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50 81975 7 14978 Koordinaten 50 49 11 1 N 7 8 59 2 O Dynamit Nobel AGLogoRechtsform Aktiengesellschaft ehemaligeGrundung 21 Juni 1865Auflosung 2004Auflosungsgrund VerkaufSitz Troisdorf DeutschlandLeitung Jurg Oleas letzter Vorstandsvorsitzender Mitarbeiterzahl 13 000 letzter Stand 2003 Umsatz 2 5 Mrd Euro letzter Abschluss 2003 Die Dynamit Nobel AG war ein deutsches Chemie und Rustungsunternehmen dessen Sitz sich zuletzt in Troisdorf befand Das Unternehmen wurde 2004 vom ehemaligen Mutterkonzern MG technologies heute GEA Group AG in verschiedenen Teilen an verschiedene Unternehmen verkauft Im letzten Jahresabschluss 2003 wies Dynamit Nobel einen Umsatz von 2 5 Milliarden Euro aus und beschaftigte rund 13 000 Mitarbeiter Vom 1 Januar 2003 bis zum Verkauf am 31 Juli 2004 wurde das Unternehmen von Jurg Oleas als Vorstandsvorsitzendem geleitet der diese Funktion zugleich auch beim Mutterkonzern innehatte Unter dem Namen Dynamit Nobel gibt es heute zwei voneinander unabhangige Unternehmen Dynamit Nobel GmbH Explosivstoff und Systemtechnik DNES in Leverkusen und die Dynamit Nobel Defence GmbH in Burbach Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1865 bis 1918 1 2 1918 bis 1945 1 3 1945 bis 1992 1 4 1992 bis zur Zerschlagung 2004 2 Rustungsprojekte nach dem Zweiten Weltkrieg 3 Kritik an Rustungsprojekten 4 Vinylchlorid Vergiftungen in Troisdorf 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1865 bis 1918 Bearbeiten Die Dynamit Nobel AG geht auf das am 21 Juni 1865 von dem schwedischen Chemiker und Industriellen Alfred Nobel in Hamburg gegrundete Unternehmen Alfred Nobel u Co zuruck Anfangs wurde Sprengstoff auf Basis von Nitroglycerin in der Dynamitfabrik Krummel in Geesthacht bei Hamburg hergestellt Bei dieser Fabrik handelte es sich um die erste Nitroglycerinfabrik ausserhalb Schwedens nbsp Alfred Nobel nbsp Aktie uber 100 RM der Dynamit AG vormals Alfred Nobel amp Co vom August 1928Nobel verfolgte den Plan Nitroglycerin an vielen Standorten in Europa zu produzieren da der Transport des Sprengstoffs wegen dessen Stossempfindlichkeit ein uberaus riskantes Unterfangen war Da sich die Handhabung von Nitroglycerin als sehr gefahrlich erwies begann Nobel damit einen Sicherheitssprengstoff das Dynamit zu entwickeln Noch wahrend der Erprobungsphase kam es 1866 zu einem schweren Explosionsungluck bei dem das Werk in Krummel fast vollstandig zerstort wurde Kurz darauf erzielte er dennoch den Durchbruch indem er Nitroglycerin mit Kieselgur mischte und es so gegen Stosseinwirkungen unempfindlicher machte Im Oktober 1867 liess er sich den neuen Sprengstoff der auch unter dem Namen Nobel s Sicherheits Sprengpulver vertrieben wurde patentieren Um die Hauptabnehmer die Bergwerke des Ruhrgebiets besser beliefern zu konnen ubernahm das Unternehmen 1874 die Sprengstoff Fabrik Kaiser amp Edelmann in Manfort seit 1930 ein Stadtteil von Leverkusen die 1870 von einer Explosion zerstort wurde Nobel war 1872 an deren Wiederaufbau beteiligt und hatte dort auch zeitweilig die Produktion geleitet Wegen der benachbarten Bahnstation wurde sie Werk Schlebusch genannt Im Jahr 1876 wurde Nobels Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und nannte sich von da an Dynamit AG vormals Alfred Nobel amp Co auch abgekurzt als DAG Nun wurde auch die Produktion von Rustungsgutern aufgenommen und schon bald stieg die DAG zum grossten Pulver und Munitionsproduzenten im Deutschen Reich auf Unter Fuhrung