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Die Gesange des Maldoror Les Chants de Maldoror ist das einzige Werk des franzosischen Dichters Lautreamont Pseudonym fur Isidore Lucien Ducasse das auf die Literatur der Moderne und namentlich auf den Surrealismus grossen Einfluss ausubte Es erschien 1874 und gilt als eines der radikalsten Werke der abendlandischen Literatur Anonyme Erstausgabe des 1 Gesanges der Gesange des Maldoror Paris 1868 Dieser Artikel ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Der Artikel ist voll von Zitaten Huysmans Max Ernst Maeterlinck Gide Andre Breton aber kein einziges findet sich ordentlich belegt Einzelnachweise mindestens zu diesen Zitaten fehlen Aktuell enthalt dieser ausfuhrliche Artikel noch keinen einzigen EN Martinus KE Diskussion 19 41 16 Jan 2022 CET Andre Breton bezeichnete das Werk 1940 als Apokalypse Alles noch so Kuhne das man in den kommenden Jahrhunderten denken und unternehmen wird es ist hier in seinem magischen Gesetz im voraus formuliert worden und Andre Gide sah in Ducasse den Schleusenmeister der Literatur von morgen Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Form und Stil 3 Entstehung 4 Veroffentlichung 5 Einflusse 6 Wirkungsgeschichte 6 1 19 Jahrhundert 6 2 Surrealismus 6 3 Existentialismus 7 Bibliographie 7 1 Originalausgaben 7 2 Deutsche Ubersetzungen 7 3 Sekundarliteratur 8 WeblinksInhalt BearbeitenMaldoror Held und Ich Figur ist die Inkarnation des Bosen schlechthin Er ist ein schwarzer zerschmetterter Erzengel von unsagbarer Schonheit wie Maurice Maeterlinck geschrieben hat eine Sonne des Bosen Aurore du Mal Maldoror und findet sich auf unserem Planeten wieder gestrandet unter der ihm verhassten Menschheit der er ihre eigene Schlechtigkeit vor Augen fuhren will Bei seinem Namen erzittern die himmlischen Heerscharen und mehr als einer erzahlt dass Satan selbst Satan die Inkarnation des Bosen nicht so schrecklich sei 6 Gesang 8 Strophe Maldoror fuhrt in verschiedenen Masken und Metamorphosen eine Schlacht gegen die menschliche Kreatur und Gott seinen Erzfeind Sein erklartes Ziel ist es Gott und die Menschen in ihrer Schlechtigkeit zu ubertreffen Seine Mittel hierzu lauten Angste Wirrnisse Entwurdigungen Grimasse Herrschaft der Ausnahme und des Absonderlichen Dunkelheit wuhlende Phantasie das Finstere und Dustere Zerreissen in ausserste Gegensatze Hang zum Nichts infernalische Grausamkeit Er hat das Gelubde abgelegt den Schopfer zu uberwinden Boses zu tun um das Bose zu vernichten Verbrechen zu begehen um das Verbrechen aufzuheben Meine Poesie wird aus einem einzigen Angriff bestehen gefuhrt mit allen Mitteln gegen den Menschen diese reissende Bestie wie auch gegen den Schopfer der solch ein Ungeziefer niemals hatte erschaffen durfen Bande auf Bande werden sich turmen bis ans Ende meines Lebens und doch wird man darin immer nur diesen einzigen meinem Bewusstsein dauernd gegenwartigen Gedanken finden 2 Gesang 4 Strophe Maldorors luziferischer Schatten streicht durch den Tag er trifft auf Tod und Schrecken bei dem das Lebendige tot das Anorganische lebendig wird Des Nachts wird er heimgesucht von Phantomen und der Erinnerung an unaussprechliche Grausamkeiten Als satanischer Verfuhrer will er auch andere zum Bosen verleiten oft nur um seine Opfer haufig Kinder zu qualen Ich bediene mich meines Geistes um die Wonnen der Grausamkeit zu schildern keine fluchtigen kunstlichen Wonnen sondern solche die mit dem Menschen begonnen haben die mit ihm enden werden 1 Gesang 4 Strophe nbsp Frontispiz der Neuausgabe 1890 in der Edition Leon GenonceauxIm ersten Gesang hat Maldoror einen Pakt mit der Prostitution geschlossen um in den Familien Zwietracht zu saen und tragt den Beinamen Vampir dem nichts so gut ist wie das Blut eines Kindes wenn man es noch ganz warm trinkt Seine Bosartigkeit schlagt sich in minuzios beschriebenen Folterszenen nieder Man lasse seine Nagel vierzehn Tage wachsen O ist es suss ein Kind dem noch nichts auf der Oberlippe wachst brutal aus dem Bett zu reissen und die Augen weit geoffnet so zu tun als fuhre man sanft mit der Hand uber seine Stirn um die schonen Haare zuruckzustreichen Dann plotzlich in dem Augenblick wenn es dies am wenigsten erwartet die langen Nagel in seine weiche Brust zu graben aber so dass es nicht stirbt sturbe es namlich konnte man es spater nicht leiden sehen 1 Gesang 6 Strophe Maldoror ist aber nicht nur Sadist und Erotomane Meine Geschlechtsteile bieten ewig das dustere Schauspiel der Schwellung er tragt bisweilen auch masochistische Zuge Nach der genusslich ausgedehnten Zerfleischung eines Junglings hegt er den Wunsch im Tod in der Unendlichkeit Gleiches von dem Jungen angetan zu bekommen Und auch die Selbstqual das Selbstzerfleischen ist ihm bekannt Ich habe lachen wollen wie die anderen aber dies war unmoglich Ich habe ein Federmesser mit scharfer Klinge genommen und mir das Fleisch dort aufgeschlitzt wo sich die Lippen vereinigen 1 Gesang 5 Strophe Maldorors Grundauffassung dass Leben Leid und Schmerz bedeute erinnere dich wohl wir sind auf diesem entmasteten Schiff um zu leiden resultiert aus der Erkenntnis dass der Mensch schlecht sei Wiederholt beklagt er dessen Egoismus und Kalte sowie die Grausamkeit Gottes der ihn erschuf Was soll die Ungerechtigkeit in den hochsten Beschlussen Ist er von Sinnen der Schopfer 1 Gesang 13 Strophe Im zweiten Gesang sucht Maldoror einen Freund eine verwandte Seele Er findet sie in einer Haiin die er beim Verschlingen von Schiffbruchigen beobachtet Ich suchte eine Seele die mir ahnlich ware und konnte sie