www.wikidata.de-de.nina.az
Eugen Loderer 28 Mai 1920 in Heidenheim an der Brenz 9 Februar 1995 in Planegg war ein deutscher Gewerkschaftsfunktionar Von 1972 bis 1983 war er Vorsitzender der IG Metall Loderer links auf einem SPD Parteitag 1978 Rechts neben ihm Heinz Kluncker und Heinz Oskar Vetter Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Schulzeit 1 2 Lehre Lohnarbeit Kriegsdienst 1 3 Einstieg in Gewerkschafts und Parteiarbeit 1 4 Beruflicher Aufstieg auf Landes und Bundesebene 1 5 Vorsitzender der Industriegewerkschaft Metall 1 5 1 Kampf gegen die Folgen der Wirtschaftskrise 1 5 2 Parteipolitisches Engagement fur die SPD 1 5 3 Auseinandersetzung mit der politischen Linken 1 6 Ruhestand 2 Mitgliedschaften 3 Auszeichnungen 4 Schriften und Herausgeberschaften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Schulzeit Bearbeiten Eugen Loderer wurde als zweites gemeinsames Kind des Arbeiters Magnus Loderer 1876 und der 1882 geborenen Arbeiterin Magdalena Loderer geb Walz 1920 in der schwabischen Industriestadt Heidenheim an der Brenz geboren Ausser dem acht Jahre alteren Bruder Georg hatte Eugen Loderer mit Albertine noch eine 14 Jahre altere Halbschwester die seine Mutter mit in die 1911 geschlossene Ehe gebracht hatte Nach dem Willen ihrer erwerbstatigen Eltern hatte sich Albertine in den ersten drei Jahren nach der Geburt ihres jungsten Geschwisterkindes um dessen Erziehung zu kummern Eugen Loderer litt als Kind unter den von Armut und emotionaler Kalte gepragten Verhaltnissen seiner Herkunftsfamilie Bereits als Schuler musste Eugen im eigenen Haushalt mithelfen und daruber hinaus auch beim Chef seiner Mutter ins Laufhaus gehen also Hilfsdienste aller Art erledigen Des Ofteren kam es vor dass der Junge von seinen Eltern verprugelt wurde 1 Im katholischen Kindergarten und in der ebenfalls katholischen Schule wurde das Arbeiterkind Eugen Loderer autoritar gemassregelt Seine ihrerseits autoritatshorig eingestellten Eltern waren zwar politisch nicht aktiv im Unterschied zu dem seit Ende des 19 Jahrhunderts sozialistisch gepragten Arbeitermilieu der Heidenheimer Oststadt aber praktizierende Katholiken Eugen Loderer selbst war als Schuler Mitglied bei den katholischen Pfadfindern St Georg Lehre Lohnarbeit Kriegsdienst Bearbeiten Nach achtjahrigem Volksschulbesuch begann Eugen Loderer im April 1935 eine Lehre als Metallgewebemacher in Heidenheim Unter Verweis auf seine katholische Sozialisation zogerte Loderer zwar zunachst sich der Hitlerjugend anzuschliessen war aber spater eineinhalb Jahre Mitglied der Marine HJ bevor er dieser Organisation 1937 aus innerer Distanz zum NS Regime den Rucken kehrte 2 Nach Beendigung seiner Lehre arbeitete der 17 jahrige Eugen Loderer weiter in der Metalltuchfabrik Oberdorfer bevor er im Fruhjahr 1940 zum Kriegsdienst einberufen wurde Loderer entschied sich zur Kriegsmarine zu gehen und wurde im Juni 1940 zur Ausbildung erst nach Stralsund und spater nach Kiel abkommandiert Von September 1940 bis Februar 1942 wurde Loderer in Nieuwpoort stationiert einem Fischerort im besetzten Belgien Nach seiner Ausbildung zum Unteroffizier beorderte ihn die Kriegsmarine ins besetzte Frankreich In der Kustenstadt Lorient und spater im Fischerort Benodet war eine Flottille mit Minensuchbooten stationiert deren Aufgabe darin bestand deutschen U Booten Geleitschutz zu geben Am 1 Oktober 1942 wurde Loderer bei einem Fliegerangriff am Unterarm leicht verwundet Er war bis Dezember 1942 dienstunfahig Durch den Kriegsdienst