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Das schlesische Furstentum Pless polnisch Ksiestwo Pszczynskie tschechisch Pstinsko auch Pstinske panstvi 1 lag im beskidischen Vorland in der Niederung der Plesse Pszczynka eines Nebenflusses der Weichsel Es bestand von 1412 bis 1918 seit 1452 als Freie Standesherrschaft Wappen des Fursten von Pless Grafen von Hochberg Freiherrn zu Furstenstein Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Herzogtum Pless 1 2 Standesherrschaft im Konigreich Preussen 1 2 1 Furstentum Pless 1765 1847 Fursten von Anhalt Kothen Pless 1 2 2 Grafen von Hochberg Fursten von Pless 1 3 Nach dem Ersten Weltkrieg 2 Literatur 2 1 Allgemeines 2 2 Architektur 2 3 Genealogie 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHerzogtum Pless Bearbeiten Eine Siedlung in Altdorf entstand um 1200 im Wald des ehemaligen Niemandslands zwischen den Wislanen im Osten und den Golensizen im Westen spater an der Grenze der Kastellaneien von Cieszyn Teschen Raciborz Ratibor und Oswiecim Auschwitz Im 13 Jahrhundert gehorte Woszczyce 16 Kilometer im Nordwesten zum Bistum Krakau wahrend Wisla um zehn Kilometer im Sudwesten zur Teschener Kastellanei im Bistum Breslau Das Plesser Land entwickelte sich also im 13 Jahrhundert im Grenzbereich zwischen dem Teil Kleinpolens das 1177 1179 aus dem Herzogtum Krakau ausgegliedert wurde und zum Herzogtum Ratibor kam das von den Schlesischen Piasten regiert wurde 2 Aus dieser Zeit ruhrte die bis 1821 bestehende Zugehorigkeit der 1326 erstmals erwahnten Pfarrei und des 1350 von Auschwitz ausgegliederten Dekanats von Pless zum Bistum Krakau danach im Bistum Breslau ab 1925 im Bistum Katowice Die ehemalige Piastenburg in Pless an einem Zweig der Landstrasse von Krakau nach Mahren wurde 1263 von Truppen des bohmischen Premyslidenkonigs Ottokar II zerstort Herzog Bolko I aus der Schweidnitzer Linie der Schlesischen Piasten liess wahrend seiner Herrschaft 1288 1292 erneut eine Burg in Pless errichten 1303 wurde eine eigene Kastellanei von Pless erstmals erwahnt die spater zu einem Weichbild im Jahr 1422 als in Plesnischen Weichgebild erwahnten wurde beide Verwaltungseinheiten umfassten Ortschaften im Bistum Krakau sowie im Bistum Breslau 2 1327 huldigte Herzog Lestko von Ratibor dem bohmischen Konig Wenzel II wodurch Pless zusammen mit dem Herzogtum Ratibor als ein Lehen der Krone Bohmen unterstellt wurde Die bohmische Lehenshoheit wurde 1335 mit dem Vertrag von Trentschin vom polnischen Konig bestatigt Nach dem Tod des Herzogs Lestko 1336 fiel Pless zusammen mit dem Herzogtum Ratibor als erledigtes Lehen an Bohmen 1337 ubertrug der bohmische Konig Johann von Luxemburg das Herzogtum Ratibor als ein Lehen an Nikolaus II von Troppau der mit Lestkos Schwester Anna verheiratet war und der premyslidischen Linie der Herzoge von Troppau entstammte Dessen altester Sohn Johann I erhielt 1365 als Alleinerbe das Herzogtum Ratibor und begrundete die premyslidische Stammlinie Troppau Ratibor Er verpfandete 1375 das Plesser Land an den Oppelner Herzog Wladislaus II 1412 verlieh Johann II von Troppau Ratibor das gesamte Gebiet von Pless Altberun Myslowitz sowie Nikolai und Sohrau seiner Gattin Helena Prinzessin von Litauen auf deren Lebenszeit als