nicht finden Ich durchsuchte die verborgensten Winkel der Erde meine Ausdauer war vergeblich Allein konnte ich jedoch nicht bleiben Ich brauchte jemanden der meinen Charakter bejahte ich brauchte jemanden der ebenso dachte wie ich Einige Minuten lang sahen sie sich fest ins Gesicht und beide erstaunten so viel grausame Lust in den Blicken des anderen zu finden Schwimmend drehen sie sich im Kreise lassen einander nicht aus den Augen und jeder sagt sich Ich lebte bis jetzt im Irrtum da ist einer der boser ist als ich Da glitten sie zwischen zwei Wellen einstimmig und in gegenseitiger Bewunderung aufeinander zu die Haiin das Wasser mit ihren Flossen zerteilend und Maldoror die Fluten mit seinen Armen schlagend und sie hielten den Atem an in tiefer Verehrung jeder von dem Wunsche erfullt zum erstenmal sein lebendiges Ebenbild zu betrachten 2 Gesang 13 Strophe Maldorors verzweifelter Kampf gegen Gott und den Menschen jenen sublimen Affen zeichnet ein in hochstem Masse grausames Bild der Welt und der Natur des Menschen eine alptraumhafte Welt des Horrors Den Selbstmord als Erlosung untersagt Lautreamont jedoch seinem Helden Ich habe das Leben wie eine Wunde empfangen und ich habe dem Selbstmord verboten die Narbe zu heilen Ich will dass der Schopfer zu jeder Stunde seiner Ewigkeit den klaffenden Riss betrachte Das ist die Suhne die ich ihm auferlege 3 Gesang 1 Strophe Im dritten Gesang zeigt uns Maldoror eine Frau die er in den Wahnsinn getrieben hat indem er ihre kleine Tochter vergewaltigt und seine Bulldogge auf sie gehetzt hat um den Leichnam sodann mit einem Taschenmesser auszuweiden Dieser zieht ein amerikanisches Taschenmesser hervor mit zehn bis zwolf Klingen die verschiedenen Zwecken dienen Er offnet die scharfkantigen Beine dieser stahlernen Hydra und macht sich da er sieht dass der Rasen noch nicht unter der Farbe des so reichlich vergossenen Blutes verschwunden ist daran mit diesem Skalpell mutig ohne zu erbleichen die Vagina des unglucklichen Kindes zu durchforschen Aus diesem erweiterten Loch zieht er nacheinander die inneren Organe heraus die Darme die Lungen die Leber und schliesslich das Herz selbst werden von ihrem Sitz gerissen und durch die schreckliche Offnung an das Tageslicht gezerrt Der Opferer bemerkt dass das kleine Madchen ein ausgenommenes Huhnchen schon lange tot ist er unterbricht das standige Wachsen seiner Raserei und lasst die Leiche im Schatten der Platane weiterschlafen 3 Gesang 2 Strophe Lautreamonts Hass steigert sich bis zur Blasphemie so lasst er Gott sich vor einem Haar rechtfertigen das er in einem anruchigen Hause verloren hat Maldoror kommt in ein Bordell und findet dort ein sprechendes Haar das in einem verzweifelten Monolog nach dem Herrn ruft und nach den Grunden fragt warum sein Herr hierher kam und sich mit einer Dirne beschmutzte Als der Herr zuruckkommt um das verlorene Haar wieder an sich zu nehmen ist es Gott voller Scham uber die Tat und mit den Vorwurfen Satans beladen Reumutig halt er Gericht uber sich selbst und anerkennt das Recht des Menschen auf Revolte gegen seinen Schopfer Maldoror schildert den Schopfer auf der Strasse liegend und abscheulich betrunken Betrunken wie eine Wanze die wahrend der Nacht drei Tonnen Blut geschluckt hat Der Mensch der voruberging blieb vor dem verkannten Schopfer stehen und unter dem Beifall der Filzlaus und der Otter beschmutzte er das erhabene Gesicht drei Tage lang mit Kot 3 Gesang 4 Strophe Im vierten Gesang wird ein Mann drei Tage an seinen Haaren aufgehangt weil er sich geweigert hat mit seiner Mutter sexuell zu verkehren Er wird von ihr und seiner Frau die beiden scheusslichsten Exemplare der menschlichen Rasse geteert und ausgepeitscht Der Ekel vor dem Leben ist so angewachsen dass der Erzahler seine Verzweiflung nur noch loswird indem er Hasslichkeit Verfall und Emporung in den dichtesten symbolischen Bildern des Abstossenden beschwort Maldoror sieht sich im 4 Gesang auch selbst Ich bin schmutzig Die Lause zerfressen mich Die Saue erbrechen sich wenn sie mich sehen Der Krusten und der Grind der Lepra haben meine Haut mit Schuppen und gelblichem Eiter bedeckt Ich kenne das Wasser der Flusse nicht nicht den Tau der Wolken Auf meinem Nacken wachst wie auf einem Misthaufen ein gewaltiger Pilz mit doldentragenden Stengeln Ich sitze auf einem unformigen Mobel und habe meine Glieder seit vier Jahrhunderten nicht bewegt 4 Gesang 4 Strophe Die ersten funf Gesange enthalten aber auch von der Geschichte Maldorors vollig unabhangige Passagen Lautreamont besingt die unbegreiflichen Paderasten V 5 kritisiert die Literaturkritik und verherrlicht in einer flutenden Hymne den Ozean Alter Ozean o grosser Junggeselle wenn du die feierliche Einsamkeit deiner phlegmatischen Reiche durcheilst bist du stolz auf deine Herrlichkeit von Geburt und auf das wahre Lob das ich dir eifrig spende Ich grusse dich alter Ozean I 9 An anderer Stelle ruhmt Lautreamont in einer Ode die Mathematik O strenge Mathematik ich habe dich nicht vergessen seit deine gelehrten Lektionen susser als Honig wie eine erfrischende Woge in mein Herz drangen Arithmetik Algebra Geometrie grandiose Dreifaltigkeit leuchtendes Dreieck Wer euch nicht gekannt hat ist ein Narr II 10 nbsp Die Saule an der Place Vendome in Paris nbsp Das Pantheon in Paris 1890Der sechste und letzte Gesang wird im Text als kleiner Roman bezeichnet und erzahlt die abgeschlossene Geschichte des Junglings Mervyn fur dessen Schonheit Lautreamont die beruhmte Metapher schon wie das zufallige Zusammentreffen einer Nahmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch beau comme la rencontre fortuite sur une table de dissection d une machine a coudre et d un parapluie verwendet hat Maldoror verfolgt Mervyn durch Paris um Gott die Beute abspenstig zu machen Gott schickt einen Erzengel in Gestalt eines Taschenkrebses um den Jungling vor einem sicheren Tod zu retten und Maldoror zur Rechenschaft zu ziehen doch dieser wird von Maldoror erschlagen und Mervyn fallt Maldoror anheim Er entfaltete den Sack den er bei sich trug offnete ihn und steckte indem er den Jungling beim Kopf ergriff den ganzen Korper in die Stoffhulle Er verknotet mit seinem Taschentuch das Ende das als Eingang diente Da Mervyn schrille Schreie ausstiess hob er den Sack wie ein Waschebundel und schlug ihn mehrmals gegen das Bruckengelander Da hielt der Delinquent der bemerkt hatte wie seine Knochen krachten den Mund Einzigartige Szene auf die kein Romancier wieder kommen wird Mervyn wird von Maldoror von der Saule der Place Vendome uber die Seine hinweg auf die Kuppel des Pantheon geschleudert wo man ihn als ausgetrocknetes hangengebliebenes Skelett bestaunen kann Mervyn von dem Seil gefolgt gleicht einem Kometen der seinen flammenden Schweif hinter sich herzieht Der Eisenring der Schlinge der in der Sonne blitzt regt dazu an selbst die Illusion zu vervollstandigen Im Laufe der Flugbahn zerteilt der zum Tode Verurteilte die Luft bis zum linken Seineufer uberfliegt es dank der wie ich vermute unbegrenzten Antriebskraft und sein Korper prallt gegen die Kuppel des Pantheon wahrend das Seil teilweise mit seinen Windungen die obere Wand der riesigen Kuppel umschlingt Geht selbst nachschauen wenn ihr mir nicht glauben wollt Form und Stil BearbeitenLautreamont schuf in den Gesangen des Maldoror eine Bilderwelt die alle literarischen Konventionen des 19 Jahrhunderts sprengte Das Werk ist aber auch formal einzigartig An die schwarze Romantik und die visionare Bildsprache des Symbolismus angelehnt verband Lautreamont Ironie mit absurder Komik verwendete Stilmittel wie die altgriechische Palinodie Beschimpfung und setzte sogar szenische Dialoge ein Im ersten Gesang bilden die elfte und zwolfte Strophe gewissermassen zwei kleine Theaterstucke als Gesprach einer Familie und als Dialog mit einem Totengraber Die Sprache ist uberaus bildhaft assoziativ und rauschhaft und gleitet manchmal die ecriture automatique des Surrealismus vorwegnehmend ins Halluzinatorisch Groteske hinuber Lautreamont hat unter dem Eindruck eines Vortrags zum Problem des Bosen des Philosophen Ernest Naville s u zumindest Teile der Chants de Maldoror automatisch geschrieben Die sechs Gesange sind in 60 Strophen unterschiedlicher Lange unterteilt I 14 II 16 III 5 IV 8 V 7 VI 10 waren ursprunglich nicht nummeriert und nur durch Querstriche getrennt Die letzten acht Strophen des letzten Gesangs der als kleiner Roman in sich abgeschlossen ist waren mit romischen Ziffern versehen Jeder Gesang schliesst mit einer Zeile ab die dessen Ende indiziert Am Anfang und am Ende der einzelnen Gesange verweist der Text oft auf das Werk selbst Lautreamont spricht mit Bezug auf den tatsachlichen Autor Isidore Ducasse den er auch als Montevideaner zu erkennen gibt Autor und Ich Figur fliessen in der Folge oft ineinander die Gesange bilden ein Vexierspiel das die Erwartungshaltung des Lesers immer wieder in die Irre fuhrt nbsp LautreamontUm den Leser spuren zu lassen dass er sich auf eine gefahrliche philosophische Wanderung begibt bedient sich Lautreamont der Identifizierung des Lesers im Text mit dem Leser des Textes ein Verfahren das schon Baudelaire in der Leseanweisung fur Les Fleurs du Mal verwendet hat Ducasse kommentiert das Werk auch und gibt Anweisungen fur dessen Lekture Schon der erste Satz enthalt eine Warnung an den Leser Gebe der Himmel dass der Leser erkuhnt und augenblicklich von grausamer Lust gepackt gleich dem was er liest seinen abrupten und wilden Weg durch die trostlosen Sumpfe dieser finstren und gifterfullten Seiten finde ohne die Richtung zu verlieren denn wofern er nicht mit unerbitterlicher Logik und einer geistigen Spannung die wenigstens seinen Argwohn aufwiegt an diese Lekture geht werden die todlichen Emanationen dieses Buches seine Seele durchtranken wie das Wasser den Zucker Das Zusammenbringen von Gegensatzlichem Unvereinbarem Grausigem und Banalem aber auch Technischem und Wissenschaftlichem in Lautreamonts Dichtung spiegelt das Bemuhen wider das Undurchschaubare das Zerfallene mit den Mitteln der Sprache zu bannen Dekomponieren und Deformieren hat Baudelaire diesen Strukturzwang in der modernen Poesie genannt Es ist ein Nachvollzug des Chaotischen ein Zersagen der Welt wie es Lautreamont in seinen Poesies bezeichnet hat Das vorherrschende Stilmittel ist die Metapher Beruhmt geworden ist jene Stelle in der Lautreamont die Schonheit des Junglings Mervyn beschreibt Er ist schon wie die Einziehbarkeit der Fange von Raubvogeln oder auch wie die Unsicherheit der Muskelbewegungen in den Wunden der Weichteile in der Gegend des hinteren Nackens oder noch eher wie diese dauernd wirksame Rattenfalle die immer vom gefangenen Tier neu gespannt wird also selbsttatig unendlich Nager aufnehmen kann und sogar unter Stroh verborgen funktioniert und vor allem wie das zufallige Zusammentreffen einer Nahmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch 6 Gesang 3 Strophe Bemerkenswert ist das Vorkommen der verschiedensten Tierarten deren Gewalttatigkeit und Grausamkeit ganze Strophen fullen Gaston Bachelard hat insgesamt 185 gezahlt Die Laus die nur dem Werk der Vernichtung