als Besatzungssoldat der deutschen Wehrmacht hatte sich seine anfangliche Distanz zum NS Regime deutlich verringert 3 Zwischen Mai und Dezember 1944 erwarb Loderer bei einem mehrmonatigen Lehrgang im westpreussischen Gdingen das Obersteuermannspatent Die letzten Monate seines Kriegsdienstes leistete Loderer im von deutschen Truppen besetzten Kopenhagen ab wo er am 8 Mai 1945 in britische Kriegsgefangenschaft geriet Einstieg in Gewerkschafts und Parteiarbeit Bearbeiten Nach seiner Freilassung aus dreimonatiger Kriegsgefangenschaft arbeitete Eugen Loderer ab dem 1 November 1945 wieder als Metalltuchweber bei seinem alten Arbeitgeber dem Heidenheimer Metallbetrieb Oberdorfer Zum gleichen Zeitpunkt trat er dem neu gegrundeten Industrie Verband Eisen und Metall einer Vorgangerorganisation der IG Metall bei Im Fruhjahr 1946 wahlte die Oberdorfer Belegschaft Loderer zum Betriebsratsvorsitzenden Uber seinen Betrieb hinaus machte sich Loderer als engagierter Interessenvertreter einen Namen Dadurch gewann er auch die Aufmerksamkeit von Sigmund Lowi einem ehemaligen DMV Funktionar und Exilanten der als Geschaftsfuhrer der Heidenheimer Metallgewerkschaft zu Loderers erstem innerverbandlichen Mentor wurde 4 Auf Lowis Vorschlag hin wurde Eugen Loderer am 1 Juli 1947 Organisationssekretar in der Heidenheimer Verwaltungsstelle Loderer konzentrierte sich zunachst auf jugendpolitische Gremienarbeit und knupfte von hier aus auch Kontakte zu anderen hauptamtlichen Gewerkschaftern der Region beispielsweise zum Kommunisten Willi Bleicher Aus einem Richtungsstreit zwischen sozialdemokratischen und kommunistischen Metallgewerkschaftern in Heidenheim ging die sozialdemokratisch orientierte Fraktion zu der auch Eugen Loderer bereits gezahlt werden konnte Ende der 1940er Jahre gestarkt hervor 5 Nach einjahriger Geschaftsfuhrertatigkeit wurde Eugen Loderer im August 1950 zum Heidenheimer Bevollmachtigten der IG Metall gewahlt Zu Beginn von Loderers Amtszeit wurden auch in der Heidenheimer IG Metall kommunistische Funktionare im Zeichen des Kalten Krieges aus der Organisation gedrangt oder politisch marginalisiert 6 Loderer war seit 1951 Mitglied der SPD wurde fur die Partei Gemeinderatsmitglied und 1955 auch stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender in Heidenheim 1956 kandidierte er erfolglos fur den Landtag von Baden Wurttemberg Ausserdem war Loderer in den 1950er Jahren Vorsitzender der ortlichen Naturfreunde Mitglied des Beirats der IG Metall sowie der Tarifkommission Stuttgart Daruber hinaus fungierte er in seiner Heidenheimer Zeit als ehrenamtlicher Arbeitsrichter sass im Verwaltungsausschuss des Aalener Arbeitsamtes in der Selbstverwaltung der Heidenheimer OK und im Aufsichtsrat der Heidenheimer Konzerthausgesellschaft In Ubereinstimmung mit dem bundesdeutschen Trend konnte die Heidenheimer IG Metall im Verlauf der Amtszeit Eugen Loderers ihre Mitgliedszahlen von 5500 zu Beginn der 1950er Jahre auf uber 10 000 gegen Ende des Jahrzehnts in etwa verdoppeln In der ortlichen Metallindustrie lag der Organisationsgrad bei 60 Prozent und unter den Arbeitern sogar bei 75 Prozent 7 Nach Einschatzung seines Biografen Klaus Kempter erwarb sich Eugen Loderer in seiner Zeit als 1 Bevollmachtigter der Verwaltungsstelle Heidenheim den Ruf eines tuchtigen agilen und pflichtbewussten Gewerkschafters der aufgrund seines forschen Auftretens und der Tatsache dass er im Kreis der hauptamtlichen Funktionare immer noch zu den Jungen gehorte immer wieder in