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Oerlikon Buhrle eigentlich Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon Buhrle amp Co anfangs Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon war von 1906 bis 1999 ein Schweizer Rustungsunternehmen mit Sitz in Oerlikon Nach Restrukturierungen und dem Verkauf diverser Kernbereiche insbesondere des Rustungsbereichs Oerlikon Contraves Defence an die deutsche Rheinmetall DeTec ging die Holding im Januar 2000 im heutigen Unternehmen OC Oerlikon auf Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1920er Jahre 1 2 1930er Jahre 1 2 1 Lieferungen an die Achsenmachte 1 3 Nachkriegszeit 1 4 Buhrle Affare der 1960er Jahre 1 5 Nach dem Ende des Kalten Krieges 2 Beteiligungen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp 20 mm Oerlikon Flugabwehrkanone im Einsatz bei der US Navy auf USS Enterprise CV 6 Mai 1943 Die 1906 gegrundete Schweizerische Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon SWO eine Abspaltung der Maschinenfabrik Oerlikon war 1923 von der Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik ubernommen und so vor dem Konkurs bewahrt worden Der Deutsche Emil Georg Buhrle als Prokurist 1924 aus Magdeburg nach Oerlikon versetzt baute in den wirtschaftlich schwierigen 1920er Jahren mit der 20 mm Oerlikon Kanone die Waffenherstellung zum Hauptgeschaft des Unternehmens aus und wurde 1929 Hauptanteilseigner der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon WO Die Oerlikon Kanone anfanglich auch als Panzerabwehrkanone angeboten wurde insbesondere aber als Flugzeug Bordwaffe und leichte Flugabwehrkanone ein Exportschlager Sie konnte bereits vor dem Krieg nahezu in die ganze Welt exportiert werden Im Umfeld der Aufrustung der 1930er Jahre forcierte Buhrle den Waffensektor weiter und machte seine Firma zum fuhrenden Schweizer Rustungsunternehmen 1920er Jahre Bearbeiten Hauptabsatzlander im hart umkampften und von den Rustungsindustrien Frankreichs Grossbritanniens und den USA mit Weltmarktanteilen von zwischen 77 Prozent 1924 und 65 Prozent 1929 beherrschten Markt waren zunachst vor allem aussereuropaische Nicht Industriestaaten die uber keine eigene Rustungsindustrie verfugten Frankreich und England importierten in den 1920er Jahren praktisch keine Rustungsguter grossere Import Anteile von zwischen 2 5 Prozent und 5 Prozent der Welteinfuhren wiesen nur die Industrie Lander Japan Niederlande und die USA auf Erst ab etwa Mitte der 1930er Jahre wurden im Zeichen der allgemeinen Aufrustung auch die grossen Markte der zukunftigen Gegner des Deutschen Reiches fur Importe geoffnet Die Kriegsmaterialgeschafte der WO standen in den Zwanziger und Dreissigerjahren im Einklang mit der schweizerischen Aussen und Sicherheitspolitik Diese baute auf eine exportfahige Schweizer Rustungsindustrie als Basis zur Versorgung der eigenen Armee und forderte den erfolgreichen Rustungssektor auch aus Grunden der Arbeitsbeschaffung Es bestanden fur die Geschafte der Schweizer Rustungsindustrie und somit fur die WO bis 1938 grundsatzlich weder innerstaatliche noch volkerrechtliche Einschrankungen 1930er Jahre Bearbeiten Das Exportverbot wahrend des 1936 ausgebrochenen Spanischen Burgerkrieges wurde mit der Ausfuhr uber Mexiko umgangen In den Medien wurden Meldungen uber Lieferungen von Oerlikon Waffen an das republikanische Spanien publiziert Nach Abessinien lieferte die WO 1935 bis kurz vor Inkrafttreten des Waffenausfuhrverbots Maschinenkanonen Auch spater sollen von der WO des E G Buhrle angeblich Waffen in das von Italien angegriffene Land