lebt II 9 der Skarabaus der die Uberreste der getoteten Geliebten vor sich herschiebt V 2 ein wildes Schwein das nach Herzenslust totet IV 6 der Delphinmensch IV 7 oder der menschenfressende Gott II 8 Ein charakteristisches Motiv Maldorors ist der unmotivierte Mord meurtre gratuit etwa im dritten Gesang in dem eine vor Schmerz verruckt gewordene Mutter den Mord an ihrer kleinen Tochter beklagt die Maldoror aus Hass auf Schopfung und Menschen unmotiviert getotet hat ein Motiv das sich spater bei Andre Gide Jean Paul Sartre Andre Malraux Jean Genet und Albert Camus wiederfindet Man hat Die Gesange des Maldoror aufgrund ihrer infernalischen Grausamkeiten oft mit dem Werk des Marquis de Sade verglichen ein Vergleich dem Maurice Blanchot 1949 in seinem Essay Lautreamont et Sade allerdings entgegentrat Bei Lautreamont findet man von Anfang an eine naturliche Auflehnung gegen die Ungerechtigkeit eine starke Sehnsucht nach Tugend und einen machtigen Stolz der weder von Perversion noch vom Bosen geleitet wird Lautreamonts Gesange wurden auch mit Georges Bataille und spater mit A Clockwork Orange von Anthony Burgess und Bret Easton Ellis American Psycho in Zusammenhang gebracht Lautreamont sah den besten Erfolg seiner Gesange bei jenem Leser gegeben der im Stande ware in einem vorurteilslosen freien somnambulen Zustand die Magie der Dichtung aufzunehmen Hypnose als Uberwindung aller Barrieren als Eliminierung aller Denkhindernisse und zur Erreichung jener beschworenden Wirkung von der Verlaine als Musik des Verses spricht Entstehung Bearbeiten nbsp Lautreamont 1846 1870 imaginares Portrat von Felix VallottonNach einem kurzen Aufenthalt bei seinem Vater in Montevideo liess sich Ducasse Ende 1867 in Paris nieder und studierte an der Ecole polytechnique gab dieses Vorhaben aber bereits ein Jahr spater wieder auf Er wohnte im 2 Arrondissement im Viertel der Intellektuellen und grossen Boulevards in einem Hotel in der Rue Notre Dame des Victoires Nr 23 und arbeitete intensiv am ersten Gesang seines Prosagedichtes das er wohl schon vor der Uberfahrt begonnen und wahrend seiner Ozeanreise fortgesetzt hatte Die Zuwendungen seines Vaters erlaubten es ihm sich ausschliesslich dem Schreiben zu widmen Der Verleger Leon Genonceaux berichtete Ducasse habe nur des Nachts an seinem Klavier geschrieben wo er laut deklamierte wild in die Tasten schlug und zu den Klangen immer neue Verse heraus hammerte Als Anregung dienten ihm die Dichtungen der schwarzen Romantik aber auch naturwissenschaftliche Werke und Enzyklopadien die er in nahe gelegenen Bibliotheken auslieh und aus denen er teilweise wortlich zitierte Veroffentlichung BearbeitenIm Herbst 1868 publizierte Ducasse anonym und auf eigene Kosten den ersten Gesang Les Chants de Maldoror Chant premier par bei Questroy et Cie in Paris Dieser erste Gesang erschien Ende Januar des folgenden Jahres auch in der Anthologie Parfums de l Ame herausgegeben von Evariste Carrance in Bordeaux Fur diese Ausgabe verwendete Isidore Ducasse erstmals das Pseudonym Comte de Lautreamont Die Gesamtausgabe aller sechs Gesange sollte schliesslich im Spatsommer 1869 bei Albert Lacroix in Brussel erscheinen der auch der Verleger Eugene Sues war Die Gesange des Maldoror lagen bereits vollstandig gedruckt vor als Lacroix aus Angst vor der Zensur plotzlich die Auslieferung an die Buchhandler verweigerte Den Grund sah Ducasse in der Tatsache dass das Leben darin in zu herben Farben gemalt ist Brief vom 12 Marz 1870 an den Bankier Darasse Um die Veroffentlichung moglich zu machen bat Ducasse den Verleger Auguste Poulet Malassis der 1857 Baudelaires Blumen des Bosen herausgegeben hatte Rezensions Exemplare an die Literaturkritiker zu schicken da sie allein den Anfang einer Publikation beurteilen die ihr Ende sicher erst spater sehen wird wenn ich das meine gesehen habe Er versuchte seine Position zu erklaren und bot fur kommende Auflagen sogar an einige zu starke Stellen zu streichen Ich habe das Bose besungen wie Mickiewickz Byron Milton Southey A de Musset Baudelaire und andere es getan haben Naturlich habe ich die Register ein wenig ubertrieben gezogen um etwas Neues im Sinne einer erhabenen Literatur zu erschaffen die die Verzweiflung nur besingt um den Leser zu bedrucken und ihn dadurch das Gute als Heilmittel wunschen zu lassen Infolgedessen ist es immer das Gute das man besingt nur ist die Methode eine philosophischere und weniger naiv als die der alten Schule Ist dies das Bose Nein gewiss nicht Brief vom 23 Oktober 1869 Im gleichen Monat erwahnte Poulet Malassis das Buch noch in einer Literaturzeitschrift und im Bulletin du Bibliophile et du Bibliothecaire wurde im Mai 1870 lapidar bemerkt das Buch werde wohl einen Platz unter den bibliographischen Kuriositaten finden sonst nahm so gut wie niemand Notiz davon Wahrend Ducasse immer noch sehnsuchtig auf die Auslieferung seiner Gesange wartete arbeitete er an einem neuen Text einer Erganzung seiner Phanomenologie des Bosen in der er das Gute besingen wollte Die beiden Werke sollten ein Ganzes bilden eine Dialektik von Gut und Bose Das Werk blieb jedoch Fragment Ducasse stimmte verschiedenen Anderungen an Maldoror zu um eine Herausgabe aller sechs Gesange zu ermoglichen und die Zensur zu umgehen sein fruher Tod am 24 November 1870 verhinderte jedoch diesen Kompromiss Bevor die Gesamtausgabe Die Gesange des Maldoror von 1869 die der Verleger Lacroix nie an die Buchladen ausgeliefert hatte eingestampft werden konnte kaufte der Brusseler Buchhandler Jean Baptiste Rozez 1874 den gesamten Lagerbestand und