die Diskussion kam wenn es um hohere Aufgaben ging 8 Beruflicher Aufstieg auf Landes und Bundesebene Bearbeiten Der Stuttgarter IG Metall Bezirksleiter Willi Bleicher machte Eugen Loderer 1959 zum fur die Bereiche Jugend Betriebsrate und Vertrauensleute zustandigen Bezirkssekretar Zusatzlich beauftragte Bleicher Loderer als seinen politischen Emissar damit gegenuber den Verwaltungsstellen auf die Steigerung von Mitglieds und Beitragszahlen zu dringen sowie allgemein dafur zu sorgen dass die politische Linie der Bezirksleitung vor Ort umgesetzt wurde Wichtig fur Loderers Karriereaussichten war dass der 1963 von der IG Metall gefuhrte Streik in der baden wurttembergischen Metallindustrie dazu beitrug das innergewerkschaftliche Prestige des Bezirks als durchsetzungsstarker Organisation zu festigen und dass er ihn zur wichtigsten Gliederung innerhalb der Organisation machte 9 Auf Drangen und mit Unterstutzung Willi Bleichers liess sich Eugen Loderer am 8 Marz 1963 zum Vorsitzenden des DGB Landesbezirks Baden Wurttemberg wahlen und ruckte damit in die gewerkschaftliche Fuhrungsreserve vor 10 Als DGB Landesvorsitzender bemuhte sich Loderer um einen mit der oppositionellen Linie der IG Metall in Einklang zu bringenden Kompromiss zwischen den innergewerkschaftlichen Unterstutzern und Gegnern der von der Bundesregierung geplanten Notstandsgesetze Nachtraglich hielt Eugen Loderer die in der Ablehnung der Notstandsverfassung zum Ausdruck kommende Skepsis der Gewerkschaft gegenuber den politischen Eliten allerdings fur ubertrieben Wenn ich aber ruckwarts gewandt daran denke was an Aufwand Kraft und Zeit dafur aufgewendet worden war und was an Streit bis hin zur Feindschaft vom Zaune gerissen wurde kann ich dieses Verhalten nur so deuten wie sehr sich deutsche Grundlichkeit in extreme Situationen steigern lasst 11 Uberregionale Bekanntheit erlangte Eugen Loderer durch einen Auftritt bei einer antifaschistischen Grosskundgebung gegen den am 17 Juni 1966 in Karlsruhe abgehaltenen Bundesparteitag der NPD 12 Im Januar 1968 wurde Loderer zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der baden wurttembergischen SPD gewahlt Dem Eintritt der Landes wie der Bundes SPD in Grosse Koalitionen die von den CDU Politikern und ehemaligen NSDAP Mitgliedern Hans Filbinger bzw Kurt Georg Kiesinger gefuhrt wurden stand er mit Skepsis gegenuber 13 Nachdem sich die SPD Landtagsfraktion 1968 uber den von Loderer offentlichkeitswirksam unterstutzten Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz hinweggesetzt hatte die Grosse Koalition nicht fortzusetzen machte sich der stellvertretende SPD Landesvorsitzende allerdings fur eine Billigung einer Regierungsbildung mit der CDU stark Im Sommer 1968 wurde Eugen Loderer vom IG Metall Vorsitzenden Otto Brenner fur das Amt seines Stellvertreters vorgeschlagen Auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall erhielt er am 7 September 1968 347 von 403 abgegebenen Stimmen 14 Unter dem IG Metall Vorsitzenden Otto Brenner war Loderer verantwortlich fur die Bereiche Personalwesen und Presse sowie fur Organisation und Verwaltung Klaus Kempter urteilt dass sich Loderer mittels der von ihm verkorperten Sekundartugenden beim machtigen Vorsitzenden Respekt verschaffte Der Zweite Vorsitzende legte einen ungeheuren Fleiss an den Tag und erledigte seine Arbeit peinlich genau Zugleich war er darum bemuht sich aus internen Auseinandersetzungen herauszuhalten Intrigen zu ignorieren sich von den verschiedenen Seilschaften