geschmuggelt worden sein In der Schweiz vertrat Buhrle Abessinien als Generalkonsul Den Durchbruch erzielte die Firma 1929 mit einem Grossauftrag von uber 100 Kanonen in China Beliefert wurden in Europa wo der Marktzutritt bei den Grossmachten bis zur forcierten Aufrustung im Gefolge des Anschlusses von Osterreich und der Sudetenkrise schwierig blieb vor allem kleinere Staaten wie die baltischen Staaten die Tschechoslowakei und Griechenland Zu wirklichen Grossauftragen und lieferungen kam es infolge der massiven Aufrustungen 1938 nach Frankreich Grossbritannien und in die Niederlande Ab 1936 war man mit der Schweiz im Geschaft In Frankreich in Deutschland in Italien in Japan und in England kam es zu Zusammenarbeitsversuchen 1932 33 mit Hispano Suiza Frankreich zur Zusammenarbeit 1932 33 mit Scotti Italien zu Lizenzvergaben 1936 an Deutschland und Japan 1939 an GB und Firmen Beteiligungen 1934 bis 1939 an der Ikaria Gesellschaft fur Flugzeugzubehor mbH in Berlin Hersteller der 20 mm Maschinenkanone MG FF In den 1930er Jahren stieg die Firma zur grossten privaten Rustungsherstellerin der Schweiz auf und beschaftigte 1939 uber 2 000 Personen Ab Ende des Jahrzehnts hatte in der Schweizer Wirtschaft die WO als Arbeitgeberin fur Zulieferanten eine bedeutende Position inne 1939 grundet Buhrle mit Partnern die Pilatus Flugzeugwerke Pilatus Aircraft in Stans Die Diversifikationsstrategie Emil G Buhrles erfolgte zur Risikominderung einerseits in den zivilen Sektor und andererseits in den Aufbau der Flugzeugwerke Pilatus Die Pilatus Werke erreichten wahrend des Krieges infolge der schwierigen Rahmenbedingungen keine nennenswerte Produktion Hauptauftraggeber der WO waren bis zur Kapitulation Frankreichs im Juni 1940 die alliierten Lander an der Spitze Grossbritannien und Frankreich Diese Lander platzierten in Oerlikon fur fast 250 Millionen Schweizer Franken Bestellungen Zu deren Erfullung mussten aus Rucksicht auf die Politik des Bundesrates sogar dringende Bedurfnisse der Schweizer Armee nach 20 mm Oerlikon Kanonen zuruckgestellt werden Nachdem Buhrle 1937 Schweizer geworden war verdrangten die deutschen Behorden im Rahmen ihrer Autarkiepolitik ihn bis 1939 gezielt aus seiner Beteiligung an der Berliner Ikaria Gesellschaft Sowohl Italien als auch Deutschland verfugten bei Kriegsausbruch bereits seit Jahren uber eigene leistungsfahige Produzenten von 20 mm Geschutzen Mauser Rheinmetall Breda Erst ab Sommer 1940 lieferte die WO im Einklang mit der bundesratlichen Politik und auf Druck der Schweizer Handelsdelegation auch 20 mm Kanonen an die Achsenmachte Ubereinstimmend beurteilt die Forschung die spater von Bundesrat Kobelt zwar bestrittene Aufforderung des Bundes an E G Buhrle zur Lieferung an Deutschland als Verletzung des Neutralitatsrechtes Die Schweiz war von Nazi Deutschland nach der Eroberung Frankreichs und vollstandigen faschistischen Umzingelung unter Druck gesetzt worden samtliches fur das Ausland produzierte Kriegsmaterial an die Achsenmachte zu liefern 1 Diese traten aus Sicht der WO bei den nun anlaufenden Geschaften teilweise in die nicht mehr erfullbaren Lieferkontrakte mit England und Frankreich ein Lieferungen an die Achsenmachte Bearbeiten Im Zweiten Weltkrieg war das 20 mm Oerlikon Geschutz das Hauptausfuhrprodukt an die Achsenmachte 2 Die Geschaftstatigkeit der WO mit den Landern der Achse Deutschland Italien und Rumanien erreichte in den Jahren 1940 bis 1944 einen Gesamtumfang von 543 4 Millionen Schweizer Franken teuerungsbereinigt heute ungefahr 2 Milliarden Fr und umfasste die Lieferung von 7 013 