfehlen Sinnvoll ist sie bei seronegativen Katzen in grosseren Bestanden sowie einzeln in Wohnungen gehaltenen Tieren die durch zufalligen Kontakt mit eingeschlepptem Virusmaterial z B Kot an den Schuhen der Besitzer infolge des massiven Virusloads in ihrer Immunantwort uberfordert waren Die Schutzwirkung des Impfstoffs Primucell FIP erbrachte in klinischen Studien sehr unterschiedliche Resultate Je nach Studie wurde eine Effizienz zwischen 0 fur keine Schutzwirkung und 75 Prozent angegeben Den Versuch die Ausbreitung der harmlosen Ausgangsvariante des Virus zu verhindern verfolgt das Konzept des Early Weaning engl fruhes Absetzen das 1992 von Addie amp Jarrett vorgestellt wurde Hierbei wird die trachtige Mutterkatze zwei Wochen vor der Geburt von anderen Katzen isoliert und die Geburt und Jungkatzenaufzucht strikten Hygienebedingungen unterworfen Mit funf bis sechs Wochen werden die Katzchen von der Mutter abgesetzt und von ihr getrennt weil sie nur bis zu diesem Zeitpunkt durch mutterliche Antikorper geschutzt sind und danach von ihr das Virus ubertragen bekommen konnten Im Gegensatz zu Erfolgen in Grossbritannien bei denen alle Jungkatzen anschliessend FCoV seronegativ waren liess sich dieses Resultat in einer deutschen Studie nicht reproduzieren 20 Eine praktikablere Strategie besteht in der Verminderung des Infektionsdruckes innerhalb des Katzenbestandes Das Prinzip besteht darin die potentiell krankmachenden FCoV Viren lediglich so weit wie moglich auszudunnen und ist mit einfachen hygienischen Methoden bereits durchfuhrbar Als mogliche Massnahmen werden empfohlen Aufstellen moglichst vieler Kotkisten welche mehrmals taglich gereinigt werden sollten wenn moglich Verwendung immer der gleichen Trink und Futtergefasse und deren tagliche Reinigung Haltung der Katzen in Kleingruppen von 3 bis 4 Tieren Entfernung von starken Virusausscheidern aus der Gruppe Muttertiere 2 Wochen vor dem Wurf aus der Gruppe entfernen und separate Aufzucht der Jungtiere Geschichte BearbeitenDie FIP wurde ab 1954 vermehrt in den USA beobachtet obwohl Einzelberichte vermutlicher FIP Falle sich bereits ab 1914 finden lassen 1963 verfasste Jean Holzworth erstmals eine ausfuhrlichere Arbeit 1966 wiesen Wolfe und Griesemer den infektiosen Charakter der Erkrankung nach und gaben eine detailliertere Beschreibung 1968 wurde von Zook et al bei experimentell mit der Krankheit infizierten Katzen das Virus erstmals elektronenmikroskopisch nachgewiesen Die Tatsache dass es sich bei dem Erreger um ein Coronavirus handelt wurde seit 1970 vermutet jedoch erst 1976 gelang der Nachweis des Erregers Osterhaus et al und seine Vermehrung in einer Zellkultur Pedersen Ab 1977 wurde der Erreger zunachst FIP Virus FIPV genannt 1979 wurde der erste ELISA Test zum Nachweis von Antikorpern entwickelt 1981 beschrieben Pedersen et al erstmals das weit verbreitete Vorkommen des felinen enteralen Coronavirus FECV und zeigten die grosse Ahnlichkeit zum FIPV 1987 stellte Pedersen die Hypothese auf dass FECV und FIPV ein gemeinsames Virusspektrum darstellen und sich lediglich hinsichtlich ihrer Virulenz unterscheiden 1998 gelang seiner Arbeitsgruppe Vennema et al der Nachweis dass das FIPV lediglich eine Mutation des FECV darstellt Ab 2000 setzte sich der Begriff Felines Coronavirus FCoV als Erregerbezeichnung durch Erste experimentelle Versuche zur Impfstoffentwicklung gehen auf die fruhen 1980er Jahre zuruck Versuche mit verschiedenen Impfstammen heterologes Virus 1979 1984 1988 homologes virulentes Virus 1983 homologes attenuiertes Virus 1983 Vaccinia Virus Rekombinanten 1990 1992 brachten keine nachweisbare Schutzwirkung und fuhrten sogar zu Impferkrankungen welche sich teilweise im Sinne einer antikorperabhangigen Immunverstarkung siehe oben manifestierten Der erste sichere kommerzielle Impfstoff wurde 1991 von Pfizer hergestellt Mit dem Auftreten des Schweren Akuten Atemwegssyndroms SARS und der 2003 gemachten Entdeckung dass es sich beim Erreger um ein Coronavirus handelt kamen das FCoV und andere tierische Coronaviren in den Verdacht fur diese schwere Atemwegserkrankung des Menschen verantwortlich zu sein Das FCoV zeigt in der Nukleotidsequenz grosse Ubereinstimmungen zum SARS Virus 21 Diese Vermutungen haben sich jedoch nicht bestatigt Literatur BearbeitenD D Addie J O Jarrett A study of naturally occurring feline coronavirus infections in kittens In Veterinary Record Band 130 1992 ISSN 0042 4900 S 133 137 doi 10 1136 vr 130 7 133 Christina Binder Vergleich verschiedener Parameter zur Diagnose der felinen infektiosen Peritonitis Munchen 2001 Munchen Universitat Dissertation 2001 Yvonne Fischer Untersuchungen zur Diagnose und Therapie der felinen infektiosen Peritonitis Dissertation an der Tierarztliche Fakultat der LMU Munchen 2012 PDF 4 7 MB Katrin Hartmann Feline infectious peritonitis In The Veterinary Clinics of North America Small Animal Practice Band 35 Nr 1 2005 ISSN 0195 5616 S 39 79 doi 10 1016 j cvsm 2004 10 011 Katrin Hartmann Feline infectiose Peritonitis Diagnose Behandlung und Prophylaxe In Kleintierpraxis Band 55 2010 ISSN 1434 9132 S 561 572 Niels C Pedersen Virologic and immunologic aspects of feline infectious peritonitis virus infection In Advances in Experimental Medicine and Biology Band 218 1987 ISSN 0065 2598 S 529 550 doi 10 1007 978 1 4684 1280 2 69 Friederike Riemer Klinische Symptome und laborparametrische Veranderungen bei Katzen mit feliner infektioser Peritonitis Dissertation an der Tierarztliche Fakultat der LMU Munchen 2018 PDF 3 8 MB Harry Vennema Amy Poland Janet Foley Niels C Pedersen Feline infectious peritonitis viruses arise by mutation from endemic feline enteric coronaviruses In Virology Band 30 Nr 1 1998 S 150 157 doi 10 1006 viro 1998 9045 Weblinks Bearbeitenwww patho vetmed uni muenchen de Feline Infektiose Peritonitis FIP Einzelnachweise Bearbeiten M A Kennedy Feline Infectious Peritonitis Update on Pathogenesis Diagnostics and Treatment In The Veterinary clinics of North America Small animal practice 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