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Gerard de Nerval eigentlich Gerard Labrunie 22 Mai 1808 in Paris 26 Januar 1855 ebenda war ein franzosischer Schriftsteller Zu Lebzeiten galt er als ein eher marginaler Vertreter der Romantik Seine Texte wirken jedoch heute frischer als die vieler renommierterer Kollegen seiner Zeit Sein Prosatext Aurelia faszinierte spatere Autoren wie Baudelaire Proust oder die Surrealisten Gerard de Nerval um 1854 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Schaffen 1 1 Jugend und literarische Anfange 1 2 Die Jahre als Autor 1 3 Erkrankung und Ende 2 Prix Gerard de Nerval 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Schaffen BearbeitenJugend und literarische Anfange Bearbeiten Gerard de Nerval wie er sich ab 1831 nannte war das einzige Kind eines Mediziners der kurz nach der Geburt seines Sohnes zum Stabsarzt ernannt und zur franzosischen Rheinarmee nach Deutschland versetzt wurde Da die junge Mutter ihren Mann an seine Einsatzorte begleiten wollte gab sie Gerard zu einer Amme im heimatlichen Valois starb allerdings schon 1810 im fernen Schlesien Nach ihrem Tod kam Nerval zu einem Onkel der Mutter ebenfalls im Valois Dort blieb er bis er 1814 nach dem Ende der napoleonischen Feldzuge vom endlich heimgekehrten Vater nach Paris geholt wurde Hier besuchte er das Lycee Charlemagne wo er den spateren Autor Theophile Gautier als Mitschuler hatte Nachdem er schon 1821 im Alter von 13 Jahren angefangen hatte zu dichten wurden seine ersten Texte 1826 gedruckt und zwar politisch oppositionelle Gedichte im Trend der Napoleon Nostalgie jener Jahre sowie ein satirischer Sketch uber die unauffindbaren d h bei Sitzungen haufig fehlenden Mitglieder der Academie francaise Zur selben Zeit verfasste er eine Ubertragung von Goethes Faust I die ihm grosse Anerkennung verschaffte als sie 1827 erschien und die von Hector Berlioz 1829 auszugsweise vertont wurde Die Jahre als Autor Bearbeiten 1828 wurde er Victor Hugo vorgestellt und verarbeitete dessen Roman Han d Islande zu einem Theaterstuck das aber erst nach der Julirevolution 1831 uraufgefuhrt wurde Am 25 Februar 1830 war er mit dem gesamten Freundeskreis Hugos bei der Urauffuhrung von dessen als programmatisch romantisch intendiertem Drama Hernani zugegen dem legendaren Theaterskandal Bataille d Hernani einer Schlacht von Applaus und Buh Rufen Im selben Jahr publizierte er eine vielbeachtete Anthologie selbst ubertragener deutscher Gedichte samt einer einleitenden Studie uber die deutschen Dichter Hiermit machte er seinen Landsleuten zahlreiche deutsche Lyriker bekannt und wurde ein wichtiger Vermittler der deutschsprachigen Literatur in Frankreich Obwohl Nerval als Literat inzwischen durchaus erfolgreich war begann er 1832 auf Drangen des Vaters ein Medizinstudium Als er jedoch 1834 von einem Grossvater 30 000 Francs erbte wovon eine sparsam wirtschaftende Person 20 Jahre hatte leben konnen brach er das lustlos betriebene Studium ab und schloss sich der Boheme um Theophile Gautier an dem Literaten und Kunstlermilieu am Rande der burgerlichen Pariser Gesellschaft Auch unternahm er eine erste langere Reise nach Sudfrankreich und Italien Im selben Jahr verliebte er sich in die Schauspielerin Jenny Colon die ihn zwar nicht erhorte aber bis 1838 stark beeinflusste So grundete er fur sie 1835 eine aufwendig gemachte Theaterzeitschrift Als diese ein Jahr spater pleiteging war Nerval ruiniert und musste hinfort von seiner Feder leben Dies gelang ihm als Co Autor von Theaterstucken z B 1837 und 1839 als Kompagnon des umtriebigen Alexandre Dumas und als Journalist z B mit Literaturkritiken und Reiseberichten 1837 unternahm er mit Gautier