der DAG schlossen sich wie auch in anderen europaischen Landern die grossten deutschen Pulverproduzenten 1884 zu einem Kartell zusammen das Pulvergruppe I genannt wurde Bis 1889 folgten alle grosseren Pulverproduzenten des Deutschen Reichs in diesen Zusammenschluss der durch Preisabsprachen und Kooperationen Wettbewerb untereinander unterbinden sollte In der Folgezeit kam es zu einer engen Zusammenarbeit mit dem britischen Pulverkartell Nobel Dynamite Trust Coy und anschliessend zur gemeinsamen Bildung des sogenannten Generalkartells deutscher und britischer Pulverfabriken Durch den Rustungswettlauf vor dem Ersten Weltkrieg konnten die Pulverproduzenten enorme Gewinne erzielen die durch die Kartellstruktur noch erhoht wurden Zudem unterstutzten die Staaten in dieser Zeit massiv die Rustungsentwicklung und produktion Das DAG Werk in Saarwellingen eroffnete 1910 Da Unternehmensgrunder Nobel kinderlos blieb verfugte er dass mit seinem Vermogen die nach ihm benannte Nobel Stiftung gegrundet werden sollte was im Jahre 1900 geschah Die wichtigste Aufgabe der Stiftung ist die jahrliche Verleihung der Nobelpreise Die Stiftung finanziert sich bis in die Gegenwart aus den Zinsen und den Erlosen aus den anfangs gehaltenen Unternehmensbeteiligungen die kurz nach Nobels Tod abgestossen wurden so dass sich die an der Berliner Borse notierte DAG danach vollstandig im Streubesitz befand Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs wuchs die DAG durch Ubernahme kleinerer Konkurrenten zum grossten europaischen Sprengstoffhersteller heran Wahrend des Krieges setzte die DAG in ihren Werken auch Kriegsgefangene ein vorwiegend russische Kriegsgefangene in dem 1912 von der Sprengstoffwerke Dr R Nahnsen amp Co AG ubernommenen Werk Domitz 1918 bis 1945 Bearbeiten nbsp Verladung von Sprengstoffen im Dynamitwerk Krummel um 1900 nbsp Produktionsstatten im Werk Krummel um 1900 nbsp Laboratorium der Dynamit AG um 1900 nbsp Ehemaliges Verwaltungsgebaude der Dynamitfabrik KrummelNach Kriegsende wurden Teile der Produktionsanlagen demontiert und mit Inkrafttreten des Versailler Vertrags dem Unternehmen zunachst die Produktion von Rustungsgutern untersagt Fortan stellte es vorwiegend Bergwerkssprengstoffe Sprengkapseln Zundhutchen sowie Jagd und Sportmunition Flintenmunition Schrot her Der Verzicht auf die Produktion lukrativer Rustungsguter bedeutete fur die DAG grosse finanzielle Einbussen so dass einige Werke geschlossen und die Produktionskapazitat verringert werden musste Das Unternehmen war bestrebt durch die Produktion von chemischen Grund und Zwischenprodukten seine Abhangigkeit von Rustungsgutern zu verringern Von der zur BASF gehorenden Chemische Werke Lothringen GmbH wurde 1925 die ehemalige Egestorffsche Zundhutchenfabrik in Empelde bei Hannover ubernommen die Produktion dort allerdings 1928 eingestellt und erst 1938 im Rahmen der Aufrustung der Wehrmacht wieder begonnen In den 1920er Jahren arbeitete die DAG eng mit der Siegener Dynamitfabrik AG sowie der Rheinisch Westfalischen Sprengstoff AG Koln Troisdorf RWS zusammen Letztere produzierte in ihrem Troisdorfer Werk bereits ab 1905 Zelluloid einen auf Basis des Sprengstoffs Cellulosenitrat Schiessbaumwolle entwickelten Kunststoff und begann 1923 mit der Herstellung von Kunststoff Formteilen aus Zelluloid Spater grundete die RWS dafur 1930 in Koln die Rheinische Spritzguss Werk GmbH spaterDynamit Nobel Kunststoff GmbH Anfang 1931 fusionierten DAG RWS Deutsche Sprengstoff AG Hamburg