veroffentlichte diesen mit einem neuen Einband versehen Die Resonanz war auch diesmal gleich Null Erste Aufmerksamkeit erlangte Maldoror 1885 durch den Herausgeber der belgischen Literaturzeitschrift La Jeune Belgique Max Waller 1890 wurde das Werk mit einer Neuauflage einem grosseren Publikum zuganglich gemacht Einflusse Bearbeiten1851 erlebte Isidore Ducasse als Funfjahriger das Ende der achtjahrigen Belagerung Montevideos im argentinisch uruguayischen Krieg Guerra Grande dessen grausame Details er zweifellos kennenlernte Wahrend seiner Schulzeit in Frankreich las er Edgar Allan Poe verschlang Shelley und besonders Byron aber auch Mickiewicz Milton Southey Musset Baudelaire Im Unterricht faszinierten ihn Racine und Corneille vor allem aber die Szene der Blendung in Sophokles Konig Odipus Es wurde immer wieder versucht aus den Gesangen des Maldoror auch Schlussfolgerungen auf das Leben des Autors zu ziehen Konkrete Erlebnisse wie die viermalige Uberquerung des Ozeans die damals einen Monat dauerte und die in der Hymne an den Ozean ihren Niederschlag gefunden hat das gelegentliche Auftauchen von Pariser Strassennamen oder zeitgenossischen Mordern konnen jedoch nicht mehr sein als Bruchstucke bei der Erforschung einer erst langsam exhumierten Biographie nbsp Blick uber Montevideo auf den Cerro de Montevideo 1865Lediglich der Kindheit in Montevideo sich selbst als Dichter und seinem Schulfreund Georges Dazet hat Lautreamont deutlich Reverenz erwiesen Das Ende des neunzehnten Jahrhunderts wird seinen Dichter sehen sollte er auch nicht sogleich mit einem Meisterwerk beginnen sondern dem Naturgesetz folgen er ist an den Ufern Amerikas geboren an der Mundung des La Plata dort wo zwei Volker einst Rivalen sich jetzt bemuhen einander durch materiellen und moralischen Fortschritt zu uberflugeln Buenos Aires die Konigin des Sudens und Montevideo die Kokette reichen sich die Freundeshand uber die silbernen Wasser der grossen Mundung Aber der ewige Krieg hat seine zerstorerische Herrschaft uber das Land aufgerichtet und rafft voll Wonne zahlreiche Opfer dahin Lebe wohl Greis und gedenke meiner wenn du mich gelesen hast Du junger Mann sei nicht verzweifelt denn im Vampir hast du einen Freund trotz deiner gegenteiligen Meinung Wenn du die Milbe mitzahlst die die Kratze verursacht hast du zwei Freunde 1 Gesang 14 Strophe Als zweiter Freund wurde in der ersten Ausgabe von 1868 an dieser Stelle noch Georges Dazet mit vollem Namen genannt mit dem Ducasse am Lycee in Tarbes studiert hatte und dessen Vater sein Vormund war in der zweiten Ausgabe im Jahr darauf war Dazet nur mehr D und in der Gesamtausgabe wurde Dazet dann vollig weggelassen und durch Kratzmilbe ersetzt Der Grund dafur scheint darin gelegen zu haben dass der Freund nach dem Erscheinen gegen die Nennung seines Namens protestiert hatte was Ducasse wohl bewog ihn an allen Stellen durch abstossende Tiernamen zu ersetzen Die Freundschaft mit George Dazet und Zeilen wie Immer habe ich schandlichen Geschmack an bleichen Schulbuben und kranklichen Fabrikskindern gefunden in der Strophe der Paderasten im funften Gesang hat Forscher dazu veranlasst uber eine mogliche Homosexualitat zu spekulieren Andeutungen uber den Mund voller Blatter der Belladonna II 1 als Beweis fur Rauschgift wie auch Vermutungen Lautreamont habe ein verspatetes katastrophenhaftes Pubertatserlebnis gehabt Franz Rauhut oder spater sozialrevolutionaren und anarchistischen Zirkeln nahegestanden sind ohne Beweise geblieben Den wichtigsten Einfluss auf Ducasses Werk hatte sicherlich der Schweizer Philosoph Ernest Naville dessen Vortragsreihe Le Probleme du mal Das Problem des Bosen 1868 in Genf als Buch erschien Naville zahlte darin drei Kennzeichen des Guten auf die allesamt in den Gesangen des Maldoror auftauchen Das Gewissen in der zweiten Strophe ermordet Maldoror das Gewissen das er das gelbe Gespenst nennt die Freude Maldoror ist freudlos erst versucht er das Lachen in I 5 zu erzwingen dann bekennt er in IV 2 es ist sehr schwer Lachen zu lernen und zuletzt die Ordnung als das Gute der Vernunft Lautreamont druckt im 2 Gesang seine Verehrung fur die Mathematik aus deren unbeirrbare Logik und ausserste Kalte jenseits von Gut und Bose existiert In einem nach christlichem Muster formulierten pessimistischen Weltverstandnis nach dem der Mensch zwar fur das Gute geschaffen ist aber bemerkt inmitten des Bosen zu leben und sein Leben als Beute des Todes erfahrt forderte Naville den Menschen auf Widerstand zu leisten Dabei beschrieb er als die treibender Kraft menschlichen Strebens auf dem Weg zur Lauterung das Lob des Bosen Genau diese Entwicklung nahm Lautreamont von seinen Gesangen zu den Poesies Ich habe meine Vergangenheit verleugnet Ich besinge nur noch die Hoffnung Aber um dies zu tun schrieb er in einem Brief an den Bankier seines Vaters musse man zuerst die Zweifel dieses Jahrhunderts angreifen Schwermut Trauer Schmerz Verzweiflung Jammer grausiges Gewieher kunstliche Bosheiten kindischen Hochmut alberne Fluche Navilles moralischer Gottesbeweis den Lautreamont die seltsame These nennt hat diesen bei der Konzeption seiner Poesies massgeblich beeinflusst Wirkungsgeschichte BearbeitenNeben Charles Baudelaire und Arthur Rimbaud war es Lautreamont der die moderne Lyrik des 20 Jahrhunderts am entscheidendsten beeinflusst hat Er ist einer der wichtigsten Vorlaufer des Surrealismus und wird oft dessen Grossvater genannt Er gilt als Begrunder der Poesie der Halluzination und Assoziation des Unbewussten der automatischen Schreibweise und der grenzuberschreitenden