Stuck 20 mm Kanonen 14 758 489 Schuss Munition 12 520 Ersatzrohren und 40 092 Magazinen Was 1943 und 1944 bestellt und produziert wurde gelangte allerdings auf Grund der Entwicklung der Bewilligungspraxis und der Kriegslage teilweise nicht mehr zur Auslieferung Was ausgeliefert wurde wurde vom deutschen Auswartigen Amt indessen als Schlussellieferungen bezeichnet 3 Die WO befand sich ab 1944 infolge von Schwarzen Listen der Alliierten und infolge offener Forderungen aus unvollstandig abgewickelten Kontrakten Deutschland Italien gegenuber allen ehemaligen Kriegsparteien in einer schwierigen Lage In der durch das Waffenausfuhrverbot seit Herbst 1944 fur die WO und ihre Arbeitnehmerschaft katastrophalen Situation war es Emil G Buhrle personlich welcher die WO samt Belegschaft mit Hilfe seines personlichen Vermogens wahrend rund funf Jahren uber Wasser hielt Nachkriegszeit Bearbeiten 1946 erfolgte die Grundung der Geratebauanstalt in Balzers Das Unternehmen spezialisierte sich auf die Herstellung dunner Schichten und begrundete so die Kerntechnologie der heutigen OC Oerlikon die zwischendurch auch Unaxis hiess Oerlikon Contraves entwickelte die SNORA und SURA D Raketen Lenkwaffe RSA das Lenkwaffensystem RSC D die Lenkwaffe RSE Kriens und die Hohenforschungsrakete Zenit Im Bereich Panzerabwehrlenkwaffen wurde die Oerlikon Contraves Mosquito entwickelt 1957 folgten eine Geschaftsentwicklung in Richtung Vakuumtechnologie und ein erstes Produktionswerk fur Prozesssysteme in Trubbach Seit 1964 war Oerlikon Contraves in der Raumfahrt tatig das Unternehmen war an der Entwicklung des europaischen Satelliten ESRO 1 beteiligt 4 Auch die 1967 zum ersten Mal gestartete Hohenforschungsrakete Zenit war ein Produkt des Weltraum Engagements 5 1973 erfolgte die Schaffung der Oerlikon Buhrle Holding AG und die Notierung an der Schweizer Borse Drei Jahre spater integrierte der Konzern die Balzers AG Buhrle Affare der 1960er Jahre Bearbeiten Zwischen 1963 und 1968 verletzte der Konzern die Ausfuhrverbote des Bundesrates fur Kriegsmaterial indem er die in Konflikte verwickelten Lander Nigeria Sudafrika Malaysia Israel Saudi Arabien Agypten und Libanon mit Waffen belieferte Die notigen Ausfuhrbewilligungen erlangte Oerlikon Buhrle mit Gesuchen die falsche Bestimmungslander angaben Diese Praxis wurde 1968 publik nachdem Medien uber Oerlikon Kanonen im nigerianischen Burgerkrieg berichteten 6 1970 wurden Dieter Buhrle und drei Mitangeklagte zu bedingten Gefangnisstrafen zwischen 8 und 18 Monaten und einer Busse von 200 000 Franken verurteilt Der Schaden fur den Konzern blieb aber gering weil der Bundesrat Buhrle zwar die Kriegsmaterialproduktionsbewilligung entzog sie aber der Oerlikon Buhrle Gruppe wieder ubertrug 6 Im Zuge der sich aus den Medienberichten ergebenden Affare musste Bundesprasident Willy Spuhler zugeben dass den Behorden schon seit Monaten Informationen uber illegale Waffenexporte vorgelegen hatten Als politische Konsequenz wurde 1969 eine Volksinitiative zum Verbot des Kriegsmaterialexports eingereicht die 1972 bei 49 8 Ja Stimmen nur knapp jedoch auch mit klarem Standemehr abgelehnt wurde Als indirekter Gegenvorschlag trat 1973 eine restriktivere Waffenexportgesetzgebung in Kraft 6 Nach dem Ende des Kalten Krieges Bearbeiten nbsp Rheinmetall Air Defence in Oerlikon 2022 Die Oerlikon Buhrle Gruppe beschaftigte 1980 rund 37 000 Mitarbeiter der Hochststand in der Geschichte des Konzerns 1991 zwangen Misserfolge im Bereich von ADATS und das Ende des Kalten Krieges zum Entscheid zur Fokussierung auf Technologie Verbrauchsguter