Rheinische Dynamitfabrik Opladen Westdeutsche Sprengstoffwerke Siegener Dynamit Fabrik beide mit Sitz Koln und die Dresdner Dynamitfabrik zur neuen Dynamit AG mit Firmensitz Troisdorf Zusammen mit der bereits 1925 gegrundeten I G Farben in der die Koln Rottweil AG mit Sitz in Koln bis 1919 Vereinigte Koln Rottweiler Pulverfabriken AG aufgegangen war entstand so ein Kartell welches im Deutschen Reich der Weimarer Republik annahernd eine Monopolstellung fur die Sprengstoffherstellung innehatte Nach der Machtergreifung der NSDAP und durch deren Bestreben nach einer starken deutschen Rustungsindustrie wurde von der Reichswehr ab 1935 Wehrmacht grossere Produktionskapazitat fur Munition gefordert Dazu grundete die DAG 1934 zusammen mit der Westfalisch Anhaltischen Sprengstoff AG WASAG Teil des I G Farben Konzerns die Deutsche Sprengchemie GmbH welche mit Unterstutzung der staatseigenen Verwertungsgesellschaft fur Montan Industrie mbH kurz Montan G m b H neue Sprengstoff und Munitionswerke auf staatlichem Grund und Boden errichtete Montan Schema Spater wurde die Deutsche Sprengchemie GmbH ein alleiniges Tochterunternehmen der WASAG Die DAG fuhrte dieselben Tatigkeiten in der Gesellschaft zur Verwertung chemischer Erzeugnisse m b H kurz Verwertchemie weiter Diese betrieb mehr als 30 Fabriken unter anderem in Hessisch Lichtenau Empelde und Allendorf heute Stadtallendorf sowie auch in Bromberg heute Bydgoszcz Polen Das Werk Allendorf war damals grosster Hersteller von TNT in Europa Dort mussten wahrend des Zweiten Weltkriegs uber 15 000 Zwangsarbeiter und KZ Haftlinge arbeiten 1938 wurde in Aschau am Inn ein weiteres Werk zur Herstellung von Nitrocellulose errichtet welches nach dem Krieg im Rahmen der Entflechtung der I G Farben AG in den Besitz der WASAG uberging 1939 erwarb die Verwertungsgesellschaft fur Montanindustrie in Munchen ein Grundstuck an der Ecke Rosenheimer Strasse Anzinger Strasse und baute dort eine Fabrikanlage Ab 1941 wurden die Fabrik Munchen von der Dynamit AG gemietet und dort monatlich 100 000 Sprengstoffzunder hergestellt unter anderem von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern Ein Lager mit rund 1300 Zwangsarbeitern war im Gebaudekomplex untergebracht Es waren die Arbeitslager 16 Anzinger Strasse Glonner Strasse und 17 Rosenheimer Strasse 145 Die Fabrikanlage blieb im Krieg unbeschadigt 1 Auch im Werk Stadeln wurde Zwangsarbeit geleistet 2 1945 bis 1992 Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die DAG in Westdeutschland wieder mit der Produktion von Kunststoffen Wehrtechnik und Munition Die in der sowjetischen Besatzungszone gelegenen Werke wurden enteignet und teilweise demontiert Ab 1953 versuchte sich die DAG in der Entwicklung organischer Zwischensubstanzen um neben den Kunststoffen ein weiteres ziviles Standbein aufzubauen Nach der Entscheidung zur Wiederbewaffnung der Bundesrepublik wurde 1957 durch die Gesellschaft zur Verwertung chemischer Erzeugnisse mbH welche den Krieg uberstanden hatte und jetzt wie zuvor Grund und Boden von der nun bundeseigenen Industrieverwaltungsgesellschaft IVG bereitgestellt bekam beginnend im Werk Liebenau die Produktion von Rustungsgutern wieder aufgenommen Zu Beginn der 1960er Jahre erreichte das Unternehmen in der Pulverherstellung wieder die Marktfuhrerschaft in Deutschland Dazu trug auch die 1963 erfolgte Ubernahme des Munitionsherstellers Gustav Genschow amp Co AG aus Karlsruhe bei Mit ihr war Dynamit Nobel nun der grosste Munitionsproduzent sowohl