Poesie Sein Werk ist an Gerard de Nerval und Baudelaire an der Nachtseite der Romantik und am Roman noir orientiert und beruhrt Revolte Satanismus und Sprachalchimie Die Erfolgsgeschichte der Gesange des Maldoror ist langwierig und tragisch Das Werk uberlebte nur durch einen Glucksfall und wurde auch nur durch Zufall der Nachwelt uberliefert 19 Jahrhundert Bearbeiten Zu Lebzeiten hat Lautreamont ausser einer kurzen Besprechung des ersten Gesanges durch Alfred Sircos in der Zeitschrift La Jeunesse am 1 September 1868 und einer Erwahnung durch Auguste Poulet Malassis dem Verleger Baudelaires nicht die geringste Beachtung gefunden Poulet Malassis erwahnte das Buch am 25 Oktober 1869 im Bulletin trimestriel des Publications defendues en France imprimees a l Estranger wo er Lautreamont zur ebenso seltenen Gattung wie Baudelaire und Flaubert zahlte und erlauterte dass der Autor wohl wie diese glaube dass die asthetische Schilderung des Bosen die starkste Wurdigung des Guten impliziert die hochste Moral Im Mai 1870 hiess es im Bulletin du Bibliophile et du Bibliothecaire nur noch das Buch werde wohl einen Platz unter den bibliographischen Kuriositaten finden sonst nahm niemand Notiz davon nbsp Leon Bloy bezeichnete die Gesange 1890 als das Werk eines Verruckten aber auch das eines grossen Dichters Ein Jahrzehnt nach der Erstveroffentlichung wurde 1885 der Herausgeber der belgischen Literaturzeitschrift La Jeune Belgique Max Waller auf das Buch aufmerksam und veroffentlichte im Oktober 1885 das Gesprach der Familie aus dem ersten Gesang Er zeigte die Gesange seinen Freunden den belgischen Schriftstellern Iwan Gilkin Albert Giraud und Jules Destree der es wiederum Joris Karl Huysmans dem Meister der Dekadenz empfahl Huysmans schrieb an Destree Das ist ein ganz verrucktes Talent dieser Comte de Lautreamont Was zum Teufel konnte wohl der Mensch im Leben machen der diese furchtbaren Traume geschrieben hat Im Jahr darauf berichtete der katholische Erneuerer Leon Bloy in seinem autobiographischen Roman Le Desespere Der Verzweifelte vom Erscheinen eines monstrosen Buches das in Frankreich noch unbekannt in Belgien aber seit zehn Jahren veroffentlicht sei In seinem Artikel Le cabanon de Promethee Die Hutte des Prometheus 1890 bezeichnete Bloy den Text als flussige Lava von verbluffender panischer Schonheit und als das Werk eines Verruckten aber auch das eines grossen Dichters Er nannte Lautreamont Teurer grosser gescheiterter Mann Armer erhabener Hochstapler 1890 wurden die Gesange neu herausgegeben Der Verleger Leon Genonceaux liess in seinem Vorwort biographische Recherchen uber Lautreamont einfliessen zitierte aus Briefen und veroffentlichte sogar ein Brief Faksimile um Bloys These uber die Verrucktheit des Autors entgegenzutreten 1891 schliesslich entdeckte der franzosische Symbolist Remy de Gourmont diese Neuausgabe der Gesange und wurde zum ersten grossen Fursprecher Am 1 Februar verneigte er sich in der Zeitschrift Mercure tief vor dem Autor Er recherchierte ein Exemplar der Erstausgabe und verfasste eine genaue vergleichende Beschreibung des Werkes entdeckte aber auch das einzige Exemplar der Poesies in der Pariser Nationalbibliothek und publizierte am 1 November die Geburtsurkunde Lautreamonts im Mercure In seinem Le Livre des Masques Das Buch der Masken Glossen und Dokumente uber die Literatur von Gestern und Heute nannte er ihn 1896 einen jungen Mann von wutender und unerwarteter Originalitat und ein krankes nachgerade verrucktes Genie Remy de Gourmont empfahl die Gesange auch dem Surrealismus Vorlaufer Alfred Jarry der daraufhin in seinem Theaterstuck Haldernablou publiziert am 1 Juli 1894 im Mercure und in anderen Werken seiner Bewunderung fur Lautreamonts pataphysisches Universum Ausdruck verlieh und ihm in zahlreichen Zitaten Tribut zollte Fur die Neuausgabe von 1920 in der Editions de La Sirene schrieb Remy de Gourmont das Vorwort Um die Jahrhundertwende begeisterte sich der belgische Schriftsteller und spatere Nobelpreistrager Maurice Maeterlinck an Lautreamonts Dichtung und ruhmte sie als Vorbild des genialen Werkes Ein schwarzer zerschmetterter Erzengel von unsagbarer Schonheit blendende Blitze violett und grun Metaphern in der flammenden Nacht des Unbewussten Und Andre Gide notierte am 23 November 1905 Ich habe zuerst leise dann laut den unvergleichlichen VI Gesang des Maldoror gelesen Durch welchen Zufall kannte ich ihn noch nicht So etwas begeistert mich bis zur Ekstase Danach geriet Lautreamont wieder in Vergessenheit Surrealismus Bearbeiten Wahrend des Ersten Weltkriegs entdeckte der franzosische Schriftsteller Philippe Soupault in der mathematischen Abteilung einer kleinen Buchhandlung in der Nahe des Pariser Lazaretts im Rive Gauche in dem er 1917 untergebracht war zufallig eine Ausgabe der Gesange des Maldoror In seinen Memoiren schreibt er nbsp Andre Breton bezeichnete Lautreamonts Werk 1940 als Apokalypse Beim Licht einer Kerze die mir erlaubt war begann ich die Lekture Es war wie eine Erleuchtung Gleich am Morgen las ich die Gesange noch einmal uberzeugt dass ich getraumt hatte Am ubernachsten Tag besuchte mich Andre Breton Ich gab ihm das Buch und bat ihn es zu lesen Am folgenden Tag brachte er es zuruck ebenso begeistert wie ich Durch diesen Zufall offenbarte sich Lautreamont den Surrealisten sie machten ihn schnell zu ihrem Propheten Damit begann der Siegeszug Lautreamonts Als einer der poetes maudits der verfluchten Dichter wurde er neben Baudelaire und Rimbaud ins surrealistische Pantheon aufgenommen Andre Gide sah es als