fernzuhalten und eben vor allem durch zuverlassige Pflichterfullung zu uberzeugen 15 Gegen organisationsinterne Widerstande unterstutzte Eugen Loderer die Bereitschaft Otto Brenners an der konzertierten Aktion konstruktiv mitzuwirken 16 Wahrend der gewerkschaftsunabhangigen Septemberstreiks 1969 bemuhte sich der gesamte Vorstand der IG Metall und mit ihm auch Eugen Loderer darum die Situation in den Griff zu bekommen 17 und durch Verhandlungen mit den Stahlindustriellen die politische Initiative zuruckzugewinnen Als Mitglied der Fuhrungsgruppe der westdeutschen Gewerkschaften ging Eugen Loderer mit den innenpolitischen Reformzielen und dem aussenpolitischen Entspannungskurs der sozialliberalen Regierung Brandt Scheel weitgehend konform In der Auseinandersetzung uber die aus Sicht der Bundesregierung unangemessen hohen Lohnforderungen der baden wurttembergischen IG Metall konnte sich Eugen Loderer als geschaftsfuhrendes IG Metall Vorstandsmitglied nicht gegen seinen einstigen Forderer Siegfried Bleicher durchsetzen der als Bezirksleiter den dreiwochigen Ausstand der Metallarbeiter im Sudwesten anfuhrte 18 Vorsitzender der Industriegewerkschaft Metall Bearbeiten Im Juni 1972 wahlte der erste ausserordentliche Gewerkschaftstag der IG Metall Eugen Loderer zum Nachfolger des am 15 April 1972 verstorbenen Vorsitzenden Otto Brenner Bei seiner ersten Wahl erhielt er 442 von 468 Stimmen 94 4 Prozent Auf den darauffolgenden Gewerkschaftstagen in Hannover Dusseldorf und West Berlin konnte Loderer 89 5 Prozent 1974 88 9 Prozent 1977 und 89 7 Prozent 1980 der Delegiertenstimmen auf sich vereinen Eugen Loderers Amtszeit an der Spitze der grossten Einzelgewerkschaft der Welt fiel in die Zeit der grossten Krise der Weltwirtschaft in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts Nach dem faktischen Ende der sozialliberalen Reformperiode im Jahr 1973 stand der Vorstand der IG Metall vor der doppelten Herausforderung sich sowohl mit dem wachsenden austeritatspolitischen Druck des Unternehmerlagers als auch mit der starker gewordenen linken Opposition innerhalb der Gewerkschaften auseinandersetzen zu mussen Unter Loderers Fuhrung ergriff die IG Metall weiterhin Initiativen zur Durchsetzung gesellschaftspolitischer Reformen Uberwindung des aus Gewerkschaftssicht allzu unternehmerfreundlichen dualen Systems der Berufsausbildung 19 Forderungen nach staatlicher Investitionslenkung 20 nach einer Ausweitung der Unternehmensmitbestimmung 21 und nach einem Verbot der Aussperrung 22 Angesichts der deutlicher werdenden Grenzen gewerkschaftlicher Durchsetzungsmacht konzentrierte sich die IG Metall in der zweiten Halfte der 1970er Jahre aber zusehends darauf mit tarifpolitischen Mitteln den Besitzstand ihrer Mitglieder zu sichern 23 Kampf gegen die Folgen der Wirtschaftskrise Bearbeiten In der elfjahrigen Amtszeit von Eugen Loderer fuhrte die IG Metall funf grossere Streiks durch vom 16 bis 24 Oktober 1973 in der baden wurttembergischen Metallindustrie vom 6 bis 27 Marz 1974 im Tarifbezirk Unterweser vom 16 Mai bis 1 Juni 1977 im baden wurttembergischen Heizungs und Sanitarhandwerk vom 15 Marz bis 7 April 1978 in der baden wurttembergischen Metallindustrie und vom 28 November 1978 bis 10 Januar 1979 in der nordrhein westfalischen Stahlindustrie 24 Seit Ausbruch der Wirtschaftskrise 1973 74 trugen schlechte Konjunkturdaten und steigende Erwerbslosenzahlen dazu bei die Verhandlungsposition der Gewerkschaften zu schwachen Angesichts der Strukturkrise insbesondere