Wittum Dadurch entstand das Herzogtum Pless an dessen Spitze von 1424 bis zu ihrem Tode 1449 Herzogin Helena stand Nach dem Tode Nikolaus V von Ratibor Jagerndorf Sohn Helenas im Jahre 1452 wurde das Plesser Land vom Herzogtum Ratibor separiert als bohmische Standesherrschaft ausgetan fur Nikolaus minderjahrige Sohne aus seiner Ehe mit Barbara Rockenberg 1464 die bis 1462 Regentin fur ihre Sohne war Danach diente Pless als Sekundogenitur zur standesgemassen Versorgung bohmischer Prinzen und zwar gemeinsam den Brudern Heinrich dem Alteren Heinrich dem Jungeren und Viktorin Sohne des bohmischen Konigs Georg von Podiebrad und Herzoge von Munsterberg 1472 teilten die Bruder ihre Besitzungen wobei Heinrich der Jungere Pless erhielt das er spater seinem Bruder Viktorin uberliess 3 1480 verkaufte Viktorin Pless seinem Schwiegersohn Kasimir II von Teschen der 1509 Teile des Plesser Landes an den ungarischen Magnaten und Bergwerksbesitzer Thurzo weiterverkaufte ohne Strumien das inzwischen zu einer Stadt erhoben wurde und beim Herzogtum Teschen bzw Teschener Schlesien bis heute blieb Die Thurzo verausserten 1548 die Standesherrschaft Pless dem Furstbischof von Breslau Balthasar von Promnitz 4 Dies bestatigte ihm der bohmische und romisch deutsche Konig Ferdinand I durch Erbbelehnung Diese Massnahme sollte auch die Ausbreitung der Reformation in diesem Gebiet verhindern Die damals noch grossteils polnischsprachige Landbevolkerung bekannte sich zur katholischen Religion Standesherrschaft im Konigreich Preussen Bearbeiten Furstentum Pless 1765 1847 Fursten von Anhalt Kothen Pless Bearbeiten nbsp Furstenstein Allianzwappen Anhalt Kothen Pless und Hochberg FurstensteinDie Standesherrschaft Pless verblieb bis 1765 im Besitz der Erben des Furstbischofs wobei sie bis 1742 der Krone Bohmen unterstand die seit 1526 die Habsburger trugen Zusammen mit fast ganz Schlesien fiel sie nach dem Ersten Schlesischen Krieg an Preussen 5 1765 erhielt Prinz Friedrich Erdmann von Anhalt Kothen von seinem Onkel Graf Johannes Erdmann von Promnitz die Standesherrschaft Pless mit drei Stadten und 49 Dorfern und nahm den Titel eines Fursten von Anhalt Kothen Pless an Die im Siebenjahrigen Krieg verwusteten Guter wurden wieder bewirtschaftet die Glas und Zinkhutten sowie die Tuchmanufakturen in Pless wieder in Betrieb genommen 6 Mit Friedrich Erdmanns Tod 1797 fiel die Standesherrschaft nacheinander an seine kinderlosen Sohne Ferdinand Friedrich Heinrich und Ludwig 1817 erhob Konig Friedrich Wilhelm III die schlesische Standesherrschaft zu einem preussischen Furstentum 7 Grafen von Hochberg Fursten von Pless Bearbeiten nbsp Hans Heinrich XI Furst von Pless nbsp Hans Heinrich XV von Pless nbsp Schloss PlessNachdem 1847 Heinrich von Anhalt Kothen der letzte der Sohne von Friedrich Erdmann von Anhalt Kothen gestorben war erbten die Nachkommen der altesten Tochter Anna Amalia 1770 1830 die Standesherrschaft Sie war mit Graf Hans Heinrich VI von Hochberg Furstenstein 1768 1833 verheiratet der Pless im Auftrage Heinrichs bereits seit dem Tod von dessen Bruder Ludwig 1841 verwaltet hatte Ihm folgte sein altester Sohn Graf Hans Heinrich X von Hochberg der erste Prasident des Preussischen Herrenhauses Dessen Sohn Hans Heinrich