fur militarische als auch fur zivile Zwecke in Deutschland Daneben trieb man vorwiegend die Produktion von Minen voran So wurden ab 1958 in Liebenau mit Lizenz des schwedischen Unternehmens LIAB etwa 2 Millionen Stuck Panzerabwehrminen vom Typ DM 11 produziert Daneben beteiligte sich die DAG zusammen mit Bolkow und Dornier auch an Forschungsprojekten des damaligen Ministeriums fur Atomkernenergie heute Bundesministerium fur Bildung und Forschung zu einer moglichen deutschen Raketenrustung Ende der 1950er Jahre begann der bereits in Vorkriegszeiten im Aufsichtsrat sitzende Friedrich Flick mit teils ruden Methoden gegenuber Kleinaktionaren die DAG aufzukaufen Mit Unterstutzung des Bremer Aktienspekulanten Hermann Krages erwarb er zum Teil durch komplizierte Aktientausche mit der Feldmuhle AG an der Flick ebenfalls beteiligt war bis 1958 die Aktienmehrheit des Unternehmens und wurde Aufsichtsratsvorsitzender Nun bediente sich Flick der nun 82 Prozent der Anteile besass einer umstrittenen Regelung des Umwandlungssteuergesetzes die zum 31 Dezember 1959 auslief um Kleinaktionare gegen eine Abfindung aus dem Unternehmen zu drangen ahnlich dem heutigen Ausschluss von Minderheitsaktionaren Nach Protesten von Aktionarsgruppen gegen die im Dritten Reich eingefuhrte Regelung entschied schliesslich das Bundesverfassungsgericht zu Gunsten Flicks Bezugnehmend auf den positiv wahrgenommenen Unternehmensgrunder wurde 1959 die Firma Dynamit Actien Gesellschaft vormals Alfred Nobel amp Co in Dynamit Nobel AG geandert Ab 1962 verhandelte das nun zum Flick Konzern gehorende Unternehmen auf Druck der Jewish Claims Conference uber eine Entschadigung fur die 1 300 judischen Zwangsarbeiter die in den Jahren 1944 und 1945 im Troisdorfer Werk zur Arbeit gezwungen wurden Die Einigung auf eine Zahlung uber funf Millionen DM 5000 DM je Opfer wurde von Friedrich Flick personlich blockiert so dass bis zu seinem Tod 1972 keine Zahlungen erfolgten Im Januar 1970 liess er zu diesem Thema eine abschliessende Erklarung veroffentlichen in der er nicht zu erkennen vermag dass humanitare oder moralische Grunde eine Auszahlung rechtfertigen konnten 3 Flick verwies stets darauf dass eine Zahlung seinen Unschuldsbeteuerungen im Flick Prozess widersprechen und als spates Schuldeingestandnis gewertet werden konnten und ausser ihm auch noch der Schweizer Dieter Buhrle Oerlikon Buhrle mit 18 Prozent an der DAG beteiligt sei Nachdem die Ausrustung der Bundeswehr mit der Panzermine DM 11 Ende der 1960er Jahre abgeschlossen war wurde das Werk in Liebenau 1977 an den hollandischen Munitionshersteller Eurometaal abgetreten an dem Dynamit Nobel zu einem Drittel beteiligt war Die spateren grossen Minenprojekte wurden in Troisdorf und in Burbach Wurgendorf realisiert 1986 wurde der Flick Konzern von der Deutschen Bank fur rund funf Milliarden DM aufgekauft umstrukturiert und in Teilen wieder veraussert oder an die Borse gebracht Die Deutsche Bank stimmte schliesslich einer Entschadigung der Zwangsarbeiter der Dynamit Nobel AG im Rahmen der in den 1960er Jahren ausgearbeiteten Bedingungen zu Im Zuge einer Umstrukturierung wurde schon 1985 die Dynamit Nobel AG mit der ebenfalls zum Flick Konzern gehorenden Feldmuhle AG sowie der Buderus AG zur Feldmuhle Nobel AG zusammengeschlossen Nachdem die Enkel Friedrich Flicks Friedrich Christian Flick und dessen Bruder Gert Rudolf Flick 1988 mit dem Versuch gescheitert waren die Feldmuhle Nobel AG zuruckzuerwerben ubernahm 1990 das schwedische