in der Stahlindustrie sah der IG Metall Vorsitzende Arbeitszeitverkurzungen als ein geeignetes Mittel zur Bekampfung der Massenarbeitslosigkeit an Die Forderung nach Einfuhrung der 35 Stunden Woche machte Loderer sich aber erst zu eigen als der Gewerkschaftstag der IG Metall im September 1977 gegen den Willen des Vorstands eine entsprechende Tarifforderung beschlossen hatte 25 Nach Auffassung des IG Metall Vorstands vollzog die Unternehmerschaft auf dem Feld der Tarifpolitik spatestens ab 1977 jene konservative Tendenzwende nach die sich im politischen Raum bereits gegen Ende der Regierungszeit Willy Brandts abzuzeichnen begann Es sei eine zunehmende Vergiftung des gesellschaftspolitischen Klimas durch die vereinigten Reformgegner in Wirtschaft und Politik zu beobachten 26 Die von konservativer Seite ab Mitte der 1970er Jahre verstarkt gefuhrte Debatte uber einen angeblich drohenden Gewerkschaftsstaat wurde von Eugen Loderer als Ausdruck einer reformfeindlichen Stimmung interpretiert 27 Als IG Metall Vorsitzender trat Loderer in der okonomischen Krisensituation dafur ein gewerkschaftliche Besitzstande durch eine pragmatische Konzentration auf das tarifpolitische Kerngeschaft zu sichern Wenn man in der Krise etwas abwehrt und damit erreicht dass der Status quo nicht angetastet wird dann ist das eben ein grosser Erfolg in der Krise 28 Linke Kritiker seiner Gewerkschaftspolitik warfen ihm deshalb bereits fruh eine Politik der Anpassung an Kapitalinteressen vor 29 Parteipolitisches Engagement fur die SPD Bearbeiten Nach Beginn seiner Tatigkeit im IG Metall Vorstand 1968 schied Loderer aus dem Vorstand der baden wurttembergischen SPD aus Trotzdem blieb er der Sozialdemokratie eng verbunden 1969 und 1974 wurde er von der Partei in die Bundesversammlung entsandt um mit Gustav Heinemann und Walter Scheel die jeweiligen Prasidentschaftskandidaten der sozialliberalen Koalition zu wahlen Vor Bundestagswahlen pladierte er regelmassig fur die Wahl der SPD und 1975 organisierte er zusammen mit schwedischen Genossen eine Spendenaktion fur finnische Sozialdemokraten die bei Vertrauensleutewahlen gegen chancenreiche Bewerber aus den Reihen der Kommunistischen Partei Finnlands angetreten waren Ein Geldbetrag in Hohe von rund 100 000 Mark stammten Loderers Angaben zufolge aus dem Privatvermogen SPD naher Arbeitsdirektoren aus der Stahlbranche 30 1979 wurde Eugen Loderer auf der hessischen Landesliste der SPD ins Europaische Parlament gewahlt legte das Mandat unter Hinweis auf die grosse Arbeitsbelastung aber bereits im Dezember 1979 wieder nieder und schied am 14 Januar 1980 aus dem Parlament aus 31 Loderer pflegte er trotz gelegentlicher Differenzen eine politische Freundschaft mit Helmut Schmidt fur den er ein voll und ganz staatsloyaler Mann langst kein Ideologe mehr sondern ein Tarifpraktiker war 32 Auseinandersetzung mit der politischen Linken Bearbeiten Nachdem sich Eugen Loderer im Januar 1973 dafur ausgesprochen hatte das Problem der ultralinken Gruppen anzugehen 33 fasste der Beirat der IG Metall im April 1973 Unvereinbarkeitsbeschlusse die sich gegen die betrieblichen Aktivitaten kommunistischer oder gewerkschaftsoppositioneller Initiativen richteten Schriftsteller wie Heinrich Boll Gunter Wallraff Max von der Grun Yaak Karsunke und Alexander Kluge warfen Loderer daraufhin in der Frankfurter Rundschau indirekt undemokratisches Gebaren vor 34 Als Vorsitzender der IG Metall ausserte Loderer sein Missfallen daruber dass insbesondere in der jungeren