XI war der Oberstjagermeister Kaiser Wilhelms I Er war Mitglied des Preussischen Herrenhauses und von 1867 bis 1884 Abgeordneter der Reichs und Freikonservativen Partei im Reichstag 1890 wurde der Furst Mitglied des Preussischen Staatsrats 1905 erhob ihn der Kaiser fur seine Person zum Herzog von Pless Er war der erste Montanmagnat der deutschen Schwerindustrie Die Steinkohlenbergwerke bei Waldenburg Niederschlesien brachten ihm hohe Gewinne Zu seinen Besitzungen bei Freiburg in Schlesien gehorte die grosse burgartige Anlage Schloss Furstenstein mit umgebenden Garten und Terrassen Sie zahlte schon seit der Mitte des 19 Jahrhunderts zu den touristischen Attraktionen der Region und wurde entsprechend haufig in der Vedoutengrafik und auf Badeglasern und Ansichtenporzellanen dargestellt Der Herzog verstarb 1907 auf Schloss Albrechtsberg in Dresden Sein Sohn und Nachfolger Hans Heinrich XV wurde nach dem Tod des Herzogs als der reichste Furst des Deutschen Reichs bezeichnet 1861 in Pless geboren war nach seinem Universitatsstudium im diplomatischen Dienst des Deutschen Reiches in London tatig 1891 heiratete er die siebzehnjahrige Britin Mary Theresa Olivia Cornwallis West genannt Daisy eine der attraktivsten Frauen der Londoner Salons Ihre Ehejahre verbrachte die Familie mit ihren drei Kindern im Schloss Furstenstein Sie reiste oft und veranstaltete in Furstenstein aufwendige Festlichkeiten Vergeblich versuchte Daisy vor Kriegsbeginn zwischen dem deutschen Kaiser und dem britischen Konig personlich friedensstiftend zu vermitteln und betatigte sich engagiert in der deutschen Sozialfursorge als Helferin Wahrend des Ersten Weltkriegs war sie als Krankenschwester im Deutschen Roten Kreuz auf Bahnhofen zur Truppenbetreuung tatig Ihre Ehe war wahrend der Kriegsjahre zerbrochen 1922 wurde die Ehe geschieden Sie selbst musste Schloss Furstenstein verlassen und wohnte mit ihren zwei jungeren Kindern in Munchen Berlin und anderen Stadten zuletzt allein in der Villa Pohl im schlesischen Waldenburg nahe der einstigen Residenz Nach dem Ersten Weltkrieg Bearbeiten Obwohl das Furstentum Pless bei der Teilung Oberschlesiens nach 1919 infolge des Friedensvertrages von Versailles an Polen fiel blieben die Guter und das Schloss bis 1945 im Besitz der Familie Hochberg Furstenstein 1922 besetzte polnisches Militar die Stadt Pless Hans Heinrich XV nahm in diesem Jahr die polnische Staatsangehorigkeit an wohnte aber zunachst in seiner niederschlesischen Residenz Schloss Furstenstein spater in Pless Sein gesamtes Vermogen mit Ausnahme der Schlosser brachte er in zwei Kapitalgesellschaften ein die Furstlich Plessische Bergwerks AG in Kattowitz und die Furstliche Brauerei AG in Tichau Die Gesellschaften wirtschafteten bis 1945 gewinnbringend Schloss Pless ubernahm im Jahre 1938 nach dem Tod von Hans Heinrich XV sein zweitaltester Sohn Alexander Hochberg der polnischer Staatsburger war Dessen alterer Bruder Hans Heinrich XVII war bereits nach Grossbritannien emigriert wo er in der britischen Armee diente Der jungste Sohn Bolko war schon 1936 gestorben und wurde im Plesser Park beerdigt Literatur BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Mary Theresa Olivia Cornwallis West princess of Pless Princess