bedeutendstes Verdienst von Aragon Breton und Soupault an die literarische und ultraliterarische Bedeutung des erstaunlichen Lautreamont erkannt und verkundet zu haben Fur Gide war Lautreamont mehr noch als Rimbaud der Schleusenmeister der Literatur von morgen Aragon und Breton kopierten die einzigen Exemplare der Poesies in der Pariser Nationalbibliothek und veroffentlichten den Text im April und Mai 1919 in zwei aufeinander folgenden Nummern ihrer Zeitschrift Litterature 1925 wurde Lautreamont eine Spezialnummer des Magazins Le Disque vert mit dem Titel Le cas Lautreamont Der Fall Lautreamont gewidmet Viele surrealistische Autoren verfassten in der Folge Texte und Huldigungen zu Lautreamont Andre Breton nahm 1940 Auszuge des vierten und sechsten Gesanges sowie einen Brief Lautreamonts in seine Anthologie des Schwarzen Humors auf und schrieb in der Einleitung Dieses Werk ist die Apokalypse Alles noch so Kuhne das man in den kommenden Jahrhunderten denken und unternehmen wird es ist hier in seinem magischen Gesetz im voraus formuliert worden Die Sprache geradeso wie der Stil gerat mit Lautreamont in eine schwere Krise sie markiert einen Neubeginn Die Grenzen sind gefallen in denen Worte in Beziehung zu Worten Dinge in Beziehung zu Dingen treten konnen Ein Prinzip standiger Verwandlung hat sich der Dinge wie der Ideen bemachtigt und zielt auf ihre totale Befreiung ab die die des Menschen impliziert Was dies betrifft ist Lautreamonts Sprache ein unvergleichliches Losungsmittel und Kleinplasma zugleich 1920 nahm Man Ray jene beruhmt gewordene Stelle aus dem 6 Gesang als Ausgangspunkt fur sein Werk The Enigma of Isidore Ducasse Das Geheimnis des Isidore Ducasse in der Lautreamont das zufallige Zusammentreffen einer Nahmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch beschrieben hatte Die Gesange des Maldoror inspirierten zahlreiche weitere bildende Kunstler Frans De Geetere Salvador Dali Jacques Houplain und Rene Magritte illustrierten Gesamtausgaben spater auch Georg Baselitz Einzelne Werke zu Lautreamont gibt es auch von Max Ernst Victor Brauner Oscar Dominguez Agustin Espinosa Andre Masson Joan Miro Matta Echaunen Wolfgang Paalen Kurt Seligmann und Yves Tanguy Amedeo Modigliani trug immer ein Exemplar der Gesange mit sich die er laut auf dem Montparnasse zitierte nbsp Albert Camus 1957 reihte Lautreamont unter die Sohne Kains einIn Anlehnung an Lautreamonts zufallige Begegnung einer Nahmaschine mit einem Regenschirm auf einem Seziertisch hat Max Ernst die Struktur des surrealistischen Bildes definiert Accouplement de deux realites en apparence inaccouplables sur un plan qui en apparence ne leur convient pas Felix Vallotton und Salvador Dali fertigten imaginare Bildnisse Lautreamonts an da von ihm kein Foto uberliefert war Existentialismus Bearbeiten Albert Camus hat Lautreamont 1951 in seinem existentialistischsten Werk L homme revolte Der Mensch in der Revolte zusammen mit dem Marquis de Sade mit Nietzsche Rimbaud und den Surrealisten unter die Vertreter der metaphysischen Revolte unter die Sohne Kains eingereiht Im Kapitel La revolte metaphysique hat Camus die Chants de Maldoror als Rache an Gott der fur alles Bose verantwortlich ist interpretiert als Revolte gegen eine absurde Schopfung gegen die Herrschaft des Bosen die Gott zum Schuldigen stempelt weil und wenn er allmachtig ist und die ihn als Allmachtigen verneint da er das Bose wider Willen zulasst Camus erkennt in den Chants de Maldoror die eigene Thematik der Absurditat wieder Zu seinen Hauptmotiven gehorte die Frage ob Mord nicht die Konsequenz des absurden Denkens sei Le meurtre et l absurde Die Devise seines Dramenhelden Caligula konnte daher auch diejenige Maldorors sein Die Freiheit so lautet die Konsequenz Maldorors wie die von Caligula lasst sich nur dadurch erringen dass man Gott oder den Gottern die Fuhrung im Boses tun aus der Hand nimmt Freiheit lasst sich nur durch Uberbietung des Absurden durch denjenigen erringen der von ihm betroffen ist durch sein Opfer durch den Menschen Erich Kohler Vorlesungen zur Geschichte der Franzosischen Literatur Freiburg 2006 Bibliographie BearbeitenOriginalausgaben Bearbeiten Les Chants de Maldoror Chant premier par Imprimerie Balitout Questroy et Cie Paris August 1868 1 Gesang anonym veroffentlicht Les Chants de Maldoror Chant premier par Comte de Lautreamont in Parfums de l Ame Bordeaux 1869 1 Gesang veroffentlicht unter dem Pseudonym Comte de Lautreamont Les Chants de Maldoror A Lacroix Verboeckhoven et Cie Brussel 1869 erste Gesamtausgabe nicht ausgeliefert Les Chants de Maldoror Typ De E Wittmann Paris und Brussel 1874 Gesamtausgabe von 1869 mit neuem Einband Les Chants de Maldoror Vorwort von Leon Genonceaux mit einem Brief Faksimile Lautreamonts Ed Leon Genonceaux 1890 Neuausgabe Les Chants de Maldoror Mit 65 Illustrationen von Frans De Geetere Ed Henri Blanchetier Paris 1927 Les Chants de Maldoror Mit 42 Illustrationen von Salvador Dali Albert Skira Editeur Paris 1934 Œuvres Completes Mit einem Vorwort von Andre Breton und Illustrationen von Victor Brauner Oscar Dominguez Max Ernst Espinoza Rene Magritte Andre Masson Joan Miro Matta Echaunen Wolfgang Paalen Man Ray Kurt Seligmann und Yves Tanguy G L M Guy Levis Mano Paris 1938 Maldoror Mit 27 Illustrationen von Jacques Houplain Societe de Francs Bibliophiles Paris 1947 Les Chants de Maldoror Mit 77 Illustrationen von Rene Magritte Editions De La Boetie Brussel 1948 Œuvres completes Fac similes des editions originales La Table Ronde Paris 1970 Faksimiles der Originalausgaben Œuvres completes