Generation die Organisationsdisziplin nachgelassen habe und Gewerkschaftstage dadurch zunehmend unberechenbarer geworden seien 35 Die fur Jugend und Bildung zustandigen Abteilungen der IG Metall hatte Loderer in den 1970er Jahren im Verdacht zu nachgiebig gegenuber politischer Einflussnahme aus dem Umfeld der DKP zu sein Mit Unterstutzung antikommunistischer Sozialdemokraten bezog Loderer Stellung gegen die 1977 von Frank Deppe Georg Fulberth und Jurgen Harrer veroffentlichte Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung die als marxistische Alternative zur sozialdemokratischen Organisationsgeschichtsschreibung auch in der Bildungsarbeit der IG Metall intensiv diskutiert worden war 36 Im Deutschen Herbst warfen IG Metall Vorstandsmitglieder wie Georg Benz Hans Preiss und Karl Heinz Janzen Loderer vor sich nicht loyal genug vor den ebenfalls dem Vorstand angehorenden Sozialisten Heinz Durrbeck gestellt zu haben der am 12 September 1977 wegen angeblicher Spionage fur die DDR verhaftet worden war 37 In den internationalen Gewerkschaftsgremien in denen Loderer einer der einflussreichsten Funktionare 38 war trat er kompromisslos gegen jede Form von Zusammenarbeit mit Gewerkschaften ein die dem kommunistisch orientierten Weltgewerkschaftsbund angehorten 39 Den seit Mitte der 1970er Jahre aktiven Burgerinitiativen der Anti AKW Bewegung warf Loderer eine aus seiner Sicht unzulassige Infragestellung des Parlamentarismus vor und schloss deshalb auch politische Bundnisse mit ihnen aus Auf einer am 10 November 1977 vom Aktionskreis Energie der Betriebsrate organisierten Kundgebung in Dortmund sprachen sich Eugen Loderer und andere Vorsitzende von DGB Gewerkschaften fur den weiteren Ausbau der Kernenergie aus 40 In der Nachrustungsdebatte lehnte Loderer eine offizielle Zusammenarbeit der IG Metall mit der Friedensbewegung ab weil er ihr eine einseitige Verurteilung der US amerikanischen und eine unzureichende Kritik an der sowjetischen Rustungspolitik vorwarf Andere Stimmen in der IG Metall sympathisierten jedoch mit der Friedensbewegung und ihren Forderungen nach Rustungskonversion 41 Der Vorstandslinke Georg Benz etwa der am 10 Oktober 1981 auf einer grossen Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten als Redner aufgetreten war musste sich von Loderer scharf rugen lassen 42 Ruhestand Bearbeiten Gut eineinhalb Jahre vor Erreichen der Altersgrenze schied Eugen Loderer im Oktober 1983 aus dem Vorstand der IG Metall aus nachdem sein bisheriger Stellvertreter Hans Mayr auf dem Munchener Gewerkschaftstag zum neuen Vorsitzenden der IG Metall gewahlt worden war Loderer trat unmittelbar danach vom Amt des Prasidenten des Internationalen Metallarbeiterbundes zuruck und legte auch seine Aufsichtsratsmandate bei Volkswagen und Mannesmann sowie bei den gewerkschaftseigenen Unternehmen Neue Heimat BGAG Volksfursorge und Bank fur Gemeinwirtschaft nieder die er seit seinem Amtsantritt 1972 innegehabt hatte Mit seiner Ehefrau Charlotte blieb Loderer zunachst noch im Frankfurter Stadtteil Hausen wohnen bevor das Ehepaar 1989 zuruck nach Heidenheim zog 1984 wurde Eugen Loderer zum Ehrenburger von Heidenheim an der Brenz ernannt Nachdem Loderer bereits 1977 die Wilhelm Leuschner Medaille des Landes Hessen erhalten hatte uberreichte ihm der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main 1986 die Ehrenplakette der Stadt In Erinnerung an das Mannheimer Abkommen von 1906 verlieh ihm die Mannheimer Verwaltungsstelle der IG Metall 1986 