Daisy of Pless by Herself John Murray London 1929 Autobiographie Daisy von Pless Tanz auf dem Vulkan Erinnerungen an Deutschlands und Englands Schicksalswende Aus dem Englischen ubertragen von Marie Latzel Dresden 1929 2 Bde Daisy Hochberg von Pless Taniec na wulkanie Ubersetzung ins Polnische von Mariola Palcewicz Krakow 2008 Ezechiel Zivier Entwicklung des Steinkohlenbergbaues im Furstentum Pless Kattowitz 1913 Arnold Rontz Die Steinkohlen der Gruben des Fursten von Pless in Polnisch Oberschlesien Furstl Plessische Bergwerks A G Kattowitz 1929 Digitalisat in der Schlesischen Digitalen Bibliothek Klemens Skibicki Industrie im oberschlesischen Furstentum Pless im 18 und 19 Jahrhundert Zur okonomischen Logik des Ubergangs vom feudalen Magnatenwirtschaftsbetrieb zum modernen Industrieunternehmen Steiner Stuttgart 2002 ISBN 3 515 08036 8 Architektur Bearbeiten W John Koch Schloss Furstenstein Erinnerungen an einen schlesischen Adelssitz Eine Bilddokumentation Bergstadtverlag Korn Wurzburg 1989 ISBN 978 3 87057 138 2 Wulf Horstmann Sibylle Festner Schloss Furstenstein Oberschlesien Polen In Unbekannte Details aus Geographie Wirtschaft Geschichte Kultur Zeitgeschehen Band 55 Nusser Verlag Munchen 2017 ISBN 978 3 86120 384 1 Zamek Ksiaz Arne Franke Katrin Schulze Schloss Furstenstein Die barocke Perle Schlesiens Verlag Senfkorn Gorlitz 2018 ISBN 978 3 8353 3044 3 Genealogie Bearbeiten Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Furstlichen Hauser Hofkalender 1942 Jg 179 III Abt A Uradel Justus Perthes Gotha 1941 S 418 Genealogisches Handbuch der Furstlichen Hauser Band XVII Band 133 der Gesamtreihe GHdA Abt III A C A Starke Limburg an der Lahn 2004 ISBN 978 3 7980 0833 5 ISSN 0435 2408 S 501 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Furstentum Pless Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Uberlieferung zu den Fursten von Anhalt Kothen Pless im Landesarchiv Sachsen Anhalt Abteilung Dessau Weiterfuhrende Literatur Schloss Furstenstein Homepage der Stadtverwaltung der Stadt Pless poln Pszczyna Schloss HomepageEinzelnachweise Bearbeiten Rudolf Zacek Dejiny Slezska v datech Praha 2004 ISBN 80 7277 172 8 S 441 a b Jerzy Rajman Pogranicze slasko malopolskie w sredniowieczu Schlesisch kleinpolnisches Grenzgebiet im Mittelalter Wydawnictwo Naukowe Wyzszej Szkoly Pedagogicznej 1998 ISBN 83 8751333 4 ISSN 0239 6025 S 61 62 51 52 polnisch online PDF Andreas Ruther Region und Identitat Schlesien und das Reich im spaten Mittelalter Bohlau Koln 2010 Neue Forschungen zur schlesischen Geschichte Bd 20 ISBN 978 3 412 20612 3 S 153 Gottfried Kliesch Bischof Balthasar von Promnitz 1539 1562 Oberlandeshauptmann von Schlesien In Jahrbuch der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Breslau Jg 29 1988 S 73 102 hier S 75 Wilhelm Fix Ubersichten zur ausseren Geschichte des preussischen Staats Simon Schropp Berlin 1858 S 69 Fussnote 1 Klemens Skibicki Industrie im oberschlesischen Furstentum Pless im 18 und 19 Jahrhundert Steiner Stuttgart 2002 S 119 Johann Caspar Bluntschli Hrsg Deutsches Staats Worterbuch Bd 1 Expedition des Staats Worterbuchs Stuttgart und Leipzig 1857 S 242 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furstentum Pless amp oldid 237786359