nach der Ausgabe von 1938 mit den acht historischen Vorworten von Leon Genonceaux Edition Genouceaux Paris 1890 Remy de Gourmont Edition de la Sirene Paris 1921 Edmond Jaloux Edition Librairie Jose Corti Paris April 1938 Philippe Soupault Edition Charlot Paris 1946 Julien Gracq La Jeune Parque Paris 1947 Roger Caillois Edition Librairie Jose Corti 1947 Maurice Blanchot Edition du Club Francais du Livre Paris 1949 Edition Librairie Jose Corti Paris 1984 Poesies I Librairie Gabrie Balitout Questroy et Cie Paris 1870 Poesies II Librairie Gabrie Balitout Questroy et Cie Paris 1870Deutsche Ubersetzungen Bearbeiten Das Gesamtwerk Die Gesange des Maldoror Dichtungen Poesies Briefe Aus dem Franzosischen ubersetzt und mit einem Nachwort von Re Soupault mit Marginalien von Albert Camus Andre Gide Henri Michaux Julien Gracq Henry Miller E R Curtius Wolfgang Koeppen u a Rowohlt Reinbek 1963 Uberarbeitete Neuausgabe Rowohlt Reinbek 1988 ISBN 3 498 03836 2 Die Gesange des Maldoror Ubersetzung Re Soupault Rowohlt Taschenbuch Reinbek bei Hamburg 2004 ISBN 3 499 23547 1 Die Gesange des Maldoror Ubersetzt und mit einer Studie uber den Autor und sein Werk von Re Soupault Mit 20 Gouachen von Georg Baselitz Im Anhang Der Traum als Konstruktionsprinzip bei Lautreamont und Carroll von Elisabeth Lenk Rogner amp Bernhard Munchen 1976 Gesamtwerk Deutsch von Re Soupault Rothe Heidelberg 1954 erste deutsche Ausgabe Werke Die Gesange des Maldoror Dichtungen Briefe Ubersetzung von Wolfgang Schmidt Edition Sirene Berlin 1985 Poesie Vorwort von Guy E Debord und Gil J Wolman Ubersetzt von Pierre Gallissaires und Hanna Mittelstadt Mit Abbildungen Edition Nautilus Hamburg 1979 ISBN 3 921523 38 9Sekundarliteratur Bearbeiten Das Geheimnis des unglaublichen Comte de Lautreamont Texte zu Lautreamont von Aime Cesaire Rene Daumal Tristan Tzara Giuseppe Ungaretti Maurice Blanchot Gaston Bachelard Andre Breton Antonin Artaud Louis Aragon Belindra Francis Ponge Philippe Sollers Leon Pierre Quint und Illustrationen von Salvador Dali Rene Magritte Yves Tanguy Max Ernst Joan Miro Oscar Dominguez Man Ray Victor Brauner Kurt Seligmann Andre Masson u a Edition Tiamat 1986 Rainer Wolzl Lautreamont Die Gesange des Maldoror Mit einem Essay von Peter Gorsen Picus Wien 1992 ISBN 3 85452 121 9 Andre Breton Die verlorenen Schritte Essays Glossen Manifeste Aus dem Franzosischen und mit einem Nachwort von Holger Fock Critica diabolis Ed Tiamat Berlin 1989 ISBN 3 923118 96 1 Antonin Artaud Van Gogh der Selbstmorder durch die Gesellschaft und Texte uber Baudelaire Coleridge Lautreamont und Gerard de Nerval Matthes amp Seitz Munchen 1993 ISBN 3 88221 200 4 Ulrich Berkes Eine schlimme Liebe Tagebuch uber Leben und Werk des Dichters Isidore Ducasse Aufbau Berlin Weimar 1987 ISBN 3 351 00342 0 Louis Aragon Lautreamont und wir In Surrealismus in Paris 1919 1939 Ein Lesebuch Herausgegeben und mit einem Essay von Karlheinz Barck Leipzig Verlag Philipp Reclam jun 1986 Der Aufsatz schildert die erste Lautreamont Rezeption in den Jahren 1917 18 Anthologie des Schwarzen Humors Hg und Vorwort von Andre Breton 1939 Texte von Jonathan Swift Marquis de Sade Georg Christoph Lichtenberg Charles Fourier Thomas de Quincey Pierre Francois Lacenaire Christian Dietrich Grabbe Edgar Allan Poe Charles Baudelaire Lewis Carroll Villiers de L Isle Adam Charles Cros Friedrich Nietzsche Joris Karl Huysmans Lautreamont Arthur Rimbaud Alphonse Allais O Henry J M Synge Andre Gide Francis Picabia Guillaume Apollinaire Pablo Picasso Jakob van Hoddis Hans Arp Marcel Duchamp Jacques Vache Alfred Jarry Franz Kafka Salvador Dali Jacques Prevert Leonora Carrington u a Rogner amp Bernhard Munchen 1979 Die Erstausgabe erschien 1940 vier Tage vor dem Fall von Paris und wurde von der Regierung Petain verboten Die nachsten Ausgaben erschienen 1945 und 1950 mit vermehrten Inhalt Fremdsprachig Le Cas Lautreamont Sondernummer der Zeitschrift Le Disque Vert mit einem Vorwort von Andre Gide und Texten von Philippe Soupault Jules Supervielle Rene Crevel Henry Dommartin Giuseppe Ungaretti Edmond Jaloux Albert Thibaudet Andre Breton Maurice Maeterlinck Paul Valery Paul Eluard Henri Michaux Lucien Fabre Jean Cocteau sowie Leon Bloy Remy de Gourmont Jean Paulhan Andre Malraux u a einer ersten Bibliographie und einer Illustration von Odilon Jean Perier Rene van den Berg Paris Brussel 1925 Philippe Soupault Lautreamont Etude extraits documents bibliographie Paris 1927 Neuauflage Poetes d aujourd hui 6 Pierre Seghers Paris 1946 Maurice Blanchot Lautreamont et Sade Editions de Minuit Paris 1949 Louis Aragon Lautreamont et nous Les Lettres francaises 1 8 Juni 1967 Als selbstandige Publikation 1992 bei Pin Balma Sables veroffentlicht Edouard Peyrouzet Vie de Lautreamont Editions Bernard Grasset Paris 1970 ISBN 0 03 735016 1 Alex de Jonge Nightmare Culture Lautreamont and Les Chants de Maldoror Secker amp Warburg 1973 Gaston Bachelard Lautreamont Corti Paris 1974 Jeremy Reed Isidore A Novel about the Comte de Lautreamont Peter Owen Limited 1991 fiktionale Biographie Louis Jarnover Lautreamont et les chants magnetiques Sulliver Arles 2002 ISBN 2 911199 79 0Weblinks Bearbeitenmaldoror org Die Gesange des Maldoror franzosisch Texte Dokumente Bildarchiv Ausfuhrliche franzosische Seite Memento vom 3 Marz 2015 im Internet Archive Fotos Memento vom 26 Oktober 2009 im Internet Archive rocbo chez alice fr BibliographieNormdaten Werk GND 4225543 0 lobid OGND AKS LCCN n80070117 VIAF 187423229 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Gesange des Maldoror amp oldid 237719919