die Mannheimer Medaille 1990 wurde Eugen Loderer mit dem Verdienstorden des Landes Hessen geehrt Anhand seiner Sammlung von Presseberichten die seit 1947 uber ihn erschienen waren verfasste Loderer zwischen 1987 und 1990 eine rund 1000 handschriftliche Manuskriptseiten umfassende Autobiografie Sie trug den Titel Vom Arbeiterjungen zum Vorsitzenden der IG Metall Prasidenten der Metall Weltinternationale und Ehrenburger der Stadt Heidenheim Meine Lebens und Familiengeschichte war allerdings nicht fur eine Veroffentlichung vorgesehen Im September 1994 erlitt Eugen Loderer einen Schlaganfall von dessen Folgen er sich nicht mehr erholte Er verstarb am 9 Februar 1995 im Alter von 74 Jahren Sein Grab ist auf dem Waldfriedhof Heidenheim Mitgliedschaften BearbeitenEugen Loderer war 1973 Mitglied der Trilateralen Kommission in Europa 43 Auszeichnungen Bearbeiten1977 Wilhelm Leuschner Medaille 1984 Ehrenburgerschaft der Stadt Heidenheim an der Brenz 1986 Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main 1986 Mannheimer Medaille der IG Metall Verwaltungsstelle Mannheim 1990 Hessischer VerdienstordenSchriften und Herausgeberschaften BearbeitenEugen Loderer Vom Arbeiterjungen zum Vorsitzenden der IG Metall Prasidenten der Metall Weltinternationale und Ehrenburger der Stadt Heidenheim Meine Lebens und Familiengeschichte unveroffentlichtes aber von Loderers Biografen Klaus Kempter ausgewertetes Manuskript Eugen Loderer Hrsg Metallgewerkschaften in Sudafrika Koln 1983 Eugen Loderer Einheitsgewerkschaft Solidarisches Handeln soziale Gegenmacht Frankfurt M 1981 Eugen Loderer Reform als politisches Gebot Reden und Aufsatze zur Gesellschaftspolitik Koln 1979 Eugen Loderer Internationale Solidaritat Gemeinsam fur Vollbeschaftigung Mitbestimmung soziale Demokratie Frankfurt M 1977 Eugen Loderer Demokratie und Menschenwurde ein standiger Auftrag Frankfurt M 1974Literatur BearbeitenWilly Brandt Leonard Woodcock Hrsg Festschrift fur Eugen Loderer zum 60 Geburtstag Koln 1980 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 Klaus Kempter Zur Biografie von Eugen Loderer 1920 1995 Ein Bericht in Gewerkschaftliche Monatshefte 3 2004 S 144 151 Industriegewerkschaft Metall Hrsg Engagement fur eine grosse Sache Eugen Loderer in den Zeitungen 1952 bis 1983 o J Frankfurt M Jan Hansen Schaffen Raketen Arbeitsplatze Der Streit um die Nachrustung und die Rustungskonversion in den Gewerkschaften um 1979 bis 1983 in Arbeit Bewegung Geschichte Heft II 2016 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Eugen Loderer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eugen Loderer in der Abgeordneten Datenbank des Europaischen Parlaments Vor 90 Jahren 28 Mai 1920 Eugen Loderer geboren bei der Friedrich Ebert StiftungEinzelnachweise Bearbeiten Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 35 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 62 63 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 79 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 89 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 100 102 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 117 119 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 132 133 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 138 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 166 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 173 Eugen Loderer Vom Arbeiterjungen zum Vorsitzenden der IG Metall Prasidenten der Metall Weltinternationale und Ehrenburger der Stadt Heidenheim