eine Reise nach Belgien 1838 fuhrte ihn eine erste Deutschlandreise bis Frankfurt 1839 40 eine zweite bis Wien 1840 publizierte er eine Ubertragung des gesamten Faust I und II sowie weiterer deutscher Gedichte Erkrankung und Ende Bearbeiten 1841 hatte er erstmals Wahnvorstellungen und verbrachte fast das ganze Jahr in Kliniken 1842 versuchte er mit journalistischen Arbeiten wieder Tritt zu fassen und bereitete eine Orient Reise vor die ihm neue Inspirationen bringen sollte Tatsachlich war er das ganze Jahr 1843 unterwegs Malta Kairo Beirut Rhodos Smyrna 1 Berichte uber diese Reise erschienen ab 1844 in Zeitschriften spater verarbeitete er sie zu dem Buch Scenes orientales I Les Femmes du Caire das jedoch bei seinem Erscheinen im Revolutionsjahr 1848 fast unbeachtet blieb Auch in den Jahren 1844 bis 1847 war Nerval viel unterwegs Belgien Holland London Umland von Paris und verfasste Reisereportagen und impressionen Zugleich schrieb er Novellen und Lyrik und ubersetzte Gedichte des in Paris lebenden Heinrich Heine mit dem er befreundet war gedruckt 1848 Weil sich sein Gesundheitszustand ab 1850 drastisch verschlechterte und er immer mehr Zeit in Kliniken verbrachte arbeitete er in den Folgejahren wenn er konnte wie besessen So publizierte er 1851 die endgultige Version seiner Orientreise unter dem Titel Voyage en Orient und brachte im Dezember sein Stuck L Imagier de Haarlem zur Auffuhrung das sein Faust hatte werden sollen aber durchfiel nbsp Nervals Grab auf dem Pariser Friedhof Pere LachaiseHiernach suchte er altere und neuere seiner bereits in Zeitschriften publizierten Texte zusammen uberarbeitete sie und fasste sie zu zwei Sammelbanden zusammen die heute als seine Meisterwerke gelten Les Illumines ou Les Precurseurs du socialisme 1852 und Les Filles du feu 1854 Der erste Band enthalt sechs fiktionale Portrats historischer mannlicher Personen deren Sozialismus eher Anarchismus ist der zweite umfasst acht sehr unterschiedliche meist erzahlende Texte uber Protagonistinnen sowie als Anhang mit dem Kollektivtitel Chimeres 12 kunstvolle hermetische Sonette darunter das beruhmte und wie ein Fazit seiner Existenz wirkende El Desdichado der Ungluckselige Nervals letztes Werk wurde der wohl schon 1841 begonnene Prosatext Aurelia der als eine ebenso suggestive wie formvollendete Gratwanderung zwischen Traum und Wirklichkeit erscheint und dessen letzter Teil erst postum veroffentlicht wurde Seine letzte Reise fuhrte Nerval 1854 erneut nach Deutschland Insbesondere Nurnberg Bamberg Leipzig und Dresden begeisterten ihn Als er sich Ende des Jahres nach einem erneuten Klinikaufenthalt ohne feste Bleibe und mit nur noch sparlichen Honoraren auf den Pariser Strassen wiederfand beging er Anfang 1855 Suizid Er erhangte sich am Gitter vor einem Abflusskanal in der heute nicht mehr vorhandenen Rue de la Vieille Lanterne Prix Gerard de Nerval BearbeitenVon 1989 bis 2016 verliehen die seit 1838 bestehende franzosische Autorenvereinigung Societe des gens de lettres SGDL und das Goethe Institut alljahrlich den Prix Gerard de Nerval Damit wurden literarische Ubersetzer aus dem Deutschen ins Franzosische ausgezeichnet 2 Werke BearbeitenŒuvres completes 6 Bde Paris 1867 1877 Œuvres completes Hrsg A Marie J Marsan E Champion 6 Bde Paris 1926 1932 Œuvres Hrsg H Lemaitre 2 Bde Classiques Garnier Paris 1958 Voyage en Orient 2 Bde Paris 1851 Voyage en Orient Hrsg M Jeaumaret Garnier Flammarion Paris 1984 Les Filles du feu Paris 1854 Les Filles du feu Hrsg L Cellier Garnier Flammarion Paris 1972 Die Tochter der Flamme Ubersetzt von Anjuta Aigner Dunnwald und Friedhelm Kemp Rowohlt Hamburg 1991 Sylvie Erinnerungen ans Valois Mit dem Essay Der Nebel