Unternehmen Stora Kopparbergs bergslag seit 1998 Stora Enso das Unternehmen Im darauffolgenden Jahr wurde der geplante Verkauf von Teilen des Unternehmens an die Metallgesellschaft heute GEA bekannt 4 Nach Abschluss eines positiven Fusionskontrollverfahrens durch die Europaische Kommission erfolgte zum 1 Januar 1992 die Ubernahme der Unternehmensteile Dynamit Nobel AG und Buderus durch die Metallgesellschaft Industriebeteiligungen AG einer Tochtergesellschaft der Metallgesellschaft wahrend der Bereich Forstwirtschaft die ehemalige Feldmuhle AG unter dem Namen Feldmuhle Nobel AG bei Stora verblieb 5 Bereits 1988 schlossen die Gesellschaft zur Verwertung chemischer Erzeugnisse mbH die zuvor nur als Beteiligung gefuhrt wurde und Dynamit Nobel einen Beherrschungs und Gewinnabfuhrungsvertrag Das Tochterunternehmen wurde schliesslich 1990 mit einem anderen Tochterunternehmen der Dynamit Nobel Explosivstoff und Systemtechnik GmbH verschmolzen 1992 bis zur Zerschlagung 2004 Bearbeiten nbsp Logo der Rockwood Inc Zu Beginn der 1990er Jahre war das Unternehmen in den Bereichen chemische Grundstoffe chemische Zwischenprodukte Kunststoff und Faserrohstoffe Spezialchemieprodukte Siliziumwafer und in der Kunststoffverarbeitung insbesondere von PVC aktiv Etwa ein Viertel des Umsatzes entfiel weiterhin auf die traditionelle Sprengmittel Sparte sowie den Wehrtechnik Bereich der sich allerdings als stark von Rustungsprojekten der Bundeswehr abhangig erwies Im Jahr 1992 wurden die Cerasiv GmbH und die Chemetall GmbH ubernommen 1994 kamen die Sachtleben Chemie GmbH und die Chemson GmbH hinzu Im Jahr 1996 wurde die zur Hoechst gehorende CeramTec AG akquiriert und mit der Cerasiv GmbH zur CeramTec Innovative Ceramic Engineering AG verschmolzen 1997 ubernahm Dynamit Nobel zur Starkung des Kunststoff Bereichs die Phoenix Kunststoff GmbH 1999 wurden die Dynamit Nobel und das Chemieunternehmen Solvadis zum Geschaftsbereich MG chemical group zusammengefasst Das Aktivitatsportfolio der Chemetall GmbH Bereich Chemiespezialitaten wurde kontinuierlich optimiert wie die Zukaufe von Cyprus Foote 1998 6 und Brent 1999 7 sowie die Trennungen von Chemson GmbH 1999 8 und dem Galvanikgeschaft 2000 heute Coventya GmbH 9 belegen 2001 wurde aus der Dynamit Nobel Explosivstoff und Systemtechnik GmbH DNES der Bereich der gewerblichen Sprengmittel von der Orica ubernommen 2002 ubernahm die Schweizer RUAG die zuvor aus der Dynamit Nobel Explosivstoff und Systemtechnik ausgegliederte Dynamit Nobel Ammotec GmbH In dieser Gesellschaft wurde das Geschaft mit kleinkalibriger Munition gebundelt Mit dem Verkauf des einstigen Stammgeschafts begann die Zerschlagung des Konzerns 2004 verkaufte die MG technologies AG im Zuge ihrer Konzentration auf den Anlagenbau ihre Chemiesparte Dabei wurde die Dynamit Nobel AG zerschlagen und in Teilen von verschiedenen Unternehmen ubernommen Der zuletzt bestellte Vorstand bestand aus folgenden Organmitgliedern Jurg Oleas Klaus Edelmann Alexander Loh Jurgen Fasel Wolf D Griebler Alfred Schulte Ulf Dieter Zimmermann und Gerd Weyer Die amerikanische Rockwood Specialties Group ubernahm zum Stichtag 31 Juli 2004 uber ihr Luxemburger Tochterunternehmen Knight Lux 1 S A R L fur 2 25 Milliarden den grossten Teil in Form der Dynamit Nobel Spezialchemikalientochter Sachtleben Chemie GmbH Chemetall GmbH CeramTec Innovative Ceramic Engineering AG und DNSC GmbH 10 Rockwood selbst ist eine Holding fur Chemieunternehmen die der Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts amp Co erworben hat Die Dynamit Nobel Kunststoff GmbH wurde 2004 fur 915 Mio von der schwedischen Plastal Holding AB ubernommen die DNES ist heute Teil des franzosischen Novasep Gruppe die aus Rockwood herausgelost wurde Der Wehrtechnikbereich wurde in die Dynamit Nobel Defence GmbH mit Sitz in Wurgendorf Burbach ausgegliedert Diese Firma ist heute eine Tochtergesellschaft des staatlichen israelischen Wehrtechnikkonzerns Rafael 11 Das Geschaft mit kleinkalibriger Munition fur Militar Behorden Jager und Sportschutzen sowie den Industriekomponenten wurde von der Schweizer RUAG 2002 ubernommen und mit den Munitionsbereichen zusammengefasst Als RUAG Ammotec GmbH Furth werden die ehemaligen Dynamit Nobel Marken RWS Rottweil und Geco weitergefuhrt Die Zerschlagung des Konzerns geschah grosstenteils im Einklang mit den Arbeitnehmervertretern die stets auch an den Verkaufsverhandlungen beteiligt waren Zwar praferierte der Gesamtbetriebsrat der damaligen mg technologies AG den Erhalt der Chemiesparte im Konzern jedoch fand die letztlich umgesetzte Losung seine Zustimmung da die Rockwood Inc langfristige Interessen verfolgte und die deutschen Arbeitsplatze gesichert schienen 12 Rustungsprojekte nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Rustungsprojekt Panzerfaust 3Ab 1958 wurde bei der Dynamit Nobel Tochter Gesellschaft zur Verwertung chemischer Erzeugnisse mbH Verwertchemie in Liebenau in Lizenz die schwedische Panzerabwehrmine DM 11 des Unternehmens LIAB produziert Die Bundeswehr beschaffte mehr als 3 Millionen Exemplare 13 Die Panzerabwehrmine AT 2 wurde von Dynamit Nobel entwickelt Insgesamt sind mehr als 1 3 Millionen Exemplare dieses Typs produziert worden Die Bundeswehr orderte fur das Leichte Artillerie Raketen System das bis in das Jahr 2000 in Betrieb war 300 000 Stuck fur das Minenwurfsystem Skorpion etwa 640 000 Minen und fur das Mittlere Artillerieraketensystem MARS 226 000 Exemplare Zwischen 1981 und 1986 wurden von der Bundeswehr 564 7 Millionen DM in das Minenprojekt investiert 14 Neben der Anti Panzermine AT 2 wurde die baugleiche nur gering modifizierte Anti Personenmine AP 2 eine Antimaterialmine eine Signalmine und eine Flachwassermine entwickelt Dynamit Nobel vermarktete ausserdem die schwedische Panzerabwehrmine FFV 028 SN des Unternehmens Forsvarets Fabriksverk heute Bofors Das neuartige mit hulsenloser Munition ausgestattete Sturmgewehr G11 wurde zusammen mit dem Waffenhersteller Heckler amp Koch von 1968 bis 1990 entwickelt wobei Dynamit Nobel die Entwicklung der hulsenlosen Munition ubernahm Das Projekt welches bis zur Einsatzreife vorangetrieben wurde scheiterte letztlich am Zusammenbruch des Warschauer Paktes und dem daraus entstehenden Wegfall des Bedrohungspotentials Dynamit Nobel ist Hauptauftragnehmer der Panzerfaust 3 die im Rahmen eines Vertrages aus dem Jahre 1989 bei Dynamit Nobel in Wurgendorf samt Munition und Ubungspatronen gefertigt wird und schrittweise bei der Bundeswehr und anderen Armeen als primare Panzerabwehrwaffe der Infanterie eingefuhrt wurde Derzeit werden neue Varianten fur die Bundeswehr produziert Kritik an Rustungsprojekten BearbeitenWiederholt wurde Dynamit Nobel wie jetzt auch ihr Nachfolgeunternehmen im Bereich Wehrtechnik die Dynamit Nobel Defence GmbH aufgrund der von ihnen produzierten Minensysteme scharf kritisiert Seit Bestehen der Bundeswehr hat Dynamit Nobel geschatzte 3 2 Millionen Landminen geliefert Noch 1992 warb das Unternehmen mit