Meine Lebens und Familiengeschichte o O u J S 149 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 187 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 191 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 203 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 210 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 226 230 Eugen Loderer Vom Arbeiterjungen zum Vorsitzenden der IG Metall Prasidenten der Metall Weltinternationale und Ehrenburger der Stadt Heidenheim Meine Lebens und Familiengeschichte o O u J S 179 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 250 252 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 340 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 341 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 343 349 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 354 358 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 368 IG Metall Hrsg 90 Jahre Industriegewerkschaft Metall 1891 1981 Koln 1981 S 530 533 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 319 zit nach Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 335 Loderer zit nach Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 339 Loderer zit nach Schwarzwalder Bote vom 25 26 September 1982 Otto Jacobi Tarifpolitik in der Wirtschaftskrise 1974 75 in Otto Jacobi u a Hrsg Gewerkschaften und Klassenkampf Kritisches Jahrbuch 1975 Frankfurt M 1975 S 105 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 367 und 543 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 371 372 Helmut Schmidt Weggefahrten Erinnerungen und Reflexionen Berlin 1996 S 205 Loderer zit nach Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 290 Frankfurter Rundschau vom 2 Oktober 1973 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 380 384 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 392 394 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 400 401 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 402 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 402 406 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 407 411 Vgl Jan Hansen Schaffen Raketen Arbeitsplatze Der Streit um die Nachrustung und die Rustungskonversion in den Gewerkschaften um 1979 bis 1983 in Arbeit Bewegung Geschichte Heft II 2016 hier S 110 Klaus Kempter Eugen Loderer und die IG Metall Biografie eines Gewerkschafters Filderstadt 2003 S 419 423 Trilateral Commission Membership List PDF Landesvorsitzende der SPD Baden Wurttemberg Erwin Schoettle 1952 1962 Alex Moller 1962 1966 Walter Krause 1966 1968 Erwin Schoettle Heinz Buhringer und Eugen Loderer 1968 geschaftsfuhrend Heinz Buhringer 1968 1973 Erhard Eppler 1973 1981 Ulrich Lang 1981 1987 Ulrich Maurer 1987 1999 Ute Vogt 1999 2009 Nils Schmid 2009 2016 Leni Breymaier 2016 2018 Andreas Stoch seit 2018 Vorsitzende der IG Metall Walter Freitag 1948 1952 Hans Brummer 1948 1956 Otto Brenner 1952 1972 Eugen Loderer 1972 1983 Hans Mayr 1983 1986 Franz Steinkuhler 1986 1993 Klaus Zwickel 1993 2003 Jurgen Peters 2003 2007 Berthold Huber 2007 2013 Detlef Wetzel 2013 2015 Jorg Hofmann 2015 2023 Christiane Benner seit 2023 Normdaten Person GND 118573756 lobid OGND AKS LCCN n78047735 VIAF 39425860 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Loderer EugenKURZBESCHREIBUNG deutscher GewerkschaftsfunktionarGEBURTSDATUM 28 Mai 1920GEBURTSORT Heidenheim an der BrenzSTERBEDATUM 9 Februar 1995STERBEORT Planegg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eugen Loderer amp oldid 236229294