und Kundenservice 1994 ubernahm Oerlikon Buhrle die in der Vakuumtechnik tatige Leybold Gruppe und fusionierte sie mit Balzers zu Balzers amp Leybold dem fuhrenden Unternehmen fur Dunnschichttechnologie 1999 fokussierte der Konzern auf ausgewahlte Technologiesektoren und verausserte den Rustungsbereich Oerlikon Contraves Defence an die deutsche Rheinmetall DeTec heute Rheinmetall Air Defence AG und den Schuhhersteller Bally an die US amerikanische Texas Pacific Group Die Raumfahrtsparte wurde als Contraves Space rechtlich selbstandig 7 Die Oerlikon Buhrle Immobilien AG wurde an die Allreal Holding verkauft und firmiert seither als Allreal Generalunternehmung AG Im Januar 2000 erfolgte die Umbenennung des Oerlikon Buhrle Konzerns in Unaxis und im September 2006 die erneute Umbenennung auf OC Oerlikon AG Im gleichen Zuge wurde Contraves Space in Oerlikon Space umbenannt 2009 erwarb RUAG die Oerlikon Space und machte sie zur RUAG Space bzw heute Beyond Gravity 8 Beteiligungen BearbeitenBally Geratebauanstalt Balzers Contraves Ikaria Gesellschaft fur Flugzeugzubehor mbH Berlin Franz Brozincevic Pilatus Flugzeugwerke StansSiehe auch BearbeitenDie Schweiz im Zweiten WeltkriegLiteratur BearbeitenDaniel Heller Zwischen Unternehmertum Politik und Uberleben Emil G Buhrle und die Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon Buhrle amp Co 1924 1945 Verlag Huber Frauenfeld 2002 ISBN 3 7193 1277 1 Peter Hug Schweizer Rustungsindustrie und Kriegsmaterialhandel zur Zeit des Nationalsozialismus Unternehmensstrategien Marktentwicklung politische Uberwachung Chronos Zurich 2002 Veroffentlichungen der UEK Bd 11 ISBN 3 0340 0611 X Unabhangige Expertenkommission UEK Schweiz Zweiter Weltkrieg 9 Christian Koller Vor 75 Jahren Ein wilder Streik bei Buhrle in Sozialarchiv Info 1 2016 S 4 10 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oerlikon Contraves Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Thomas Gmur Oerlikon Buhrle In Historisches Lexikon der Schweiz Gabriela Weiss Immer wieder neu erfunden In NZZ am Sonntag vom 18 Juni 2012 Einzelnachweise Bearbeiten Jurg Fink Die Schweiz aus Sicht des Dritten Reiches 1933 1945 1985 S 145 f Patrick Kupper Institut fur Geschichte ETH Zurich D Haller Zwischen Unternehmertum Politik und Uberleben H Soz u Kult fur Clio online Historisches Fachinformationssystem e V abgerufen am 27 Juni 2010 Kurze Rezension aus dem Buch von Daniel Heller Patrick Kupper Institut fur Geschichte ETH Zurich D Haller Zwischen Unternehmertum Politik und Uberleben H Soz u Kult fur Clio online Historisches Fachinformationssystem e V S 233 abgerufen am 27 Juni 2010 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 17 Oktober 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot emits sso esa int Stephan Zellmeyer A Place in Space The History of Swiss Participation in European Space Programmes 1960 1987 Verlag Beauchesne 2008 ISBN 2701015324 S 136 a b c Lea Ingber Schweizer Kanonen fur Nigeria Die Buhrle Affare ruckt 1968 die Ausfuhr von Kriegsmaterial ins politische Scheinwerferlicht NZZ vom 3 November 2014 S 8 online http www mkmk ch pdf Le Bourget pdf Prasentation der Contraves Space AG Archivlink Memento vom 14 Juli 2014 im Internet Archive Geschichte der RUAG Peter Hug Schweizer Rustungsindustrie und Kriegsmaterialhandel zur Zeit des Nationalsozialismus Unternehmensstrategien Marktentwicklung politische Uberwachung Zusammenfassung 5 S Normdaten Korperschaft GND 2085348 8 lobid OGND AKS VIAF 126171589 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oerlikon Buhrle amp oldid 231351957