dem Spruch Dynamit Nobel Bei Minen die erste Adresse in einer Fachzeitschrift 15 Nach wie vor befinden sich in den Bestanden der Bundeswehr umstrittene Anti Panzerminen aus der Produktion von Dynamit Nobel welche im Verdacht stehen auch gegen Personen eingesetzt werden zu konnen Dies ware nach der Ottawa Konvention verboten 2003 belief sich ihre Zahl auf 1 2 Mio Stuck 16 Vinylchlorid Vergiftungen in Troisdorf BearbeitenBis in die 1970er Jahre wurde am Standort Troisdorf von Dynamit Nobel dem Industriestadtpark auf der ehemaligen Troisdorfer Heide 17 das Monomer Vinylchlorid VC zum Kunststoff Polyvinylchlorid PVC polymerisiert Zu dieser Zeit kamen regelmassig etwa 130 bis 140 Mitarbeiter mit diesem Stoff in Kontakt wobei uber die Jahre seit Aufnahme der Produktion in Troisdorf in den 1940ern geschatzte 3600 Personen in diesem Bereich tatig waren Entgegen geltenden gewerbehygienischen Auflagen wurden die Mitarbeiter bei Dynamit Nobel uber Jahre hinweg dem gesundheitsschadlichen und wie sich spater herausstellte auch krebserregenden Stoff teilweise ungeschutzt ausgesetzt So wurden sie durch ausstromendes VC Gas oder beim Reinigen von Druckkesseln erheblich kontaminiert Die meisten anderen PVC Produzenten hatten zu jener Zeit ihre Produktion bereits auf weniger gesundheitsgefahrdende Systeme umgestellt was bei Dynamit Nobel aus Kostengrunden unterblieb Zudem wurden regelmassig Kontrollen umgangen teilweise manipuliert oder deren Ergebnisse verschwiegen wodurch das fur die Region bedeutende Unternehmen regelmassig Aufschube fur die Umsetzung von Richtlinien erhielt Die VC Kontamination war bei Dynamit Nobel uber Jahre so hoch dass die betroffenen Mitarbeiter uber Leberschaden Verminderung der Blutkorperchen Anamie und Durchblutungsstorungen der Finger die zu Akroosteolyse Absterben der vorderen Fingerglieder fuhrten sowie Migrane und Schwindel klagten als Spatfolgen kamen noch Krebserkrankungen hinzu Nach den ersten 13 Meldungen von schweren Erkrankungen im Fruhjahr 1972 ordnete das Gewerbeaufsichtsamt in Bonn fur Dynamit Nobel Massnahmen zur Verbesserung der gewerbehygienischen Bedingungen an welche vom Unternehmen allerdings verschleppt wurden In der Folge grundete sich die Interessengemeinschaft der VC Geschadigten die im Namen von 40 betroffenen Chemiearbeitern eine Klage wegen Amtspflichtverletzung gegen das Land Nordrhein Westfalen initiierte und Entschadigungen ahnlich dem Contergan Prozess einforderte Die Troisdorfer DKP Ortsgruppe stellte eine Strafanzeige wegen Verdachts auf fahrlassige Korperverletzung und Totung gegen den Vorstand der Dynamit Nobel AG Beide Initiativen blieben erfolglos Nachdem immer mehr Details des Skandals an die Offentlichkeit gelangt waren kam es zu Protesten von Mitarbeitern und Burgern von Troisdorf 1975 beschloss die Unternehmensleitung den dortigen PVC Polymerisationsbetrieb zu schliessen um aufwandigen Modernisierungs und Sicherungsmassnahmen zu entgehen Seit den ersten Meldungen uber Gesundheitsgefahrdungen versuchte das Unternehmen stets den Skandal zu vertuschen Hierzu setzte das Unternehmen Journalisten und Verleger massiv unter Druck In den folgenden Jahren verstarben einige der kontaminierten Mitarbeiter an den Folgen ihrer Erkrankungen ohne dass der Konzern Entschadigungen leistete 18 Literatur BearbeitenEva Fahidi Die Seele der Dinge Aus dem Ungarischen ubersetzt von Doris Fischer Hrsg im Auftrag des Internationalen Auschwitz Komitees Berlin und der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Berlin