zwischen den Wortern von Umberto Eco herausgegeben ubersetzt und kommentiert von Burkhart Kroeber Dieterich sche Verlagsbuchhandlung Mainz 2016 La Boheme galante Paris 1855 Le Reve et la Vie Paris 1855 Aurelia ou le Reve et la Vie Lettres d amour Hrsg J Richer et alii Paris 1965 3 Aurelia oder Der Traum und das Leben Roman ubersetzt von Ernst W Junker bearbeitet und mit einem Nachwort von Thomas Ballhausen Edition Atelier Wien 2016 ISBN 978 3 903005 22 8 Aurelia oder Der Traum und das Leben Aus dem Franzosischen von Hedwig Kubin Mit 57 Zeichnungen von Alfred Kubin Munchen 1982 ISBN 978 3 423 02402 0 Zeichnungen im Internet Archive Poesies suivies de Petits Chateaux de Boheme Les Nuits d octobre Promenades et Souvenirs La Pandora Contes et Faceties Hrsg M Hafez Le Livre de Poche Paris 1964 Les Chimeres Hrsg J Guillaume Brussel 1966 Pandora Hrsg J Guillaume Namur 1968 1976 Les Illumines ou les Precurseurs du socialisme Bibliotheque Marabout Verviers 1973 Les Chimeres Le Livre de Poche Paris 1984 Literatur BearbeitenAlbum Nerval Iconographie choisie et commentee par Eric Buffetaud et Claude Pichois Bibliotheque de la Pleiade Editions Gallimard 1993 ISBN 2070112829 Illustrierte Biographie Susanne Goumegou Traumtext und Traumdiskurs Nerval Breton Leiris Fink Munchen 2007 Susanne Greilich Imaginativer und imaginarer Raum Der Orient Gerard de Nervals in Gesine Muller Susanne Stemmler Hg Raum Bewegung Passage Postkoloniale frankophone Literaturen Gunter Narr Tubingen 2009 ISSN 1861 3934 ISBN 9783823365150 S 33 49 Rolf Gunter Renner Vernunftiger Traum und wahnhafte Vernunft Zu Gerard de Nervals Aurelia In Rein A Zondergeld Hrsg Phaicon 4 Almanach der phantastischen Literatur Suhrkamp st 636 Frankfurt 1980 Egon Huber Gerard de Nervals Meisternovelle Sylvie In Deutsch Franzosisches Institut Ludwigsburg Hrsg Deutschland Frankreich Ludwigsburger Beitrage zum Problem der deutsch franzosischen Beziehungen Bd 2 Veroffentlichungen des Deutsch Franzosischen Instituts Ludwigsburg e V Band 2 Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1957 S 180 188 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gerard de Nerval Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Gerard de Nerval im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Gerard de Nerval in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Gerard de Nerval im Projekt Gutenberg DE Namen Titel und Daten der franzosischen Literatur Teil 2 1800 bis ca 1960 von Gert Pinkernell Liste des oeuvres de Gerard de Nerval eine Auswahl von online verfugbaren Texten Nervals Einzelnachweise Bearbeiten Gerard de Nerval bei romantis free fr Joseph Hanimann Frankreich schafft Ubersetzerpreis ab In Suddeutsche Zeitung vom 23 Dezember 2016 S 14 Zweisprachig Aurelia Franzosisch Deutsch Ubers Hedwig Kubin Nachwort Walter Pabst Reihe Fischer Bibliothek der hundert Bucher 42 Frankfurt 1961 Eine andere Ausgabe nur deutsch Ubers Eva Rechel Mertens Nachwort Hans Straub Manesse Verlag Zurich 1960 Werke von Gerard de Nerval Voyage en Orient 1851 Les Illumines 1852 Lorely souvenirs d Allemagne 1852 Odelettes 1832 39 veroffentlicht 1853 Sylvie 1853 Les Chimeres 1854 Les Filles du feu 1854 Aurelia ou le Reve et la Vie 1855 La Pandora 1921 Normdaten Person GND 118587013 lobid OGND AKS LCCN n79040065 VIAF 24596532 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nerval Gerard deALTERNATIVNAMEN Labrunie Gerard wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG franzosischer Schriftsteller und UbersetzerGEBURTSDATUM 22 Mai 1808GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 26 Januar 1855STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerard de Nerval amp oldid 228774828