Lukas Verlag 2011 Seite 185 ISBN 978 3 86732 098 6 Rezension von Gunther B Ginzel 9 November 2011Bernd Klewitz Die Arbeitssklaven der Dynamit Nobel Ausgebeutet und Vergessen Sklavenarbeiter und KZ Haftlinge in Europas grossten Rustungswerken im 2 Weltkrieg Engelbrecht Schalkmuhle 1986 ISBN 3 925211 02 0 Thomas Ramge Die Flicks Eine deutsche Familiengeschichte uber Geld Macht und Politik Campus Verlag Frankfurt 2004 ISBN 3 404 61593 X S 157 162 167 172Siehe auch BearbeitenDeutsche Wildermannwerke Chemische Fabriken in LulsdorfWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Dynamit Nobel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Dynamit Nobel GmbH ES Website der Dynamit Nobel Defence GmbH Bilder der ehemaligen Dynamit AG Frauenwald in Landsberg Lech Bilder der ehemaligen Dynamit AG Bromberg Fruhe Dokumente und Zeitungsartikel zu Dynamit Nobel in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Stadtbezirk 14 Berg am Laim In Landeshauptstadt Munchen Kulturreferat Hrsg KulturGeschichtsPfad 2 aktualisierte Auflage Band 14 2019 S 84 85 muenchen de PDF Max Schlenker Hannes Elstermann Meine Firma Meine Pulver 125 Jahr Werk Stadeln Hrsg RUAG Ammotec GmbH Furth 2022 S 86 89 91 Clemens Krummel Heil dich doch selbst Die Flick Collection wird geschlossen In taz 1 April 2005 Beilage Feldmuhle Nobel wird zerlegt In Der Spiegel Nr 25 1991 online Fusionskontrollverfahren Entscheidung nach Artikel 6 Absatz 1b Fall Nr IV M 119 Metallgesellschaft Feldmuhle abgerufen am 3 Juli 2017 MG kauft amerikanische Chemie Gesellschaft In Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr 98 28 April 1998 Unternehmensnachrichten de In Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr 221 23 September 1999 MG Konzerngewinn wachst zweistellig In Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr 164 18 Juli 2000 Chemieunternehmen gekauft In Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr 34 9 Februar 2001 Dynamit Nobel cede a Rockwood Specialities fr In L usine nouvelle Nr 2914 22 April 2004 usinenouvelle com Handelsblatt vom 29 November 2012 Deutschland beliefert Israel massiv mit Waffen Wir hatten einen konstruktiven Dialog Interview mit Konzernbetriebsrat und Aufsichtsrat der MG technologies AG Reinhold Siegers in Magazin Mitbestimmung der Hans Bockler Stiftung April 2005 Nachzulesen unter boeckler de Nassauer Otfried Geheime Landminenexporte aus Deutschland 4 April 2016 abgerufen am 12 Mai 2017 Landmine Monitor Report Germany 99 der Mines Action Canada MAC Ottawa 1999 icbl org englisch Website der MAC minesactioncanada org Annette Jensen Millionengeschaft mit Minen taz 20 November 1997 abgerufen am 17 September 2011 Markus Haake Thomas Kuchenmeister Deutsche Hersteller handeln weiter mit todlichen Minen AG Friedensforschung der Uni Kassel September 2003 abgerufen am 17 September 2011 Historie des IndustrieStadtparks In industriestadtpark de Abgerufen am 3 Juli 2017 Andrea Westermann PVC Dynamit Nobel und die Stadt Troisdorf Lokale Deutungen von industriellen Gesundheitsgefahren und ihre Verallgemeinerung In F J Bruggemeier I Engels Hrsg Natur und Umweltschutz nach 1945 Konflikte Konzepte Kompetenzen Campus Frankfurt am Main 2005 S 249 267 ISBN 3 593 37731 4 nbsp Dieser Artikel wurde am 12 Dezember 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Korperschaft GND 2009135 7 lobid OGND AKS LCCN n89665578 VIAF 139682880 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dynamit Nobel amp oldid 238013472